bei dem schönen Wetter letzte Woche kurzfristig einen Tag Urlaubgenommen, und wollte eigentlich die neue Ducati Scrambler DS für einen Tag leihen (ein Bild von einem Motorrad ), ist zur Zeit wegen großem Probefahrtinteresse der werten Kundschaft kurzfristig nicht möglich :-(
OK, mich der eigenen Mopped - Wurzeln erinnert, da waren immer, und das sehr gerne, auch Eintöpfe dabei.
Unter anderem auch, anno 94, eine Duke I, die auf 40.000 km viel Fun bereitete, wenn, ja wenn sie denn fuhr.
Nach unzähligen Defekten an eben jener war KTM für mich 20 Jahre lang gestorben (von einem kleinen Fehltritt mit einer 200er Duke mal abgesehen), aber man soll ja nicht nachtragend sein
"Habt ihr ´ne Duke 690 für einen Tag zum Mieten da?" "Yep, eine R".
Also, rein in die Klamotten, ab zum MRS, da steht sie auch schon.
Papierkram, kurze Einweisung in die Tiefen des Menues (wie einfach früher alles war ), und aufs Knöpfchen gedrückt.
Motor läuft sofort, die Kickorgien von damals scheinen vorbei, der Ausdruck "Kick Ten Minutes" kam nicht von ungefähr (seitdem ist mein linkes Bein am Umfang 10 cm größer als das rechte ).
Und los geht´s.
Optik:
Schönheit liegt, wie immer, im Auge des Betrachters. Für "Urduker" wie mich war ab der IVer das Thema eigentlich durch, zu bieder, einem japanischem Brot - und Buttermotorrad nicht unähnlich, stand sie da.
Mittlerweile hab´ ich mich irgendwie dran gewöhnt, umhauen tut´s einen nicht. Aber geht schon.
Sitzarrangement, Komfort und Fahrwerk
Man wird nicht jünger, die Lendenwirbel und Knie melden sich hie und da schon mal.
Von Sitzproben auf Messen waren mir die Rasten der "R" immer zu hoch, die Federung beim "Trockenfedern" viel zu hart.
Da war die Überraschung groß, als auch nach flottem Befahren der ersten groben Flicksträßchen die erwartete Qual ausblieb.
Die Federung ist schon straff, bügelt aber Unebenheiten, auch bei hohem Tempo, prima aus.
Der breite, nur wenig gekröpfte Lenker liegt gut zur Hand, die hohen Rasten und die daraus resultierende, vorderradorientierte Sitzposition ergeben eine tolle Kontrolle bei ordentlichem Komfort. Auch der Kniewinkel machte nach 360 Kilometern keine Probleme, passt!
Das sich das Ding wie das vielzitierte Fahrrad handeln lässt, ist nix Neues und hat sich wieder bestätigt. Fight the fat, alter KTM-Werbespruch.
Auf kleinen, kurvigen Sträßchen ist der Herzog König.
Die Stabilität in schnell gefahrenen, weiten Radien ist ebenfalls spitze. Alles > 150 Sachen habe ich mangels Interesse nicht getestet.
Geilomat.
Getriebe:
KTM - Heimspiel.
Ist mir schon damals bei meiner alten Duke aufgefallen, ebenso bei einer Probefahrt der 1050er. KTM kann Getriebe.
Geräuschlos, kurze Wege, knackig, definiert und trotzdem ultraleichtgängig. 1+, mit Sternchen.
Motor, bummeln
Wenig Schwungmasse, kurzer Hub, und das bei einem fetten Eintopf. Das man da nicht im Vierten aus dem Kreisverkehr beschleunigen kann, ist klar. Ja, das Fahren mit gleichmäßiger Geschwindigkeit ist nicht das Ding der Duke. Dabei ist es egal, ob 50, 80 oder 100 Sachen.
Letztere müssen es schon sein, um gerade so im Sechsten klarzukommen. 30er Zonen schmerzen mit dem Triebwerk mehr wie eh schon, Stadtverkehr ist eine Plage.
Holla die Waldfee, das Ding geht ab wie Schmitz Katze.
Unfassbar, wohin die Öschis den Einzylinder entwickelt haben. Druckvoll ab etwa 4.000, fett in der Mitte zwischen 5 - und 6, gibt´s nach oben kein halten mehr.
In Verbindung mit dem tollen Fahrwerk und dem geringen Gewicht schnalzt man aus den Ecken raus, daß es eine wahre Freude ist.
Entgegen vieler Berichte empfinde ich den Eintopf nicht als "weichgespült". Klar, durch die Ausgleichswelle im Zylinderkopf (!) ist das Ding nicht mehr so ungehobelt wie der alte 620er, dennoch lassen einen die Vibrationen nie über die Bauart des Motors im Unklaren.
Die Gasannahme, auf elektronischem Weg versteht sich, sowie die Gängigkeit des Gasgriffs geht voll in Ordnung.
In der Zdjlakk drückte der Single 78 PS. Euro IV tauglich, wohlgemerkt. Chapeau.
Ein Spaßbringer erster Güte, ich bin immer noch hin - und weg ;-)
Was war sonst noch
Quergelegtes I-Phone als Instrumente, ist halt heute so. Viel zu flach angestellt, Sichtbarkeit und Kontrast trotzdem gut. Wechselt von Tag - in Nachtmodus und hat Untermenues noch und nöcher.
3 Fahrmodi inclusive, wäre für mich alles nicht notwendig.
Der Sound ist so lala, für Euro IV und mit (notwendiger!) Rücksicht auf die Mitmenschen ist er aber ok.
Kleinigkeiten wie sich selbst verstellende Spiegelgelenke (wurde behoben) und ein erstes kleines Ölrinnsal, welches auf den Auspuffsammler tropfte (Maschine hatte grade mal 500 km auf der Uhr ) zeigen, daß es halt eine KTM ist.
Fazit
Das Konzept und die Umsetzung der Duke ist absolut einmalig, es gibt nichts Vergleichbares. Nicht annähernd.
Wer mit den genannten Unzulänglichkeiten leben kann, hat mit der Duke abseits jeder Vernunft ein fahraktives, forderndes Feuerzeug für die flotte, kurvige Hausrunde.
Für die Dolos, den Valvestino oder, noch besser, die SS46 ab Rovereto.
Ich bin gestern die 1290 Superduke gefahren. War nett aber so gekickt hat es mich nicht. 16.000 Mäuse für so eine Maschine find ich da echt ein Wort. Der Händler hat mir erzählt das KTM wohl nur die ersten Monate im Jahr Strassenmaschinen produziert und dann nicht mehr. Da bestellt man im Vorjahr was man meint zu verkaufen und bekommt die Maschinen dann nach Fertigstellung auch sofort geliefert weil die KTM wohl auch kein Lager für die fertigen Maschinen haben und die sofort auf den LKW verladen. Da ich ja eigentlich nie neue Maschinen kaufe ist mir diese Geschäftspolitik der Hersteller bislang verborgen geblieben. Mir hat von allen (probe)gefahrenen Maschinen bislang die Ducati Scrambler am meisten Spass gemacht.
Das stimmt. Die produzieren bis zu den Werksferien Motorräder und nach den Werksferien die Modelle des nächsten Modelljahres. Wie BMW z.B. auch. Und lagern können die natürlich nix. Oder anders ausgedrückt: Der Händler schwätzt dummes Zeug.
Zitat von on2wheels im Beitrag #322 .................................................... Kleinigkeiten wie sich selbst verstellende Spiegelgelenke (wurde behoben) und ein erstes kleines Ölrinnsal, welches auf den Auspuffsammler tropfte (Maschine hatte grade mal 500 km auf der Uhr ) zeigen, daß es halt eine KTM ist.
Ciao Alex
Ist KTM tatsächlich für eine gewisse Schlampigkeit bekannt?
ZitatIst KTM tatsächlich für eine gewisse Schlampigkeit bekannt?
Kann ich nach sechs KTM bislang nicht bestätigen. Noch keinen einzigen außerplanmäßigen Werkstattaufenthalt, ein Rückruf wegen irgendeiner Belanglosigkeit, die ich schon wieder vergessen habe.
ZitatIst KTM tatsächlich für eine gewisse Schlampigkeit bekannt?
Nunja, ich habe die Erfahrung gemacht, und zwar kräftig. Falcone ja offensichtlich nicht.
An der Duke 1, bei vernünftiger Behandlung (Warmfahren, KD´s etc) : Nockenwelle defekt, 2 Drehzahlmesser, Risse in den Felgen (an den Speicheknubbeln), gebrochener Heckrahmen etc. pp.
Von Kleinigkeiten wie wegvibrierten Blinkern, Birnen, "Kick Ten Minutes", Benzinaustritt am Vergaser, plötzliches Ausgehen auf der Autobahn (jajaja, sie gehört da nicht hin) usw. gar nicht zu sprechen
Aber wie gesagt, ist alles > 20 Jahre her,da hat sich sicher was getan.
Vielleicht ist es nicht nur Schlampigkeit, vielleicht sind die Moppeds von KTM technisch eben grenzwertig ausgelegt, die Japaner sind da meist eher auf der sicheren Seite.