Wir haben trotz nur einer, auch noch arg dünnen Decke für zwei recht gut und lange geschlafen. Um 6.30 Uhr frühstücken wir. Heute gibt es Nescafé und dazu lecker Müsli. Um sieben Uhr starten wir schon, ich muss aber noch einer älteren Lady ihre Harley im Schotter wenden. Das Motorrad ist zu schwer. Die Dame bewundert unsere Kleidung, selbst trägt sie Lederjacke und Jeans, bereist damit ganz Australien und hat auch schon auf ihrer Sporty Custom mit zwei Packtaschen, zwei Säcken und einem Navi die USA durchquert. Sie macht auf uns einen sehr unbekümmerten, aber offenen Eindruck. Damit kommt man sicher überall durch. Wir wünschen ihr noch viel Glück auf ihren weiteren Reisen.
Harley von little ol´ Lady
Nun sind wir wieder auf dem Victoria Hwy, zurück nach Osten. An der Grenze zum Northern Territory werden wir einfach durchgewunken. Von West nach Ost reisende Kröten gibt es scheinbar nicht. Nach etwa 160 Kilometern machen wir ein kleines Picknick unter einem Sonnendach und essen ein paar Leckereien, die wir am Tag zuvor im Supermarkt erworben haben.
Picknick am Victoria Hwy
Uns geht´s richtig gut!
Auch im uns schon bekannten Timber Creek machen wir noch mal eine Pause, denn langsam wird es recht warm. Als wir da sitzen, kommt ein Greyhond und spuckt viele Menschen aus, die alle zum Klo streben. Diese Linienbusse fahren kreuz und Quer durch Australien und viele Backpacker nutzen sie. Sie haben zwar eine Toilette an Bord, aber die ist ausdrücklich nur für Notfälle. Ein kleiner Aboriginal findet uns sehr interessant und weicht mir nicht von der Seite, bis ihn seine Mutter holt.
Pause im bekannten Timber Creek
Der Greyhound aus Perth trifft ein, dreieinhalbtausend Kilometer liegen hinter ihm!
Kleiner Frechdachs
Kurz nach Timber Creek blinken rote und blaue Lichter rechts und links der Straße. Polizisten halten uns mit strenger Miene an. Haben wir unbemerkt irgendwo die Geschwindigkeit überschritten? Hoffentlich nicht, denn das ist reichlich teuer. Aber nein, sie wolle was ganz was anderes von uns: Alkoholkontrolle! Wir müssen pusten! Zwar hatten wir am Abend zuvor dem Bier zugesprochen, aber das Gerät weist zum Glück Null Promille aus. Der Polizist interessiert sich sehr für unsere Gegensprechanlage. So was hat er noch nicht gesehen. Nach ein paar netten Worten setzen wir die Fahrt fort.
Schnapsdrosseljäger
Nach weitern 95 Kilometern landen wir wieder in Victoria River und kühlen uns bei einer Cola ein wenig im Schatten ab. Aboriginal-Kinder klettern wie die Äffchen in einer Telefonzelle herum.
Wieder in Victoria River suchen wir den Schatten
Kleine Aboriginals, behände wie Äffchen
Wir fahren weitere 90 Kilometer und kommen dabei auch am Abzweig auf den Buntine vorbei, den wir zwei Tage zuvor heraufgekommen sind. Auf einem Rastplatz hinter Willeroo verhindern wir mit Wasser unsere Dehydrierung nach und essen ein Würstchen aus dem Koffer. Auch andere Reisende sind auf dem Platz uns wir schauen ihnen ein wenig zu. Mit einem Ehepaar, die mit einem großen Wohnwagengespann unterwegs sind, ergibt sich ein Gespräch. Er meint, dass es draußen im Busch wie auf dem Mond sei, so karg, einsam und verlassen. Als er hört, dass wir bereits Tracks gefahren sind, bekommt er runde Augen. Das würde er nie wagen! Nicht weit entfernt knistert ein Buschfeuer vor sich hin. Als es näher kommt, fahren wir mal besser weiter.
Pause auf einem Rastplatz
Es sind noch Würstchen da!
Buschfeuer
Nun sind es nur noch 100 Kilometer bis Katherine. Die schaffen wir trotz Hitze in einem Zug. Wir passieren noch ein Buschfeuer und sehen wieder viele tote Kängurus, Dingos und eine tote Kuh. Pferdeherden sind unterwegs und ein mächtiger Bulle, der es sich unter einem Busch gemütlich gemacht hat.
In Katherine laufen wir den Kookaburra Backpackers an, aber dort ist alles belegt außer zwei Betten in einem Neun-Bett-Zimmer. Nun, das muss nicht sein. Wenige hundert Meter weiter finden wir ein großes Motel, die Katherine River Lodge. Wir nehmen ein Zimmer für zwei Nächte und sind überrascht: Zwar sind auch hier wieder saftige 95 $ fällig, bekommen aber dafür zwei Räume mit einem dazwischen liegenden Bad, einer Kochnische, Fernseher in jedem Zimmer und einer schönen Sitzecke, ebenerdig mit kleiner Terrasse und den Motorrädern vor der Türe. Sehr schön.
Unser Motel in Katherine
Motorräder vor dem Zimmer
Zweieinhalb-Zimmer-Luxus-Suite
Henny schreibt Tagebuch
Nachdem wir uns eingerichtet haben, brechen wir zu einem Stadtrundgang auf. Katherine liegt am Stuart Hwy und am Ende des Victoria Hwy. Nord-Süd und Ost-West-Reisende komme nahezu alle hier durch, es ist also ein wesentlicher Knotenpunkt im Northern Territory. Auch Katherine entstand durch den Bau der Telegrafenleitung um 1870 herum, allerdings zuerst am Nordufer des gleichnamigen Flusses. Um 1926 siedelte man an das Südufer um und baute dort einen Bahnhof. Das Stadtzentrum findet sich noch heute dort, ist aber sehr überschaubar. Es gibt eine Hauptgeschäftsstraße, der Stuart Hwy und ein paar wenige Nebenstraßen. In der Nähe von Katherine befindet sich ein Verkehrsflughafen und die Eisenbahnstrecke des Ghan führt auch nahe vorbei. In der Stadt existiert noch der Bahnhof der alten, stillgelegten Eisenbahn, die von Darwin in den Süden führte, und wird als Museum genutzt. Heute hat Katherine 6000 Einwohner und lebt in erster Linie vom Tourismus. Östlich von Katherine ist der Katherine-Gorge-Nationalpark, eines der meistbesuchten Ausflugsziele im Northern Territory. Eine Besonderheit von Katherine ist, dass die Hauptstraße, der Stuart Hwy, den ganzen Tag aus Lautsprechern mit Musik beschallt wird.
Ein alter Bekannter: Der Stuart Hwy in Katherine - hier unter Musikbeschallung
Die Viehtransporte nach Darwin an die Küste kommen durch Katherine
Wir essen bei Subway und kaufen in einem Getränkeshop Bier und Strongbow. Alkohol gibt es nur an gesonderten Verkaufstellen, nicht in Supermärkten oder an Tankstellen. Es wird verlangt, dass man jedes Mal beim Kauf von Alkohol den Pass vorlegt, die Passnummer wird in den Computer eingegeben und auch, wie viel man kauft. Selbstbedienung gibt es nicht Schon sehr befremdlich. Aber wir erfahren, dass das Maßnahmen sind, um den Alkoholkonsum der Aboriginals einzudämmen. In Katherine gibt es viele Aboriginals, und sehr viele von ihnen sind betrunken. Es wirkt abschreckend auf uns. Wir sehen ein Plakat, dass am nächsten Abend ein Speedway-Rennen stattfinden soll. Da könnte man doch mal … Aber Henny möchte zur Katherine Gorge fahren. Bald wir es dunkel und wir sitzen noch vor unserem Zimmer bei Strongbow und XXXX und genießen den warmen Abend.
Motel im Abendlicht
Tag 18, Kununurra – Katherine (525 km)
Dateianlage:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Seite 264-272, Tag 19, Kununurra-Katherine.pdf
Moin, schöner Bericht aber mal ehrlich, ein Motorradland ist das ja nun nicht grad, wa? Alter, schöne lange Geraden, sieht ja aus wie um Kiel Grüße aus Kiel Ingo, lieber in Kurven unnerwegends!
Zitat ein Motorradland ist das ja nun nicht grad, wa?
Ingo, das ist ein Kontinent und wir fahren durch kaum besiedelte Teile dieses Kontinents. Da wäre es sicher nicht sehr sinnvoll, die Straßen und Pisten in Kurven zu bauen. Das Kurvenfahren kannst du aber in den bis zu 2000 Meter hohen Bergen im Südosten und entlang der Great Dividing Range über tausende Kilometer befriedigen, da gibt es genug davon.
Henny ist schon um sieben auf den Beinen und kocht in der schönen Kochnische einen Kaffee, dazu gibt es Croissants mit Dip.
Heute kein Müsli
Nach dem Frühstück waschen wir noch ein paar Klamotten und um 8.40 Uhr sind wir auf dem Weg in die Stadt, um einige Besorgungen zu erledigen: Wasser, Milch, Kaffee usw. In einem Touristenladen schauen wir uns um, allerdings ohne was zu kaufen, außer einem kleinen Bumerang, den Henny auf ihr Tagebuch kleben möchte. Auch der Tourist-Info statten wir einen Besuch ab, denn wir planen die nächste Etappe und wollen uns nach den Zuständen der Tracks erkundigen. Das klappt aber nicht, denn dort kann man eher mit Buchungen von Hotelzimmer, Ausflügen, Rundflügen etc dienen. Zurück am Hotel laden wir aus und brechen dann nach Nordosten zur Katherine Gorge auf. Das sind nur etwa 30 Kilometer. Die Katherine Gorge liegt im südlichen Teil des Nitmiluk National Park. Die Motorräder lassen wir am Parkplatz stehen und laufen in den Park. Bald kommen wir an ein sehr informatives und ansprechend gestaltetes Museum und Info-Center, dass uns über den Landstrich, dessen Bewohner und Flora und Fauna informiert. Auf der Karte schauen wir uns die Wanderwege an, die zur ersten Gorge (Schlucht) führen. Unsere Lust, einen solchen Marsch bei der herrschenden Hitze zu tun, obwohl wir leichte Kleidung tragen, sinkt enorm. Wir gehen daher mal zum Ufer des Katherine-River und gucken etwas über das Wasser. Auf einem Steg vergnügen sich ein paar Sonnenbadende. Richtig spannend ist das aber nicht. Also lieber noch mal zurück ins klimatisierte Info-Center und dort auf der Veranda über dem Fluss noch einen Kaffee trinken. Ein grauer Vogel, ein Bowerbird, interessiert sich sehr für uns und schafft es doch tatsächlich, einen Keks zu klauen. Auch andere Vögel haben sich mit den Touristen arrangiert und zeigen wenig Scheu.
Katherine River
Badesteg an der Katherine Gorge
Kaffeepause an der Katherine Gorge
Ja, was liegt den bei denen auf dem Tisch?
Und schwupps ist der Keks verschwunden
Und da kommt auch schon der nächste und guckt hungrig
Wir beschließen, wieder zurück nach Katherine zu fahren. Auf dem Rückweg kommen wir an einem abgestürzten Flugzeug vorbei. Ob es als Warnung für andere Flugzeuge liegen gelassen wurde, damit die nicht auch hier abstürzen?
Zwei Sporties stehen am Parkplatz. Leider sind die Fahrer aber nicht zu sehen.
Runter kommen sie immer.
Ich unternehme alleine noch eine kleine Rundfahrt durch Katherine, unter anderem zum Katherine-River im Norden der Stadt. Dort steht neben dem Stuart Hwy noch die alte Eisenbahnbrücke und trägt an einem Pfosten Wasserstandsmarkierungen, die bis 18 Meter reichen. Wir hatten schon davon gehört, dass es 1998 ein Hochwasser gegeben hat, dass über diese Marke hinaus ging und Teile der Stadt verwüstet hat. Kaum zu glauben, wenn man sieht, wie tief das Flussbett des Katherine River ist.
Katherine River in Katherine
Die alte Ghan-Brücke. Die Wasserspuren reichen bis ganz oben hin.
Danach fahre ich noch ein wenig durch die Vorstadt im Südwesten, wo sich die Industrie angesiedelt hat. Gebrauchtwagenhändler sehen hier aus, wie wohl überall auf der Welt. Auf meinem Weg komme ich auch an einer Moto-Cross-Strecke vorbei, die eigentlich aus nicht viel mehr als ein paar zusammengeschobenen, sanften Hügeln besteht. Eine Gruppe von Kindern trainiert auf kleinen Crossern. Gleich in der Nähe ist auch das Speedway-Oval. Ein Caterpillar ebnet die Piste, ein Sprengwagen bindet den Staub. Das Tor ist offen und ich fahre mal hinein. Drolligerweise werde ich gefragt, ob ich was mit der Polizei zu tun habe. Der schwarz-weiße Karostreifen, der um meinen Helm läuft, ist nämlich dem blauweis-karierten Streifen der Polizei auf dem ersten Blick sehr ähnlich. Ich erkundige mich, wann das Rennen am Abend beginnt. So etwa ab Sonnenuntergang, erfahre ich, und wir seien herzlich eingeladen.
Fähnchenhändler sind überall auf der Welt gleich. Höchstens, dass hier alle Autos weiß sind, ist ein Unterschied
Der Eingang zur Moto Cross Strecke
Das benachbarte Speeedwayoval wird präpariert
Fahrerlager des Speedway Club
Auf dem Rückweg zum Hotel kaufe ich Bier ein, halte auch noch mal am Supermarkt und besorge Schinkenbrötchen und einen großen Pott Eis. Eeigentlich ist es ja nur ein kleiner Pott Eis, denn unter den Eispackungen, die da angeboten werden, hatte die kleinste Packung, die ich fand, 1,5 Liter Inhalt. In einem Buch über eine Reise per Fahrrad durch Australien, das wir beide gelesen hatten, erzählten die Protagonisten mehrmals, dass sie sich im Supermarkt einen Pott Eis gekauft und verputzt hatten. Das wollte ich nun auch mal ausprobieren. Da man Eis ja nicht aufbewahren kann, habe ich es auch geschafft, den Pott Eis zu verdrücken. Henny hat zwar etwas mitgemacht, war aber keine große Hilfe.
Henny hilft beim Eisverzehr, aber …
… die Hauptarbeit bleibt an mir hängen.
Was? Schon alle?
Wir schauen im Speisesaal des Hotels vorbei und werfen einen Blick auf die Karte, um dann bezüglich des Abendessens zu beschließen „mal sehen …“
Als die Sonne sich langsam verabschiedet, fahren wir zum Speedway-Kurs. Auf dem Weg füllen wir die Tanks noch für den nächsten Tag und prüfen den Luftdruck. Der Vorderreifen an Hennys Motorrad ist der einzige Reifen, der nicht neu war und trägt nicht mehr viel Profil. Aber eigentlich müsste es noch ausreichen. Auch hier: „mal sehen ...“
Am Speedway-Track ist man schon schwer mit Grillen beschäftigt – aber noch fehlen die Zuschauer. Wir können uns zwei Stühle nehmen und machen es uns am Oval bequem. Leider handelt es sich um ein Auto-Rennen und nicht um ein Motorradrennen, wie ich gehofft hatte. So sitzen wir alleine an der Rennstrecke, verspeisen jeder ein Brötchen mit Steak und schauen zu, wie es langsam dunkel wird - aber es passiert nichts. Dann schauen wir zu, wie der Vollmond aufgeht - aber es passiert nichts. Es kommen auch fast keine weiteren Zuschauer. Dann brummen im sehr überschaubaren Fahrerlager mal kurz Motoren, dann ist wieder Ruhe. Eine Weile später wird noch ein Rennwagen auf einem Trailer angekarrt, abgeladen und laufen gelassen. Dann ist wieder Ruhe. Nun steht der Mond am Sternenhimmel und das Oval ist mit Flutlicht ausgeleuchtet. Ansonsten ist Ruhe. Nach einiger Zeit wird die Lautsprecheranlage getestet. Danach gibt es Musik.
Speedwaykurs – rechts die Steakbude
Das Fahrerlager ist jetzt "rappelvoll" und …
… wir harren der Dinge, die da kommen.
Im Zeitabnahmehaus regt sich was, glaub ich. Oder doch nicht?
Und dann kommen auch die ersten Boliden auf die Bahn. Vier Autos japanischer Provenienz aus den 70er Jahren drehen die Runden – schnell, wenn grünes Licht leuchtet und langsam, wenn rotes Licht leuchtet, weil sich einer um sich selbst gedreht hat. Die Regeln erschließen sich uns nicht. Man kann aus den Autotypen vermuten dass das die 2-Liter-Klasse gewesen sein müsste. Danach kommen wieder japanische und auch Holden-Limousinen, wohl die Klasse über zwei Liter. Das gleiche Spiel.
Die mittlere Klasse und …
… der Lokalmatador in seinem Boliden
Anschließend fahren auf einem recht glatten inneren Bereich des Ovals Gokarts ein paar Runden. Und jetzt der Höhepunkt: die offene Klasse, deren Autos schon ziemlich martialisch aussehen und auch deutlich heftiger zu Sache gehen. Im Großen und Ganzen ist das ganze Spektakel aber eher skurril als interessant, zumal ja auch nahezu keine Zuschauer vorhanden sind. Eine etwas absurde Schau. Gegen halb Neun sind wir dann auch schon wieder zurück in unserem Zimmer und gönnen uns noch ein Bier und ein Strongbow zum Sternenhimmel unter lauer Abendluft.
Ob der Vollmond auch gerne ein XXXX abgehabt hätte?
Dateianlage:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Seite 273-281, Tag 20, Katherine.pdf
Um 7.40 Uhr starten wir nach Müsli und Nescafé bei schon 21 Grad. Wir planen eine Tour in den Osten des Northern Territory. Nach 110 Kilometern erreichen wir Mataranka und fragen im dortigen Roadhouse nach den Straßenzustand des Rooper Hwy im Bereich von Rooper Bar bis Cape Crawford, denn diese Piste ist auf der Karte als dünne Linie ausgeführt, was erfahrungsgemäß nicht ohne ist. So teilt man uns dann auch mit, dass der Zustand „very rough“ sei. Wir beratschlagen bei einem dünnen Kaffee.
Mataranka Roadhouse
Wir haben also 520 Kilometer vor uns, davon 340 Kilometer Piste, vor der gewarnt wird. Alternativ gibt es eine Südroute, die wir auch noch nicht kennen, die aber durchgehend geteert ist. Die müssten wir dann aber auch wieder zurückfahren. Wir entscheiden uns trotzdem dafür, denn Hennys Reifen vorne ist nicht mehr der Beste und vor allem die Hitze beeinflusst die Entscheidung. Eine Panne in praller Sonne ist nun mal gar nicht prall. Also können wir uns Zeit lassen, denn aufgrund dieser Entscheidung wollen wir heute dann nur bis zum Daly Waters Roadhouse. Zeit also für einen kleinen Rundgang durch Mataranka. Die Kleinstadt mit 250 Einwohnern ist in Australien bekannt geworden durch den Roman von Jeannie Gunn We of the Never Never, der auf einem Viehzuchtbetrieb in der unmittelbaren Nähe namens Elsey Station spielt, und Kultstatus genießt. Eine deutsche Übersetzung davon gibt es meines Wissens nicht, schade, denn wir hätten ihn gerne mal gelesen. Es wird darin das Leben der Besiedlungspioniere beschrieben, vor allem auch die Begegnungen und das Zusammenleben mit Aboriginals, was uns mehr und mehr interessiert. Die Personen aus dem Roman sind als Statuen im Park zu finden. Leider sind sie teilweise schon arg verwittert. Schade, dass sich offensichtlich niemand drum kümmert. Aber ganz Mataranka macht einen etwas vernachlässigten Eindruck.
Never Never-Figuren in Mataranka
Little Black Princess aus der Never Never-Story
Hauptstraße (Stuart Hwy) durch Mataranka, rechts das Roadhouse
Also fahren wir sechzig Kilometer weiter nach Larrimah. Dort gibt es ein etwas skurriles Roadhouse namens Pink Panther. Davor stehen schon vier Motorräder. So viele auf einem Haufen haben wir während der Australien Tour noch nicht gesehen. Wir kommen aber nicht ins Gespräch, denn die Gruppe startet bald, nachdem wir angekommen sind. Wir schlendern durch einen kleinen Zoo im Backyard des Roadhouses, in dem verschiedene heimische Vögel anzuschauen sind, aber auch ein paar Echsen, Schlangen und sowohl Süßwasser- als auch Salzwasserkorokodile. Auch den Kookaburra oder lachenden Hans, den wir im Süden gehört hatten, bekommen wir nun mal leibhaftig zu Gesicht. Leider fand er keinen Grund, uns sein lachen mal vorzuführen. Der Inhaber des kleinen Zoos kommt gerade zur Krokodilfütterung. Erstaunlich, wie schnell, wendig und behände die ansonsten träge herumliegenden Echsen werden können, wenn sie Appetit bekommen. Das laute Zuschnappen der Kiefer beeindruckt uns aufs Neue.
Motorräder stehen vor dem …
... Larrimah Hotel
Unsere erste Begegnung mit einem Saltie und …
… wird sind nicht böse, dass sich etwas Zaun zwischen uns und dem Tier befindet.
Wir trinken eine Coke ice cold und essen dazu eine Pastete, die uns doch sehr an „roadkill“ erinnert, aber durchaus schmackhaft ist.
Henny bestellt ein Essen an der Bar, welches …
… dann auch bald gebracht wurde. Ich glaube, es …
… hieß Roadkill Pie und …
… kam uns irgendwie bekannt vor.
Und gleich neben dem Esstisch stand diese nette Dekoration mit ihrem kleinen, vierbeinigen Bewohner wer sieht ihn?). Eine wirklich drolliger Pub, dieses Larrimah-Hotel!
Nach dem Essen mache ich einen kleinen Spaziergang zum nahe gelegenen Bahnhof. Hier endete die Bahnlinie aus dem Norden während des zweiten Weltkrieges. Eigentlich war die ursprüngliche Ansiedlung samt Bar und Bahnhof bis dahin im neun Kilometer entfernten Birdum zu finden. Dort waren aber die Bedingungen in der Regenzeit für einen Bahnhof zu schlecht. Mit dem Errichten des neuen Bahnhofs in Larrimah wurde die Bar in Birdum abgebaut und als Larrimah-Hotel an den jetzigen Platz verfrachtet und wieder aufgebaut. Leider hatte das kleine Museum im ehemaligen Bahnhof wegen Renovierung geschlossen. Aber auch draußen stand etwas an altem, interessantem Edelschrott herum und zwei Blokes waren damit beschäftigt, eine kleine, alte Lok wieder in Gang zu setzen, was ihnen auch gelang.
Alter Flugmotor in Larrimah, der, …
… genau wie dieser, schon bessere Zeit gesehen hatte. E10 getankt?
Wieder einmal die alte Ghan-Eisenbahnstrecke, die hier …
... noch ein wenig genutzt wird – die Lok wird gerade (erfolgreich) repariert
Am Bahnhof stand noch dieses alte Auto. Welche Marke? Ich hab es nicht herausgefunden.
Als ich zurückkomme, sind zwei Motorräder aus Neuseeland eingetroffen, eine F650 und eine XT. Touratech-Koffer, Gurte von Daerr, Louis-Packsack?? Ich spreche die beiden einfach mal auf Deutsch an. Klappt. Thomas stammt aus München und Deb aus England und beide leben in Neuseeland und machen eine Australien-Rundreise (www.wrongwayround.org). Wir sitzen im Schatten auf der Terrasse vor der Bar und unterhalten uns lange, tauschen Erfahrungen aus und lassen uns von Neuseeland erzählen. Interessant die Reaktion auf unsere Erzählung vom Uluru: Da fahre er nicht hin, meint Thomas, denn man dürfe da ja nicht raufklettern. Auf de Einwurf, dass das nicht verboten sei, nur eben von den Aboriginals nicht gewünscht wird, meinte er, die Wünsche von denen wären ihm egal, dann würde er doch raufklettern. Mit Tieren, vor allem mit kleinen, haben es die beiden nicht so. Schlangen und Insekten sind ihnen höchst unheimlich. Deb erzählt angeekelt, dass sie tags zuvor Begegnungen mit einem großen grasgrünen Frosch gehabt hat, der in der Toilette saß und abtauchte, als sie den Deckel aufmachte. Dann starten Thomas und Deb nach Norden und wir fahren nach Süden.
Zwei Motorräder aus Neuseeland
Thomas, Deb und Henny im Erfahrungsaustausch
Aufbruch. Unsere Wege trennen sich wieder.
Unser nächster Halt ist Daly Waters, eine kleine Stadt mit 16 Einwohnern, etwas westlich vom Stuart Highway gelegen, aber aufgrund ihrer zentralen Lage auf jeder Karte verzeichnet. Touristen kommen wegen des Stuart-Tree, in den John McDouall Stuart ein S einschnitzte, als er Australien im Jahre 1862 durchquerte. Das geben die Touristen jedenfalls als Grund an. Tatsächlich kommen sie eher wegen des skurrilen Pubs, von dem uns landauf, landab immer wieder erzählt wurde. Der Ort ist schon sehr merkwürdig: Eine Hand voll Häuser, eine kleine, teure Tankstelle, ein Wohnwagen, in dem ein Schilderschnitzer mit seinen Hühnern lebt und in Personalunion den Entertainer des Abendprogramms in der Bar darstellt. Dazu ein Campground und ein paar Cabins, von denen wir uns eine mieten. Sie trägt den Namen „Faith in Australia“ auf einem Holzschild.
Unsere Cabin, gegenüber …
… Daily Waters Pub und …
… nebenan die Tankstelle und …
… der Holzschilderschnitzer sowie dessen …
Wohnwagen
Wir ruhen uns etwas aus und gehen dann in die Bar. Ein nettes Wellblechgebäude, umgeben von Palmen und lila blühenden Sträuchern. Eine wirkliche Trennung von innen und außen gibt es nicht. Das Gebäude geht nahtlos in eine überdachte Terrasse und in ein Freigelände über. Die reichhaltigen Dekorationen bestehen zum einen aus Schrott und Müll und zum anderen von papierenen Hinterlassenschaften der Besucher: Bilder, Ausweise, Visitenkarten etc. Wir gönnen uns ein gezapftes Bier und schauen in einem Monitor Bilder über Daily Waters früher und heute an. So sparen wir uns auch den Weg zum Stuart-Tree – denn den haben wir auf dem Bildschirm nun schon gesehen.
Daly Waters Hinterhof und Freigelände mit …
… reichhaltiger Schrott-Deko, auf dem Boden und an Zäunen.
Eine Wand mit alten Nummernschildern und …
… ein Baum voll alter Schuhe, was ich dann schon etwas unappetitlich fand.
Die Bar im Daly Waters Pub, wo es …
… überall etwas anzuschauen gibt, wie zum Beispiel die …
… die alte Telefonanlage oder …
… eine umfangreiche Sammlung von Polizei-Aufnähern
Zur Erholung genießen wir ein frisch gezapftes Bier aus richtigen Gläsern – mal als Abwechslung zu den XXXX-Cans.
Nach ausführlicher Besichtigung des Ortes tragen wir uns wenige Minuten später wieder in der Bar in eine Liste ein, über die man am Abendessen mit Steak und Barramundi, frisch gegrillt, teilnehmen kann. Dazu Live-Programm des Hühnerbändigers vom Schilderverkaufsstand. Erstaunlicherweise ist die Bar zu dieser täglich stattfindenden Veranstaltung rappelvoll, der Entertainer spult ein Programm ab, in dem Anwesende aus allen Ländern des Kontinents ihr Fett weg bekommen, ähnlich wie bei uns auch über die Eigenarten unserer Bundesländer gelästert wird. Aboriginal-Witze, obwohl sonst gerne genommen, werden politisch korrekt vermieden. Dazu gibt es Country-Musik, platte Witze, die sogar wir mit unseren Englischkenntnissen verstehen, und der zahme Hahn kräht auf Kommando. Die Menge ist amüsiert. Eigentlich fehlt nur noch, dass einer herumgeht und Heizdecken verkauft. Zugegebenermaßen ist das Steak gut und der Barramundi sogar noch besser. Und nach den vielen Dosen hat gezapftes Bier auch mal wieder was.
Abends ist Daly Waters Pub gerappelt voll
Der Alleinunterhalter und sein Hahn
Unser Abendessen
Wir lassen den Abend auf der Veranda vor unserer Cabin ausklingen, den auch Dosenbier und Strongbow sind nicht schlecht und eine nette Gewohnheit geworden. Von drüben hören wir noch Countrymusik, Johlen und das Krähen des Hahnes.
Verwaiste Tanke spät am Abend.
Tag 21; Katherine – Mataranka - Daly Waters (275 km)
Dateianlage:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Seite 282-296, Tag 21, Katherine-DalyWaters.pdf
Wir haben nicht sehr gut geschlafen. Das Bett war durchgelegen und es kühlte nachts nicht ab. So stehen wir erst um 7.30 Uhr auf, duschen und frühstücken auf der Veranda und starten um 8.45 Uhr, nachdem die Putzfrau noch ein Bild von uns beiden gemacht hat. Nach einem guten Kilometer sind wir wieder am Stuart Hwy und tanken dort am Hiway Inn, denn dort ist, wie wir vermuteten, der Sprit deutlich billiger als in Daly Waters. Von hier ab geht der Carpentaria Hwy nach Osten und ist damit wieder ein Teil des Hwy One, der einmal um Australien herum führt. Entsprechend wichtig ist das Hiway Inn als Knotenpunkt für Fernfahrer, was man an den zahlreichen Road-Trains sieht, die hier stehen.
Start in Daly Waters
Tanken am Hiway Inn
Road Trains am Hiway Inn
Große Teile des vor uns liegenden Carpentaria bzw Hwy One auf der Strecke bis Cairns an der Ostküste sind Schotterpisten. Aber so weit werden wir nicht fahren, wir wollen nur bis zum Carpentaria Golf, der großen Bucht zwischen Arnhem Land und Cape York. In welch abgelegenem und unbesiedeltem Landstrich man unterwegs ist, eben im hintersten Outback, merkt man daran, dass eine der wichtigsten Straße Australiens, der Hwy One, hier nur einspurig geführt wird, von der Größe her wie bei uns ein geteerter Feldweg. Aber zum Glück immerhin geteert. Um bei Gegenverkehr ausweichen zu können, gibt es beidseitig geschotterte Streifen. Fourwheeler fahren, wenn sie einem entgegen kommen, dann auch mit der einen Seite auf diesen Streifen, ohne von der Geschwindigkeit runter zu gehen. Kommt ein Road-Train, gibt man besser rechtzeitig nach und verlässt den Highwy beizeiten. Dafür winkt einem der Kapitän dann aber auch freundlich zu – was aber alle tun, denen wir hier begegnen. Das sind nicht viele. Pro Stunde kann man von zwei bis drei Fahrzeugen ausgehen. Über lange Zeit sind wir völlig alleine auf weiter Flur, mal abgesehen von ein paar Rindern, Dingos, Adlern und Emus.
Die Einsamkeit hat uns wieder: Carpentaria Hwy – die Hauptverkehrsader nach Osten
Emus sind eigenartige Vögel. Australier sagen, es sind die dümmsten Tiere überhaupt. Man muss äußerst auf der Hut sein, wenn man einen Emu sieht, sie sind völlig unberechenbar. Einer kommt von seitlich schräg auf uns zu gelaufen, genau auf Kollisionskurs, und sieht uns ganz sicher. Wir werden etwas langsamer, er dreht ab und läuft fast parallel neben uns her. Als wir wieder Gas geben, versucht er jedoch mit einem schnellen Spurt vor unseren Motorrädern Harakiri zu begehen. Wir bremsen und er dreht wieder ab. Verrücktes Vieh!
Vor der so ziemlich einzigen Kurve stehen viele Zuschauer. Aber wir haben das Kurvenfahren noch nicht verlernt, ätsch!
Und weiter geht es geradeaus
Und noch ein bisschen geradeaus.
Der Carpentaria Hwy ist sehr öde. Meist befindet sich rechts und links der Straße noch Vegetation, die einem auch noch den letzten Rest Aussicht nimmt, ansonsten geht es immer nur geradeaus. Ein kleiner Hügel, der zu überfahren ist, ist schon eine tolle Abwechslung. Nach etwa 170 Kilometern halten wir das erste Mal an. Hier gibt es einen Rastplatz mit Wassertank und Sonnendach.
Rast an einem Wassertank am Carpentaria Hwy
Erst sind wir alleine, dann trifft eine Familie aus Wien ein, die mit einem gemieteten Fourwheeler den Hwy One bis ganz nach Osten durch fahren wollen. Bis hier her war die Fahrt ganz angenehm, denn der Himmel war leicht bewölkt und die Sonne brannte daher nicht so stark, die Temperatur blieb noch unter 30 Grad. Nun sind es nur noch 100 Kilometer bis Cape Crawford, wo wir um 12.30 Uhr eintreffen und eine Cabin für 80 $ nehmen. An diese Preise im Outback haben wir uns langsam gewöhnt.
Benzin fassen in Cape Crawford
Das Heartbreak Hotel
Vor unserer „Box“
Cape Crawford ist eigentlich keine Ortschaft, sondern eine Tankstelle mit angegliederter Übernachtungsmöglichkeit und einer kleinen Autowerkstatt mit Hubschrauber. Cape Crawford ist vor allem ein wichtiger Vorposten der Zivilisation im Hinblick auf den inneraustralischen Fernverkehr. Dabei kommt dem dortigen Heartbreak-Hotel eine wichtige Rolle als Übernachtungsmöglichkeit für Durchreisende zu und fast alle Bewohner von Cape Crawford sind im Heartbreak-Hotel beschäftigt. Bei Cape Crawford kreuzen sich der Carpentaria Highway und der Tablelands Highway. Außerdem ist Cape Crawford die wichtigste Wasserstelle des nordöstlichen Northern Territory. In der Bar mit Restaurant sind ziemlich junge Leute beschäftigt, die sich etwas Geld verdienen. Offensichtlich herrscht hohe Fluktuation – was nicht verwundert, ist hier doch wirklich auf Hunderte von Kilometern absolut nichts, aber auch gar nichts los, was junge Leute interessieren könnte. Hier in Cape Crawford ist der Himmel wieder stahlblau und es ist sehr heiß. Die Luft steht und Lebewesen bewegen sich nur sehr langsam. Und endlich gibt es auch mal die berühmten Outback-Fliegen. Das erste Mal schützen wir uns durch ein Netz gegen Fliegen.
Nur nicht bewegen, lautet …
… die Devise
Wir haben Hunger und bestellen uns zwei Hamburger a lot. „A lot“ bedeutet, dass alles drauf gepackt wird, was sich in der Küche so findet und man den Hamburger dann nicht mehr in den Mund bekommt.
Hamburger können sie, die Aussies!
Wir verspeisen sie auf der Veranda im Schatten, neben uns döst ein Hund. Die Hitze lähmt. Eine junge, hübsche Aboriginal-Frau bringt Bewegung rein. Ihr macht die Hitze nichts aus, flott geht sie zur Bar und kommt kurze Zeit später mit einem kleinen Einkauf und 60 Dosen XXXX wieder heraus. Wir machen ein Schläfchen und hängen den Rest des Tages nur ab. Ich raffe mich zwar mal zu einer Runde um Cape Crawford auf, bin aber schnell wieder da, da alles sehr übersichtlich ist. Die Rundflüge mit dem Hubschrauber kosten hier „nur“ 380 $.
Irgendwo, weit draußen im Bush, wird sich bald jemand über Bier und Essen freuen
Der Hubschrauber für eventuelle Rundflüge döst in der Hitze
Auch hier sind Zecken verboten. Ich hoffe, sie halten sich dran.
Man kann immer nur hoffen, dass so eine Tankstelle im Bush dann auch wirklich Benzin hat.
Unter den großen Bäumen links liegt das gesamte Cape Crawford
Wir kaufen uns einen Vorrat an XXXX, setzen uns vor unsere Cabin und beobachten bunte Papageien. Auf dem Klo begrüßt mich tatsächlich ein großer grüner Frosch und grinst breit, als ich ihn frage, ob er Deb aus Neuseeland kennt. Die Wiener, die wir auf dem Rastplatz getroffen hatten, sind neben uns eingezogen. Den Abend verbringen wir mit ihnen zusammen auf der Veranda bei Strongbow und Bier und mit Erfahrungsaustausch, gehen aber alle recht früh zu Bett und schlafen schon um 9 Uhr fest.
Gute Nacht!
Tag 22; Daly Waters – Cape Crawfort über Carpentaria Hwy (285 km)
Dateianlage:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Seite 297-305, Tag 22, DalyWaters-CapeCrawford.pdf
Hallo ihr 2 Outbacker, Euer Reisebericht erweckt in mir Erinnerungen. Tja Australien ist riesig groß, aber nach 60000 km kennt man schon einiges und die Bilder wecken wieder das "Heimweh". Freue mich auf Eueren hoffentlich baldigen DIA-Vortrag. Würde dann auch Didge spielen, wenn ihr wollt.
Viele liebe Grüße Dietmar
Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden! P1011139.JPG rock_fishing in Broome.jpg
Wir stehen kurz vor sieben auf und sind nach einem kleinen Frühstück mit Müsli und Nescafé auch bald schon wieder auf dem Carpentaria Hwy nach Osten. Auch hier ist der Highway wieder sehr schmal geteert, mit Schotterstreifen rechts und links. Wir sind immer ganz froh, wenn eines der wenigen entgegenkommenden Autos rechtzeitig mit zwei Rädern auf den Schotter ausweicht und wir so auf der Straße bleiben können. Schon am frühen morgen sind es 23 Grad, aber der Himmel ist leicht bewölkt, was die Temperatur im angenehmen Bereich hält. Die Landschaft wird leicht hügelig, auch mal ein paar Felsen sind zu sehen und wieder Rinder, auch eine Gruppe Esel, Adler und Bussarde, schwarze und weiße Kakadus, die gerne am Straßenrand sitzen, Reiher und Störche. Zu unserer großen Überraschung kommt aus dem nur leicht bewölkten Himmel ein Regenschauer auf uns nieder. Es reicht aber nicht mal, um die Straße richtig nass zu machen. Offensichtlich sind das Vorboten der nahen Küste. Wir fahren parallel am McArthur-River entlang, ohne ihn jedoch mal zu Gesicht zu bekommen. Nach etwa 50 Kilometern kommen wir an einem großen Bergbaugelände vorbei. Hier wird Zink, Blei und Silber aber auch Diamanten abgebaut. Von nun an ist die Straße sehr breit, was uns erst verwundert, denn das Verkehrsaufkommen geht gegen null. Aber von der Mine aus fahren überlange Roadtrains die etwa 100 Kilometer bis an die Küste, wo das Erz auf Schiffe umgeladen wird. Die brauchen die breite Straße.
Mit den erzbeladenen Roadtrains ist nicht zu spaßen
Von dieser breiten Straße zweigt der Hwy One dann wieder nach rechts ab und wird schmal. Kurze Zeit später kommen wir nach Borroloola, einer Stadt auf Aboriginal-Gebiet mit 750 Einwohnern, von denen der größte Teil in einer nicht zugänglichen Aboriginal Community im Nordteil lebt. Versehentlich fahren wir dort hinein, sehen aber, dass dies nicht erwünscht ist und wenden. An einem großen Blechgebäude halten wir an. Darin ist ein Supermarkt, die Post, eine Bar und eine Tankstelle, kurz, es ist das Einkaufszentrum des Ortes. Im Paperbark-Café essen wir zwei Sandwich und trinken zwei Kaffee für nur 10 $. Die nette Inhaberin plaudert mit uns über den Verladehafen Bing Bong und über die Caranbirini Reservation mit ihren schönen Felsen. An der Küste gibt es Inseln, von denen aus gerne nach dem Barramundi gefischt wird, was in den Sommermonaten für ein gewisses Touristenaufkommen sorgt. Gegenüber ist eine große Schule, die mit einem hohen Zaun umgeben ist. Sie beinhaltet Vorschule, Hauptschule und Mittelschule. Gruppen von Aboriginal-Frauen sitzen herum und schauen den Kindern während der Pause zu. Viele streunende Hunde sind mit ihrer Rangordnung im Rudel beschäftigt.
Borroloola Mainstreet
Supermarkt und Paperbark Café
Vor dem Supermarkt
Wir fahren langsam durch den Ort, in dem die Häuser weit auseinander stehen. So kommen wir noch an einer Autowerkstat und der Polizeistation vorbei, um dann an einer Aboriginal Art Gallery anzuhalten. Sie enttäuscht uns jedoch einigermaßen. Die Kunstwerke ähneln denen von Kindern im ersten Schuljahr und scheinen uns recht lieblos gefertigt zu sein, zudem sind sie maßlos überteuert.
In der Gallery, die uns …
… doch ziemlich enttäuschte und deren …
… Preise uns abgehoben erschienen: 250 $ für solch einen Korb!
Insgesamt hinterlässt Borroloola keinen sehr angenehmen Eindruck auf uns. Ursprüngliche Pläne, hier zu übernachten, verwerfen wir wieder. Wie wir später erfahren, fanden hier noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderst große Massaker an der indigenen Bevölkerung statt. Dies ist sicher noch nicht vergessen. Wir verlassen Borroloola nach Norden auf einer kleinen Straße, die bald wieder auf die breite Verbindungsstraße zum Bing-Bong-Hafen trifft, die westlich um Borroloola herumgeführt wird. Hin und wieder donnert einer der blauen, riesigen Roadtrains mit 26 Achsen und 102 Rädern vorbei. Nach gut 50 Kilometern kommen wir an die Küste. Der Verladehafen ist weiträumig eingezäunt und gut gesichert. Wir biegen vorher ab und fahren auf einer Gravelroad ein Stück ostwärts an der Küste entlang. Am trocken gefallenen Mule Creek drehen wir wieder um. Die Gegend ist karg. Mangroven wachsen zwischen Straße und Meer, so dass wir es nicht erreichen können.
Borroloola Bing Bong Road
Mule Creek? Da schauen wir doch mal hin.
Pause auf der Mule Creek Road
Blick zum Carpentaria Gulf
Nahe am Haupttor des Verladehafens ist ein kleiner, zugänglicher Aussichtsturm, den wir besteigen. Karges, flaches Land um uns herum. Nichts, woran das Auge hängen bleibt. Wir wandern zum Strand. Auf Schildern wird vor Druckleitungen im Wasser gewarnt, ebenso vor Sägefischen und Krokodilen. Der sandige Weg führt uns durch die Mangroven. Der Strand ist genauso unspektakulär, einsam zieht er sich im Bogen an einer Bucht entlang, die vermutlich durch das Ausbaggern einer Fahrrinne zum Verladehafen entstanden ist. Es gibt kaum ein Lebewesen zu sehen und auch kein spannendes Strandgut. Lediglich eine große Krabbe beäugt uns argwöhnisch. Der Boden ist zwar dicht mit Muscheln bedeckt, aber auch die sind alle von gleichem Aussehen. Krokodile sehen wir keine, denen ist es hier sicher zu langweilig. Wir wandern ein wenig am Strand entlang, kehren dann aber wieder zu den Motorrädern zurück. Wir werden also wieder nach Cape Crawford fahren, um dort noch einmal zu übernachten.
Sperrzone am Bing Bong Erzverladehafen
Einer der Schwerlast-Roadtrains mit 106 Rädern und bis zu 800 PS
Warnschild und ein Aufruf, den extrem seltenen Süßwasser-Schwertfisch zu schützen
Weg durch die Mangroven zum Meer
Und wieder Warnschilder – obwohl sich hier kaum mal jemand hin verirren dürfte.
Im Carpentaria Gulf, dessen …
… Küste stinklangeweilig ist.
Strand und …
… Mündungsbucht des Arthur River
Highlights: Die Verladestation der Bing Bong Mine und die …
Muscheln, die den Strand streckenweise lückenlos bedecken.
Tschüß, Krabbe, wir hau´n wieder ab!
Auf dem Weg dorthin suchen wir nach der Caranbirini Reservation. Ausgeschildert ist nichts, aber wir fahren an einem etwas abseits der Straße zu sehenden Tor vorbei, das irgendwie merkwürdig im Nichts steht. Wir kehren zurück und am Tor hängt ein kleines Schild, mit der Bitte, es nach dem Durchfahren wieder zu schließen.
Savannenlandschaft bei Borroloola
Am Tor zur Caranbirini Reservation
Also darf man hier rein, nehmen wir an, und fahren durch. Bald darauf kommen wir an einen kleinen Parkplatz, lassen die Motorräder stehen und wandern einen Pfad entlang. So erreichen wir einen Creek mit Wasserlilien, an dem wir eine Weile sitzen bleiben. Nicht weit davon kommen Felsen in Sicht. Wir sind in der Caranbirini Reservation angekommen. Sie ist gut versteckt und ich denke, das ist wirklich noch ein „Geheimtipp“. Wir steigen durch Hohlwege, krabbeln durch enge Schluchten, quetschen uns durch Spalten, sind erstaunt über Höhlen und lauschige Plätze, über schattige Kessel und tanzende Sonnenstrahlen, Pflanzen, Bäume und Schmetterlinge. Es ist wirklich ein Erlebnis, das wir ausgiebig genießen. Und wir sind alleine auf weiter Flur. Zuletzt kommen wir noch zu einem See mit Wasserlilien, bevor uns ein schmaler Pfad wieder zurück zum Parkplatz bringt. Dort ist inzwischen ein Geländewagen eingetroffen und ein älteres Paar steigt aus. Es sind zwei Italiener, die seit 45 Jahren in Australien leben. Sie spricht immer noch nicht gut englisch. Er erzählt, dass er aus ganz armen Verhältnissen gekommen ist und in Australien die Chance zum Aufbau einer Existenz bekommen habe, das das eine ganz tolle Zeit gewesen sei und jetzt aber alles schlechter würde. Alles wird teurer und es gäbe zu viele Einwanderer, es sind bald nur noch Fremde im Land …
Fertig machen zur Wanderung und nicht …
Den Hut vergessen! Die Sonne brennt unerbittlich!
Der Weg führt über einen Creek und nach einiger Zeit …
… kommen die Felsen in Sicht.
Wie eine Wand bauen sie sich vor uns auf und haben …
… dennoch unterschiedlichste Formen. Hier ein riesiger Kegel, …
… da eine Säule und ...
… da ein gewaltiges V im Gestein.
Und so kommen wir zum geheimen Eingang in die verwunschene Stadt.
Wehrhaften Dornen müssen wir uns widersetzen und uns …
… durch hohle Gassen zwängen, gewaltige …
... Massive bedrängen uns und enge …
… Schluchten rauben uns das Sonnenlicht.
Am Ende mancher Hohlwege stellen sich uns Felsen unüberwindlich in den Weg
Kamine und …
… Spalten müssen bezwungen, …
… Tunnel durchstiegen werden, bis …
… man das Innere der verwunschenen Felsenstadt erreicht
Schmale Wege und …
… breite Straßen führen …
… in das geheime Tal, wo sich die Felsen zu nächtlichen Feiern zusammenfinden.
Weiter dürfen wir nicht. Ein Fels stellt sich uns in den Weg, ein anderer …
… schaut grimmig auf uns herab und weist …
… uns den Weg zum Ausgang.
Also drücken wir uns an Felsenüberhängen und …
… durch einen Palmenhohlweg, vorbei an …
… einem enorm überlebenswilligen Baum und …
… werden vom Wächter der verwunschenen Felsenstadt entlassen.
Dateianlage:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden!
Seite 306-326, Tag 23, NordostKüsteBorroloola.pdf
Diese Drei Dicken wünschen uns eine gute Weiterreise.
Kurz bevor wir die Motorräder wieder erreichen, verweilen wir noch an diesem ruhigen See mit …
… seinen schönen Wasserlilien.
Auf der Fahrt nach Cape Crawford macht uns die große Hitze zu schaffen, der Himmel ist nun wieder wolkenlos und die leichte Luftbewegung, die am Meer noch stattfand, fehlt. Wir bekommen wieder eine Cabin im Hartbreak-Hotel und ich schaue mal nach den Motorrädern, speziell nach den Luftfiltern. Aber die Verschmutzung hält sich in Grenzen. Bei Hennys Motorrad schließt der Choke nicht hundertprozentig. Ich versuche, ihn gangbar zu machen, was aber nicht richtig gelingt, denn dazu müsste ich den Tank abbauen, was wiederum an einer rundgenuddelten Sitzbankschraube scheitert. Nun, ich kann ihn auch so ziemlich weit zurückschieben und die Suzuki startet auch ohne Choke problemlos. Sie wird auch bis zum Ende der Fahrt keinen Ärger machen, nur der Leerlauf ist nicht stabil. An meinem Hinterreifen entdeckte ich einen breiten, tiefen Schnitt, der aber nicht bis zur Karkasse durchgeht. Glück gehabt – werde ihn aber im Auge behalten.
Suzukis zur kleinen Abend-Inspektion vor unserer neuen Box in Cape Crawford
Auch das Wiener Ehepaar mit ihrem Sohn kommen wieder angefahren. Sie waren auch in der Caranbirini Reservation und sind danach noch ein Stück auf den nach Süden führenden Tabellands Hwy gefahren, wo nach wenigen Kilometern ein Weg zur „Lost City“ abgeht, einer Gesteinsformation ähnlich der in der Caranbirini Reservation, aber auf jeder Karte verzeichnet und auch als bekannte Touristenattraktion das Ziel der hier angebotenen Rundflüge. Sie meinten aber, dass die Caranbirini Reservation schöner gewesen sei. Leider hatten sie sich einen scharfen Stein in den Reifen gefahren und mussten nun erst mal ein Rad wechseln. Auch war für sie nicht klar, wie die Reise weiter gehen soll, da vom Vermieter des Geländewagens ein Verbot für Pisten ausgesprochen worden war. Wir gönnten uns eine Portion Barramundi und ließen den Abend bei Strongbow und Bier und Sternenhimmel auf der Veranda ausklingen. War auch die Küste am Golf nicht so spannend, so bot uns der Tag doch mit dem ungeplanten Besuch in der verwunschenen Felsenstadt ein wirkliches Highlight.
Tag 23, Cape Crawford – Borroloola – Bing Bong Creek (335 km)
Bisher hab ich alles gelesen und bin platt, wie schön Du die Reise aufbereitet hast.
Ganz ehrlich: Australien hat mich komischerweise nie groß gereizt. Und nun bin ich mir noch sicherer, daß ich für mich Recht hatte! Es hatte schon seinen Grund, daß die Engländer den Kontinent als Knast ausgesucht haben....und obendrauf als Höchststrafe Ihre "kulinarischen" Höchstleistungen dem Land vermacht haben. Wenn ich die Preise so lese, sind das immer noch Verbrecher....Junge,junge.