ich glaub der Butterfinger floppte hier weil er aus genmanipulierten Soja hergestellt war. Der gemeine Deutsche an und für sich steht da wohl nicht so drauf.
Im wesentlichen wurde schon alles gesagt. Es ist schwierig da noch eins oben drauf zu setzen, aber auch ich warte jeden Morgen ungeduldig auf die neueste Ausgabe des Berichts.
Besonders angetan bin ich von den ungewöhnlich liebevollen Formulierungen, die auf eine besondere persönliche Beziehung des Autors zu Kraftfahrzeugen aller Art schliessen lassen: können diese doch schlafen, sprechen und bisweilen sogar singen!
In Antwort auf: Auf einem Platz in der Nähe parken eine Reihe Trucks, die dort übernachtet haben.
In Antwort auf: Vorbei kam auch ein großer Chevy Pickup mit klapperigem Anhänger und fragte uns, ob wir die havarierten Motorradfahrer seien.
In Antwort auf: Lediglich vor den Kirchen haben sich jeweils Autos versammelt. Manchmal hört man sie singen.
Start in Cannonville um 6.50 bei 19 Grad. In der Nacht hat es tatsächlich noch stellenweise Regen gegeben, jedenfalls kommen wir streckenweise über feuchte Straßen. Wir fahren erst einmal in Richtung Zion Canyon. Am Abzweig Carmel Junktion machten wir unsere Frühstückspause, einen schönen Salat wegen der Vitamine, etwas süßes Gebäck und zwei Cappuchino – groß und süß. Das Ganze auf einer Bank in der Sonne umschwirrt von Kolibris. Wunderbar. Nebenan ein Indianerladen mit einem wirklich schönen Angebot, nicht nur der übliche Kitsch. Man merkt, dass wir uns dem Indianerland nähern. Im Laden musste ich erst mal eine Friedenspfeife probieren. Gerne hätte ich auch einen ausgestopften Grizzly mitgenommen, aber auf einem Motorrad kann man ja zum Glück …
Mount Carmel Junction Food Market
Kolibris holen sich Nektar an einer speziellen Tränke
Friedenspfeife – eigentlich bin ich sehr zu-frieden …
Faul in der Sonne sitzend, beschlossen wir, dass wir nicht schon wieder einen Canyon anschauen müssen. Der Zion wurde kurzerhand gestrichen.
- Eigentlich – so im Nachhinein betrachtet – war das eine wesentliche Wende unserer Reise. Uns hatte das Vagabundieren gepackt. Touristenziele, obwohl sie ursprünglich auf der To-do-Liste standen, waren auf einmal gar nicht mehr wichtig. Schön war es für uns, sich einfach nur so auf dem Motorrad treiben zu lassen, abends nur die grobe Richtung für den kommenden Tag vorgeben und dann schauen, was dieser nächste Tag uns bringt. –
Auf dieser Bank wurde die Entscheidung für den weiteren Verlauf der Fahrt getroffen
Wir fuhren auf der US 89 weiter und querten die Hochebene von Kanab. Der höchste Punkt ist die Aussichtsplattform von Kanab, wo wir rasteten. Sie stellte auch die Grenze zwischen Utah und Arizona dar. Wir mussten die Uhren eine Stunde vor stellen, weil die Sommerzeit von Arizona trotz eigentlich gültiger Mountain-Time an die Pazifik Standard Time angepasst ist. Danach ging es am Vermillion Cliff runter ins Navajo Land. Die Aussicht in die Ebene, die vom Colorado durchschnitten wurde, war einfach grandios. Wie eine silberne dünne Linie zog sich die alte Route 89 schnurgerade durch das Tal um dann vor den gigantischen Steilwänden des Cliffs nach links abzubiegen – in weiter Ferne.
Kaibab-Plateau, am Südrand von Utah
Der vierte Bundesstaat auf unserer Reise
Blick auf das Navajo-Land vor den Vermillion-Cliffs
Los, das musste erfahren werden. Auf dem Weg durch das Tal holten wir ein Goldwing-Gespann wieder ein, das wir zuvor schon mal getroffen hatten. Wir kamen den Cliffs näher. Man kommt sich auf einmal so klein vor diesen Felswänden. So schön der Bryce auch war, besser gefallen hat mir die Fahrt entlang der Cliffs. Gewaltige Felsbrocken sind wahrscheinlich vor langer Zeit von den Cliffs heruntergepurzelt, die „cliff dwellers“, und liegen nun einfach so rum.
Goldwing-Gespann
Die 89 vor den Vermillion Cliffs
Cliff Dwellings – und Steine zum mitnehmen
In der Ansiedlung Marble Canyon machten wir eine Rast und gingen auf einer Brücke über den Glen Canyon. In angeblich 400 Meter Tiefe fließt der Colorado River durch die Felsen. Später geht der enge Glen Canyon in den Grand Canyon über. Der Blick von der Brücke herunter auf das türkisgrüne Wasser war auch insofern interessant, als dort unten Schlauchboote entlang paddelten. Die Insassen konnte man mit bloßem Auge zwar kaum erkennen – aber erstaunlicherweise jedes Wort verstehen, das sie sprachen. Die enge Schlucht des Canyon wirkte wie ein Megaphon, die uns umgebende Stille tat ihr Übriges. Ein beeindruckendes Erlebnis. Der Colorado ist auch die Grenze zum größten Indianerreservat der USA, dem Land der Navajo.
So was fährt da auch rum – Goldwing-Trike in Marble Canyon
Schlauchboote auf dem Colorado River
Colorado River im Marble Canyon
Über Bitter Springs haben wir das Tal wieder verlassen und sind die beeindruckend steilen Echo Cliffs hinauf über den Antelope-Pass (1950 Meter) nach Page gefahren. Ab den Cliffs auf halber Höhe zum Antelope-Pass gab es eine ganze Reihe von Indianer-Ständen, die vorwiegend Schmuck verkauften. Hier hatte Henny eine ganze Weile zu tun und machte auch Beute. Ich hatte Spaß daran, einfach den Blick über das weite Colorado-Tal schweifen zu lassen.
Blick von den Echo Cliffs zum Grand Canyon
Navajo-Verkaufsstände mit Schmuck und sonstigen Indianerprodukten
Truck erklimmt den Antelope Pass (1950 Meter)
Blick vom Antelope Pass über das Navajo-Land, Bitter Springs und den Grand Canyon Nat. Park
Am frühen Nachmittag erreichten wir Page, eine etwas größere Stadt nahe des Staudammes des Lake Powell. Wir mieteten uns in einem Motel 6 ein. Die ganze Stadt ist sehr modern und dabei auch ziemlich charakterlos. Es gibt keinen alten Stadtkern, alle Gebäude sind sich ziemlich ähnlich.
Die US 89 auf der Hochebene in Richtung Page geht durch das Navajo-Land und ist ziemlich eintönig.
Um den See gibt herum es keine Straßen man kann ihn im Grunde nur per Boot erfahren. Deswegen gibt es auch viele Hausboote zu mieten. An der Westseite gibt es eine Stichstraße, die ein Stück am See entlang zu einer Marina führt. Sie gehört aber schon zum Glen Canyon Nationalpark und ist gebührenpflichtig. Zum Glück war das durch unsre Pässe abgedeckt und so fuhren wir am See entlang. Henny war mal wieder hinten drauf und es ging auch ohne Helm. Besonders beeindruckt hat uns der See nicht. Eine riesig lange Wasserfläche in völlig karger Landschaft. Das mag für Wassersportler interessant sein, für Motorradfahrer ist es kein lohnendes Ziel. Die Leute vergnügten sich auf schwimmenden Bananen, fuhren Wasserski oder zogen riesige aufblasbare Rochen hinter Booten her.
Lake Powell, Blick auf Antelope Island
Antelope Island
Wasserski auf dem Lake Powell
Schwimmende Banane
„Zum Trost“ beschlossen wir, mal ein richtig schönes Steak zu essen. Immerhin sind wir in Arizona und da sollte man das ja auch mal tun. Die Speisekarte am Steakhouse brachte uns aber dazu, darauf wieder zu verzichten. Wir wollten ja nicht das Lokal kaufen. Tacos taten es auch. Dafür gingen wir lieber noch mal in einen Indianerschmuck-Laden. Henny fand auch einen schönen Armreif, allerdings mit einem Riss. Sie fragte, ob es den auch noch ohne Riss gäbe und er Verkäufer meinte, dass wir den Riss verursacht hätten: „You broke it!“ Ganz schön frech. Trotzdem bemühte er sich dann um anderen Schmuck und Henny kam noch zu ihrem Armreif. Ich fand ein paar schöne Postkarten mit Portraits von bekannten Indianern. Echte Charakterköpfe. Auch einen Supermarkt durchschlenderten wir und kauften eine Jeans mit einem Hemd im Doppelpack sehr günstig. Klamottenmäßig waren wir jetzt voll aufgerüstet. Beeindrucken immer wieder die Mengen an Waren.Anschließend noch eine Rundfahrt in der Dämmerung durch die Stadt. Für Page als Reiseziel sprechen wir keine Empfehlung aus.
Obst in Mengen …
… und Obstsäfte
Eigentlich wollten wir im gut ausgestatteten Motel mal unsere Wäsche waschen und ich wollte ins Internet. Aber sowohl die Laundry als auch die Computerplätze waren dauernd belagert. Keine Chance. Beim anschließenden Fernsehabend erfreuten wir uns mal wieder am Animal Channel. Besonders ein kleiner Werbeblock hatte es mir angetan. Ein kleiner lustiger Hund sang ein Lied mit dem Text „There ain´t no bugs on me …“ und warb damit für ein Flohmittel. Die Melodie war sehr eingängig und der Spot machte mir Spaß. Ich freute mich immer, wenn er kam.
Ein Gast am Abend
Der obligatorische Wetterbericht kündigte Hitze und für den kommenden Nachmittag auch wieder „isolated thunderstorms“ an. Na ja. Heute hatten wir jedenfalls keinen abgekriegt, obwohl am Himmel vereinzelt dunkle Wolken zu sehen waren. Morgens würde es jedenfalls erst mal Sonne geben.
Die Nacht im ach so neuen Motel 6 war nicht so toll. Die dringend notwendige Klimaanlage lärmte und knallte jedes Mal beim Anspringen. Wir kamen erst um 7.30 Uhr los und es waren schon 24 Grad. Das ist zwar sehr angenehm, kündigt aber neue Temperaturrekorde an. Wir fahren über das Kaibito Plateau und das Shonto Plateau durch das Navajo Land und auf der 160 durch das Hopi Reservat. Während die Navajos sichtbar amerikanisiert sind, bekommt man von de Hopi gar nichts mit. Die Siedlungen liegen nicht an der Straße und die abzweigenden Wege sind deutlich als Privatweg gekennzeichnet. Wir respektieren das. Schon seit Nevada fallen uns die „Adopting a Highway“-Schilder auf. Personen, Firmen oder Organisation können eine Meile eines Highway „adoptieren“ und halten den sauber, dafür stellen sie solch ein Schild auf und machen praktisch für sich selbst Reklame. Im Indianerland fallen die Schilder dadurch auf, das sie sehr persönlich sind, Sie erinnern an Tote, beschwören den Familienzusammenhalt oder loben einen Menschen. Das war sympathisch.
Zwei Beispiele von „Adopting a Highway“-Schildern im Navajo-Land
Negativ fiel jedoch auf, dass man sofort merkt, wenn man in ein Reservat kommt, denn die Umgebung fällt als sehr „unaufgeräumt“ auf. Wracks stehen herum, Müll stapelt sich, die Straßenränder sind schmutzig – trotz der Adopting-Schilder, und leider sind auch die Menschen unfreundlicher und abweisend. Bedingt freundlich sind sie nur, wenn man was kaufen will, und auch nur so weit, wie es zum Abschluss eines Geschäftes notwenig ist. Wohl gefühlt haben wir uns in dem kargen Indianerland nicht wirklich.
In Kayenta geht eine Straße ins Monument Valley ab. Kayenta ist zwar auf der Karte deutlich eingezeichnet, ist aber nur eine winzige Hopi-Mobilhome-Siedlung. Keine Tankstelle. Auf Fahrten durch Indianerreservate kann man sich nicht darauf verlassen, Benzin zu bekommen. Das muss man wissen und entsprechend planen.
Kaum zu sehen am Fuß des Berges: Die Hopi-Siedlung Kayenta
An der letzten Tankstelle war Henny mit der Harley umgekippt. Sie war mir nicht dirket hinterher gefahren und musste nun eine enge Kurve fahren, als ich an die Zapfsäule einbog. Durch das enge Einschlagen kippte das Motorrad. Ich war etwas maulig, weil das nicht passiert wäre, wenn Henny mir hinterher gefahren wäre und Henny war stinkig, weil ihr das passiert ist und vor allem, weil ich maulig war und zudem auch nicht gleich gefragt habe, ob ihr was passiert ist. Sie hatte sich einen hübsch großen blauen Fleck am Unterschenkel zugezogen. Die Sturzbügel der Harley verhindern zum Glück ein wirkliches Umfallen und stecken so was auch locker weg. Ich hatte es ja gleich am ersten Abend vorgemacht.
In den Wüstenregionen des Südwestens der USA werden die Klischees der schnurgeraden und nahezu verkehrslosen Highways erfüllt – aber nicht immer …
Das Monument Valley wollten wir unbedingt durchfahren. Ich hatte auf dem Eagleriders-Stand auf der Intermot ein Monument-Valley-Poster geschenkt bekommen und Henny hatte es über ihrem Bett aufgehängt. Nach einem dreiviertel Jahr Vorfreude war es toll, jetzt selbst diese Straße zu fahren. Leider ist es schon wieder ziemlich heiß. Hennys Laune ist noch immer nicht wieder ganz hergestellt und so fahren wir erst mal zum Abkühlen an eine Tankstelle. Henny bleibt dort, während ich noch mal losfahre, um im Tal Fotos von den Felsformationen zu machen. Der eigentliche Monument Valley Nationalpark liegt am Ende einer Seitenstraße und kostet Eintritt. Da es Indianerland ist, gelten unsere Pässe nicht. Ich fahre zurück und frage Henny, ob wir da noch rein wollen. Wir wussten eigentlich von Fotos und Filmen, was uns da erwartet und beschlossen, dass wir ja um uns herum das große Tal mit all seine Felsformationen haben und nicht unbedingt in de relativ kleinen Park rein müssen, auch wenn es da besonders schöne Felsen geben mag. Das Fahren durch die Landschaft war ja das Tolle für uns, nicht das Erwandern üblicher Touristenziele.
Die US 163 ins Monument Valley
Mitchell Butte im Monument Valley
Grey Whiskers, Monument Valley
Noch mal Mitchel Butte
Grenzlinie Arizon/Utah im Monoment Valley
Links Sentinel Mesa, voraus Mitchel Mesa
Es wird schon wieder recht warm – voraus der Monument Pass
Henny hatte inzwischen jemanden kennen gelernt, der es sich zur Aufgabe machte, ihre Seele zu retten. Der junge Mann, vielleicht 17, 18 Jahre alt, diskutiert mit ihr über Glaube und Religion. Da er nicht so recht zum Ziel kommt, nimmt er zum Schluss Hennys Hand und betet für sie.
Zufahrt nach Goulding
Der Flugplatz von Goulding
Gegenüber war eine Piste, auf der Sportflugzeuge starteten und landeten. So einen Rundflug hätten wir gerne gemacht, aber wir waren leider schon zu spät, es gab keinen mehr. Trotz der Temperaturen über 40 Grad im Schatten fuhren wir weiter. Am Monument Pass (1600 Meter) hielten wir an. In verlassenen Indianerhütten suchten wir ein wenig Schatten und schauten zurück auf das Monument Valley.
Blick zurück ins Mystery Valley
Auf Schattensuche und Blick zurück vom Monument Pass aus
Etwa 15 Meilen weiter ging es hinunter in eine Schlucht und wir querten mal wieder den Colorado bei Mexican Water. An der Tankstelle hielten wir wieder zum Tanken aber vor allem zum Abkühlen. Zwei etwas eigenartige herumlungernde Gestalten sprachen uns auf die Motorräder an und bewogen uns erstmals, die Motorräder so abzustellen, dass wir sie im Auge hatten.
Tankstelle Mexican Hat – Benzinpreis: 3,44 $ pro Gallone sind etwa 67 Euro-Cent pro Liter. Das war relativ viel, es ging auch runter bis 2,99 $, das sind dann etwa 58 Euro-Cant pro Liter. 100km Harleyfahren kosten demnach etwa 2,75 €. Schön.
Die merkwürdige Gesteinsformation „Mexican Hat“
Wir waren nicht böse, hier das Indianerland wieder zu verlassen. Ursprünglich wollten wir eigentlich noch ein Stück weiter durch das reservat, Four Corners besuchen und danach etwas zum Übernachten zu suchen, es war erst 15 Uhr. Aber das hätte bei mittlerweile extremer Hitze eine weiter Fahrt durch die Wüste bedeutet und auch noch ein Stück weiter, um wieder einen größere Ortschaft zu finden mit Chance auf ein Motel. So fuhren wir an der kuriosen Felsformation „Mexican Hat“ vorbei bis nach Bluff, 17 Meilen entfernt, wieder in Utah. Uhren umstellen! Das reichte uns für heute. Wir suchten gleich am Ortseingang eine Tankstelle auf, um uns im dazugehörigen „Dairy Café“ wieder abzukühlen.
Dairy Café in Bluff
Eine knorrige Alte saß hinter dem Tresen und kam leicht widerwillig an den Tisch: „Can I help you?“ Wir bestellen einen Kaffee und bekommen – eine Tasse! Keinen großen Papp- oder Plastikbecher mit einem halben Liter Inhalt. Nein, eine richtige echte etwas abgestoßene Porzellantasse aus den 50er Jahren. Allerdings ohne Untertasse und dafür für 1,60 Dollar! Eine Weile saßen wir allein, unterhielten uns leise, obwohl das bei dem Krach der Klimanalage und dem Quietschen des Deckenventilators gar nicht nötig gewesen wäre. Nachfolgende Gäste raunzte die Alte gleich an, als diese etwas zögerlich dem dämmrigen Raum betraten: „Macht die Tür zu, sonst kommen die Fliegen rein und die Kälte geht raus!“ Auch ein Toilettenbesuch gestaltete sich spannend: Die „Interessenten“ wurden zusammengestellt, die Alte begleitete sie zu der Toilette, schließt auf und teilt ein – der letzte hatte den Schlüssel dann wieder zu ihr zu bringen. In einem gut gesicherten Nebenraum befindet sich eine Unmenge von Indianerschmuck. Unter Bewachung des herbeikommenden Schwiegersohns dürfen wir den Raum betreten. Der Schmuck unterscheidet sich in der Qualität merklich und positiv von dem, was Indianer uns sonst angeboten haben. Ich möchte nicht wissen, wie lange die Alte schon obskure Geschäfte mit Indianern betrieben hat. Henny wurde fündig mit einem sehr schönen Armreif. 250 Dollar. Natürlich beeilte sich die Alte, uns mitzuteilen, dass da noch „tax“ drauf kommt. In der Nähe befand sich ein ganz nettes Motel, dort wollten wir übernachten. Leider hatte es geschlossen.
Die nicht sonerlich einladende Hauptstraße von Bluff
Wir beschlossen, 25 Meilen weiter zum nächsten Ort zu fahren, da Bluff wohl nicht mehr als die paar sichtbaren Häuser zu bieten hat. Doch ein wenig weiter begann die Bebauung wider und wir fanden ein nettes und gepflegtes Motel, von diesmal sogar freundlichen Indianern geführt – das Kokopelli-Motel. Das erste Mal begegnen wir diesem Namen des indianischen Fruchtbarkeitsgottes.
Das Kokopelli Motel
Gegenüber vom Motel ist sogar eine Laundry. Wunderbar. Wir sammeln alle Klamotten zusammen und füllen eine von den teurer zu mietenden Waschmaschinen. Diese Frontlader sind uns einfach vertrauter als die billigeren Toplader. Am Waschmittelautomaten gibt es für einen Quarter sogar Weichspüler. Es kommt aber keine Flüssigkeit raus sondern ein Tuch. Nun, das wird man sicher einfach mit zu Wäsche tun müssen. Das entpuppte sich leider als Fehler. Die Wäsche war über und über voll Flusen, das Tuch war nicht mehr da, die Wäsche aber wirklich nicht sauber.
Henny auf dem Weg zur Laundry
Waschtag – übrigens der einzige mit Waschmaschine auf er ganzen Reise.
Also alles noch mal. Jetzt hat´s geklappt. Die ehedem schwarzen Hosen waren jetzt etwas blasser, besonders meine, aber das gibt genau den richtigen „used look“ für Fernreisende … Vor dem Motel standen jetzt noch eine kanadische Goldwing mit Anhänger und eine Harley Road Glide, die ja in Deutschland nicht angeboten wird.
Goldwing mit Anhänger aus Kanada
Auf dem Flur begegnete uns ein Biker, sonnenverbrannt und gut gelaunt. „Hello, how are you?“ „Fine! Where do you come from?“ „From Chicago. And you?“ „ We come from San Francisco and want to go to Santa Fee.“ „Aääh – isch glab, mir könne Deutsch middenanner schpreche,“ kam es in schönstem Hessisch zurück. Matthias kam aus Königstein im Taunus und war auf dem Weg nach San Diego, um sich dort mit seiner Freundin zu treffen. Wir fuhren dann zusammen durch Bluff zu einem schönen Lokal, das Matthias, der von der anderen Seite gekommen war, zuvor gesehen hatte. Es heißt Twin Rocks Café und schmiegte sich an ein große Klippe, vor der zwei Felsen standen, die wie zwei zum Victory-Zeichen ausgestreckte Finger aussahen, die Twin-Rocks.
Twin Rocks Café
Twin Rocks am Abend
Da meine Klamotten gerade trocknen, bin ich nur in kurzen Hosen und T-shirt af der Harley unterwegs und verbrenne mir prompt die Wade am Krümmer. Nun sind wir beide invalide. Ich hab eine Brandblase und Henny hat mittlerweile einen riesigen blauen, nein, eher schillernd bunten Fleck am Unterschenkel. Das Essen war gut, das Bier hat prima geschmeckt und Henny findet ein T-Shirt für Anton, den ein halbes Jahr alten Sohn von unseren Freunden Mario und Esther. Uns sie kauft sich endlich einen Magnet. Uns fiel nämlich schon eine geraume Zeit auf, dass in Amerika alles und jedes Teil mit Magneten versehen wird, damit man es irgendwo hinclippen kann. Bilder, Wappen, Figuren, Markenzeichen, Tierchen, nachgebildete Donuts und Hamburger – es gibt nichts, was es nicht mit Magneten gibt. Wir kommen zu dem Schluss, dass alle Amerikaner ihre Wohnungen mit Blech ausgekleidet haben, damit sie all diese Magnete irgendwo hinhängen können. Henny ist auf dem besten Wege, den Dingern zu verfallen. Sie kaufte einen Kokopelli-Magnet. Der Hinweis zieht jedoch, dass wir nichts mitnehmen können und schon gar keine tonnenschwere Magnete (ich der letztendlich zu befürchtenden Summe), da unser Gepäckkontingent gewichtsmäßig ohnehin schon ausgereizt ist.
Was so am Wegrand in Bluff rumsteht: 50er Chevy Pickup …
… Dodge Truck, schon etwas länger nicht mehr bewegt …
… und 49er Buick Super.
Abends sitzen wir mit Matthias noch mit einem „Butterfinger“ und bei kühlem Bier und Grillengezirpe auf einer Holzbank hinter dem Motel und lassen den Tag ausklingen. Im Hintergrund kühlt die Klimaanlage unser Zimmer auf Schlaftemperatur herunter und eine Eidechse macht ihre Abendrunde.
Henny und Matthias
Der Wetterbericht kündigt wieder überwiegend Sonne an, aber auch „isolated Thunderstorms“ Pah, Papiertieger! Gute Nacht. Bluff entpuppte sich jedenfalls zuletzt noch als ein sehr netter Bluff.
Vorschlag: Wäre es nicht schön einen extra Beitrag zu eröffnen für die Kommentare zu diesem Reisebericht und nicht alles zwischendrinn zu schreiben (so wie ich hier jetzt)?
Gruß Ralf
Das Leben ist zu kurz um langweilige Motorräder zu fahren.