ich bin zwar wahrlich kein MO-Sypatisant, aber diesen Bericht fand ich dem Motorrad angemessen:
Alt aussehen, aber so gut wie möglich - das ist die Kunst. Eine lange Firmenhistorie ist dafür zwar nicht zwingend Voraussetzung, doch sie verleiht so genannten "Neo-Klassikern" ein stilbildendes Fundament. Bei Moto Guzzi sind die Rahmenbedingungen für schicken "Retro-Style" geradezu ideal: über 80 Jahre Tradition, charakterstarkes markentypisches Antriebskonzept. Dennoch haben die Norditaliener sich in Sachen Klassik lange mit den seit Jahrzehnten im Programm gehaltenen Cruisern namens California und Nevada beschieden. Deren Typbezeichnungen offenbaren die Pflege einer eigentlich fremden Kultur. Daneben buhlen halbwegs moderne, vermeintlich massentaugliche Geräte wie Breva, Norge oder Stelvio um die Gunst der touristischen BMW-Klientel. Leider mit zu wenig Ehrgeiz und - für italienische Verhältnisse - zu wenig gestalterischer Eleganz. Wahrscheinlich haben die Strategen in der Konzernzentrale - Moto Guzzi gehört seit einigen Jahren zu Piaggio - aus ihren Marktanalysen ähnliche Erkenntnisse gewonnen. Denn im Herbst letzten Jahres gaben sie den Guzzi-Fans endlich eine Antwort auf die Frage "Wann gibt es wieder mal so was wie die V7?": Im Frühsommer 2008. Jetzt ist sie da, die bildschöne neue V7 Classic. Im altehrwürdigen Moto Guzzi-Werk in Mandello del Lario, am Ostufer des Corner Sees, wird der luftgekühlte Zweizylindermotor Typ Nevada/Breva 750 nun in ein Siebziger-Jahre-Umfeld gepflanzt, das der ehemals sportlich positionierten Marke wirklich würdig ist. Zunächst einmal nüchtern betrachtet ist die V7 Classic ein ganz normales, vollwertiges Motorrad. Ein verlockendes Angebot - selbst für weitgehend gefühllose Mehrwertkäufer. Schließlich bekommt man hier für vergleichsweise günstige 8200 Euro ein solides, alltagstaugliches Fahrzeug mit Kardanantrieb. Schmale Räder und das relativ geringe Fahrzeuggewicht von rund 200 Kilogramm machen die V7 Classic für Anfänger handlich, für Könner agil. Zum flotten Auftritt trägt auch der wacker aus dem Stand lostrabende V-Twin bei. Dessen bescheidene Papierform von knapp 50 PS Spitzenleistung wird durch eine recht kurze Gesamtuntersetzung der fünf geschmeidig rastenden Gangstufen kompensiert. Im landstraßenrelevanten Geschwindigkeitsbereich bis etwa 140 km/h ist man mit diesem 750er Old-School-Roadster gut bei der Musik. Akustisch sowieso. Bis heute bietet kein anderes Fabrikat ein so angenehmes, gleichermaßen anregendes wie beruhigendes Pulsieren. Erfreulicher Nebeneffekt der milden Motorisierung: Mit rund fünf Litern pro 100 Kilometer fällt auch der Spritverbrauch moderat aus. Und das bei durchaus temperamentvollem Um-trieb, der von den straff ausgelegten Federelementen suggestiv gefördert wird. Von gestörter Symmetrie einmal abgesehen spricht übrigens nichts für eine <zweite Bremsscheibe am Vorder rad. Mit der Brembo-Monogarnitur hat man das Vorderrad gut im Griff. Wirklich zum Thema wird die Doppelscheibe, wenn Moto Guzzi hubraumstärkere Classic-Varianten nachlegt. Schön wär's. Braves Pferdchen: Von knapp über Leerlaufdrehzahl bis 6500/min stehen stets über 50 Nm Drehmoment an - das ergibt eine schön gleichmäßige Leistungsentfaltung. Das Ganze gipfelt in gemessenen 47 PS, womit die Werksangabe knapp unterboten wird. In der Praxis sollte man spätestens bei 6000/min hochschalten, denn da endet der Wohlfühlbereich des 750er Guzzi-Twins. Insgesamt kein Reißer, dafür angenehm unaufgeregt.
Eine V-Sieben zum Verlieben. So muss eine Guzzi aussehen, schnörkellos klassisch. Auch der Sound ist von früher, aber die Funktionalität von heute.
MO MESSWERTE Gewicht vollgetankt 200,5 kg, davon 45,9 % vom Topspeed solo liegend 169 km/h Beschleunigung von 0 bis 100 km/h in 7,5 s Durchzug im letzten (5.) Gang von 60 bis 140 km/h in 14,8 s Testverbrauch (Superbenzin)5,21/100 km
Grüße falcone, der sich umsomehr fragt, mit welchen Einstellung der Motorrad-tester auf die V7 losgelassen wurde ...
Boah! Das ist aber ein netter Testbericht! 200 Kilo! 50 Nm ab knapp über Leerlaufdrehzahl ... Ist wohl auch ein Langhuber. Vielleicht muss ich mich auch mal mit dem Hobel beschäftigen. Sammelbestellung? Nach Kreuznach fahre ich gern mal wieder.
Grüße Soulie
edit: Aber die Position der Fußrasten ... Viel zu weit vorn! Da muss ich ja schon wieder Hand anlegen ...