Ich hätte da mal 'ne Frage. Wenn ihr schon etliche Kilometer gefahren seit (durch Schnee und Schmutz), sind dann die Gewinde für die Spikes nicht zu (und wenn man Pech habt verhunzt)?
Ich nehme an Gerry meint die Gewindelöcher im Reifen. Da sind aber keine Gewinde drin, sondern nur Löcher. Ich hatte auch bedenken, daß da jede Menge Dreck drin ist und man die Spikes gar nicht reingeschraubt bekommt, war aber kein Problem. Meintest Du das?
-- Blog Ich springe hoch, ich springe weit, warum auch nicht, ich hab' ja Zeit. Frei nach H.E.
Rallef, ja die Kirche war gut geheizt und auch mein Schlafraum hatte einen Heizkörper.
Wieso gehen eigentlich immer alle davon aus, daß wir gelitten haben?
------------
6. Tag, Di, 27.02.
Skirva Fjellkirka - Gaustatoppen, ca. 120km
Ich hatte mir den Wecker auf 8 Uhr gestellt, um 10 Uhr sollte Abfahrt sein, ich fühlte mich etwas besser als ich aufstand. Allerdings wurde das mit jeder Minute, die ich auf war wieder schlechter, ich überlegte schon wieder zu Hause zu bleiben. Aber was so ein echter Winterfahrer ist, der lässt sich ja nicht von so einer blöden Erkältung abhalten, ich entschloss mich mitzufahren, koste es was es wolle. Das war auch eine gute Entscheidung, denn das heutige Erlebnis hat mich und auch die anderen nachhaltig beeindruckt. Ich warf zwei Aspirin, frühstückte und machte mich zu meiner W auf, es war arschkalt, um die -15 Grad, die W sprang aber recht schnell ohne fremde Hilfe an, ich war erstaunt, einige andere mußten mit Föhn und Starthilfe oder Anschleppen ihre Moppeds zum laufen überreden.
Die meisten Probleme machte die alte Guzzi von Diedrich, da wurde gebastelt und geschraubt um das Ding zum Laufen zu bringen, es half aber nichts, sie wollte nicht, in einem Vergaser war der Gasschieber fest, sie startete nur auf einem Zylinder, irgendwann kam dann der Zweite dazu und das Ding drehte dann jubelnd hoch. Diedrich blieb dann zu Hause und beschäftigte sich mit seiner Guzzi, ab dem nächsten Tag lief sie dann recht problemlos.
Alles aufsatteln...
...und los geht's
Die Tour ging in Richtung Rjukan zum 1883m hohen Gaustatoppen, quasi dem Fujijama von Norwegen.;-) Auf diesen Berg führte eine recht steile, mit Serpentinen gespickte, vereiste Straße, erst ging es aber mal ein paar Kilometer am Tinnsjø vorbei, das Wetter war sehr "milchig", weißgrauer Himmel und ein eisiger, kalter Wind. Wir fuhren dann die Straße zum Gaustaltoppen hoch, vorbei an gefrorenen Wasserfällen und tollen Ausblicken auf die Umgebung, erstaunlich wie leicht man mit eingeschraubten Spikes diese doch recht steile und vereiste Straße hinauf kam.
Wir kamen irgendwann auf einer Plattform an, auf der es nicht mehr weiter ging und das war sehr bizarr, wir erlebten hautnah einen sogenannten Whiteout, es ließen sich keinerlei Anhaltspunkte mehr erkennen, wo die Erde aufhörte und der Himmel anfing, man hatte das Gefühl sich in einem riesigen, weißen Raum zu befinden, dessen Wände und Decke man aber nicht ausmachen konnte. Die Bilder können das allerdings nur bedingt transportieren.
Ich fand das sehr beeindruckend und ich war froh, mich doch aufgerafft zu haben, die Tour mitzufahren. Wir fuhren wieder zurück, mir war aber eine Auffahrt aufgefallen, die ich gerne auch noch mal erkunden wollte, ich fuhr den fast konturlosen Weg hinauf und erreichte eine weitere Plattform, die genauso weiß war, wie die Untere, nur befand sich dort eine Bergstation, das einzig Dunkle, das man erkennen konnte. Von dort aus geht wohl die Gaustabahn auf den Gipfel des Gaustatoppen, beides war aber nicht auszumachen.
Die Station
W im Whiteout
Irgendwann kam dann auch Norbert dort hin, nachdem er ein paar Fotos geschossen hatte, fuhren wir weiter zum nächsten Parkplatz, dort war eine Skipiste und man konnte sich in der Berghütte ein wenig aufwärmen und etwas zu Essen zu sich nehmen.
Wir erzählten der Truppe, daß wir noch auf der Station gewesen sind, da wollten die dann natürlich auch noch hin. Also machten wir das und fuhren (fast) alle nochmal da rauf, ein Gespann schaffte es wegen mangelnder Spikes allerdings nicht.
Dann ging es nach Rjukan, wo die Truppe noch einen "Stadt"bummel machen wollte, danach stand Norbert und mir aber nicht der Sinn, wir fuhren dann gen Heimat und kauften unterwegs noch ein, da wir am Mittwoch ja mit Kochdienst dran waren. Der Rest der Truppe machte nach dem Stadtbummel noch einen kurzen Abstecher zum Kraftwerk Vemork, das wir dann alle am Freitag besuchen wollten. Auf dem Weg zur Kirche gab's mal wieder Probleme am Schicksalsberg, den ich diesmal eigentlich mit Spikes dachte besser bewältigen zu können, in der Kurve gab ich etwas zu viel Gas und landete nach einer halben Drehung in der Schneewehe, grummel. War aber nix passiert und ich konnte mich mit eigener Kraft wieder befreien.
Guido, der Schweizer, hatte an dem Tag Geburtstag und kredenzte uns am Abend einen Elchbraten mit Sauce an Nudeln. Mir ging es etwas besser, ein Bier wollte mir aber immer noch nicht so recht schmecken, also nahm ich noch zwei "Böse" als Medizin zu mir und ging dann auch früh zu Bett.
Und noch ein kleines Video vom heutigen Tag und von Freitag, leider hat's nen fetten Fussel.
Beim ersten Teil, der Startzeremonie, lässt sich die Kälte, die morgens herrschte ganz gut erahnen und miterleben.
-- Blog Ich springe hoch, ich springe weit, warum auch nicht, ich hab' ja Zeit. Frei nach H.E.
Bei der zweiten Auffahrt zur Station war der Whiteout noch schlimmer. Da hab ich gar nicht mehr gesehen, bin aber trotzdem weiter gefahren, weil ich Angst hatte, das mir die Ganze Truppe hinten Rein fährt. eine Minute später stand ich dann auch alleine oben und die andern hatten sich verheddert. Ich glaube der Druide ist sogar in die Hohlwegwand eingeschlagen. Nach 10 Minuten waren dann aber alle oben. Es gibt dazu noch ein Video aus Georgs Helmkamera.
Toll! Auch sehr schön, dass du ein kleines Filmchen gemacht hast. Die Kälte kommt schon gut rüber.Der Guzzi-Fahrer tut mir schon ein wenig leid: Schrauben bei der Kälte ist wahrlich keine Freude.
Ich glaube der Guzzi Fahrer, Dietrich, war das gewöhnt, der war immer sowas von tiefenentspannt, da kam auch nie Hektik auf, selbst wenn alle schon gestiefelt und gespornt abfahren wollten. Und das war ihm sicher lieber als das was ihm vor zwei Jahren passiert ist, da hat er sich überschlagen und das Schlüsselbein gebrochen.
-- Blog Ich springe hoch, ich springe weit, warum auch nicht, ich hab' ja Zeit. Frei nach H.E.
Den Begriff Whiteout kannte ich noch nicht. Den Umstand schon, allerdings beim Skifahren. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl und man hat irgendwie nur die Schwerkraft als Richtschnur dafür, wo oben und unten ist.
Was ich toll finde, ist, dass man beim Betrachten der Bilder, vor allem beim zarten Sonnenlicht, glaubt, die frische Luft richen zu können.
Abe rmal was anders: Wie seid Ihr denn auf die Kirche als Unterkunft gekommen. Ist die irgendwo als Gruppenunterkunft deklariert? Und: Ist das noch eine Kirche, oder war das mal eine Kirche?