Zitat Aber stimmt das wirklich? Hat schon mal wer eine abgenudelte Dichtringkette auseinander genommen, nach der Füllung gesehen und dabei festgestellt, dass tatsächlich nix mehr drin war?
Meine letzte Kette ist noch nicht beim Schrott. Bei Gelegenheit werde ich das mal machen.
Zitat von Axel JNoch was: fahr mal mit einer "entfetteten" (nix mehr in den Rollen drin) Kette zügig über eine Autobahn, so schnell wie die (auch bei trockener Witterung) durch die Erwärmung rostet, kannst Du gar nicht gucken
Auch das kenne ich. Nach der Urlaubs-Fahrt nach Dänemark über 2000 km Autobahn im Sommer 2009 war die Kette hinterher hinüber und außerdem von auffallend roter Farbe. Das kann eigentlich nur Rost gewesen sein, weil es mehr wie gepudert wirkte und nicht wie angelaufen. (Die hatte aber auch bereits etwa 27'000 km auf der Rolle.)
Ich behaupte genau das hat ursächlich etwas mit DryLube zu tun - der "rauere" Lauf der Kette mit dieser Soße ist ja unbestritten ... und vielleicht läuft die Kette dadurch tatsächlich heißer als mit ordinärem Schmierfett? Die Hitze treibt dann über die Zeit das Fett aus den Ringen bis die Kette irgendwann ganz trocken läuft und die Glieder dadurch schwergängiger werden, was die Problematik wiederum verstärkt?!
Und der von dir regelmäßig benutzte Dampfstrahler gibt der Kette den Rest ...
piko, der ja eigentlich nix mehr schreiben wollte ...
Zitat von piko... Ich behaupte genau das hat ursächlich etwas mit DryLube zu tun - der "rauere" Lauf der Kette mit dieser Soße ist ja unbestritten ... und vielleicht läuft die Kette dadurch tatsächlich heißer als mit ordinärem Schmierfett? ...
Jein, wenn das Fett wegen der undichten O-Ringe aus den Rollen verschwunden ist, dann nutzt DryLube überhaupt nix mehr, Kettenfett kann den Zustand höchstenfalls kaschieren, nutzt aber letztendlich auch nix. Und wenn das Fett raus ist, dann werden Rollen etc. (sprich: die ganze Kette) sauheiß, bei entsprechender Belastung.
Und nun zum Scotty: was könnte er können, was Kettenfett nicht kann? Im besten Fall den Verschleiß der O-Ringe nach hinten hinausschieben?? Ich weiß nicht!
Zitat von Axel JUnd nun zum Scotty: was könnte er können, was Kettenfett nicht kann? Im besten Fall den Verschleiß der O-Ringe nach hinten hinausschieben??
Zitat von pikoIch behaupte genau das hat ursächlich etwas mit DryLube zu tun - der "rauere" Lauf der Kette mit dieser Soße ist ja unbestritten ...
Bestreiten möchte ich es nicht, aber in Frage stellen. Es wird zwar oft behauptet (auch hier im Forum), der Fahrer könne den Unterschied hören oder "spüren", ich selbst kann das aber nicht. Dazu müsste ich mich ohne Helm auf Testfahrt machen. Mit Helm sehe ich nicht die Spur einer Chance, hier einen Unterschied zu hören. Und "spüren" kann man den Unterschied ohnehin nicht ...
Zitat von pikoDie Hitze treibt dann über die Zeit das Fett aus den Ringen bis die Kette irgendwann ganz trocken läuft
Wohl eher durch die Fliehkraft, begünstigt durch die wärmebedingte Verflüssigung des Fetts. Aber auch hier: Ich hab noch nie an den Dichtringen ausgetretenes Fett bewusst wahrgenommen. Deshalb bin ich froh um Falcones Angebot, das im Verlauf des heutigen Tages () zu überprüfen ...
Zitat Deshalb bin ich froh um Falcones Angebot, das im Verlauf des heutigen Tages () zu überprüfen ...
Das kannst du gar nicht wieder gut machen! So eine Innenhülse auszupressen erfordert eine erstaunliche Kraft und dabei bin ich abgerutscht und und liege ich blutüberströmt mit gequetschtem Daumen wimmernd unter der Werkbank bis mich hier mal jemand findet!
Der Notarzt ist wieder weg und nach einem kräftigen Schnaps komme ich langsam wieder auf die Beine.
Leider durchschaue ich die Macro-Funktion meiner neuen Kamera nicht. Die alte Kamera, bei der das ganz einfach war, hat Falconette gerade mit in der Schule. Die Bilder sind dahe nicht so nahe aufgenommen wie ich mir das gewünscht hätte.
Ich habe mir die Kette der Scrambler vorgenommen, eine Lasche abgeflext und nach einem Bolzen geschaut. Der war einwandfrei gefettet und ohne jede Verschleißerscheinung.
Lasche und X-Ringe entfernt. Auch wenn etwas unscharf kann man dennoch erkennen, dass unter den Ringen alles glänzend und sauber ist.
Der Bolzen ist einwandfrei mit Fett überzogen und auch völlig ohne erkennbaren Verschleiß
Das hat mich nun nicht befriedigt. Die Scrambler-Kette hatte, wenn der 99er Tacho denn stimmt, ja auch erst 10.000 km runter. Die Kette habe ich gewechselt, weil sie sehr schwergängig war und auch nach einer Reinigung die Glieder klemmten. Möglicherweise war aber eher Dreck als Verschleiß der Grund. Da die Scrambler aber über Jahre in einer feuchten Scheune stand, habe ich ehrlich gesagt mit mehr Rost gerechnet.
Egal – nächstes Objekt: Gleiche Kettengröße an der GPZ meiner Tochter. Wurde im Winter gewechselt, weil sie sich stark gelängt hatte und Nachspannintervalle von ca 500 Kilometern notwendig wurden. Das klassische Ende einer Kette, hier bei 30.360 Kilometern. Aber auch hier war der Bolzen ausreichend gefettet. Also habe ich zur weiteren Kontrolle die Hülse aus den Laschen getrieben.
Die rechte Hülse ist deswegen innen rostig, weil es Glied ist, an dem ich die Kette aufgetrennt hatte und das seitdem der Witterung ausgesetzt war.
Auch die Außenseite der Hülse wie auch die Innenseite der Rolle waren noch etwas gefettet. Nicht so gut wie der Bolzen, aber noch rundum. Nach sauberwischen sind leicht rötliche Anlaufspuren zu sehen (kein Rost), die aber wahrscheinlich materialbedingt sind. Deutliche Riefen oder irgendwelche starken Laufspuren sind nicht zu finden, Verschleiß ist hier aber anzunemen:
Für mich ist das jetzt durchaus erstaunlich. Ich habe mit weitaus weniger Fett im Inneren der Kette gerechnet. Wenn es nicht so viel dreckige Arbeit wäre würde ich noch ein paar mehr Glieder auseinandernehmen, rechne aber jetzt nicht mehr mit anderen Ergebnissen. Verschleiß kann demnach wirklich nur zwischen Hülse und Rolle stattgefunden haben. Und genau da dringt Kettenfett zumindest dann ein, wenn die Kette sauber ist und der Spalt nicht mit Schmutz verpeekt ist.
So, und zum Schluss der Untersuchung noch eine Feststellung, die ich mangels gelungenem Foto erst später belegen kann: Die Rolle ist in ihren beiden Flanken nicht mehr plan! Beide Flanke sind ungleichmäßig abgenutzt. Die Rollen können also leicht schräg laufen, was sowohl den Verschleiß auf der Hülse aber auch an den Zahnrädern begünstigt und die Kette dazu anregen könnte, hin und her zu wandern. Das Spiel zwischen Rolle und Hülse vergrößert sich, Fett hält sich im Spalt weniger lange. Kommt daher Serpels ominöses "Eiern"?
Mit der noch gebotenen Vorsicht ziehe ich folgende Schlüsse: - Der Bolzen ist durch die Dichringe gut abgedichtet und seine Fettfüllung hält wohl wirklich sehr lange. Solange also die Dichtringe nicht beschädigt werden (mechanisch oder durch falsche Reinigungsmitte) dürfte hier keinerlei Verschleiß auftreten. - Von mir festgestellter Verschleiß findet zwischen der Rolle und der Hülse statt. Die Rolle dreht sich frei, die Hülse ist fest mit dem Innenglied verpresst. Zwischen Hülse und Rolle kann Schmutz und Wasser eindringen, Fett kann auch austreten. Die Rolle nutzt sich innen ab und zwar zu ihren Seiten mehr als in der Mitte, deswegen schräge Flanken als Ergebnis. - Schmierung hilft hier - aber nur bei sauberer Kette. Erst dann hat ein Kettenspray die Möglichkeit, zwischen Rolle und Hülse einzusickern. Das um so leichter, je wärmer die Kette ist. Also macht es auch wirklich Sinn, nach einer Fahrt die Kette gleich zu schmieren und dem Fett dann Zeit zu geben, zwischen Hülse und Rolle zu kriechen. - Ein Scotty liefert laufend frisches Öl, dass auch zwischen Hülse und Rolle eindringen kann. Demnach ist eine ölgeschmierte Kette sicher von Vorteil und ich kann mir nun auch gut erklären, warum Scotti-Ketten länger halten.
Für die künftige Kettenschmierung: Sie macht nur Sinn mit einem Fett mit guter Kriechfähigkeit (die ist bei Billigfetten nicht so gegeben) Zum Nachfetten sollte die Kette möglichst sauber sein. Nachfetten wird umso wichtiger, je älter die Kette wird.
Und es ist wichtig, dass eine Kette möglichst gerade läuft um seitlichen Druck auf die Rollen zu vermeiden. das Hinterrad sollte als sehr sorgfältig ausgerichtet werden.
Alles in allem eigentlich keine neuen Erkenntnisse. das kann man in jedem Ratgeber gleich oder ähnlich nachlesen.
Wieso wird eigentlich von vorn herein ausgeschloßen, das sich die Kettenlaschen längen? Schließlich ist das Material ja nicht unerheblichen Kräften ausgesetzt.
Na, warten wir erst mal ab, ob in meiner Herleitung nicht von serpel oder Piko oder sonst einem findigen Kopf Schwachstelle entdeckt werden.
Norbert, aufgrund der Stärke der Laschen und des Materials und den meines Erachtens nicht gar so großen Zugkräfte würde ich ein Längen der Laschen an sich für unwahrscheinlich halten. Vielleicht kann Serpel irgendwo eine Berechnung finden, die besagt, welcher Zug auf eine Lasche wirken muss, damit sie sich bei gegebenen Materialdurchmesser dehnt. Ich kann mich noch dunkel erinnern, dass es da im Maschinenbau Tabellen zu gab. Eine sich dehnende Lasche würde auch ermüden und reißen (was allerdings ja auch manchmal vorkommt oder besser: früher vorkam).