Nein, eine Volksweisheit aus dem Rheinland Die Rheinländer mögen es berichtigen Et is wie et is un et kütt wie et kütt aber et is immernoch jot jejange
Ich kenne diesen Spruch sehr wohl, alleine von Dir, aus der entfernten Hauptstadt(?), hatte ich diesen Gedanken nicht erwartet, oder zumindestens nicht in diesen Worten. Über diesen Zusatant erlaubte ich mir meine Verwunderung auszudrücken.
Untertänigst
Andreas
Photographiert wird auf Film, alles andere ist bloß digital. Mitglied VfDKV
Naja - der langhaarige Hauptstadt-Rotzlöffel steht doch unter dem unheimlichen Einfluß eines Exilrheinländers aus der Schweiz ! Da bleibt manches hängen ...
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"Dumme Fragen stellen kann jeder. Aber auf ernst gemeinte Fragen dumme Antworten geben, dazu gehört schon ein gewisses Können."
In Antwort auf:Die Rheinländer mögen es berichtigen
Et is wie et is un et kütt wie et kütt aber et is immernoch jot jejange
Na,
dann wollnwer mal.
Lieber Swennie, in diesem (absolut richtigen und philosophisch wertvollen) Spruch sind zwei kleiner Fehler, die den Nichtrheinländer sofort enttarnen. Die Fehler sind auf den ersten Blick so unbedeutend, daß eigentlich jeder darüber stolpert.
Letzte Zeile:
Es ist immer noch gut gegangen. Das ist Hochdeutsch, für den Rheinländer unerschwinglich, mit Mühe gerade noch verständlich.
Es ist noch immer gut gegangen. (Beachte die Stellung der Wörter 3 und 4 - sehr wichtig!) Das ist rheinisches Hochdeutsch, ein unsicheres Gebiet, auf dem der Rheinländer an und für sich schnell verlegen wird. Er versucht es allerdings immer wieder und das alleine muß man ihm schon hoch anrechnen - finde ich.
Die richtige, rheinische Grammatik lautet: Es hat noch immer gut gegangen. Oder übersetzt: Et hät noch immer joot jejange
Das ist dann der Rheinländer. Er benutzt diese Wort nicht einfach nur falsch, weil er dumm ist. Sondern er mißt dem "ist gutgegangen" eine zu passive Bedeutung bei. "Du bist, was Du bist" hat für den Rheinländer wenig Aussage "Du hast, was Du hast" ist schon plastischer, farbiger. Sobald das Hilfswort "sein" auftaucht, wird die Sache anonym. Nicht selten ist dann die (verhaßte, aber geführchtete Obrigkeit) gemeint.
"Ist das gemacht (worden)?" heißt soviel, wie "Muß ich mich da noch drum kümmern oder darf ich gleich wegschauen?"
"Hadder dat jemaaht?" heißt "Hat er (Hast Du) das gemacht?" das ist persönliche Ansprache, der Chef will sehen, wie "er", also Du die Arbeit gemacht hast. Er kümmert sich.
Und so geht es mit dem Schicksal auch. Es ist noch immer gut gegangen ist zu unpersönlich. Es hat noch immer gutgegangen ist direkt aktiv. Das Schicksal hat gemacht. In der Verquirlung heißt es dann eben "Es hat gutgegangen!"
Die Worstellung immer noch oder noch immer ist wegen des phonetischen Effekts, auf die der Rheinländer sehr großen Wert legt. Das ist sozusagen die Sprachmusik.
Nie habe ich BAP verstanden, aber es ist schon toll, wenn Mundarten aktiv weiter leben und verstanden werden. Inwieweit Deine Erklärungen fundiert sind, kann ich nicht beurteilen: Schlüssig aber klingen sie.
Das ist ja eigentlich auch das Dilemma der Mundarten: Es gibt keine festgelegte Grammatik, diese Sprachen leben, ihre (auch geographischen) Grenzen sind fließend.
Zerstört man die Mundarten (z.B. durch Radi, Fernsehen und Schule in gewaltigem Ausmaß in den 50er und 60er Jahren geschehen, sterben sie aus.
Für mich ein schmerzlicher Verlust.
Es ist mir heute immer noch ein großes Vergnügen, in meiner ostfriesisch / friesischen Heimat ein paar Eingeborene so richtig paltt sprechen zu hören. Leider eine sterbende Sprache. In meiner Kindheit war es schon so, daß man zweisprachig parallel aufwuchs: Ich als "hochdeutscher" sprach nur Hochdeutsch, meine Spielfreunde sprachen nur "platt". Jeder konnte zwar den anderen zu 100 % verstehen, deswegen aber noch lange nicht die Sprache sprechen. Die Schule verlangte Hochdeutsch (für viele Dörfler damals eine echte Barriere, eine Fremdsprache gewissermaßen. Heraus kam ein nordisches Sprachgemisch mit Elementen beider Sprachen. Das Fernsehen gab dem Ganzen den Rest.
Heute mühen sich Heimatdichter und Volkshochschulen um den Erhalt der Reste. Welch ein Jammer: Den Computer kennt jedes Kind. Was aber nochmal war eine Runkelmutt ?! (Begriffe beliebig austauschbar)
Das hat nichts mit "Rheinisch" oder "Hochdeutsch" zu tun, sondern damit, dass "es ist immer noch gut gegangen" schlicht und ergreifend nicht das zum Ausdruck bringt, was Swennie eigentlich sagen möchte.
"Immer noch" heißt so viel wie "nach wie vor" oder "weiterhin", wohingegen "noch immer" in diesem Zusammenhang im Sinn von "jedesmal" gebraucht wird. Diese Interpretation lässt "immer noch" nicht zu.
Die niederrheinische Grammatik lehnt sich auch viel mehr an die französische und niederländische Grammatik an.
So richtig deutsch war der Niederrein ja eher selten. Selbst die preußische Herrschaft wurde mehr als Besatzung empfunden.
das niederrheinische Plattdeutsch selbst, ins nicht wirklich fassbar, da schon innerhalb weniger Kilometer stark unterschiedlich. Das Kölner oder Düsseldorfer Platt ist schon nur noch ein stark verwässertes Platt. Bei meinen Eltern in Wegberg verlief früher die Grenze, zwischen den Spanischen Niederlanden(Herzogtum Limburg) und den Kur Kölnern, bzw. Herzogtum Kleve.
Im ein Kilometer entfernten Nachbarort wird deshalb noch immer ein völlig anderes Platt gesprochen.
Gruß Norbert, de jeer Platt kallt.
------------------------------------------------- Man kann sich über alles aufregen, aber man ist nicht dazu verpflichtet.
Zitat von WännäEs ist immer noch gut gegangen. Das ist Hochdeutsch, für den Rheinländer unerschwinglich, mit Mühe gerade noch verständlich.
Das ist kein Hochdeutsch, sondern schlicht ungebräuchlich (um nicht zu sagen "schlechtes Deutsch").
Zitat von WännäEs ist noch immer gut gegangen. (Beachte die Stellung der Wörter 3 und 4 - sehr wichtig!) Das ist rheinisches Hochdeutsch, ein unsicheres Gebiet, auf dem der Rheinländer an und für sich schnell verlegen wird.
Das ist nicht nur "rheinisches Hochdeutsch", sondern schlicht richtiges Deutsch.
Du hast natürlich mal wieder Recht. Wolltste doch hören, oder?
Die Stellung noch immer oder immer noch ist in der Tat für die Bedeutung wichtig, aber sieh mal, ich war einfach in der Klemme. Wie erkläre ich einem Berliner solche schwierigen Sachen, oder daß er total verlegen wird und gleich wieder 131 Beiträge dazu schreibt?
Wir könnten ja mal einen richtigen Sprachfred eröffnen.
Ich bin ganz begierig darauf, die vier rheinischen Anreden zu erläutern, die meiner Sicht nach aus dem italienischen ihre Wurzeln haben. Evtl. auch aus dem französichen, dessen ich allerdings in keinster Weise mächtig bin.
Im übrigen ist das rheinische Grundgesetz in der vorliegenden Form nur ein `abstract´. Es gibt noch eine ausführlichere Fassung, sozusagen die verwaltungstechnische Durchführungsvorschrift dieser Hammersätze. Ich hab den Wortlaut nicht ganz genau im Kopf, deshalb schaue ich erstmal, wo ich das Ding auftreibe. Ein Paragraph heißt u.a.