Der Vorwurf des Nichtgelesenhabens wird allenthalben erhoben. Und Dagmar liegt sicherlich richtig mit der professionellen Haltung des "nicht so heiß gegessen wie gekocht werdens". Wenn man diese Initiative allerdings im Kontext anderer gesellschaftlicher Entwicklungen sieht, könnte eine gewisse Unruhe zumindest angebracht sein. Wie auch immer: Es freut mich zu lesen, dass nun auch einige Verbände Position beziehen.
Unser hochverehrter Herr Verkehrsminister Scheuer ließ schon vor einiger Zeit verlauten, dass er gegen diese Verbotsbestrebungen sei.
Diese Bundesratsinitiative war und ist unausgegoren.
Eine größere Wirkung dürfte die 95 dB-Obergrenze in Tirol haben, nicht zuletzt, weil es ein ganz klares Signal in Richtung der Motorradhersteller ist, ihre Dinger leiser zu machen und mit ihren Tricksereien aufzuhören. Denn dieser österreichische Vorstoß wird mittlerweile von der Schweiz aufgegriffen. Weitere Länder werden folgen. Zu dieser Annahme braucht es nicht viel Phantasie.
Warum gibts denn eine Initiative, die sich mit dem Motorradlärm befasst, aber keine, die sich mit Fluglärm befasst ("in besonderen Konfliktfällen im Rhein-Main-Gebiet / Hamburg / Köln-Bonn / München Flugverbot ...", oder die sich mit Autobahnlärm befasst (" in besonderen Konfliktfällen Fahrverbot für LKW" )? Die Antwort liegt m. E. auf der Hand: Der Flugverkehr ist wichtig für die Wirtschaft, der LKW-Verkehr dito .. Der Motorradverkehr am Wochenende hat aber vermeintlich keine wirtschaftliche Relevanz und betrifft auch nur eine Minderheit.
Es mag sein, dass sie unausgegoren ist. Mag sein, dass DIESE Bundesratsinitiative nichts wird. Aber für mich riecht Unterfangen das so, als ob man ausloten will, ob die Motorradfahrer als Bauernopfer einer Symbolpolitik taugen könnten i. S. v. "schaut her, diese Regierung macht was gegen Lärm / Umweltverschmutzung / etc. ", die Mehrheit klatscht Beifall ob des Erfolgs.
Und selbst wenn diese Initiative nur aus Gedankenlosigkeit oder mangelnder Sach- u. Fachkenntnis so eingebracht wurde, möchte ich ein möglichst deutliches "So nicht!" äußern. edit: Jetzt stell Dir aber doch bitte mal vor, der Verkehrsminister hieße Kretschmann oder Göhring-Eckhard. Auch wenn ich den Scheuer überhaupt nicht abkann, in diesem Falle bin ich froh um seine Position!
Es gibt zB Nachtflugverbote für Flughäfen oder Wochenendfahrverbote oder Durchfahrtsverbote für LKW. Insofern ist die Bezugnahme auf Flieger und LKW nicht sehr hilfreich, wie ich finde. Martin, es ist ja auch so, daß die Motorradfahrerei nur von einer relativ kleinen Minderheit primär zur Freizeitgestaltung betrieben wird. Die drumherum existierende Wirtschaft bedient also primär einen Freizeitsektor und ist im übrigen gesamtwirtschaftlich gesehen nicht wirklich von großem Belang. Dazu kommt, dass m.E. es nun einmal nicht wegzudiskutieren ist, daß diese kleine Minderheit (oder Teile davon) in manchen Gegenden für ein in Relation dazu erhebliches Lärmproblem verantwortlich sind.
Ja, alle diese Rahmenfaktoren erleichtern es den geneigten Politikern, da puplikumswirksam mal richtig beizugehen. Aber muss man sich darüber wundern? Man hat Argumente, die wirtschaftlichen Auswirkungen wären überschaubar, man könnte ganz offenbar bei deutlich mehr Wählern punkten, als Punkte verlieren.
Letztlich ist es an den Motorradfahrern, vor allem aber an den Motorradherstellern/Zubehörherstellern das, was man in Zukunft befürchten muss durch ein klares und zügig umgesetztes Bekenntnis zur Lärmreduzierung zu verhindern.
Und darum hoffe ich, dass sowohl die Bundesratsinitiative als auch die 95 dB- Geschichte in Tirol von möglichst vielen der Verantwortlichen, sowohl von den Herstellern als auch den Krawallbrüdern als klarer Schuss vor den Bug verstanden werden.
Ein gut klingendes Motorrad muss nicht laut sein, und nervig schon gar nicht.
Schon erstaunlich, dass in einem Motorradforum allem Anschein nach Motorradsreckensperrungen so völlig selbstverständlich und positiv aufgenommen werden. Mal gucken, ob es auf den nächsten W Treffen überhaupt möglich sein wird, vernünftige Touren zu planen.
ZitatMal gucken, ob es auf den nächsten W Treffen überhaupt möglich sein wird, vernünftige Touren zu planen.
Planen kann man die schon ! und solange es kein W TourenTreffen ist, brauch man die auch nicht abfahren und kann sich voll und ganz aufs Treffen konzentrieren...
ZitatSchon erstaunlich, dass in einem Motorradforum allem Anschein nach Motorradsreckensperrungen so völlig selbstverständlich und positiv aufgenommen werden.
Von welchem Forum redest Du gerade? Hier kann ich keine positive Aufnahme entdecken, nur ein in Frage stellen der Motorraddemos.
-- Blog Ich springe hoch, ich springe weit, warum auch nicht, ich hab' ja Zeit. Frei nach H.E.
@ Joggi: Diese "relativ kleine Minderheit" besitzt in Summe ca 4,5 Mio Motorräder. Da sind sicherlich reichlich Menschen wie ich dabei (derzeit 7 zugelassene Motorräder und noch einige Baustellen im Regal), wir sprechen also vielleicht von 3 Mio volljährigen (=wahlberechtigten) Menschen. Bei derzeit ca 61 Mio Wahlberechtigten reden wir also immerhin von knapp 5%. Nur mal angenommen, alle Motorradfahrer und der, die oder das eine oder andere LebenspartnerInnen** würden die "PDM" wählen (Partei Deutscher Motorradfahrer), dann säße diese Partei sogar im Deutschen Bundestag! Die FDP zeigt seit Jahrzehnten sehr deutlich, daß "eine kleine Minderheit", in diesem Falle von Gutverdienern, in der Lage ist, Regierungen zu stützen oder zu stürzen. Soviel zu Thema "kleine Minderheit". Und @ Brundi: Danke für diesen Beitrag. Die Demos richten sich vor allem gegen pauschalisierende Streckensperrungen! Davon sind ALLE Motorradfahrer betroffen. Und dagegen sollte man sich wehren.
Zitat von Brundi im Beitrag #171Schon erstaunlich, dass in einem Motorradforum allem Anschein nach Motorradstreckensperrungen so völlig selbstverständlich und positiv aufgenommen werden. Mal gucken, ob es auf den nächsten W Treffen überhaupt möglich sein wird, vernünftige Touren zu planen.
Aus welchem Beitrag glaubst du, das ableiten zu können?
Heute werden sich vermutlich die Umsatzzahlen weiter nach oben bewegt haben. Ob Streckensperrungen und Fahrverbote sie wieder nach unten befördern, weil deswegen weniger Menschen motorradfahren, ein Teil von dessen Attraktivität beraubt, ist schwer zu erwägen. Ob das Auswirkungen auf wirtschaftliche und damit auch politische Interessen haben könnte, die mit Motorradfahren 'gemachte Kohle' nicht zu schmälern, ebenso wenig.
Vermutlich wird alles so weitergehen. Wer Motorrad fahren möchte, wird es weiterhin dort tun, wo und wie man ihn lässt trotz engmaschiger werdender Netze, was die Streckenwahl und das 'Sounddesign' von Motorrädern anbelangt. Motorräder und der Rubel im Wirtschaftsfaktor "Motorisiertes 2Rad" rollen auch zunehmend restriktiert durch Vorschriften hier wie da ungebremst weiter. Zu schön und verlockend bleibt die Faszination, ein Motorrad zu fahren, nicht selten triffts nur besitzen eher, wird ihr erlegen.
Ich hätte ja nicht mal was gegen die 95db, wie in Tirol, wenn es mit angemessenen Übegangsfristen wäre. So aber ist es ein unangemessener Eingriff in Eigentumsrechte. Weder Hersteller noch Besitzer haben eine Chance zu reagieren. Insbesondere die Besitzer, die Industrie war ja gewarnt.