Um 5 Uhr ist es noch dunkel. Wir starten bei 29 Grad, es weht kein Lüftchen. Wir erleben eine herrliche Fahrt durch die Wüste: Sonnenaufgang, begeisternde Lichtverhältnisse, die Berggipfel werden von der Sonne angestrahlt, die Wüstenebene liegt noch im Dunkeln, einzelne große Wolken segeln wie riesige Schiffe über den Himmel.
Sonnenaufgang in der Mojave-Wüste
Und es gibt so richtige Wüste, keine Stein-, Fels- oder Geröllwüste mit Büschen, nein richtige Sandwüste. Die ersten 45 Meilen fahren wir eine Straße, die um diese Uhrzeit auch stark von Trucks frequentiert wird. Wir fahren zwar die erlaubten 65 Meilen, die Trucks kommen aber immer näher und wir werden oft überholt. Wie alle Fahrzeuge scheren sie aber frühzeitig aus, halten großen Abstand und scheren erst weit vor uns wieder ein. Das rücksichtsvolle Fahren in USA beeindruckt und begeistert uns immer wieder. In Vidal Junction halten wir an. Eine typische Wüstenkreuzungstankstelle, Café, Werkstatt, alles weitläufig gebaut mit viel, viel Platz drum herum. Leider alles auch noch geschlossen. Wir sind zu früh. Nun, die Tanks sind noch ziemlich voll, kein Problem. Ein Kaffee wäre schön gewesen.
Vidal Junction, leider noch zu früh.
Ein alter „Canopy Van“ auf dem Dach der Tankstelle in Vidal Junction
Wir biegen ab auf die 62 in Richtung Joshua Tree Park. Diese Straße ist sehr einsam, kein Fernverkehr verirrt sich hierher. Die Temperatur liegt schon wieder bei 32 Grad und das um 8 Uhr morgens. Die Wolken sind verschwunden. Wir halten kurz an einem merkwürdigen Wegweiser und machen ein Foto. Er zeigt uns, das Gallup schon wieder 500 Meilen hinter uns liegt, aber sonst werden wir aus den Schildern nicht schlau. Skurril wirkt er aber schon, wie er so einsam mitten in der Wüste steht.
Der einsame Wegweiser
Warnschilder, die auf Bodensenken und „Flash Floods“ hinweisen, zeigen, dass die Wüste bei plötzlichem Regen auch sehr gefährlich werden kann. Hier schießen dann reißende Ströme entlang.
Warnung vor einer Bodensenke, die nach einem Gewitter voll Wasser stehen kann und …
… Warnung vor Überflutungen, wenn ausgetrocknete Wasserrinnen durch die Wüste laufen
8 Uhr morgens – und schon 32 Grad!
Gleißende Sonne gegen Mittag.
Desert Center, wohl mit die bedeutendste Kreuzung in der Mojave
Aber es gibt auch ein Café, karg ausgestattet und nicht sehr einladend, aber …
… mit strengen Regeln (sieht man übrigens öfters, dieses Schild).
Abkühlen können wir uns wieder in Desert Center, wo wir auch auf die Interstate 10 treffen, die Jacksonville in Florida mit Los Angeles verbindet. Im etwas schmuddeligen Desert Café trinken wir große kühle Cola. Ein kurzes Stück weiter kommen wir an ein Militär-Museum. Im Freigelände stehen viele Panzer und andere Militärfahrzeuge, die in dem Klima natürlich nicht vergammeln. Es ist das ehemalige Desert Trainig Center Camp Young, in dem im zweiten Weltkrieg unter härtesten Bedingungen über eine Million Soldaten für die Wüstenkriege in Nordafrika ausgebildet wurden. Wahrscheinlich hätten die über unsere Hitzeprobleme gelacht.
Militärmuseum Nähe Desert Center
Ich überlasse es den anwesenden Fans, herauszufinden, was das für Panzer sind – Militärgerät ist nicht meine Baustelle.
Natürlich darf ein Denkmal von General Patton nicht fehlen, der dieses Ausbildungszentrum 1942 gegründet und geleitet hat, übrigens das größte Ausbildungslager, das jemals existiert hat.
Ein Stück noch müssen wir auf der Verkehrsreichen Interstate 10 zurücklegen, dann biegen wir nach Norden ab in den Joshua Tree Park. Die Straße führt zügig bergauf, bald sind wir wieder auf über 1000 Meter Höhe und die Temperatur beträgt nur noch angenehme 30 bis 32 Grad. Im Informationszentrum zeigen wir unsere Pässe vor und informieren uns ein wenig: Der Joshua Tree (Yucca brevifolia) gehört zur Familie der Agavengewächse und wird bis zu 12 m hoch. Den Namen erhielt die Pflanze von durchziehenden Mitgliedern der Mormonen, die die dünnen ausgestreckten Äste mit den zum Himmel gereckten Armen des alttestamentlichen Volksführers Josua verglichen. Aha.
Wir nähern uns dem Yoshua Tree Park
Die Ranger-Station mit Informationszentrum am Eingang des Yoshua Tree Parks
Zunächst fahren wir auf dem Hochplateau wieder durch Steinwüste, dann gibt es ein paar Büsche und es wachsen langsam aber sicher immer mehr Joshua Trees. Das Zentrum des Parks wird von skurrilen, durch Verwitterung erzeugten Felsformationen aus ziemlich hellem Gestein geprägt, davor die bizarren Joshuas, die teilweise noch in Blüte stehen oder auch schon Früchte tragen. Ein faszinierendes Szenario und wir sind wieder mal mutterseelenallein – in der Urlaubszeit! Wir machen kleine Spaziergänge und erfreuen uns an den Pflanzen und Eidechsen.
Kleine Pause im Pinto Basin im Yoshua Tree Park – durch die Höhenlage ist es nicht mehr so heiß, nur noch angenehme Anfang 30 Grad.
Die ersten Yoshua Trees
Und so sieht so ein Yoshua Tree aus
Hier noch ein paar eindrücke aus dem Yoshua Tree Park, in dem wir keiner Menschenseele begenet sind. Scheinbar waren wir an dem Tag die einzigen Besucher:
Es werden mehr von diesen bizarren Bäumen
Bizarre Bäume und bizarre Felsen – das macht den Park aus. Ist aber nicht langweilig, sondern echt sehenswert.
Kleiner Erkundungsspaziergang und …
… ein bisschen den Affen machen.
Für die Pflanzenfreunde hier ein Überblick über die Vegetation in vier Bildern – wie die Pflanzen heißen, weiß ich aber nicht.
Die Früchte des Yoshua Tree …
… und noch mal aus der Nähe.
Und wenn Pflanzen zu langweilig sind – es gibt auch schöne Felsen!
Nach etwa zwei Stunden verlassen wir den Park und erreichen die Stadt mit dem gleichen Namen: Joshua Tree. Eigentlich mehr wegen der Abkühlung aber auch ein wenig von Hunger getrieben kehren wir in einer Pizzeria ein. Henny bestellt zwei mittlere Pizza, die aber einen Durchmesser von 40 Zentimetern haben. Sie schmecken wirklich gut und sich die Reste in einen „doggy bag“ einpacken zu lassen, ist ja absolut üblich. Und so bekommen wir sie auch gut verpackt mit auf den Weg. Vermutlich wird die Pizza da draußen noch nicht mal kalt werden.
Hier gibt’s gute Pizza, falls es mal jemanden dahin verschlägt, aber …
… nach dem Strullen müssen die Hände gewaschen werden, by law!
Wir kommen weiter ins Tal hinunter und wieder auf die Interstate 10. Um uns abzukühlen, fahren wir in Cabazon ab und kaufen bei Burger King große Getränke. Neben dem Parkplatz stehen riesige begehbare Betonsaurier, in denen sich Souvenirläden befinden. Wir schauen sie an, aber haben ja zum Glück keinen Platz …
Saurier bei Cabazon
Sind aber ziemlich zahm.
Henny drängt darauf, eine Übernachtung zu suchen. Es macht aber auch wirklich keinen rechten Spaß bei der Hitze auf der Interstate. Wir fahren deswegen auch schon in Banning raus. Eigentlich wollte ich noch etwa 25 Meilen weiter, aber das ist ja wirklich egal. Wir finden ein schönes Motel, das Hacienda Inn, mit einem großen Zimmer mit Microwelle, Kühlschrank und Sitzecke sowie großem Fernseher. Leider bläst die Klimaanlage genau aufs Bett, so dass ich erst mal Möbel rücken muss, um den kalten Luftstrom abzulenken.
Unser Motel in Banning
Nach einer Abkühlpause machen wir wieder eine gemeinsame Tour auf meiner Harley durch die Stadt. Ohne Helm ist hier leider nicht mehr erlaubt. Wir kaufen in einem mexikanischen Supermarkt ein. Eine Vielzahl von Produkten ist uns völlig unbekannt. Dazu gibt es viele befremdliche Dinge. Wir nehmen getrocknete Fische und verschiedenes frisches Obst mit. Wir haben ja noch die Pizza. Und natürlich mexikanisches Bier: Coronita. Das passt hier besser. Dazu noch einen „Butterfinger“. Auf der Harley ist das mit dem Leistungsgewicht ja nicht so tragisch. Nebenan ist ein Autozubehörladen. Ich greife begeistert bei Scheinwerfern und Rücklichtern zu bis Henny mich entsetzt daran erinnert, dass wir ja keinen Platz haben. Also zurück ins Regal. Aber ein Satz blauer Ventilkäppchen als Andenken muss es dann doch sein.
Schöne dicke Erdbeeren und …
Wir machen es uns gemütlich vor dem Fernseher, essen und schauen den Animal Channel an. Auch die Werbung mit dem flohfreien Hundchen.
… die Pizza vom Mittag mit einem kühlen, mexicanischen Coronita Bier.
Wir besprechen den weiteren Verlauf unserer Reise, denn wir werden mindestens zwei, drei Tage zu früh wieder am Pazifik ankommen. Es ist gerade erst gut Halbzeit unseres Urlaubs und wir haben schon alle eingeplanten Bundesstaaten durchfahren. Uns kommt die Idee, einen Abstechen nach Anaheim zu machen und uns Disneyland anzuschauen. Das passt zwar so gar nicht zu unserer bisherigen Tour – aber ein Kontrastprogramm kann ja auch mal ganz schön sein. Es ist komischerweise auf unserer Karte nicht eingetragen, aber da ich 1986 schon mal dort war, werde ich es wohl auch wieder finden. Wir wollen gleich morgens ein Motel suchen und dann den Rest des Tages im Park verbringen. Wieder in Californien ist das Wetter ja kein Thema mehr: It never rains in southern california!
Und diese Frage von dir? Du als Fachmann müsstest doch erkennen, dass das mein Solarpanel zum Aufladen der Batterien für den Fotoapparat ist - es spiegeln sich nur die alten Yoshuas drin
am Matador habe ich noch rumgebastelt. Ich habe bei einer Hanomag Vertretung Kfz.-Mechaniker gelernt und da sind mir diese Tempos noch untergekommen (Ende der 60er).
Hanomag -> Hier Arbeiten Nur Ochsen Mit Ausdauernder Geduld
Gruß Gerry -> der gerade merkt, dass er auch nicht mehr der jüngste ist.
Von all den Dingen, die mir verloren gegangen sind, habe ich am meisten an meinem Verstand gehangen. (Ozzy Osbourne)
Übrigens haben wir immer wieder in Gaststätten, Ausflugszielen, Raststätten und Museen diese Klappe mit der Aufschrift "Baby Changing Station" gesehen.
In manchen Dingen sind uns die Amis einfach voraus. Wenn ich mir so überlege, bei uns könnte man ein nervendes Blag einfach in so eine Klappe stecken und bekäme ein anderes braves dafür eingetauscht - eine tolle Idee!