Zitat seine rechts- nationale Äußerung (ein stolzer Schweizer)
Caboose, das z.B. habe ich überhaupt nicht verstanden. Was ist daran bitte rechtsnational?
Weil bei uns mal im 3. Reich gesagt wurde "Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein" und es unsere Neonazis auch tun? Gut, bei uns ist diese Ausdrucksweise daher verbrannt. Ich würde den Ausdruck daher für mich auch nicht anwenden. Dennoch freue ich mich, hier in Deutschland zu wohnen. Ich kann mir kaum ein besseres Land vorstellen (noch nicht mal die Schweiz). Und wäre der Ausdruck bei uns nicht so negativ behaftet, würde ich vielleicht auch "stolz" darauf sein. So freue ich mich einfach nur über das Glück, hier geboren zu sein und leben zu können.
Wenn jemand stolz auf sein Land ist, so ist das sein gutes Recht. Und nicht per se rechtsnational.
Dem fett gestellten Text stimme ich vorbehaltlos zu. Das geht mit genau so.
Aber warum soll man als Angehöriger einer x-beliebigen Nation stolz darauf sein? Das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen. Dies hängt aber weniger mit der menschenverachtenden NS-Diktatur zusammen als vielmehr mit meiner Denkweise. Erhebe ich mich nicht automatisch über die Angehörigen anderer Nationen, wenn ich stolz auf die eigene bin? Ist die eigene Nation besser als andere? Für mich sind sie alle gleich. Es ist der Einzelne und sein Verhalten und nicht die Nationalität. Auch mit der französichen Eigenbezeichnung ,La grande nation' habe ich nie etwas anfangen können. Nationalstolz ist für mich etwas völlig Überholtes. Als ich den Satz des Schweizers las, muss ich wohl ziemlich entgeistert dreingeschaut haben, als sei mir ein Gespenst begegnet.
Wenn jemand stolz auf eine eigene besondere Leistung ist, kann ich das noch nachvollziehen, solange es nicht in Überheblichkeit ausartet. Aber die Zugehörigkeit zu einer Nation ist keine eigene Leistung. Wie erklärt sich der Bezug? Was schöpft derjenige, der stolz auf seine Nationalität ist, aus diesem Bewusstsein? Ein höheres Selbstwertgefühl? Falls das zutrifft, finde ich das aus den vorgenannten Gründen eher traurig. Diese Menschen haben es wohl nötig. Und wo findet man solche Leute in erster Linie?
Vielleicht ist damit deine Frage beantwortet bzw. der Grund für meine Äußerung deutlicher geworden.
Gruß, Caboose .
. Es ist immer wieder faszinierend, über Dinge zu staunen, die anderen Menschen Freude bereiten.
ich hab‘s mir nochmals durchgelesen. Auslöser für die Auseinandersetzung war im Wesentlichen dieser Beitrag. Darin greifst du die Schweiz aufs Heftigste an und bezeichnest das Land als "arm" und "klein". Dazu nur so viel: Setzt man die Machenschaften des großen Kantons zur selben Zeit als Maßstab an, verblassen deine Vorwürfe zur Bedeutungslosigkeit. Es war für alle eine andere Zeit damals.
Aber darauf will ich gar nicht hinaus. Mir geht es eher um die Reaktion auf deinen Beitrag: sich in dem Zusammenhang als "stolzer Schweizer" zu bezeichnen, sehe ich als Versuch, die verletzte Würde wieder herzustellen, die du den Leuten hier mit deinem verbalen Rundumschlag zu nehmen versuchst. Schau es mal unter diesem Blickwinkel an, ehe du in blindwütigem Eifer Porzellan zerschlägst, das nicht wieder gekittet werden kann.
Mit "rechtslastigem Nationalstolz" hat das jedenfalls gar nix zu tun.
Caboose, noch vor einigen Jahren hätte ich wahrscheinlich ganz genauso argumentiert. Insofern kann ich das sehr gut nachvollziehen.
Inzwischen finde ich aber, dass man auch stolz sein kann, einer Gemeinschaft anzugehören. Die Gemeinschaft hat etwas geschaffen und man ist Teil davon. Zum Beispiel das W-Forum hier. Der Mensch agiert nun mal selten solitär.
Die deinige Einstellung hat für mich inzwischen etwas egoistisches.
Wobei ich zugebe, dass das Wort "Stolz" für gewöhnlich in meinem Wortschatz eher sehr selten vorkommt. Ich drücke das lieber anders aus, da es für mich immer noch negativ behaftet ist. Aber wenn unvoreingenommenere junge Leute es wertfrei nutzen, so finde ich das in Ordnung.
Zitat von CabooseAber warum soll man als Angehöriger einer x-beliebigen Nation stolz darauf sein? Das kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.
Das merkt man. Und deswegen legst du deine Wertmaßstäbe an und lässt nur selbige gelten
Zitat von CabooseErhebe ich mich nicht automatisch über die Angehörigen anderer Nationen, wenn ich stolz auf die eigene bin?
Ganz klar: nein!
Zitat von CabooseIst die eigene Nation besser als andere?
Genau so klar: nein!
Zitat von CabooseFür mich sind sie alle gleich.
Für mich nicht. Und das ist auch verdammt gut so. Da kann man neugierig sein und neugierig bleiben und Neues und Anderes entdecken und kennenlernen. Auch wenns trivial klingt.
Zitat von CabooseEs ist der Einzelne und sein Verhalten und nicht die Nationalität.
Aber es ist der Einzelne, dessen Verhalten geprägt ist durch seinen Nationalität.
Zitat von Caboose Auch mit der französichen Eigenbezeichnung ,La grande nation' habe ich nie etwas anfangen können.
Es reicht ja schließlich auch, wenn die Franzosen damit was anfangen können.
Zitat von Caboose Nationalstolz ist für mich etwas völlig Überholtes.
Aber eben nur für dich!
Zitat von Caboose Als ich den Satz des Schweizers las, muss ich wohl ziemlich entgeistert dreingeschaut haben, als sei mir ein Gespenst begegnet.
Dann wäre es eine gute Gelegenheit gewesen mal zu fragen, was das für Fritz eigentlich bedeutet. Ich interpretiere Nationalstolz (auch wenn ich selber den Begriff für mich nie nutzen würde, gerade weil er aufgrund der deutschen Geschichte für Deutsche so schwierig ist) als ein Gefühl der Identität. Ein Ort, eine Region, ein Land, in dem man sich zuhause fühlt. Weil man die Sprache versteht, die Gepflogenheiten und Bräuche kennt. Weil man sich ein bisschen in der Kultur und Geschichte auskennt. Weil man sich mitverantwortlich fühlt für das, was in diesem Land geschieht und wie sich dieses Land nach aus darstellt. (Selbst wenn wir oft das Gefühl, das wir nicht ernsthaft mitbestimmen können) Ein Gefühl von "zuhause sein" – so fühle ich mich, wenn ich nach einem längeren Aufenthalt im Ausland zukehre. Hier ist muss ich nicht überlegen, wie ich mich verhalte, es ist irgendwie alles ganz selbstverständlich und vertraut. Das verbinde ich mit dem Wort "Nationalstolz"
Moin, heute Abend. Mit dem NAtionalstaolz habe ich auch so Probleme: Mutter Französin (Großeltern Polen), Schwester Französin. Vater Staatenlos, da aus Danzig, dessen Vorfahren aus Böhmen. Ich wurde mit 10 Jahren Deutscher, weil meine Mutter damals schon Adenauer nur bedingt geglaubt hat, dass Nie wieder ein Deutscher...., aber sonst hätte ich eben sofort franz. Soldat werden müssen. Meine Arbeit war fast weltweit (nicht in der Halbwelt). Dasa war und ist der Grund, warum ich mit Nationalstaolz nichts anfangen kann. Ein engl. Psychologe: je weniger die Menschen haben auf das sie staolz sein können, desto mehr Nationalstolz haben sie. Anlass war der Krieg um die Falklandinseln. Kann mir nicht vorstelle, dass dAS bei Fritz stimmt, kenne ihn aber nicht. Was bleibt? Die Gewissheit, dass man seine Nationalität bei der Geburt nicht auswählen kann, man ist's halt. Also stolz? Übrigens war ich auch nie Papst.
Meine Sicht der Dinge und meine Beweggründe habe ich dargelegt. Keineswegs erwarte ich, dass man meine Ansichten teilt. Es würde mir sogar zu denken geben, wenn ich auf breite Zustimmung träfe. In und mit der breiten Allgemeinheit habe ich mich nie bewegt und werde dies auch in Zukunft nicht tun.
Im übrigen könnte ich auch hier die Zusammenhänge zwischen dem Nationalstolz einzelner Nationen und ihrer Geschichte herausarbeiten. Aber dies dürfte zu weit führen, zu viel Arbeit machen und zu wenig erbringen. Der eine oder andere kann sich vielleicht einmal Gedanken machen und dies am Beispiel Frankreichs ab dem 17. Jahrhundert bis in die 1950er Jahre durchspielen. Es ist ein sehr interessantes Thema und verdeutlicht meine Gedanken und Denkweise, die der eine oder andere vielleicht doch nicht so weit von sich weisen sollte.
Gruß, Caboose .
. Es ist immer wieder faszinierend, über Dinge zu staunen, die anderen Menschen Freude bereiten.
Zitat von potter im Beitrag #246Ein engl. Psychologe: je weniger die Menschen haben auf das sie stolz sein können, desto mehr Nationalstolz haben sie. Anlass war der Krieg um die Falklandinseln.
Ein ausgezeichnetes Beispiel, das ich bewusst wieder einmal leicht provokativ aufgreife:
Zwei Nationen führen Krieg um ein paar karge Inseln, auf denen überwiegend Schafe gedeihen - und einige hundert Engländer leben, deren Vorfahren als erste die Inseln besiedelt haben.
Die argentinische Militärjunta will von ihren wirtschaftlichen Problemen ablenken und läßt die Inseln besetzen. Ein erheblicher Teil der Argentinier jubelt.
Argentinische Medien entblöden sich nicht, die wenigen gefangengenommenen englischen Soldaten zu fotografieren, wie sie mit vorgehaltener Waffe gezwungen werden, vor den Eroberern im Dreck zu liegen. Diese Bilder gehen um die Welt.
GB hat Schlachten verloren, aber noch nie einen Krieg. Maggie Thatcher, die eiserne Lady, mit ihrer Politik ebenfalls in der Sackgasse, schickt ein Marine- und Landungsgeschwader zu den Falklands.
Im Laufe der Kämpfe wird unter anderem das argentinische Kriegsschiff ,General Belgrano' versenkt. Rundert 300 Besatzungsmitglieder kommen elend um, etwa 700 werden gerettet. Die weiteren Verluste schildere ich hier nicht.
Die Falklands bleiben britisch, die argentinische Junta ist nach einem Jahr am Ende und Maggie Thatcher gewinnt die nächste Wahl haushoch. Große Teile der Bevölkerung sind begeistert und stolz auf ihr Land.
Ach ja, einige hundert englische Kriegskrüppel dürfen an der anschließenden Siegesparade nicht teilnehmen. Sie hätten auch die Jubelarie verdorben. Das muss man natürlich verstehen.
Aber zumindest der Nationalstolz ist hier gut zum Zuge gekommen, bei den einen kuzzeitig, bei den anderen länger. Nur bei einigen gar nicht mehr.
Die schauen sich die Radieschen von unten an oder dienten den Fischen als Futter.
Wie hätte eine vernünftige Alternative ausgesehen?
Das darf sich jetzt jeder selbst ausmalen. Sonst bin ich wieder zu provokativ. An den Verantwortlichen beider Seiten würde ich kein gutes Haar lassen.
Am Nationalstolz auch nicht.
Gruß, Caboose .
. Es ist immer wieder faszinierend, über Dinge zu staunen, die anderen Menschen Freude bereiten.
Es soll aber ein paar Leute geben, die über den Tellerrand hinaus- schauen und gelegentlich sogar ihr Hirn einsetzen, um in größeren Dimensionen zu denken.
Ich weiß, das ist nur vereinzelt der Fall! Darum würde mir bei dem Gedanken an Volksabstimmungen in der EU zu Einzelthemen das kalte Grauen kommen.
Gruß, Caboose .
. Es ist immer wieder faszinierend, über Dinge zu staunen, die anderen Menschen Freude bereiten.
Moin Caboose deine Analyse von Nationalstolz finde ich schlüssig. Zumindest, was eine bestimmte Art von Nationalstolz betrifft. Da stoßen wir aber schon auf das Problem, daß andere Leute andere Definitionen haben könnten. Dein Beitag am Anfang war unangenehm provozierend und undifferenziert. Aber das weißt du ja selber.
Ich denke bzgl. Nationalstolz wie Caboose. Sehr schön ausgeführt. Meistens, wenn auch nicht immer, wird nun mal leider das Trennende und nicht das Verbindende hervorgehoben. Und ich finde, Stolz kann man nur auf eigene Leistungen sein. Im Gegenteil finde ich es egoistisch, stolz auf die Leistung, bevorzugt nicht mal mehr lebender, Personen zu sein. Goethe und Schiller sind da ja immer gern genommen. Das beißt sich doch auch gar nicht mit Heimatverbundenheit und nationaler Identität, gegen die ja so auch nix einzuwenden ist.