Viele Menschen definieren sich über ihren Beruf. Die Gründe dafür sind erst einmal nebensächlich. Wenn die dann Arbeitslos werden oder in Rente gehen geniesen sie die ersten 3-6 Monate als laaaaangen Urlaub aber dann...?
Viele von diesen "Über-die-Arbeit-Definierer" fallen dann in ein Loch und wissen nicht wie sie den Tag füllen sollen/können. Wenn dann noch hinzu kommt, das sie am Existenzminimum leben (müssen) und sich eben nicht in unsere schöne Freizeitgestaltungmaschinerie stürzen können wird es schwierig.
Für all diese Menschen ist eine gewisse Struktur des Tages sehr, sehr wichtig. Nicht jeder hat so viele Interessen und Hobbys wie z.B. ich (ich kann gar nicht alles Umsetzen).
Ich freue mich für alle, die in der Lage sind ohne Struktur und ohne Arbeit ein erlebnnisreiches Leben zu führen aber so recht glauben mag ich es nicht. Jeder hat seine Strukturen auch wenn er sie nicht als solche ansieht. Sei es mit dem Partner(in) gemeinsam den Tag mit einem schönen Frühstück zu beginnen, sei es immer zur selben Zeit mit dem Hund rausgehen, sei es immer zum Stammtisch zu gehen, sei es immer zum Vereinstreff zu gehen... es gibt unzählige Formen von Strukturen und sie sind Wichtig.
ZitatKennst du nicht das Gefühl, wenn du an einer interessanten Sache dran bist und du am liebsten 24 Std. ohne Schlaf daran arbeiten würdest? Das ist für mich Freiheit und Leben.
Freiheit ist für mich ganz persönlich, genau diese interessanten Sachen zu verfolgen. Und da sind durchaus auch handfeste Dinge dabei. Aber vieles ist eher rein kreativ. Halt nix zum Geld verdienen (Nu ja, nur so pillepalle.) Mich stört halt dieses "Geld-verdienen-Ding" Dabei. Ich stecke grad voller Ideen, die ich zu gerne umsetzen würde. Alleine das Material und die Zeit ist da schon ein Problem! Also Gedanken unterdrücken und wieder zurück in die Reihe, marsch marsch!! Ach, da wehen sie hin, die Ideen, während ich das Monotone Zeugs mache, mich mit zickigen Kunden rumärgere, Papiere loche und abhefte und vor meinem inneren Auge sehe ich das fertige Produkt, dass ich so niemals herstellen kann, weil ich dazu ZEIT und MATERIAL brauche.
Ich würde auch so gerne nochmal die Schulbank drücken für diverse Dinge, kann es aber nicht, weil ich Geld verdienen muss und den Kram so nicht bezahlen kann.
Mir gibt das Geld-verdienen eine Struktur, die ich hasse, die mich lähmt, die mich runter zieht, die mich in ein fettes, schwarzes Loch packt. Aber, da ich das Geld brauche, unterdrücke ich all das andere und mache meine Jobs. (Hab zwei davon, ein Vollzeitjob ist für mich wie ein Würgehalsband, ich kann richtig spüren, wie die Kehle enger wird und mein Leben Tag für Tag sinnlos vergeht, wie all die Ideen einfach verkümmern und eingehen.) Und ich habe noch keine Arbeit gefunden, die ich wirklich so toll fand, dass ich es als Berufung empfand. Es war immer nur was zum Geld verdienen. Denn, das was ich gerne mache, damit lässt sich sehr schwer Kohle machen. Zumindest nicht so grad mal nebenbei. (und ich kenne da nicht die richtigen Leute...) Ich beneide jeden, der seinen Job liebt. So versuche ich wenigstens "Akzebtabel" zu finden. Das allerdings lähmt mich immer noch genug, dass ich hinterher keinen Kopf mehr für die schönen Dinge habe. Und der Witz ist ja, ich bekomme den Kram ja noch verkauft, aber es ist noch viel zu wenig um davon auch nur ansatzweise Existieren zu können! Es deckt wenigstens meine Ausgaben und gibt ein winziges Taschengeld.
Manche brauchen es, am 1. schon sagen zu können, was am 31. anliegt. Ich bevorzuge das spontane aus-der-Hüfte-Schießen. Manche brauchen es, Tag für Tag einen monotonen Ablauf zu haben. Wo sich jeder Tag wie eine Perle an den anderen anfügt. Mich erwürgt das. Ich bin schon so froh, dass wir beide so gestrickt sind und ich einen Partner habe, der ähnlich tickt. Wir versuchen uns Freiräume zu schaffen, in denen wir machen, was wir wollen, in denen wir unseren Ideen freien Lauf lassen. Dafür zahlen wir aber auch einen Preis und zwar in ganz handfesten finanziellen Einbußen.
So ist doch die Gesellschaft: Wenn du deine Seele verkaufst, dann haste zwar Geld, aber dafür läufst du bitte brav im Hamsterrad. Oder du bist in deinen Entscheidungen freier, hast dafür halt wenig Geld. Finanzielle Sicherheit gegen Kreative Träume. Ist halt so.
Gestern habe ich mich entschlossen, die Kleinwagensammlung weitestgehend aufzugeben. Dazu gehören auch alte Motorräder der 50er Jahre.
Das kam so:
In der Werkstatt stehen noch Prinz, Käfer, Puma und Messerschmitt und harren ihrer Wiederherstellung. Also all die, mit denen ich in diesem Jahr was unternommen habe. Samstags ans Werk, Prinz fertig und gereinigt zurück in die Sammlung. Werkstatttermine für Puma und Käfer gemacht, da ist mir die Zeit zu schade, das können noch spezialisierte Werkstätten. Demnächst will ich mit dem Champion los, also den schnell noch testen. Der steht nun auch in der Werkstatt auf Böcken, die Bremsen sind bei einem Bremsendienst zum belegen. Nun die Horex, Probefahrt, sie lahmt wieder, will nicht mehr anspringen (Nebenstränge spare ich mir hier mal). Kaum noch Kompression.
Fazit: Ein Sonnenwochenende, also Samstag und Sonntag mit Altschrott gekämpft, der sich langsam kaputt steht. Derweilen sind 1000 Fahrer glückselig auf ihren Krädern durch die Gegend gefahren.
Ich nicht.
Ich erhalte stattdessen teures, altes Zeug. Aber für wen und was?
Bei statistischen 10 aktiven Restjahren verschwende ich meine Zeit damit. Da stellt sich die Sinnfrage.
Heute habe ich die ersten Verkaufsabsichten gestreut. Ich habe keine Lust mehr, möchte das Leben genießen, kein Sklave des Metalles und des schönen Scheines sein.
Ein paar Fahrzeuge werden bleiben, der Rest kann weg.
Es geht an. Nächste Woche werden die ersten beiden abgeholt. Zwei weitere stehen in Verhandlung (über einen Mittelsmann), 2 Ruinen werden Dienstag besichtigt, eine weitere ist angefragt worden. Für einen Topwagen laufen zwei Anfragen, ein anderer Wagen erscheint nächsten Monat in der Oldtimerpresse.
Das Ganze ist sehr entspannt.
Ich habe auf einem Kleinwagentreffen eine Liste etwas über 100 Fahrzeugen ausgehängt, ohne jedoch dort zu verhandeln oder auch nur Preise zu nennen. Nun kommen die ernsten Interessenten per Telefon oder Mail, jetzt gibt es auch Preise. Sehr aktiv ist der Zwischenhandel, der kauft und mit Aufpreis vermittelt. Alles sehr ruhig und spurenlos, keine Aufregung in der Szene.
Für mich ist das sehr komfortabel. Für alle Fahrzeuge habe ich für mich Auslösegrenzen definiert, bei deren erreichen ich sofort verkaufe, egal, was jemand anders damit vor hat. Diese Grenzen sind so definiert, daß sie mindestens auf dem Preisniveau des Marktes liegen, zumeist aber auch fühlbar darüber. Wer will kann, niemand muß kaufen. Handeln ist nicht. In jedem Fall ist ein spürbarer Gewinn für mich immer sicher. Wird nicht verkauft, dann eben später. Oder vielleicht ab und an mal ein privates Inserat ...
Gestern wurde der verkaufte Messerschmitt abgeholt, ein arges Restaurationsobjekt. Dazu der Bond A, an dem ich seit 5 Jahren immer mal wieder geschraubt habe, ohne je fertig zu werden. Arbeit verkauft, auch nicht schlecht. Und gutes Geld kassiert.
Zwei weitere Baustellen sind beboten, da fehlen aber noch ein paar Euro bis zum Zuschlag. Material, das ich mein Lebtag nicht mehr anfassen werde. Andererseits soll ja auch nichts unter Wert gehen.
Zitat von Wisedrum im Beitrag #296 Freiheit? Geld bindet auch.
Wisedrum
Bedingt. Zwei Fahrzeuge sind zwei Stellflächen, die letztlich monatlich Kosten verursachen. Nun tausche Sie gegen einen beliebigen Preis und setzte Dich mit der Rolle Scheine in der Tasche auf Dein Moped. Wie lange kannst Du damit nun fahren, essen, trinken, schlafen ? Was bindet mehr,was ist freier?
Zitat von Wisedrum im Beitrag #296 Freiheit? Geld bindet auch.
Wisedrum
Kommt darauf an: Wenn du das Geld dann anlegt, verwaltet, es für dich arbeitet und dafür dauernd gehätschelt und gepätschelt werden muss, dann bindet es dich. Wenn du nix außer verprassen damit vorhast, dann bindet es dich nicht. Dann macht es dich frei, weil vollkommen finanziell unabhängig. Dafür isses dann irgendwann auch mal alle. Mit Glück ist es genug, dass das dann erst passiert, wenn du eh abtrittst. Dann ist das nur noch das Problem deiner frustrierten Erben.
Zitat von magicfire im Beitrag #298 Dafür isses dann irgendwann auch mal alle. Mit Glück ist es genug, dass das dann erst passiert, wenn du eh abtrittst.
Da liegt der Hund begraben. Ich meine jetzt nicht die Grablegung, sondern den Zeitpunkt, wann es alle sein darf, weil man alle ist. Schwer zu timen ohne eigenes Handanlegen....oder plötzlich ist mehr als genug über für die, die's dann aufteilen, sollte überhaupt etwas vorhanden gewesen sein.
Im Spiel des Lebens mischen eigenartige Joker mit. Irgendwann zeigen sie ihr wahres Gesicht. Berechnung klappt nur bis zu einem gewissen Grad, die Möglichkeit der Verrechnung ist immer an Bord bei der Gratwanderung zwischen Sein und Nichtsein. Dabei halte ich die Variante, noch zu Lebzeiten ohne ausreichende, eigene Kohle dazustehen, für die Ungünstigere.
Stimmt irgendwie, weg mit all dem Zeug und ne Goldene Creditcard und dann nochmal losziehen in die Welt.
Mensch C4, Deine Chance: setz Dich ins Flugzeug, miet dir ne Harley, durchquer Amerika von Ost nach West. Fahr rauf nach Kanada an den Polarkreis. Am besten in einem Kanu und Zelt. flieg nach Australien, durchquer das Outback mit dem Toyota Landcruiser, und find den Tasmanischen Teufel. Flieg in den Himalaya und besteig einen Achttausender (ok, bist zu alt, Basislager Everest tuts auch)
Wer weis, vielleicht wirst Du sogar 99 Jahre alt, also fang endlich an! Hau wech das Zeug und gib Gas.
liebe Grüße Du alter Rockn Roller
vom Ducky
"Leben ist das was passiert, während du beschäftigt bist, andere Pläne zu machen"