Zitat von Falcone im Beitrag #705Da die Wanderung des Reifenaufstandspunktes in einem Radius erfolgt, kann ich mir jetzt schwerlich vorstellen, dass sich die Schräglagenfreiheit erhöhen könnte - bei einem Autoreifen vielleicht ...
Nix Autoreifen - der Querschnitt eines breiteren Reifens besitzt immer auch einen größeren Radius. Somit wandert der Aufstandspunkt bei Schräglage weiter nach außen (von der Motorrad-Mittelebene weg) und vergrößert dadurch die Schräglagenfreiheit. Das kann man nicht so einfach weg ignorieren.
Naja, so wie ich den Serpel verstehe wandert der Aufstandspunkt bei zunehmender Schräglage über den größeren Radius des breiten Reifens weiter nach außen als auf einem schmalen Reifen mit kleinerem Radius. Das heißt man erreicht bei einem breiteren Reifen dann erst später den Punkt an dem ich die Haftung verlieren könnte...so in etwa jedenfalls. Und je weiter der Aufstandspunkt auf dem Querschnittsradius wandern kann desto mehr Spielraum für Schräglage besitze ich, also "größere Schräglagenfreiheit". Richtig verstanden ?
Zitat Naja, so wie ich den Serpel verstehe wandert der Aufstandspunkt bei zunehmender Schräglage über den größeren Radius des breiten Reifens weiter nach außen als auf einem schmalen Reifen mit kleinerem Radius.
Soweit richtig.
Zitat Das heißt man erreicht bei einem breiteren Reifen dann erst später den Punkt an dem ich die Haftung verlieren könnte...so in etwa jedenfalls.
Das sehe ich nicht so. Hier kommt das Kräfteverhältnis ins Spiel. Das ist unabhängig von der Breite des Reifens. Überwiegt die Fliehkraft, fällst du hin. Ist die Schräglage zu groß, ebenfalls. Die Schräglage, an der du den Punkt erreichst, wo du die Haftung verlierst, ist beim breiten Reifen größer, als bei einem schmalen Reifen. Die Geschwindigkeit ist beide male identisch. Die Schräglagenfreiheit beim schmalen Reifen also höher.
Zitat Und je weiter der Aufstandspunkt auf dem Querschnittsradius wandern kann desto mehr Spielraum für Schräglage besitze ich
Nein. Am Kräfteverhältnis ändert sich dadurch nichts. Da du aber für die gleiche Geschwindigkeit mit einem breiten Reifen mehr Schräglage brauchst, setzt z.B. eine W mit breiterem Reifen früher mit den Fußrasten auf. Schneller kann sie jetzt nicht mehr. Eine W mit schmalerem Reifen hat hier noch Reserven, kann sich also noch weiter in die Kurve legen und ist damit in der Kurve schneller.
Zitat von d-back20 im Beitrag #714Naja, so wie ich den Serpel verstehe wandert der Aufstandspunkt bei zunehmender Schräglage über den größeren Radius des breiten Reifens weiter nach außen als auf einem schmalen Reifen mit kleinerem Radius.
Genau.
Zitat von d-back20 im Beitrag #714Das heißt man erreicht bei einem breiteren Reifen dann erst später den Punkt an dem ich die Haftung verlieren könnte...so in etwa jedenfalls.
Im Grunde ebenfalls richtig. Beim breiteren Reifen ist mehr Schräglage möglich (und nötig), bis die Haftung abreißt.
Zitat von d-back20 im Beitrag #714Und je weiter der Aufstandspunkt auf dem Querschnittsradius wandern kann desto mehr Spielraum für Schräglage besitze ich, also "größere Schräglagenfreiheit". Richtig verstanden ?
Ich glaube, hier wird gerade ein theoretisches Motorrad mit entsprechend hohen Fußrasten (z.B. ein Sportler) mit den Gegebenheiten der W vermengt, um die es bei Brundis Anfrage ging. Oder noch klarer: Welche W ist in einer identischen Kurve schneller, wenn die Fußraste gerade so aufsetzt? Die mit einem 120er Reifen oder die mit einem 150er Reifen?
Zitat von Falcone im Beitrag #717Welche W ist in einer identischen Kurve schneller, wenn die Fußraste gerade so aufsetzt? Die mit einem 120er Reifen oder die mit einem 150er Reifen?
Wie oft soll ich es noch sagen? Das kann man a priori nicht so einfach abschätzen, weil ein breiterer Reifen prinzipiell zwar mehr Schräglage erfordert, andererseits aber auch mehr Schräglage ermöglicht. Und zwar einerseits wegen der (intrinsischen) Schwerpunktgeschichte als auch deswegen, weil beim breiteren Reifen der Aufstandspunkt weiter nach außen wandert. Und dadurch die schräglagenbegrenzenden Teile relativ nach innen.
Meine Mathematik-Erfahrungen haben mir gezeigt, berechnen kann man alles. Richtig muss es deswegen noch lange nicht sein. Deswegen will ich dir gerne glauben, habe aber einfach das Gefühl, dass es nicht stimmt, was du sagst. Zumindest nicht bezogen auf eine W, die mit unterschiedlich breiten Reifen ausgerüstet ist.
Aber vielleicht kannst du mir ja anhand der beiden Zeichnungen erklären, wo mein Denkfehler liegt.
Auf der ersten Zeichnung sehen wir einen Sportler und eine W, die mit gleicher Geschwindigkeit um eine Kurve fahren. Offensichtlich ist die geringere Schräglage, die bei der W notwendig ist, um die gleiche Geschwindigkeit halten zu können.
Der Sportler hat ca. 50° Schräglage, die W hat ca. 40°
Auf der zweiten Zeichnung habe ich genau dieselbe W ausgeschnitten und mit ebenfalls 50° Schräglage wieder aufgeklebt. Den dicken Reifen mit den identischen Maßen wie beim Sportlers habe ich rot eingezeichnet.
Die Auflagefläche wandert gut sichtbar zur Kurveninnenseite hin. Die Geschwindigkeit und natürlich entsprechend auch die Schräglage ist bei beiden Motorrädern gleich. Die Fußraste bei der W berührt den Boden.
Meine Schlussfolgerung ist demnach: Bekommt die W einen breiteren Reifen, muss man bei gleichbleibender Kurvengeschwindigkeit in einer größeren Schräglage fahren, die Fußraste berührt früher den Boden.
Eine W mit dünnerem Reifen ermöglicht demnach höhere Kurvengeschwindigkeiten bzw. setzt nicht so früh mit der Raste auf.