16. Tag, Freitag, der 31.7.09 Burntisland – Edinburgh – Burntisland
Das Frühstück konnten wir auf Wunsch zusammenstellen und wir verzichteten mal auf das english, pardon, scottish breakfast und bestellten homemade muesli, beens on toast with baked tomatoes and mushrooms, dazu Melonenstreifen, frischen Saft und zum Nachtisch ein Omelett mit Marmelade gefüllt. Toast mit jam and marmelade gab es obendrein.
Es war an diesem Tag relativ warm, und so zogen wir uns legere an, d.h. wir fuhren in Jeans und leichten Schuhen nach Edinburgh über die große Brücke über den Firth of Fort, die inzwischen keine Gebühren mehr kostet. In der Stadtmitte fanden wir problemlos einen Parkplatz in der Nachbarschaft einer völlig verwahrlosten BMW RS, nachdem wir diverse Baustellen umschiffen mussten.
Motorradparkplatz mitten in Edinburgh (über dem Bahnhof, North Bridge)
Nun begannen wir unseren Rundgang über die Princes Street, nicht ohne gleich über einen Dudelsäckel zu stolpern, der mit grauseligen Geräuschen die Menschen vertrieb und dafür gerne noch Geld gehabt hätte. Die Princes Street überzeugte durch Geschäfte mit ausgewähltem und geschmackvollem Angebot und durch interessante Technik auf der Straße bei unvergleichlich romantischem Ambiente.
Geschmackvoll gestaltete Läden
Malerischer Blick von der Princes Street auf die Burg
Hochwertige Angebote in ausgesuchtem Ambiente
Romantischer Blick über die Princes Street.
Kurz, wir waren sehr angetan von Edinburgh und beobachteten am Ende der Princes Street den Portier des Caledonian Hotels, der den Gehsteig vor dem Haus alle paar Minuten penibel von jedem Stäubchen befreite. Am Shandwick Place, am Peace and Justice Resource Center nahmen wir dann einen Kaffee in der Nachbarschaft von ein paar Grabsteinen.
Sysiphos-Arbeit vor dem Caledonian
Kaffee-Pause
Peace an Justice Resource Center
Frisch gestärkt fassten wir die Burg ins Auge und wagten den Aufstieg.
Die Burg – da müssen wir jetzt hin (das rechts soll angeblich kein Plattenbau sein!).
Voraussichtliche Meteor-Einschlagstellen wurden von den fürsorglichen Edinburghern schon mal abgesperrt.
Schöne, klar gegliederte Bauten am Wegesrand erfreuten unsere Augen.
Die Burg kommt näher
Auch sie besticht als architektonisches Highlight.
Vor allem der Vorplatz war sehr anheimelnd.
Vor dem Eingang häuften sich fröhliche Touristen
Aber innen befiel uns dann im kuscheligen Gedränge lustiger, geschichtshungriger Besucher der Geiz angesichts der Eintrittspreise und wir besichtigten statt der Burg die Telefonzellen. Auch schön. Und überschaubar.
Sehr empfehlenswert und günstig: Telefonzellenbesichtigung.
Also verließen wir die Burg wieder und gingen nach Osten die Straße hinunter, vorbei an …
… spaßigen Spiegeln die Kings Mile und die High-Street hinunter.
Lauschige Hinterhöfe luden zum Verweilen ein, …
… und diverse Tourismus-Fachgeschäfte boten ausgewählte Waren feil. Natürlich auch Fudge, übrigens eine Spezialität der Gegend.
Ein aparter Gedanke ist auch das Anbieten von Fahrten im offenen Bus bei dem beständigen schottischen Wetter.
Diese Auslage dürfte einige begeistern, denke ich.
Für Fans des Whisky hier zur Orientierung und Wiederfindung ein Bild des dazugehörigen Gebäudes
Das enorm bildende Besichtigen von Telefonzellen machte uns immer wieder Spaß
Estrella-Fachgeschäft
Über die Jeffrey Street gingen wir wieder runter in den tiefer gelegenen Teil von Edinburgh und …
… beobachteten lustig bunte Eingeborene bei der Kontaktaufnahme mit ihren Mitbürgern und auswärtigen Freunden.
Vorbei an netten Pubs …
… kamen wir durch die wegen ihrer architektonischen Reize berühmten Rose Street und …
… durch hübsche Seitenstraßen, die dem Namen Edinburghs „The Rookie“ alle Ehre machten, in die …
… Geroge Street, wo wir dann einen Kaffee nahmen, der …
…allerdings schnell durch einen heftigen Regenschauer verwässert wurde.
Wir sprinteten in den Vorraum einer kleinen Bank …
… und beobachteten, wie draußen der Hund vor dem Regen unter die Beine seines Herrn flüchtete.
Lust auf eine Reise nach Edinburgh bekommen?
Why not?
Der Regen hatte sich so schnell, wie er gekommen war auch wieder verzogen, und bis wir wieder zum Motorrad kamen, waren die Straßen schon wieder abgetrocknet. Über den Firth of Fort fuhren wir zurück nach Cupar. Alles war fertig, die Suzi lief einwandfrei. Schweren Herzens ließ ich meine gute, alte Batterie zurück, sie nahm zu viel Platz weg, war schwer und die Auslaufgefahr war ja auch gegeben. Ein Fehler? Wir brachten die eingelagerten Koffer an, begutachteten noch einen spannenden Chopper und fuhren nach Burntisland in unser B&B.
Chopper in Cupar
Nach dem anstrengen Tag kam jetzt ein feiner Tee und ein kleiner Port dazu richtig gut.
Teatime
Blick in den Garten vor unserem Zimmer
Später gingen wir noch auf ein Bier in das benachbarte Lokal.
Im Haus sind Gäste, es ist daher ein klein wenig laut und ich habe ein freies Netz gefunden, so dass ich mal im W-Forum nach dem Rechten schauen kann. Außerdem planen wir die Tour für die nächsten Tage. Da wir Schottland bald verlassen werden und aber noch Zeit haben, wollen wir die Insel sozusagen komplettieren und Wales auch besuchen. Über den Laptop lässt sich das Navi schön programmieren. Der nächste Tag, nun wieder mit zwei Motorrädern, konnte kommen. Inzwischen war auch Ruhe im Haus, Zeit zum Schlafen!
Ich war vor ca. 12 Jahren in Edinburgh, da hat mir die Stadt eigentlich sehr gut gefallen, weil recht provinziell und beschaulich, aber was Du uns da zeigst ist ja wirklich zum abgewöhnen.
Lass dich nicht abschrecken! im Internet findest du ganz viele wunderschöne Bilder von Edinburgh. Aber ich werde nie ein Stadt-Freund werden. Und es ist nun mal eine Touristenmetropole. Deswegen habe ich mal ein paar "andere Motive" ausgewählt.
Ich auch nicht, gerade deswegen gefiel mir Edinburgh, weil es so einen "dörflichen" Charakter hatte. Die Touristenströme hielten sich auch in Grenzen, allerdings waren wir auch sehr früh im Jahr, im April. Bei unserem zweiten Schottlandbesuch 2008, fand ich das Touri Aufkommen allerdings schon sehr hoch und wir waren Ende September unterwegs, beim ersten Besuch waren nur in den Grapian Highlands Touristen anzutreffen, in den Northern Highlands war kein Schwein, entsprechend schwierig war's da auch ein B&B zu finden, 2008 wurde man auch in den Northern Highlands von Touristenbussen umzingelt.
Zitat Aber ich werde nie ein Stadt-Freund werden. Und es ist nun mal eine Touristenmetropole. Deswegen habe ich mal ein paar "andere Motive" ausgewählt.
Das war mir ja schon beim Anschauen der Bilder klar. Mir ist der Autor dieses Freds doch hinlänglich als "Stadthasser" bekannt.
Wahrscheinlich fand vor der Burg gerade das berühmte Edinburgh Festival statt, deshalb die Tribünen: Das Edinburgh Festival ist eine Ansammlung verschiedener Festivals im August und September jeden Jahres in Edinburgh, Schottland. Während der drei Festivalwochen werden mittlerweile rund zwei Millionen Besucher verzeichnet – dazu kommen über 100 Millionen Fernsehzuschauer weltweit allein für das Military Tattoo.
17. Tag, Samstag, der 1.8.09 Burntisland – Hawes, Yorkshire Dales, 360 km
Zum Frühstück bestellten wir heute pochierte Eier auf Toast und Johannisbeer-Crepes zum Nachtisch. Mit am Tisch saß ein junger Mann, der für ein paar Tage hier ausspannen wollte und Ruhe suchte. Wo er denn her käme? Aus Edinburgh. Aha. Doch so weit! Drollig sind sie schon, die Schotten. Wir verabschiedeten uns herzlich bei der Hausherrin.
Schottisches Wetter hatte uns wieder, Sonne und Regen wechselten sich ab, aber überwiegend war es doch eher grau und bewölkt auf unserer Fahrt in Richtung Süden. Wir kamen in die Scottish Borders in den Uplands, dem südöstlichen Bereich Schottlands. Eine ziemlich langweilige Gegend. Und kaum hatten wir uns versehen, waren wir in Coldstream und hatten Schottland schon wieder verlassen, indem wir den Fluss Tweed überquerten. In Coldstream hielten wir jedoch noch mal an, um einen letzten Kaffee auf schottischem Boden in einer gemütlichen Bar zu trinken. Als der Wirt sah, dass ich noch einige schottische Scheine im Portemonnaie habe, meinte er, dass wir in England Schwierigkeiten bekommen würden, die auszugeben. Schlitzohr!
Die letzte schottische Bar in Coldstream war …
… innen sehr gemütlich.
In Northumberland kamen wir in die Cheviot Hills, was viele grüne Weiden und viele Pferde bedeutete. Wir fuhren am und im Northumberland National Park entlang und machten bei Otterburn Rast auf einem Parkplatz, direkt am Zugang zu einem Militärgelände, wie sich herausstellte. Mir war schon zuvor aufgefallen, dass an Feldwegen, die von der Straße abgingen, regelmäßig rote Fahnen gehisst waren. Hier nun stand ein Schild, das darauf aufmerksam machte, dass diese Wege besser nicht befahren werden sollten, wenn die roten Fahnen wehen, weil man dann schnell ein Loch im Pelz haben kann. Überhaupt war es auf der gesamten Insel auffällig, dass es keine Verbotsschilder gibt, wie wir sie kennen. Die Schilder fordern vielmehr auf, das Richtige zu tun, indem sie auf mögliche Gefahren hinweisen. Man fühlt sich nicht gegängelt und bevormundet (bei uns zudem gerne im Befehlston), sondern entscheidet selbst. Das empfanden wir als sehr angenehm.
The Cheviot Hills an der Grenze Borders-Northumberland
Rast in Northumberland bei Otterburn
Warnschilder am Rastplatz
Rote Flagge – hier besser nicht entlang fahren!
Und hier werden rasende Lämmer eingebremst.
Weiter ging es auf kleinen Straßen bis uns eine Steinmauer rechts neben uns auffiel, die sich doch etwas von den anderen hier ja allüberall zu sehenden Feldeingrenzungen unterschied und sich seit einiger Zeit neben uns über die Hügel und durch ein Tal hin zog. Wir waren am Hadrianswall angekommen, der, genau wie der Limes in Deutschland, das römische Reich vor den garstigen Picten und Scoten aus dem wilden Norden schützen sollte. Der Wall verläuft zwischen Newcastle und Solway Firth von Küste zu Küste, nicht weit von der heutigen schottischen Grenze und wurde etwa im Jahre 120 gebaut. Wir hielten kurz und schauten uns den Wall an, in der Nähe gab es auch einen Parkplatz mit einem kleinen Info-Gebäude.
Der Hadrianswall schlängelt sich an der Straße entlang
Nun wurde es wieder deutlich bergiger, die Straßen schwangen in weiten Kurven und bald darauf kamen wir – mittlerweile in Cumbria - über einen Berg, den Hartside Summit. Wenn es nicht so nass und kalt gewesen wäre, hätten wir hier ein ideales Motorradrevier gehabt. Und auf dem Platz vor dem Berg-Restaurant "Hartside Top" standen auch ein paar Motorräder. Es war tatsächlich ein Motorradfahrer-Treffpunkt, der sich auch als Englands Highest Café bezeichnete (1909 ft, etwa 600 Meter). Auch wir kehrten ein, aßen ein Stück Kuchen und wärmten uns etwas auf. Schließlich war ja Hochsommer.
"Hartside Top"-Café
Hartside Summit
Von hier aus wurde das Land wieder ein klein wenig dichter besiedelt, wir kamen durch eine paar Ortschaften, waren aber immer noch auf kleinen Nebenstraßen unterwegs und erreichten so Hawes. Hier sah es so aus, als könne es ein B&B geben, nachdem wir schon etliche Meilen keines mehr gesehen hatten und etwas unruhig geworden waren. Hawes liegt mitten in den Yorkshire Dales, einem beliebten Reiseziel in England. Dale ist eigentlich Dänisch und bedeutet Tal – es ist also ein von vielen Tälern durchzogenes Hügelland, ideal zum Wandern und auch zum Motorradfahren ganz nett. Die Dales sind äußerst dünn besiedelt, entsprechend wenige Straßen gibt es, meist single track roads. Hawes liegt jedoch an der zweispurigen "Fernstraße" von Kendall in den Osten Englands, und so ist es eine kleine Markt- und ehemalige Bahnhofsstadt, die nicht unwesentlich vom Tourismus lebt. So nett der Ort auch auf den ersten Blick wirkt, so geschäftstüchtig ist man dort. Die Preise waren überall auffällig hoch. So mussten wir für unser einfaches Zimmer ganze 75 Pfund bezahlen, was die bisher teuerste Übernachtung war. Im Zimmer lag eine Speisekarte eines Restaurants aus, die sich recht vielversprechend las. Wir machten also einen kleinen Spaziergang durch den Ort und kehrten in dem ziemlich überschaubaren Restaurant ein. Innen gab es keine freien Tische, aber draußen war noch einer zu haben, sogar mit darüber hängendem Heizstrahler. Das war eigentlich ganz nach unserem Geschmack. Die Karte hatte sich indess gewandelt und entsprach nicht mehr der aus unserem B&B - es gab Schickimicki-Gerichte mit italienischen Namen zu saftigen Preisen. Wir bestellten etwas verdrossen zwei Bier und eine Vorspeise, denn großen Hunger hatten wir nicht. Die Bedienung war wegen der kleinen Bestellung sichtlich verschnupft und es kam dann ein halbes Stück Toast mit einem Hauch von gebratenem Pilz an einem Flecklein Grünkerncreme für umgerechnet 8 Euro. Dazu ein kleines, teures Bier und ein kleines, noch teureres Guinnes. Na danke! Am Nachbartisch saßen zwei deutsche Frauen, die sich aber sichtlich wohl fühlten, das Essen lobten und das Lokal, natürlich auch den Ort und bestimmt noch mal herkommen werden. So unterschiedlich sind halt die Wahrnehmungen.
Yorkshire Dales
B&B in Hawes
Die Ure fließt durch Hawes
Gemälde in unserem B&B: End of World – na ja, ganz so schlimm war es hier nicht.
18. Tag, Sonntag, der 2.8.09 Hawes – Ffestinogg, Wales
Zum Glück gab es am nächsten Morgen ein reichhaltiges, nun wieder english breakfast, was uns etwas versöhnte. Außerdem nahm die Dame des Hauses unsere schottischen Pfund, denn wer, wenn nicht ich, meinte Sie als gebürtige Schottin. Wir fuhren weiter durch die Dales. Dadurch, dass es Sonntag war, hatte der Verkehr auffällig zugenommen, man sah auch eine ganze Menge Motorräder, die unter der Woche eher Seltenheitswert haben. Vor uns lag der Industrie-Moloch mit den Städten Blackpool, Leeds, Manchester, Liverpool, Sheffiled usw. Wir hatten bewusst Sonntag für die Durchfahrt gewählt, weil weniger Verkehr zu erwarten war. Es stellte sich jedoch heraus, dass sich die ausgesuchte Strecke über Skipton, Halifax, Huddersfield und in den Peak Distrikt wie ein Grünstreifen durch die großen Städte zog, von denen wir also nichts mitbekamen. Nach gar nicht allzu langer Zeit waren wir schon im Peak District National Park und wieder auf kleinen Straßen und in schöner Landschaft.
Telefonzellenbesichtigung im Peak District.
Felsformationen im Peak District
Pause auf einer Schafweide im Peak District
Ui, Martin, der Schafbock will was von uns!
Zwischen Manchester und Stoke-on-Trent schummelten wir uns weiter durch das ansonsten dicht besiedelte Mittelengland auf kleinen verträumten Straßen, kamen durch einen Ort mit dem ungewöhnlichen Namen "Sandbach" und fanden uns unversehens vor der Grenze zu Wales wieder: "Croeso i Gymru!"
War scots oder gar Gälisch schon unverständlich, so waren wir hier völlig am Ende mit unserem Latein. In Nordwales wird das Walisisch noch sehr gepflegt. Während in Schottland angeblich nur noch 1% der Bevölkerung Gälisch als Muttersprache angibt, sind es hier 21%, in manchen Orten sogar bis zu 85%, die Walisisch sprechen! Entsprechend sind die Schilder hier vorrangig in Walisisch geschrieben, oft allerdings noch mit englischen "Untertiteln" versehen. Walisisch und Englisch sind in Wales offiziell gleichberechtigt, auch als Amts- und Schulsprache. Walisisch ist die noch existierende keltische Sprache mit den meisten muttersprachlichen Sprechern.
Wie auch Schottland ist auch Wales wieder unabhängiger von England geworden und hat ein eigenes Parlament. Die Förderung des cymraeg, wie die walisische Sprache hier genannt wird, wird daher auch intenisiviert, ist sie doch das gemeinsame Identifikationsmerkmal der nationalbewussten Waliser. Da der Aufbau der Worte für uns ziemlich ungewohnt ist und "w", "wy" und "y" eigene Vokale sind, fällt es uns mehr als schwer, die Schilder zu lesen, geschweige denn, sie auch nur annährend richtig wiederzugeben.
Ohne die Übersetzung hätten wir hier kein Café vermutet.
Erste Pause gleich hinter der Grenze in Wrexham
Nordwales entpuppte sich als ein fantastisches Motorradrevier, wenig Verkehr, gute Straßen hügelig und kurvig und doch meist weite Sicht, spannende Landschaft und lohnende Ziele. Entsprechend waren an diesem Sonntag auch viele Motorradfahrer aus den nicht weit entfernten englischen Großstädten wie Liverpool und Manchester in den Llantysillio Mountains genannten Bergen unterwegs. Hier sahen wir aber auch das einzige tote Schaf an der Straße – was aber wohl kaum an Motorradfahrern lag.
In dem kleinen Ort Ffestiniog im Snowdonia National Park fanden wir ein gwely y brekwast mit einem schönen kleinen Zimmerchen mit Blick über ein Tal. Der Dorfplatz gegenüber hatte etwas morbides, nicht nur stand das Erste Haus am Platz, ein kleines Hotel, schon länger leer, nein, auch ein alter Morris und ein Chevy PickUp erweckten den Anschein, als sei die Zeit stehen geblieben.
Gwely y brekwast in Ffestiniog
Morris und …
… Chevy in Ffestiniog
Leider gab es daher auch kein Lokal in Ffestiniog und wir fuhren mit einer Suzuki in den nächsten Ort, Marentwrog, in ein Inn. Sonntagabend war es da recht voll, es gab aber noch einen Tisch für uns und die nette, durchweg sehr junge Bedienung wuselte herum. Das Lokal war recht groß. Gesprochen wurde Walisisch, mit uns zum Glück Englisch. Die Speisekarte hätte auch gut auf Russisch sein können, das wäre auch egal gewesen.
Trotzdem bekamen wir ein gutes Essen: Gulasch mit Meerrettich-Kartoffeln und Gemüse sowie Krabben mit Chips und Salat. Dazu ein Ingwerbier. Was will man mehr? Wir erfuhren hier auch, dass wir im regenreichsten Sommer seit 1886 gelandet waren. Ja dann …
19. Tag, Montag, der 3.8.09 Ffestinogg – Mount Snowdon - Newcastle-Emlyn, 283 km
Für diesen Tag hatten wir eine Schleife durch das Bergland im Nordwesten von Wales geplant um dann an der Küste entlang nach Süden zu fahren. Nach einem english breakfast (nein, komischerweise kein welsh breakfast) brachen wir auf. Der nächste Ort durch den wir kamen, heißt Penrhyndeudreath und löste bei mir ein dejavue aus. Als Kind las ich ein Buch von Enid Blyton, Fünf Freunde und irgendwas, welches genau in diesem Ort spielte. Mit diesem Name tat ich mich schon damals sehr schwer, er hat sich aber wohl deswegen bei mir im Kopf festgesetzt. Ich hatte nicht gedacht, dass es einen Ort mit einem solch unaussprechlichem Namen tatsächlich gibt.
Kindheitserinnerung
Ein kurzes Stück später fuhren wir an einem Damm entlang, auf dem Schienen verliefen und kamen zu einem Bahnhof, in dem ein schöner alter Zug mit einer interessanten Dampflok wartete. Das schauten wir uns an. Es gab hier auch einen kostenpflichtigen Parkplatz, aber als wir sagten, wir möchten nur ein paar Fotos vom Zug machen, konnten wir die Motorräder kostenlos abstellen.
Damm mit Straße und Schienen über Tremadog Bay
Zug der Ffestiniog Railway im Bahnhof Porthmadog
Die Lokomotive "David Lloyd George"
Wir fuhren nordwärts, um von Bangor aus wieder in den Snowdon National Park hineinzufahren und kamen am Llyn Padarn vorbei. Es wurde karg, die Straße stieg stark an und wir erreichten eine Passhöhe zwischen dem Snowdon (1085 m, höchster britischer Berg außerhalb Schottlands) und dem Glydr Fawr (999 m). Das Gebiet um den Snowdon gilt als eines der feuchtesten in Groß Britannien – was auch zu merken war. Wir wollten auf dem Parkplatz des Passes eine kleine Pause machen, aber der war so voll, dass selbst es selbst für ein Motorrad eng wurde. So fuhren wir weiter. Ich bemerkte noch, dass gerade eine weitere V-Strom auf den Platz fuhr, als wir ihn wieder zwischen zwei Bussen verließen. Kurze Zeit später, wir wollte gerade am Llanberis Pass nach rechts abbiegen, sah ich die V-Strom hinter uns. Wir fuhren langsamer, er auch und winkte. Also blieben wir stehen. "Ich hatte schon Angst, dass ihr gar nicht mit mir reden wollt", begrüßte er uns. Es war ein baumlanger Kerl aus Australien, der mit seiner ebenfalls schwarzen V-Strom auf Weltreise und kurz zuvor von Nord-Amerika hier angekommen war. Da er die V-Strom erst für diese Reise gekauft hatte, war er auch an unseren Erfahrungen interessiert. Wir hingegen interessierten uns für seine Reise und so hatten wir eine Weile Gesprächsstoff. Da wünschte ich mir manchmal, etwas besser Englisch zu können. Aber es klappte. Wo er in Australien denn wohne, fragten wir. Nirgendwo. Er habe alles verkauft und besitze nur noch sein Gepäck und die Suzuki. Wir waren beeindruckt.
Straße am Snowdon
Leider war der Snowdon in den nassen Wolken
Multikontinentales Suzuki-Treffen
Mann, haben die schöne kleine Kennzeichen!
Wieder mal ein Zaunüberstieg auf einem Wanderweg.
Straße am Pass of Aberglaslyn
Tief hängende Wolken mit Rundumnässe
Wir kamen nun am Ende unserer Runde durch die Snowdon Mountains wieder durch Penrhyndeudreath und an die Cardigan Bay, also die atlantische Küste. Der nächste Ort war Harlech, in dem uns das Navi einen Streich spielte: Es geht eine Straße durch Harlech hindurch, das oben auf einer Anhöhe an der Küste liegt – und es geht eine Umgehungsstraße unten am Meer entlang. Das Navi hätte ja die eine oder die andere wählen können, aber auf halber Strecke auf der Straße am Meer wollte es auf einmal die Straße wechseln und hinauf nach Harlech. Ok. Wird schon seien Grund haben. Da stand zwar ein Schild mit "25%", aber das muss ja nix heißen. Leider war die Straße sehr eng und sehr steil und durch die Bebauung völlig unübersichtlich – natürlich einspurig. Falconette nahm in einer engen Kehre kurz das Gas weg und plumps – ich hörte nur noch "verdammt, verdammt" durch das Intercom. Nun konnte ich links nicht anhalten, da ich mich gerade in einer engen Linkskehre befand – also Motorrad rechts abgestellt, so dass man es früher sieht, und Warnblinker an. Gang rein, denn sie rutschte auch auf dem Seitenständer noch bergab. Falconette war zum Glück gar nichts passiert, dem Motorrad auch nicht, dazu war die Geschwindigkeit zu gering. Vereint richteten wir die Suzi wieder auf. Aber das Anfahren war etwas kritisch. Also brachte ich meine Suzi erst mal den Berg hoch, parkte sie oben im Ort, lief zurück und holte Falconettes Suzi. Danach gönnten wir uns erst mal einen Kaffee. Im nachhinein ärgere ich mich immer, dass man genau in solchen Momenten nicht ans Fotografieren denkt – ich werde nie ein guter Reporter – so gibt es nur ein Foto von einer genervten Falconette mit angekratztem Ego vor dem Café. Auf eine Besichtigung von Harlech Castle hatten wir keine Lust mehr.
Kaffee in Harlech nach Missgeschick
Die enge Hauptstraße in Harlech
Harlech Castle
Whot? Zumindest "coffi a llawer" verstanden wir inzwischen.
Als wir dort beim Kaffee saßen, fuhr "unser" Australier vorbei. Leider sah er uns nicht. Auf unserer weiteren Fahrt kamen wir an eine Bucht namens Mawddach, die durch die Ebbe offenbarte, wie flach das Meer hier ist. Wir querten diese Bucht auf einer glitschigen Holzbohlen-Brücke, was auch noch Geld kostete, allerdings nur 30 Pence. Von dort aus wieder an der Bucht Mawddach entlang und um die Halbinsel Cadair Idris herum, einer schönen Berggegend mit viel Aussicht.
Mawddach Bay
Penmaenpool Bridge mit Kassenhäuschen
Küste bei Barmouth
Pause Nahe Tywyn, Llanegryn
So langsam lernten wir auch ein paar walisische Ausdrücke. Bei twampathau musste man aufpassen, dass man nicht abhebt und bei ildiwch droht Gefahr von links und wenn wir heddlu lasen, wurden wir sofort brav.
In Aberystwyth hielten wir mal kurz am Hafen, fuhren aber dann bald weiter in Berge, die Cambrian Mountains, und kamen nach Lampeter, wo wir wegen des beginnenden Regens mal wieder eine Kaffeepause in einer recht schmuddeligen Bar einlegten. Eigentlich hatten wir auch gar keine große Lust noch weit zu fahren und so fingen wir an, uns schon mal nach einem B&B umzusehen. Diese Gegend machte aber einen recht ärmlichen Eindruck und schien auch für Touristen nicht interessant – weder Hotels noch B&B gab es am Wegesrand. Der nächstgrößere Ort war Newcastle-Emlyn, den wir nach einem B&B absuchten. Ohne Erfolg. Nicht mal eine Tankstelle, die wir inzwischen auch gerne mal genommen hätten, gab es. Also weiter nach Westen zum Meer hin, denn da wird es wieder mehr Übernachtungsmöglichkeiten geben. Kurz hinter Emlyn sahen wir ein schönes B&B, mit Auffahrt und wie ein kleines Schlösschen. Zu teuer. Weiter ging´s bis Cardigan. Dort an die Tanke – und siehe da, gegenüber ein B&B-Schild an einem kleinen Haus. Falconette ging hin und klingelte, während ich die Motorräder betankte. Aber es öffnete niemand. Sie wurde von einem Mann angesprochen, der von der Straße kam. Er fragte sie, ob wir ein B&B suchen, er hätte eines, hätte gerne auch Biker zu Gast und gab ihr seine Karte. Darauf war das Schlösschen abgebildet, das wir kurz zuvor passiert hatten. Das ist sicher zu teuer, meinte Falconette. Wie viel wir denn so normalerweise bezahlen? Ja, so bis 60 Pfund. Für 70 Pfund könnten wir bei ihm ein Zimmer bekommen. Na gut, also los. Als wir dort ankamen, war er schon da und empfing uns zusammen mit seiner Frau. Wir wurden in die Lounge geleitet und bekamen Tee mit Gebäck, dann zeigte er uns unser Zimmer. Das war beeindruckend, zum einen groß, dann noch mit einem schönen Erker und mit sehr wertvollen Möbeln ausgestattet – mittendrin ein Riesenbett aus Mahagoni. Wir passten höllisch auf, mit unseren Koffern keine Kratzer in die Möbel zu machen. Inzwischen hatte der Hausherr den Range-Rover aus der Garage gefahren und den 600SL etwas zur Seite gerückt, damit Platz für unsere Motorräder entstand. Lappen und WD40 wurden gereicht zur Pflege. Es wurde uns auch Bier angeboten und wir nahmen ein Black Dragon und ein Gothi Gold, beides lokale Sorten. Er erklärte uns die Biersorten und meinte, dass das Gothi Gold in etwa einem deutschen Weizen entspräche und brachte ein entsprechendes deutsches Weißbierglas. Dazu gab es Sandwiches mit walisischem Schinken und Ziegenkäse. Uns ging es gut. An der Tankstelle hatte ich auch noch einen Schokoriegel gekauft, auf dem stand fett drauf: It´s not for girls! Darüber war nun leider Falconette ein wenig verdrossen. Trotzdem und obwohl der Wetterbericht für die nächsten Tage keine trockene Luft ankündigte, klang der Abend sehr harmonisch aus und wir schliefen tief und fest.
Uferstraße Aberystwyth
Alte Mühle in Lampeter
B&B Maes-y-derw in Newcastle-Emlyn
Eine riesige Kupferwärmflasche in einem riesigen Bett
Schön eingerichtet – und hinter dem Vorhang fanden wir einen Fernseher. Nicht mehr die Schweineflöhe waren jetzt erstes Thema, sondern der Tod des letzten noch lebenden Veteranen aus dem ersten Weltkrieg.
Feierabendbier und etwas Weltgeschehen.
Uns ging es richtig gut.
Leider durfte Falconette da nichts von abhaben, daher …
Vielleicht, weil der Ort auf dem Schild falsch geschrieben ist? Aber ich übe ja auch noch Ich habe mir von unserer Wirtin erzählen lassen, wie das ausgesprochen wird. Sie hat mir hoch und heilig versichert, dass sie denselben Ort meint. Insofern is eh alles wurscht ...
Also ich muss jetzt ja mal schreiben wie toll ich deinen Bericht finde. Und genau zur richtigen Zeit, mitten im Schneetreiben eine solch ausführliche und fotounterlegte Reiseseligkeit. Vielen Dank dafür!!!!
Der CHEstrella da hat man schon wieder was auf das man sich freuen kann.