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Dieses Thema hat 194 Antworten
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 Reiseberichte / Motorradgeschichten
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Falcone Offline




Beiträge: 113.813

01.12.2010 10:05
#16 RE: Falcones Reisen: Australien 2010 - purkarari ruutu - mantangka ankulu Antworten

5. Tag, Freitag, der 9. Juli 2010

PDF-Datei mit Text und Bildern unten im Anhang

Gegen 8 Uhr werden wir durch Vogelgeschrei geweckt. Diese Geräuschkulissen sind uns fremd. Zum Frühstück gibt es leckere Käseschinkenbrötchen und Nescafé, dazu etwas Kinderfernsehen und einen Wetterbericht! Von Südwesten zieht Regen heran, wir werden also etwas Gas geben.
Um 9.40 Uhr starten wir bei Nebel und kaum erkennbarer Sonne in Richtung Norden nach Loxton. Wir fahren wieder auf schnurgraden, ziemlich leeren Straßen durch Weideland, aufgelockert durch spärlichen Baumbewuchs am Seitenstreifen. Der Nebel lockert sich langsam auf, die Sonne kommt hervor. Nach gut 100 Kilometern erreichen wir Loxton, tanken dort und trinken einen Kaffee.


Straße nach Loxton – erst kalt und neblig und …


… dann kalt und sonnig

Hinter Loxton fahren wir wieder westwärts und kommen an großen Orangenhainen vorbei, deren prächtige Früchte weithin leuchten. Auch mächtige Weinanbaugebiete durchfahren wir. Dagegen wirken unsere Weinberge lächerlich. Kein Wunder, dass Wein aus Australien exportiert wird. Die Straße ist der Sturt Highway, eine Hauptverkehrsader, und folgt dem Murray-River, der manchmal wie ein See wirkt und andernorts eher wie ein Rinnsal. In Waikerie verlassen wir den Highway schon wieder und schwenken nach Nordwesten ab, weiter dem Murray folgend.
In der Sonne sind die Temperaturen jetzt angenehm.


Murray-River, mal breit und voll, …


… mal eher schmal und leer


Sooooo viele Orangen!


Plötzlich senkt sich bei Cardell die Straße ab und führt zu einem Fähranleger. Kostenfrei werden wir von einer jungen Australierin über den Murray River geschippert. Das nördliche Ufer des Flusses, der hier einen scharfen Knick nach Süden macht, ist recht steil. Oben angekommen, ändert sich die Landschaft markant. Der Buschbestand verschwindet fast ganz, es ist leicht hügelig, Schafherden, wenig Vegetation. Die Straße verläuft schnurgerade.
In der Ferne sehen wir nördlich von uns höhere Hügel, vermutlich die südlichen Ausläufer der Flinders Ranges.


Die Murray-River-Ferry liegt bereit.


Unsere Kapitänin - don´t pay the ferrywoman


Das gegenüberliegende Steilufer


Weiter geht´s auf geraden Straßen durch …


… eine jetzt sehr flache Gegend.


Und immer der Nase nach, bis …


… es kurz vor Burra wieder hügeliger wird.

In Burra, einer ehemaligen Goldgräberstadt, halten wir erst im nördlichen Ortsteil und machen ein paar Fotos von den alten Gebäuden. Der Ort wirkt wie ausgestorben. Wir merken, dass es noch einen zweiten Ortsteil gibt und fahren etwa einen Kilometer nach Süden, vorbei an einer alten Goldgräbermine mit einem hohen Schornstein. Dort scheint sich das eigentliche Leben abzuspielen. In der ältesten Bäckerei am Ort trinken wir am Fenster sitzend einen Capuccino, essen gefüllte Teigtaschen und wärmen uns etwas auf, während wir dem Treiben auf der Straße zuschauen. Alles sehr beschaulich.
Die Bäckerei ist wirklich noch sehr urtümlich, was ihren Charakter ausmacht. Relativ wenig Kundschaft wird von fünf eifrigen Frauen hinter der Theke bedient. Arbeitskräfte scheinen nicht teuer zu sein.


Burra Town Ccenter


Burra Hauptstraße „Oberdorf“


Peacock Chimmney zwischen Ober- und Unterdorf, Schornstein einer ehemaligen Mine


Burra Hauptstraße „Unterdorf“


Mal etwas aufwärmen gehen in …


… der ältesten Bäckerei Burras.

Von Burra aus schwenken wir nach Norden nach Hallet. Dort, so hat uns Norbert beschrieben, soll eine Geisterstadt sein. Uns gelingt es aber nicht, den richtigen Abzweig zu finden und wir beschließen daher, weiter zu fahren. In Jamestown rasten wir kurz. Von hier geht es westwärts in Richtung Meer, den Spencer Gulf. Die Landschaft wird hügeliger, die Luft wird Dank des vom Meer her wehenden Windes etwas wärmer, so um 16 Grad. Immer wiederkehrende Senken unterbrechen den Straßenverlauf. Es sind sogenannte Floodways, die bei starkem Regen das Wasser ableiten sollen. Wie hoch das Wasser hier stehen kann, zeigen weiße Messlatten am Straßenrand, die bis 2 Meter reichen. So kann man an diesen ablesen, wie tief das Wasser auf der Straße ist und ob man die Durchfahrt wagen kann. Wir finden zum Glück trockene Straßen vor.


Messlatte an einem Floodway – im Hintergrund die Flinders Ranges


Jamestown Junktion


Kleiner Rundgang durch Jamestown


Als Tagesziel hatten wir Port Pirie angedacht, entschließen uns aber angesichts der Industrieanlagen noch etwas weiter in das kleine Port Germein zu fahren. Eine gute Entscheidung. Wir kommen dort in einer Cabin auf einem Campingplatz unter. Zelten wollten wir nicht, denn für die Nacht war ja etwas Regen angekündigt.
Wir erkunden den Ort und kaufen ein paar Lebensmittel. Eine herausragende Attraktion ist der Jetty, ein über fast 1600 Meter ins Meer herausragender Steg, angeblich der längste der Welt, der das Anlegen von Schiffen im flachen Wasser weit draußen vor dem Ort ermöglichen sollte.
Jetty und die alten Wellblech-Fischhallen sind heute nur noch Sehenswürdigkeiten. Wir wandern den langen Steg hinaus bis an sein Ende. Es bläst ein warmer Wind. Als wir am Ende stehen und über das Meer schauen, ist es bereits dunkel.


Campground in Port Germein


Unsere „Cabin“ in Port Germein


General Store


Die Fischmarkthallen, ehemaliges wirtschaftliches Zentrum.


Auf dem Weg zum Jetty


Jetty, 1,6 Kilometer lang!


Rückblick auf Port Germein


Ortszentrum und wichtigstes Gebäude: Continental Hotel und Pub. Das erste und einzige Haus am Platz.


Zurück im Ort ziehen wir uns um und gehen in den Pub im Continental Hotel. Es ist auch die einzige Möglichkeit, irgendwo hin zu gehen. Hier gibt es Bier und ich trinke das erste Mal ein XXXX – das ist jetzt kein Tippfehler, das Bier heißt wirklich so und man bestellt es, indem man Foureggs sagt. Dann weiß jeder Bescheid. Wir werden auf unserer Tour feststellen, dass es zu den meistverbreitetsten Bieren gehört und überall zu bekommen ist – es stammt übrigens aus Castlemaine, weswegen der Ort unseres Motorradverleihers im ganzen Land bestens bekannt ist. XXXX zählt zu den Leichtbieren mit nur etwa 5% Alkoholgehalt. Wegen seines ungewöhnlichen Namens kursieren viele Witze und Sprüche um XXXX. Auch in Australien wird ein vergleichbarer Kult um das persönlich bevorzugte Bier gemacht wie hier bei uns, obwohl ich kein Bier getrunken habe, dass nur annährend an ein Kölsch herankommt. Was für das Australische Bier spricht.
Genauso spannend war unser Abendessen. Der bestellte Fischteller enthielt neben frittiertem Fisch Nudelsalat mit Zwiebeln und war garniert mit leuchtend blau gefärbtem Weißkraut. Geschmeckt hat es aber!


Blauer Salat!


Jetzt aber ab ins Bett!

Bein Einschlafen hören wir noch, wie es leise anfängt zu regnen. Glück gehabt!



Pinnaroo - Port Germein

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Seite 26-37, Tag 5, Pinaroo-PortGermein.pdf
Nisiboy Offline




Beiträge: 5.695

01.12.2010 23:00
#17 RE: Falcones Reisen: Australien 2010 - purkarari ruutu - mantangka ankulu Antworten

Ich hab schon ein paar Tage nicht so viel Zeit zum Forums-Lesen gehabt und mir deshalb die Lektüre für heute abend aufgespart.
Ein australischer Wein so nebenbei wäre ganz schön gewesen, war aber nicht mehr im Keller. Aber auch mit dem spanischen macht es seh viel Spaß Eure Reise zu verfolgen.

Jetzt bin ich up-to-date und freu ich mich auf die nächsten Dosen. Danke für Deine schönen Berichte. Ich fahr im Geiste immer mit.

Grüße aus dem Norden

Nisiboy

Falcone Offline




Beiträge: 113.813

02.12.2010 07:41
#18 RE: Falcones Reisen: Australien 2010 - purkarari ruutu - mantangka ankulu Antworten

Zitat
und freu ich mich auf die nächsten Dosen.



Bis zum Ende der Reise werden noch viele Dosen XXXX durch meine Kehle rinnen

Grüße
Falcone

Falcone Offline




Beiträge: 113.813

02.12.2010 10:38
#19 RE: Falcones Reisen: Australien 2010 - purkarari ruutu - mantangka ankulu Antworten

6. Tag, Samstag, der 10.Juli 2010

PDF-Datei mit Text und Bildern unten im Anhang

Die Nacht war unruhig, es hat heftig gestürmt und geregnet.
Um Acht stehen wir auf – es gibt mal wieder Müsli und Nescafé. Dazu muss man sagen, dass diese Cabins, die wir in den letzten Tagen gemietet hatten, in aller Regel mit einem Kühlschrank und einem Wasserkocher ausgerüstet sind, dazu findet man oft auch etwas Geschirr und immer gibt es ein Schüsselchen mit Tee, Zucker, Milchpulver und Instantkaffee in Portionspackungen. So eine Cabin ist ein mehr oder meist weniger „luxuriös“ ausgestatteter Blech-Container, manchmal sogar mit Nasszelle, meist sind aber Dusche und Klo irgendwo auf dem Campground.

Der Nachbar ruft uns was von „Rain all over the country“ zu. Tatsächlich ist es stark bewölkt und es sieht nach Regen aus. Es ist noch immer sehr windig, aber die Temperatur ist spürbar wärmer als die Tage zuvor um diese Zeit, so um 11 Grad. Wir starten ohne Regen um 9.15 Uhr und fahren nordwärts nach Port Augusta auf dem Hwy 1 – das ist der berühmte Highway, der einmal um den ganzen Kontinent herumführt und mittlerweile auch zum größten Teil geteert ist. Port Augusta ist die letzte größere Stadt im zivilisierten Teil von Australien, danach beginnt das Outback. Bis hierhin dürfen auch die Roadtrains fahren, weitergehende Ladungen in Richtung Süden und Osten müssen auf normale LKW umgeladen werden.



Einen kleinen Roadtrain (nur etwa 30 Meter lang) bekommen wir hier auch zu Gesicht, aber so einen richtig großen haben wir dort nicht gesehen, vielleicht auch deswegen, weil wir nach einem kurzen Tankstop den Hwy 1 schon wieder verlassen und auf einer kleinen Nebenstraße in die Flinders Ranges abbiegen. Die Flinders Ranges sind eine etwa eine Milliarde Jahre alter Höhenzug, der sich von Port Augusta nach Nordosten über etwa 500 Kilometer erstreckt und bis zu 1000 Meter hoch ist. Durch die Erosionen über so lange Zeit ist er aber wenig zerklüftet sondern hat eher die Anmutung von großen Geröllhügeln, wobei in den nicht so wasserarmen Gebieten durchaus einiges an Vegetation vorkommt. Teile der Flinders Ranges stehen unter Naturschutz, vor allem der große Flinders Ranges National Park im Norden, zu dem wir hinfahren wollen.

Kurz hinter Port Augusta kommen wir über den 330 Meter hohen Richi-Pichi-Pass in das Richi-Pichi-Valley. Hier begegnet uns ein malerischer Dampfzug, der, wie kann es anders sein, der Richi-Pichi-Train genannt wird. Die Fahrgäste winken uns aus den Fenstern der Holzwagons zu. In Quorn, der nächsten etwas größeren Ansiedlung endet diese Bahnstrecke, die früher ein Teil der Great Northern Railway, dem berühmten Ghan, war und von hier weit ins Outback geführt hat. Wir sollten noch oft mit den Überbleibseln dieser Bahn in Kontakt kommen. Auf dem großen Bahnhof von Quorn stehen noch viele alte Viehwaggons herum und eigentlich sieht es auf den ersten Blick so aus, als sei er noch in Betrieb. Man hat einfach alles so wie es war stehen und liegen gelassen.


Auf der Straße zum Richi Pichi Pass kommt und der Richi Pichi Train entgegen


Man winkt uns aus dem Zug heraus


Hauptstraße in Quorn


Quorn Bahnhof


Hinter Quorn zeigt der Kilometerzähler meiner Suzuki 30.000 km an – sie ist also nicht mehr die jüngste, aber prima in Schuss.

Wir halten auf einem verwaisten Schotterparkplatz an, weil dort ein Schild zu Aboriginal-Höhlen weist. Aber uns war nicht recht danach, die Motorräder einfach so zurückzulassen und in Motorradklamotten in die Berge zu kraxeln.

Die Straße wird nun sehr einsam, andere Fahrzeug sind Fehlanzeige. Am Straßenrand steht ein Schild, das spektakulär vor Übermüdung warnt.


Ein weites Tal in den Flindes Ranges


Warnung vor Übermüdung


Nach über 100 Kilometern kommt die nächste Siedlung: Hawker. Hawker ist sozusagen eine Mittelpunkt-Stadt in den Flinders und lebt vom Tourismus und von der Viehzucht, vorwiegend Schafe der umliegenden Farmen. Mit 300 Einwohnern ist Hawker durchaus von Bedeutung. Die Dichte des Viehbestandes rund um Hawker ist allerdings nicht wirklich groß: Statistisch gesehen kommt ein Schaf auf drei bis vier Hektar.
Wir kehren ein im Sightseers Café. Beschaulich. An einer Theke gibt es allerlei zu essen, auch Andenken und Krimskrams werden angeboten, so z.B Straußeneier. Wir trinken einen Cappuccino und essen Pepperpies.
Pies in allen Variationen sind ein Grundnahrungsmittel in Australien, scheint uns. Es sind Teigtörtchen mit den verschiedensten Füllungen, meist mit etwas fleischigem.

An der Wand hängt ein Schild: „Wenn Noah wirklich weise gewesen wäre, hätte er die beiden Fliegen aus der Arche geworfen.“ Fliegen, so lernen wir noch, sind eines der wichtigsten Themen im Outback.


Sightseers Café in Hawker


Der Kaffee ist gut, an die Pies werden wir uns gewöhnen.


Heute Sraußeneier im Angebot

Ab Hawker wird es bergiger und wir erreichen bald den Nationalpark. Die Bäume haben etwa die Form von Tannen und es wird karg, noch karger als bisher. Die Straße ist etwas kurviger, oft queren wir Floodways mit den weißen Messlatten am Rande. Am Geröll rechts und links der Straße kann man sich ausmalen, welche Wassermassen hier in der Regenzeit entlang strömen können. Hoffentlich erleben wir das nicht, denn es ziehen sich dichte Wolken zusammen.


Wolken über den Flinders …


… aber auch schöne Kurven


Im Floodway – das Wasser vermag diese Brocken durch die Gegend zu spülen!

Kurze Zeit später stoßen wir auf eine gefiederte Straßensperre. Eine Gruppe Emus rennt aufgeregt auf der Straße hin und her. Eines der Tiere ist von einem Auto angefahren worden und hat das Bein gebrochen. Die anderen wollen es nicht verlassen. Wir können nicht helfen. Bald ziehen die Emus weiter, das verletzte Tier bleibt zurück.


Emus

Das erste Mal begegnet und eines der großen Schilder, die Hinweise über den Zustand der Straße vor einem geben und auch sagen, welche Fahrzeuge dort fahren dürfen, z.B. nur Geländewagen bis drei Tonnen. Offensichtlich sind wir nun wirklich im Outback angekommen. Man kann es eigentlich ganz klar daran festmachen, dass einen alle entgegenkommenden Fahrzeuge mit Handzeichen grüßen. PKW haben wir ohnehin schon lange keinen mehr gesehen. Noch ist die Straße aber geteert.


Gibt Auskunft über den Straßenzustand


Unser nächster Halt ist in Blinman, der höchstgelegensten Stadt in South Australia mit 150 recht verstreut lebenden Einwohnern. Berühmt ist Blinman für sein großes Land-Rover-Treffen einmal im Jahr. Es gibt eine Kirche und ein General Store, eine leider geschlossene Tankstelle und eine Memorial Hall. Also alles da, was man so braucht. Die meisten Bauwerke sind bessere Schuppen. Im Ende des 19. Jahrhunderts erlebte Blinman seine Blütezeit durch eine Kupfermine, heute lebt es vom Tourismus, speziell von den Geländewagenfahrern. Man sieht einige herumstehen, ja auch Ausflugsgruppen in 4WD-Geländebussen.
Die Straße ist nun nicht mehr geteert.


Blinman General Store und Tankstelle


Blinman Memorial Hall


Typischer Baustil im Outback


Blinman, einzige und Hauptstraße. Im Vordergrund ein 4WD-MAN-Touristenbus

Wir schwenken ab nach Westen und kommen auf den Wilpenia Track. Unsre erste Fahrt auf einer australischen Piste. Diese Piste lies sich gut fahren. Sie ist trocken und fest geschottert.
Durch hügeliges, licht bewaldetes Gebiet schlängelt sie sich rauf und runter, unterbrochen durch eine kleine Furt, die spritzend genommen wurde. Zum Ende hin wird sie schnurgerade und führt in ein weites Tal. Wir treffen bei dem Flecken Parachilna auf die geteerte Barndioola Road. An der Kreuzung steht ein ganzer Trupp von Motorradfahrern, alle auf Suzuki DR650, sehen uns schon von weitem kommen und winken uns aufgeregt zu. Wir fahren hin. Sie freuen sich einfach, weitere Motorradfahrer in dieser abgelegenen Gegend zu treffen. Besonders erstaunt sind sie, dass es ein Pärchen aus Deutschland ist und dass wir tatsächlich durch ganz Australien wollen. Sie machen nur einen Ausflug in die Flinders. Wir tauschen uns aus und fachsimpeln ein bisschen über die Motorräder, die sie als „bullet proofed“ bezeichnen. Noch mal winken und dann geht es weiter nach Norden.


Auf dem Wilpenia Track …


… scheint uns wieder die Sonne und …


… die Landschaft ist schön, die Straße bietet Kurven und


… auch unsere erste Furt.


Henny hat Spaß am Pistenfahren.


Hinter den Bergen verläuft die Piste dann wieder schnurgerade


Kleines Suzuki-Treffen bei Parachilna Junction



Im Beltana Roadhouse wollten wir tanken und auch schon mal nach einer Übernachtungsmöglichkeit fragen. Beides gab es jedoch nicht. Also weiter nach Leigh Creek.
Hier gibt es Sprit, aber wir empfanden es als wenig einladend, denn in Leigh Creek wird Kohle abgebaut und es ist ein schmuckloser Industrie-Ort. Noch wird es nicht dunkel und wir fahren weiter nach Lyndhurst. Die Bewölkung hat sich mittlerweile gänzlich aufgelöst und es ist auch nicht mehr kalt.


Tanken in Leigh Creek


Blick zurück auf die Flinders.


Kohlebergbau bei Leigh Creek


Lyndhurst kommt in Sicht. Nun sind wir unter dem berühmten wolkenlosen Australischen Outback-Himmel.


Lyndhurst liegt an der ehemaligen Eisenbahnstrecke des berühmten Ghan und von hier gehen zwei nicht minder berühmte Tracks ab: Nach Nordosten der 450 km lange Track mit dem unaussprechlichen Namen Strzelecki und nach Norden der Track nach Marree, der später in den Oodnadatta-Track übergeht, den wir am nächsten Tag unter die Räder nehmen wollen.
1980 verkehrte hier der letzte Zug, seit dem ist der Ort ziemlich bedeutungslos geworden. Im Lyndhurst Elsewhere Hotel, dem einzigen Haus am Platz neben der Tankstelle, gibt es leider kein Zimmer mehr, aber wir können unser Zelt aufschlagen. Was wir dann auch tun, denn bald wird es dunkel. Der Campground ist ganz gut gefüllt mit großen Geländewagen, oft mit Wohnmobil-Aufbauten. Viele von ihnen sind über und über verdreckt, die meisten schleppen mächtige zweiachsige Gelände-Anhänger. So stehen auch auf dem Zeltplatz viele Pfützen und man muss aufpassen, nicht im Schlamm zu versinken. Wir finden zwischen den Fourwheelern ein kleines trockenes Plätzchen.


Ankunft in Lyndhurst im Abendlicht


Das Zelt steht

Die anwesenden Australier freuen sich sehr und lachen uns aber auch gleich aus, weil unsere Motorräder noch so sauber sind. Wir erfahren, dass der letzte Nacht durchgezogene Regen die Tracks in Schlammpisten verwandelt hat und teilweise ein Durchkommen nur unter erschwerten Bedingungen möglich war. Den Strzelecki Track muss es noch ärger erwischt haben als den Oodnadatta. Zwei Paare, die mit zwei großen Fourwheelern von dort gekommen waren, erzählten, dass sie nur noch herumgeschliddert sind und sich gegenseitig aus dem Schlamm helfen mussten. So haben sie sich kennen gelernt. Wenn man sich deren riesigen Ford mit seiner grobstolligen Bereifung anschaut, kann man das kaum glauben.

Nachdem das Zelt stand und Matten und Schlafsäcke ausgebreitet waren, genossen wir einen einmaligen Sonnenuntergang über der völlig ebenen Wüste. Danach aßen wir im Hotel ein Schnitzel und ein Lammkotelett – dazu gab es natürlich XXXX, für saftige 5,50 $ pro Dose. Ich besorge noch Knopfzellen für mein kleines Lenkerinstrument, das Temperatur und Uhrzeit anzeigt, bzw. dies tun sollte aber nicht mehr tut. Die Knopfzellen gibt es im 50er-Pack für nur 7 $. In Deutschland bekommt man gerade mal eine dafür.


Sonnenuntergang über der Wüste und, …


… weil er uns so gut gefallen hat, noch mal von der Veranda aus.


Snitzels und XXXX im Elsewhere Hotel


Henny und Blokes auf der Veranda

Nach dem Essen setzen wir uns noch ein Weilchen auf die Veranda. Ein bärtiger Bloke erzählt, dass er nicht weit von hier wohnt und aus Talkumstein Figuren schnitzt, die er an Touristen verkauft. Auf seiner Jacke und der Tür seines Pickup ist die Australische Flagge, die aber statt des Union Jack in der Ecke dort die rotgelbe Fahne der Aboriginals zeigt. „Das Land gehört nicht England, es gehört den Aboriginal People. Das bringe ich damit zum Ausdruck“, erklärt er uns. Es sei aber nicht ungefährlich, so eine Fahne am Auto zu haben – es kann sein, dass das du das Auto am nächsten Tag verbeult wiederfindest.
„Eigentlich ist es unglaublich“, meint er, „da wurden vor 200 Jahren Verbrecher, der übelste Abschaum Englands, hierhin abgeschoben und die haben die Ureinwohner, die hier seit 50.000 Jahren leben, aufgemischt. Man hat sie nicht einmal als Menschen angesehen und abgeknallt wie wilde Tiere – und das ist noch gar nicht lange her!“
Er schweigt eine Weile und blickt über die Wüste in den Sonnenuntergang.
Dann meint er knapp: „Sagt nie „Abo“! Das ist beleidigend, etwa so wie Nigger.“
Wir erfahren, dass es Aboriginal People heißt, auch Aboriginals geht noch, nicht aber Aboriginees – das ist abwertend.
Er fragt uns, ob wir schon Aboriginals begegnet sind, was wir verneinen. „Ja, aber im black stump gibt es sie noch. Ihr werdet sie schon noch treffen.“ „Black stump?“ „Das Never Never – back of beyond – das Outback eben!“
Wir machen noch einen kleinen Spaziergang und schauen uns einen Roadtrain an, der inzwischen eingetroffen ist. Mittlerweile ist es auch schon stockdunkel. Wunderbar leuchten die Sterne vom völlig klaren Himmel.


Der erste Full-Size-Roadtrain – leider reicht der Blitz der kleinen Kamera nicht aus


Auf dem Rückweg zum Zelt werden wir von den Strzelecki-Track-Fahrern Brenda und Ken zu einem Glas Rotwein eingeladen. Mit den beiden Ehepaaren, etwa in unserem Alter, sitzen wir zwischen den 4WDs und bekommen viele australische Anekdoten und Witze zu hören.
Henny und ich hatten im Vorfeld das Buch „Frühstück mit Kängurus“ von Bill Bryson gelesen. Die Beschreibung des typischen Australiers in diesem Buch entsprach haargenau unseren neuen Freunden. Gerne werden furchtbare Horrorgeschichten zum Besten gegeben, wie die, dass die giftigsten Spinnen sich gerne unter dem Rand der Kloschüssel aufhalten und einem dann in edle Teile beißen, was höchst eigentümliche Konsequenzen hat. Oder von den Skorpionen in den Schuhen, den Schlangen in den Ästen, die selbst aussehen wie ein Ast und der schaurig schönen Geschichte von dem Aboriginal, der betrunken an den Fluss geht und vom Krokodil geschnappt wird, die wir auch schon in einem Buch gelesen hatten: Geistesgegenwärtig drückt der dem Krokodil die Daumen in die Augen und das Croc lässt von ihm ab. Er überlebt schwer verletzt und zum Andenken behält er ein tiefes Loch in der Stirn.
Ken erzählte uns dann noch, wie man mit der Armbanduhr und dem Kreuz des Südens, welches wir an dem Abend zum ersten Mal sahen, die Himmelsrichtung bestimmen kann.
Blöd, wenn man eine Digitaluhr hat.
Da wir aus Deutschland kommen, wurde natürlich erwartet, dass wir jodeln können. Doch die Enttäuschung auf unsere Verneinung hin ist gar nicht so groß, denn Brenda entpuppt sich als wahres Jodeltalent. Sie bringt es uns auch gleich bei. Ganz einfach: Man spricht den Satz „there is a little old lady“ immer schneller und immer schneller und baut bei „lady“ einen Kiekser ein – und schon jodelt man perfekt. Nach einer Weile konnten es alle, wir auch. So war die Tour wirklich zu was nütze.


Jodelkurs im Outback

So gegen 10 krochen wir als frisch gebackene Jodelprofis in unser Zelt und kuschelten uns in die Schlafsäcke ein. Gute Nacht.




Poert Germein - Lyndhurst

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Seite 38-53, Tag 6, PortGermein-Lyndhurst.pdf
Falcone Offline




Beiträge: 113.813

03.12.2010 08:52
#20 RE: Falcones Reisen: Australien 2010 - purkarari ruutu - mantangka ankulu Antworten

7. Tag, Sonntag, der 11.7.2010

PDF-Datei mit Text und Bildern unten im Anhang

In der Nacht war es recht frisch geworden, Henny hat mächtig gefroren und wollte morgens gar nicht raus aus dem Schlafsack. Wir stehen um 7.30 auf. Henny bekommt von den Nachbarn einen Kaffee, ich mache ein paar Fotos von Lyndhurst im Morgenlicht.
Danach gibt es noch mal einen Kaffee in der schon etwas wärmenden Sonne auf der Veranda vor dem Hotel.


Muss ich wirklich raus?


Zeltplatz in der Morgensonne – noch ist der Schlammboden hart gefroren


Kaffee wärmt auf und das Eis auf dem Tisch taut auch schon.

Henny nimmt erst mal eine heiße Dusche, ich wärme mich beim Zusammenpacken des Zeltes, dem Beladen der Maschinen und bei der Kettenpflege auf. Die noch neuen Ketten müssen etwas nachgespannt werden. Henny machte uns noch ein Müsli, etwas mit Stress gewürzt, weil ich die Löffel irgendwo unten im Koffer vergraben hatte.


Mobile Dieseltankstelle in Lyndhurst


Der Ford von Brenda und Ken


Um 10 Uhr starteten wir bei mittlerweile 25 Grad. Also haben wir etwas weniger als an den letzten Tagen untergezogen. Die Sonne täuschte aber, die Luft war doch noch recht frisch.
Wir fahren auf dem Track von Lyndhurst nach Marree. Die Piste ist noch sehr schlammig, aber es gibt immer einzelne Fahrspuren, die von der Sonne schon etwas getrocknet sind, so dass wir insgesamt eigentlich recht gut durchkommen. Etwa auf halber Strecke ins 80 Kilometer entfernte Marree wird die Piste dann auch immer trockener. Wir kommen an den Ruinen der aufgegebenen Siedlung Farina vorbei, Autowracks stehen am Straßenrand. Farina war zu Zeiten der Eisenbahn mal die Endstation, bis die Strecke 1884 nach Norden erweitert wurde. 1960 wurde die Poststation aufgegeben, der Ort verfiel langsam.
Interessant sind die auch in Arabisch beschrifteten Grabsteine der Afghanen, die von dort aus die Kamelkarawanen nach Norden führten. Daher auch die Bezeichnung Ghan (Afghans)für die Eisenbahnverbindung, die die Karawanen im 19. Jahrhundert Stück für Stück ersetzte.


Verschlammte Piste, teilweise noch hart gefroren.


Ghosttown Farina


Die Piste ist vor Marree wieder trocken, wir kommen gut voran


Farmland vor Marree

In Marree, unserem nächsten Halt, ist dann auch noch ein großer Bahnhof und eine Lokomotive des Ghan zu sehen, auch wird auf vielen Schildern über die Geschichte dieser wichtigsten aller australischen Eisenbahnverbindungen berichtet.
Heute läuft der Ghan weiter westlich und ist auf knapp 3000 Kilometern eine der längsten Eisenbahnstrecken der Welt. Der alte Ghan, die sogenannte Kapspur-Strecke läuft parallel zum von uns befahrenen Oodnadatta-Track.


Hier bunkern alle noch mal Sprit, deswegen …


… ist viel los vor der kleinen Tanke in Marree


Wir brauchen Sprit, denn ungünstigstenfalls bekommen wir auf den nächsten 370 Kilometer keinen mehr. An der kleinen Tankstelle herrscht deswegen auch ein ziemlicher Andrang.
Nachdem wir die Motorräder betankt hatten, fahren wir über die Bahngleise in den Ort zum Marree-Hotel, direkt am Bahnhofsplatz
Bis zum ersten Weltkrieg hieß der Ort noch Hergott-Springs, benannt nach einem deutschen Botaniker, aber aufgrund der Abneigung gegen Deutsche nach dem Krieg wurde er in Marree umbenannt. Ende des 19. Jahrhunderst war auch hier eine Zeit lang die Endstation der Eisenbahnlinie. Später dann, als die Linie bis Alice Springs ausgebaut wurde, stieß hier die von Süden her kommende Normalspurbahn auf die von hier aus weiterführende Schmalspurbahn. Marree war also ein wichtiger Umsteigebahnhof, der auch weite Bereiche des Landes versorgte. Heute lebt man eher vom Tourismus und obwohl die beiden bedeutenden Tracks Oodnadatta (nach Nordwesten) und Birdsville (nach Nordosten) hier abgehen, hat der Ort nur noch 70 Einwohner.
Bekannt ist Marree auch durch den Maree-Man, den wir uns aber nicht angesehen haben, denn das geht nur per Flugzeug.
Etwas morbide wirkte das Marree-Hotel auf uns. Ein paar Farmer tranken Bier in der Bar, in der es aber keinen Kaffee gab. Wir wurden durch das recht große Gebäude geschickt, kamen an einem Unterhaltungsraum vorbei und fanden ein Kaffee-Zimmer, in dem man sich Kaffee selbst aus einem Thermosbehälter zapfen konnte. Bezahlt wurde wieder woanders.
Mit Kaffee in der Hand saßen wir eine Weile in der Sonne vor dem Hotel und schauten über die Bahnanlage. Außer einer vorbeisummenden Fliege geschah eigentlich während dieser Zeit recht wenig.


Irgendjemand hat den alten Ghan einfach im Bahnhof stehen gelassen, genauso …


… wie diesen Postlaster, der auch schon bessere Tage hatte.


Pause im Marree-Hotel.



Unterhaltung für Jung und Alt im Marree Hotel


Altes Foto: Das erste Kraftfahrzeug in Marree.


Hier gibt es Kaffee und …


… in der Sonne schmeckt er sogar gut.

Hinter Marree beginnt der 620 Kilometer lange Oodnadatta-Track, auf dem man endgültig ins Nirgendwo fährt. Letzte Reste von Zivilisation liegen nun hinter uns. Der Oodnadatta ist ein uralter Handelsweg der Aboriginal People, an dessen Verlauf sich eine Reihe von Quellen befinden, die die Wasserversorgung sicherstellten. Deswegen wurde dann auch in früheren Jahren die Bahnstrecke des Ghan hier entlang geführt. Die Hochwasserbehälter zur Versorgung der Dampfloks sieht man dann auch an der alten Bahnstrecke stehen, sie sehen aus wie Wahrzeichen in dem leeren Land, Hinweise darauf, wie kurzlebig auch vermeintlich wichtige technische Errungenschaften im Vergleich zum Alter des australischen Kontinents sind.


Hier beginnt er, der berühmte Oodnadatta Track


Nun ist Geduld und Ausdauer gefragt – und ein zuverlässiges Fahrzeug!


Alte Wassertanks an der ehemaligen Bahnstrecke

Der Oodnadatta ist eine Gravelroad, befindet sich aber in einem guten Zustand, Schotter, etwas Geröll, aber alles ziemlich fest, so dass wir ein Reisetempo von etwa 60 km/h aufnehmen, manchmal sogar etwas schneller. Schon bald hinter Marree sehen wir zwei Flugzeuge auf dem Schwanz in der Landschaft stehen. Sie sehen aus wie ein großes Tor.
Es handelt sich um ein Kunstwerk, Bestandteil des Mutonia Sculpture Park, und wird Plane Henge genannt. Wir halten an und gehen durch ein offen stehendes Tor in das umzäunte Gelände. Es gibt viele Kunstwerke des Aboriginal-Künstlers zu sehen, die sich uns nicht immer erschließen. Manche bestehen nur aus in Mustern auf den Boden gelegten Steinen. Schön ist es, dass sie nicht mutwillig zerstört werden, wie das sicher bei uns der Fall wäre.



Flugzeug-Skulptur


Zwei Flugzeuge und drei Bussarde


Und noch ein Vogel, …


… dazu eine Steinschlange und …


… am Horizont ein großer Hund!

Ganz in der Ferne sehen wir einen riesigen Hund in der Wüste stehen. Wir fahren darauf zu. Als wir näher kommen, erkennt man, dass es wieder einer der Wasser-Hochbehälter für die Lokomotiven ist, an dessen Wasserkran das Wrack eines Autos gehängt wurde.


Der Hundekopf ist ein altes Auto.

Kilometer für Kilometer rollt unter den Rädern durch.


Weiter geht es auf dem Track. Nach einer Weile kommen wir am Lake Eyre vorbei, dem tiefsten Punkt Australien, etwa 17 Meter unter der Meeresoberfläche. Normalerweise ist der See nahezu ausgetrocknet. Ist er aber mal mit Wasser gefüllt, was eine ausgesprochene Seltenheit ist und nur zwei bis vier Mal pro Jahrhundert vorkommen soll, dann ist es der größte See Australiens mit einer Fläche von fast 10.000 Quadratkilometern, also ungefähr halb so groß wie Hessen.
Selbstverständlich war der See voll, als wir vorbeikamen und so bogen wir ab, fuhren auf eine Anhöhe und genossen das seltene Schauspiel – das aber eigentlich gar nicht spektakulär ist. Wir trafen noch ein weiteres Pärchen, das mit einem Geländewagen unterwegs war und mit zwei Fahrrädern das Ufer des Sees erkundeten. Ansonsten war alles menschenleer.


Seltenheit 1: Wasser im Lake Eyre


Seltenheit 2: Wir begegnen Menschen


Seltenheit 3: Wir werden fotografiert


Keine Seltenheit: Toter Dingo am Straßenrand

Durch die Regenfälle der vergangenen Tage, die auch den See gefüllt hatten, führten einige der Creeks, die wir überquerten, Wasser. So entstanden kleine grüne Oasen in der Wüstenei.

Rechterhand sahen wir wieder einen großen Wasserhochbehälter und bogen ab. In der Nähe lag zwischen Bäumen ein kleiner See, der von einem Bach gespeist wurde, zumindest derzeit. Es war ein schöner Platz für ein Picknick und einen kleinen Spaziergang. Kakadus waren um uns herum, Gaureiher stolzierten in der Nähe und überall gab es die gemeine, lästige Outback-Fliege. Der grüne Flecken nennt sich Strangway Springs
Als wir von dort aus weiter fuhren, mussten wir erst einmal eine Sanddüne überqueren, die aber ziemlich fest war.


Wasserturm Strangway Springs


Kleiner See in der Wüste, gespeist …


… durch einen Creek, der nach den Regenfällen Wasser führt


Und schwupps über die Düne



Noch etwa 50 Kilometer bis zum Roadhouse William Creek lagen vor uns. Der Track ärgerte uns jetzt zeitweise mit Waschbrett-Oberfläche, die einen mächtig durchschütteln kann. Meist fand sich ein schmaler Streifen am Rand, auf dem man dem Gerüttel entgehen konnte. Wahre Wüstenprofis geben ja so lange Gas, bis die Frequenzen der Bodenwellen und der Federung sich so überlagen, dass das Motorrad von Wellengipfel zu Wellengipfel schwebt. Tatsächlich funktioniert das bei Geschwindigkeiten so um 80 bis 90 km/h. Aber man muss schon sehr mutig sein, dies auf grobem Schotter durchzuhalten. Ich habe es mal kurz versucht und schnell wieder sein gelassen. Fahren wir eben etwas langsamer, die Reifen danken es.

William Creek ist der wichtigste und einzige Knotenpunkt auf dem Oodnadatta, zweigt von hier doch der Track nach Coober Pedy ab. Entsprechend gut ist auch die Infrastruktur: Ein Pub, ein Campground, eine Zapfsäule, ein Infocenter, ein Museum, ein Flughafen und zwei Hotels. Das alles wird von den 7 Einwohnern erfolgreich bewirtschaftet.
Scheinbar kann man auch ganz gut davon leben, denn die Preise sind gepfeffert.
Wir mieten eine Doggybox, eine Bleckkiste mit Fenster und Bett, ansonsten leer – nicht mal ein Kleiderhaken, für „nur“ 80 $. Sie liegt aber recht ruhig am Rande des Campgrounds, und zur Dusche ist es auch nicht allzu weit. Ich breite das Zelt aus, das vom Morgen her noch feucht war, und reinige es.
Henny hatte sowieso beschlossen, dass zelten nicht mehr in Frage kommt, solange es in der Nacht bis zum Gefrierpunkt abkühlt. Außerdem ist es auch wirklich blöd, morgens zu warten, bis das taufeuchte Zelt trocken wird.


William Creek


Infozentrum und Ortsmitte William Creek


Suzukis vor Doggybox


Der schiere Luxus – ok, das Bettzeug haben wir draufgeworfen

Anschließend besichtigen wir des Freiland-Museum, das aus einer Ansammlung von Schrotteilen aus dem westlich von hier beginnenden riesigen (127.000 qkm, entspricht einen Drittel von Deutschland) militärischen Übungsareal Woomera Prohibited Area stammt: Flugzeugteile, Raketenstufen etc. Nicht sehr spannend. In der Nähe des Ortes Woomera wurden früher Satelliten gestartet, aber auch Atomtests durchgeführt.
Angrenzend an William Creek ist auch die mit 23.677 qkm (also noch ein Stück größer als Hessen) derzeit weltgrößte Farm zu finden, Anna Creek Station. Auf dem gewaltigen Areal gibt es jedoch nur 3000 Rinder. Auf der Farm leben 18 Personen, drei davon in einem Außenposten. Interessant ist auch, dass auf dem Gebiet der Farm die Anna Creek Painted Hills liegen, eine farbenprächtige Hügelformation. Dies wurde von den Besitzern lange geheim gehalten und man darf auch heute dort nicht hin – nur überfliegen mit dem zu mietenden farmeigenen Flugzeug ist erlaubt.
Wir genießen den Sonnenuntergang über der Wüste und gehen anschließen in ein aus mit Wellblech überspannten Balken bestehendem Lokal hinter der Bar zum Essen: Pork und Goat, Bier und Cola.


Raketenreste aus der Woomere Prohibited Area


Trägerrakete eines Satellitenstarts


Und noch so ein Geschoß


Die Sonne geht unter – Zeit für die Bar!

Danach setzen wir uns in den angrenzenden Pub, gebaut 1887, der berühmt ist für seine originelle Inneneinrichtung. Reisende hinterlassen dort ihre Personalausweise, Studentenausweise, Führerscheine, Visitenkarten, Nummernschilder, Mützen, Hüte, Unterwäsche oder sonstige Kleidungsstücke, welche im gesamten Pub aufgehängt werden. Es ist gar nicht schwer, etwas von bekannten Personen zu finden. Wir trinken noch zwei Bier, Henny schreibt Tagebuch und dann schauen wir uns auf dem Weg zur Doggybox noch den fulminanten Sternenhimmel an.


Abendessen. Irgendwas mit Pork and Goat. Vermutlich heute morgen auf der Straße gefunden.


Die Bar in William Creek


Henny schreibt Tagebuch


Ist das der Beweis für die Existenz von Bielefeld?

Die erste Woche ist rum!

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Seite 54-72, Tag 7, Lyndhurst-WilliamCreek.pdf
Falcone Offline




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06.12.2010 09:09
#21 RE: Falcones Reisen: Australien 2010 - purkarari ruutu - mantangka ankulu Antworten

8. Tag, Montag, 12. Juli 2010

PDF-Datei mit Text und Bildern unten im Anhang

Das Zelt ist wieder schön trocken und klein zusammengerollt, Schlafsäcke und Matten sind noch mal neu verpackt und alles sicher auf dem Motorrad verstaut. Währenddessen hat uns Henny bei der Touristinformation Kaffee besorgt und es gibt dazu Käsebrötchen und Kekse.
Um 9 Uhr tanken wir noch und starten bei schon 14 Grad. Die Sonne wärmt schnell.


Beim Tanken


Tankhinweis in William Creek


Letzter Blick zurück auf die Zivilisationsoase, denn …


… nun wird es wieder sehr einsam.
Wir verlassen bald hinter William Creek den Oodnadatta und biegen ab auf die Piste nach Coober Pedy, die zwar durch die Woomera Prohibited Area führt, aber legal befahren werden darf. Nur verlassen darf man sie nicht. Die Gegend ist aber auch nicht sonderlich einladend. Teilweise durchfahren wir echte Sandwüste, ansonsten ist es karg, sandig, steinig und es gibt ein paar sparsam verstreute Büsche. Eine Abwechslung bietet ein zerschossenes Autowrack, an dem wir vorbei kommen.


Und die Wüste wird immer karger.


Eine fast verdunstete Pfütze in der Sandwüste erinnert noch an der Regen vor drei Tagen.


Wir erreichen das Woomera Militärgelände und …


… stoßen auch bald auf ein Übungsobjekt.

Bald ziehen wir einen Pulli aus, es wird ziemlich warm. Die Piste macht keinen großen Spaß, über weite Bereiche besteht sie aus Corrugations, ist also eine Waschbrettpiste. Als wir am Engenina Creek vorbeikommen, halten wir an einem Laster-Wrack und machen eine Pause.
Irgendjemand vor uns hat wohl riesigen Hunger gehabt, denn es liegen Mengen von Eierschalen um ein erloschenes Feuer. Ich erkunde ein wenig die Gegend und finde viele runde Trittsiegel im Sand. Wir sind uns nicht sicher, ob es Kuh- oder Kamelspuren sind. Dann kratzen wir noch unsere Namen in die Kabine des Lasters ein und fahren weiter.


Ein Laster-Wrack in der Wüste ist eine Abwechslung, die …


… zum Pausieren einlädt, was …


… offensichtlich auch schon andere vor uns getan haben.


In die Kabine des Lasters …


… kratzen wir unseren Namen, bevor …


… es wieder auf die Piste geht.

Zeitweise säumt lila blühendes Buschwerk die Straße und wir passieren einen ausgetrockneten Salzsee, Lake Cadibarrawirracanna, was in der Sprache der dortigen Aboriginals „Sterne tanzen auf dem Wasser“ heißt. Ebenso finden wir kleine Steinhaufen in der Nähe der Straße und auch weit draußen im Gelände. Es sind uralte Landmarks der Aboriginals, an denen sie sich in der Wüste orientieren.


Lila Stauden in der Wüste. Der Regen hat´s möglich gemacht.


Am Lake Cadibarrawirracanna


Landmark der Aboriginal People


Das letzte Stück nach Coober Pedy



Vor uns tauchen Berge auf. Es ist die Stuart Range, in deren Mitte Coober Pedy liegt.
Als wir an die Berge herankommen, sehen wir die ersten Höhlen.
Coober Pedy ist weit über Australien hinaus wegen seiner Opal-Vorkommen bekannt. Der Name Coober Pedy kommt von dem Aboriginal-Begriff „kupa piti “ – was so viel heißt wie „weißer Mann im Loch“. Und so ist es auch. Das ganze Gebiet sieht aus, wie ein überdimensionaler Maulwurfversammelplatz auf einem Grund, so durchlöchert wie Schweizer Käse. Nicht von ungefähr stehen überall Schilder, die davor warnen, nicht zu rennen und nicht rückwärts zu laufen. Die Gefahr, in ein sehr tiefes Loch zu fallen, ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. Nun fragt man sich, warum die Löcher nach der Ausbeute nicht wieder zugeschüttet werden, genug Geröllhaufen liegen ja herum. Es ist aber so, das unterirdisch in dem relativ weichen Gestein weiter kreuz und quer herumgebuddelt wird. Und wenn ein solcher Opalbuddler auf einen zugeschütteten Schacht stoßen würde, würde sich das ganze Geröll über ihn ergießen. Also lässt man die Schächte offen.
Die Warnschilder sind so häufig, dass sie ein regelrechtes Wahrzeichen von Coober Pedy geworden sind, man findet sie also auch auf Postkarten, T-Shirts, Mützen und sonstigen Andenken.


Stuart Range südöstlich von Coober Pedy


Die ersten Minengebäude noch weit vor Coober Pedy


Und auch gleich die ersten Warnschilder


Die Landschaft ist mächtig zerwühlt und …


… wenn man näher kommt, führen unzählige Löcher in die Berge und in den Boden.


Das zweite Wahrzeichen sind die Blower. Mittelgroße, oftmals schon sehr betagte LKW, die auf der ehemaligen Ladefläche einen großen Motor tragen und dahinter einen Ausleger mit einer großen Tonne in die Luft strecken. So ein Blower ist nichts anderes als ein gigantischer Staubsauger, der Geröll aus bis zu 30 Metern Tiefe saugt und es in der Tonne verwirbelt, beruhigt und zu einem Haufen auftürmt. Bis zu 130 dieser Blower sind zeitweise rund um Coober Pedy im Einsatz und sehen schon sehr merkwürdig aus, wie große technische Insekten. Es gibt sie auch nicht fertig zu kaufen, sondern jeder Opalschürfer schwört auf seinen Blower und baut ihn mit besonderer Raffinesse und eigenen Geheimnissen zusammen. Erfunden wurden diese Blower erst um 1970, davor wurde das Geröll noch aus den Schächten gehieft. Durch die Blower wurde die Schürfarbeit revolutioniert. Gleich am Ortseingang von Coober Pedy ist daher diesen Blowers auch ein großes Denkmal gesetzt.


Blower am Ortseingang nach Coober Pedy

Das dritte Wahrzeichen von Cober Pedy ist gar nicht zu sehen. In Coober Pedy ist man nämlich bald dahinter gekommen, das man dem unwirtlichen Wüstenklima mit seinen frostigen Nächten und mit bis zu 40 Grad glühendheißen Tagen am besten untertage entgehen kann. Und so dauerte es nicht lange, bis die ersten Wohnräume in ausgedienten Stollen entstanden, die sogenannte „dugouts“. Coober Pedy hat 1500 Einwohner bei einer starke Fluktuation, die fast alle ganz oder teilweise unter der Erde wohnen. Oberirdisch sind daher nur Werkstätten, Wirtschaftsgebäude, Geschäfte und anderes zu finden, das man nicht unter die Erde verfrachten kann oder will. Überall in und um die Stadt sieht man Rohre aus dem Boden ragen, die als Belüftung der unterirdischen Behausungen dienen. Daran kann man erahnen, welche Menge von Räumen es im Untergrund gibt.
Natürlich wollen wir auch in so einer Höhle übernachten. Das ist nicht schwer, denn mitten im Ort gibt es ein Backpackers, das Radecka Cave Hotel, wo man Übernachtungen in Zweibetträumen oder aber auch in Schlafsälen mieten kann. Schlafsäle scheinen uns nicht so ersterbenswert, also ein Zweibettzimmer. Da wir recht früh angekommen sind, ist es auch kein Problem, solch ein Zimmer zu bekommen. Es ist tatsächlich roh in den Stein gehauen, die Wände sind mit einem Klarlack überzogen, so bleibt die schöne rotweiße Maserung sichtbar, aber es staubt nicht. Die Höhle ist eingerichtet wie ein einfaches Hotelzimmer: Bett, zwei Nachtschränkchen und ein paar Kleiderhaken. In einer Ecke führt der Belüftungsschacht weit nach oben ins Freie.
Irgendwie ist uns ein bisschen mulmig, auch haben wir zuerst Bedenken, dass es sehr stickig werden könnte. Dem ist aber nicht so. Die Temperatur ist völlig gleichbleibend bei angenehmen 21 Grad und die Belüftung funktioniert einwandfrei durch den Zerstäuber-Effekt: Wind streicht über das Steigrohr und zieht die verbrauchte Luft hinaus.


Angekommen vor dem Radeka Backpackers.


Der Eingang zu den Höhlenzimmern sieht recht unspektakulär aus.


Unser Zimmer unter der Erde


Die Verbindung zur Erdoberfläche: der Lüftungsschacht

Wir schauen uns weiter im Höhlenwerk des Radecka Backpackers Hotel um und kommen auch zu den Schlafsälen. Jedermann hat im Prinzip Zugang, es sind einfach Doppelstockbetten in die Stollen gestellt und in regelmäßigen Abständen von einer nackten Energiesparbirne beleuchtet. Sehr gewöhnungsbedürftig.


Schlaf-Ecken und Gänge in der …


… unterirdischen „Jugendherberge“.


Auf dem Weg hoch nach „Übertage“.



Nach abgeschlossener unterirdischer Erkundung begeben wir uns wieder ans Tageslicht und beginnen einen Rundgang durch Coober Pedy. Zuerst geht es in eine Bar und wir essen Känguru-Pizza und ein Lamb-Wrap, dazu natürlich ein XXXX. An der Tür ein Schild, das man Alkohol nicht mit nach draußen nehmen darf.
Nach dem Essen haben wir einen ersten Kontakt mit einem Aboriginal. Es war eigenartig und wir kamen nicht recht damit klar, sein Verhalten, seine Gestik und seine Mimik waren fremd. Er gab uns die Hand, ganz weich und kraftlos, ja vorsichtig – mehr ein Hauch von Handgeben. Dann erzählte er uns eine Geschichte, die wir nur sehr schwer verstanden. So viel war klar, er wollte Geld, auch wenn er das nicht direkt sagte. Wir gaben ihm einen Dollar und er trollte sich zu einer Gruppe Aboriginals, die zusammen mit ihren Hunden auf einem Platz saßen.


Pizzeria. Eine einladende Frontgestaltung ist eher nicht üblich. Funktionieren muss es.


Känguru-Pizza


Schilder an der Türe nach draußen


Aboriginal People sitzen vor dem Radeka Backpackers

Coober Pedy war auch der erste Ort, an dem uns Schilder zur Prohibited Aera aufgefallen sind. Wir werden sie noch oft sehen. Der Ort ist eine Alkoholfreie Zone, zumindest in der Öffentlichkeit.
Ziel dieser von der Regierung erst vor drei Jahren eingeführten Zone ist es, die Aboriginals und vor allem ihre Kinder vor Alkohol zu schützen. Die Gemeinschaften haben jedoch dabei ihre Selbstverwaltung verloren. Befürworter der Intervention begrüßen, dass die Regierung etwas gegen die Situation in den Gemeinschaften der Aboriginals unternimmt. Kritische Stimmen beklagen jedoch vor allem, dass die Intervention rassistisch sei, da dieses Gebietes staatlich kontrolliert wird, also auch jene, die sozial nicht auffällig geworden sind. Außerdem wird kritisiert, dass die Intervention ohne Rücksprache mit den Betroffenen erfolgte.


Alkoholverbotsschilder, wie man sie vor Ortschaften jetzt oft sieht

Wir schauten uns ein paar Läden an. In einem Opal-Geschäft sprachen wir mit der Besitzerin und bekamen sogar einen kleinen Opal geschenkt. Sie war Griechin und kam mit ihrem Mann vor 30 Jahren nach Coober Pedy und wollte nur für kurze Zeit bleiben. Das Schürfen hat ihren Mann aber nicht mehr losgelassen – es sei wie eine Sucht: Morgen finde ich den großen, den alles übertreffenden Stein! Aber sie fühlt sich wohl hier und hatte sich auch einen respektablen Laden aufgebaut.

Als nächstes besuchten wir ein Museum, natürlich unterirdisch, und erhielten einen Überblick über die Geschichte Coober Pedys im Allgemeinen und über das Opal-Schürfen im Besonderen, dazu einen Grundkurs in der Beurteilung von Opalen und Opalschmuck. Uns machte es stutzig, dass das Museum keinen Eintritt kostete, aber das klärte sich bald auf: Am Ende der „Einbahnstraße“ durch das Museum fand eine Verkaufsveranstaltung statt. Wir erwarben jedoch nur einen Aufkleber von Coober Pedy. Gelohnt hat es sich trotzdem.
Als nächstes kletterten wir auf einen Hügel um den Ort von oben zu überschauen. Von dort sahen wir auch ein gestrandetes Raumschiff in einem Hof liegen. Was wohl aus den Aliens geworden war? Vermutlich sind sie in die Löcher gefallen, denn sie konnten die Schilder sicher nicht lesen. Auch einige eiserne Skulpturen waren zusehen – so besteht auch der erste Baum, der jemals in Coober Pedy zusehen war, aus zusammengeschweißtem Alteisen.

Fotos im Museum: Erstes Auto in Coober Pedy und …


… erste Tankstelle.


Und wir lernen, dass der Australier sich unter dem Begriff Euro nicht unbedingt Geld vorstellt


Blick über Coober Pedy, im Vordergrund …


… ein gestrandetes Raumschiff.


Ob die Aliens jetzt hier wohnen?


Minenarbeiter. Skulptur aus Altmetall


Beim Fortsetzen des Rundganges kamen wir noch an einigen Opalgeschäften und -schleifereien vorbei. In eine, mit einem opalfarbenen VW-Käfer vor dem Eingang, schauten wir auch noch hinein und eine nette Dame zeigte uns, wie Opale geschliffen werden. Wir kauften uns noch etwas Bier und saßen an einer Bushaltestelle auf einer Bank und ließen den Abend herankommen. Das Bier mussten wir aber in den Büchsen lassen, dann das darf man in der Öffentlichkeit nicht trinken. Zumindest nicht, wenn einer guckt.


Eingang eines Opal-Shops


Im unterirdischen Opal-Shop


Und wenn man hier selbst sein Glück versuchen will: Ein gebrauchter Blower war billig abzugeben.


Später saßen wir noch eine Weile auf einer Veranda vor dem Hotel, bis wir dann müde wurden und uns in unsere Höhle zurückzogen und noch etwas lasen. Erst tobten noch Kinder auf dem Gang vor der Höhle herum, aber dann wurde es sehr ruhig. Ich hörte im Halbschlaf noch, wie eine Dusche dauernd brauste, die wohl jemand vergessen hatte, abzudrehen – dann war ich weg.

Tag 7 und Tag 8
Lyndhurst - Marree - William Creek - Coober Pedy

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Seite 73-90, Tag 8, WilliamCreek-CooberPedy.pdf
Falcone Offline




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07.12.2010 08:08
#22 RE: Falcones Reisen: Australien 2010 - purkarari ruutu - mantangka ankulu Antworten

9. Tag, Dienstag, der 13.7.2010

PDF-Datei mit Text und Bildern unten im Anhang

Wir sind früh auf den Beinen. Ich packe die Motorräder, Henny organisiert einen Kaffee und dann frühstücken wir an einem der Tische vor dem Backpackers unser tägliches Müsli.
Schon um 8.30 Uhr starten wir bei 11 Grad. Die Sonne scheint. Aber schon am Ortsrand von Coober Pedy fällt uns endgültig auf, dass es nachts ganz schön kräftig geregnet haben muss. Ich hatte also vor dem Einschlafen keine Dusche gehört, sonder den Regen, der auf die Abdeckung des Belüftungsschachtes getrommelt hat. Überall sind große Pfützen zu sehen, Teile der Straße stehen unter Wasser. Der fest aussehne Boden ist tückisch matschig, schnell hat man sich festgefahren. Wir verlassen Cober Pedy auf dem Stuart Highway in Richtung Norden. Ursprünglich hatten wir geplant, über eine weitere Piste nordostwärts in das Örtchen Oodnadatta zu fahren und von dort wieder dem Oodnadatta-Track nach Norden zu folgen, aber noch mal zwei Tage Piste durch die leere Wüste erschien uns dann doch nicht so reizvoll. Also lieber mal auf dem Stuart Kilometer machen, um in interessantere Gebiete zu kommen.
Zuvor fahren wir aber noch mal eine Runde auf Pisten um Coober Pedy, um uns die Umgegend noch mal anzuschauen.


Please start the engines!


Warnschild an Pisten


Der nächtliche Regen hat große Pfützen hinterlassen und …


… auch vermeintlich festen Boden heimtückisch rutschig werden lassen.


Überall in der Ferne sieht man die „Maulwurfshügel“ der Opalminen


Aus der Nähe sieht das dann so aus


Und bei der Schaffung von Wohnraum ist man auch einfallsreich.


Wieder zurück am Stuart Hwy, im Hintergrund immer noch die Maulwurfshügel


Der Stuart Highway ist die Nord-Süd-Lebensader mitten durch Australien, etwa 2800 Kilometer lang, verbindet er Port Augusta im Süden via Alice Springs mit Darwin an der Nordküste. Er ist benannt nach John McDouall Stuart, einem schottischen Entdecker, dem es im Jahre 1862 als erstem Europäer gelungen war, den australischen Kontinent von Süden nach Norden zu durchqueren. 1872 wurde entlang der Route, welche Stuart genommen hatte, die Transaustralische Telegrafenleitung durch das Outback errichtet. 1907 wurde diese Route erstmals durchgängig von einem Auto befahren. In den 1980er Jahren wurde der Stuart Highway begradigt und asphaltiert, so dass sein heutiger Verlauf teilweise mehrere Kilometer von der ursprünglichen Route Stuarts abweicht.


Der Stuart Hwy beginnt für uns und …


… man muss sehr aufpassen, am nächsten Tag den Abzweig nicht zu verpassen.


Fester Boden unter den Rädern ist auch wieder schön. Dazu rote Erde, blauer Himmel – also los geht’s!

Während wir so mit Tempo 100 den Stuart entlang rollen, müssen wir manchmal dran denken, wie mühsam es wohl vor 150 Jahren gewesen sein muss, sich durch dieses weite Land zu kämpfen. Wasser- und Nahrungsmangel auf der einen Seite, Gestrüpp und unwegsame Bodenbeschaffenheit auf der anderen Seite. Unser Respekt vor diesen Leuten ist groß.
Der Regen der vergangenen Nacht erscheint fast unglaubwürdig, wenn man den wolkenlos strahlend blauen Himmel und die klare Luft ansieht. Wir tanken und brechen auf zum Uluru, früher Ayers Rock. Dort hin muss man über den Stuart Hwy fahren, eine andere Möglichkeit gibt es nicht, denn die Pisten durch das Aboriginal Land dürfen nicht ohne Genehmigung befahren werden. Ich gebe Uluru als Ziel in das Navi ein und es zeigt mir an: in 475 Kilometern links abbiegen. Na denn.


Ein Parkplatz mit kleinem, Schatten spendenden Dach mitten in der Wüste wird für einen kurzen Halt genutzt, um je einen Pulli auszuziehen.


Am ersten Roadhouse nach etwa 130 Kilometern legen wir dann eine Rast ein. Ein junger Deutscher bedient uns. Erst spricht er nur englisch, dann kommt er raus auf die Veranda und unterhält sich auch auf Deutsch mit uns. Er scheint etwas abgedreht zu sein und lobt Australien in den höchsten Tönen – es zeigt sich aber, dass sein Erfahrungsschatz nur sehr begrenzt ist. Wir sitzen in der Sonne, essen und beobachten Vögel, die teilweise recht frech und zutraulich sind. Henny bekommt ein Schild auf den Koffer geklebt: My next husband will be normal.


Cadney Roadhouse


Kaffee auf der Veranda


Gefiederter Bröseldieb


Benzin wird geliefert.



Wir verlassen Cadney Roadhouse und steuern Marla an. Hier trifft der Oodnandatta wieder auf den Stuart. Am Straßenrand werden die Pfützen immer größer und länger. Hier muss es also noch weit mehr geregnet haben als in Coober Pedy. Wir hatten mittlerweile auch erfahren, dass ein großes Regenband sich in der vergangenen Nacht im Bogen wie ein Scheibenwischer über Australien hinweg bewegt hat und teilweise für sehr kräftige Niederschläge gesorgt hat – äußerst ungewöhnlich für die Jahreszeit, wie man versicherte.


Regenwasser hat sich neben der Straße gesammelt und …


… wirkt, als ob man an einem Fluss entlang fährt.



In Marla machen wir wieder eine Pause, trinken eine Cola und kaufen ein paar Postkarten. Marla ist nicht sehr schön, eher eine zweckmäßige Raststation auf halbem Weg zwischen Coober Pedy und Kulgera. Es ist windig, der Himmel ist strahlend blau. Wir beobachten ein wenig das Treiben auf dem großen Platz des Roadhauses. Trucks kommen und gehen und immer wieder sieht man Fourwheeler, vorwiegend Toyotas, mit Camperaufbauten und Geländeanhänger, die sich von hier aus auf den Weg über den Oodnadatta-Track machen und die Benzin- und Wassertanks noch mal voll laufen lassen.


Marla Roadhouse mit …


… den typischen Toyotas der Outback-Camper

Hinter Marla wird mal wieder vor Tieren auf der Straße gewarnt. Das Besondere ist, dass das Schild auch in Deutsch geschrieben ist. Ein kleiner Rastplatz mit Schatten spendendem Dach und einem Wassertank an einem Creek in der Nähe von Marryat lockt uns von der Straße. Dort gibt es sogar ein solarbetriebenes Notfall-Telefon. Erst sind wir alleine, dann kommt ein Geländewagen mit Caravan und wir unterhalten uns ein wenig mit dem aussteigenden Ehepaar aus Sydney.


Hier gibt es deutsche Tiere.


Rastplatz Marryat mit …


… Notfalltelefon

Nicht weit vor Kulgera kommen wir an die Grenze zwischen South Australia und dem Northern Territory. Diese Grenze ist willkürlich entlang eines Längengrades durch das Land gezogen. Nur ein Schild zeigt den Übertritt an.


Grenze!

Das Northern Territory hat insofern einen Sonderstatus, als es kein Australisches Bundesland ist, sondern eine Verwaltungseinheit unter dem Australischen Bundesparlament darstellt.
Ursprünglich gehörte das Territory zu New South Wales im Südosten des Kontinents, ab 1863 war es dann an South Australia angegliedert. Ab 1911 wurde es direkt dem Bund unterstellt.
Es erstreckt sich über rund 1.350.000 km², ist also fast vier Mal so groß wie Deutschland, und ist mit 220.000 Einwohnern nicht gerade dicht besiedelt, vor allem, wenn man bedenkt, dass davon allein 120.000 in der Hauptstadt Darwin leben. Es gibt also noch nicht mal ein Hunderstel Mensch pro Quadratkilometer. Mehr als 50 Prozent des Northern Territory sind Aboriginal Land, das von weißen nicht ohne weiteres betreten werden darf. Man benötigt ein Permit, das, bis auf wenige Ausnahmen, recht kompliziert zu beantragen ist. Interessant ist auch, dass die Farmen im Territory nicht im Besitz der Farmer sind, sondern von der Regierung verpachtet werden. Immer mehr Farmen wurden so nach Ablauf der Pachtzeit wieder an die Ureinwohner zurückgegeben – was diesen nicht gerade Freunde unter den Farmern gebracht hat.
Das Territory ist aufgrund seiner dünnen Besiedelung und der enormen zurückzulegenden Entfernungen das Land der Road Trains. Früher hatten sie bis zu sieben Anhänger, heute ist das auf vier begrenzt worden. Das Gewicht der Anhänger ohne Zugmaschine darf 132 Tonnen betragen, die Länge 53,5 Meter. Wir haben bis zu 102 Räder pro Train gezählt. Die Zugwagen müssen über eine Leistung von mindestens 500 PS verfügen und sind damit im Territory erlaubte 100 Kilometer in der Stunde schnell.
Durch den Bau der Eisenbahnstrecke, den bereits erwähnten Ghan, wird zwar viel Ladung auf der Schiene transportiert, so dass der Stuart Hwy entlastet wurde, aber auf den anderen Strecken des Landes bleiben die Road Trains das einzige Ferntransportmittel.


Warnschild „Roadtrains“ kurz hinter der Grenze ins Northern Territory

Diese riesigen Lastzüge sind mit Vorsicht zu genießen. Auf den geteerten Straßen wie dem Stuart Hwy ist zwar genug Platz, aber die Windwirbel setzen einem ganz schön zu, vor allem, wenn noch Seitenwind hinzukommt. Henny und ich warnen uns daher, wenn ein Train von vorne oder, wichtiger noch, von hinten kommt. Die Burschen haben natürlich auch Funk und warnen sich wiederum gegenseitig vor Geschwindigkeitskontrollen. So brausen sie mit bis zu 120 km/h dahin und überholen uns dabei auch. Natürlich werden wir dabei von den Truckern immer gegrüßt. Wir behalten dann aber ganz gerne beide Hände am Lenker!


Wirklich spannend ist die Landschaft am Stuart nicht.

In Kulgera halten wir nur kurz an und beschließen, gleich weiter nach Erlunda zu fahren.
„Kulgera ist zweimal in der Woche per Zug erreichbar“, lautet der einzige Eintrag bei Wikipedia. Das sagt alles über seine Bedeutung aus. Wir haben nicht einmal ein Foto gemacht.

Erlunda sieht dagegen recht einladend aus. Außerdem haben wir heute schon über 450 Kilometer zurückgelegt und wollen nun etwas Ruhe haben. Wir haben Glück und bekommen in einem Bungalow ein richtiges kleines Luxusappartement mit Eckfenster nach Osten – Morgensonne garantiert. Allerdings mit 115 $ nicht gerade billig. Die Preise im Outback …
Vor der Tankstelle bittet uns ein Aboriginal, ihm einen Sixpack zu kaufen und bietet uns 50 $ für diesen Dienst. Wir lehnen ab. Wir wissen auch nicht, was es damit auf sich hat, denn wir beobachten andere Aboriginals, die kistenweise Bier in ihre PickUps schleppen.
Im Roadhouse essen wir Sandwiches. Und wir kapieren, wie man den Bierpreis etwas senken kann. Kauft man Bier zusammen mit dem Essen, so kostet eine Dose zwischen 5 und 6.50 $. Achtet man aber auf Happy Hours und kauft es dann am Tresen, so kostet ein Sixpack manchmal nur 17 $. Von nun ab haben wir immer einen Biervorrat bei uns.
Vor dem Roadhouse treffen wir eine Gruppe von Harley-Fahrern, die von Alice Springs im Norden kommen und am Schimpfen waren, weil sie durch einen Floodway fahren mussten. Die Motorräder waren schmutzig geworden.


Tankstelle am Roadhouse Erlunda mit Harleys (schmutzig!!)


Luxus-Zimmer in Erlunda


Wir sitzen im Abendlicht vor dem Roadhouse, trinken Bier, schauen dem Treiben zu und freuen uns an einem Roadtrain mit vier Anhängern, der wunderschön im Abendlicht glänzt. In einer Palme kreischt ein rosa Kakadu. Neben uns trabt ein Emu vorbei. Es wird dunkel. Wir ziehen uns auf ein letztes Bier ins Zimmer zurück und Henny schreibt noch ein wenig ins Tagebuch, während ich lese.


Abendessen an der Tanke, beobachtet von …


… einem rosa Kakadu und einem …


… vorbeitrabenden Emu.


Roadtrain in der Abendsonne






Tag 9 Coober Pedy bis Erlunda




Anmerkung zu den Karten: Die Strecke zwischen William Creek und Coober Pedy durch die Prohibited Area lässt sich auf Google Maps nicht planen, deswegen stimmen hier die hier abgebildeten Karten nicht richtig. Wir sind nicht über den Ort Oodnadatta (Punkt I) gefahren, sondern weiter südlich quer durch die Wüste (siehe auch Karte von Tag 8).

Tag 5 bis 9 – die Tour im Bundesstaat South Australia


Die Tour in South Australia auf Google Maps
http://maps.google.de/maps?f=d&source=s_...3,16.062012&z=6

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Seite 91-103, Tag 9, CooberPedy-Erlunda.pdf
Falcone Offline




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08.12.2010 09:18
#23 RE: Falcones Reisen: Australien 2010 - purkarari ruutu - mantangka ankulu Antworten

10. Tag, Mittwoch der 14.Juli 2010

PDF-Datei mit Text und Bildern unten im Anhang

Um 7.30 Uhr geht die Sonne auf, was wir ganz komfortabel vom Bett aus beobachten. Es ist sehr kalt, die Motorräder tragen eine Eisschicht. Ein Frühstück am Fenster mit Sandwiches, Keksen und dem feinen Nescafé macht gute Laune. Beim Bepacken der Motorräder unterhalten wir uns noch ein wenig mit einem Herrn aus Perth, der aufgrund seines Dialekts für uns schwer zu verstehen ist. Er ist mit einem Pickup auf Tour und hat auch eine DR auf der Ladefläche – was man übrigens hin und wieder mal sieht.


Frühstück in der Morgensonne


Eisschicht auf dem Gepäck

Um 8.30 starten wir bei mittlerweile fast 4 Grad.
Links von uns taucht ein riesiger Inselberg auf, kantiger und kaum kleiner als der Uluru (Ayers Rock). Wir halten an, klettern auf einen kleinen Sandhügel am Wegrand und schauen über die Ebene hinüber. Es ist der Mount Connor. Da er an der meistbefahrenen Straße auf dem Weg zum Uluru liegt, wird er oft mit diesem verwechselt. Er ist 859 Meter über NN hoch, davon 300 Meter über Grund, ähnlich wie der Uluru. Er ist aber 300 Millionen Jahre älter und verwitterter. Da er auf dem Privatgrund der Curtin Springs Cattle Station liegt, kann man ihn nicht ohne weiteres besichtigen.
Wir sind jetzt mitten im roten Herzen von Australien, eine karge Gegend mit wenigen Erhebungen, uralt und von Erosion geprägt, wenig Vegetation. Weite, Lichtverhältnisse, die prächtigen Farben und der stahlblaue Himmel ziehen einen in Bann.


Rast auf dem Weg zum Uluru


Henny krabbelt auf einen Hügel und …


… kann von dort gut den Mt. Connor sehen.


Mt. Connor


Um uns herum Spinifex-Gras und die berühmte rote Erde des roten Herzens von Australien


Blauer Himmel, rote Erde und Motorräder – was will man mehr?


Weiter geht es auf dem Lasseter Hwy nach Westen. Nach 150 Kilometern erreichen wir am späten Vormittag Curtis Springs. Da wir vermuten, dass Übernachtungen immer seltener und teurer werden, je näher wir der Touristenattraktion Nummer eins, dem Uluru, kommen, fragen wir schon hier nach einem Zimmer. Tatsächlich ist das um diese Zeit noch kein Problem und es ist sogar schon eines bezugsfertig, so dass wir unsere Siebensachen gleich dort abladen können. Der Preis ist mit 145 $ heftig, aber wenig im Vergleich zu den Möglichkeiten am Uluru, die bei 400 $ beginnen, wenn man nicht pauschal gebucht hat. Und zelten hat Henny kategorisch abgelehnt. Ich war darob nicht böse. Während wir noch am Einräumen sind, versucht ein frecher Emu Hennys Brille zu mopsen, die sie unter dem Gepäcknetz festgeklemmt hat. Ich kann ihn verjagen, habe aber Respekt vor seinem Schnabel und den Klauen.


Cabin in Curtis Springs


Frecher Emu versucht sich als Brillendieb!


Aber es gibt auch nette Vögel

Wir machen noch eine kleine Pause und freuen uns an den zutraulichen Vögeln, die um uns herum Krümel aufpicken. Dann nehmen wir wieder, jetzt ohne Gepäck, den Lasseter unter die Räder.


Es wird touristisch: Mehrsprachiges Schild im Aboriginal Land


Erster Blick auf den Uluru

Nach gut 90 Kilometern kommen wir an ein torähnliches Gebäude. Es ist der Eingang zum Uluru-Kata-Tjuta-National-Park und wir entrichten brav einen Obolus: 50$


Einfahrt Uluru-Kata-Tjuta-National-Park

Nun können und dürfen wir um den Uluru, den größten Inselberg der Welt, herum fahren und uns den Brocken anschauen. Nur Fotografieren ist in vielen Stellen nicht erwünscht, da der Berg ein Heiligtum der Aboriginal People ist. Im Nordosten ist ein recht großer Parkplatz und von dort gibt es die Möglichkeit, an einer dort als Kletterhilfe angebrachten Kette den Uluru zu besteigen, was nicht ungefährlich ist – immerhin ist er 350 Meter hoch und kommt man ins Rutschen, gibt es auf dem glatten Stein keinen Halt. Dazu kommt das Dehydrierungsproblem in der prallen Sonne.
Auf vielen Tafeln, wirklich unübersehbar und auch in allen gängigen Sprachen, wird von den Besitzern des Uluru, den Aboriginals, darum gebeten, den Uluru nicht zu besteigen. Es ist ihr Heiligtum und sie müssen gemäß ihres Glaubens die Verantwortung dafür übernehmen, wenn etwas passiert.
Trotzdem sind es Mengen von Touristen, die sich darüber hinwegsetzen und den Berg besteigen.


Menschenkette auf dem Berg


Bitte steigen Sie nicht hinauf!

Später werden wir noch erfahren, dass es Verbote, wie wir sie kennen, bei Aborignals nicht gibt. Sie bitten um etwas und gehen davon aus, dass man die Zusammenhänge erkennt und daraus die richtigen Schlüsse zieht. Der Egoismus der Weißen passt da nicht in ihr Weltbild und sorgt daher für tiefe Verständigungsprobleme.

Bilder vom Uluru:






Wir fahren weiter um den Riesenfelsen herum, der einen Umfang von neun Kilometern hat, und sind erstaunt über seine Vielfalt und die Licht- und Schattenspiele. Wegen der von uns respektierten Bitte, an vielen Stellen nicht zu fotografieren, kann ich leider nur wenige Bilder machen. Es ist „nur“ ein riesiger Stein, aber er übt tatsächlich einen ganz besonderen Zauber aus.

Noch ein paar Bilder vom Uluru:









Zum Abschluss halten wir noch an einem von Aboriginals gestalteten und sehr schön gebauten Informationszentrum an, in dem man ein wenig in Religion und Denken der Ureinwohner eingeführt wird. Auch hier wird man gebeten, nicht zu fotografieren. Wir halten uns recht lange dort auf, da wir wirklich sehr fasziniert sind von der geschilderten Lebensweise, ihrem Umgang mit der Natur, der Beschaffung von Tucker (Nahrung aus der Natur), über das Finden von Wasser und über Flora und Faune ganz allgemein.
Beispiele der Kunst des dortigen Aboriginal Tribe, den Ananga, wird in einem Raum ausgestellt, zum Teil sind die Bilder auch zu erwerben.
Eine Anekdote wird uns erzählt: Die Aboriginals bitten auch darum, keine Steine vom Uluru mit zu nehmen. Natürlich tun das trotzdem viele. Auf den Steinen liegt dann aber ein Fluch. Und so kommen tagtäglich etliche Päckchen am Uluru an, mit denen aus aller Welt die Steine zurückgeschickt werden mit der Bitte, diese doch wieder am Uluru abzulegen, denn seit dem Besuch am Uluru habe man sehr viel Pech gehabt.
Aufgefallen ist uns, dass das gesamte Infocenter, welches den Aboriginals gehört, von Weißen betrieben wird. Wir machen uns Gedanken dazu.


Am Infocenter treffen wir noch ein älteres Paar, das auf einer betagten R75/5 eine Australienrundreise unternimmt.

Nach dem Aufenthalt dort wollen wir tanken. Wir waren fest davon ausgegangen, dass es in dem nahegelegenen Touristenressort Yulara eine Tankstelle gibt, zumal sie in der Karte auch eingezeichnet ist. Wir finden sie aber nicht. Also fahren wir zum Flughafen, der ziemlich groß ist, da sich Touristen aus aller Welt hier her fliegen lassen, einen Mietwagen nehmen um dann ein wenig das Gebiet um den Uluru zu erkunden, mit einem der Luxushotels als Stützpunkt. Am Flughafen erklärt man uns den Weg zu Tankstelle. Wir waren zuvor ganz knapp daran vorbeigekommen.
Wieder mit vollen Tanks machen wir uns auf den Weg zu den Olgas, einem weiteren zweigeteilten Felsen, der richtig Kata Tjuta heißt und der dritte im Bund der zentralaustralischen Inselberge ist. Nach unserem Dafürhalten sind die Olgas eigentlich das lohnendste Ziel, sie sind zwar nicht so gigantisch wie der Uluru, aber vielfältiger und man kann mitten hindurch wandern. Leider ist es dazu schon zu spät, was wir durchaus bedauern, denn wir müssen die rund 150 Kilometer zurück zu unserer Unterkunft ja auch noch bewältigen. Zuvor muss aber noch einen kurzen Abstecher auf die Docker River Road sein, die durch Aboriginal Land nach Westaustralien führt. Dort treffen wir noch einen schönen Road Train.


Baustelle auf dem Weg zu den Olgas


Erster Blick auf Kata Tjuta


Anfahrt


Sonnenschutzdach und Blick auf Walpa Gorge


Langer Roadtrain im Abendlicht


Docker River Road – führt an die westaustralische Grenze

Auf der Heimfahrt kommen wir wieder am Uluru vorbei, und die Parkpläze im Westen des Felsens, die um die Mittagszeit gänzlich leer waren, sind nun gefüllt mit PKW und Bussen. Ja, von hier aus kann man nämlich den Uluru im Abendlicht sehen und das lockt die Touristen in Scharen an.


Der Uluru beginnt, im Abendlicht rot zu werden

Wir fahren weiter und kommen gerade rechtzeitig am Mt. Connor vorbei, um diesen im Abendlicht rot leuchten zu sehen. Und da waren wir ganz und gar alleine.
Schnell wird es nun dunkel.


Mt. Connor im Abendlicht


Rinderschädel am Straßenrand


Curtis Springs ist eine Farm mit einer Fläche von 4000 km², die Rinderzucht und das Roadhouse betreibt. Wir essen zu Abend unter einem roh zusammengezimmerten Schutzdach, dem "Barn", der, wie wir erfahren, von der Familie erhalten wird, weil es die Urzelle der Besiedlung darstellt. Hier unter diesem rudimentären Dach hat man gewohnt, als die Farm 1930, damals noch als Mt Connor Station, gegründet wurde.
Beide verzehren wir ein Kamel-T-Bone-Steak und trinken dazu ein XXXX. Mit bei uns am Tisch sitzen zwei Ladies, die eine aus Australien, die andere aus Kanada, auf einer Reise vom Süden nach Norden, so wie wir. Sie freuen sich, dass es auf der Speisekarte Barramundi gibt und bestellen das sofort. Das erste Mal, dass wir davon hören – aber wirklich nicht das letzte Mal.


Unsere Tischgesellschaft

Ein Abstecher an die Bar vor dem Zubettgehen verschafft uns (Happy Hour) noch einen Sixpack XXXX – man weis ja nie, wie´s kommt …





Tag 10: Erldunda (A) – Curtis Springs (B) – Kata Tjuta Uluru (C)

Dateianlage:
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Seite 104-118, Tag 10, Uluru-CurtinSprings.pdf
Friedo Offline




Beiträge: 3.478

08.12.2010 21:28
#24 RE: Falcones Reisen: Australien 2010 - purkarari ruutu - mantangka ankulu Antworten

Lieber Martin,

ich bin und glaube andere hier im Forum auch, sprachlos! Du dokumentierst sehr anschaulich die Eindrücke Eurer Reise und dazu kommen die schönen Bilder. Vielen Dank dafür. Da ich ja auch ein bisschen im Osten unterwegs war, ähneln sich die Bilder und Fernweh kommt wieder auf. Mach weiter so.

Liebe Grüße
Friedo

solmsbachtaucher Offline




Beiträge: 1.100

08.12.2010 21:52
#25 RE: Falcones Reisen: Australien 2010 - purkarari ruutu - mantangka ankulu Antworten

...kann mich da nur anschließen und ...verzeihe auch die unentschuldigte Verwechslung von Fuchs und Hase...

Falcone Offline




Beiträge: 113.813

09.12.2010 07:51
#26 RE: Falcones Reisen: Australien 2010 - purkarari ruutu - mantangka ankulu Antworten

Nix Verwechslung! Mein Hund fängt Füchse und nicht die unschuldigen Hasen, die immerhin die Marzipanostereier legen!. So!

Grüße
Falcone

Falcone Offline




Beiträge: 113.813

09.12.2010 10:07
#27 RE: Falcones Reisen: Australien 2010 - purkarari ruutu - mantangka ankulu Antworten

11. Tag, Donnerstag, der 15.7.2010

PDF-Datei mit Text und Bildern unten im Anhang

Wir stehen früh auf. Gegenüber sind Harley-Fahrer aus Melbourne eingezogen, die Fahrer schlafen aber wohl noch.
Auch heute morgen ist es trotz blauem Himmel noch sehr kalt.
Als ich die Motorräder belade, werde ich angesprochen, ob wir die Motorräder gemietet haben. Ja, sage ich und deute auf den Aufkleber – von denen hier. Er grinst und sagt auf Deutsch: Bei denen bin ich Tourgide. Es stellt sich heraus, dass er mit einem Pickup eine Tour begleitet, die auf Wüstenpisten von der Westküste her gekommen ist und teilweise nach dem Regen im Matsch fest gesessen hat. Leider sind die Motorräder schon wieder unterwegs, wir haben sie gar nicht mitbekommen, denn sie zelteten wohl auf der anderen Seite der Farm. Schade, wir hätten gerne den Abend mit ihnen verbracht.


Um halb Zehn nur 4 Grad und …


… die Zapfsäulen sind auch noch abgeschlossen.

Wir tanken noch mal voll und dann geht es noch mal auf dem Lasseter Hwy zurück nach Osten, bis nach etwa 50 km die Luritja Road nach Norden abzweigt. Uns begegnet kaum mal ein Fahrzeug, obwohl die Straße geteert ist. Nach etwa 120 Kilometern erreichen wir Kings Creek Station und machen eine Rast auf der Farm, die auch vom Tourismus lebt und Kamelreiten und Rundflüge über den Kings Canyon anbietet. Begrüßt wurden wir vom vierbeinigen Chef der Farm, der alles gut unter Kontrolle hatte. Gerne hätten wir mal einen solchen Flug gemacht, aber die Preise waren mit 500 $ einfach unverschämt. Wir trafen eine deutsche Familie aus Berlin mit einem gelangweilten, pubertierenden Mädchen, die mit dem Auto auf dem gleichen Weg wie wir unterwegs waren. Sie waren zum Uluru geflogen und hatten sich das Auto gemietet. Sie freuten sich diebisch darüber, dass sie ein Schnäppchen gemacht hatten: nur 230$ pro Übernachtung wegen last Minute. Mit der einfachen Farm hier konnten sie nicht viel anfangen, hatten wir den Eindruck. Eine andere Welt …


Luritja Range und Luritja Road


Ankunft in Kings Creek Station – und da kommt auch gleich der …


… Scheffe!


Bereit für Ausflüge am Boden und …


… Ausflüge in der Luft



Wir schlenderten noch ein wenig über die Farm, schauten die Kamele an und unterhielten uns mit dem Hund. Auf einmal kam eine Gruppe von schlammverkrusteten Fourwheelern auf die Farm gefahren, ein Anblick, wie man ihn sonst nur aus der Camel-Werbung kennt. Sie kamen aus der Richtung, in die wir wollten. Etwas irritiert fragten wir nach dem Straßenzustand. Sie lachten: „A little bit rough an muddy!“ Einer guckte uns und unsere Motorräder langsam von unten nach oben an, grinste, reckte den Daumen und sagte voller Überzeugung: „You´ll do it!“
Na ja, hat uns das jetzt wirklich Mut gemacht?


„Es war etwas matschig auf der Piste“


Wir wussten ja auch noch gar nicht, ob wir fahren dürfen, denn die angedachte Strecke führt teilweise durch Aboriginal Land. Wir hatten gehört, dass man im Kings Canyon Ressort, einem Tourismus Center, das Permit bekommen könnte. Also los. Kings Canyon Ressort war bald erreicht und entpuppte sich als eine moderne Ferienanlage. Die großzügige Tankstelle bot neben Lebensmitteln auch vielerlei Andenken und Mitbringsel feil. Durchaus nicht uninteressant – aber: Wir kaufen nix. Wir tanken noch mal voll und fragen, wo man ein Permit für den Mereenie-Loop bekommen könne. Hier bei mir, sagt die Kassiererin und lässt sich unsere Papiere geben, dann wird ein Formular für beide Motorräder ausgefüllt, so sparen wir einmal Gebühren, müssen aber zusammen bleiben. War doch gar nicht schwer. Wir freuen uns. Einer spannenden Fahrt steht nun nichts mehr im Wege. Henny fragt noch mal nach den Straßenzustand. „Bumpy“ war die knappe Antwort. Hm, das half uns auch nicht wirklich weiter.


Gill Range auf dem Weg nach Kings Canyon


Ganz moderne Tankstelle im Kings Canyon Ressort

Also los. Für eine kurze Zeit war die Straße noch geteert, aber dann kam schon ein Schild – sogar in Deutsch: Tempo runter! Unbefestigte Straße!



Abrupt befanden wir uns auf einer sandigen, lehmigen Piste. Der Mereenie-Loop hatte begonnen. Teilweise hatte die Sonne die Oberfläche schon wieder getrocknet, teilweise standen große Wasserlachen auf der Strecke.


Durch die Mitte in die Pfütze? Ne, besser am Rand bleiben!

Der Sand, oder besser Staub, war sehr fein und ergab zusammen mit dem Wasser eine schmierige, zähe Pampe, die alles sofort zusetzte. Mit unseren Reifen hatten wir da keine Chance. Wir vermieden es also, wenn immer möglich, diese Wasserlachen, die teilweise schon kleine Seen waren, zu durchfahren. Das wäre ein Unterfangen mit ungewissem Ausgang gewesen. Meist gelang das auch am Rand der Piste mehr oder weniger gut, nur relativ selten tasteten wir uns schlingernd durch das Wasser. Die wenigen Geländewagen, denen wir begegnen, haben sichtlich Spaß an der Strecke. Sie geben vor den Lachen kräftig Gas und donnern hindurch – hinterher sind sie wunderschön rotbraun, sehen aber so lange nichts, bis die Scheibenwischer wieder für etwas klares Glas gesorgt haben. Nicht ungefährlich und wir halten Abstand. Zum Glück sind es nicht viel mehr als eine Handvoll, die hier auch unterwegs sind, und das während des gesamten Tages.


Schlamm, …


… Pampe und …


…wieder Schlamm


Dann kommt uns ein Truck entgegen. Die Piste ist in diesem Bereich gerade recht trocken und breit, aber wir halten lieber mal an. Der Fahrer freut sich, hupt laut und anhaltend und reckt anerkennend den Daumen. Bedeutet das: Toll, dass ihr das bis hierher geschafft habt! Oder bedeutet es vielleicht: Mensch, alle Achtung, da wollt ihr etwa jetzt noch durch?


Der einzige Truck, der uns auf dieser Piste begegnet


Ein Sammelschild weißt darauf hin, dass jetzt Kurven kommen, dass es steil wird, dass die Straße enger wird dass LKW auf der Piste sein können und dass man die besser nicht überholt. Ohkeeee …


Die Straße wird fester – aber überholen sollte man hier nicht – nicht nur keine Trucks

Dann kommt zu unserer Überraschung auf einmal eine geteerte Straße. Sie windet sich in bilderbuchhaften Serpentinen einen Berg hinauf. Oben halten wir auf einem Parkplatz an und schauen auf die Strecke zurück. Nun, eigentlich ist es klar, dass die Straße auf diesem Abschnitt geteert ist. Auf einer Matschpiste oder auch nur auf Geröll, wäre die Steigung mit den Kurven für die meisten Fahrzeuge nicht zu schaffen gewesen. Wir genießen den Ausblick und sind ganz alleine auf weiter Flur. Um uns herum Schmetterlinge und andere Insekten, zum Beispiel fette Grillen. Die regen den Appetit an, so dass wir ein paar Kekse essen, etwas Wasser trinken und dabei die hier wieder vorhandenen steinernen Landmarks der Aboriginals betrachten.


Feste Straße! Schöner, kurviger Anstieg zur Gradiner Range


Pause oben auf der Gardiner Range mit …


… Rückblick auf die eben gefahrene Strecke


Und ein wunderbarer Ausblick


Wer findet das Abendessen?


Ist die nicht lecker?


Und wieder eine Landmarke der Aboriginals


Ein Schild kündigt die nächste Ansiedlung mit dem deutschen Namen Hermannsburg in 167 Kilometern an. Tankstelle, Campingplatz, Hotel, Polizeistation – alles wartet dort auf uns. Den Ort hatten wir uns auch als Tagesziel vorgenommen und das müsste auch noch zu schaffen sein:


Also los, Mereene-Loop, zweiter Teil. Eigentlich kann´s nur besser werden. Doch dann kommt ein Schild, das darauf hinweist, dass man von nun an schon besonders gut fahren können sollte:




Als wir noch drüber nachdenken, kommt schon das nächste rote Schild. Waschbrettpiste, loser Grund, Staub!



Vor allem der Staub ist sehr heimtückisch. Das feine Zeug sammelt sich in Vertiefungen, die einem dann eine glatte feste Oberfläche vortäuschen. Fährt man hinein, bleibt man unweigerlich stecken und fällt meist auch um. Die Australier nennt das Bulldust und warnen davor. Der Straßenzustand wechselt sich ab, mal ist es relativ eben, aber voll von Geröll, dann wieder Waschbrett vom feinsten, aufgelockert durch kleine Seen und dann auf einmal glatter Boden, den wir genauso umfahren wie das Wasser – denn es ist oft Bulldust. So fahren wir mal auf der rechten und mal auf der linken Pistenseite, je nachdem, wo wir den besseren Zustand vermuten. Die Strecke ist leider ziemlich hügelig, so dass man Gegenverkehr nicht rechtzeitig sehen und leider auch nicht ausschließen kann. Man muss also mit Bedacht und vorsichtig fahren. Unsere Gegensprechanlage ist da eine große Hilfe, auch wenn mal ein schneller Geländewagen von hinten naht. Was zum Glück nur sehr selten geschieht. Fahre ich über einen Hügel, kann ich Henny durchgeben, was sich dahinter verbirgt und sie kann sich die beste Spur aussuchen.
Einmal überrascht der Bulldust hinter einem solchen Hügel. Ich gebe noch Gas und komme gerade so durch und rufe Henny noch zu: „Gib Gas, es ist zu schaffen!“ Aber etwa zwei Meter vor dem Ende bleibt ihre Suzuki stecken und legt sich wie in Zeitlupe auf die Seite.
Im Sand bedarf es etwas Anstrengung, das Motorrad wieder aufzurichten und vor allem heraus zu zerren. Aber dann ist es geschafft. Aber ich werde wohl nie ein guter Fotojournalist: Ich vergesse völlig, ein Foto zu machen.


Wieder auf dem Mereenie-Loop, auf dem es …


... anfangs noch recht problemlos voran geht, bis es dann …


… immer häufiger Schlammpfützen gibt, …


… die auch gerne mal ziemlich groß werden.


Egal – hindurch! Kneifen gilt nicht!


Auf der Weiterfahrt fallen uns immer häufiger stalaktitenähnliche Gebilde auf, die bis zu 1,50 hoch sind. Es sind Termitenhügel. Die ersten, die wir auf unserer Fahrt sehen, aber nicht die letzten.



Termitenhügel – oder besser: Termitentürme

Eine Weile später kreuzt ein Dingo, ein australischer Wildhund, unsere Spur. Da er sich dabei Zeit lässt, halten wir an. Das findet der Dingo wiederum sehr spannend und bleibt am Pistenrand stehen, erst bei mir, dann schaut er sich Henny näher an. Essbar oder nicht? Er guckt eigentlich ganz sympatisch. Als wir weiterfahren, läuft er noch eine Weile neben Henny her und dreht dann ab. Die Beute war ihm wohl doch zu dick eingepackt.


Achtung! Wilder Wildhund von rechts!


Erst tut er völlig unbeteiligt, dann …


… guckt er sich mich doch recht interessiert an.


Dann umkreist er uns und …


… versucht, sich von hinten zu nähern.


Aber die Beute ist ihm einfach zu dick eingepackt.


Corrugations – diese Warnung vor Waschbrettern schreckt uns nun auch nicht mehr.


Ebensowenig wie der Hinweis, dass es jetzt nicht nur schlammig, sandig, geröllig, hügelig sondern auch noch kurvig wird.

Die Piste bietet nicht viel, da ist man für so manche Abwechslung dankbar. Da ist z.B. diese Tonne mit einer Geheimnachricht, oder der Baum mit den Knochen. Oder sein Artgenosse mit den Reifen. Oder ein vermeintlich einsames Warndreieck, dem dann doch ein tiefes Loch folgt.


Tonne mit geheimen Informationen

Eine Pause liegt mal wieder an. Mangels Verkehr bleiben die Motorräder einfach auf der Piste stehen und wir setzen uns ein wenig in den Schatten und regulieren unseren Wasserhaushalt. Der feine Staub hat auch das Schmiermittel von der Kette geschafft. Ich sprühe die Ketten also ein. Das Kettenspray, das Norbert uns mitgegeben hat, ist übrigens prima, es klebt kaum, kann sparsam verwendet werden, schmiert gut und die Kette bleibt erstaunlich sauber.


Pause mit …


… Kettenpflege.


Ein 4WD kommt vorbei – wir haben schon sehr lange kein anderes Fahrzeug mehr gesehen, fällt uns dabei auf.



Noch ist alles im grünen Bereich.


Weiter geht’s auf dem Mereenie-Loop


Schlammdurchfahrten schrecken jetzt schon nicht mehr.



Wir fahren weiter. In der Ferne grasen wilde Pferde. Auf einmal sehen wir eine Staubwolke, und über den Hügel vor uns fliegt uns regelrecht ein Motorrad entgegen. Ich winke. Es ist eine KTM. Er versucht zu bremsen und steht dann nach ein paar hundert Metern, wendet im Drift und kommt zurück. Er freut sich sehr, auf dieser Strecke andere Motorräder zu treffen, was wohl eher selten ist. Er macht mit einer Helmkamera Filmaufnahmen für einen Freund in Hamburg. Ich frage ihn nach dem Zustand der Strecke und erfahre, dass er so wechselhaft bleibt. Er erkundigt sich, wo wir hin wollen. Hermannsburg, wie lange braucht man noch? Er guckt uns an und meint: "Ich bin da vor einer Stunde durch gekommen, in etwa zweieinhalb Stunden werdet ihr dort sein." Ah ja. Wir machen noch ein Foto und dann geht es weiter.


Wilde Pferde und …


… und ein einsamer wilder Reiter.

Im Moment haben wir mit eingetrockneten Spurrillen zu kämpfen, die die Räder nicht dahin laufen lassen wollen, wo wir gerne hin möchten. Nicht so schön. Dazu viel Geröll mit teilweise sehr scharfen Steinen. Manche Schlammlöcher sind so tief, dass sogar die Fahrspuren der Fourwheeler drumherum führen. Da, wo die Fahrspuren schon wieder glatt gefahren sind, kommen wir ganz passabel voran, wenn sich nicht schon wieder Corrugations gebildet haben.
Die 250 Kilometer des Mereenie Loops ziehen sich ganz schön.


Warntafel-Sammlung


Spurrinnen



Die Piste wird schmaler – zum Glück keinerlei Verkehr mehr. Die Fahrzeuge, die von Norden her morgens gestartet sind, sind inzwischen längst durch. Die Geländewagen, die in unsere Richtung fuhren, haben uns inzwischen überholt. Wir sind alleine.


Die Einsamkeit wird aufgelockert durch einen Bone-Tree und …


… und einen Tyre-Tree


Aber nun sind es ja nur noch 50 Kilometer!


Zu den schlechten Wegverhältnissen kommen nun auch noch Furten. Zum Glück ist das Wasser nicht höher als 40 cm und oftmals ist so eine Flussdurchfahrt auch ein Stück befestigt oder gar geteert.


Flussdurchfahrt


Straßenschäden


Und wieder Flussquerungen

Kurz vor Hermannsburg beginnt wieder eine geteerte Straße, die aber auch kräftige Beschädigungen durch die Regenfälle zu verzeichnen hat. Schon ziemlich müde kommen wir in Hermannsburg an. Wir fahren durch den kleinen Ort, der sich als Community der Aboriginal People erweist. Die Tankstelle ist geschlossen „Absolutely no fuel after 4.30“ steht auf einem Schild des vergitterten Gebäudes, das auch einen kleinen Supermarkt beheimatet. Ein Hotel gibt es nicht, der Campground ist völlig verweist. Der Ort ist ziemlich leer und wirkt unheimlich.
Hier wollen wir nicht bleiben.
Wir überlegen: Es ist kurz vor 6 und bis Alice Spring sind es noch 126 km. Die Straße soll laut Karte ab jetzt geteert sein, die Sonne geht aber bald unter.
Also nicht lange fackeln, los geht´s Wir geben Gas. Flott kommen wir voran, regelrecht eine Erholung nach dem Gerüttel und Geschüttel der zurückliegenden Piste. Aber bald werden wir eingebremst. Vor uns liegt eine sehr, sehr breite Furt von ungewisser Tiefe. Gerade hier fehlt der Wasserstandsmessstab. Vermutlich weggespült. Wir sind etwas ratlos. Die Sonne geht gerade unter, viel Zeit haben wir nicht. Normalerweise wartet man in einer solchen Situation, bis ein Auto kommt und kann dann die Tiefe des Wassers abschätzen. Nur, wann haben wir heute das letzte Auto gesehen? Das ist verdammt lange her. Ich überlege gerade, ob ich besser mal durch das Wasser waten soll und setze den Helm hab. Da höre ich doch tatsächlich einen Motor brummen! Und wirklich, ein alter PKW, besetzt mit jungen Aboriginal-Frauen kommt auf die Furt zu, wechselt kurz davor die Straßenseite und fährt wie selbstverständlich durch. Das Wasser schlägt zwar über der Haube zusammen, aber tiefer als einen knappen Meter ist die Furt nicht. Die Mädels kennen sich offensichtlich aus und winken uns fröhlich zu.
Trotzdem bleibt ein etwas mulmiges Gefühl. Ohne groß zu überlegen, fahre ich einfach los und zwar genau da lang, wo das Auto eben noch fuhr. Das Wasser zerrt zwar mehr am Motorrad, als gedacht, aber es klappt. Henny schimpft. Ich war aber auch leichtsinnig, hatte ich doch Handy, Kamera und unsere Papiere im Tankrucksack. Was wäre gewesen, wenn es mich doch umgehauen hätte? Ich überrede Henny rufend vom anderen Ufer, es mir gleich zu tun. Alternative: Ich laufe rüber, hole ihr Motorrad und sie läuft durch das Wasser. Also, das geht ja gar nicht, sie ist zutiefst gekränkt und gibt Gas. Etwas zu schnell braust sie durch das Wasser, das nur so spritzt, dementsprechend nass ist sie. Aber wir haben es geschafft – und stolz sind wir auch.


Still ruht der Fluss – aber uns ist doch etwas mulmig!


Gas und durch!


Nass – aber geschafft!



Die Sonne ist verschwunden und es wird gleich empfindlich kühl. Acht Grad zeigt das Thermometer, Tendenz fallend. Dazu sind wir untenherum ganz schön durchnässt. Die nächste Furt lässt nicht lange auf sich warten, im Dämmerlicht kann man sie aber immer noch ganz gut einschätzen und wir fahren zügig durch. Ein Fourwheeler überholt uns, der Fahrer winkt uns zu und ist offensichtlich erstaunt, zwei Motorräder zu dieser Tageszeit in dieser abgelegenen Gegend anzutreffen. Man muss wissen, dass Fahrten im Dunkeln in Australien absolut gefährlich sind. Die vielfältige, nachtaktive Tierwelt hat keinerlei Respekt vor Fahrzeugen und hält sich sehr gerne auf den Straßen auf, stehend oder liegend, um die im Asphalt gespeicherte Wäre zu genießen. Kühe, Kamele, Pferde, Kängurus, Phytons – alles treibt sich auf einmal herum. Entsprechend ist es einem normal versicherten Fahrzeug auch untersagt, im Dunkeln zu fahren. Die Haftpflicht gilt meist nur bei Tageslicht. Nachts sieht man daher so gut wie keine Fahrzeuge auf den Straßen außerhalb von Ortschaften.


Langsam wird es dunkel.

Inzwischen ist es stockduster und wir fahren etwa mit Tempo dreißig. Die Funzeln an den Suzukis geben nicht viel mehr Licht ab, als eine Kerze. Ich sehe im Dunkeln vor uns zwei Lichtlein glimmen. Als wir näher kommen, flammen zwei helle Flutlichtscheinwerfer auf. Sie gehören zu einem Fahrzeug, das am gegenüberliegenden, ansteigenden Ufer einer Furt steht und diese mit den Scheinwerfern anstrahlt und ausleuchtet. Die Furt liegt in einer Senke, was uns selbst bei unserer geringen Geschwindigkeit in Schwierigkeiten hätte bringen können. Sie ist erst sehr spät erkennbar. Wir sind sehr dankbar für diese Hilfe und winken dem Fahrer zu. Der wendet und fährt an uns vorbei. Es ist derselbe Geländewagen, der uns einige Zeit zuvor überholt hat. Er muss eine ganze Weile auf uns gewartet haben, wohl wissend, dass die Furt das Ende unserer Fahrt hätte bedeuten können. Toll!

Wir fahren eine Weile im Schneckentempo weiter, ziemlich müde und leicht frierend. Inzwischen liegen schon rund 450 sehr anstrengende Kilometer hinter uns. Vor uns blinkt es orange. Im Näherkommen sehen wir ein Auto mit eingeschalteter Warnblinkanlage. Ich habe so eine Ahnung und werde ganz langsam – da wechseln auf einmal schwarze und dunkelbraune Pferde über die Straße, in der finsteren Nacht nur als Schemen zu erkennen. Das Auto hatte sie wohl schon gesehen und ist stehen geblieben, um uns zu warnen. Es war – man kann es sich denken - wieder derselbe Geländewagen. Wir nannten ihn von nun an unseren "Fourwheldrive-Angel" und bedankten uns mit erhobenem Daumen. Die restlichen Kilometer nach Alice Springs schaffen wir auch noch. Wir sind verdammt froh, als die ersten Lichter der Stadt auftauchen.

Ich hatte die Adresse des Alice Lodge Backpackers schon ins Navi eingegeben, so dass wir es recht zügig finden. Und, welch Glück, es sind genau noch zwei Betten frei – in einem Vierbettzimmer.
Egal. Die beiden jungen Mitbewohner, ein Deutscher und ein Franzose staunen nicht schlecht, als sie uns reinkommen sehen. Wir ziehen uns erst mal um und legen unsere Stiefel und Strümpfe über den Radiator, der das Zimmer mehr schlecht als recht erwärmen soll. Das lassen wir aber bald wieder sein, denn der Geruch ist niemandem zuzumuten. Also kommen die feuchten Sachen vor die Türe. Sollen sie doch sehen, wie sie trocken werden.
Dann gehen wir noch in die Stadt zu einem der wenigen noch offenen Lokale, ein Fastfood namens Hungry Jack´s. Die Aufmachung kommt uns doch sehr bekannt vor: Design und Angebot gleichen haargenau Burger King. Wie wir später erfahren, ist es auch nichts anderes als Burger King.
Wir sind die letzten Kunden und essen zwei Burger mit Pommes. Da kommt noch eine Aboriginal-Frau herein, schaut sich um und setzt sich an unseren Tisch. Sie ist offensichtlich krank und unappetitlich schmutzig. Sie erzählt uns was von nach Hause, Vergewaltigung, Taxi und Angst. Kurz, sie möchte wohl Geld, um irgendwohin fahren zu können oder doch eher um Bier zu kaufen? Wir wissen nicht recht, damit umzugehen. Der Inhaber kommt auch alsbald und bittet die Frau auffällig höflich, zu gehen. Er steht daneben, möchte sie los werden, tut aber nichts, außer ihr wiederholt zu sagen, sie soll gehen. Eine sehr befremdliche Situation.
Sie sagt ihm, sie sei eine Freundin von uns. Wir sagen ihr, nein, sie ist nicht unsere Freundin. Alle sagen ihr, sie möge doch bitte gehen. Die ganze Szenerie ist unwirklich. Sie bewegt ihre Hand ganz langsam auf meine Pommes zu und in einer flinken, fast schlangenhaften Drehbewegung greift sie sich mit den Fingern ein paar Pommes aus der Tüte. Dann steht sie auf und geht langsam.
Der Inhaber entschuldigt sich, bringt schnell neue Pommes und schließt nun die Türe ab.
Unsere zweite Begegnung mit einem Aboriginal.
Auf dem Heimweg kommen wir über den Todd-River und sehen am Ufer Lagerfeuer, an denen Gruppen von Aboriginals zusammen hocken.
Zurück im Backpackers trinken wir noch ein Bier. Im Fernsehraum schaut sich ein japanisches Pärchen einen sehr merkwürdigen Gruselfilm an. Sonst ist schon Ruhe. Wir gehen ins Bett, die beiden Zimmergenossen liegen schon in ihren Schlafsäcken und sind mit ihren Laptops beschäftigt. Bald sind wir eingeschlafen.




11. Tag, der Mereenie-Loop (525 Kilometer, meist Piste, in 10,5 Stunden – eigentlich keine schlechte Leistung):

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Seite 119-145, Tag 11, MereenieLoop-AliceSprings.pdf
Falcone Offline




Beiträge: 113.813

10.12.2010 08:56
#28 RE: Falcones Reisen: Australien 2010 - purkarari ruutu - mantangka ankulu Antworten

12. Tag, Freitag, der 16.7.2010

PDF-Datei mit Text und Bildern unten im Anhang

Henny weckt mich schon um kurz vor Sieben. Fertig schlafen! Es war eine etwas unruhige und vor allem ziemlich kalte Nacht. Wir frühstücken in der Gemeinschaftsküche zusammen mit dem Franzosen aus unserem Zimmer. Dann brechen wir zu einem Morgenspaziergang durch Alice Springs auf. Es ist noch ziemlich frisch. Die Straßen sind leer, nur ein Postbote auf einem Moped knattert von Briefkasten zu Briefkasten.


Im Backpackers schläft noch alles


Sonnenaufgang am Gillen Park


Ein früher Postbote

Über dem Todd-River geht die Sonne auf. Wir schlagen einen Bogen und kommen von Süden her auf die Todd Street, dem überschaubaren Stadtzentrum von Alice Springs. Ein paar wenige erste Geschäfte öffnen gerade. Vor einem Fotoladen schauen wir uns Bilder von älteren Raodtrains an, die noch bis zu sieben Anhängern hatten. Wenige Häuser weiter stoßen wir auf einen Laden, der Didgeridoos verkauft. Von dem hat Dietmar schon gesprochen, denn er hat sich dort eines erworben und wurde zu einer Bühnenshow eingeladen, von der er sehr schwärmte. Wir stellten fest, dass eine solche „Didge-Show“ am selben Abend stattfinden würde und beschließen daher endgültig, noch eine Nacht zu bleiben. Alice Springs gefällt uns ganz gut und ein Tag Pause ist auch nicht zu verachten. Da die Stadt immer noch weitgehend schläft, kehren wir erst mal zum Backpackers zurück Dort ist der Empfang bereits besetzt und wir fragen, ob für die nächste Nacht noch eine Übernachtungsmöglichkeit besteht. Ja, aber nur in einem Doppelzimmer. Na, besser kann es ja gar nicht sein. Wir buchen und beziehen das Zimmer gleich. Wir sitzen noch ein wenig in der nun langsam schon wärmenden Sonne und schauen einem einbeinigen Magpie zu, der sich auf dem Gelände sein Futter zusammensucht. Ein Kumpel flötet derweil in einem der Eukalyptusbäume.


Morgensonne am Todd-River


Lange Roadtrains – ist noch gar nicht so lange her.


Henny vor Andrews Didgeridoo-Shop


Alles noch ruhig auf der Todd Mall


Auf dem Rückweg kommen wir noch mal über den Todd-River


Im Backpackers ist immer noch Ruhe, aber viele haben ihre Schlüssel schon abgegeben


In der Morgensonne


Einbeinige Magpie-Lark


Über die Undoolia-Road kommen wir nun von Norden her zu unserem zweiten Rundgang nach Alice herein. Gleich hinter der Alice Plaza sitzen wir auf der Straße, schauen dem mittlerweile geschäftigen Treiben zu, das aber dennoch eine gewisse Gelassenheit ausstrahlt, und trinken einen Cappuccino. Zwei berittene Polizisten kommen durch die Fußgängerzone. Auch sie haben Zeit und halten hier und dort ein Schwätzchen. Es geht lebhaft zu, aber nicht hektisch – keiner schubst oder drängelt. Auf Plätzen und Grünstreifen sitzen Gruppen von Aboriginals herum. Bis auf wenige Ausnahmen beobachten wir keine Kontakte zwischen Weißen und den Ureinwohnern. Verhalten und Auftreten der Aboriginals sind für uns sehr ungewohnt, anders.


Cappuccino in der Sonne auf der Todd Mall


Besuch von kleinem Aboriginal


Berittene Polizeistreife


Gruppe von Aboriginal People im Park


Gleichberechtigung, zumindest auf den Schildern (links ist die Flagge der Aboriginal People)


Immer sehr beliebt: Apfelstrudel


Bei Weißen nicht immer beliebt: Aboriginals


Cooler Typ


Wenn Australien von der Ostküste ins Northern Territory kommen, so witzeln sie: „Man muss die Armbanduhr zwar nur eine halbe Stunde zurückstellen, die innere Uhr aber um ein halbes Jahrhundert.“ Sie spielen damit auf die Aboriginal People an, aber auch auf die in ihren Ansichten weit zurück gebliebenen Farmer. Wie wir erfahren, wurde 1976 mit dem Aboriginal Land Rights Act alle Reservate und Ländereien der Missionen eventuellen Besitzansprüchen der Aboriginals überstellt. Ein Bloke (ein in Australien geläufiger Ausdruck für den Mann bzw. den einfachen, bodenständigen Mann von der Straße – das weibliche Gegenpart ist die Sheila) erklärt, dass im Unterschied zu den anderen australischen Staaten den Aboriginals hier das Recht eingeräumt wurde, auf jedes Stück Land Anspruch zu erheben, zu dem sie eine Beziehung von Alters her nachweisen können, es sei denn, das betreffende Gebiet ist bereits verkauft, verpachtet, besiedelt oder für andere Zwecke fest verplant. Obwohl sie nur ein Viertel der Bevölkerung des Territory ausmachen, gehört ihnen 50 Prozent des Landes.
Wir werfen vorsichtig ein, dass die Aboriginals doch eigentlich zuerst auf diesem Kontinent anwesend waren.
Nein. Nach englischem Recht ist Australien Terra nullus gewesen, ein unbesiedeltes Land und es konnte damit in den Besitz der Krone genommen werden. Aboriginals haben keine erkennbaren Formen sozialer Ordnung, kein Rechtssystem und kein Eigentum. Deswegen haben sie auch kein Recht auf Land.

Wir erleben erstmalig, wie unversöhnlich sich die Kulturen noch gegenüber stehen können.



Wir holen uns gegen Mittag ein Baguette bei Subway und kommen dabei an einem Wegweiser vorbei: 14.102 km bis Berlin – aber wer will da schon hin? Lieber nehmen wir die Suzukis und fahren aus Alice raus zum Dessert Park. In einem überschaubaren, aber dennoch großzügig angelegtem Areal vor den 300 Meter hohen Klippen der Macdonnell Ranges bekommt man dort auf einem Rundweg die Vegetation der unterschiedlichen Bereiche Zentralaustraliens gezeigt, schön gemacht und mit viel Hintergrund-Information. Besonders nett finden wir, dass sie uns Kopfhörer geben. Über eine kleine Fernsteuerung gibt man Zahlen ein, die auf Schildern zu sehen sind. Daraufhin wird einem das, wovor man gerade steht, über den Kopfhörer in Deutsch erklärt. In dem Park treibt sich auch allerlei Viechzeugs herum, so z.B. außerordentlich faule Rotrücken-Kängurus.


Faule Rotrücken-Kängurus, das größte existierende Beuteltier

Interessant finden wir die Informationen über das Spinnifex-Gras, welches stark harzhaltig ist und sich, wenn es trocken wird, durch vom Wind herbeigeführte Reibung der Halme untereinander selbst entzünden kann. Durch das Herz brennt es lichterloh und löst auf diese Weise Buschbrände aus. Das ist ein Kreislauf der Natur: Die durch den „Selbstmord“ des Spinnifex-Grases ausgelösten Brände reinigen die Landschaft von abgestorbenen Pflanzen und die Asche düngt den Boden, so dass wieder neue Vegetation gedeihen kann. Da Australien keinen natürlichen Großtierbestand hat, der durch das Fressen der Pflanzen und seine Ausscheidungen den Boden düngt, ist dies ein Ersatz. Die Natur ist schon wunderbar.
Tritt diese Selbstreinigung nämlich nicht in Kraft, wie das auf kultiviertem Weideland der Fall ist, so sammeln sich große Mengen von abgestorbenem Pflanzenmaterial an, Geäst und Laub und ganze Bäume, die dann, wenn sie entzündet werden, aufgrund ihrer Masse zu verheerenden Buschbränden führen, während die kleinen Brände, die regelmäßig durch das Spinnnifex ausgelöst werden, immer lokal beschränkt bleiben und nur die Bodenvegetation reinigen, wobei große Pflanzen aufgrund der Struktur ihrer Stämme dies überleben und neu austreiben.
Heute hat man das erkannt und auch von den Aboriginals gelernt, und setzt das Legen von begrenzten Buschbränden bewusst zur Regeneration der Vegetation ein.


Spinnifex-Gras

Nach so viel Nachhilfe in Sachen Natur darf es zur Abwechslung etwas Technisches sein. Wir fahren aus Alice ein Stück heraus und kommen zum National Museum of Transport, das sich mit Eisenbahn und LKW beschäftigt. Der Nutzfahrzeugbereich ist sehr umfangreich und wird auf einem weitläufigen Gelände präsentiert. Aufgrund des Wetters geschieht dies meist im Freien. Auf dem Gelände ist auch eine Halle des in Australien produzierenden LKW-Herstellers Kenworth, in dem die aktuelle Modellreihe ausgestellt ist und in der auch Händlerschulungen stattfinden. Erst dachten wir, das es sich um eine Kenworth-Oldtimerausstellung handelt, denn die aktuelle Produktion besteht hauptsächlich aus den konventionellen Modellen mit den langen, riesigen, kantigen Schnauzen mit dem verchromten Kühler, hoch wie ein Scheunentor – wahrhaft imposante Fahrzeug mit teilweise über 600 PS.


Lokomotive des alten Ghan


Halle im National Museum of Transport


Kleine Laster und …


… große Laster

Nach so viel „Kultur“ fahren wir wieder zurück zum Backpackers, planen die Route für den nächsten Tag und kaufen im Supermarkt ein. Die Preise sind hier relativ normal, die Auswahl lässt keine Wünsche offen.

Inzwischen ist der Abend gekommen und ein letztes Mal machen wir uns vom Backpackers auf den Weg in die Stadtmitte, um das Didgeridoo-Konzert bei Andrew Langford zu besuchen. Wir waren begeistert. Erstaunlich, was man aus einem simplen, von Termiten ausgehöhlten Stück Eukalyptusholz herausholen kann. Andrew gelingt es, sowohl die verschiedensten Stimmungen wie Sonnenuntergang, einen Flusslauf oder auch nur den Wind einzufangen, als auch Situationen wie zum Beispiel einen Flugzeugflug wiederzugeben. Hier ein Youtube-Filmchen, dass einen kleinen Einblick ermöglicht: http://www.youtube.com/watch?v=OwviDgP0eAE
Es hatte sich gelohnt, dieses Konzert aufzusuchen.


Im Didgeridoo-Laden von Andrew Langford


Andrew spielt Didgeridoo

Nach einem Feierabendbier im Hof des Backpackers, wo es bald schon empfindlich kühl wird, und ein paar Tagebucheintragungen, liegen wir um 10 Uhr schon im Bett.

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Seite 146-156, Tag 12, AliceSprings.pdf
Falcone Offline




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11.12.2010 12:09
#29 RE: Falcones Reisen: Australien 2010 - purkarari ruutu - mantangka ankula Antworten

13. Tag, Samstag, der 17.7.2010

PDF-Datei mit Text und Bildern unten im Anhang

In unserem kleinen Backpacker-Doppelzimmer war es in der vergangenen Nacht nicht so kalt wie in der vorherigen, zumindest haben wir nicht gefroren. Draußen sah das anders aus: Eis liegt wieder mal auf den Motorrädern, um halb Acht hat das Thermometer die Null Grad noch nicht überschritten – trotz Sonne. Ich schaue noch mal nach den Ketten und wollte sie ggf. nachspannen – ist aber alles ok. Also nur etwas Spray. Wir packen in Ruhe und essen noch ein paar Cornflakes und dazu einen Caro-Kaffee, den wir in der Küche vorfinden.
Um 8.50 geht es los, bei inzwischen schon 11 Grad. Geht doch!
An der Tankstelle am Ortsausgang von Alice Springs staune ich nicht schlecht, als das Zählwerk auf der Zapfsäule auf 500 Liter steht – da war doch nur ein ganz normaler Toyota 4WD vor uns gewesen. Die Outback-Jungs haben offensichtlich große Tanks montiert.
An der Nachbarzapfsäule fährt eine schicke, ältere Lady mit einem Eldorado-Cabrio vor, auf dem Kennzeichen steht „Goodfather“. Womit die sich den wohl verdient hat?
Ich gebe das Etappenziel ein – das Navi zeigt an, dass wir in 886 Kilometern links abbiegen sollen. „Erinnere mich übermorgen dran, dass wir links abbiegen“, sage ich grinsend zu Henny


Frostiger Morgen


Manche Fahrzeuge haben noch größere Tanks als wir!


Vielsagendes Kennzeichen

Gleich auf der Ausfallstraße hinter Alice Springs geraten wir in einen Stau. Ich fahre ein Stück nach links raus und sehe einen Schwertransport, der derart große Muldenkipper transportiert, dass die gewiss nicht schmale Straße über beide Spuren blockiert ist. Nach ca. 20 Kilometern können wir endlich vorbeifahren.


Stauverursachung wegen …


… etwas Überbreite.

Der Stuart Hwy, den wir drei Tage zuvor in Erlunda verlassen hatten, bringt uns nun wieder in Richtung Norden. Irgend einen Unfall mit einem Cola-Laster muss es gegeben haben, denn auf einmal liegen Unmengen von Cola-Dosen links neben der Straße.
Ich halte an, es könnten ja noch volle darunter sein. Aber da waren wohl schon andere drauf gekommen. Obwohl viele Dosen auf den ersten Blick völlig unbeschädigt aussehen, sind keine vollen mehr dabei. Schade.


Große, lange Pfützen säumen beidseitig die Straße, fast schon kleine Überschwemmungen. Der Regen war also auch hier durchgekommen. Die Vegetation ist bestimmt dankbar dafür.
Nach etwa 150 Kilometern steht ein riesiger Aboriginal-Krieger mit Speer neben der Straße.
Es ist eine von zwei Statuen, die man am Aileron Roadhaus, das etwas abseits des Highway liegt, sehen kann. Wir biegen zu dem Roadhouse ab, und als wir die Motoren abstellen, hören wir über das gesamte Gelände lauten Rock´n´Roll schallen. Henny fängt spontan an zu tanzen. Tolle Stimmung hier.
Als nächstes empfangen uns zwei bunt bemalte Warrane.
Das Roadhouse macht einen netten Eindruck, hübsch gebaut mit rundem Dach über den Zapfsäulen, eine Reihe von Fahnenmasten mit den Flaggen der australischen Bundesstaaten und ein schönes alten Windrad laden zum Verweilen ein, was wir dann auch gerne annehmen. Unter den Bäumen sitzt eine Gruppe Aboriginals, andere kommen im PickUp und kaufen 30er-Kartons mit Bierdosen.
Beim Verlassen von Aileron kommen wir noch an der zweiten riesigen Aboriginal-Statue vorbei, die eine Frau mit Kind darstellt.


Leider keine mehr voll!


Viel Wasser beidseitig der Straße


Aboriginal-Krieger vor Aileron Roadhouse


Henny tanzt Roch´n´Roll am Aileron Roadhouse


Aileron Roadhouse


Warran-Empfangskommitee


Flaggen der Bundesstaaten – etwas gerupft.


Auch eine Gruppe Aboriginals genießt den Tag


Aboriginal-Frau auf Suche nach Tucker


Bis Ti-Tree, dem nächsten Roadhouse, sind es nur gut 60 Kilometer. Als wir dort ankommen, stehen dort bereits die beiden Schwerlasttransporter mit den gewaltigen Muldenkippern. Sie müssen auf dem Highway an uns vorbeigefahren sein, als wir in Aileron rasteten. Demnach sind sie ziemlich flott unterwegs. Wir halten an, denn ich möchte ein paar Fotos von den Kolossen machen. Henny hat währenddessen Kontakt zur einheimischen Fauna aufgenommen. Sechs halbwilde Dingos hören ihr andächtig zu, als sie vom Hundeleben in Deutschland berichtet, und es schüttelte die Tiere ein wenig, als sie vom deutschen Wetter spricht. Dass sie dabei einen Keks aß, hat diese Wildhunde sicher nicht interessiert.
Hinter Ti-Tree ändert sich die Landschaft. Das Buschwerk nimmt zu und es sind hin und wieder Tafelberge in Sichtweite. Auch Termitenhügel werden häufiger, teilweise sind sie sogar um die Leuchtpfosten der Straßenbegrenzung herum gebaut.


Ti-Tree Roadhouse


Alte Bekannte mit …


… mächtiger Zugmaschine.


Henny und Dingo-Bande


Wieder auf dem Stuart Hwy – im Hintergrund Mt. Stuart


Termiten arrangieren sich mit neuzeitlichen Errungenschaften

Nach knapp hundert Kilometer führt die Straße zum nächsten Roadhouse: Barrow Creek
Nein, sorry, kein Roadhause – Barrow Creek nennt sich "town" – allerdings nur mit 11 Einwohnern. 1872 wurde hier eine Telegraphenstation erreichtet, deren Gebäude heute auch noch steht. Im Zweiten Weltkrieg bekam der Ort noch mal Bedeutung als Militärlager auf dem Weg von Alice Springs nach Norden zur nächsten Eisenbahn-Station. Es gab hier aber schon immer Probleme mit der Wasserversorgung, so dass Barrow Creek nie so recht prosperierte. Traurige Berühmtheit erlangte der Ort durch diverse Massaker am Aboriginal-Stamm der Kaytetye, die seit 40.000 Jahren hier lebten und sich auch nicht vertreiben lassen wollten. Sie begannen sich zu wehren, als die Siedler ihnen durch Zäune den Zugang zum Wasser versperrten.


Auf dem Weg nach Barrow Creek

Direkt zur Tankstelle, an der der Zahn der Zeit wahrlich genagt hat, gehören ein Pub und ein „Hotel“, die beide seit 1926 nahezu unverändert geblieben sind. Hier ist Outback pur. Fliegen summen, die Luft steht, Aboriginals sitzen unbeweglich im Schatten und die wenigen anderen Menschen bewegen sich sehr, sehr langsam. An der alten Zapfsäule hängt ein Pappschild: „Bitte vor dem Bezahlen den Betrag ablesen“. Hier hat man noch Vertrauen.
Innen lesen wir: „Bloody hell, Barrow Creek, the home of bullshit and beer.“


Downtown Barrow Creek


Veranda vor Barrow Creek Hotel und Tankstelle


Hier ist die Welt noch in Ordnung!


Aufkleber

Wir begeben uns auf eine Zeitreise. Die Wände hängen voll von alten Fotos, überall steht etwas herum. Schon Antik oder noch Gerümpel? Das ist nicht mehr auseinander zu halten. Vieles erinnert an die Zeit des Weltkrieges, als hier wohl der Bär steppte. Wir zapfen uns einen Kaffee aus dem Warmhaltepott und schauen uns um, erst drinnen, dann draußen. Schnell kommen wir zu dem Schluss, dass hier der Müll sicher nur einmal im Jahr abgeholt wird, und das muss das letzte Mal ungefähr vor 360 Tagen gewesen sein. Zwei mächtige Generatoren brummen und versorgen die Station mit Strom. Die Dieselzapfsäule hat auch schon bessere Tage gesehen. Trotzdem, der Ort hat etwas anheimelndes, wir bleiben letztendlich eine ganze Weile hier kleben.
Währenddessen kommen auch die beiden Muldenkippertransporter wieder weit draußen auf dem Highway vorbei.


Barrow Creek Hotel


Hotel-Lobby Barrow Creek


Heimatmuseum Barrow Creek


An der Bar


Die Stromversorgung von Barrow Creek


Backyard


Barrow Creek Entsorgungszentrum


Dieselzapfsäule


Die Schwerlaster holen uns ein


Historische Telegraphenstation von 1872 bei Barrow Creek



Fast hundert Kilometer weiter nördlich überqueren wir die Bahntrasse des Ghan. Wir halten auf der Brücke und schauen eine Weile den Schienen hinterher, die sich schnurgerade in der Ferne verlieren. Es hat etwas zeitloses.


Der Stuart Hwy nach Norden …


… kreuzt die Trasse des Ghan auf ihrem Weg nach Süden. Leider hatten wir nicht das Glück, den Ghan zu sehen - wen wunderts, kommt er doch nur ein Mal pro Woche durch.



Kurze Zeit später wird auf einem Schild am Straßenrand vor UFOs gewarnt. Sicherheitshalber klappen wir mal die Sonnenvisiere runter, man kann ja nie wissen.


UFOs!

Und tatsächlich, die Gegend um das nächste Roadhouse Wycliff Wells ist sehr bekannt für die dortigen UFO-Aktivitäten und nimmt in einem weltweiten Ranking der Häufigkeit von UFO-Sichtungen Platz 5 ein. Entsprechend voll mit Zeitungsausschnitten sind die Wände der Bar und des Restaurants. Auch außerhalb finden sich Graffitis mit Aliens und auch extraterrestrische Figuren. Wycliff Wells lebt die Außerirdischen.
Wir mieten uns einen Dogger, also wieder mal so eine Wellblechbüchse, allerdings für kommode 40 $. Und dafür gibt es neben Stockbett sogar einen kleinen Schrank und eine Ablage, auf die alle unsere Koffer passen. Luxus!


Dogger in Wycliff Wells


Luxus-Interieur!

Es ist noch früh am Tage und so fahren wir ohne Gepäck weiter nach Norden, wo in etwa 20 Kilometer Entfernung eine eigenartige Gesteinsformation auf uns wartet: Die Devils Marbles oder Teufelsmurmeln.


Devils Marbles

Die Aboriginals nennen sie Karlwekarlwe: Nach ihrer Überlieferung handelt es sich bei den Felsen um die Eier der Regenbogenschlange aus der Traumzeit. Die Stätte spielt daher in den Zeremonien und Legenden der Ureinwohner eine sehr große Rolle. Sie sind davon überzeugt, dass Wesen aus der Traumzeit in den Höhlen unter Steinen wohnen.
Da es aber keine Hinweise gibt, dass man diesen Bereich nicht betreten soll, erkunden wir ihn ausgiebig, klettern durch und auf den riesigen Felskugeln herum und steigen immer höher, von wo wir einen tollen Ausblick über das weite Land haben. Die eigenartige Form der Granitkugel entsteht durch eine besondere Form der Erosion, der sogenannten „Wollsackverwitterung“.
Den Aboriginals ist es sehr wichtig, dass keine Steine in ihrer Lage verändert oder gar mitgenommen werden. Nun, dazu sind sie uns auch zu schwer.
Wir sind fast alleine auf weiter Flur, nur ein deutsches Ehepaar mit zwei Töchtern hält für eine Weile an. Die beiden Mädels schauen sich eine Infotafel an, vor der ich auch gerade stehe, und plärren lautstark Dinge in die Welt, die sie sonst sicher nicht so erzählen würden. Ich kann es mir nicht verkneifen, sie auf Deutsch zu fragen, wo sie denn herkommen. Knallrot werden und weglaufen war eins.
Im Spinnifexgras beobachten wir Wachteln, die man kaum sieht, so fein tarnt sie ihr gestreiftes Gefieder.


Ganz schön groß, diese Teufelsmurmeln


Ideales Klettergebiet, doch man …


… man darf sie nicht …


… anschubsen, sonst …


… liegen bald alle unten.


Uuups, jetzt hab ich eine kaputt gemacht!


Wunderschöne Farben und …


… immer neue Konfigurationen lassen uns …


… immer wieder …


… staunen.


Und von ganz oben hat man …


… einen tollen Ausblick über das weite Areal der Devils Marbles.


Auf dem Weg nach unten.


Auf Termitenhügel im Spinnifex-Gras. Ich bin aber nicht alleine, denn …


… wer findet die Wachtel?


Auf dem Rückweg fotografieren wir noch ein paar Gebrauchtwagen und einen alten Motor, der, auf ein Fahrgestell montiert, am Wegrand steht.


Fast neu!





Zurück in Wycliff Wells kommen wir gerade zurecht, wie ein silbern glänzender Road-Train Benzin anliefert.

Wir schauen uns noch etwas auf dem Campground um, wobei wir auch immer wieder auf Aliens stoßen. Im kleinen Restaurant im Tankstellengebäude essen wir Huhn und Känguru, jeweils mit Pommes. Und ich kann ein altes Australisches Kennzeichen für meine Sammlung ergattern.


Ein schöner Platz auf dem Campground oder …


… oder vor unserem Dogger.


Ein verträumter Billabong steht im Gegensatz …


… zur Toilette für Aliens.


Abendessen mit Nummernschild

In der einsetzenden Dämmerung besuchen wir noch ein Pärchen auf Kawasaki-Choppern, die uns zum Bier eingeladen haben und sitzen dort noch bis in die Dunkelheit, tauschen Reiseerfahrungen aus, unterhalten und über dass Motorradfahren in Australien und in Europa und beantworten Fragen nach unseren Kombis, den solche Multifunktions-Textilklamotten sind in Australien scheinbar unbekannt.
Aber um halb neun liegen wir schon im Bett.


Tag 12, Alice Springs – Devils Marbles – Wycliff Wells Roadhouse (428 km)

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Seite 157-180, Tag 13, ASprings-WycliffWells-DevilsMarbles.pdf
Falcone Offline




Beiträge: 113.813

12.12.2010 09:11
#30 RE: Falcones Reisen: Australien 2010 - purkarari ruutu - mantangka ankulu Antworten

14. Tag, Sonntag, der 18.7.2010

PDF-Datei mit Text und Bildern unten im Anhang

Wir stehen kurz nach sieben auf. Die Sonne schaut zur gleichen Zeit über den Horizont. Es ist nicht mehr so kalt. Zur Abwechslung gibt es zum Frühstück mal Müsli mit Nescafé. Als wir uns noch damit beschäftigen, fährt unsere Bekanntschaft vom vorherigen Abend, Steven und Jane, mit ihren Kawasakis schon zum Ausgang des Campgrounds. Sein Motorrad zieht einen Hänger mit ihrer ganzen Campingausrüstung hinter sich her. Wir bedauern, uns nun gar nicht mehr von ihnen verabschiedet und auch kein Foto gemacht zu haben. Schnell drücke ich noch mal auf den Auslöser der Kamera und mache wenigstens noch ein Bild aus der Ferne.


Ein schnelles Foto von unserer Reisebekanntschaft


Wycliff Wells – ganz im Zeichen der Ausserirdischen


Um neun brechen wir auf nach Tennant Creek. Dem Ort geht der Ruf voraus, dass man dort besser auf seine Siebensachen aufpassen soll, denn dort seien relativ gesetzlose Zustände, bedingt durch seine wichtige Position als Kreuzung auf dem Nord-Süd-Highway und den Ost-West-Tracks und der dort auch angesiedelten Minenindustrie. 30 Prozent der gut 3000 Einwohner sind zudem Aboriginals, was viele Weiße gleich in eine ablehnende Haltung gehen lässt. Die Berkley Tabellands reicht von hier bis nach Queensland im Osten und gelten als eines der größten Weidegebiete, etwa so groß wie Großbritannien, mit den größten Farmen Australiens. Westlich grenzt die Tanami Wüste an.

Tennant Creek etabliert sich zwar zunehmend als Touristenziel, auch oder gerade wegen der Indigenen Bevölkerung, andererseits erzählen die Einheimischen sofort von dem Familienkrieg im vergangenen Jahr, der zur Straßenschlacht eskalierte und in dem die Beteiligten mit Messer, Schlagstöcken und Bumerangs aufeinander losgegangen sind.
Nun, davon bekommen wir nichts mit, wir müssen nicht mal tanken und die Geschäfte, von denen sich einige an der Straße befinden, haben am Sonntag sowieso alle geschlossen. Der Ort wirkt auf uns wie ausgestorben und so fahren wir nach einem kurzen Stopp an einer Tankstelle gleich weiter.
Der Kontrast ist groß: Im nicht weit entfernten Barrow Creek konnte man noch den Spritpreis selbst ablesen und dann drin bezahlen, hier muss man erst den Ausweis drin abgeben, bevor die Pumpe freigeschaltet wird.
In Erinnerung bleibt uns von Tennant Creek eigentlich nur noch ein Pferd, das schon bessere Tage gesehen hatte.




Erinnerungen an Tennant Creek

In den Tablelands sind die Büsche wieder deutlich weniger geworden, dafür nehmen die Termitentürme zu. Das Land ist karg.


Termitentürme


Bald halten wir aber wieder an, und zwar am Roadhouse Threeways, da, wo der Barkly Highway nach Osten abzweigt. Hier ist viel LKW-Verkehr und irgendwie sieht das ganz interessant aus. Eine Junktion voller Leben. Und uns ist es jetzt auch nach einer Kaffee-Pause.
Wir sitzen auf einer Terrasse vor einer Wand mit einem großen Road-Train Gafitti und beobachten das Kommen und Gehen. Aus Osten aus dem Weideland kommen mehrere Vieh-Transporter. In der Bar sind an der ganzen Wand Kennzeichenschilder aus allen Bundesstaaten aufgehängt, dazu Fotos von den Trucker-Stammgästen.


Threeways Roadhouse


Threeways – Selbstbewusste Landkartendarstellung


Roadtrains in Threeways


Wandmalerei – Das Roadhouse steht ganz im Dienste der Trucks, denn…


… vor allem die Viehtransporte aus dem Farmland im Osten treffen hier ein.


Trucker-Stammgäste hinterlassen Fotos und Kennzeichen an der Bar.



Auf einmal nähert sich ganz eindeutig der Klang eines Königswellenmotors. Ein Bentley von 1924 biegt ein. Und dann noch einer, noch einer und noch einer! Ein traumhaftes Bild – ich kann mich gar nicht satt sehen. Diese alten Cricklewood-Boliden sind einfach wunderschöne Fahrzeuge mit einem traumhaften Klang aus ihren armdicken Auspuffrohren. Pilotiert werden sie von vier Paaren, alle fortgeschrittenen Alters, ganz Gentleman und Lady. Drei stammen aus Australien, einer aus England. Sie machen eine Tour von Perth im äußersten Westen über Darwin bis nach Brisbane ganz im Osten – teilweise sogar über Pisten. Schade, dass sie uns nicht auf einer solchen Piste begegnet sind. Es wäre sicher ein unvergesslicher Anblick gewesen: Vier Bentleys donnern durch die Wüste und ziehen im Sonnenuntergang Staubwolken hinter sich her …
Ein Magpie weckt mich aus der Tagträumerei. Er hüpft heran und pickt sich frech die toten Insekten aus dem Kühler eines Bentley. Ein Pragmatiker.
Dann brüllen die Motoren wieder auf, und die Boliden verlassen röhrend das Roadhouse.
Noch lange denke ich an die schönen Wagen, während wir die 140 Kilometer zum nächsten Roadhouse Renner Springs zurücklegen


Bentleys treffen ein


Die Tanks der Boliden werden gefüllt, während sich …


… ein Magpie die Fliegen aus dem Kühler pickt.


Und da fahren sie hin …



Nach einer Stunde kommen wir am Lake Woods vorbei, den wir in der Ebene aber kaum ausmachen können. Ein Weg führt nicht hin. Der See ist je nach Wasserstand zwischen 350 km² und bis zu 1000 km² groß, also dann doppelt so groß wie der Bodensee.


Wieder auf dem Stuart Hwy, irgendwo am Lake Woods

Wir überholen einen großen Trupp Radfahrer, die auf dem Stuart Highway unterwegs sind. Inzwischen ist es schon richtig heiß. Verrückte Burschen.

In Renner Springs sind wir ganz froh, etwas in den Schatten zu kommen. Das Thermometer zeigt 29 Grad. Wir trinken kalte Cola, essen Toast und Pie und ich halte ein kleines Nickerchen. Geweckt werde ich durch die eintreffenden Radfahrer, die, wie überall auf der Welt, auch nach der größten Anstrengung immer noch ununterbrochen schnattern können. Eine Kuh schaut sich die ganze Szenerie an.
Renner Springs macht übrigens am Highway schon Reklame dafür, dass es hier einen Internet-Hotspot gibt. Viel interessanter ist jedoch eine hübsche Frau, die unter einem Baum sitzt und gut Gitarre spielt. Sie gehört zu einem Konvoi von Geländewagen mit Anhängern, die auf die alte Barkly Stock Route, eine Wüstenpiste, wollen.
Um 15 Uhr, bei immer noch 29 Grad starten wir wieder. Wir wollen noch ein Stück weiter auf dem Stuart nach Norden fahren.


Renner Springs


Mittagessen mit Toast und Pie, und …


… danach ein verdientes Päuschen bis …


… auf einmal alles voll mit Radfahreren ist.


Interessierte Kuh


Ungewöhnliches Verkehrsschild


Die Gitarrenspielerin gehört zu …


… zu einem 4WD-Konvoi, der auf die Barkley Stock Route will.


In Elliot rollen wir an die Tankstelle. Dort gibt es zwar kein Benzin, aber sehr viele Pfauen. Wir machen Pause, trinken „Paul´s Iced Coffee“ aus dem Tetrapack und knöpfen dann endgültig das Futter aus unseren Jacken, das wir bisher immer noch gebraucht haben. Von den umstehenden großen Bäumen nehmen wir eine uns unbekannte kugelige Frucht mit, hart wie eine Nuß.


Elliot General Store und Tankstelle


Trotz der langsam unangenehm werdenden Temperatur …


… ist alles voller Pfauen.


Hmmmm! Pauls Iced Coffee!



Einige Zeit später überholen wir auf dem Highway einen einsamen Holländer auf seinem Fahrrad.
Die Hitze nimmt noch zu mit jedem Kilometer nach Norden, und zwar erstaunlich stark. Im 100 Kilometer entfernten Dunmarra sind es schon 30°, obwohl Spätnachmittag.
Hier beschließen wir zu bleiben. Ziemlich genau 500 Kilometer auf einem wenig spannenden Highway liegen hinter uns. Wir bekommen eine einfache Cabin mit Klimaanlage für 85 $ die Motorräder stehen direkt davor und wir packen erst mal etwas um. Der markante Temperaturanstieg am heutigen Tag hat gezeigt, dass wir jetzt in den tropischen Norden kommen. Uns wurde gesagt, dass zwischen Nachtfrost und heißen Nächten keine 200 Kilometer liegen. Und die waren heute ein Teil unserer Tagestour. Membran, Futter, Pulli und dicke Socken brauchen wir nicht mehr. Die Winterausrüstung wandert in einen Packsack, der noch auf meiner Sitzbank Platz findet.


Unsere Cabin in Dunmarra


Umpacken ist angesagt – die Winterklamotten können weg!


Dann schmeißen wir die Klimaanlage an und gehen, während das Zimmer gekühlt wird, in die Bar. Hier treffen wir auf einen alten Trucker, der einen Phyton um den Hals trägt.
Mit zwei Bier und zwei Pies setzen wir uns auf eine Veranda. Ein Truck kommt gefahren und hat ein komplettes Haus, in zwei Teile zerlegt, auf den Ladeflächen.
Gegenüber sehen wir den ersten Baobab-Baum mit seinem charakteristischen, flaschenförmigen Stamm. Ein Windrad dreht sich quietschend. Langsam senkt sich der Abend über die Wüste. Unter einem großen Sonnenschutzdach wird im Freien ein Film vorgeführt, den sich eine Gruppe von Rentnern ansieht, die im Bus angereist sind. Auch den Fahrrad fahrenden Holländer treffen wir noch kurz an seinem Mini-Zelt – aber er hat leider eine Einladung zum Abendessen, von der wir ihn nicht abhalten wollen.


Ein Trucker mit seinem Haustier


Umzug auf australische Art


Der erste Boab (Baobab), den wir sehen.


Abend in Dunmarra

Wir gehen kurz nach Einbruch der Dunkelheit ins Bett. Am nächsten Tag wollen wir früh aufbrechen. Es verspricht ein heißer, staubiger Tag zu werden – wir wollen auf dem Buchanan durch die Tanami-Wüste.

Tag 14 Wycliff Well – Dunmarra (496 km)

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Seite 181-194, Tag 14, WycliffWells-Dunmarra.pdf
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