Heute habe ich mal vorsorglich ein Bestattungsunternehmen besucht und mich etwas informiert. Kuriose Umgebung, alles auf Schmerz und Mitgefühl ausgelegt. Da kam ich mir schon etwas befremdlich vor, zumal ich nur Infos wollte. Ich will nämlich möglichst viel wissen, um, wenn es dann kommt, nicht planlos durch die Gegend zu steppen.
Man glaubt gar nicht, wie bekloppt die deutsche Bürokratie mit ihren Verordnungen und Ordnungen sein kann. Hier ein Beispiel:
Die Schwiegereltern wünschen eine Urnenbeisetzung auf dem lokalen Friedhof, allerdings nicht völlig anonym auf freiem Feld, sondern mit einem Stein / einer Platte im Sinne einer definierten Gedenkstätte für die Hinterbliebenen.
Die Idee war, Urnenplatz, Steinplatte drauf, fertig , pflegeleicht.
Nein , nein, so einfach ist das nicht. Zunächst muß man den Platz kaufen. Es gibt nur zweier und 4 er Plätze. Für 20 oder auch 25 Jahre, je nach Gemeinde. Danach verlängern alle 5 Jahre per Antrag (also kein Kauf für 50 Jahre im Voraus oder Verlängerung nach 20 Jahren um nochmal 20 auf einen Streich ...).
Was die lokale Friedhofsordnung da hergibt, mußte erstmal erfragt werden.
Jetzt die Info: Möglich ist nur eine 4er Stelle, 1 Meter mal 1 Meter. Diese darf nur zur Hälfte abgedeckt werden, der Rest MUSS bepflanzt werden. Die Platte ist vorher zu beantragen und genehmigen, die Pflege des Bewuchses obliegt den Nachkommen (notfalls kostenpflichtig). Die das Problem langfristig lösende Platte komplett ist nicht möglich (Idiotenbande!). Auch kann nicht Platte plus Kies verwendet werden, nein, BEWUCHS ist vorgeschrieben.
Natürlich kann die Stelle später weiter belegt werden (nein, nein nicht für den treuen Hamster), aber dann muß die Liegezeit kostenpflichtig verlängert werden. Sonst könnte ja einer 20 und der später versterbende nur z.B. 17 Jahre... Also ANTRAG im zweiten Sterbefall auf Verlängerung kostenpflichtig ...
Muß man mehr dazu sagen?
Ach ja, die Bestattung auf den dazu vorgesehenen Plätzen ist in D natürlich zwingend vorgeschrieben, nicht, daß sich jemand irgendwo einbuddeln läßt, z.B. unterm Baum im Garten usw usw. Klärchen?
Die Laufliste der Dokumente und Urkunden klemme ich mir hier mal gütig.
Die Vorstellung, nach einem langen, erfüllten und bei guter Gesundheit verbrachten Leben morgens einfach nicht mehr aufzuwachen hat auch für mich etwas zunehmend verlockendes. Wer abends ins Bett geht mit em Gedanken an das, was er am nächsten Tag so zu erledigen hat und dann. ... , der lebt auf eine gewisse Art ewig. Andererseits ist da bei mir immer noch diese Neugier. Die meisten können es sich nicht aussuchen.
Urnenbestattungen sind hier viel einfacher. Bei beiden Gemeindefriedhöfen gibt es seit etwa 10 Jahren eine Urnenwand oder man kann ein kleines Grab kaufen. Als meine Frau starb, mußte ich noch ein Einzelgrab kaufen. Grüße Hanns
im März diesen Jahres hatten wir zwei Trauerfälle (Vater und Schwiegervater), damit dann zweimal die "Ehre" auf unterschiedlichen Friedhöfen. Das kostet!
Weißt denn woher es kommt, daß man seine Verstorbenen kostenpflichtig auf dem Friedhof beerdigen muß und wer es einführte?
Ja, da brauchte man Gelder für den Krieg und es wurde unter Schickelgruber eingeführt! Das hat man dann nach dem tausenjährigen Reich gleich in die BRD übernommen. Bringt doch "Einnahmen"! (Sagte mir der olle Friedhofsverwalter)
Gruß Monti
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In meiner alten Heimat sind sie da mittlerweile auch recht flexibel. Mein Vater bekam im letzten Jahr ein "normales" Wiesengrab allerdings mit einer ca 80x80 Grabplatte plan und ohne Bewuchs. Meine Mutter wollte mit einer Urne dazu und leider war es dann auch im Juni schon soweit. Ging aber alles recht unkompliziert.
Dankbar bin ich dafür, daß beide einen sanften Tod hatten.
Und warum kein Friedwald? Diese Pilgerei auf den Friedhof ist doch sowieso eher lästig und man sollte den Verstorbenen vielleicht eher im Herzen, als auf dem Friedhof wissen.
Weil meine Eltern das nicht wollten. Ich habe nichts gegen einen Friedwald. Allerdings mag ich "klassische" Friedhöfe durchaus. Viele sind aufgrund der parkähnlichen Anlage sehr schön.
Zitataber der Wunsch der irgendwann Betroffenen ist eben ein anderer...
Du bist doch sonst immer so überzeugend.
Ich kann das ja einerseits verstehen, wenn man nicht so ganz verschwinden möchte aber die Einstellung ist auch recht egoistisch von dem Dahinscheidenen, schließlich muß die Verwandschaft diesen ganzen Heckmeck mit Grabpflege und "Miete" bewältigen. Meine Mutter hat sich für einen Friedwald entschieden aus genau dem oben genannten Grund, ich hoffe allerdings, daß sie da noch nicht so bald einzieht...
Zitat von Zephyr im Beitrag #91Ach ja, die Bestattung auf den dazu vorgesehenen Plätzen ist in D natürlich zwingend vorgeschrieben
In Bremen nicht! Hier ist der Friedhofszwang aufgehoben. Meine Mama kommt in den Garten. Zu Hund und Katz! Und hier gibt es auch Bestatter, die nicht auf Tränendrüse und Schmerz und Mitgefühl machen!
... werde ich meinen Eltern demnächst gleich mal mitteilen - wo sie noch alles hinfahren ...
Sehr interessant:
ZitatOft ist es der sehnlichste Wunsch der Hinterbliebenen, die Asche ihres Verstorbenen ganz in der Nähe zu wissen, beispielsweise im eigenen Garten. Vielleicht hat man Ihnen gesagt, dass es in Deutschland illegal ist, die Urne eines Verstorbenen im eigenen Garten zu beerdigen. Das stimmt einerseits, aber andererseits können wir Ihnen durch die Partnerschaft mit der Märkischen Feuerbestattung in Tschechien ein Angebot machen, das diese gesetzlichen Vorschriften umgeht*.
Zitat von Maggi im Beitrag #102Man kann natürlich auch eine Verbrennung in Holland machen lassen.
Nur bedingt, Kölner Tote bekommst du nicht nach Holland, da ist dann Kreativität angesagt. So soll hier dem Urnentourismus und dem damit einhergehenden Urnenverschwinden vorgebeugt werden.
Jrüße Sukasta
Et es wie et es, et kütt wie et kütt, jede Jeck ist anders ...