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smack Offline




Beiträge: 3.648

17.12.2010 17:29
#151 RE: Schwingende Saite Antworten

hast aber schon nachgeschaut?

Wännä Offline




Beiträge: 17.494

17.12.2010 17:38
#152 RE: Schwingende Saite Antworten

Zitat
da gibt es ja das altbekannte und unter Konzertgitarristen gefürchtete g-Saiten Problem: diese ist bereits so dick, dass auch mit Nylon eine reine Tonentwicklung nicht mehr möglich ist. Außerdem klingt sie ohne separaten Oktavabgleich in den oberen Lagen stets zu hoch,

Moin,

nicht die Dicke ist der Grund, sondern die niedrige spezifische Spannung. Die Dicke ist nur gemacht, damit das G nicht zu dünn klingt, also, um Masse in die Saite zu bringen. Spannt man eine dünne H-Saite auf G, fängt diese mit dem gleichen Phänomen an. Die Nylonsaiten müssen erstmal über ein bestimmtes Maß hinaus gereckt werden, ehe sie rein werden. Gelegentlich klappt das auch ohne Stegversatz (bei meiner z.B. so leidlich).

Bei Stahl ist der Bereich der Proportionalität viel gleichmäßiger. Da muß nix gereckt werden. Dafür schlägt der E-Modul erbarmungslos zu beim Niederdrücken und erfordert generell stärker versetzten Steg. Wer schon mal versucht hat, Nylonsaiten auf eine Western zu spannen, hat spätestens dann einen Aha-Effekt bekommen


Gruß

Wännä

Serpel Offline




Beiträge: 48.441

18.12.2010 09:32
#153 RE: Schwingende Saite Antworten

Es ist richtig, dass Nylonsaiten nach dem Aufziehen erst mal ne Weile "ruhen" müssen, um Stimmstabilität und Klang zu entwickeln (sie müssen sich "ausziehen").

Deswegen hab ich die g-Nylon auf meiner Ramirez bereits gestern eine Terz höher gestimmt und über Nacht ruhen lassen. Und was soll ich sagen: sie klingt auch mit derselben spezifischen Spannung wie die nächsthöhere Saite (h) nicht wie diese, sondern dumpf, mulmig und unsauber wie eh und je.

Obwohl sich die Erklärung mit der niedrigeren spezifischen Spannung sehr überzeugend liest - aber daran scheint es nicht zu liegen. Nein, ich bleibe bei der Steifheit der Saite: die g-Nylon ist dick wie ein Prügel und fühlt sich auch so an. Das kann ja gar nicht ordentlich schwingen. Ich darf gar nicht daran denken, dass ich mich 15 Jahre meines Lebens mit solch minderwertigem Gelumps rumgeärgert hab.

Das Problem der "stimmlosen" g-Nylon kann hier sehr gut gehört werden. (Da kann zwar noch viel mehr gehört weren: z. B. eine ganz schrecklich minderwertige Kaufhausgitarre, die man ganz in Gerrys Sinne auch nicht stimmen kann und eigentlich sofort einschüren sollte.)

Gruß
Serpel

Nisiboy Offline




Beiträge: 5.695

18.12.2010 10:08
#154 RE: Schwingende Saite Antworten

Bitte frage mich keiner nach der Theorie oder irgendwelchen Beweisen, aber mein Bass-Lehrer hat mich schon in der ersten Stunde, in der wir uns über das Stimmen unterhalten haben, davor gewarnt, die Saiten zu überdehnen. D.h. immer „von unten“ zu stimmen. Ganz laienhaft: Die leiern sonst aus.

Und zu dem Video. Das ist wirklich sowas von sch... Neben der miesen Gitarre, ja, das hör' ich auch, schlecht gestimmt, Gegenlicht, blöde Perspektive und dann noch Hintergrundgeräusche bis zum Abwinken.

Warum sich manche Menschen befähigt sehen, irgendwelchen Kram zu veröffentlichen, ist mir ein Rätsel.

Grüße aus dem Norden

Nisiboy

mappen Offline




Beiträge: 15.035

18.12.2010 10:16
#155  Schwingende Saite Antworten

tach

Zitat von Serpel
[...] sondern dumpf, mulmig und unsauber wie eh und je.



na so unsauber klingt das doch garnet...

http://www.youtube.com/watch?v=OXLwInpMoYI
eines meiner lieblingsvideos auf
youtube

m..,-



Serpel Offline




Beiträge: 48.441

18.12.2010 10:23
#156 RE: Schwingende Saite Antworten

Zitat von Nisiboy
Bitte frage mich keiner nach der Theorie oder irgendwelchen Beweisen, aber mein Bass-Lehrer hat mich schon in der ersten Stunde, in der wir uns über das Stimmen unterhalten haben, davor gewarnt, die Saiten zu überdehnen. D.h. immer „von unten“ zu stimmen. Ganz laienhaft: Die leiern sonst aus.

Ne umsponnene Saite tät ich mich hüten, zu überdehnen. Da besteht erstens die Gefahr, dass sich die Umwicklung löst, und zweitens, dass sie reißt. Eine gelöste Umwicklung tötet den Ton der Saite sofort und man kann die Saite auch in diesem Fall nur noch entsorgen.

Eine g-Nylon ist aber sehr robust. Wenn man (wie Wännä) davon ausgeht, dass alle drei Diskantsaiten aus demselben Material hergestellt sind, so kann man die g-Saite mindestens bis zum e hochziehen, ohne dass der Saite was passiert. Allenfalls reißt der Steg, die Decke oder der Hals. Aber nicht die g-Nylon ...

Gruß
Serpel

@Mappen: Meine Katze singt schöner!

Wännä Offline




Beiträge: 17.494

18.12.2010 13:33
#157 RE: Schwingende Saite Antworten

Zitat
Wenn man (wie Wännä) davon ausgeht, dass alle drei Diskantsaiten aus demselben Material hergestellt sind,

Das ist unterschiedlich. Die Hersteller können auch nicht viel mehr machen, als zwischen verschiedenen Polymerisationsgraden wählen. Die Savarez-Seiten fielen früher dadurch auf, daß sie sehr schön bundrein waren, klangen aber für den Durchschnitssgeschmack nicht so schön. Das Material war trübe (opak), und eine Savarez konnten den Spieler auch schon mal mit einem Sprödbruch, also spontanen Saitenriß mit glatter Bruchfläche überraschen.

Einer meiner Lieblingsinterpreten Michael Tröster läßt sich die Saiten nicht als Ring zusammengedreht schicken, sondern in gerade, langer Ausrichtung, was eine entsprechende Verpackungstechnik bedingt und angeblich für den reinsten aller Klänge sorgen soll. Nun ja, ich weiß nicht, ob ich den Unterschied hören würde. Meiner Ansicht nach ist da auch viel Kult dabei.

Mit dem Vorrecken von Nylonsaiten ist es ein Kreuz. Der Polymer wandert über die Zeit wieder zurück. Eine bleibende Verformung gibt es nicht oder gibt es kaum. Man kann es zwar schaffen, Polyamid bleibend zu verformen, aber der Erfolg dieser Maßnahme ist erst nach Wochen richtig zu sehen und auch auf Saiten, die in der Regel unter reiner Zugspannung stehen, nicht anwendbar. Praktisch gesagt, würde man eine Nylonschnur echt recken, so daß der Polymer intermolekular zu gleiten beginnt, dann würde einfach die Saite an einer Stelle dünner und länger und man könnte sie gleich wegwerfen.

Beim Dehnen eines Hochpolymers richten sich die Moleküle erst vom Durcheinander allmählich in einer gestreckte Form. In dieser Phase des Dehnens steigt die Materialspannung zunächst relativ steil an, bis die Moleküle ihre Ausrichtung gefunden haben und aneinander vorbeigleiten können (volkswissenschaftlich ausgedrückt). Ab diesem Punkt steigt die Zugspannung dann proportional mit der Dehnung und es kommt irgendwann zum Bruch und der plastischen Dehnung des Materials. Polyamid ist übrigens ein sehr intoleranter Werkstoff, der meist spontan bricht.

Im Übergangsbereich hat so das Nylon die Fähigkeit, bei Dehnung mit relativ konstanter Zugspannung zu reagieren und bei Überdehnung sich allmählich wieder zurück zu bilden. Ein Umstand, der dieses Material für Damenstrümpfe zu interessant gemacht hat.

Dieser Effekt wird beim Saiteninstrument eben auch genutzt, um die Proportionalität über einen großen Dynamikbereich zu wahren. Im krassen Unterschied dazu steht z.B. die indische Sitar, die sofort in der Anfangsfrequenz heraufgeht, wenn sie auch nur ein bißchen schärfer angezupft wird. Dies wird aber traditionell nicht als störend empfunden, es gehört einfach zum Klang dazu.


Statt der G-Saite habe ich mal eine H-Saite dort aufgespannt, weil mich die Bundunreinheit des Gs auch so schrecklich genervt hat. Leider kein Unterschied, die nun schwächer gespannte H-Saite machte mir das gleiche wieder vor.

An meiner alten Gitarre habe ich bestimmt ein Dutzend Saiten ausprobiert. So richtig gut war es nie. Komisch, kaum die bessere Aria gekauft, waren diese Probleme alle verschwunden. Die Baßsaiten ersetzen ich hin und wieder. Die Treble-Saiten sind noch die ersten und klingen einfach schön. Ich gäbe was drum, den Hersteller zu erfahren.


Gruß

Wännä

Serpel Offline




Beiträge: 48.441

18.12.2010 16:22
#158 RE: Schwingende Saite Antworten

Michael Tröster ist ja der Guido Westerwelle der Gitarrenspieler, und von daher völlig unmusikalisch. Er ist lediglich technisch relativ sicher (nicht zu verwechseln mit gut), und das gibt ihm Basis und Grundlage für sein dümmliches Grinsen, wenn er mit wichtiger Miene auf der Bühne Trivialmusik vortägt. Dazu passt auch das elitäre Gehabe mit den langgelegten Saiten.

Natürlich kann man Nylonsaiten "vorrecken". Ist sogar das Mittel der Wahl, wenn man nach dem Aufziehen der Saiten gleich weiterspielen will. Einfach am Abend den unbenutzten Satz von der billigen Kaufhaus-Gitarre (mit passender Mensur) runternehmen und auf das Edelteil aufspannen, und schon geht ’s am nächsten Morgen weiter.

Auch Diskant-Saiten verschleißen. Man spürt (und sieht es), wenn man mit dem Finger über die Unterseite der Saite streicht. Haben sich die Bünde deutlich spürbar ins Material eingearbeitet, so ist es Zeit für einen Wechsel. Besser aber, man vertraut seinem Ohr, weil solche Saiten keinen reinen Ton mehr produzieren. Und nur darauf kommt es schließlich an.

Gruß
Serpel

Wännä Offline




Beiträge: 17.494

18.12.2010 17:00
#159 RE: Schwingende Saite Antworten

Frust,

es geht schon wieder los.


Gruß

Wännä

(der diese Abwertungen als höchst unwissenschaftlich empfindet)

Serpel Offline




Beiträge: 48.441

18.12.2010 17:04
#160 RE: Schwingende Saite Antworten



Mir gefällt der Tröster halt einfach nicht. Was soll ich machen? Der hat mir noch nie gefallen ...

Gruß
Serpel

Wännä Offline




Beiträge: 17.494

18.12.2010 17:10
#161 RE: Schwingende Saite Antworten

Naja,

Du bist ja auch kein Wissenschaftler. Du bist ja Lehrer.


Gruß

Wännä

Serpel Offline




Beiträge: 48.441

18.12.2010 17:21
#162 RE: Schwingende Saite Antworten

Nee, im Ernst, Wännä, es gibt so viele wirklich gute Gitarristen. Wieso kommst Du da ausgerechnet mit Horton und Tröster?

Manche davon sind sogar echte Musiker. Und Bream sogar Künstler. Davon gibt ’s dann allerdings nur ganz wenige ...

Gruß
Serpel

Serpel Offline




Beiträge: 48.441

19.12.2010 11:37
#163 RE: Schwingende Saite Antworten

Zurück zur schwingenden Saite.

Mir schwirren immer noch Sätze wie

Zitat
Der Klang kommt ja durch die Mischung des Grundtons mit den Obertönen zustande, und wenn die Saite ihre Schwingungsrichtung wechselt, nimmt das Pickup das zwar als Variante, aber die Grundschwinung plus die Oberschwinungen sind mal erst Sinusschwingungen.

in den Ohren. Kann ich zehn Mal lesen und verstehe immer noch nicht, was man mir sagen will. (Was mich dabei ärgert: Man gibt sich den Anstrich der Allwissenheit, bleibt aber unangreifbar, weils keiner versteht.)

So eine Saite hat ja eine räumliche und eine zeitliche Dimension. Und nicht die räumliche Dimension ist es, die wir am Ende hören, sondern die zeitliche. Es nützt also gar nix, die Saite in ihrer räumlichen Gestalt in Grund- und Oberschwingungen zu zerlegen, um damit den Klang zu erklären, der im Ohr wahrgenommen wird.

Die grundlegende Frage dabei ist nur die: fließt die räumliche Dimension in irgendeiner Weise in die Wahrnehmung mit ein, oder können wir uns auf einen festen Punkt der Saite beschränken, ohne das Modell a priori wesentlicher Eigenschaften zu berauben?

Eingedenk der Tatsache, dass die Schwingung der Saite ausschließlich am äußeren Ende (Akustik-Gitarre), knapp davor (Bridge-PU/Elektrogitarre) oder eher in der Mitte der Saite (Neck-PU) abgenommen wird, scheint es mir jedoch fast zwingend, auf die räumliche Dimension zu verzichten.

Um den Unterschied zu verdeutlichen, hier mal die vollständige Darstellung der schwingenden Saite, wobei die Saite selbst jeweils türkis gezeichnet ist und der zeitliche Verlauf einzelner Punkte darauf weiß. Der Steg wäre demnach die erste weiße Linie ganz rechts, der Bridge-PU die darauf folgende und der Neck-PU ungefähr die vierte weiße Linie von rechts:







(Fortsetzung folgt)

Serpel Offline




Beiträge: 48.441

19.12.2010 19:48
#164 RE: Schwingende Saite Antworten

Hier jetzt mal diese elf weißen Kurven als Bildfolge, allerdings wieder türkis, weil man sonst nix sieht.

Sehr interessant die zeitliche Abhängigkeit der Amplitude des Steges, wo man ganz klar erkennen kann, dass die Schwingungsübetragung auf die Decke im Modell nicht berücksichtigt wird (sonst tät sich da auch was tun):



Das ist ungefähr der zeitliche Verlauf der Schwingungsamplitude, die der Steg-Pickup bei der Elektrogitarre eingespeist bekommt:





Und hier irgendwo befindet sich der Hals-Pickup:





Hier sind wir genau in der Mitte am 12. Bund:



Ab hier wiederholen sich die Schwingungsmuster rückwärts, was aus Gründen der Symmetrie nicht anders zu erwarten war:









Null Amplitude schließlich gibt es wieder am anderen Ende der Saite, am Sattel, der idealerweise nicht schwingt:



So - damit sind die Grundlagen für eine Schwingungsanalyse geschaffen. Und obwohl es auch jetzt noch bis zum Ohr ein weiter Weg mit vielen Zwischenstufen ist, kann ich mir eine Spektralanalyse an dieser Stelle nicht verkneifen. Denn irgendwie hab ich das Gefühl, dass das, was die Saite hier an den verschiedenen Stellen anliefert, ungefähr auch dem entspricht, was schlussendlich im Ohr (gefiltert) wahrgenommen wird, je nachdem, wo das Signal von der Saite abgenommen wird.

Besonders gespannt bin ich schon, ob und in welcher Form sich der hellere, schärfere Klang beim Steg-PU gegenüber dem runderen, weicheren Klang beim Hals-PU (oder noch weiter Richtung Saitenmitte) bemerkbar macht. Es müssten sich mehr Oberschwingungen (mit wahrnehmbarer Frequenz) zeigen ...

(Fortsetzung folgt)

Fisch-Klaus Offline




Beiträge: 2.117

19.12.2010 20:47
#165 RE: Schwingende Saite Antworten

Perfektionisten sind Spielverderber-Ätsch

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