Nun ist es doch Freitag geworden, bis ich eine trockene Wetterlücke über 0 Grad erwischt habe. Es war sogar trockene 4 Grad!
160 Kilometer hatte der violette Vorführer auf der Uhr, als ich ihn übernahm. Kurze Einweisung, Motor an, sattes Brabbeln. Der erwartete etwas rauhe Dreizylinderklang. Aber Klang ist mir egal, es muß mir beim Fahren taugen.
Um es vorwegzunehmen, dieses Modell werde ich nicht kaufen.
Die ersten Meter gehören immer der Eingewöhnung, Sitzhaltung testen. Der nur schwach strukturierte Sitz fällt nach vorn ab, dadurch sitzt man exakt am Tank fixiert. Ich hatte etwas das Gefühl, auf einer Rutsche zu sitzen.
Ansonsten sehr hohe Position, breiter Lenker, nichts davor, wie auf einer Enduro. So enduromäßig nahezu kippelig war auch das Anfangsfahrgefühl.
An der ersten Ecke Test des ABS hinten: Unscheinbar, Bremse spürbar, dann die Regelung. An der nächsten Ampel gleich der Test vorne. Ausrollen, Beine vorsichtshalber mal sichernd etwas nach vorne, durchziehen: Tief taucht die Gabel weg, es ankert mächtig, dann die Regelung, und es bremst mächtig weiter dabei !!!
Beeindruckend, damit könnte ich leben. Hartes Bremsen würde zur ABS gesicherten Routine. Nicht auszudenken, wenn ein heutiger Fahranfänger später auf eine ABS-lose Maschine klettert...
Zähflüssiger Verkehr auf der Stadtautobahn. Gute Gelegenheit, die Fahrmodi zu testen. Man kann, obwohl das nicht so gedacht ist, während der Fahrt wechseln, wenn man auskuppelt und die Drehzahl tief absinken läßt. Bei 80 teste ich alle Modi auf digitales Fahren und Lastwechsel, dannn auf moderates Aufziehen und Lastwechsel.
Selbst der Regenmodus mit deutlicher Verzögerung der Gasbefehle per Drosselklappenstellmotor quittiert das Ding mit einem deutlich Schlag, wenn die Drehzahl gering ist (also hoher Gang). In kleineren Gängen bei mittlerer Drehzahl ist das nicht so arg, dafür aber glänzt die Kraft des souveränen Motors. Vor allem in "Agromodus" wird das Vorderrad schnell luftig und will in die Galerie entfleuchen. Macht Spaß,ist aber nicht meine Passionn.
Ich gehe in den Regenmodus, das paßt eher zu meiner gewünschten, komfortbetonten Fahrweise.
Übergang zur Avus, die erste schöne lange, schnelle Kurve. Das Ding reißt mächtig an, in der Unterführung geflickter Belag in Schräglage: Sofort Unruhe, das Ding tänzelt und will beherrscht werden. Genau das will ich aber nicht ! Ich will eine Konmfortsänfte, ein Reisesofa, Schienenfahrzeug.
Schon hier habe ich mich gegen den Kauf entschieden: Das Ding ist mir viel zu sensibel, man kann auch sagen, zu nervös.
Vor den Tribünen gebe ich auf der Geraden Lenkimpulse. Sofort reagiert die Mt,schwänzelt kurz, fertig. Sehr sensibel und nervös, aber dabei auch sehr genau.
Jetzt der Durchzug in den drei Fahrmodi bei 100 in den Gämgen 3 bis 6 : Beeindruckend !!! Man merkt gar nicht, wie schnell man wird. Eben noch 100, schon 160 --> Anker. Im kleinen Gang hat das Vorderrad die Tendenz Richtung Galerie, auf Dauer streßig. Wieder in den Regenmodus.
Kurz vor Dreilinden mein Ziel, das Kleeblatt, die alten Applauskurven aus Mauerzeiten. Nur ein Bogen ist symetrisch, die anderen drei haben Zacken, ziehen zu und/oder sind geflickt.
Je ein komplettes Kleeblatt in jedem Modus, beginnend mit dem Regenmodus. Den Sportmodusversuch breche ich ab, zu zappelig.
Zu keinem Zeitpunkt fasse ich wirklich Vertrauen in die Kurvenstabilität der Yamaha, zu sehr kippelt das, hauen harte Lastwechsel oder Unebenheiten in die Linie. Obwohl objektiv gute Schräglagen machbar sind, wie schleifende Stiefelspitzen signalisieren. Aber das Vertrauen fehlt , basta. Für mich kaufentscheidendes Kriterium.
Avus Stadteinwärts mal etwas hochgedreht, bei 180 wird es unruhig. Langsam verstehe ich, warum dieses leichte, aber starke Krad bei 225 in den letzten beiden Gängen abgeregelt ist: Es würde schlicht zu tänzelig daherkommen (die alte H2 brauchte hier auch immer mehr als eine Fahrspur).
Der Händler ist etwas erstaunt über meine Fahreindrücke und räumt ein, die MT sei sehr leicht, Lastwechsel beim Vierzylinder seien sanfter usw, aber Preis / Leistung würden die 09 in ihrer Klasse zum Bestseller machen. Da gebe ich ihm völlig Recht.
Nur zu mir paßt sie nicht.
Ein deutlich neutraleres Fahrwerk läge mit näher. Und alle 115 PS und Nm brauche ich auch nicht wirklich. Nun werde ich mich neu orientieren, und dazu später hier mehr berichten.
wenn c4 mit der Hornet zufrieden war, dann wird die 1300er zu wuchtig sein vielleicht wäre sogar die CB1000R was - aber die ist wahrscheinlich schon wieder zu gierig - für "easy going" in der klasse gibt es eigentlich nichts besseres als die CBF - oder halt doch die Hornet
Mag ja sein daß andere (selbst in der Jawohlzeitgeistzeitschrift besser abschneiden könnten wenn sie dürften...aber sie dürfen halt nicht. Kosten ja auch weniger.
.................................................. Pit (Gewinner im genetischen Roulette - meine Eltern wollten eigentlich eine Waschmaschine)
Zitat von Serpel im Beitrag #113Mag sein, dass die andern beiden ebenso gut abgeschnitten haben, aber die MOTORRAD-Tests zur CB 1300 lesen sich allesamt so traumhaft wie dieser.
Gerade beim Aufräumen fällt mir der "Reitwagen" 7/8 2013 in die Hand. In einem Vorbericht freut man sich dort: "Der Bock wird wheelen wie deppert."
Zum Radstand von 144omm orakelt man: "In Bezug auf das Handling gehen wir davon aus, daß die MT 09 sehr wendig, aber nicht hypernervös sein wird."
Ihre Vorfreude fassen die Redakteure so in Worte: "werde mit dem Dreizylinder in den Sonnenuntergang wheelen." und "Ich denke,die MT 09 würde sich über einen Drift nahe amLenkanschlag freuen."
Irgendwie haben es diese Reitwagler schon drauf,oder?
Ich habe vorhin erstmal wieder nach Hornets gesucht, jetzt aber auch eventuell gebrauchte Fahrzeuge eingeschlossen. Dann aber nur von privat mit niedrigen Kilometern. Ist aber kaum was auf dem Markt, wenn mann nicht mal eben nach BW fahren will.
Grundlegend habe ich mich jetzt in den Wünschen so orientiert : Vierzylinder Reihe, Vergaser oder wenigstens konvenntionelle Steuerung der Drosselklappe über Seilzug, kein Elektronikzauber. ABS ist damit out, Neukauf vermutlich auch (seit wann gibt es nur noch Einspritzer?). Leistung darf auch unter 100 liegen, Gewicht auch über 200 kg.
Das Ding ist NICHT zum Rasen, sondern zum untertourigen Brummel zur Arbeit und ums Dorf. Aber es muß einwanndfrei liegen und Ruhe ausstrahlen.
Werde in der Winterpause Zeit haben, zu schauen. Und wenn es im Frühjahr 300 Euro mehr kostet, werde ich mich auch nicht gleich aufhängen ...
Nix da! So'n Einzylinder hat schon seinen Reiz! Da spürt man noch, was sich tut unter seinem Bobbes. Das hat schon was. Leistungsmäßig mag der 4er überlegen sein. Aber dann hätte ich heute an vier Vergasern den Sprit ablassen müssen. Nää, mir reichen maximal due cilindri!