Ja, der Herr Varouvakis hat so was leicht anarchistisches an sich. Das muß dem Monti gefallen. Der Mann hat Unterhaltungswert, eine hilfreiche Eigenschaft für einen schlechten Politiker. Der Mann hat keine Ahnung, weiß nicht was er will, kommt über populistische Allgemeinplätze nicht hinaus. Das kann man zwar über manchen Politiker sagen, eines kommt aber hinzu: Der Mann hat angst, weil er merkt, daß er die Situation nicht nur nicht beherrscht, sondern nicht annähernd richtig eingeschätzt hat. Und jetzt kommt die Angst vor den eigenen Wählern hinzu. Es scheint im und seinem Chef kaum noch möglich, rational mit der Situation umzugehen. Das macht die Burschen insbesondere für Griechenland selbst gefährlich (meine Meinung).
Du verkennst, daß er nicht verantwortlich für die griechische Situation, dies waren dann doch eher "Politiker" nach deinem Gusto, die vormals die Regierung stellten! Die haben tatsächlich etwas "getan", deshalb sieht es doch in Griechenland eben so aus. Aktion und Reaktion.
Wer die Rettung der Geldmärkte vor die Rettung von Menschenleben/seines Volkes setzt, der ist deiner Meinung nach ein guter Politiker?
Ich würde allerdings in der Situation des griechischen Volkes/ deren Regierung ein komplett anderes Programm gegenüber der Troika und des Euros fahren, wenn ich dort das Sagen hätte. Die würden daraufhin sofort einknicken, aus Angst, daß deren Hirngespinst "Europa" zusammenbricht! Es gibt doch mehr Verhandlungspartner innerhalb des geografischen Europas, die sich meiner Meinung nach nicht quer stellen würden, wenn sie "dem Westen" einen "Vorsetzen" könnten. Ich würd's versuchen! Ich wär in der Hinsicht wohl unbändiger als Varoufakis und Konsorten.
Gruß Monti
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Zitat Mir gefällt Varoufakis immer mehr, da kommt endlich mal ein "Enfant terrible", welcher in der Suppe rührt. Von daher find ich solche Personen äusserst wichtig!
In gewissem Rahmen stimme ich dir da zu. Inhaltlich gehe ich sicher nicht immer mit ihm konform, aber dass er auf seine Weise die Schwachstellen aufzeigt und einfach mal die derzeitigen Lösungsansätze der EU zur Griechenlandkrise in Frage stellt und dazu zwingt, auch andere Sichtweisen zu berücksichtigen, halte ich für gut. Der finanzielle Kreisverkehr, der derzeit entsteht (Vereinfacht beschrieben: EU gibt Geld, will es mit Zinsen zurück, die mit Geld bezahlt werden, das wiederum die EU gibt, damit die Zinsen bezahlt werden können) schien anfangs vielleicht gut gedacht, entpuppt sich aber als nicht machbar. Ein Schuldenschnitt, in welcher Form auch immer, ist einfach realistsicher. Ich meine sogar, dass die Außenwirkung eine bessere ist, als der Zustand jetzt: Das zeigt, Europa lässt sich nicht klein kriegen, Europa ist offen für neue Lösungen, Europa steht zusammen. Die EU und den Euro halte ich für unsere größte Errungenschaft des letzten Jahrhunderts. Wir waren allerdings wohl etwas blauäugig, zu glauben, dass die Einführung einer zweiten Weltwährung und dann noch zusammen mit der Bildung eines Staatenbundes immer und auf ewig ohne Probleme laufen wird. Europa ist immer noch in der Phase des Zusammenraufens. Ein Wir-Gefühl ist erst in den Köpfen einer Minderheit angekommen. Das muss sich erst noch ändern, in ein, zwei oder gar drei Generationen.. Das Überstehen von Krisen, und zwar gemeinsam, führt aber auch zusammen
Ich stell mir grad die Situation der griechischen Bevölkerung gespiegelt auf Deutschland vor, und sehe einen AfD Chef mit Hitlerbärtchen, der gerade Notstandsgesetze in Kraft treten läßt und die Generalmobilmachung befielt
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Zitat von Falcone im Beitrag #393 Ein Wir-Gefühl ist erst in den Köpfen einer Minderheit angekommen.
Genau das halte ich für einen Irrtum. Das war schon mal in viel mehr Köpfen, wir aber gerade gründlich korrigiert. Bis vor Kurzem wollte die Mehrheit der Bevölkerung helfen, auch kostenpflichtig, nur eins will sie nicht: Für blöd verkauft werden. Damit ist die Idee verspielt. Niemand hätte sich ernsthaft über ein paar weitere Milliarden aufgeregt, weiß ja eh niemand, was das bedeutet. Kritisch ist hier die neue Konstellation: Eine Koalition aus Sozialisten (und ein paar Rechten) hätte die Möglichkeit gehabt, alte Korruptionszöpfe zu schneiden und im Inneren zu wüten. Statt dessen labert sie flach, tut nichts, wird frech und erpresserisch und ändert genau gar nichts, außer vielleicht, ein wenig Restvertrauen und guten Willen zu zerstören.
Dem darf man nicht folgen: Denn erst das zerstört Europa nachhaltig !
Ich glaube, du misst den inneren Querelen in Griechenland hier etwas viel Bedeutung zu.
Allenfalls trifft zu, dass gerne mit dem Finger "lautstark" auf Griechenland gezeigt wird, weil man sich darüber so schön aufregen kann. Man selbst ist ja schließlich gut. Gelle?
Und du scheinst zuviel auf das "Wir-Gefühl" und die Freude über den weggefallenen Währungsumtausch zu setzen, Falcone ...
Aber wen interessiert das schon(noch) ... die Euroeinführung ist und bleibt für mich ein Konstrukt des "Finanzkapitals" ... ... und ansonsten bin ich ganz beim C4 - die Gegner in der Bevölkerung werden aus den unterschiedlichsten, teils absurden Gründen eher mehr.
Übrigens finde ich den Varoufakis richtig gut. Der traut sich was, ist nicht stromlinienförmig und sehr gewandt dabei. Auch würde ich von ihm eher ein Auto kaufen, als z.B. von einem Herrn Steinmeier, Gysi, oder , ach was, von dieser ganzen blasierten festgefahrenen Politbrut.
Er hat meine volle Sympathie, muß aber irgendwann etwas liefern, was über Schmierlisten hinausgeht. Man darf auch im Inneren seine ganz Armen gerne außer der Reihe fördern, auch wenn das kostet. Schließlich muß man sich deren Rückhaltes versichern, um vernetztere Gruppen anzugehen. Aber das muß kommen, sonst scheitert die Hoffnungstruppe.
Ich glaube, daß diese smarte Gaunertruppe das viel genauer weiß, als sie es sich öffentlich anmerken läßt. Allerdings kann ich mir gut vorstellen, daß man verkrustete Strukturen nicht über Nacht aufbrechen kann , z.B. bei Korruption, Steuerrecht und Beamtenstadel. Parolen zum Zeitschinden und Medienfüttern sind dazu legal, sollten aber nicht, wie in der Vergangenheit, überzogen werden. Würden die das schaffen, würde ich gerne dafür mitzahlen und auch meine persönliche Einstellung gegenüber den "Sozialisten" überdenken.
Sabbeln die nur, ohne zu liefern, ab ins Mittelmeer.
Zitat Ich glaube, du misst den inneren Querelen in Griechenland hier etwas viel Bedeutung zu.
Damit steht er aber wohl nicht allein da - angeblich ist ja laut diverser Umftagen eine Mehrheit der Menschen hierzulande (waren wohl 52%) für einen Euroaustritt der Griechen.
Und diese Spielchen der neuen Regierung sehe ich für meinen Teil auch mit zunehmendem Befremden, da werden Absprachen schneller gebrochen als die Tinte unter den Dokumenten getrocknet ist, immer neue Forderungen gestellt und die Troika (die ja nun nicht mehr so heißt) schon zum zweiten Male in kurzer Zeit aus dem Lande geworfen ...
... und heute hieß es nun wieder das die Neu-Troika nun doch wieder ins Land dürfe und Griechenland zusichert mal wieder eine Liste (womit eigentlich?) vorzulegen. Hmm, zum wievielten Male verspricht man das denn jetzt eigentlich?
Schotte
_______________________________________________________________ Lieber ne gesunde Verdorbenheit, wie ne verdorbene Gesundheit!
Es mag ja sein, daß die innenpolitischen Probleme Griechenlands für die EU und die Euro-Zone zunächst von zweitrangig Bedeutung sind. Damit ist den Griechen aber nicht geholfen. Man muß sich nur mal vor Augen halten, daß da eine Koalition regiert, deren Gemeinsamkeiten sich im wesentlichen auf das Feindbild Eu/Euro beschränken. Da "regiert" zusammen, was sich in Griechenland traditionell eher bis auf's Messer bekämpft. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, daß T und V die Situation unter Kontrolle halten werden. Und alle, die ihn helfen könnten, werden amateurhaft vor den Kopf gestoßen. Selbst wenn T und V das richtige tun wollen, sie können es nicht. Und "Brutus" sitzt schon mit auf der Regierungsbank und verhält sich zuletzt auffallend ruhig (ok, bisschen schräg, das Bild, weil römisch). Gruß Joggi
Zitat von manx minx im Beitrag #389warum lassen wir uns von den meinungsmachern in den medien derart verarschen?
Wäul Medien Wunschkonzerte san. Sie wünschen, wir spielen.
In Mitteleuropa zB hat das Publikum ka sehnlicheres Anliegen als sich zu fürchten. Wenn oissa im hintersten Schina a poar Hendln husten, muass ma sofort die tödliche Vogelgrippe ausrufen. Die selbstverständlich schon morgen mutieren wird, um oarme Mitteleuropäer in hellen Scharen dahinzuraffen. Schon hat der Otto Hendlesser wieder an Grund, in wohliger Todesangst zu erschauern.
A wunderboares Beispiel warat der Putin. Für den muass ma doch Verständnis ham, wenn der einen Nachbarn nachm anderen überfällt. Immerhin is der so rücksichtsvoll, mit netten Drohungen zu dienen. Wennz blöd redez wirds kalt, weil dann geb ich euch ka Gas! Und überhaupt, i hab sogar noch a poar rostiche oide Atomracheten!
Da is es natürlich praktisch, dass die Griechen lieber Schulden machen als von ihren Bürgern Steuern einzuheben. Schon kann ma sich vor der baldigen Pleite der Banken, EU, Nationalstaaten trefflich fürchten.
Natürlich war es ein Riesenfehler, einen gemeinsamen Euro einzuführen mit Ländern, die bei weitem keine gemeinsame Vorstellung von Wirtschaftspolitik und von der Erhebung von Steuern hatten und noch immer haben.
Auch das Augen-Verschließen vor den ständigen Verstößen gegen die gemeinsam beschlossenen Schuldengrenzen etc. ist unverzeihlich. Da waren auch Länder wie Frankreich oder Deutschland gut daran beteiligt.
Für meine Begriffe ist zuerst einmal jeder Staat selbst verpflichtet, seine eigenen Probleme zu lösen, statt sie mit "Stinkefinger" auf den "bösen Nettozahler" Deutschland abzuwälzen.
"Leihe jemandem Geld, der es nicht zurückzahlen wird und er wird dir dafür noch böse sein."
Dieser Pseudofinanzminister erinnert mich doch stark an den anderen "Salonsozialisten" Lafontaine. Der schätzte auch einen guten Koch, hatte und hat bis heute flotte Sprüche drauf, die Arbeit im Finanzministerium scheute er aber wie der Teufel das Weihwasser. Dann warf er sie auch schnell wieder hin.
Krakeelen darf jeder, auch wir hier, aber für diesen Posten muss man schon einen Plan und ein gewisses Format haben.
Max
Nicht, dass ich die Auflagen der Geldgeber alle für richtig hielte. Die waren zum Teil so kontraproduktiv wie die Ausplünderung der Ex-DDR durch die "Treuhand".
Zitat Da waren auch Länder wie Frankreich oder Deutschland gut daran beteiligt.
"waren"?
"sind" waere richtiger. schau dir mal die franzoesischen bilanzen der letzten jahre an
aber du hast schon recht, vor allem mit dem letzten satz. da wurde jahrzehntelang im einvernehmen aller beteiligter schindluder getrieben und gelder wurden offenen auges verschleudert, und alle beteiligten haben stillgehalten, obwohl im grund von anfang an absehbar war, dass die bezahlung von darlehen plus zinsen mit immer neuen darlehen irgendwann ins fiasko fuehrt. aber es wurde eben bestens dran verdient, sowohl in giechenland als auch ausserhalb. die rendite der griechischen staatsanleihen war saftig, und es war klar, dass die anleihen via eu schlussendlich gedeckt bleiben. und so hat das jahr um jahr bestens funktioniert, die investition in griechenland hat sich zuverlaessig ausgezahlt fuer die geldgeber.
bis dann eine regierung ans ruder kam, die gesagt hat, dass sie das spiel nicht mehr mitmacht. keinen neuen kredit will zur finanzierung der verbindlichkeiten aus dem letzten kredit, sondern einen schuldenschnitt und einen neuanfang. und seitdem schreien die medien auf und wir gleich alle mit. denn das geht freilich nicht, dass die griechische regierung ihren verpflichtungen, sich noch tiefer zu verschulden, nicht nachkommt. und wie die schon rumlaufen! und wie die ausschauen! der rattenkopf varoufakis! und stinkefinger. ooh, stiinkefiinger!
und mir geht die ganze zeit eine frage nicht aus dem kopf: waehrend die herrn samaras, mitsotakis oder tzannetakis (kennt die noch wer? hat die jemals wer gekannt?) zusammen mit den kungelbruedern in politik und finanz die strategie aufgebaut haben, schulden mit schulden zu begleichen, und damit den boden fuer die jetzige katastrophe gelegt haben, wo war da der aufschrei der medien und des volks? da hat uns halt noch keiner gesagt, dass wir uns empoeren sollen. die profite ham ja noch gestimmt