Wenn ich die Geschichte vom Hardknott Pass lese, ärgert es mich doppelt, dass ich den Lake District im Sommer 2007 einfach "vergessen" habe. Einerseits wegen der grandiosen Landschaft dort (im Allgemeinen) und andererseits auf Grund dieser sagenhaften Straßenführung (im Speziellen).
Aber ehrlich gesagt hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nie vom Lake District gehört, weil ich wieder mal (wie so oft) einfach ins Blaue gefahren war ...
8. Tag, Donnerstag, der 23.7.09 Gretna Green bis Kilmartin
Am nächsten morgen dann gab es wieder ungewohnte Dinge zum Frühstück. Der Hausherr hatte sogar eine kleine Speisekarte vorbereitet. Wir wählten neben den Pflicht-Cerealien einem Obstsalat und Yoghurt, Kipper Filet, tattied scone and black pudding.
Kipper Filet zum Frühstück
Auf diese Weise gut gestärkt und gerüstet starteten wir mit vielen Wünschen für eine schöne Tour weiter über Dumfries nahe vorbei an Lockerbie (bekannt durch den Flugzeugabsturz durch einen terroristischen Anschlag) nach Westen in die Galloways oder Gall-Ghaidhealaibh, wie der Schotte sagt. Wieder freundliche hügelige Landschaft, schöne Aussichten, kleine Straßen, wenig Besiedelung mitten durch den Galloway Forest Park. In einer Kurve kam uns ein ganzer Trupp alter Indians entgegen. Einige amerikanische Kennzeichen, aber ich bin mir ziemlich sicher, auch mindestens zwei von den großen deutschen Nummernschilder gesehen zu haben. Ob der Berthold vom Kornsand dabei war?
Im Galloway Forest Park
In Girvan stießen wir wieder auf die Küste des North Channel zwischen Schottland und den Hebriden. Auf einen Kaffee gerieten wir in eine Bar, in der unzählige Süßigkeiten feilgeboten wurden. Aber wegen des reichhaltigen Abendessens und des reichhaltigen Frühstücks gab es nix, fast nix, nur ein kleines Stück Kuchen.
Regale mit sweeties, aber …
… nein, es gibt nix!
Anschließend machten wir noch einen Bummel durch Girvan, das war aber kein Highlight.
Girvan
Weiter ging es an der Küste entlang nach Norden, der Verkehr wurde dichter, die Straßen breiter, teilweise vierspurig. So kamen wir an einem Flughafen (Prestwick) vorbei – wir waren im Dunstkreis der Metropole Glasgow angekommen, die wir aber geschickt umfuhren. In Largs gab es einen Halt zum Tanken. Wir hatten den Firth of Clyde erreicht. Den querten wir mit einer Fähre von Gourock aus nach Dunoon.
Auf der Fähre über den Firth of Clyde
Blick zurück nach Gourock – die Sonne schien sogar mal.
Dunoon auf der Cowal Halbinsel
Von hier nahmen wir die Ufer-Straße nach Norden am Loch Eck, kamen an den Loch Fyne, an dem wir bis an sein Ende entlang fuhren um dann wieder nach Süden abzuschwenken und über Inveraray bis Lochgilphead zu fahren. Von Inveraray hätte es eine direktere Straße nach Nordwesten gegeben, aber dieser Umweg erschien uns landschaftlich reizvoller und außerdem stammt ein Freund aus dem Oldtimer-Café (Campbel mit der BSA, einige werden ihn kennen) aus Lochgilphead.
In Lochgilphead gab es dann auch prompt eine Campbel-Street, …
… was aber nichts Besonderes ist, denn dort heißt fast jeder zweite Campbel, denn das ist einer der bekanntesten Schottischen Clans.
Ansonsten ist Lochgilphead das Einkaufszentrum der Gegend, allerdings nicht sehr einladend. Es war zwar schon später Nachmittag, aber die Geschäfte hatten schon geschlossen und so beschlossen wir, noch ein wenig Richtung Norden zu fahren und dort nach einer Übernachtung Ausschau zu halten.
Uferstraße Lochgilphead
Ein Stück weiter, in Kilmartin fanden wir dann ein ebenso nettes wie auch angemessenes Quartier
Kilmartin Hotel
Im Zimmer erst mal eine cup of tea …
… dann ging es raus zur Dorfbesichtigung. Es waren nur ein paar Häuser, einige recht alt, so z.B. auch die Kirche aus dem 14. Jahrhundert, die dem Ort auch den Namen gab, den Kil bedeutet nichts anderes als Kirche: Cille Mhartainn – die Kirche des Martin.
Kilmartin Church
Kilmartin Museum mit Nachbau einer frühzeitlichen Stein-Behausung.
Kilmartin ist sehr geschichtsträchtig und wurde schon sehr früh besiedelt. Laut Wiki gibt es in und um das Dorf herum über 350 historische Monumente zu besichtigen wie Grabhügel und Megalithgräber. Das Museum hätten wir uns gerne angeschaut, aber es hatte schon geschlossen. Uns reichte daher die Besichtung des Dorfes, ein paar alter Kreuze, eines Briefkastens, eines Abfalleimers und das Entdecken eines prähistorischen Land Rovers.
Nur für kleine Briefe und kleinen Abfall.
Stilechter Versorgungswagen des Kilmartin Hotels
Abendruhe vor dem Kilmartin Hotel, anschließend noch ein Bier
Eine erwähnenswerte Besonderheit hatte unser Hotel noch: Einen vergleichbaren Ausblick hatte man von keinem Klo unserer Reise aus.
Ausblick vom Klo über den Kilmartin Glen.
Beim abendlichen Bier, das wir sogar draußen nehmen konnten, denn es war nicht kalt, schwirrten ein paar kleine Viecherchen um mich herum. Lästig. An Falconette gingen sie nicht. Waren das die berüchtigten Midges?
Zitat von FalconeEs waren nur ein paar Häuser, einige recht alt, so z.B. auch die Kirche aus dem 14. Jahrhundert, die dem Ort auch den Namen gab, den Kil bedeutet nichts anderes als Kirche: Cille Mhartainn – die Kirche des Martin.
Jetzt weiß ich endlich, warum hier in CH alle von der "Chile" sprechen, wenn sie die Kirche meinen. Das geht tatsächlich auf gemeinsame keltisch-gälische Wurzeln zurück, wie diverse Quellen im Netz bestätigen.
Schön, im Geiste - zeitversetzt - mit euch zu fahren, Martin! Dein Bericht versüßt die kurzen Tage. Bloß mit dem Wetter hattet ihr wohl nicht das große Los gezogen. Hochsommer?
9. Tag, Freitag, den 24.7.09 Kilmartin bis Teangue/Skye und Portree, 401km
Am nächsten Morgen gab es eine Überraschung. Es gab kein englisches Frühstück mehr! Auf unsere Frage nach einem british breakfast ernteten wir einen erstaunten Augenbrauenaufzug: „No. You can get a scottish breakfast.“ Und so gab es dann zuerst Cerials, dann einen Teller mit tomatos baked beans, ham, sausages, eggs and mushrooms und anschließend Toast mit jam oder marmelade. Aha.
Scottish breakfast
Weiter geht unsere Reise am Loch Melfort vorbei bis Oban. Kurz danach bogen wir wieder ab ins Landesinnere nach Osten, vorbei am Loch Etive und am Loch Awe durch Glen Lochu und bogen dann nach Norden ab um zum Glen Coe zu kommen.
Zur Erklärung er Glens und Löcher: Ein Loch ist sowohl ein See als auch ein Meeresarm bzw. Fjord, ein Glen ist einfach ein Tal. Die Glens wurden ursprünglich jeweils von Familien bewohnt und verteidigt, den Clans.
Loch Tulla am Black Mount
Am Black Mount liegt das ziemlich große Rannoch Moor, durch das die Straße hindurch führt. Hier passte die Vorstellung von einem Moor wieder.
Blick über Rannoch Moor
Typisch schottische Stimmung in Rannoch Moor
Die Straße durch Rannoch Moor
Von Rannoch Moor ging es weiter in den Glen Coe. Am Pass stand einsam und verlassen ein Dudelsackspieler. Nun ja, so störte er nur ein paar Touristen, die ihm Geld gaben, damit er aufhört – was er aber nicht tat.
Ausgesetzter Dudelsack Spieler am Black Mount
Zufahrt zum Glen Coe
Der Glen Coe ist in Schottland als sehr geschichtsträchtig bekannt und gilt als beliebtes Wandergebiet. Da es auch nur einen kleinen Ort dort gibt, Glencoe, ist er auch ziemlich einsam (bis auf die Touristen natürlich). Die den Glen besiedelnden McDonalds waren als Viehdiebe bekannt und gerieten in Konflikte mit den Campbells. Königliche Truppen, die sich Ende des 17. Jahrhunderts im Glen niederließen und dort die Gastfreundschaft der McDonalds genossen, bekamen einen Befehl, gegen diese vorzugehen und richteten daraufhin ein Massaker an, bei dem 38 Personen ums Leben kamen. Die Frage, ob ein Verbrechen dadurch gerechtfertigt ist, weil Befehle befolgt werden, reicht von damals bis in unsere Zeit. In Schottland wird das Geschehen sehr romantisiert dargestellt, der Missbrauch des Gastrechts durch die Campbells, welche die königlichen Truppen stellten, regt viele Schotten wohl heute noch auf. Im Hochland soll es an Kneipen immer noch Schilder geben: Eintritt für Bettler und Campbells verboten.
Nun, davon bekamen wir nicht viel mit, der Glen Coe machte auf uns einen sehr friedlichen und ruhigen Eindruck. Sogar der Himmel riss auf und die Sonne kam hervor. Am Glen Coe beginnen auch so richtig die schottischen Highlands.
Ruhe im Glen Coe
Eins der wenigen Häuser im Glen Coe
Im Dorf Glencoe bekamen wir dann auch wieder Benzin und …
… bekamen den ersten Hinweis darauf, dass hier der Lebensraum der Haggis beginnt. Die im Grunde scheuen Tiere scheinen sich als Zivilisationsfolger gerne an Tankstellen und Supermärkten rumzutreiben. Und wie die Waschbären bei uns können sie teilweise recht lästig werden.
Bei Glencoe trafen wir bald auf eine größere Straße, die nach Norden am Loch Linnhe entlang führt.
Am Loch Linnhe
Wir fuhren an diesem Fjord entlang bis nach Corran, dort, in einer Meerenge, setzt uns wieder eine Fähre über.
Auf der Fähre über den Loch Linnhe
Unser Ziel war Mallaig mit seinem Hafen wo Fährschiffe zu den verschiedenen Hebriden-Inseln ablegen. Wir wollten aber nicht die direkte Straße, die 830, nehmen, sondern auf einer kleinen Nebenstraße am Loch Sunart entlang an die zerklüftete Küste von Moldart kommen.
Am Loch Sunart
Am Sound of Arisaig trafen wir dann wieder auf die 830 und fuhren bis Mallaig. Schon zuvor hatten wir einen Ausblick auf die Insel Skye, unser Etappenziel.
Insel Skye
In Mallaig kamen wir bei Ebbe an. Ein komisches Gefühl, wenn man vom Kai aus zu den Schiffen im Hafen runterschauen kann. Wir konnten gleich einen Platz für die nächste Fähre buchen und unsre Motorräder bekamen einen Platz ganz vorne am Kai zugewiesen. Das Warten vertrieben wir uns mit einem kleinen Hafenrundgang und dem Verspeisen von einem Haggis-Hamburger.
Falconette am Kai: "Spuck nicht auf die Schiffe!"
Es geht doch nix über einen saftigen Haggisburger
Auf einmal hörten wir ein Motorrad heranbrummen – das Motorengeräusch durchaus vertraut. Es hielt eine KTM Superduke mit schwäbischem Kennzeichen. Schnell kamen wir ins Gespräch. Der Fahrer war ganz alleine auf Schottland-Tour und erschien uns etwas blauäugig, denn er hatte eine Lederkombi an und darüber nur normale Regenklamotten, aus denen er bei dem durchwachsenen Wetter natürlich kaum mal rausgekommen war. Nicht so toll fürs "Körperklima". Seine Navigation bestritt er per Handy in einer Plastiktüte. Aber er war guter Dinge, hatte viel Spaß und gute Laune. Ein netter Kerl.
Falconette und der Schwob.
Die Fähre legt an, durch diese hohle Gasse fahr´n wir runter.
Blick zurück auf den Hafen von Mallaig
Die Motorräder im "Bauch" der Fähre
Blick über den Sound of Sleat
Blick in den Loch Nevis, der nach Osten abzweigt.
Unser Zielhafen Ardvasar
Angekommen in Ardvasar verabschiedeten wir uns von unserem Freund, denn er hatte sich per Handy von der Fähre aus ein Zimmer in der Inselhauptstadt Portree gebucht und wollte gleich los. Es war etwa 16 Uhr. Es war Wochenende. Das Wetter war gut. Die Touristen kamen in Scharen. Wir taktierten, das die meisten Touristen erst mal weiter auf die Insel fahren würden und wir dort eher Schwierigkeiten hätten, ein Zimmer zu finden als gleich an der Fähre. Und so war es auch. Wenige Kilometer weiter, kurz vor Teangue, sahen wir ein kleines Haus mit B&B-Schild. Eine freundliche vierbeinige Begrüßung erblickte uns auch gleich. Das war doch schon mal ganz einladend, auch wenn die Auffahrt zum Haus sehr steil war. Eine sehr nette ältere Dame öffnete uns auch und es war tatsächlich noch ein Zimmer frei. Übrigens war es das einzige Zimmer auf der ganzen Fahrt ohne einen Fernseher. Wir bekamen gleich einen Creamtea mit Selbstgebackenem im Wohnzimmer serviert, packten dann unsere Sachen aus und fuhren mit einem Motorrad noch mal los – es war ja noch früh am Tage.
B&B Begrüßungskomitee
Die Küstenstraße führte nach Norden, entlang an Farnwäldern schönen Buchten und Wasserfällen bis zur Inselhauptstadt Portree. Wir stellten das Motorrad auf dem Somerled Square ab und liefen die Wentworth Stree hinunter zum Hafen. Dort erfreuten uns der schöne Anblick der bunten Häuser in der untergehenden Sonne. Wir erforschten noch ein wenig weiter das nicht sehr große Portree, kauften etwas ein und nahmen unser Abendessen auf einer Bank am Somerled Square.
Loch Ainort
Wasserfall bei Loch Ainort
Die Haupteinkaufsstraße in Portree, die Wentworth Street
Blick über den Sound of Raasay zwischen Skye und Isle of Raasay
Bunte Häuser am Hafen von Portree
Abendessen am Somerled Square in Portree
Und zum Abschluss noch eine nette kleine pie.
Nach der Heimfahrt hatten wir dann auch die notwendige Bettschwere und erfuhren von der Landlady noch, dass morgen schönes Wetter sein soll. Na prima!
Seid Ihr wahnsinnig, einen Schotten nach "british breakfast" zu fragen! Ihr verdankt den Umstand, daß Ihr noch lebt nur der Tatsache, daß Ihr nicht nach "english breakfast" gefragt habt.
Übrigens in dem lindgrünen Haus in Portree am Hafen, hatten wir letztes Jahr unsere Unterkunft.
Feine Bilder übrigens, bringt den speziellen Reiz Schottlands sehr schön rüber!
Schöne Bilder ... aber die "Europapark-Sticker" gehören doch auf die Koffer, damit man sie bei einem Fahrzeugwechsel "mitnehmen" kann ... habt ihr die eigentlich mit verkauft ... ist sowas dann wertsteigernd oder eher nicht - ich habe davon ja keine Ahnung ...
Tja. Ich hab ernsthaft darüber nachgedacht, ob ich bei ebay zwei Seitenteile ersteigern soll um die Aufkleber zu erhalten Entstanden ist das ja, weil die rote Brocken-Hexe die erste Schramme abdeckte - und dann kamen einfach so in paar Aufkleber dazu und inzwischen fragen wir auch schon mal nach Aufklebern. Ich habe übrigens alle Aufkleber mit Warmluft vorsichtig abgelöst und auf Alu-Koffer geklebt, die hier noch rumstehen. Leider werden die kaum genutzt.
10. Tag, Samstag, der 25.7.09 Inselrundfahrt Skye, 306 km
Wie in den privaten Unterkünften üblich, gab es wieder ein üppiges englisches Frühstück, nein, ein schottisches natürlich, denn es war auch noch Blackpudding dabei (Blackpudding ist Blutwurst. Die Bedeutung von Pudding ist uns bis zuletzt verborgen geblieben, denn Pudding wird sowohl ein uns bekannter süßer Pudding genannt, als auch Aspik, als auch Gebackenes, als auch Wurstscheiben als auch Saucen, z.B. Vanillesauce – es war also immer sehr spannend, ein Pudding-Gericht zu bestellen, es kam immer eine Überraschung). Die anderen Gäste des Hauses waren ein Ehepaar aus London, erwiesen sich als sehr nett und er war auch Oldtimer-Fan und fuhr mit Lotus 7 Classic-Races.
Für heute war eine Inselrundfahrt geplant, deswegen hatten wir die Übernachtung auch gleich für zwei Tage genommen. Da sie im Südzipfel der Insel auf der Halbinsel Sleat lag, mussten wir immer einige Kilometer auf derselben Straße zurücklegen, bis wir Neues erkunden konnten. Heute fuhren wir nach Westen, um im Uhrzeigersinn die Insel einmal zu umrunden. Die Landschaft im Westen der Insel unterschied sich nicht von der Landschaft auf dem "Festland", Hügel, kleine Berge, Seen oder Meeresarme und kleine Straßen. Bei Sonnenschein, und den hatten wir tatsächlich, war aber alles viel schöner.
Landschaft am Loch Harport im Westen von Skye
Loch Brackadale mit Blick auf die Insel Wiay
Loch Carog
Loch Carog
So umkurvten wir Loch Brakadale und seine Ausläufer wie auch Loch Carog auf einer kleinen Küstenstraße und genossen, die Ruhe, die das Land ausstrahlt. Inseln der Ruhe werden die Hebriden auch genannt. Der Name kommt nicht von ungefähr.
Weite und Ruhe im Westen von Skye
In Dunvegan machten wir halt an einer einladenden kleinen Bäckerei mit einer schmalen Terrasse vor dem Haus, tranken einen Kaffee und aßen etwas. Eigentlich sollte die von mir zum zweiten Frühstück ausgewählte Pie ja vom Aussehen her süß sein, aber sie war herzhaft gefüllt. Mit was? Mit Haggis natürlich! Von diesen Viechern soll es auf Skye ja noch viele geben. Hat aber trotzdem geschmeckt. Falconette hatte aber wirklich einen Kuchen erwischt, der auch süß war, und so teilten wir. Die Bäckerei warb für sich mit dem Schild Skyes Oldest Bakery. Na denn.
Skyes Oldest Bakery
Ein Platz, wie ich es gerne mag: Schönes Wetter, immer was los, aber keine Hektik.
Auch Falconette fühlte sich wohl - und ein nettes Entchen gab es auch.
Loch Dunvegan
Die Bergkette der Black Cuillin
Wir überlegten noch, ob wir Dunvegan Castle, den Stammsitz des riesigen Clans der McLeods, besichtigen sollten, entschieden uns aber dagegen, weil wir schon getrödelt hatten und ja heute noch um die Insel kommen wollten. Ja, ich weiß, eigentlich hätte man noch in die Destille von Tallisker fahren müssen. Aber ich habe halt keinen Draht zu Whisky. Also bogen wir ab wieder Richtung Osten, umrundeten den Snizord Beag (auch ein Loch) und fuhren dann wieder an der Westküste der nördlichen Halbinsel Trotternish entlang nach Norden bis Uig. Hier kann man über einen Pass nach Osten fahren, was eine schöne Aussicht versprach. Wir entschieden uns aber, noch weiter durch den Norden der Insel zu fahren. So kamen wir zu einem Museumsdorf bei Kilmuir. Zuerst waren wir auch die einzigen Besucher, doch dann kam ein deutscher Reisebus und es wurde voll. Interessant war das Museum schon, zumal die dargestellte Wohnsituation in den sogenannten Black Houses einem wie weit zurückliegend vorkommt, aber den Beginn des 20. Jahrhunderts darstellt. Die Häuser schmiegen sich flach in die Landschaft, trotzen so dem Wind und sind aus trocken aufgeschichteten Feldsteinen gebaut, gedeckt mit Stroh. Eine offene Feuerstelle im Haus lies den Rauch durch das Dach abziehen, was einerseits das dortige Ungeziefer abtötete und andererseits die dort aufgehängten Nahrungsmittel konservierte.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderst war die Ernte von Seetang, aus dem Chemikalien gewonnen wurden, die Haupteinahmequelle der Bevölkerung. Durch das Aufkommen der chemischen Industrie verlor dies an Bedeutung und die Schafzucht wurde zum Broterwerb, was aber den wirtschaftlichen Niedergang der Insel zur Folge hatte. Eine große Zahl der Inselbewohner verließ daraufhin die Insel, viele Höfe wurden aufgelöst und sind teilweise heute noch als Ruinen zu sehen. Die Crofter (Landpächter) wurden vertrieben und nach Kanada umgesiedelt, weil die Herren das Land für die Schafzucht nutzen wollten. Diese sogenannten Highland Clearances sind noch heute ein gegenwärtiges Thema in Schottland, von denen sich die Bevölkerung z.B. auf Skye noch nicht richtig wieder erholt hat – so gab es bis in die 1970er Jahre nur noch 7000 Menschen auf Skye, hundert Jahre zuvor waren es noch um 25.000.
Die Nordwestspitze von Skye
Museumsdorf bei Kilmuir
Black House
So wurde drinnen das Leben in den 1950er Jahren dargestellt.
Eigentlich ganz gut für ein B&B geeignet
Der Dorfschmied
Falconette als ehemalige Schafzüchterin in ihrem Element bei der Begutachtung von Wolle und Tweed, während …
… mich der "landlords chair", der Besucherstuhl für den Großgrundbesitzer, mächtig beeindruckt hat.
Weiter fuhren wir wieder in Richtung Süden, nun an der Ostküste entlang. Schafe waren hier wieder allgegenwärtig. Bei Flodigarry gab es schroffe Felsformatonen zu sehen. Bald stießen wir auf die Querverbindung nach Uig, die mit dem Pass. Es war noch nicht zu spät, also beschlossen wir, den Pass hinaufzufahren.
Skye-Schafe
Felsen bei Flodigarry
Der Quiraing-Pass auf der Straße nach Uig
Am Quiraing-Pass
Blick von Quiraing-Pass zum schottischen "Festland"
Oben blieben wir nicht lange, es war kalt und windig und ziemlich überlaufen von Touristen, obwohl es dort nur einen großen Parkplatz gab und keine Buden. Da wir nicht noch mal nach Uig wollten, fuhren wir also wieder die Straße zurück an die Ostküste.
Falconette auf Abfahrt vom Quiraing
Bald waren wir dann auch wieder in Portree angekommen und stellten die Motorräder am uns bereits vertrauten Somerled Square ab. Auch gingen wir wieder zum Hafen, in dem heute Ebbe herrschte.
Somerled Square in Portree
Ebbe im Hafen von Portree
Eine österreichische Afrika Twin stand in der Nähe des Hafens. Später sahen wir sie noch mal an uns vorbei fahren, besetzt mit einem ziemlich beleibten Pärchen. Das arme Mopped.
Wir hatten die Insel deutlich schneller umrundet, als wir gedacht hatten. Bis Portree hatten wir an diesem Tag knapp 200 Kilometer zurückgelegt, für die wir mehr Zeit angesetzt hatten. Also beschlossen wir, uns den Sonnenuntergang vom Hafen von Elgol an der Spitze der Halbinsel Strathaird anzuschauen. Dorthin sollte laut Karte eine landschaftlich sehr schöne Straße führen. Also los. Unterwegs begegneten wir zum ersten Mal den typisch schottischen highland cattels mit ihren breiten Hörnern, die bei mir nur Chopperkühe heißen.
Friedlich grasende Chopperkuh
Der Chef, ohne Lenker, aber dafür verständlicherweise ziemlich unfreundlich. Unter höchster Lebensgefahr gelang mir diese Aufnahme.
Falconette sah sich währenddessen die Chopperkühe lieber aus sicherer Entfernung an
Vor den frei grasenden Kühen musste man sich aber immer mehr in Acht nehmen. Daher merkten wir auch gar nicht, dass wir hätten abbiegen müssen, nur dass die Straße immer "schotteriger" wurde, fiel uns auf. Und so landeten wir am Rubha Suishish, einer östlich vom eigentlichen Ziel gelegenen Landspitze. Aber das war kein wirklicher Fehler, im Gegenteil, es war ausgesprochen schön und ruhig dort.
Hier hätte man jetzt Gummikühe gebraucht, hätte einfach besser gepasst.
Hier macht eine auf Veterano Osborne
Aber wir wollten ja nach Elgol am Rubha nah-Easgainne. Also wieder zurück, auch schnell die verpasste Abfahrt in der Nähe des Chefbullen gefunden und weiter gefahren am Loch Slapin entlang. Als ich Falconette gerade mal fotografieren wollte, kam von hinten ein anderes Motorrad. Die KTM! Hallo! Na, dann wir gemeinsam weiter nach Elgol.
Elgol ist eine kleine Ansiedlung mit einem Pier, von dem aus Touristenboote zur Inselfahrten aufbrachen. Da Elgol in Reiseführern als must empfohlen wird, waren wir davon ausgegangen, dass es hier auch etwas zu essen gibt. Aber weder ein Restaurant noch ein Geschäft noch eine Imbissbude waren vorhanden, nur ein eher schmuddeliger Hafen. Was an dem angeblich so romantischen Elgol toll sein soll, hat sich uns leider überhaupt nicht erschlossen. Noch nicht mal die Sonne wollte untergehen, sie stand noch viel zu hoch. Also saßen wir noch eine Weile auf einer Hafenmauer herum, schwatzten mit dem KTM-Fahrer und beobachteten ein ankommendes Pärchen auf einer GS, die uns unterwegs schon mal aufgefallen war. Auch mit ihnen kamen wir schnell ins Gespräch. Sie kamen aus Wick am anderen Ende von Schottland und waren das erste Mal in ihrem Leben im Westen, wo sie einen Zelturlaub machten - und aus Schottland raus waren sie auch noch nie gekommen. Sie staunten ganz schön, als sie hörten, wo wir her kamen.
Nun die richtige Straße nach Elgol
Falconette, verfolgt von der Duke
Strand bei Elgol
Mole in Elgol mit "Fischerboot" für Touries
Schwätzchen mit GS-Fahrern aus Wick
Blick über Loch Scavaig
Da wir nicht auf den Sonnenuntergang warten wollten, dazu war Elgol einfach zu wenig romantisch, machten wir uns wieder auf den Heimweg, hielten an einer großen Tankstelle bei Corry noch mal an und kauften für das Abendessen ein. Zum Nachtisch noch etwas Fudge, eine Spezialität der Insel Skye Das Abendessen fiel zwar dadurch weniger romantisch aus als im erhofften Sonnenuntergang von Elgol, aber im Hinblick auf das morgige Frühstück war das ganz ok.
Abendessen im Zimmer
Ohne Fernseher und damit auch ohne die Warnungen vor den Schweine-Flöhen führten wir noch das Tagebuch weiter und planten die weitere Fahrt. Außerdem schwatzten wir noch ein wenig mit der Hauswirtin, von der wir auch erfuhren, dass gerade in diesem Teil der Insel noch ziemlich häufig gälisch gesprochen wird, sie es aber nicht könne, da sie zugereist sei und dies ihr Rentnerdomizil sei, das sie und ihr Mann sich lange erträumt hätten. Der abendliche Blick von Wohnzimmerfenster über den Sound of Sleat war dann auch fantastisch. Die Hauswirtin warnte uns aber auch vor: Morgen würde das Wetter wieder schlecht sein.
Zum Abschluss noch ein kleines Rätsel, damit sich Serpel nicht so langweilt: Was steht auf dem Schild?
Klasse Martin! Für mich der schönste Tag bisher. Schade, dass ich so was nur passiv erleben darf. Aber Souline fährt so gut wie nicht mehr, und die beiden Hunde ... Man kann nicht alles haben.