Ich war 1993 vier Wochen mit dem Mopped in Irland. B&B haben wir nur im äußersten Notfall gemacht, weil es damals schon sehr teuer war. Die Alternative hierzu waren günstige und sehr nette "Independent Hostels".
Was kostet so im Schnitt heute eine B&B Übernachtung in Schottland, bzw. England? Das würde mich echt mal interessieren. Wie hoch ist die Spannbreite?
Ich kann ja nur unsere Erfahrungen widergeben. Wir waren wohl genau in der Haupt-Urlaubszeit dort und da wird wahrscheinlich auch zugeschlagen. Ich weiß nicht, ob die Übernachtungspreise außerhalb der Saison billiger sind. Wir haben von 45 bis 70 Pfund für das Doppelzimmer mit Frühstück bezahlt, wobei ein Unterschied gemacht wird mit Dusche im Badezimmer im Flur (meist 50-55 Pfund) und Bad mit am Zimmer (meist 60-65 Pfund). Kleine Hotels/Inns liegen auch meist bei 60-70 Pfund. Bis auf eines hatten alle Zimmer einen Fernseher und auch gute Betten und normalen Komfort. Das bessere Frühstück gab es in den Privatunterkünften, das teilweise richtig fantastisch war. Das relativiert natürlich den Preis, denn du sparst mindestens mal ein (auch teures) Mittagessen. Da die Hostels gar nicht so viel billiger waren, aber entsprechend weniger boten und man sich zudem immer von der Route her nach ihnen orientieren musste (letzteres war eigentlich allein ausschlaggebend), haben wir uns bevorzugt für B&B entschlossen. England ist ein ziemlich teures Reiseland. Man kann in etwa sagen, dass man für ein Pfund genauso viel bekommt, wie hier für einen Euro. Also ist alles etwa 30% teurer als hier. Besonders teuer ist Obst, Gemüse und auch einige andere Nahrungsmittel. Vier Wochen USA sind incl. Flug nicht teurer als vier Wochen Großbritannien
22. Tag, Donnerstag, der 6.8.09 New Milton – London – Lingfield
Mit unserem B&B hatten wir wieder richtig Glück. Gut geschlafen und jetzt auch noch ein Spitzenfrühstück mit viel Obst und Säften und zum normalen Standardpaket "english breakfast" gab es such noch Pfannkuchen und Rosinenbrötchen. Wir erfuhren, dass Sammy Miller hier oft seine Gäste einquartiert.
Das reichhaltigste Frühstücksbuffet unserer Reise
Das Museum von Sammy Miller ist wirklich eine Empfehlung und man sollte es sich nicht entgehen lassen, wenn man in der Gegend ist – auch für motorradmäßig nicht so bewanderte ist es sehr interessant, weil sich auch viele zeitgenössische Accessoires finden und einfach auch das Ambiente auf dem alten Hof stimmt. Er selbst ist auch öfters zugegen und war gerade in der Werkstatt dabei, eine Dreizylinder-DKW zu restaurieren. So bekam ich noch ein Autogramm von ihm in ein Buch. Falconette besuchte natürlich wieder "ihre" Esel, die heute ausgesprochen zutraulich waren und sich die Ohren kraulen ließen. Vor dem Hof standen die Motorräder eines Pärchens, das wohl den Aufklebern nach zu urteilen schon die halbe Welt bereist hatte – leider trafen wir sie nicht. Wir hätten uns gerne ein wenig unterhalten.
Eselohrkraulen bei Sammy Miller
Die Grautiere
Motorräder vor dem Museum
Von New Milton aus nach Osten kamen wir wieder durch New Forest mit seinen freilaufenden Tieren. Da es heute nicht so regnerisch war, sahen wir auch viel mehr, als bei der letzten Durchfahrt in entgegengesetzter Richtung.
Keine Angst vor großen Tieren
Fohlen in New Forest
Große Freude: Wilde Esel in New Forest
So kamen wir auch wieder nach Beaulieu und fuhren diesmal auch zum Schloss und zum Museum. Zum Besichtigen hatten wir aber keine Lust, für heute war es genug. Also kurvten wir wieder um Southampton herum und schnurstracks nach London. Zum Abschluss wollte ich Falconette noch das Ace-Café zeigen. Ein klein wenig musste ich sie überreden, denn eigentlich fahren wir beide nicht gerne in eine Großstadt. Aber wenn man schon mal in England ist, muss man doch auch das Ace gesehen haben! Und da das Ace im Westen Londons liegt, nicht in der City und dafür aber an gut ausgebauten Straßen, sagte ich zu ihr: Einfach das letzte Stück auf der Autobahn rein, anschauen und noch vor der rush-hour wieder raus. Leider spielte uns das Navi einen Streich. Normalerweise wählt es gerne und dienstbeflissen eine Autobahn, wenn man es ihm erlaubt – aber in diesem Fall fand es, dass eine normale innerörtliche Straße besser und kürzer sei. Und so quälten wir uns dann doch von Ampel zu Ampel bei sinkender Laune. Es war dazu auch noch relativ warm. Vielleicht wusste das Navi ja auch mehr als ich, zum Beispiel dass auf der Autobahn ein Stau ist, wer weiß? Jedenfalls kamen wir deutlich später als geplant am Ace an und durften dann nicht mal für ein Foto auf den von eifrigen Helfern abgesperrten Vorplatz fahren, weil da für das Wochenende ein Mini-Treffen geplant war und tatsächlich schon ganze vier Minis da waren – aus Deutschland natürlich. Deswegen sperrte man am Donnerstag schon Motorräder aus? Seltsam. Wenn das Ace-Cafe anlässlich des Reunion voll ist und viele Motorräder da stehen, hat es ja wirklich seinen Reiz – aber so, ziemlich leer, ist es doch recht öde. Das war jetzt die zweite Enttäuschung nach Stonehenge. Wir tranken dann – während noch eine Hand voll Minis eintraf - eine Cola, wenn man schon mal da ist, und ich sah zu, dass der Weg stadtauswärts dann auch wirklich auf einer Autobahn stattfindet – egal, was das Navi meint.
Ace-Blockade durch vier blöde Hasenkästen.
Komisches Gefühl, so in einem leeren Ace - und das Getränk gibt es sofort und ohne Schlange
Eine Cola im Ace
Inzwischen waren noch weitere vier rollende Hasenkästen angekommen.
Um uns noch mehr zu ärgern, fing es noch leicht an zu regnen. Also starteten wir bald wieder. Der Regen nahm leider zu, der Verkehr auch, der Regen wurde stärker und die Wolken ziemlich düster, dazu kam ein Stau nach dem anderen. Wenn wir schon mal von unserem Grundsatz abweichen, Städte zu meiden, werden wir auch gleich bestraft. Um einigermaßen voranzukommen und damit die Visiere nicht so beschlagen, schlängelten wir uns wie die einheimischen Motorradfahrer zwischen den Autos durch, mit den breiten Koffern nicht sehr angenehm. Aber die freundlichen Engländer machten immer Platz. Wir fuhren über die 4 raus auf die M25 und dann nach Süden und Südosten und verließen sie wieder bei Oxted. Für etwa 70 km Autobahn brauchten wir geschlagene drei Stunden im Dauerregen. So beschlossen wir, gleich das nächste B&B, das am Wege lag, zu nehmen. Nach dem Versuch, ein Zimmer auf einer Farm zu bekommen, wo aber niemand zu Hause war, erreichten wir die kleine Stadt Lingfield und fanden dort ein eigentlich ganz nettes uraltes Pub, "The Old Cage". Im Hinterhof gab es ein ziemlich kleines Zimmerchen für 60 Pfund – egal. Alles war wir brauchten war da, sogar ein Fön, um unsere Sachen ein wenig zu trocknen, alleine würden die das bis zum nächsten Morgen nämlich nicht schaffen. Einer meiner Stiefel erwies sich mittlerweile als undicht. Das Pub entschädigte ein wenig, denn es war urgemütlich und wir tranken nicht nur ein Bier. Mit der nötigen Schwere krochen wir in die Betten.
Zitat Einer meiner Stiefel erwies sich mittlerweile als undicht.
Hattest du deine Stiefel nicht erst kürzlich im "Motorradstiefel-Fred" empfohlen ... ... oder sind die "good-ones" reserviert für deine Sonntagsrunde?!
Zitat Vielleicht wusste das Navi ja auch mehr als ich, zum Beispiel dass auf der Autobahn ein Stau ist, wer weiß?
Das ist durchaus nicht auszuschließen.
Bei dem Versuch, London westlich auf der M25 zu umfahren, bin ich jedenfalls jämmerlich im Stau verhungert. Die Flucht "quer durch die City" erwies sich dann als die weitaus bessere Variante. Zwar nicht unbedingt schneller, aber wenigstens hab ich so noch was von London gesehen.
Wir haben von 45 bis 70 Pfund für das Doppelzimmer mit Frühstück bezahlt, wobei ein Unterschied gemacht wird mit Dusche im Badezimmer im Flur (meist 50-55 Pfund) und Bad mit am Zimmer (meist 60-65 Pfund). Kleine Hotels/Inns liegen auch meist bei 60-70 Pfund.
Und bei den Preisen muß man auch noch auf der falschen Seite fahren????? Im Ernst: Bei diesen Preisen kommt Großbritannien für mich leider niemals in Frage.
Bei dem momentanen Pfundkurs ist das doch recht günstig und wenn man etwas später, z.B. im September fährt, bekommt man auch Zimmer für 50 Pfund mit Bad, das sind momentan gerade mal 56 Euro, da bekommt man hier in D kaum mal ein Zimmer für.
Ich kann mich da an eine Londonquerung mit teilweise Tempo 100 erinnern, geführt durch die Polizei. So schnell und kompakt liebe ich Sightseeing. Hinterher war aber der Motorlack der W gelb angelaufen!
Tag 23, Freitag, der 7.8.09 Lingfield – Dover – nach Hause.
Morgens sieht die Welt schon wieder ganz anders aus: die Klamotten sind trocken – gut der Stiefel ist noch ein wenig feucht – es regnet nicht mehr, das Frühstück ist reichhaltig und gut – also alles wieder prima. London und Ace sind vergessen.
Unser B&B "The Old Cage" in Lingfield
Unser Zimmerchen war das links hinter den Fässern – aber zum Schlafen hat´s gereicht.
Reichhaltiges Frühstück am Fenster mit Blick auf das Treiben im Städtchen.
Um halb zehn brechen wir auf, die Fahrt nach Dover ist unspektakulär und regenfrei und wir kommen an der Fähre um halb 12 an. Die Umbuchung auf einen früheren Termin verläuft etwas ulkig: Erst wir mein Motorrad umgebucht, dann Falconettes – inzwischen ist durch diese eine Umbuchung der Preis gestiegen, weil es ein Platz auf der Fähre weniger geworden ist. Unsere Erfahrung mit der Fähre: Entweder wirklich vorher buchen und den Termin einhalten oder einfach bis Calais oder Dover hin fahren und vor Ort buchen. Eine vorher gebuchte Fähre nachträglich umbuchen ist die teuerste Variante. Wobei ich jetzt nicht von der Umbuchung innerhalb eines Tages rede, sondern von der Umbuchung von einen Tag auf einen anderen Tag.
Dover – Hafen
Motorräder verzurrt im Fährbauch
R69US mit demoliertem Ventildeckel
Auf der Fähre vertreiben wir uns die Zeit mit dem Verzehr von Brownies und Kaffee für das Restgeld und danach ein bisschen schlafen. Wir treffen einen BMW-Fahrer, der einen geflickten und geklebten Ventildeckel an seiner Maschine hat, weil er beim Runterfahren von einem Parkplatz einen Poller übersehen hatte. Er kam zurück von einer Tour durch Cornwall. Zurück auf dem Festland war das Wetter wieder so gut und warm wie auf der Hinreise – die Regeninsel liegt hinter uns. Noch mal tanken und dann los in Richtung Heimat. Unterwegs trafen wir noch mal auf die R69Us und erfuhr eine ganze weile mit uns. Unser Reisetempo betrug so etwa 120. Ihm war das dann wohl doch nicht flott genug und nach einer Weile zog er langsam davon. Uns war klar, dass wir dummerweise genau zur Feierabendundbeginnendeswochenendezeit im Bereich von Brüssel landen würden und so war es dann auch. Ziemlich lange Staus. Die belgischen Motards fahren einfach zwischen den Autos durch, was auch als ganz normal angesehen wird. Mit unseren Koffern war das nicht ganz so leicht. Nur ein einziges Mal wollte uns jedoch ein Auto partout nicht durchlassen, ja, machte sogar die Gasse dicht. Natürlich ein Deutscher. Heimatliche Gefühle kommen hoch. Kurz vor der holländischen Grenze - es darf doch nicht wahr sein – keine Anzeige der Instrumente mehr! Batterie wieder leer. Lichtmaschine wieder kaputt. Also auf der Autobahn rechts ran. Jetzt rächte es sich, dass ich die dritte Batterie nicht doch mitgenommen habe. Was tun? Falconettes Batterie musste in mein Motorrad und die leere Batterie aus meinem Motorrad musste in Falconettes Motorrad aufgeladen werden. Nur wie starten mit der leeren Batterie? Zum Glück habe ich immer etwas Kabel, Klemmen, Schrauben, Tape, Draht und solche Dinge dabei, aus denen man ein Starthilfekabel bauen kann. Das hat auch gut funktioniert und beide Maschinen liefen bald wieder. Nun mussten wir nur alle Stunde einen Batterietausch vornehmen, damit immer eine wieder nachgeladen werden konnte. Um Strom zu sparen habe zudem ich einen Scheinwerfer abgeklemmt und dabei das nicht abschaltbare Licht verflucht.
An der Tankstelle auf dem Festland gab es gleich blauen Himmel strahlenden Sonnenschein. Ungewohnt.
Schon wieder die Lichtmaschine
Im Grenzgebiet von Aachen sahen wir eine fette, rabenschwarze Wolke vor uns. Da gab es kein Entrinnen. Aber da war eben ein Schild "Raststätte 5 km" gewesen. Schaffen wir das? Gas! Wird knapp! Wir bekamen das heftige Sommergewitter Gewitter in seiner vollen Stärke leider noch ab – blöderweise fuhren manche Autos durch den plötzlich einsetzenden Platzregen nur noch Schrittgeschwindigkeit, schalteten Warnblinker ein und machten sich wichtig. So fuhren wir über den Randstreifen zur schon zu sehenden Tanke und warteten da den Regen ab – Blitze auf der Autobahn sind nicht des Motorradfahrers Freund. Es kamen noch einige andere Motorradfahrer, teilweise in sommerlicher Kleidung mit Jeans und so, aber mit Gepäck. Denen ging es weit weniger gut als uns mit unseren britain proofed clothes. Geduld war gefragt, im Westen klarte es bald schon wieder auf und irgendwann war das Gewitter dann auch durchgezogen. Noch zwei Batteriewechsel und kurz nach Mitternacht, also am 24. Tag, kamen wir wieder zu Hause an. Dreieinhalb Wochen England-Schottland-Wales und nur drei Tage keinen Regen: Auf der Hinfahrt, den Samstag auf Skye und der Tag mit der ersten Lichtmaschinenpanne. Nun mussten wir erst mal schlafen und dann das Moos von Motorrad, Klamotten und aus den Haaren entfernen.
Schön, dass wir die Reise im Trockenen mitmachen konnten.
Ich werde jetzt mal duschen gehen und englische Gassenhauer grölen, damit ich mich in Eure Situation gut hineinversetzen kann. Mal sehen, was ich heute zum Frühstück kriege.