Heute gab es Müsli ohne den leckeren Nescafé und wir sind schon kurz nach sieben bei angenehmen 20 Grad gestartet. Auf den Motorrädern fanden wir Tau, also muss es in der klaren Nacht recht frisch gewesen sein. Ich bin etwas müde und nach 100 Kilometern machen wir eine Rast an dem Platz, wo wir schon vor zwei Tagen die Wiener getroffen hatten. Um den halbierten Kanister, der als Tropfenfänger unter dem Wasserhahn des Wasserbehälters steht und etwas Wasser beinhaltet, sitzen Scharen von bunten Finken. Wir können drei verschiedene Arten ausmachen. Sie piepsen und streiten die ganze Zeit wie eine Horde kleiner Kinder und lassen sich auch nicht durch große, wespenartige Insekten abschrecken, die auch zur Tränke kommen.
Verschiedene bunte Finken treffen sich am Wasserkanister und …
... streiten sich wie die Kesselflicker um jeden Brösel
Ist dieses Untier nun gefährlich oder nicht?
Nach dieser Pause wird dann Henny einige Kilometer später etwas müde und wir ruhen uns noch mal kurz an einem Rastplatz aus. Die letzten 90 Kilometer bis zum Hiway Inn am Stuart Hwy schaffen wir dann trotz mittlerweile wieder großer Hitze in einem Zug und sind auch wieder ganz frisch. Dort fällt uns ein Schild auf: „Free Coffee vor Drivers“. Das hatten wir auch schon früher mal gesehen, aber nicht weiter beachtet. Nun fragen wir, ob das auch für uns gilt. Ja, kein Problem, allerdings ist es nur Nescafé.
Pause am Hiway Inn
Beim Kaffee beobachten wir drei junge Mädchen, die in einem Wicked-Bus unterwegs sind und sich ein wenig kabbeln. Diese Kleinbusse sieht man sehr häufig. Sie sind bunt bemalt, jeder anders, und fallen deswegen auf. Komischerweise ist deren Miete gar nicht so billig, wie man vor allem aufgrund des Alters und des Zustandes der Busse vermuten möchte.
Bei vor allem jungen Reisenden sehr verbreitete Miet-Minicamper von „Wicked“
Wir beschließen, wegen der Hitze nur noch bis Larrimah, also wieder nordwärts, zu fahren. Dort erhalten wir das beste Zimmer mit Fridge und Shower und AC – also alles bestens. Als wir eine Jacke an einen Haken hängen wollen, fällt der zwar mitsamt Putz ab und unter der Türe können glatt die Krokodile durchkriechen, aber für Outback ist es wirklich Luxus – vor allem im Vergleich zu den anderen drei Zimmern, in die wir einen Blick werfen. Wie sagte Norbert zu Beginn unserer Reise? Man muss bereit sein, Abstriche zu machen. Vor vier Tagen waren wir hier ja schon mal durchgekommen und hatten Thomas und Deb, die beiden Neuseeländer getroffen, und es hat uns hier ganz gut gefallen, gerade wegen dieser Urtümlichkeit. Nun hatten wir Zeit, uns etwas ausführlicher umzusehen.
Erneute Ankunft in Larrimah
Viele bunte Papageien fliegen herum, sowohl in großen Volieren als auch im Freien. Aber auch nette Krokodile gibt es zu sehen und noch nettere Wallabies. Eine Junges hat besonders an Henny Gefallen gefunden und umklammert ihre Hand fest, während sie es krault.
Schaar von Red Collard Lorikeet
Gut getarnt und relativ ungefährlich: Freshwater Croc
Das Walaby ist ganz begeistert von Henny
Klar, dass dieses Krokodil …
… Claudia heißt, oder?
Wahrzeichen von Larrimah und dem Pink Panter Hotel ist ein großer „Pink Panter“, der vor einem noch größeren Stubby sitzt. Stubby ist der hier gebräuchliche Ausdruck für die gedrungenen Bierflaschen und am Tresen wird man auch immer gefragt: Stabbiorcäähn? – Also: Flasche oder Büchse?
Das Wahrzeichen: Pink Panther und der große „Stubby“
Ich wähle anfangs immer die Büchse, weil ich mir dann keinen Gedanken darum machen muss, wie ich den Kronkorken abbekomme, bis ich merke, dass die Einheimischen den Kronkorken einfach mit den Händen abreißen. Wow! Kurze Zeit später kann ich das auch. Das „Geheimnis“ liegt darin, das man den Kronkorken drehen kann, dann geht er ab. Zum Mitnehmen auf dem Motorrad sind jedoch cans die bessere Wahl, wegen des geringen Gewichtes und des geringeren Platzbedarfes.
Bei einem Rundgang entdecken wir eine K75 unter einer Plane, allerdings schon etwas verwittert, und kommen an einer Küche vorbei, die wohl zentraler Raum des Campingplatzes war, als der noch florierte.
BMW unter Plane vor einem Zimmer, das …
… wohl gerade renoviert wird?
Die Küche auf dem verwaisten Campground
Larrimah und seine 17 Einwohner leiden vermutlich darunter, dass es hier keine Tankstelle mehr gibt. Es gab sogar mal zwei, eine ist einfach aufgegeben worden und bald darauf ist vor ein paar Jahren die andere ausgebrannt und wurde nicht wieder aufgebaut. Von nun ab gab es für Reisende auch keinen Grund mehr, hier anzuhalten.
Aufgegebene und …
… ausgebrannte Tankstelle mit ganz …
… eigenem Flair. Ob ich wohl …
… auf der Wohnung dieser Agame sitze?
Das Fernbleiben von Touristen bringt aber eigentlich erst die richtige Atmosphäre, sind jetzt doch fast nur noch Einheimische am Tresen zu finden – und die haben Durst, mächtigen Durst, immer, den ganze Tag. Erstaunlicherweise kann diese Bar im abgelegensten Outback mit einer Menge von Biersorten aufwarten, von denen wir auch welche probieren, dazu mal wieder eine Portion "Roadkill"-Pie. Bierbüchsen dienen hier auch als Baumaterial. Auf der Veranda oder in der Bar begegnet man auch Geckos, oder auch mal eine Schlange, von denen hier auch welche in Aquarien gehalten werden und sieht vor allem auch grüne Frösche. Und das kommt nicht nur vom Bier. Leider klappt die Verständigung dank des bloody Dialekts nicht übermäßig gut, aber irgendwie wird es immer besser. So erfahren wir auch, dass der Wirt morgens den Highway abfährt und tatsächlich Roadkill einsammelt. Er beteuert aber, dass dies ausschließlich zur Fütterung der Tiere dient. Egal. Geschmeckt hat die Pie trotzdem. Einen bloody authentischen Eindruck von Larrimah vermittelt dieser bloody Film auf Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=tDDbMGjFuik
Bilder aus Larrimah:
Larrimah Hotel
Bierdosen-Wand im Larrimah Hotel
Wanddekoration
Schlangensichere Gästetoilette
Autowerkstatt, in Betrieb
Altenteil
Abendruhe in Larrimah
Feierabend-Bier und Strongbow
Als es dunkel wird, sitzen wir noch draußen am Bahnhof, staunen wieder einmal über den grandiosen Sternenhimmel, schauen den im fahlen Licht schimmernden Gleisen nach und trinken Bier und Strongbow. Ein Wallaby kommt vorbei. Zurück im Zimmer sehen wir vor dem Fenster ein uns unbekanntes Tier. Um 21.30 gehen wir schlafen, auch in der Bar ist Ruhe eingekehrt, man lebt hier im Rhytmus des Tageslichts.
Ein uns unbekanntes Tier nachts vor dem Fenster
Larrimah schläft
Tag 24, Cape Crawford – Larrimah (375 km)
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Seite 327-336, Tag 24, CapeCrawford-Larrimah.pdf
Heute hatten wir keine Milch für ein Müsli, also begnügten wir uns mit einem leckeren Nescafé. Um 8 Uhr waren wir wieder auf dem Stuart, heute bei moderaten 15 Grad, so dass wir die 185 km bis Katherine ohne Pause durchfuhren. Die Motorräder hatten seit Beginn unserer Reise knapp 7500 km gesammelt und ein Ölwechsel war angesagt. Normalerweise kauft man hier einen Kanister Öl, lässt das alte Öl in den Sand ab und füllt das neue nach. Aber wir konnten nicht aus unserer Haut und fuhren beim einzigen Motorradhändler in Katherine vorbei, einer Honda-Werkstatt. Dort hatte man auch Suzuki-Ölfilter und wir bekamen einen Termin für 14.30 Uhr. Jetzt brauchten wir noch eine Übernachtung und wollten mal versuchen, ob es nicht auch billiger geht, als bei unserem letzten Besuch. Im Backpackers war diesmal noch ein Zimmer zu haben, direkt mit Platz für die Motorräder vor der Türe. Also wurde alles abgeladen und bei der Gelegenheit die Motorräder noch mal komplett durchgecheckt. Die verbeibende Zeit bis zu unserem Werkstatttermin verbrachten wir im McCafé, gönnten uns zwei Wraps, eine Mangotorte, eine Karotten-Nuss-Torte und zwei Frappé. Der Globalisierung sei Dank, muss man nicht immer nur Hamburger und Schnitzel essen.
Backpackers in Katherine
Beim Honda-Laden gibt es Quads oder …
… oder Crosser. Sportler Fehlanzeige.
Auf dem Weg in die Stadt muss man an diesem furchtbaren Ungeheuer vorbei
Vertrautes Ambiente: McDonalds – aber schön kühl drinnen und preiswert.
Dann die Motorräder abgeliefert, die Werkstatt und der laden perfekt, freundliche Bedienung und eine CB350 Four im Showroom. Schwerpunkt: Crosser, Enduros und Quads. Straßenmotorräder fast Fehlanzeige. Zu Fuß gingen wir zum uns schon bekannten Supermarkt und kauften ein. Sehr zur Freude gab es günstige einzelne Orangen, die man sonst entweder nur zu horrenden Preisen oder in großen Säcken zu kaufen bekam. Natürlich füllten wir auch im benachbarten Getränke-Shop unsere flüssigen Vorräte auf: Einmal Sixpack Strongbow, ein Sixpack XXXX, Ausweis, bitte – danke!
Eine gar nicht kleine Autoszene gibt es in Katherine. Entweder man fährt tiefergelege ältere PickUps auf Limousinenbasis, also keine Geländewagen, oder, wenn man es sich leisten kann, die …
... speziel für junge Käufer auf den Markt gebrachten V8-PickUps von Holden oder …
… von Ford. So wie es aussieht, gibt es nur entweder/oder, und das Ganze scheint eine Glaubensfrage zu sein.
Nur ziemlich selten sahen wir Oldtimer wie diesen alten Corolla
Die Motorräder sind nach einer Stunde fertig. Die Preise sind ähnlich wie bei uns: Liter Öl 10,00 $ eine halbe Stunde Arbeit 47,50 $, Ölfilter 15,- $. Die Motorräder sind blitzblank geputzt. Dafür bedanken wir uns artig, finden es aber schade, dass der ganze schöne rote Outback-Look nun beim Teufel ist. Wie stehen wir jetzt da? Wie bloody Greenhorns! Wir fahren noch tanken und machen uns einen faulen Tag. Mit Cracker, Dips und Bier/Strongbow. Früh ins Bett. Morgen soll es in die Hauptstadt Darwin gehen.
Im Honda-Laden unterschied sich das Angebot nicht von einem Laden in Europa, lediglich …
… diese CB 350 stach unter den Gebrauchten heraus. Leider ohne Preisschild.
Faulenzen vor dem Backpackers und …
... Abendessen
Tag 25, Larrimah – Katherine (185 km)
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Seite 337-341, Tag 25, Larrimah-Katherine.pdf
Zum Nescafé gibt es die restlichen Cracker vom Vorabend. Und die letzte Orange. Start 7.40 bei 20 Grad. Hinter Katherine beginnt für uns wieder unbekanntes Land. Es wird hügeliger und etwas grüner. Nach knapp 100 Kilometern biegen wir vom Highway ab nach Pine Creek, halten an einem alten Bahnhof der stillgelegten Ghan-Strecke und prüfen auf der Karte, wo wir abbiegen müssen. Wir wollen nicht länger auf dem Highway bleiben. Norbert von der Vermietung hatte uns gesagt, dass es ab Pine Creek auch Nebenstraßen nach Norden gibt. Die wollten wir nun nicht verpassen.
Pause in Pine Creek
Hinter Hayes Creek geht dann auch tatsächlich eine kleine, aber geteerte Straße nach links ab: die Dorat Road. Sie windet sich ungewohnt kurvenreich durch hügeliges Land und macht richtig Spaß, nach wochenlangem Geradeausfahren. Prompt kommt uns auch mal ein Motorrad auf der sonst nahezu verkehrsfreien Straße entgegen, eine nagelneue BMW R1200LT. Die Vegetation ist etwas abwechslungsreicher, lichte Baumbestände, Palmen, Büsche – dzwischen viel Termitentürme, teilweise erstaunlich hoch, das Ganze unterbrochen von Wasser führenden und daher dicht bewachsenen Creeks und Billabongs, an deren Ufer auch schon mal Krokodile sitzen, die hier aber sehr scheu sind
Savannenlandschaft an der Dorat Road
Die Termitentürme nehmen wieder zu und …
… werden auch immer größer
Creeks mit Crocs – die aber leider immer sofort abtauchen, wenn ich anhalte
Je weiter wir nach Norden kommen …
… desto mehr vermischt sich der Eukalyptus-Wald mit Palmen. Wir erreichen das Monsun-Gebiet Australiens
Wie manche Zeitgenossen bei uns die vollen Aschenbecher in die Landschaft ausleeren, so werden hier auch schon mal die Tagesrationen an Bierdosen entsorgt
Teilweise fahren wir auch durch Gebiete, in denen Buschfeuer gewütet haben, aber die Bäume schlagen schon wieder grün aus, während frische Vegetation am Boden nur spärlich vorhanden ist. In anderen Bereichen liegt das Buschfeuer schon länger zurück, ist nur noch an den schwarzen Stämmen auszumachen und saftiges, grünes Gras bedeckt den Boden. Da fällt uns auf, dass wir diesen Anblick seit Wochen nicht mehr gehabt haben. Wir machen öfters Pause und genießen die veränderte Landschaft.
Hier hat ein Buschfeuer verbrannten Boden hinterlassen und …
… hier ist schon wieder frisches Grün gewachsen.
Kurz vor Adelaide River Roadhouse trifft diese kleine Straße wieder auf den Stuart Hwy. Am Roadhouse machen wir eine Pause. Neben den Zapfsäulen gib es einen kleinen Flohmarkt, der aber nichts Interessantes bietet. Wir treffen eine Gruppe von Harley-Fahrern, die zu einem Treffen weiter südlich wollen.
Adelaide River Roadhouse
Während wir unser Sandwich verspeisen, setzt sich ein Motorradfahrer an unseren Tisch. Es ist der BMW-Fahrer, den wir auf der Doran Road gesehen haben. Er ist schon etwas älter und fährt seit langem BMW, denn es gibt nichts Besseres – klar! Die LT hat er sich noch mal geleistet, sehr teuer, aber vielleicht ja sein letztes Motorrad. Er bestätigt, dass es im Outback kaum Motorradfahrer gibt, höchstens mal Enduros oder Crosser auf den Farmen, aber in Darwin gäbe es schon mehr. Dass man auf dem Motorrad so weite Reisen macht, sei in Australien gar nicht üblich.
Wir machen uns auf den Weg, um die letzten 80 Kilometer nach Darwin zurückzulegen. Wir wollen nicht zu spät ankommen, um möglichst noch ein Zimmer zu bekommen. Die Adressen von Backpackers und hoffentlich günstigen Hotels hatte ich schon vorher aus dem Lonley Planet rausgesucht. Schon 20 Kilometer vor Darwin beginnt dichtere Besiedelung, Vororte, viel Industriegelände, viele Autohändler – und am Flughafen kommen wir auch vorbei. Gut, denn dann wissen wir schon mal, wo wir abfliegen werden. Wir fahren zum ersten Backpackers in einer Seitenstraße nahe der Stadtmitte. Alles ausgebucht – beim nächsten genauso. Mittlerweile ist es unangenehm heiß, was in der Stadt noch mehr zum tragen kommt als im Outback. Wir fragen in einem Hotel – auch nichts. Henny geht noch mal die Mitchel-Street auf und ab und fragt nach Übernachtungsmöglichkeiten. Überall nichts. Sie erfährt, dass weit und breit alles ausgebucht ist, weil an diesem Wochenende der Darwins Cup, ein bekanntes Pferderennen und Volksfest, stattfindet. Mist! Wir fahren also wieder aus Darwin raus und klappern an der Ausfallstraße alle Hotels und Motels ab, was nicht viel Spaß macht, weil man in der Hitze immer wieder Schleifen fahren muss, um auf die andere Straßenseite zu kommen. Als wir wieder am Flughafen vorbeikommen, buchen wir in einem natürlich auch schon ausgebuchten Motel schon mal für die Nacht vor unserem Abflug das Zimmer, damit es da dann wenigstens keine Panne gibt. Auch auf einem Campgrund versuchen wir es, aber selbst da ist kein Platz mehr frei. Gerade als wir nachfragen, checkt ein Pärchen in einem sehr schönen Rolls Royce ein. Ob die wohl zelten werden?
Rolls Royce checkt am Campingplatz ein
Schon ziemlich genervt treffen wir nun schon wieder etwa 45 Kilometer von Darwin entfernt am Roadhouse von Noonamah ein. Hinter dem Roadhouse gibt es einen Campgrund, der noch ziemlich neu aussieht. Cabins gibt es auch, aber die sind schon ausgebucht, wie auch der gesamte Ground ziemlich voll ist. Aber die nette Besitzerin sagt, dass sie gerade einen neuen Container aufgestellt hat. De sei zwar noch völlig leer, aber Strom gäbe es und die Klimaanlage funktioniert auch schon. Für 20 $ können wir darin übernachten. Auf jeden Fall besser als Zelten bei der Hitze und teurer ist es auch nicht mal. Klar – nehmen wir den.
Hinter dem Noonamah Roadhouse gibt es …
… einen fast neuen Campground.
Ein noch jungfräulicher Dogger wird …
… von uns „erstbesiedelt“ und ist …
… bald heimelig eingerichtet
Nachdem wir die Liegematten und Schlafsäcke ausgebreitet haben, das Zimmer runtergekühlt ist und aus unseren Koffern kleine Nachtschränkchen entstanden sind, trinken wir erst mal ein Bier. Wir haben fast den ganzen Tag mit der Zimmersuche in Darwin vertrödelt. Eigentlich wollten wir uns nur mal die Stadt ansehen um von dort dann am nächsten Tag nach Osten in den Kakadu-National-Park zu fahren. Die Erfahrung lehrt uns wieder einmal, Städte muss man einfach meiden. Wir stellen fest, dass wir während der ganzen Zeit nicht ein einziges Foto gemacht haben. Unbewusst tief verankerte Ablehnung? Self fulfilling prophecy? Egal – Städte sind nix!
Also trösten wir uns mit einem Abendessen im Restaurant des Roadhouses. Es gibt Barramundi mit Chips für mich und Nudeln für Henny, die interssanterweise auch mit Chips serviert werden. Neu für uns ist ein transluzentes blaues Gerät, das wir nach unserer Bestellung mit an den Tisch bekommen. Ist das Essen fertigt, so blinkt, summt und vibriert das Teil und macht so darauf aufmerksam, das man sich das Essen an der Ausgabe abholen kann. Was es alles gibt …
In der Noonamah Taverne bestellen wir uns ein Essen und wenn …
… das Zauberkästlein blinkt …
… bekommt man volle Teller!
Wir sitzen danach noch beim Schlummertrunk auf der Veranda vor dem Roadhouse, wo aber bald nach Einbruch der Dunkelheit der Verkehr zum Erliegen kommt. Lediglich ein paar Pickups fahren noch vor dem Getränkeshop vor und laden 30er-Packs mit Bier auf die Ladeflächen. Wir gehen früh schlafen.
26. Tag, Katherine – Darwin – Noonamah
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Seite 342-349, Tag 26, Katherine-Noonamah.pdf
Wir haben nicht besonders gut geschlafen. Um 6.45 Uhr sind wir schon auf den Beinen und bepacken die Motoräder. Ein Cabin-Nachbar unterhält sich noch mit uns, und erzählt, dass er auch von einem Motorrad träumt, am liebsten hätte er eine Harley. Vor einer anderen Cabin steht eine Sportster, die von einer Frau gefahren wird. Sie ist zwar freundlich, aber irgendwie können wir uns nicht des Eindrucks erwehren, dass Szuzuki-Enduros von Harley-Fahrern nicht für voll genommen werden.
Bereit zur Abfahrt. Der rechts möchte auch gerne eine Harley
Vor dem Start um 8 Uhr trinken wir noch auf der Veranda einen Kaffee, dann geht es erst mal wieder ein Stück nach Norden in Richtung Darwin. Nach knapp 10 Kilometern zweigt der Arnhem Hwy nach rechts ab, der uns in den Kakadu National Park bringen soll.
Arnhem Highway
Das eigentliche Arnhem Land, dass erst anschließend an den Kakadu-Nationalpark angrenzt, ist Aboriginal Land, etwa so groß wie Portugal und von etwa 20.000 Menschen bewohnt. Besucher benötigen eine spezielle Erlaubnis der Aboriginals vom Yolngu-Stamm, die bis zu einem Jahr im Voraus beantragt werden muss. Der Arnhem Hwy endet daher auch an der Grenze zum Arnhem Land. Aber so weit wollen wir gar nicht fahren. Erst einmal erreichen wir die Wetlands, einem sehr flachen Gebiet im Bereich der Flüsse, das während der Regenzeit (the wet) überschwemmt wird und auch während der Trockenzeit im Winter (the dry) nicht völlig trocken fällt. Das Gebiet ist dicht bewachsen, teilweise sumpfig und es leben die heimischen Krokodile dort und verwilderte Wasserbüffel. Mit beiden ist nicht gut Kirschen essen.
Wetlands
Auf dem Beatrice Hill steht ein Besucherzentrum, von dem aus man – besonders jetzt am frühen morgen - einen fantastischen Blick über die Wetlands hat. Ist schon das Bauwerk an sich aufgrund seines weit geschwungenen Daches sehr beeindruckend, so steht die Informationsvielfalt und die liebevolle Aufbereitung im Inneren dem nicht nach. Die Infozentren in den Nationalparks begeistern uns immer wieder.
Window on the Wetlands Visitors Center
Zwei Mal Blick über die Wetlands vom Visitors Center aus.
Etwa 50 Kilometer weiter kommen wir zum Eingang des Kakadu National Parks. Obwohl es dort natürlich Kakadus gibt, die im Englischen Cockatoo heißen, hat der Name des Parkes nicht mit diesen Vögeln zu tun. Vielmehr ist er lautmalerisch nach der Sprache des hier lebenden Aboriginal-Stammes benannt, dem Gagudju. Der Kakadu ist mit seinen 20.000 km² schon ein recht großer Park und der größte Teil gehört den Aboriginals, die dort seit über 50.000 Jahren leben, entsprechend gibt es dort bedeutende Kulturstädten der traditionellen Bewohner. Allerdings kann man die nicht einfach so anschauen, sondern muss dazu Führungen buchen. Auch wenn vieles wirklich ansprechend ist, merken wir schon auf der Fahrt durch den Park, dass alles streng reglementiert ist. Nach der relativen Freiheit der vergangenen Wochen irgendwie ein komisches Gefühl. Wir fahren erst mal bis Aurora Kakadu, einem Roadhouse, machen dort eine Pause. Henny wir mit einer schönen Blüte geschmückt und zwei nette Aboriginals machen Witze mit uns. Sie raten uns auch sehr zu guter Sonnenschutzcreme, sonst hat man nach nur 50.000 Jahren so schwarze Haut wie sie. Das erste mal, dass wir einen unverkrampften Umgang mit Aboriginals haben. Kurz nach dieser Pause überqueren wir den Alligator River, ein mächtiger Fluss.
Eingang zum Kakadu National Park
Aboriginal-Kunst am Straßenrand
Rast in Aurora Kakadu
Spaß mit zwei netten schwarzen Herren
Der hier trotz Trockenzeit sehr mächtige Alligator River, natürlich …
… nicht ohne Croc-Warnschilder
In Jabiru suchen wir erst mal nach einer Unterkunft. Jabiru ist eine kleine, moderne Stadt mit Supermarkt, Angelladen, Café, Imbiss, Bäckerei sowie Notdiensten. Während der Regenzeit im Oktober bis April kann Jabiru oftmals nur auf dem Luftweg erreicht werden, da der Arnhem Highway dann gerne überflutet ist. Jetzt ist es trocken und Touristenzeit, dazu noch Wochenende. Schlechtes Timing, wir bekommen keine Cabin auf den beiden Campgrounds. Also entweder zelten oder im teuren Hotel nachfragen. Dort hat man noch Zimmer, aber nur ab 240 $ aufwärts. Sie rufen aber freundlicherweise in einem anderen Hotel an, das nur 60 Kilometer entfernt ist – dort kosten die Zimmer jedoch ab 340 $. Das in Aboriginal-Besitz befindliche Gagudju Crocodile Holiday Inn an sich ist schon sehr faszinierend, ist es doch in Form eines großen Krokodils erbaut. Wir stellen unsere Motorräder am rechten Hinterbein ab, unser Zimmer liegt aber kurz vor dem linken Hinterbein. Und was für ein tolles Zimmer: Ein Riesenbett, alles fein mit weißer Bettwäsche bezogen, großer Fernseher, Schreibtisch, Kochnische, Sitzecke, Terrasse und ein vollständiges Badezimmer mit Badewanne. Dazu eine automatische Klimaanlage, die man kaum hört. Toll. Ich gehe gleich mal in die Badewanne. Henny schreibt dazu ins Tagebuch: Martin erzeugt schwarzes Wasser.
Am Ortseingang von Jabiru
Luftaufnahme des Gagudju Crocodile Holiday Inn
Henny staunend über so viel ungewohnten Luxus
Und ein Fernseher mit richtigen Programmen!
Ah! Das tut gut!
Nach dem ausgiebigen Bad raffen wir uns auf, kaufen erst im nahegelegenen Supermarkt etwas ein und fahren noch mal zum Bowali Visitor Center, das unweit von Jabiru liegt. Neben vielen anderen Informationen, die wir dort erhalten, schauen wir uns einen Film über den Kakadu National Park und seine sechs Jahreszeiten an. Das Visitors Center ist wieder genauso gut und ansprechend gestaltet, wie die, die wir zuvor auf Aboriginal Gebiet besucht haben. Wir erfahren sehr viel, so zum Beispiel, dass es im Norden Australiens eine andere Zeiteinteilung gibt: Die Weißen kennen hier zwei Jahreszeiten – the wet, also die Regenzeit - im Sommer und the dry, also die Trockenzeit – im Winter. Die indigene Bevölkerung jedoch unterteilt in sechs Jahreszeiten: Gudjewg oder Monsunzeit von Dezember bis März mit viel Regen und Überschwemmung, in der alles wächst. Banggerreng oder Erntezeit im April. Yegge oder die noch feuchte Zeit von Mai bis Juni, in der aber schon erste Buschbrände von alten Pflanzenresten reinigen. Wurrgeng oder die kalte, trockene Zeit von Juni bis August, in der das Wasser zurückweicht. Gurrung oder die Trockenzeit von August bis Oktober. Gunumeleng oder die Nach-Monsun-Zeit von Oktober bis Dezember, die Zeit der Gewitter. Zu jeder dieser sechs Jahreszeiten werden noch weitere Naturmerkmale beschrieben, das Verhalten von Tieren und die Wachstumsphasen von Pflanzen sowie die Verfügbarkeit von natürlicher Nahrung, Tucker genannt. Es wird anschaulich, wie die indigene Bevölkerung mit der Natur lebt, sich in den Kreislauf einfügt und ihn nicht beeinflusst. Diese Anpassungen bedingt natürlich auch eine unserem Denken ferne Lebensweise und auch ein anderes Verhalten. Der Lauf der Natur gibt vor, was man am Tag tut – und nicht die Uhrzeit, die Pflicht oder der Vorgesetzte. 50.000 Jahre einer Entwicklung, die ohne jede Kontakte zu unserer Evolution stattgefunden hat, bedingt eine völlig andere Denkweise. Das lässt sich nicht in gut hundert Jahren mit der der westlichen Welt vereinen, ja, nicht einmal annähernd annähern. Das wird uns langsam immer bewusster.
Henny auf Holzbank vor dem Visitors Center
Einbaum von der Art, wie sie vermutlich zur Erstbesiedelung Australiens verwendet wurden
Aboriginal-Gemälde mit Krokodil, Schildkröte und Barramundi
Henny vor Skelett eines Leisten- oder Salzwasser-Korokodils
Nachdenklich kehren wir zum Hotel zurück, machen dort eine kurze Pause und wandern zu Fuß noch mal zum Jabiru Town Lake, einem See im Stadtgebiet, an dem viele der Einwohner Abends sitzen, Sport treiben oder einfach Picknick machen und grillen. Wir bleiben dort, bis die Sonne in wieder einmal begeisternden Farben über dem See untergeht.
Abends am Lake Jabiru
Wechselnde Abendstimmungen am Lake Jabiru
Zurück im Hotel, schauen wir uns darin noch etwas um. Haustiere sind zwar verboten, aber ein Gecko hält sich nicht daran. Krokodile sind zu betrachten als Knochen, aus Holz und als Diorama, ebenso einiges an Aboriginal-Kunst. Leider dürfen diese Bilder nicht fotografiert werden. Zurück im Zimmer schauen wir noch ein wenig in den Fernseher und essen eine Kleinigkeit bei Strongbow und XXXX und sind bald fürchterlich müde. Wir freuen uns schon sehr auf die komfortablen Betten.
Ein Gecko hält das Zimmer frei von Fliegen
Diorama: Croc fängt Barra
Auch hier schon sehr frühe Nachtruhe
Tag 27, Kakadu National Park Noonamah – Jabiru (235 km)
Dateianlage:
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Seite 350-360, Tag 27, Noonamah-Jabiru-KakaduNP.pdf
Wir stehen früh auf und sind um 7.20 Uhr bei 26 Grad startklar. Zum Frühstück gibt es auch hier nur Müsli und Nescafé. Wir wollen ja keinen Luxus einreißen lassen. Henny vermisst seit dem Hotel-Rundgang gestern Abend ihre Brille. Zum Glück war sie an der Rezeption abgegeben worden. Wir fahren mit den Motorrädern aus dem Schlund des Krokodils hinaus und auf dem Kakadu Hwy nach Süden. Uns war es in und um Jabiru herum zu durchorganisiert und auf eine Bustour zu den Höhlenmalereien der Aboriginals hatten wir keine Lust, zumal das eine zweite Übernachtung bedingt hätte – und das bei den Preisen hier!
Gewohntes Frühstück – nur keine Experimente
Die Motorräder im Maul des Krokodils
Aus dem Infomaterial haben wir entnommen, dass es an unserem weiteren Weg ein paar Ausflugsziele gibt, die aber entsprechend intensiv beworben werden. Die haben wir von der Liste gestrichen. Aufgefallen ist mir die Maguk Gorge, denn darüber war fast nichts zu lesen. Es führt auch nur eine 4WD-Piste hin, was dafür spricht, dass dort keine Busladungen anzutreffen sein werden. Das schauen wir uns mal an. Wir kommen wieder über den Alligator River, der hier, weiter im Süden, schon deutlich kleiner ist. In den Feuchtgebieten am Fluss kommt mir auch der Namensgeber der Stadt Jabiru vor die Linse, der gleichnamige Storchenvogel.
Aligator River, geschrumpft
Jabiru in den Wetlands bei Jabiru
Nach gut 90 Kilometern geht ein kleiner Weg links ab und nach 12 Kilometern Waschbrettpiste kommen wir an den Maguk Creek. Wir lassen die Motorräder stehen und gehen zu Fuß weiter. Anfangs führt noch ein Pfad durch den Wald. Mehrfach kreuzen wir kleine Sümpfe und den Bach. Krokodil-Warnschilder tauchen auf, auch sehen wir am gegenüberliegenden Ufer eine Krokodilfalle. Also sind wir doch etwas auf der Hut. Das Tal wird zunehmend enger, die Felsen beidseitig höher und auch der Pfad ist im Gras kaum noch zu erkennen.
Auf dem Weg wechseln sich unangenehme „Corrugations“, also Waschbrettpiste, und …
… sandige Abschnitte ab.
Schilder mit Croc-Warnungen im Wald
Ein Pfad führt uns an den Maguk Creek
Maguk Creek
Krokodil-Falle
Langsam wird das Tal enger und es gibt ...
... intensivere Croc-Warnungen
Man muss nun schon ein bisschen aufpassen, …
… wohin man tritt.
Noch orientieren wir uns immer am Bach entlang, bis …
… der Pfad dann etwas unwegsam wird.
Langsam wird es spannend, einen Pfad gibt es nicht mehr, wir müssen oft über Felsen klettern und auch mal wieder den Bach queren. An einer kleinen grünen Lagune machen wir eine Pause, denn geht es weiter. Wir geraten mehr und mehr eine traumhafte, verwunschene Welt: Sonnenstrahlen tanzen durch die Bäume, das Wasser ist kristallklar und schimmert in Braun- und Grüntönen, der Bach hüpft über Steine und kleine Stromschnellen, Fische tummeln sich in ihm, Libellen schwirren durch die Luft, Schmetterlinge gaukeln zwischen den Pflanzen.
Jetzt ist auch mal etwas klettern angesagt, denn …
... am Bach kann man nicht mehr entlang.
Aber bald müssen wir doch …
… mal auf die andere Seite, was aber dank der Steine gut gelingt.
Wir kommen an einer „grünen Lagune“ vorbei und …
... an einem ruhig in der Sonne liegenden Teich.
Bis ans Ende dieses Tals wollen wir noch wandern
Wir wissen gar nicht mehr genau, wie lange wir gewandert sind, da kommen wir an einen See zwischen Felsen, der von einem Wasserfall gespeist wird. Im glasklaren Wasser, dessen Tiefe man nicht abschätzen kann, schwimmen große Fische. Sind es Barramundi? Das Wasser ist einfach zu verlockend. Obwohl ich ja zutiefst wasserscheu bin, steige ich hinein. Henny achtet auf die Krokodile. Eine Runde schwimmen in diesem Wasser ist einfach unbeschreiblich schön. Wir wechseln und ab: Ich halte die Krokodile zurück und Henny geht ins Wasser. Auch sie genießt es sichtlich. Eine Weile sitzen wir noch auf den warmen Steinen im Sonnenlicht und genießen die Ruhe und die Unberührtheit. Zweifellos eines der Highlights unserer Tour.
Vorbei an diesen Stromschnellen kommen …
… wir an diesen See, wandern …
… aber weiter am Bach entlang, bis …
... steile Felswände und ein Wasserfall zeigen, dass wir das Ziel erreicht haben.
Klares Wasser von nicht einschätzender Tiefe und viele Fische
Das Wasser ist sehr verlockend und …
… das Schwimmen macht …
… einen riesigen Spaß, deswegen …
… muss es Henny …
… dann auch gleich probieren.
Wir fahren weiter zum Wirnwirnmila Mary River Roadhouse, das von Aboriginals des Jawoyn-Tribes geführt wird. Auch hier gibt es kostenlosen Coffee for Drivers und wir essen ein Beef-Sandwich. Dazu eine kurze Unterhaltung mit einer Holländischen Familie, die gerade auf dem Weg in den Kakadu National Park sind, der für uns hier am Mary River endet.
Mary River Roadhouse
Nach weiteren 60 Kilometern treffen wir in Pine Creek ein. Hier hatten wir vor drei Tagen schon mal eine kurze Rast gemacht. Der Ort liegt etwas abseits des Stuart Hwy und fiel uns damals schon auf. In einem sehr ansprechend gestaltetem Motel, dem Railway Ressort, finden wir eine Unterkunft. Die Cabins haben richtigen Komfort, etwas gewöhnungsbedürftig im Interieur, aber mit viel Liebe ausgestattet und bestens in Schuss gehalten. Der krasse Gegensatz zu den kargen, rein zweckmäßigen Übernachtungsboxen, die wir bisher im Outback erlebt haben. Die Cabins sollen in Aufmachung und Erscheinung an Eisenbahnwaggons erinnern, deswegen auch der Name Railway Ressort. Es gibt nur wenige Gäste und wir erhalten eine Cabin direkt am Pool. Das nutzen wir auch aus. Zwei Mal Baden an einem Tag – das muss jetzt aber bis Weihnachten reichen! Henny macht Beweisfotos von dem seltenen Vorgang.
Unsere Cabin in Pine Creek von außen …
… und von innen. Die silbernen Flächen an Wand und Decke bestehen aus Aluminumprofilblechen.
Erst Pause auf der Veranda, dann …
… ab in den Pool!
So oft und so viel Wasser in so kurzer Zeit - ob das gesund ist?
Dateianlage:
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Seite 361-378, Tag 28, Jabiru-Maguk-PineCreek.pdf
Auf einem Rundgang durch den Ort machen wir Halt am alten Bahnhof und erfahren auf Infotafeln, dass der Ort mit seinen heute 220 Einwohnern im Jahr 1870 während der Errichtung der Transaustralischen Telegrafenleitung gegründet wurde, die Adelaide mit Darwin und dem Überseekabel nach Indonesien und Europa verband. Nachdem ein Arbeiter 1871 beim Ausheben eines Loches für einen Mast der Leitung Gold fand, brach ein Goldrausch in Australien aus. Später war der Ort eine Zeit lang die erste Endstation der Nordaustralischen Eisenbahn, die bis 1911 Palmerston & Pine Creek Railway hieß.
Bahnnof Pine Creek außen …
… und innen
Der Bahnhof ist weitgehend erhalten und es steht auch noch ein alter Dampfzug auf dem Bahnsteig, der angeblich sogar noch fahrfähig sein und bei der Verfilmung des Romans We in the never never mitgespielt haben soll. Während wir noch den Zug betrachten, fährt auf der nahen Straße eine Gruppe automobiler Oldtimer vorbei. Wenn man dann noch sieht, dass an den umliegenden Häusern seit hundert Jahren auch nichts mehr geschehen ist, befinden wir uns unversehens mitten in einer Zeitreise. 50 Jahre vorher hat es vermutlich hier ganz genauso ausgesehen, nur der Zug dürfte unter Dampf gestanden haben. Ein paar Häuser weiter stehen wir dann vor einem Fertighaus von 1889, dem ältesten Fertighaus Australiens, hergestellt in England, wie auf einem Schild zu lesen ist.
Kompletter Zug auf der …
… verlassenen Bahnanlage.
Wasserkran und …
… vorbeikommende Oldtimer.
Ältestes Fertighaus in Australien
Große Kessel aus der Goldgräberzeit stehen herum und auch ein übermannshohes Citroen-Zahnrad, dessen ehemalige Funktion uns leider verborgen bleibt.
Großer Kessel und …
... Zahnrad mit „Double Chevron“
Presslufthammer, wohl noch aus der Goldgräberzeit
An den Seiten eines Pfades vom Bahnhof zur Lazy Lizzard Bar sind Kacheln eingelassen, die die Geschichte des Ortes von den Ureinwohnern, den Wagiman People, über die erste Besiedelung, den Goldrausch und bis heute erläutern. Die Kacheln, die das Leben der indigenen Bevölkerung darstellen, sind leider teilweise mutwillig beschädigt.
Die Geschichte der Ureinwohner und die der Besiedelung auf Kacheln am …
… Rande dieses Weges.
An die Goldgräber- und Minenzeit erinnert ein in einem Stein steckender Presslufthammer, die örtliche Bäckerei ist verlassen, die Einrichtung teilweise noch vorhanden, im Garten steht wohl auch noch das Auto der Besitzer. Da heute Sonntag ist, hat das Warenhaus, Ah Toys Store, erbaut 1908, leider geschlossen. Gerne wären wir mal hinein gegangen, denn nicht nur außen scheint bei diesem Warenhaus die Zeit stehen geblieben zu sein. Das nahezu unveränderte Haus wird heute noch von der aus China zugewanderten Ah Toy-Family betrieben.
Verlassende Bäckerei, wo man anscheinend …
… sowohl innen als auch …
… außen einfach alles zurückgelassen hat.
Ah Toys Store, das Warenhaus am Ort.
Gegenüber die Tankstelle und die Lazy Lizzard Bar
Zuletzt kehren wir noch in der Lazy Lizzard Bar ein und bestellen uns einen Hamburger auf Toast. Verwaist liegt die Tankstelle dann im Abendlicht, während wir noch auf der Veranda sitzen, Bier und Strongbow trinken, eine Mücke verjagen und uns freuen, dass wir einen gut gefüllten Kühlschrank haben.
In der Bar gibt …
… es dann wieder mal ein typisch australisches Feinschmeckergericht.
Auf der Veranda am Pool frühstücken wir Müsli und Nescafé. Über Nacht ist es kühler geworden und ziemlich windig. Wir starten um 8 Uhr bei 23 Grad, tanken noch in Pine Creek und werfen Postkarten ein. Ein Magpie flötet uns sein Lied. Auf dem Stuart Hwy fahren wir wieder nach Norden bis zum 50 Kilometer entfernten Hayes Creek Wayside Inn, dort lassen wir uns einen Coffee vor Drivers geben und essen eine Kleinigkeit. „Kaffee nur für den Fahrer“, wird uns gesagt – aber ein Blick aus dem Fenster zeigt der Bedienung zwei Motorräder. Alles klar.
Hayes Creek Wayside Inn
Henny bändelt in aller Öffentlichkeit mit einem dicken Bayern an – ich entschuldige das mit der anhaltenden Sonneneinstrahlung, …
… denn an dieser Zapfsäule hatten wir uns noch nicht bedient
Coffee for Drivers in der Sonne
Während wir unseren Kaffee auf der Terrasse trinken, wird uns die Gelegenheit geboten, eine alte Feuerwehr, die ein Truck auf seiner Ladefläche hat, anzuschauen
In der herrschenden Ruhe hört man lange vorher das unverkennbare Geräusch sehr alter Motoren die Straße raufkommen, geschaltet wird mit Zwischengas: Zwei Chevys und ein Bedfort, alle drei aus den 20er Jahren und in schön patiniertem Originalzustand, kommen zum Tanken. Auf einmal fühlt man sich in die Pionierzeit zurückversetzt. Wie selbstverständlich gehen die Automobilisten mit ihrem Gerät um, als ob es das Normalste der Welt wäre, mit solchen Kisten durchs Outback zu fahren. Ja, warum eigentlich nicht? Wenn die das vor 85 Jahren schon geschafft haben, warum sollen sie das heute nicht mehr können? Wir haben uns jedenfalls sehr über diese Oldies gefreut, die keine hochglanzpolierten Trailerqueens waren.
Chevy und Bedford an der Tanke
Wie eine Zeitreise in die 20er Jahre
Was man halt so braucht auf einer kleinen Wochenend-Tour
Und da fahren sie hin.
Wir nehmen uns vor, an den Daly River zu fahren. Dort existiert ein sehr abgelegener Ort gleichen Namens am Rande des Landes der Malak Malak People, von dem wir in einem Buch gelesen hatten. Seit 1885 besteht dort am Fluss eine Katholische Mission. Der Daly River ist berühmt für seine großen Barramundi und nicht minder großen Salties. Laut Karte soll es dort auch eine Übernachtungsmöglichkeit geben. Wir würden gegen Mittag dort ankommen und wenn es uns nicht gefällt, könnten wir auch wieder zurück an den Highway fahren.
Wir schwingen wieder auf der schönen, kurvigen Dorat Road entlang, bis wir nach etwa 30 Kilometern an den Abzweig nach Daly River kommen. Über lange Strecken ist das Land nun sehr karg und völlig eben. Kurz vor Daly River gibt es wieder ein paar schön geschwungene Kurven. Dann erreichen wir den Ort, der aus einer Polizeistation, einer Bar und einem General Store auf Stelzen besteht. Dazu drei Zapfsäulen, eine Cabin und fünf Doggy-Boxen. Alles um einen Platz gebaut und alles hat eindeutig schon bessere Zeiten gesehen.
Nach Westen auf der Daly River Road
Erst geradeaus durch karges Land, dann …
… zuletzt vor dem Daly River etwas kurviger.
Ankunft vor Daly River Pub, das …
… von einem mächtigen Panther bewacht wird.
Erst schauen wir uns etwas irritiert um. Die Bar wird von einem Panther bewacht. Ansonsten sieht man nur ein paar Aboriginals im Schatten unter den Bäumen sitzen. Wir gehen in die Bar und werden im Halbdunkel durch einen riesigen Wildschweischädel erschreckt, der an der Wand hängt. Die verräucherte Bar ist aus dunklen Brettern zusammengenagelt und wird über der Theke und dem Billardtisch von im krassen Gegensatz dazu stehenden Neonröhren ausgeleuchtet. Neben der Theke hängt eine Liste mit Namen von Personen, die ein Bar-Verbot haben. Ein recht junger Bursche bedient uns, als wir uns eine Sausage Role bestellen. Mehr Auswahl gibt es nicht. Zumindest zurzeit nicht, denn die Küche ist noch kalt. Wir sitzen auf der Terrasse, essen die „Würstchen im Schlafrock“, und kommen mit Tischnachbarn ins Gespräch, die uns noch etwas Kuchen schenken. Henny fragt den Barkeeper, ob es hier Krokodile gäbe. „Klar“, sagt der, „richtig große!“ „Hast du denn schon mal eins gesehen,“ will Henny etwas ironisch wissen – denn erzählt worden ist uns von den Aussies schon viel. „Die kommen mittags“, meint er ganz ernst, er sage uns dann Bescheid.
Ein furchteinflößender Eber-Schädel und …
Ein gewaltig großer Barramundi zeigen uns, womit sich die Bewohner beschäftigen, wenn …
… sie nicht gerade Billard spielen.
Die Benimmregeln sorgen für Ordnung
Mit den Gepflogenheiten an den Bars im Outback kennen wir uns inzwischen einigermaßen aus
Hmmmm - Saussage Roles aus der Microwelle.
Blick über Daly River
Wir sind immer noch ein wenig unschlüssig, ob wir bleiben sollen oder nicht. Wir schauen mal kurz in den General Store, brauchen aber kaum etwas. Eine kleine Gruppe Aboriginal-Kinder stürmt die Treppe herab. Halb versteckt mache ich ein Foto von der lustigen Bande.
Aboriginal-Kinder kommen aus den General Store
Dies beobachtet wohl eine Aboriginal-Frau aus einem Geländewagen. Sie winkt uns heran. Eigentlich rechne ich mit einem Hinweis, doch bitte nicht zu fotografieren. Aber nein, sie fragt, wo wir her kommen. Henny gibt einen kurzen Abriss unserer bisherigen Reise und wird auch gleich darauf gefragt, welche Erfahrungen wir mit Aboriginals gemacht haben. Recht wahrheitsgemäß erzählt Henny von unseren ersten Erlebnissen mit Betteln und Betrunkenen in Coober Pedy und Alice Springs, über unsere Verwunderung, das Weiße in Visitors Centern arbeiten, die Aboriginals gehören, über unser Problem, uns Aboriginals zu nähern und auch über nette Begegnungen. Wir bekommen eine relativ kurze Erklärung darüber, dass es nicht nur solche Aboriginals gibt, wie wir sie oftmals gesehen haben. Sie erzählt, dass dies aber viele Touristen und vor allem auch Australier glauben, erzählt von Schwierigkeiten mit der Regierung und erzählt vom Wunsch, miteinander auskommen zu wollen. Als sie unser offensichtliches Interesse bemerkt, teilt sie uns mit, dass es in der Nähe eine Aboriginal-Community gäbe und ob wir Lust hätten, uns diese mal anzuschauen. Wir sagen spontan zu. Eine Gelegenheit, in eine Community zu kommen, für die man normalerweise eine umständlich zu beantragende Genehmigung braucht, wollen wir uns nicht entgehen lassen. Wann und wo, fragen wir. Heute geht es nicht mehr, sie fahre mit den Kindern noch in den Bush, aber morgen um neun, gleich neben der Kirche in Nauiyu und nach Miriam fragen Etwas verwirrt bleiben wir zurück. Ob wir bleiben oder nicht, ist nun schon entschieden. Die Cabin ist zwar schon vergeben, aber eine Doggy-Box können wir noch haben. Die hat aber nur ein Bett und kostet satte 75 $, was, nach erster Inaugscheinnahme, das absolut schlechteste Preis-Leistungsverhältnis der ganzen Reise darstellt. Statt Klimaanlage klafft ein großes Loch in der Wand. Wir fragen noch mal nach – es gibt noch eine weitere Box, genauso karg, aber mit Klimaanlage. Die beziehen wir nun, mopsen uns aus der ersten aber noch schnell ein Kissen, damit wenigstens jeder eines hat.
Unsere Doggy-Box von außen und …
… und von innen.
Nachdem wir unsere Koffer reingestellt haben, fahren wir an den Daly River. Es geht eine befestigte brückenähnliche Furt hinüber. Der Fluss hat aber so wenig Wasser, das man diese so gut wie trocken überfahren kann. Wir bleiben stehen und schauen Aboriginals zu, die nach Barramundi angeln. Einem fällt der Hut ins Wasser, aber er schafft es, ihn weiter flussabwärts mit Hilfe der Angel zu bergen. Krokodile sind weit und breit keine zu sehen, also fahren wir weiter auf einer ziemlich groben Piste und kommen nach etwa 5 Kilometern an eine große Plantage, die sich Mango-Farm nennt. Über uns kreist ein Adler. Normalerweise kann man die Farm besichtigen, aber heute ist niemand da, der uns rein lässt. So schauen wir noch draußen ein wenig nach der Plantage, gehen auch mal runter zum Ufer des Daly River, der auch hier entlang fließt (keine Crocs!) und halten kurz an der Tankstelle.
An der Daly River Furt
Angler fischen nach verlorenem Hut
Henny auf dem Track zur Mango Farm
Wegweiser zur Mango Farm
Mango Plantagen, an deren Bäumen …
… leider keine Früchte zu finden waren
Am Ufer des Daly River
Typische Outback-Tankstelle an der Mango Farm
Wir beschließen, zurück zu fahren. Als wir die Motorräder wieder an der Doggy-Box abstellen, kommt der Barkeeper vorbei und ruft uns zu: „Die Crocs sind da!“ Na, dann los, schnell sind wir umgezogen und am Fluss – und tatsächlich: am gegenüberliegenden Ufer liegt ein richtig fettes Saltie bräsig in der Sonne. So 3,5 Meter ist der Bursche sicher lang. Als wir noch schauen, kommt ein Bloke vorbei, der sich als Croc-Hunter vorstellt und uns erklärt, dass dies die einzige Stelle in Australien sei, wo Aufgrund besonderer Strömungsbedingungen Salzwasser- und Frischwasserkrokodile zusammen leben. Jägerlatein oder Wahrheit? Wir wissen es nicht.
Großes Saltie am Ufer des Daly River
Im Gespräch mit „Croc-Hunter“
Auf der Suche nach weiteren Crocs, die …
… dann auch zunehmend auftauchen.
Kapitaler Brocken auf einer Sandbank
Wir verbringen noch eine Weile am Fluss, wandern ihn ein Stück entlang, immer ziemlich vorsichtig die wassernahe Vegetation im Auge behaltend, beobachten Bussarde und Falken und die Krokodile und sehen auch manchmal einen großen Barramundi. Dann kehren wir zu unserer Doggy-Box zurück und trinken erst mal ein Bier.
Vor der Box
Viele Aboriginal-Kinder spielen in Daly River
Wir machen uns Gedanken darüber, dass es diesen Kindern doch heute wieder relativ gut geht, hatten wir zuvor doch von der sogenannten „Stolen Generation“ erfahren, wo gerade hier im Nothern Territory besonders viele Kinder von Aboriginals ihren Eltern entrissen wurden. Erst waren es nur Mischlingskinder, sogenannte „Creamies“, deren Väter nichts mit ihnen zu tun haben wollten, dann wurde zunehmend die Ansicht verbreitet, dass Aboriginal-Mütter es aufgrund ihres gering entwickelten Gehirns sowieso schnell vergessen, wenn man ihnen die Kinder wegnimmt. Und man stützte sich auf wissenschaftliche Untersuchungen, die bestätigten, dass man innerhalb weniger Generation das schwarze Gedankengut aus den Ureinwohnern herauszüchten kann. Diese Praxis galt noch bis 1969! Das ist also gerade mal 40 Jahre her! Aboriginal-Kinder unserer Generation wurden also noch ohne Begründung einfach ihren Müttern weggenommen.
Kinder aus dieser Zeit wuchsen weder als Weiße auf, die sie aufgrund des starken verbreiteten Rassismus natürlich stark ablehnten, noch konnten sie sich in die Lebensweise der Aboriginals einfügen, die sie ja nie kennen gelernt hatten. Sie lebten beziehungslos im sozialen Niemandsland und verfielen in den meisten Fällen dem Alkohol. Da sie weder in den Communities noch in den Orten der Weißen heimisch sind, sind es oftmals genau die, die man heute betrunken in den Parks oder an den Roadhouses antrifft. Spricht man Weiße auf diese Problematik an, reagieren sie in den meisten Fällen äußerst unwirsch.
Langsam wir es dämmerig und wir gehen zur Bar und bestellen Buttered Barramundi und einen Seafood Basket, natürlich mit Strongbow und XXXX. Die heutige Begegnung mit der Aboriginal-Frau Miriam lässt uns nicht los. Wir hatten beide in dem Roman, welcher uns auf die Idee brachte, nach Daly River zu fahren, gelesen, dass der Autor dort auch eine Aboriginal-Frau getroffen hatte, die ihn zu einer Community mitnahm. Allerdings hat er diese Begegnung über eine Aboriginal-Vertretung in Darwin beantragt und organisiert. Henny meinte, die Frau im Buch hieße Rose. Aber ich erinnerte mich, dass sie einen Doppelnamen hatte: Miriam Rose. Und unsere Bekanntschaft heißt Miriam! Das ist ja schon seltsam. Es kann doch aber kaum sein, dass …?
Abendessen in Daly River
So machten wir uns Gedanken, unterhielten uns über unsere Eindrücke und Beobachtungen von Aboriginals, während der Abend unbemerkt schnell voranschreitet. Das Bier schmeckt, die Gäste erzählen uns Geschichten aus Daly River, zum Beispiel wieder einmal die, wie ein Aboriginal vom Krokodil gepackt wird und ihm in die Finger in die Augen bohrt, so dass es ihn loslässt – er aber bis heute ein Loch im Kopf hat. „Da drüben sitzt der Bruder von diesem Mann“, sagt einer am Tisch. Ah ja! Wir gucken uns zwinkernd an. Der Panther macht sich auf den Abendspaziergang und es wird ruhiger und ruhiger. Und dann passiert mir etwas, was mir im ganzen Leben noch nicht widerfahren ist: Ich bin der letzte Gast in der Bar! Ein irgendwie erhebender Moment. Zufrieden gehen wir ins Bett und machen schon um 9 das Licht aus. Wir sind gespannt auf den morgigen Tag.
Der letzte Gast
Tag 29 Pine Creek – Daly River und Mango Farm (205 km)
Dateianlage:
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Seite 379-393, Tag 29, PineCreek-DalyRiver.pdf
Heute mal ohne Frühstück und erst kurz nach Acht fahren wir los. Es ist verhältnismäßig kühl, wolkig und windig bei 22 Grad. Zur Community Nauiyu ist es gar nicht so weit, ein Sandweg biegt von der Daly River Road ab und wir kommen bald in eine Baustelle. Die Zufahrt zur Community wird ausgebaut und befestigt. Die Community ist eingezäunt und eine „Prohibited Area“. Wir fahren einfach durch, wir vertrauen auf die Richtigkeit der Einladung. Auf dem Weg zur Ortsmitte kommen wir an recht gepflegt aussehende Bungalows vorbei, Aboriginals sitzen davor und Hunde verbellen uns. Wir sind noch vor 9 Uhr da und schauen uns erst mal die Kirche an. Es ist ein schlichter Holzbau, sowohl außen als auch innen Die Kreuzigung Jesu und auch andere biblische Themen hängen als von Aboriginals gemalte Bilder rechts und links an den Wänden. Über dem Eingang sehen wir ein Bild vom Pabst.
Start. Die Trennung von der Schlaf-Box fiel uns leicht.
Wir kommen auf das Gebiet der Nauiyu Community
Ibisse am Rande des Dorfplatzes von Nauiyu
Dorfplatz Nauiyu
Ankunft in Nauiyu
Die Kirche von Nauiyu, von außen …
… und von innen.
Gegen 9 Uhr kommt Miriam. Wir gehen in ein nahe gelegenes Restaurant. Dessen Inneres ist ebenfalls auffällig schlicht und zweckmäßig gestaltet. Wir trinken an einem der Tische Kaffee und Miriam erzählt uns von der Mission, dass das Land der Kirche gehört, aber den Aboriginals zur Verfügung gestellt wurde und dass die Kirche hier viel ermöglicht, was es anderswo nicht gibt. Wir fragen sie auch nach der Alkoholproblematik. Für viele Touristen und vor allem auch für die weiße australische Bevölkerung ist es einfach eine unumstößliche Tatsache, dass Aboriginals trinken. Dabei sind es nur wenige, Statistiken reden von 11 Prozent, also etwa genauso wie bei den Weißen, die regelmäßig Alkohol zu sich nehmen. Nur fallen die Aboriginals auf, weil sie dies in der Öffentlichkeit und vor den Bars der Weißen tun. Dazu kommt, dass der Alkoholabbau bei besonders vielen Aboriginals wegen eines fehlenden Enzyms verlangsamt ist und bereits geringe Mengen Alkohol zu einem auffälligen Verhalten führen. Man ist sich in den Communities dieses Problems sehr bewusst und ist bemüht, selbst dafür zu sorgen, dass dies verhindert wird. So fahren in die Städte wie Alice Spings regelmäßig Autos aus den Communities , um auffällige Mitbewohner einzusammeln. Aboriginal-Land ist im Northern Territory immer eine „Prohibited Area“ also eine alkoholfrei Zone. Es ist verboten, Alkohol einzuführen. Da dies aber nicht zuverlässig klappt, ist man in Nauiyu dazu übergegangen, begrenzt Leichtbier auszuschenken, so dass die Einwohner hier bleiben und sich nicht wo anders betrinken. Miriam ärgert sich offensichtlich darüber, dass die Regierung für und damit über die Aboriginals entscheidet und nicht mit ihnen. Gesetze wurden und werden erlassen, ohne die Betroffenen überhaupt zu fragen und ohne Wissen über deren Leben. Das müsse sich ändern und das wird sich ändern, meint sie.
Wir fragen auch danach, wieso in den Visitors Centers, die ja auf Aboriginal Land stehen und diesen auch gehören, Weiße arbeiten. Miriam erzählt, dass es für einen Aboriginal ganz normal ist, dass er mit der Natur lebt, also dem Gegebenheiten des Tages folgt, den Vorgaben der Jahreszeiten, den Umständen die sich aus Vegetation, Nahrungserwerb und nicht zuletzt sozialen Kontakten ergeben. Es ist ihm unverständlich, wie man sich nach einer Uhr richten kann und er ist es nicht gewohnt, Anordnungen und Befehle zu erhalten. Das macht es ihm unmöglich, nach Art der Weißen einem Geschäft nachzugehen. Da die Weißen aber erwarten, in einem Visitors Center auf diese Weise bedient zu werden, stellen die Aboriginals Weiße an, die dies erfüllen können und wollen.
Wir hatten ja schon oft das Argument gehört, dass der australische Staat den Aboriginals viel, viel Geld gibt, ja, ihnen Häuser hinstellt und ihnen Autos schenkt. Stimmt das so? Sie meint: Es werde wohl versucht, vieles über Geld gut zu machen. Geld ist jedoch nicht etwas, was der natürlichen Lebensweise der Aboriginals entspricht. Für die Aboriginals ist es über Jahrtausende überlebensnotwendig gewesen, das, was vorhanden ist, mit allen zu teilen. Nur so kann der Stamm überleben. Bekommen sie Geld, kaufen sie solange Dinge, bis es alle ist. Und alle diese Dinge werden an den Clan verteilt. Ein Bewusstsein, dass die Zeiten schlechter sein könnten, wenn kein Geld vorhanden ist, gibt es nicht. Deswegen ist man in ihrer Community dazu übergegangen, dass das Geld von Staat erst mal an die Community geht und die Bewohner dann etwas bekommen, wenn sie etwas konkret brauchen. Mit dem Geld werden Projekte finanziert, z.B. Werkstätten, und die Bewohner der Community so an das herangeführt, was in der Welt der Weißen üblich ist.
Miriam erläutert uns, dass es nicht darauf ankommt, dass die Aboriginals sich in die weiße Welt integrieren, genauso wenig, wie es richtig ist, dass sich Aboriginals auf ihr Land zurückziehen und dann zwei Welten in Australien parallel existieren. Ihr Bestreben sei es, das beide miteinander auskommen, sich respektieren und akzeptieren, ohne ihre Identität zu verlieren. Man könne weder die Aboriginals mit den Weißen verschmelzen und sie in der weißen Bevölkerung aufgehen lassen, noch könne man die Weißen wieder vom Kontinent vertreiben. Die Situation ist nun mal so, dass die Weißen im Lande sind und beide Lebensweise sollen möglich sein, und beide können ja auch von dem jeweils anderen lernen.
Auf Hennys Nachfrage bestätigt sie, dass es eine Schulpflicht für alle Aboriginal-Kinder gibt. Viele Eltern verstehen das nicht und sagen, dass ihre Kinder nichts von den Weißen lernen müssen. Hier in der Community gibt es den Unterricht, den die Lehrpläne des Staates vorgeben, dazu aber auch Unterricht darüber, was innerhalb der indigenen Bevölkerung von Generation zu Generation weitergegeben wird. Der findet meist draußen statt und reicht über vom Weitergeben des Lernens von der Natur über den Essenserwerb im Bush bis hin zum Erhalt der Berichte aus der Traumzeit, aus der die Welt der Aboriginals erklärt wird. Mit der Gruppe Kinder, mit denen wir sie gestern getroffen haben, sei sie anschließen in den Bush gefahren, um ihnen diese Dinge beizubringen. Aboriginal-Kinder müssen praktisch zweifach die Schule besuchen, einmal für den Stoff der Weißen und zum anderen Mal, damit die Tradition nicht verloren geht. Früher sind die Jungen mit Ihren Vätern auf eine ganzjährige Wanderung gegangen, um die Natur kennen und verstehen zu lernen. Heute wird das auf diese Weise versucht, zu vermitteln.
Wir erfahren, dass es eigentlich nicht DIE Aboriginals gibt, sie bezeichnen sich auch nicht selbst so. Das ist eine Bezeichnung der Weißen. Vor Ankunft der Weißen soll es bis zu 700 verschiedene Clans oder Stämme gegeben haben, die meisten von ihnen haben eine eigene Sprache gehabt. Heute existieren noch etwa 250 Sprachen, wovon aber nur noch etwa 20 aktiv an die Kinder weitergegeben werden. Die alten Sprachen sterben aus. Alleine hier im Ort werden 7 Sprachen gesprochen. Wir fragen, wie man sich dann verständigt und sie erklärt, dass die Sprachen in den Regionen verwandt sind und nennt das Beispiel Holländisch und Deutsch oder auch die Dialekte in Europa. So verstehe sie alle Sprache, antworte aber nur auf einer, was aber wiederum die anderen verstehen. Die traditionellen Besitzer dieses Landes hier sind die Malak Malak, gesprochen wird hier im wesentlichen Ngan’gikuruggurr.
Zuletzt fragen wir Miriam, ob sie mit vollem Namen Miriam-Rose heißt. Sie stutzt, und sagt: „Yes, Miriam-Rose, that´s me!“ Wieso wir das den wissen? Wir erzählen ihr, dass wir das Buch eines Kanadiers gelesen haben, der davon erzählt, dass er mit ihr eine Verabredung gehabt hat und sie ihm die Community gezeigt hat, so, wie sie es heute mit uns tut. Sie lacht und ist erstaunt zugleich – gewusst hat sie es nicht, dass sie in einem Buch vorkommt, aber ja, das ist sie.
Zuletzt erzählt sie uns die Geschichte, von dem Aboriginal, der vom Krokodil gepackt wird und ihm die Finger in die Augen …. Ja, die kennen wir schon, meinen wir grinsend. „Na, dann gehen wir jetzt mal zu ihm“, meint sie. „Er arbeitet in der Autowerkstatt.“ Wir gucken uns groß an.
Das Gespräch hat ungefähr eine Stunde gedauert und nun führt sie uns durch die Community, die den Eindruck einer ganz normalen kleinen Australischen Ortschaft macht, mit der Ausnahme, dass es zwischen den Häusern keine Zäune gibt und das sich viele Bewohner sitzend in Gruppen vor den Häusern oder in den Grünanlagen aufhalten. Nauiyu hat einen kleinen Flugplatz, ein Krankenhaus, eine Schule, eine Autowerkstatt und eine Schreinerei sowie eine bekannte Gallerie. Miriam geht mit uns durch das Dorf, es ist ein sehr ruhiger Gang, keine Hektik – auf angenehme Weise gelassen. Miriam hat einen sehr wachen Blick. Ihre Augen leuchten. Sie sieht alles, nichts entgeht ihr. Sie spricht mit jedem, den sie trifft, alle bleiben aber auch stehen, wenn sie kommt. So erfahren wir, dass sie die die Ortsvorsteherin ist, sozusagen der Häuptling des Clans und der ansässigen Stämme. Interessant ist, dass ein nicht unerheblicher Teil der Kommunikation über kleine Gesten und über die Augen stattfindet. Wir spüren zwar, dass da etwas ist, das sich uns nicht erschließt, können es aber nicht erfassen. Das geht uns schon seit den ersten Begegnungen mit Aboriginals so. Sie erklärt, dass Aboriginals die Gabe haben, sich ohne Worte verständigen zu können. „Ihr Weißen nennt das Telepathie und glaubt nicht richtig dran. Für uns ist das ganz normal. Wir wissen auch aufgrund seiner Mimik und Gestik, wie der andere denkt. Oder wieso glaubt ihr, dass ich euch gestern angesprochen habe?“
Leider ist niemand in der Autowerkstatt. So können wir nicht den ultimativen Beweis erbringen, dass es den Mann mit dem Loch im Kopf tatsächlich gibt. In der nahe gelegenen Holzwerkstatt führt man uns mit sichtlichem Stolz die dort hergestellten Möbel vor. Dieser unverhohlene aber auch unschuldige Stolz hat etwas Kindliches und sehr Ehrliches.
Holzwerkstatt
Als nächstes gehen wir zur Merrepen Art Gallery. Miriam zeigt uns Bilder und erläutert sie uns. Es sind auch ihre eigenen Bilder dabei, ebenso die Bilder ihrer Mutter, die wiederum einen ganz anderen Stil haben. Langsam verstehen wir, zumindest im Ansatz, die Kunst der Aboriginals. Bald darauf verabschiedet sich Miriam von uns. Fast ganz am Ende unserer Reise haben wir so noch ein wirkliches Highlight erlebt. Ein bisschen seltsam mutet es schon an, wenn man eine Geschichte in einem Buch liest und einem dann genau das gleiche widerfährt. Gibt es etwa wirklich eine telepatische, ja parapsychologische Verbindung? Jedenfalls verstehen wir jetzt vieles, was uns auf unserer Reise beschäftigt hat, besser, und die strahlenden wachen Augen, mit dem bis tief ins innere dringenden Blick und das sehr offene und sympatische Lachen von Miriam Rose werden wir sicher nie vergessen.
Miriam Rose und Henny
Wir gehen noch mal in das etwas merkwürdige Restaurant und bestellen uns etwas zu essen. An der Theke bedient werden wir von einem jungen Indonesier, der noch nicht sehr gut englisch spricht und scheinbar bei seinem Onkel in die Lehre geht, der ihn recht barsch behandelt, weil nicht alles reibungslos klappt. Der Gegensatz zwischen den Welten, westliche Dienstleistung hier, naturnahes Leben der Aboriginals da, kann kaum krasser sein.
Das „Restaurant“ in Nauiyu
Wir werden beim Gehen von einem jungen Aboriginal angesprochen und gefragt, wo wir her kommen. So richtig kann er es sich offensichtlich nicht vorstellen. Dann fragt er nach den Motorrädern: Wie schnell, wie viel PS? Aha, die Welten wachsen doch zusammen! Aber auch bei uns hat sich eines schon geändert: Wir haben keine Hemmungen mehr. Das gleiche bemerken wir auch im General Store, wo wir noch etwas einkaufen. Wir fühlen uns nicht mehr so fremd, nicht mehr so beklommen.
Noch sehr beeindruckt vom Erlebten fahren wir wieder zurück zur Dorat Road, der wir, wie etwa eine Woche zuvor, wieder nordwärts folgen. Wir kommen wieder an den Billabongs vorbei, wieder rutschen die Krokodile schnell ins Wasser. Schon von weitem sehen wir dichten Rauch – ein Bushbrand. Inzwischen ziemlich abgebrüht fahren wir einfach weiter, ja, wir bleiben sogar stehen, um die sich teilweise rasend schnell durch das trockene Pflanzenmaterial fressenden Flammen anzuschauen. Ganz ungefährlich ist das sicher nicht.
Bushfeuer an der Dorat Road
Das Feuer schießt durch das dürre Gras
Auf der Straße sehen wir eine große Python, allerdings schon tot. Bald erreichen wir Adelaide River.
Python auf der Straße
Als wir uns dort an einer Pie und einer Fleischtasche laben, gesellt sich ein Fahrer einer BMW R100CS hinzu, erkundigt sich nach unserer Reise und erzählt, dass es bei Brisbaine, von wo er kommt, auch einen Ort namens Marburg gibt.
Adelaide River, wo wir …
… uns erst einmal etwas stärken.
Wir fahren erst mal weiter nach Norden um dann nach etwa 30 Kilometern nach links abzubiegen. Wir wollen uns den Litchfield National Park anschauen. Diesen Tipp gab uns schon Norbert vom Motorradverleih und wir hörten ihn auch auf unserer Reise – er soll zudem schöner sein, als der Kakadu National Park. Nun, darüber sind die Besucher sicher nicht immer einer Meinung, auf jeden Fall ist er deutlich weniger touristisch überlaufen und die Entfernungen sind auch nicht so groß. Im Banyan Tree Caravan Park fanden wir eine nette Accomodation in einer Hütte, schlicht, aber sympatisch und mit 65$ nicht mal so sehr teuer.
Unsere Unterkunft im Banyan Tree Caravan Park
Die „Rezeption“ samt Bar und Restaurant ist ziemlich klein und noch sehr urtümlich. Davor ist eine große Veranda, auf der sich alles abspielt, und überragt wird das Gebäude von einem mächtigen Banyan Tree. Das ist insofern eine interessanter Baum, eine Ficus-Art, als er sich erst auf einem Wirtsbaum ansiedelt, von dort Luftwurzeln nach unten wachsen lässt und dann, wenn er den Boden erreicht, einen Wachstumsschub erhält. Von nun ab wird der Wirtsbaum erdrückt und stirbt ab. Banyans können bis zu 30 Meter hoch werden.
Banyan Tree
Wir trinken einen Kaffee und beschließen, hier für zwei Nächte zu bleiben. Dann fahren wir noch mal in den Litchfield Park hinein, Ziel sind die Magnetic Termites. Es sind dies Termitentürme, die ganz flach gehalten sind und sich alle genau nach der Sonne ausgerichtet haben. Die Breitseiten zeigen nach Osten und Westen und fangen damit sowohl morgens als auch abends die erste und die letzte Sonnenwärme ein, und die Schmalseite zeigt nach Süden, so dass sich der Turm in der Mittagshitze nicht überhitzt. Ein ganzes Tal ist voll von diesen genau ausgerichteten Türmen, was schon sehr geheimnisvoll aussieht. Sie wirken wie uralte, verwitterte Grabsteine.
Das Tal der Magnetic Termites
Termitenturm – Schmalseite
Termitenturm - Breitseite
Wir sitzen eine Weile auf einem Steg im Abendlicht und schauen in das Tal, das sich teilweise schon im Schatten befindet. Wir sind ganz alleine. Hinter uns im Wald sehen wir andere große Termitentürme die aber sofort wieder normale Bauformen haben, wenn sie nicht in diesem einen Tal stehen. Ein besonders großer fällt uns auf und wir gehen hin. Der Turm ist gewaltige sechs Meter hoch. Unglaublich, was diese Tierchen zu leisten im Stande sind.
In der Nachmittagssonne – im Hintergrund ein großer Termitenturm
Gewaltiger Termitenturm – der größte, den wir gesehen haben.
Auf dem Rückweg sehen wir unseren ersten Büffel, er schubbert sich an einen abgestorbenen Baumstamm. Todesmutig schleiche ich mich heran, um eine Aufnahme zu machen. Er entdeckt mich und schnaubt, scharrt mit dem Huf und setzt sich in Bewegung. Und ich trete eilig den Rückzug an. Besser ist das. Henny schimpft mächtig.
Ein Wasserbüffel unweit der Straße. Er schnaubt und …
… setzt sich dann in unsere Richtung in Bewegung. Der Klügere gibt nach. Ich kann auch schnell sein!
Wir fahren noch ein Stück weiter zum Lake Batchelor, der bis auf eine Gruppe von Grillenden auch verwaist im Abendlicht liegt. Mittlerweile sind Wolken aufgezogen. Wir wandern am See entlang und schauen uns ein paar Ghost Gum Bäume an, eine Eukalyptus-Art, die einen völlig weißen Stamm hat. Aboriginals benutzen ihre Rinde, um Erkältungskrankheiten zu heilen.
Am Lake Batchelor
Lake Bathelor
Ghost Gum Tree mit dem charakteristischen weißen Stamm
Den Abend beschließen wir vor unserer Hütte auf der Veranda bei Crackern mit Dips, Strongbow und – nein – heute mal Melbourne Bitter.
Strongbow und Melbourne Bitter
Cabin am Abend.
30. Tag, Daly River – Nauyiu – Banyan Tree (165 km)
Dateianlage:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Seite 394-406, Tag 30, DalyRiver-BanyanTree-LitchfieldPark.pdf
Wir haben lange geschlafen. Gegen morgen hat es etwas geregnet und die Luft auf 18 Grad abgekühlt. Trotzdem gibt es Müsli und Nescafé auf der Veranda. Wir freuen uns auf die schöne, kurvenreiche Strecke durch den Litchfield Park. Sie führt uns noch mal vorbei an den Magnetic Termites bis zu den Florence Falls. Wir lassen die Motorräder am Parkplatz stehen und hängen unsere Jacken an den Lenker – es wird schon wieder deutlich wärmer.
Ein Weg führt sehr steil hinunter in ein Tal. Schon von oben hat man einen schönen Ausblick auf die Wasserfälle. Teilweise ist eine Stahltreppe in den Bush gebaut. Unten angekommen, geht es durch den Monsunwald am Florence Creek entlang. Der Plunger Pool am Fuße der Fälle lädt durchaus zum Baden ein, jedoch ist dort derzeit eine ganze Busladung von Franzosen zugange – da verspüren wir wenig Lust. Wir wandern weiter durch den Eukalyptus-Monsunwald. So ein Monsunwald ist insgesamt niedriger als ein tropischer Regenwald und sein Kronendach ist dünner, was ein ausgeprägteres Unterholz zur Folge hat. Auch seine Artenvielfalt ist merklich geringer als in einem tropischen Regenwald. Im Monsunwald ist es recht ruhig. Der Waldboden ist wesentlich trockener und zeigt im Gegensatz zum tropischen Regenwald auch eine ausgeprägte Trockenperiode von vier bis fünf Monaten auf, was sich jedoch sehr stark nach den jeweiligen lokalen Gegebenheiten richtet.
Florence Falls
Badende in den Florence Falls
Wir sind bei unserer Wanderung vorsichtig, denn, wie wir gehört hatten, hat es erst vor zwei Jahren hier einen Krokodilangriff auf Menschen gegeben. Bald führt der Weg wieder nach oben aus dem engen Tal hinaus und wir kommen an Höhlen vorbei. Hier soll es auch das sehr scheue Felsenkänguru geben, was wir aber natürlich nicht zu Gesicht bekommen.
Ein paar Bilder geben sicher den besten Eindruck des Monsunwaldes wieder:
Florence Creek
Monsun-Wald
Im Monsun-Wald
Ein kleiner Bach mündet …
… in einen kleinen Teich
Das seltene und scheue Felsenkänguru
Wir waren ganz alleine auf diesem Weg und kommen nach etwa zwei Kilometern wieder zurück an den Parkplatz. Eine Jacke war wohl runtergefallen, jedenfalls hat sie jemand über die Sitzbank gelegt. Weiter fahren wir zu den nahegelegenen Tolmer Falls. Hier gibt es geschützte Fledermausarten, deswegen kann man nur von oben zu den Fällen und in den Plunger Pool hinab schauen, aber nicht hinuntersteigen.
Tolmer Falls
Wir fahren an den Westrand des Parks zum Monsoon Café und machen dort eine längere Pause bei Sandwich, Mangotorte und einem Bodum voll mit gutem Kaffee.
Henny, zufrieden mit gutem Kaffee und ich …
… zufrieden mit gutem Kuchen
Von hier aus fahren wir zu den Wangi-Falls. Auf dem Weg dorthin kommen uns Autos entgegen, deren Fahrer bedeuten, wir sollen umkehren. Wir fahren weiter und kommen an ein Buschfeuer. Der Wind treibt es schnell heran aber es sieht nicht so aus, als würde es über die Straße springen. Die Ekalyptus-Bäume knallen aufgrund ihrer ätherischen Öle ohrenbetäubend, wenn sie in den Flamen explodieren. Ich mache schnell ein paar Aufnahmen und dann geben wir kräftig Gas und schon sind wir durch die Flammen durch. Vor zwei Wochen hätten wir das nicht gewagt, aber inzwischen können wir die Feuer ganz gut einschätzen.
Buschfeuer
Auch an den Wangi-Falls gibt es ein Badeverbot und auch einige andere Besucher sind vor Ort, aber diese Fälle sind noch mal eine Steigerung zu den beiden vorangegangenen. „Spectacular“ sagen die Australier. Im angrenzenden Monsunwald, den wir auch wieder durchwandern, treffen wir auch auf mehr Tiere als zuvor. Große Spinnen, Schmetterlinge, einige Vögel, Flughunde und einen großen Goanna, einen Warran. Im Wasser sehen wir einen nadelspitzen Hecht und einen Wels. Zwischen den Eukalypten sind hier mehr und mehr Palmen vorhanden. Der Pfad führt ebenfalls an Klippen hinauf und man hat zeitweise die Möglichkeit, über den Monsunwald hinwegzuschauen.
Wangi-Falls
Benachbarter Monsunwald mit …
… Flughunden und …
… Goannas
Wieder am Wangi-Fall sehen wir …
… einen Wels und …
… nadelspitze Hechte.
In den Pflanzen am Ufer gibt es Unmengen von Spinnen, von denen …
… viele sehr hübsch gezeichnet sind
Die Vegetation im Monsunwald wird …
… im abwechslungsreicher, aber …
… auch immer dichter.
Es macht aber großen Spaß. Wir fühlen uns ein bisschen wie Aboriginals in ihrer ureigenen Umgebung.
Vom Parkplatz aus ein Blick über den Monsunwald, durch den wir gerade noch gestreift sind.
Zuletzt fahren wir noch in ein Sumpfgebiet, die Table Top Swamps. Diese scheinen nicht so publikumswirksam zu sein, wir sind jedenfalls mit ein paar Insekten und Vögeln völlig allein. Vom Wasser halten wir Abstand, Krokodile haben hier ideale Bedingungen, unsichtbar zu bleiben.
Die Table Top Swamps, ein ideales …
… Revier für …
… solche Burschen, wenn sich …
… uns der Sumpf-See auch …
… eher friedlich präsentiert
Auf der Fahrt zurück zum Banyan Tree kommen wir durch ein Gebiet, in dem vor nicht allzu langer Zeit ein Buschfeuer gewütet hat. Aus dem schwarzen, verbrannten Boden sprießen die ersten Gräser und vor allem die Palmen tragen frische, saftiggrüne neue Palmwedel, die in der Sonne wunderschön leuchten.
Aus verbranntem Boden erwächst …
… wieder frisches, saftiges Grün.
Auch diesmal begegnen wir wieder dem Büffel. Ich habe noch sein wütendes Schnauben, das Scharren mit dem Huf und seinen kurzen Verfolgungssprint in Erinnerung und bin sehr vorsichtig. Henny hingegen erinnert sich an die Kraft der Ruhe und an australische Telephatie: Du musst einem Tier tief in die Augen sehen, dann wird es ruhig. Siehe da, der Büffel ist eine Büffeline und lässt sich kraulen. Weiber!
Wilder Büffel ist zahmer Büffel
Zurück an unserer Hütte schreibt Henny noch ein wenig ins Tagebuch und ich schaue noch mal die Motorräder durch. Beobachtet werde ich von grünen Ameisen, deren Hinterteil man, wie wir bei den Aboriginals gelernt haben, aussaugen kann, was gegen Durst hilft. Dank Melbourne Bitter habe ich aber grade keinen Durst und die Tierchen laufen weiter. Später dann gehen wir nach vorne zur Bar und essen Hamburger und Barramundi. Die Sonne geht unter und liefert wieder eine schöne Abendstimmung.
Grüne Ameisen gegen Durst, aber …
… setzen wir uns in die Bar und …
… trinken Bier und Strongbow zum Abendessen.
Als wir zur Hütte zurückgehen, werden wir auf deutsch, oder besser auf tiefstem Schwäbisch, angesprochen. Ein älteres Ehepaar hat uns schon seit gestern beobachtet und ist aufgrund unserer „Uniform“, wie sie zu den Motorradjacken sagen, zu dem Schluss gekommen, dass wir Deutsche sein müssten. Herbert und Gisela sind seit 45 Jahren in Australien und sind damals ausgewandert, weil er in Deutschland keine beruflichen Aufstiegschancen sah. Er erzählt, dass der Staat ihm damals in Australien die Möglichkeit gegeben habe, für 7000 Dollar ein Haus zu erwerben, dass er gleich einen Job bekommen habe und dass das damals eine tolle Zeit gewesen sei. In der Siedlung hätten viele Einwanderer gelebt, man hätte sich mit dem Wenigen, das man hatte immer gegenseitig ausgeholfen, und es hätte eine so wunderbare Aufbruchstimmung geherrscht. Man habe ihm die Möglichkeit gegeben, zu einem gewissen Wohlstand zu kommen, was in Deutschland ganz sicher nicht möglich gewesen wäre. Inzwischen ist aber alles nicht mehr so schön. Viele sind aus der Siedlung weggezogen und manche sogar schon gestorben, den Zusammenhalt gibt es nicht mehr und nun kommen auch noch Fremde ins Land (hatten wir das nicht schon mal gehört?). Herbert und Gisela hatten sich einen Toyota 4WD mit Wohnkabine gekauft und fahren nun als Rentner im Winter über den Stuart-Hwy immer auf diesem Platz, helfen da gerne aus und dürfen dafür kostenlos hier wohnen. Er erklärt, dass er auf der Tour genau Tempo 85 einhalte, weil er da am wenigsten verbrauche. An Tagen mit Gegenwind ärgert er sich über den Mehrverbrauch – er sei halt ein Schwabe. Er fragt, wo wir schon gewesen sind und erklärt, dass der Kakadu National Park bei ihnen Kakadon´t Park hieße, weil man da nicht hinführe. Ja, meinten wir, es sind halt viele Touristen da und alles ist reglementiert. Ja, meinte er, man darf da nicht überall hin. Diese Abos verbieten einem das. Er finde es unerträglich, wenn man im eigenen Land nicht überall hin dürfe, das sei doch unmöglich. Diesen Abos wird alles hinten rein geschoben, sie bekommen jeder eine Million und dazu Autos und Häuser und lassen alles verkommen. Bei ihnen in der Siedlung sind sie auch schon eingezogen, sitzen den ganzen Tag herum, machen Krach und saufen. Man mag da gar nicht mehr wohnen. Da muss man verstehen, dass er Rassist sei. Das sagte er wirklich. Als wir erwähnten, dass wir in einer Community gewesen seien, meinte er nur, dass er so etwas nie machen würde und wollte davon auch gar nichts wissen. Vermutlich hat das nicht in sein Weltbild gepasst. Das Gespräch lief nun auch langsam aus und sie gingen wieder zurück in ihren Toyota, der ihnen sicher etwas Schutz vor den bösen Aboriginals bot.
Herbert und Gisela
Wir blieben etwas erstaunt zurück und sprechen darüber noch lange an diesem Abend. Die Gegensätze in diesem riesigen Land sind wohl bei vielen noch unversöhnlich. Die hart arbeitenden Existenzgründer auf der einen Seite, die in den Tag hinein lebenden Wilden auf der anderen Seite. Den einen geht es immer schlechter, den anderen werden immer mehr Zugeständnisse gemacht. Und das von dem Geld, das die einen erarbeiten. Was man den Aboriginals noch bis weit in die 70er Jahre hinein angetan hat, wird völlig ausgeblendet. Das sind Märchen und wenn doch etwas davon stimmen sollte, dann haben das „die anderen“ gemacht.
Innerhalb von zwei Tagen haben wir überdeutlich und sehr intensiv die beiden gegensätzlichen Seiten dieses Landes kennen gelernt. Es wird wirklich noch einiges an Zeit über dieses beeindruckende Land verstreichen müssen, bis man hier von einer gemeinsamen Zukunft reden kann.
Abend über Banyan Tree
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Seite 407-420, Tag 31, BanyanTree-LitchfieldPark.pdf
Früh um 7.00 Uhr starten wir nach Noonamah, zuvor gab es das lieb gewonnene Frühstück: Nescafé und Müsli. In Noonamah waren wir vor einer Woche in der leeren Cabin untergekommen. Da der Platz recht ordentlich geführt wird, wollten wir jetzt hier die letzten Nächte verbringen und von hier aus Touren in den Nordostzipfel des Landes, auf die Cox Peninsula machen. Leider ist niemand da und auch eine Buchung per Telefon schlägt fehl. Gut, dann fahren wir also schon mal in Richtung Cox Peninsula. Kurz hinter Berry Springs lockt uns ein Wegweiser zum Tumbling Waters Caravan Park und so biegen wir ab. Uns empfängt eine sehr weitläufige Anlage und sie bietet auch noch eine freie und dazu noch sehr hübsche Cabin, die wir dann auch gleich für zwei Nächte buchen. Sie steht auf einer Wiese zwischen hohen Palmen und wir können mit den Motorrädern direkt davor fahren.
Cabin in Tumbling Waters, …
… schön gelegen unter Palmen
Wir packen die Motorräder ab und starten bald wieder in Richtung Nordosten. Unterwegs sind wir auf einer gut ausgebauten Straße mit schönen, weit geschwungenen Kurven. Scheinbar wird diese Straße auch gerne von Motorradfahrern aus Darwin genutzt, denn am Straßenrand stoßen wir auf ein zerbeultes und ausgebranntes Motorradwrack, das anscheinend zur Abschreckung liegen gelassen wurde – zumindest schließen wir das aus einem Aufkleber, der besagt, dass man die Polizeistation anrufen könne, wenn man Fragen zu dem Motorrad hat. Ich kann die Marke nicht mal mehr richtig identifizieren, vermute aber, es ist bzw. war mal eine 1000er Ninja.
Bei Mandorah fahren wir möglichst nahe an die Küste, um dem Strand noch einmal einen Besuch abzustatten. Zwischen Büschen machen wie einen Pfad in Richtung Meer aus und stellen die Motorräder ab. Schilder warnen vor starker Strömung und vor Quallen, vor allem letztere können lebensgefährlich werden. Sie fügen einem Verbrennungen zu, die zu Schock und Herzstillstand führen. Um sich von ihren meterlangen Tentakeln zu befreien, soll man sie sofort mit Essig einreiben, was auch gegen die Giftstoffe hilft. Unterhalb des Warnschildes finden wir in einer Box tatsächlich auch eine Flasche Essig – für Notfälle und nicht für Fish´n´chips!
Etwas versteckter Zugang zum Strand mit …
… Warnschildern vor Strömung und …
… Quallen sowie Hinweise zu …
… Erster Hilfe mit …
… Essig!
Hinter den Büschen erwartet uns ein weiter, bis zum Horizont reichender Strand. Das schöne ist, wir sind über Kilometer die einzigen Menschen.
Etwas skurril muten zwei gelbe Stühle an, die in der sie umgebenden Einsamkeit fast schon wie ein Kunstwerk wirken. Ohne Respekt besetzen wir sie. Weit draußen auf dem Meer kann man Schiffe beobachten, die sicher nach Madras oder Kapstadt wollen, oder vielleicht auch nur nach Perth. Am Strand suchen wir nach Muscheln, schauen zwischen den Steinen kleinen Krebsen hinterher, wandern ein bisschen, trödeln herum und sind faul. Als sich der Hunger meldet, fahren wir zum Mandorah General Store, einer kleinen Blechhütte mit Zapfsäule, kaufen ein wenig ein, essen Sandwich und trinken Eiskaffee. Gestärkt wollen wir nun noch zum äußersten Punkt der Halbinsel, zum Charles Point. Eine schnurgerade Piste führt dort hin. Nach etwa 15 Kilometern ist jedoch leider Schluss, scheinbar sind wir an einem militärischen Sperrgebiet angekommen. Schade.
Zwei Stühle, wie für uns gemacht.
Einsamer Strand
Klabautermann und …
… wildes Einhorn
Vor dem General Store in Mandorah …
… gibt es Paul´s Iced Coffee
Auf der Fahrt zur Spitze der Halbinsel, aber …
… kurz vor Charles Point ist leider Schluss.
Vor dem verschlossenen Tor ist es langweilig, wir drehen um, und ein Stück weiter biegen wir links in den Wald ab, einem Pfad folgend. An den Trümmern eines abgestürzten Flugzeuges, vermutlich aus dem zweiten Weltkrieg, halten wir. Die Wrackteile sind ein einem weiten Umkreis verstreut. Der Wald ist lichtdurchflutet und wir drehen eine Runde zu Fuß. Libellen umschwirren uns und rosa blühende Büsche stehen am Wegrand. Im Laufe des Nachmittags kehren wir dann wieder zurück nach Tumbling Waters.
Ausflug in den angrenzenden Wald
Flugzeugwrack
Kleine Pause im Wald mit …
… neugieriger Libelle
Vor unserer Cabin suchen Pfauenweibchen nach Futter im Gras. Am Ufer des nahgelegenen Creek liegen Freshwater Crocs. Sie interessieren sich überhaupt nicht für Menschen. Bei einem Spaziergang stolpern wir auch im Wald förmlich über Krokodile, man muss etwas aufpassen. Teilweise sind sie wirklich schwer zu erkennen. Eines hält mir die offene Schnauze entgegen, aber ich muss bedauern, die Zahnbürste habe ich in der Cabin gelassen – das nächste Mal vielleicht. Auf dem Rückweg zur Cabin steht ein Pfau und schlägt Rad.
Pfauenweibchen vor unserer Cabin
Am Ufer das nahen Bachs sonnen sich Freshies und …
… auch im Wald sind sie zu finden, teilweise …
… richtig gut getarnt, wie das hintere von den beiden. Aber wenn sie satt sind, …
… reißen sie das Maul auf und wollen ihre Ruhe haben.
Pfau nahe unserer Cabin
Die Tiere sind hier offensichtlich Menschen gewöhnt, der ganze Campground hat etwas paradiesisches. Nach einer kleinen Pause mache ich mich dran und putze die Motorräder. Übermorgen ist Abgabe und da sollen sie ja schließlich wieder schön sauber sein. Ich frage den Betreiber, ob das erlaubt ist. Klar, meint er, ich solle mal schauen, auf den Gelände gibt es Wasserhähne und Schläuche zur Bewässerung der Pflanzen, da kann ich mir einen von nehmen. Also organisiere ich einen Schlauch und schließe ihn am unweit der Cabin gelegenen Wasserhahn an. Nun kann das Gepansche mit Lappen, Spüli und Wasser beginnen. Auch die Koffer erhalten eine Innen- und Außenreinigung. Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden. Der feine rote Staub lässt sich prima abwaschen. Zur Belohnung gibt es ein feines Abendessen, denn die Cabin hat sogar einen Toaster. Ich bin auch wieder zum XXXX zurückgekehrt, Melbourne bitter war doch nicht ganz mein Geschmack. Unter der Cabin quakt ein weiß getupfter Frosch ein Gutenacht-Lied und freut sich, dass ich sein Zuhause mit dem Schlauch so schön angefeuchtet habe.
Einmal bitte gründliche Reinigung von Motorrädern und …
… Koffern, die dann zum …
… Trocknen aufgestellt werden, bevor …
… es Abendessen gibt, begleitet …
… vom Quaken eines Frosches
32. Tag, Litchfield Park – Cox Peninsula – Tumbling Waters (285 km)
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Seite 421-430, Tag 32, TumblingWaters-CoxPeninsula.pdf
In der Nacht hat es leicht abgekühlt, also durchaus angenehm, und wir haben ohne Klimaanlage sehr gut geschlafen. Um halb Zehn starten wir bei 14 Grad, aber es wird schnell wärmer. Heute steht der Besuch des Northern Territory Wildlife Parks an, ein großer Park, in dem man die heimische Tierwelt in ihrer natürlichen Umgebung beobachten kann. In dem Park gibt es ein großes Aquarium und ein Nocturnal House, in dem tagsüber Nacht herrscht und es so ermöglicht wird, auch mal Nachttiere zu erleben, die man sonst nicht zu Gesicht bekommt. Der Park ist sehr weitläufig und wir haben uns ganz schön was vorgenommen. Wege und Pfade führen durch den heimischen Monsunwald, so geschickt gemacht, dass man schnell vergisst, dass man eigentlich in einem Park ist. So erreichen wir einen See, an dem wir Pelikane beobachten.
Pelikane
Auf einmal kräuselt sich das Wasser. Eine Schlange? Es sieht erst so aus. Aber dann entpuppt sich das Tier als Goanna, eine Warran-Art, und zwar als ein recht großer. Er geht uns erst aus dem Weg, lässt mich dann aber doch näher herankommen, dabei zischt er.
Das Wasser kräuselt sich. Was kommt da?
Ist es eine Schlange?
Nein, es ist ein Goanna, ein …
… australischer Warran, der …
… dann doch ziemlich erbost zischt, als …
… ich ihm näher komme.
Auf einer Insel liegen Freshies, ein Schild warnt davor, dass „Sie“ aggressiv ist und gerne beißt. Immer wieder begegnen wir Pelikanen. Im Wasser wird ein mächtiger Wels sichtbar und wenn man sich ruhig verhält, auch noch anderes Getier, so z.B eine Schlangenhals-Schildkröte. Im Ufergebüsch sitzt eine hübsche gelbschwarze Spinne im Netz. Nicht weit davon sonnt sich eine andere Schildkröte.
Warnschild vor …
… nistenden Freshies
Großer Wels
Schlangenhalsschildkröte
Große Spinne (Aranea Borussia)
Schildkröte sonnt sich
Durch eine Art Schleuse kommt man in eine große begehbare Voliere, in der verschiedene hier heimische Vogelarten zu beobachten sind. Zum Glück hinter einem Glas sehen wir eine gelbe Schlange, von der ich mich nicht gerne beißen lassen würde. Auch einen Kookaburra können wir mal wieder aus der Nähe betrachten und in einem Freigehege begegnen wir dann doch noch dem Felsenkänguru, das uns zwei Tage zuvor im Litchfield Park leider nicht über den Weg gelaufen ist.
In der großen Voliere kann man sich …
… frei zwischen Vögeln bewegen und so sehen wir …
… auch noch mal einen Kookaburra oder „Lachenden Hans“
Im Aquarium ist es möglich, durch einen gläsernen Tunnel zu gehen und die Fische mal von unten zu beobachten. Der Sägefisch hat was von Kuklucksklan und so ein Barramundi sieht einfach nur lecker aus.
Henny im Tunnel unter dem Aquarium, über ihr …
… wird uns ein Mitglied des Kukluxklan aus Sägefisch verkauft.
Lecker Barramundi
Im Nocturne House darf man leider nicht fotografieren, was ja aber verständlich ist. Gleich nach einem Schild „Be crocwise“ begegnen wir einem mächtigen Saltie – zum Glück sind wir durch eine Glasscheibe geschützt. Es hat einen etwas gemeinen Blick, so als schätze es gerade unseren BMI ab.
Großes Saltie wärmt sich im Rotlicht.
Auch Dingos bewohnen hier einen freien Bereich, sie haben aber nicht so das hungrige Interesse an uns wie der, dem wir am Mereenie Loop begegnet sind.
Satter Dingo döst im Schatten
Am frühen Nachmittag kommen wir am Info-Center an, wo wir erst mal Pause machen. Zum einen ist es schon wieder ziemlich heiß geworden und zum anderen haben wir richtig Hunger, sind wir doch einige Kilometer marschiert.
Der Rückweg führt uns mitten durch ein großes Freigelände, auf dem Emus und Kängurus zu Hause sind, allerdings haben die sich in der Mittagshitze wohl irgendwohin verzogen. Kein Tier ist zu sehen – bis auf ein Wallaby. Vorsichtig nähern wir uns. Es betrachtet uns anfangs skeptisch, dann knabbert es wieder weiter an kleinen frischen Grashalmen. Ich gehe langsam in die Knie, um eine Nahaufnahme zu wagen, da sehe ich, dass eine Pfote aus dem Beutel schaut. Ich gebe Henny zu verstehen, dass wir gerade ein gefülltes Roo erwischt haben. Wir hocken uns einfach hin und warten ab. Und tatsächlich: nach einer Weile erscheint ein Köpfchen und dann auch noch die Vorderfüße und dann sitzt da ein zweiköpfiges Ungeheuer mit sechs Beinen vor uns und frisst seelenruhig. Das Foto ist gespeichert und Henny wagt sich näher ran. Ganz vorsichtig fasst Henny die Känguru-Mutter an, die es sich gefallen lässt. Und dann kann sie sogar das Kleine am Köpfchen kraulen. Einfach schön.
Da guckt doch was raus!
Tatsächlich! Ein zweiköpfiges Ungeheuer mit sechs Beinen!
Henny nähert sich vorsichtig und …
… streichelt vorsichtig die Mutter. Das Kleine verschwindet, um …
… bald wieder neugierig zu gucken und …
… sich dann auch kraulen zu lassen.
Das war noch mal ein wunderbarer Abschied von der faszinierenden Tierwelt Australiens. Wir fahren zurück zum Campground. Inzwischen hat die Hitze wieder voll zugeschlagen und wir kühlen uns erst mal mit Hilfe der Klimaanlage ab. Dann packen wir schon mal wieder einen Teil unserer Siebensachen in die frisch gereinigten Koffer und setzen uns noch auf die Veranda zu einem kleinen Abendessen mit Strongbow und XXXX. Bald ist es wieder stockdunkel und wir erleben zum letzten Mal den fulminanten Sternenhimmel im australischen Outback.
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Seite 431-438, Tag 33, TumblingWaters-NTWildlifePark.pdf