Die Überlegung, was an einem aussen trockenen laufenden Sekundärantrieb verschleisst oder vielleicht nicht, spielt für mich keine gewichtige Rolle.
Ist man schon in den zweifelhaften Genuss eines solchen Antriebs über sehr lange Strecken gekommen, kann man gar nicht genug Schmierstopps einlegen und erfährt, das sie doch wenig an der Situation ändern. Der Unterschied zu einem wie geschmiert laufenden System und einem rumpeligen, in meinem Augen zudem sehr verschleissfördernden Antrieb, wird einem schneller gewahr, als man bis 3 zählt.
Mit verbackenen Gliedern läuft eine Kette "rumpelig". Hat freilich mit trocken laufenden Rollen nix zu tun. Die hört man allenfalls, rumpeln tut da aber nix.
Rumpelig. Ergänzend zu diesem von mir gewählten Ausdruck, der nicht zwingend ein Verbacken beinhalten muss, füge ich hinzu, unrund, mahlend, nicht geschmeidig laufend. Vibrationen verursachend, die zum normalen, drehzahlabhängigen Vibrationsaufkommen der W hinzukommen und für einen sensibilisierten Fahrer spürbar werden.
Ob und wie lange dann noch der Kettensatz nach so einer Tortur wieder zu seiner alten und bevorzugten Form unter milderen Bedingungen zurückfindet, ist ein spannendes Erlebnis. Der Honda CB Erstausrüstersatz scheint solche Widrigkeiten besser wegzustecken auf lange Sicht als das von Kawa verwendete Material.
zwischen Rolle und Hülse geht nix fest und verschleißt auch kaum was - mit oder ohne Schmierung.
Gruß Serpel
Hallo Serpel, solche Details finde ich manchmal richtig spannend... Wen es nicht interessiert, gleich weiterlesen, braucht man ja nicht fürs schöne W-Fahren...
Musste gerade mal eine geöffnete Fahrradkette um ein Zahnrad legen, weil die Vorstellung holperte: In dem Moment, wo ein Kettenglied das Ritzel oder K.blatt erreicht oder verlässt gibt es ja diese kurze Schwenkbewegung der Laschen zueinander. Der Sinn einer beweglichen Rolle auf der Hülse besteht darin, dass im Moment des Schwenkens eine Drehbewegung innerhalb der Zähne vermieden wird. Würde man auf die Rolle verzichten, würde die Hülse direkt zwischen den Zähnen liegen und es gäbe eine kurze Drehbewegung zwischen Zahnzwischenraum und Hülse beim Ein- und Austritt. Bei den hohen Flächendrücken auf den schmalen Zahnflanken wäre der Verschleiß an Ritzel, Blatt und Hülsen hoch, dat hält nich lang. Deswegen die Rolle, sie bettet sich zwischen den Zähnen ein, zwischen ihr und den Zähnen gibt es keine Bewegung, wohl aber zwischen Rolle und Hülse. Und hier braucht es Schmierung. Die Rolle hat auf der Hülse ihr notwendiges Längsspiel und ist nicht durch Dichtringe abgedichtet. Bei jedem Lastimpuls, den sie erfährt, presst sie sich fest gegen die Hülse, das Fett wird tendenziell zwischen beiden rausgepresst.
Wenn nun nach langer ungeschmierter Zeit das letzte Fett zwischen beiden herausgepresst, gewandert, durch Kriechvorgänge entschwunden ist, läuft irgendwann die Rolle trocken auf der Hülse. (Wenn ich an meine schnurztrockenen Türangeln neulich denke, die ich vor einem Jahr geschmiert hatte, frage ich mich, wohin das Zeug eigentlich verschwindet...). Jetzt wird sich irgendwann die Rolle auch nicht mehr auf der Hülse drehen. Dazu muss sie noch gar nicht gefressen haben. Sondern jetzt dreht sich die Rolle zwischen den Zähnen, es kommt zur übermäßigen Abnutzung der Zähne und an den Rollen.
Verbacken miteinander sind die Kettenglieder deshalb nicht, denn dieser Vorhang findet woanders statt: Zwischen Hülse und Bolzen. Ganz andere Baustelle und da ist auch abgedichtet.
Womöglich dauert das ganze ungeschmiert eine gute Weile, aber irgendwann wird's wohl so enden,
Jetzt bin ich mal der Praktiker und stelle euch in die theoretische Ecke.
Ich hab bereits mal eine Kette während 27'000 km nicht gepflegt - sie ist also während dieser Zeit im wesentlichen trocken gelaufen - und hab keinerlei auffälligen Verschleiß der Rollen festgestellt.
Zwar gibt es auch zwischen Rolle und Hülse eine Relativbewegung, allerdings lastfrei. Die Last wird von Bolzen und Hülse aufgenommen, so dass die Druckbelastung der Rolle erst dann hinzukommt, wenn sie bereits statisch auf dem Zahnrad aufliegt.
Ich bleib dabei: Kettenpflege ist nur in punkto Dichtringe nötig, und das (vermutlich) am besten mit Öl.
Zitat von Knallert im Beitrag #325Jetzt wird sich irgendwann die Rolle auch nicht mehr auf der Hülse drehen. Dazu muss sie noch gar nicht gefressen haben. Sondern jetzt dreht sich die Rolle zwischen den Zähnen, es kommt zur übermäßigen Abnutzung der Zähne und an den Rollen.
Du hast noch etwas vergessen. Sobald sich ohne Schmierung die Rolle auf der Hülse (oder die Rolle im Kettenrad) drehen muß, führt die Reibung dort zur Erwärmung, und kann die Kette so weit erhitzen, daß die flüchtigen Bestandteile der eingekapselten Kettenschmierung zum Sieden gebracht werden und das Fett herauskochen, denn die O- oder X-ringe halten gegen Druck von innen nicht dicht. Ist aber das Schmiermittel aus der Kette heraußen, beginnt der galoppierende Verschleiß.
Dieter
Alkoholfreies Bier... schmeckt richtig, ist aber falsch.
Zitat von decet im Beitrag #329... Du hast noch etwas vergessen. Sobald sich ohne Schmierung die Rolle auf der Hülse drehen muß, führt die Reibung dort zur Erwärmung, und kann die Kette so weit erhitzen, daß die flüchtigen Bestandteile der eingekapselten Kettenschmierung zum Sieden gebracht werden und das Fett herauskochen, denn die O- oder X-ringe halten gegen Druck von innen nicht dicht. Ist aber das Schmiermittel aus der Kette heraußen, beginnt der galoppierende Verschleiß...
eben, besonders gut bei zügiger Autobahnfahrt im trockenen Sommer zu besichtigen, wenn dann die Kette "rostbraun" wird, obwohl die Rollen noch schön schwarz sind, dann ist das ein sicheres Zeichen für den (baldigen) Tod der Kette. Entweder wurde irgendwann vorher nicht geschmiert, oder es ist das natürliche Ende.
@Serpel bzw. Knallert: noch etwas zu der nicht nötigen Schmierung der Rollen: hast du schon einmal die leicht kupfer/messingfarbenen Verfärbungen auf den Rollen gesehen, nach längerer Fahrt ohne Schmierung? Meiner Meinug nach verflüchtigt sich irgendwann die Chromschicht von den Rollen. Von daher muss dort Reibung > Erhitzung vorliegen.
Oder, ganz praktisch: Kette ist Scheiße, mit der wir leben müssen, leider. Man stelle sich einen Kettenantrieb am Pkw vor, das ging wohl nur am Urbenz