Mein Schwiegervater ist 90 und geht auf sein Ende zu. Die Demenz setzt ein, das Herz schwächelt, ein Lungenkrebs wächst. Bis vor einigen Wochen hat er zufrieden und aktiv gelebt, dann mußte er vor rund zwei Wochen in ein Krankenhaus eingeliefert werden (Wasser in Gliedmaßen und Rumpf, so die Beschreibung des Leidens).
Als Kassenpatient kam er in ein Dreibettzimmer, dann ging es steil bergab. Wir wurden gerufen, um uns zu verabschieden, so konnte ich das ganze Ausmaß des Notstandes dort besichtigen (mittlerweile geht es ihm wieder geringfügig besser):
Er war zu schwach, das Bett zu verlassen, entfernte sich ständig Kanülen, Sauerstoff , Bekleidung und Windeln. In den wenigen lichten Momenten äußerte er, so nicht weiterleben zu wollen, es sei würdelos. Später wurde er regelmäßig "ruhiggestellt", bekommt aber weiter alle lebenserhaltenden Medikament z.B. für die Herzfunktion.
Die Personaldecke dort ist so dünn, daß zeitweise bis zu 45 Minuten keine Schwestern aufzutreiben waren, wenn es akute Zustände gab. Klingeln völlig sinnlos. Wobei die paar gehetzten Schwestern sicher alles ihnen mögliche getan haben, aber einfach zu wenig sind. Das scheint so gewollt zu sein, schließlich sind die Krankenhäuser heute überwiegend privat gemanagte "Profitcenter".
Der Gipfel war ein Mitpatient, der offensichtlich eine Macke hatte und den ganzen Tag geschrien hat. Nicht vor Schmerzen, sondern einfach nur jaulen, wie man sich das in einem Irrenhaus vorstellt. Dazwischen schnappte der Patient Wortfetzen auf, die er bis zum Erbrechen in sein Gejaule einband. Zu beruhigen war er nicht. In diesem Zimmer wäre ich nach spätestens 2 Stunden zum Mörder geworden.
Nun lag mein Schwiegervater angeblich im Sterben, und das in einer solchen Umgebung, das fand ich einfach würdelos. Also habe ich massiv auf eine Verlegung des Schreihalses, besser aber meines Schwiegervaters bestanden. Kein Zimmer frei, so die Antwort. Auch nicht gegen Zusatzzahlung, die ich privat angeboten habe. Auf eine andere Station verlegen wollte man auch nicht, kein Weg.
Stattdessen wurde dann eben mein Schwiegervater "ruhiggestellt". Was auch Sinn machte, denn im Zweifel hätte ja mangels Personals niemand bemerkt, wenn er mal wieder aus dem Bett gefallen wäre.
Nun ist er "austherapiert" und für 10 Tage in einer "Kurzzeitpflegestation" der Klinik. Danach fliegt er raus, wird nach hause transportiert. Nicht klar im Kopf, ohne Steuerung der Körperfunktionen.
Was für ein Elend. Wozu gibt es denn überhaupt Krankenhäuser, wenn das das Ergebnis ist?
Dabei ist mir wieder deutlich geworden, daß es für mich in der Gesundheitsvorsorge drei Prämissen gibt: 1. Privat versichert sein mit Anspruch auf beste Pflegeleistungen. 2. Keine lebenserhaltende Medizin (Patientenverfügung). 3. Eigene Vorsorge für die Entscheidung, wann ich selbständig aus dem Leben scheide möchte.
das hört sich wirklich traurig an, aber ich denke das ein normales Krankenhaus für solche Fälle nicht gerüstet ist.
Aber nach Hause im dem Zustand ist wohl auch nicht das richtige, wie wäre es denn mit einem Hospiz? Und hat dein Schwiegervater eine Patientenverfügung, welche Lebenserhaltenden Maßnahmen er möchte oder nicht?
Ähnliches erlebe ich gerade mit meiner Schwiegermutter, Bauchspeicheldrüsenkrebs, auch hier hat das KH die Patientin in einem sehr schlechten Zustand zum Verlassen des KH aufgefordert (austherapiert), damit sie dann 2 Tage später wieder eingeliefert wird, vom Hausarzt! Zum Glück geht es ihr aktuell etwas besser und Sie kann wieder zu Hause sein, aber wie lange noch weiß keiner.
Ich wünsche dir und vor allen Dingen deinem Schwiegervater Alles Gute und das er nur mit verantwortungsvollen Medizinpersonal zu tun bekommt.
Punkt 1. Das werde ich mir nicht leisten können Punkt 2. Da muss ich mich endlich mal mit beschäftigen, ich schieb das immer vor mich hin Punkt 3. Wenn ich bloß wüßte wie man sowas macht bzw an die Mittel drankommt um selbstbestimmt den Abgang zu machen. Leider ist es so das der Zeitpunkt meisst verpasst wird. Der Körper klammert sehr am Leben.
Macht euch nur keine Sorgen - die Politik hat das Problem doch erkannt und reagiert mit entsprecheden Gesetzen ...
Also ich heute beim Frühstück gehört habe,das nun jeder Patient (per Gesetz verordnet) innerhalb von vier Wochen einen Termin beim Facharzt bekommen soll (oder muß?), da hätte ich vor Lachen fast den Kaffee verschüttet ...
... Und: zaubert der Minister auch die nötigen Fachärzte herbei? ... Und wann folgt denn das längst überfällige Gesetz für die Kliniken?
Ach ja: solche Zustände wie sie der C4 da schildert, hab ich zum Glück noch nicht erlebt ...
Schotte
_______________________________________________________________ Lieber ne gesunde Verdorbenheit, wie ne verdorbene Gesundheit!
Zitat1. Privat versichert sein mit Anspruch auf beste Pflegeleistungen.
Das nützt Dir gar nix, wenn keine Zimmer frei sind, dann legen die Dich auch als PP dahin wo Platz ist, da kannste schreien wie Du willst. Ich durfte auch, trotz PV mit einem dementen Knaben auf dem Zimmer liegen, der die ganze Nacht sein Holzbein gesucht hat.
In Altenheimen sind die Zustände teilweise noch schlimmer...
Es ist pervers, dass in Deutschland alles irgend mögliche getan wird - und um jeden Preis - um das Leben zu verlängern, wenns an sich zuende geht. Statt die Menschen in Würde sterben zu lassen. Aber bei uns wird in der Geriatrie einfach viel zuviel Geld verdient. Es ist zum kotzen!
"Deutschland, Deutschland, über alles in der Welt!" (Der Monti wieder...)
Ich finde ja auch, daß Ausgaben für neue Gewehre, neue Drohnen und neue Panzer fürs deutsche Volk viiiieeel wichtiger sind als Krankenhäuser und medizinische Versorgung... Dient uns doch allen, oder? (Neee, bestimmt nicht!)
Mei Fraa ist in einer Klinik beschäftigt, die wollens nun mit anderen Kliniken zusammenlegen, mit weniger Personal, was gleichbedeutend mit weniger Zeit für den Patienten ist. Der Krankenstand unter den Klinikbeschäftigten ist enorm und steigt an, da die Belastungen einfach zu hoch sind. Irgendwann ist halt Schluß mit Aufopferung und man kann sich gleich neben seine Patienten legen! Welch Perversion zudem, denn es gäbe eine "Abschußliste" derjenigen, welche wegen Krankheit besonders häufig ausfielen.
Gruß Monti
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Zitat von W-iedehopf im Beitrag #3 Punkt 3. Wenn ich bloß wüßte wie man sowas macht bzw an die Mittel drankommt um selbstbestimmt den Abgang zu machen.
das ist viel einfacher als man gemeinhin denkt - eine ordendliche portion doppelkorn inravinös .... spritze kostet 1 euro in der Apotehke und korn ist bei Aldi nur unwesentlich teurer - so sieht jedenfalls mein Plan B aus wenn gar nichts mehr gehen sollte.
ich bin Motorradfahrer, kein Motorradposer. Bruno, für immer in unseren Herzen
Erstmal tuts mir Leid mit Deinem Schwiegervater. Und nu? Da Solidarität ja nicht angesagt ist, was soll man machen? Gemein ist ja,daß da offensichtlich Geld nicht weiterhilft. Viel mehr Geld vielleicht noch. Privatklinik, oder so. Schuld sind aber bestimmt nicht die Panzer oder Drohnen, sondern, na? Genau, Asylanten und Griechen. Da ahmt was wieder.
Irgendwie muß ich mir auch noch Plan B und C überlegen. Wenn ich da 20 Jahre weiterdenke. Da wird sicher aus der Grundversorgung noch n gutes Geschäft gemacht.
am besten man wandert spätestens mit 80 auf eine unerschlossene Südseeinsel aus, da kann man von seiner Rente noch leben solange es einem gut geht und wenn es vorbei geht lässt man sich von einem Schamanen zu tode quaksalbern, anstelle hier unwürdig an irgendwelchen Geräten dahin zu vegetieren.
ich bin Motorradfahrer, kein Motorradposer. Bruno, für immer in unseren Herzen
Zitat von der W Jörg im Beitrag #8 das ist viel einfacher als man gemeinhin denkt - eine ordendliche portion doppelkorn inravinös .... spritze kostet 1 euro in der Apotehke und korn ist bei Aldi nur unwesentlich teurer - so sieht jedenfalls mein Plan B aus wenn gar nichts mehr gehen sollte.
Klingt simpel, ist es aber nicht. Wenn ich mir vorstelle, ich sollte eine Spritze in eine Vene fummeln, bin ich fast sicher, zu versagen. Ich stelle es mir leichter vor, einen Finger zu krümmen oder eine Substanz zu schlucken.
Auch habe ich mal gehört, Insulin sein ein gutes Mittel. Das muß, wenn ich richtig informiert bin, nichtmal direkt in die Blutbahn gegeben werden. Aber dazu weiß ich noch zu wenig.
Im Juni vor 13 Jahren ist meine Frau mit nicht einmal 40 an Krebs gestorben. Sie war nur die letzten beiden Wochen im Krankenhaus, die letzten Tage auf der dortigen Palliativstation. C4, das was du zur Zeit mit deinem Schwiegervater erlebst, habe ich so nicht erlebt. Die Palliativstationen sind meines Wissens überall etwas besonderes, zum einen, weil es sie nicht in jedem Krankenhaus gibt und weil alles Personal dort freiwillig arbeitet. Grüße Hanns
Ich arbeite selbst in der Pflege, wenn auch nicht in der Somatik sondern in der Psychiatrie. Das was in der Somatik passiert ist wird jetzt auch in der Psychiatrie eingeführt: die sogenannte Fallpauschale. Diese ,2004 eingeführt, hat da zu geführt das ca. 14% der Pflegestellen abgebaut wurden, gleichzeitig haben die ärztlichen Stellen um 33% zugenommen. Denn ein Krankenhaus verdient mit Pflege von Patienten nichts, dafür kann es nichts denn dieses System wurde ja nicht von ihnen entwickelt. Womit es Geld verdient sind Diagnostik, Operationen usw. und möglichst kurze Liegezeiten denn, liegt ein Patient zu lange, zahlt es drauf. Einen Sterbenden zu pflegen und begleiten,dafür braucht es qualifiziertes Personal, bringt nach den Kriterien des DRG-Systems leider kein Geld. Das führt dann zwangsläufig dazu das unnötigerweise operiert wird oder eine Diagnostik doppelt und dreifach durchgeführt wird, Zeit in Ruhe und Würde zu sterben passt da nicht rein. Und noch etwas rollt unaufhaltsam auf diese Gesellschaft zu: der eklatante Mangel an Pflegefachkräften, diverse Studien prognostizieren zwischen 250.000 und 650.000 unbesetzte Stellen in der Alten- und Krankenpflege für das Jahr 2030. Das werden, glaube ich, die meisten hier noch erleben. Angesichts der jetzt schon eher desolaten Situation tritt dann, selbst wenn alle Studien übertreiben, der Super-Gau ein. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen das die Besetzung von offenen Stellen schon heute schwierig ist. Vor Jahren, als meine Mutter im Altenheim lebte, wurde ich von der dortigen Pflegedienstleitung gefragt ob ich nicht im Nebenjob dort arbeiten könne. Der Stand das Wasser bis zum Hals.... Asylanten und Griechen sind nicht dafür verantwortlich (geht's noch?). Geld steckt genug in unserem Gesundheitssystem (eines der teuersten weltweit) aber solange nur bestimmte Gruppen (Fachärzte, Pharmaindustrie, Medizintechnik, usw.) sich großzügig bedienen und sich eine goldene Nase verdienen bleibt halt nichts übrig für anderes. Da müsste sich die Gesellschaft (und nicht nur die Politik) mal überlegen welchen Stellenwert sie denn sozialen Berufen wie der Pflege gibt. Gruß Ello
Das hört sich nicht gut an, ganz klar. Andererseits staune ich immer wieder, welche Leistungen unser ach so bescheidenes Gesundheitssystem erbringt. Und nicht für Privatversicherte, sondern für gesetzlich Versicherte. Irgendwie scheinen da die Welten auseinander zu klaffen.
Die Leute rennen aber auch wegen jedem Scheiß zum Arzt. Ich war da schon seit 35 Jahren nicht mehr. Mit zwei Ausnahmen wegen der diversen Stürze. Waren aber nur Sicherheitschecks, die ich eigentlich für unnötig erachtet hatte, wo ich aber einfach geschickt wurde.
Also, wenn die Leute erst mal wieder lernen, dass sie für ihre Gesundheit selbst verantwortlich sind, werden die Stellenprozente, die dann noch belegt sein werden, locker ausreichen.