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 Reiseberichte / Motorradgeschichten
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Falcone Offline




Beiträge: 112.465

24.12.2009 10:03
Falcones Reisen: England - Schottland - Wales Antworten




Prolog

Eigentlich war Falconette schuld.
Sie kam auf einmal mit der Idee, wir sollten doch mal nach Schottland fahren.
Mich hat es noch nie sonderlich auf die Insel gezogen, obwohl ich bei den Ace-Cafe-Touren eigentlich nur gute Erfahrungen gemacht hatte, auch bezüglich des Wetters. Die üblichen Vorurteile bewahrheiteten sich jedenfalls nicht. Wie gesagt, weder war das Wetter schlecht, noch das Essen und auch die Landschaft war reizvoller, als ich es gedacht hatte.
Aufgrund dieser Vorerfahrungen mit England hatte ich also nichts Grundsätzliches gegen Schottland einzuwenden, merkte aber, dass ich eigentlich auch keine Ahnung von dem Land habe.
Falconette hat Bekannte und Kolleginnen, die echte Schottland-Fans sind und uns mit Infos überhäuften. Auch im Motorrad-Bekanntenkreis waren schon erstaunlich viele in Schottland (wie ja auch die Reaktion auf meine Anfrage hier im Forum zeigte) und alle waren sehr angetan.
Nach jedem begeisterten Gesprächseinstieg und Lobliedern über Schottland, seine Landschaft und Einsamkeit kamen aber dann die "Abers": Aber es regnet oft und viel, aber es gibt kaum Tankstellen, aber man hat ein echtes Problem mit den Midges, aber es gibt kaum Übernachtungsmöglichkeiten in der Saison, aber alles ist sehr teuer, aber das Essen ist nicht jedermanns Sache, aber man muss dauernd mit Schafen auf der Straße rechnen, aber es ist meist sehr windig usw. usw.
Selbst wenn man die Sache positiv betrachtete und davon ausging, dass der Regen nie lange anhalten würde, überwogen ganz klar die Negativ-Anteile.
Ist das wirklich so? Warum fahren dann relativ viele hin? So schlimm kann es kaum sein - also ist es wohl besser, selbst mal nachzuschauen.
Ursprünglich planten wir eine Fähre bis Schottland zu nehmen. Die aberwitzigen Preise waren die eine Sache, die Überlegung, zudem auch noch an feste Termine gebunden zu sein, die andere. Die Vorstellung, im ungünstigsten Falle im Regen bis Rotterdam zu fahren und dann vielleicht auch im Regen in Schottland anzukommen, eventuell noch mit Seegang unterwegs, lies uns diese Idee schnell wieder verwerfen.
Außerdem hat man ja so ein kleines Land wie England schnell durchfahren, oder?
Also richteten wir unsere Planung auf die Kanalüberquerung Calais-Dover aus und buchten ein paar Tage vor Fahrtantritt Hin- und Rückfahrt für 65,- Euro pro Person und Motorrad.
Unser sehr geschätzter Freund TomTom war wieder mit an Bord, geladen mit verschiedensten Tour-Versionen. Außerdem hatte ich einen alten Laptop meiner Tochter mitgenommen, um Touren auch unterwegs mal komfortabel ausarbeiten und ändern zu können. Das war aber eher als Versuch gedacht, ob so etwas überhaupt Sinn macht.


Freund TomTom

Bei der Vorbereitung unserer beiden V-Strom hatte ich viel Wert auf Wetterfestigkeit gelegt, ebenso bei der Wahl der Bekleidung. Da es auch kalte Tage geben konnte, kamen auch lange Unterhosen und dicke Klamotten ins Gepäck. Trotzdem hatten wir einerseits insgesamt nicht viel dabei und haben andererseits doch nicht alles gebraucht.
Wir hatten von mehreren Seiten gehört, dass es in den abgelegenen Regionen der Highlands einsam wäre und man dann eventuell schon mal Pech mit Übernachtungsmöglichkeiten haben könne, deswegen packten wir ein kleines Zelt, zwei kleine Luftmatratzen und zwei Schlafsäcke ein – alles in einen Packsack hinten auf Falconettes V-Strom. (Die Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet – aber davon später). Auch wollte ich einen 2-Liter-Kanister mit Benzin mitnehmen, aber ich fand letztendlich keine gute Unterbringung und so blieb er zu Hause. Auch das wäre überflüssig gewesen.



Bepackte Suzukis


Erster Tag, Donnerstag, der 16.7.09
Bis Faversham, ca. 700 km


Wir standen früh auf. Das Wetter war spitze, strahlend blauer Himmel. Entgegen unseren Gewohnheiten gingen wir gleich auf die Autobahn in Richtung Aachen. Wir wollten einigermaßen zügig durchkommen und in Belgien, vielleicht in der Motorloft bei Oostende, übernachten. Teilweise wurde es über 30 Grad warm, wir knüpften die Futter aus den Jacken und hatten nur noch Shirts an (wir trugen beide auf der gesamten Tour vollsynthetische, temperaturregulierende Outlast-Wäsche direkt auf der Haut – einfach top, das Zeug).
Den ersten Halt zum Tanken und für einen Kaffee und ein kleines Frühstück hatten wir in Frechen, den zweiten in Belgien bei Erpe-Mere. Dort beschlossen wir, nicht in Belgien zu übernachten, sondern auf der Autobahn zu bleiben und gleich nach Calais durchzufahren und die nächste verfügbare Fähre zu nehmen, nicht zuletzt, weil sich im Westen doch ein paar Wolken auftürmten.



Rast auf Raststätte Frechen



Rast in Erpe-Mere

Nach 615 km in gut acht Stunden kamen trafen wir auf eine lange Schlange vor der Abfertigung zu den P&O Ferries. Wir verfuhren uns absichtlich ein klein wenig und waren dann auf einmal fast am Kopf der Schlange. Man möge es uns verzeihen, es war sehr heiß. Die Umbuchung auf einen Tag früher kostete zusätzliche 26 Euro pro Person. Na ja.



Warten auf die Fähre in Calais

Um 17 Uhr ging unsere Fähre – durch die Zeitverschiebung waren wir schon um 17.30 Uhr in England. Auf dem Schiff lärmte ein großes Rudel französischer Jugendlicher herum, die wohl zu einer Bildungsreise unterwegs waren. Nach etwas Aufenthalt auf Deck gönnten wir uns zur Eingewöhnung erst einmal fish´n´chips im Schnellrestaurant mit Blick aufs Meer (wohin auch sonst).



Blick zurück nach Calais



Zufrieden nach dem Essen auf der Fähre

Leider stand die Sonne schon so weit im Westen, dass die Cliffs von Dover nicht mehr weiß leuchteten. Trotzdem war es ein schöner Anblick.
Wir hatten nun vor, die Themse östlich von London per Tunnel zu unterqueren und fuhren also direkt in diese Richtung, aber nicht auf der Autobahn, sondern auf Landstraßen. So erreichten wir Faversham, wo wir in einem Motel übernachteten. Der Inhaber empfing uns sehr nett und zeigte uns das Zimmer. Es war, wie das gesamte Anwesen, ziemlich runtergekommen, aber nicht schmutzig. Einen Fernseher gab es auch und die Motorräder konnten direkt vor dem Fenster parken.



Motel in Faversham



Suzies vor Motel-Zimmer



Public Footpath – eine typisch britische Einrichtung



Man muss schon mal klettern, um den Fußpfaden zu folgen

Rund um das abgelegen liegende Motel gab es weite Weiden mit lockerem Baumbestand. Die Bäume waren von den Rindern von unten her wie mit dem Lineal gezogen abgefressen, eben genau so weit, wie sie mit dem Kopf nach oben reichen konnten. Schafe lümmelten sich herum und viele Karnickel. Durch die Weiden verlief ein public footpath . Traf er auf einen Zaun, musste man mithilfe einer installierten Leiter drüber steigen. Angst vor Weidetieren durfte man also keine haben. Diese public footpathes machen auch heute noch Sinn, denn an den Straßen kann man nicht entlang gehen. Das macht auch keiner, denn es gibt keine begehbaren Randstreifen wie bei uns.



Henny vor großer Linde

Nach einem ausgedehnten Spaziergang kehrten wir zum Motel zurück und setzten uns vor das Haus in die Abendsonne, nicht ohne vorher aus den zwölf Zapfhähnen an der Theke noch ein Bier ausgewählt zu heben. In den meisten Zapfhähnen gab es allerdings das schon bei uns zu DDR-Zeiten sehr beliebte "Hammwernich", in England wird die gleiche Marke schlicht "sorry" genannt, so dass ich mich für ein Stella entschied und Falconette für eine andere Marke mit blumigem Namen.
Ich hatte Falconette schon etwas vorgewarnt, dass die englischen Biere teilweise sehr gewöhnungsbedürftig schmecken und so meinte sie dann auch, dass sei wohl eines von diesen Bieren. Es schmecke ja eigentlich gar nicht schlecht, aber die leichte Apfel-Note sei wirklich ungewöhnlich. Wir befürchteten, dass es unhöflich sein könne, wenn wir den Wirt wegen des eigenartigen Geschmacks befragen würden. Es war eigentlich ja auch gar nicht schlecht.



Feierabendbier am ersten Tag



Wir wurden aber beobachtet!

Bald gingen wir ins Bett, nicht ohne bei BBC-News uns über das Wetter zu informieren. Hm, das sah nach Regen in unserer Richtung aus, und das nicht zu knapp. Das alles überlagernde Haupt-Thema im Fernsehen war aber swine-flu, wie die Schweinegrippe hier genannt wurde. Durch zwei Todesfälle war das Land in heller Aufregung und alle Menschen waren völlig panisch – so zumindest der Eindruck im TV. In der Realität bemerkten wir nichts. So nannten wir das Phänomen auch bald "Schweine-Flöhe" und maßen ihm keine weitere Bedeutung zu.


Serpel Online




Beiträge: 47.360

24.12.2009 20:59
#2 RE: England - Schottland - Wales Antworten

Endlich - darauf haben wir uns jetzt aber lange freuen müssen!

Seit ich 2007 mal da rüber und nach Schottland hoch gefahren bin, warte ich nur auf eine Gelegenheit, das zu wiederholen. In der Zwischenzeit kommt so ein Reisebericht wie gerufen, und mit dem Wetter mach Dir mal keine Gedanken. Speziell in der kalten, dunklen Jahreszeit, wenn es hier stürmt und schneit, verliert so ein harmloser britischer Landregen natürlich seine abschreckende Wirkung, im Gegenteil - irgendwie macht das den besonderen Reiz dieser romantischen Landschaft ja erst aus.

Ich bin schon sehr gespannt, welche Route ihr gewählt habt und durch welch einsamen und verlassenen Gegenden uns die Reise führen wird.

Durch Canterbury bin ich damals übrigens auch nicht gefahren. Aber nicht, weil mir TomTom eine geniale Umfahrung gezeigt hätte (wie auf dem letzten Bild), sondern weil der Sprit ausgegangen war. Weswegen ich durch Canterbury eben nicht gefahren bin, sondern geschoben habe ...

Gruß
Serpel

Falcone Offline




Beiträge: 112.465

25.12.2009 10:11
#3 RE: England - Schottland - Wales Antworten

Zweiter Tag, Freitag, der 17.7.09
Faversham – St. Austell, 265 km

Nachts regnete und gewitterte es dann auch heftig, beim etwas sparsamen kontinentalen Frühstück um halb neun war auch alles grau in grau. Nichts mehr vorhanden von der gestrigen Sonne und Wärme.
Wir zippten die Futter wieder in die Jacken und beschlossen, nicht nach Norden sondern nach Südwesten in Richtung Brighton zu fahren. Das fing ja gut an – gleich am ersten Tag in England Regenwetter und alle Planung umgeschmissen.
Es ging über kleine Sträßchen, durch idyllische Dörfchen und über die ersten singel track roads, die in Kent allerdings nicht gar so schmal waren, wie wir sie später noch kennen lernen sollten. Die Bäume wuchsen aber auch hier schon manchmal über der Straße zusammen und bildeten dann einen grünen Tunnel.




Grüne Tunnel in Kent.

In Brighton cruisten wir natürlich über den Madeira Drive und ich zeigte Falconette die Schauplätze von Quadrophenia. In einem kleinen Lokal in den Arkaden aßen wir dann unser erstes „english breakfast“. Es schmeckte uns schon ganz gut – im Nachhinein betrachte war es aber eher eines von der dürftigen Sorte.



Pause in Brighton, alles grau in grau und Nieselregen


Leider nieselte und stürmte es, so dass wir bald wieder aufbrachen. Erst ein Stück an der Küste entlang bogen wir dann ab nach Winchester. Eigentlich wollten wir auch mal nach der Kathedrale schauen, aber es regnete wieder so stark, dass wir es beim Tanken beließen. Das erste aber nicht das letzte Mal eine Erfahrung beim Tanken: Eurocard funktioniert nicht, nur Visa.
Den Meersarm bei Southampton umfahrend kamen wir in das Naturschutzgebiet New Forest , bekannt besonders durch Beaulieu und sein National Motor Museum. Für einen Besuch dieses Museums war es schon zu spät und so schauten wir uns nur ein wenig bei einem dort ansässigen Oldtimerhändler um, der auch eine schöne Rickman zu einem abgehobenen Preis feilbot.



„Gebrauchtwagenhandel“ in Beaulieu



Schön, aber reichlich teuer: 67er Rickman für 12.000 Pfund


Große Freude hatten wir trotz des Regens an den vielen freilaufenden Schafen, Ponys und schwarzen Rindern auf dem Areal von New Forest.



Pferde in New Forest

Mittlerweile klarte es auch leicht auf und wir kehrten auf einen Besuch bei Sammy Miller ein. Seine Esel begrüßten uns, die Hühner liefen umher und im Hof stand neben meinem Lieblingstraktor „little grey fellow“ auch eine Gilera Strada zum Verkauf. An der Wand lehnte Sammys Trialmaschine. Einfach schön. Wir gönnten uns einen Kaffee und einen feinen Kuchen um dann, einigermaßen trocken, ins Museum zu gehen. Es war aber schon kurz nach halb vier und das Museum macht leider um 16.00 Uhr zu. Langes Gesicht. Der freundliche Gentleman am Empfang meinte, dass wir die verbleibende Zeit für einen ersten Eindruck nutzen – natürlich kostenlos – und dann am besten noch mal mit viel Zeit wiederkommen sollten. Was wir auch taten.



Sammy Miller Museum



Little Grey Fellow



Trial-BSA bei Sammy Miller



Strada im Angebot


Aber zum Übernachten war es zu früh und wir brachen wieder auf, nicht ohne die Esel noch mal zu knuddeln. Auf der großzügigen Weide hatte man gerade Holz verbrannt und verteilte die Asche etwas. Es waren also Eselmenschen zugange, denn Esel lieben es über alles, sich in Asche zu wälzen.
Wir fuhren weiter und kamen, mittlerweile in der Grafschaft Dorset, bis Weymouth. Wir dachten uns, dass es doch ganz schön wäre, auf der Insel Portland zu übernachten, aber leider fand sich in Fortuneswell keine Übernachtungsmöglichkeit. Also zurück nach Weymouth, dort hatten wir ein kleines, ganz ansprechendes Hotel gesehen. Die Warnungen, das Hotels gleich sehr teuer sein, schlugen wir in den Wind. Auch dem, dass es rosa gestrichen war, maßen wir keine Bedeutung bei – spleenige Engländer vermutlich. Es gab noch zwei Zimmer, eines mit Meerblick für 75 Pfund und ein kleines nach hinten raus für 55 Pfund. Wir entschieden uns für das kleine, was allerdings eher eine Besenkammer war. Aber ruhig und wir wollten ja ohnehin nur schlafen. Auch gab es einen Fernseher – also alles prima.


Hotel Kingswood in Weymouth

Da wir also keinen Meerblick hatten, gingen wir zum Meer, direkt zum recht schönen Hafen in Weymouth, den ich schon von früheren Touren her kannte. Und, man glaubt es kaum, es schien die Sonne.
In einem Lebensmittelladen kaufen wir uns Bier und an einem Stand so richtige fish ´n´ chips in große Papierstücke eingewickelt. Auf einer Bank im Hafen in der Abendsonne ließen wir und die Möven uns das schmecken. So muss es sein.
Um zehn lagen wir schon in der Falle und ratzten, zumal uns BBC in der weather-forecast etwas bessere Aussichten von Westen her versprach.



Altes Steinhaus in Weymouth



Hafen in Weymouth mit Sonne!



Und natürlich gleich die Folgen der Sonne: Löwe mit Sonnenbrand



Kampf mit Fish´n´chips



Irgendwie muss man doch mit den Dingern klar kommen



Ah, jetzt! Ja!



Mitesser


Sonnenuntergang



Da sind wir ja wohl nicht gemeint, hoffe ich!


Kaimann Offline



Beiträge: 4.882

25.12.2009 10:27
#4 RE: England - Schottland - Wales Antworten

Hübsch häßlich, der kleine blaus Gebrauchte in Beaulieu. Möglicherweise hätte ich meine Reisekasse dort verschrottet.

Übrigens ist die Story neuerlicher Anlaß, Frau K mal wieder etwas zu quälen, was den Schein angeht...


MfG

Kaimann

solmsbachtaucher Offline




Beiträge: 1.100

25.12.2009 10:42
#5 RE: England - Schottland - Wales Antworten

Parkbank-Plastiktüte-Turnschuh und Bierflasche......kenn ich aus Frankfurt!(Lästermodus aus!).....Falcone,Du versüßt uns mit Deinem tollen Bericht die Feiertage...VG Klaus

CHEstrella Offline




Beiträge: 11.682

25.12.2009 12:39
#6 RE: England - Schottland - Wales Antworten

Aber echt, voll Klasse!
Träum,Träum.

Der CHEstrella



viva la vida

Serpel Online




Beiträge: 47.360

25.12.2009 14:15
#7 RE: England - Schottland - Wales Antworten

Zitat von Falcone

Little Grey Fellow



Zündspule und Verteiler lassen auf einen Vierzylinder-Otto Little Grey Fergie schließen (gab’s auch als Diesel).

Das Ding läuft verblüffend langsam im Standgas. Man glaubt, jeden einzelnen der vier Takte der Reihe nach zu hören.

Gruß
Serpel

PeWe Online




Beiträge: 21.647

25.12.2009 14:46
#8 RE: England - Schottland - Wales Antworten

Klasse Martin, ich freue mich auf die Fortsetzung......

Liebe Grüße
PeWe

"W 650 - a real motorcycle in a sea of shit."

Falcone Offline




Beiträge: 112.465

25.12.2009 16:39
#9 RE: England - Schottland - Wales Antworten

Ja, Serpel, gerade weil da so ein netter Triumph-Vierzylinder (Standard) drin ist, und man denn natürlich auch schön mit Auto-Komponenten frisieren kann, ist dies eigentlich mein Lieblingstraktor, den ich auch schon immer haben wollte - aber dann kam halt Porsche dazwischen. Aber ich kann im Grunde den Dieselmotoren einfach nichts abgewinnen.
Auch erinnern die Fußrasten des Fergie immer so ein bisschen ans Motorrad fahren
Als Ford wurde dieser Traktor übrigens in einer kleinen Serie auch mit dem V8-Flathead gebaut. Das wäre dann die Krönung.




@Pewe - ich hab auch auf der Tour manchmal an dich gedacht - du wirst schon sehen.

Grüße
Falcone

Buggy Offline




Beiträge: 20.365

26.12.2009 04:31
#10 RE: England - Schottland - Wales Antworten

Einfach nur toll.
Martin Du verursachst schlaflose Nächte bei mir.
Deine Reiseberichte sind wunderbar.

Gruß
Buggy


Schützt unseren Planeten,es ist der einzige mit Bier!
Mitglied der Bewegung 10.12. sinnfreie bunte Zellen der Revolution der sinnfreien Brigaden Europas

First Member of The Spießers MC Chapter H

Falcone Offline




Beiträge: 112.465

26.12.2009 09:37
#11 RE: England - Schottland - Wales Antworten

3. Tag, Samstag, der 18.7.09
Weymouth – St Austell, 265 km


Das Frühstück stand im direkten Gegensatz zu dem kleinen Zimmerchen, die immer präsenten „Cerials“ in Form von mehreren Sorten Müsli und Cornflakes, frisches Obst, english breakfast (baked beans, eggs, tomatoes, ham, sausages, mushromes) und Toast mit jam und marmelade.



Falconette muss erst mal klar kommen mit der ungewohnten Menge zum Frühstück

Zunächst ging es jetzt in einem zweiten Anlauf auf die Insel Portland, die über einen Damm auf der Straße zu erreichen ist. Kurz hinter Fortuneswell gab es dann auch gleich ein paar bed & breakfast zur Auswahl, wir hätten am Abend zuvor nur ein wenig weiter fahren müssen. Wir trödelten über die Insel bis an ihre Südspitze bis zum Leuchtturm mit dem Namen Bill.



Am Parkplatz in Portlands Süden



Hm. Heftig.



Portland Bill



Karge Küste in Portland



Tanken in Musberry für die Weiterfahrt – schöner Austin Van im Hintergrund.

Zurück ging es, noch ein Stück am Meer entlang, bis Bridgeport. Die kleine Landstraße (B3167) führt gleich hinter Weymouth durch wirklich reizvolle kleine Dörfchen entlang der Küste. An den malerischen Steinhäusern fallen die handgemalten Schilder für Inns und Geschäfte auf. Über Marshwood führte uns die Straße dann nach Abbey Gate vorbei an Sidford und Exeter bis hinein ins berühmte Dartmoor . Unterwegs wurden wir von einem Schwarm Honda Cubs verfolgt und bald auch überholt, die offensichtlich zu einem Treffen wollten und sich gegenseitig mit dem lautesten Auspuff übertrafen. Die "Straßen" wurden langsam verdammt eng, leider sah man so auch wenig von der Landschaft. Zudem war es immer noch ungewohnt, wenn einem in einer engen Linkskurve plötzlich jemand entgegenkommt. Ein kleines inneres Erschrecken ließ sich nicht vermeiden. Das gab sich aber dann später.



Single Track Road – hoffentlich kommt keiner.



Doch, klar kommt einer. In diesem Falle mussten wir zurückfußeln.

In Widecombe machten wir Rast. Inzwischen hatte uns der Regen wieder ereilt, der nun auch unangenehm stark geworden war. An einem Kiosk tranken wir Tee und studierten Schilder mit schlauen Sprüchen. Eines für Pele war auch dabei.



Die Straßen wurden breiter und es gab wieder Ausblick: ein sogenannter Tor in Dartmoor



Düstere Gegend – aber eigene Weise sehr schön


Und wieder frei laufende Rinder



Dartmoor, Blick auf Widecomb



Die Kirche in Widecomb



Am Kiosk den Regen abwarten



Warum nur kam mir hier sofort Pele in den Sinn?


Dartmoor hatte ich mir natürlich ganz anders vorgestellt. Eher flach und weit mit sumpfigen Moorflächen, düster mit waberndem Nebel. Es ist ganz anders, ein wenig düster zwar schon, auch bei Sonne wirken die gedrungenen grauen Steinbauten und die mit grauen Mauern eingefassten Weiden etwas düster, aber es gibt viel Blumenschmuck an den Häusern. Ansonsten saftig grün und sehr hügelig (bis 600 Meter hoch!) mit schön kurvig gewundenen Straßen und weitem Blick. Überhaupt nicht das, was man sich gemeinhin unter einem Moor vorstellt. Auf jeden Fall sehr schön, es hat uns hier wieder sehr gut gefallen. Am Ortsausgang von Widecomb, dessen Dorfkern aus nicht viel mehr als etwa 10 Häusern besteht wohnt im letzten Haus rechts ein Enten-Schrauber. Leider war er nicht zu Hause.



Was macht man bei Regen – natürlich einen Friedhof besichtigen


Kleines Geschäft in Widecomb …



… und die örtliche Kneipe.



Und auf dem Dach der alten Schmiede trotzt eine Katze jedem Wetter.



Brunnenhäuschen


Weiter ging es durch die schöne Landschaft mit ihren eigenartigen, aus den Wiesen aufsteigenden Hügel mit Granitfelsen oben drauf, den sogenannten tors . Wieder gab es viele frei laufende Schafe, die teilweise bunt wie Papageien waren, und natürlich die bekannten Dartmoor Ponys. Alle Grasflächen sind daher ganz kurz geschoren, so als würden sie dauernd gemäht.



Ponys



Nur in Dartmoor gibt es die seltenen Papageienschafe.


Diese Stute will gerade eine Straßensperre aufbauen



Und wieder tors am Horizont, versteckt in Wolken


Auf single track roads erreichten wir wieder die Küste. Diese Sträßchen waren am Anfang noch ganz spannend, wurden aber zusehend nervig. Die Büsche wachsen etwa drei bis vier Meter hoch direkt an der Straße, es gibt keinen Randstreifen. Die Straße ist etwa 2,5 bis 3 Meter breit, so dass es manchmal sogar mit dem Motorrad schwierig wird, wenn ein Auto entgegen kommt. Die Straßen verlaufen ziemlich kurvig. So kann man nie flott fahren, da jederzeit ein Fahrzeug um die Ecke kommen kann und einen zum starken Bremsen zwingt. Erfreulich ist, dass trotzdem rücksichtsvoll gefahren wird und jedes Vorbeilassen freundlichst bedankt wird.


Single track roads sind aussichtsunfreundlich

In diesen grünen Schluchten und Tunnels sieht man natürlich nichts mehr von der Landschaft. Auch gibt es immer wieder Wege, die nach rechts und links in unterschiedlichsten Winkeln abzweigen. Ist der Himmel dann noch grau und ohne Sonne, hat man nach kürzester Zeit völlig die Orientierung verloren. Ohne Navi sind diese "singel track green tunnel roads", wie ich sie bald nannte, keinesfalls stressfrei zu befahren, denn selbst anhalten und ein Kartenstudium ist kaum möglich, weil man dann ja die passing places blockiert. Als wir uns der Küste näherten, kam noch erschwerend hinzu, dass diese Straßen stellenweise sehr steil wurden und mit plötzlichen, extrem engen, völlig uneinsichtigen Kurven überraschten.

Der erste Ort an der Küste war Looe, wo wir eine kleine Rast einlegten.



Hafen von Looe

Polperro und Fowey sind kleine, hübsche Fischerdörfer, die Anfahrt dorthin aber ziemlich nervig. Von Bodinick nach Fowey sind wir mit einer kleinen Fähre über die dortige Flussmündung übergesetzt. Bei Tywardreath wurden wir wegen eines Festumzuges von freundlichen Polizisten umgeleitet. Als wir nach einem etwas verwirrenden Bogen wieder auf die ursprüngliche Straße kamen, war der Umzug auch schon wieder da. Grrr. Kurz darauf habe ich im starken Verkehr Falconette verloren, aber als ich zurückfuhr, kam sie schon angebraust.



Einzige Gäste auf der Fähre Boddnick-Fowey

Am Ortseingang von St.Austell fanden wir, nun schon etwas müde, ein B&B. Eigentlich sah das Haus gar nicht so toll aus, aber irgendwie zog es uns an. Ein älterer Herr begrüßte uns sehr freundlich und führte uns in ein wunderschönes Zimmer. Das Haus war aus dem 16. Jahrhundert und die Möbel waren teilweise auch sehr alt, alles war krumm und schief und sehr niedrig und hatte echt Atmosphäre. Wir bekamen gleich einen Tee und Gebäck gebracht und erhielten Informationen über das Haus (die wir nicht alle verstanden) und wo man abends noch schön essen könne: Das "Britannia Inn" sei "very cosy" und er ginge dort auch gerne hin.
Nun, das in fußläufiger Entfernung gelegene Inn war ganz nett, aber die Speisekarte kannte viele große Zahlen. Auf dem Weg dorthin waren wir aber an einem Imbisswagen vorbeigekommen. Ob der noch geöffnet hat? Er hatte. Ein freundlicher rundlicher Mann empfing uns und empfahl Hamburger aus frischem Hackfleich mit frisch gerösteten Zwiebeln und einem Stück zerlassenen Käse. Sie haben echt toll geschmeckt. Er kam aus Yorkshire und legte uns einen Besuch in dieser Stadt auf unserer Reise in den Norden nahe. Aber Bier durfte er uns leider keines ausschenken – also wieder zurück in den Pub auf ein Feierabendbier. Dort entdeckten wir auch das Bier vom ersten Abend wieder, das mit der Apfelnote. Strongbow stand als Name am Zapfhahn. Auf die unschuldige Frage, was das sei, bekamen wir etwas wie "Seier" zugerufen. Nach kurzem Überlegen kamen wir drauf Cyder – Cidre – Äbbelwoi! Deswegen hat uns dieses "Bier" so gut geschmeckt. Falconette erklärte dieses "Bier" jedenfalls zu "my favorite".
Strongbow hat übrigens fast 6% Alkohol!


B&B in St. Austell, außen nicht so aufregend, innen …



… aber very cosy


Teatime



Das Britannia Inn in St Austell – teuer, daher fiel die Wahl …


... auf dieses Etablissement mit erstklassigen Hamburgern, leider ohne Bier, aber mit regenfestem Vordach.


Serpel Online




Beiträge: 47.360

26.12.2009 15:00
#12 RE: England - Schottland - Wales Antworten

Zitat

Falconette muss erst mal klar kommen mit der ungewohnten Menge zum Frühstück

Die Eroberung der Insel auf friedlichem Weg: Auch schon alles Müller, oder was?!

Die armen Briten ...

Gruß
Serpel

Maggi Offline




Beiträge: 47.798

26.12.2009 16:10
#13 RE: England - Schottland - Wales Antworten

Wieder ein toller Bericht, danke dafür, ich freue mich schon wie's weiter geht.

Ja, das englische oder schottische Frühstück ist recht praktisch, man kann nach Verzehr eines solchen, locker auf's Mittagessen verzichten und braucht erst gegen Abend wieder Futter.
Die hoch eingefassten Straßen kenne ich aus Irland und fand sie auch extrem nervig, weil man wirklich gar nix von der Landschaft zu sehen bekommt und in Irland sind die fast überall so.

Das Bild von Dir bei der Tea Time ist für mich der Oberbrüller.

Tschööö

Maggi

--
skcus wmb

PeWe Online




Beiträge: 21.647

26.12.2009 19:55
#14 RE: England - Schottland - Wales Antworten

Zitat von Maggi
...Das Bild von Dir bei der Tea Time ist für mich der Oberbrüller.



Nicht nur für Dich....

Sir Martin, ich freue mich auf den weiteren Verlauf eurer Reise

Grüße
PeWe

"W 650 - a real motorcycle in a sea of shit."

Buggy Offline




Beiträge: 20.365

26.12.2009 20:15
#15 RE: England - Schottland - Wales Antworten

Ich freu mich auch schon auf Earl Krauts Fortsetzung!

Gruß
Buggy


Schützt unseren Planeten,es ist der einzige mit Bier!
Mitglied der Bewegung 10.12. sinnfreie bunte Zellen der Revolution der sinnfreien Brigaden Europas

First Member of The Spießers MC Chapter H

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