Zitat von Fisch-KlausPerfektionisten sind Spielverderber-Ätsch
Den Spaß gönn ich euch gerne und freu mich sogar mit!
Aber: Es sind keine Kleinigkeiten und Korinthenkackspielchen, die ich hier betreibe. Es geht hier um ein fundamentales Missverständnis, das unter Musikern breit gestreut ist und von Generation zu Generation weitervererbt wird. Speziell Gitarristen, Bassisten und andere Spieler von Saiteninstrumenten sind davon betroffen, weil sich die Saite als solche ja geradezu aufdrängt, in Grund- und Oberschwingung zerlegt zu werden. Noch dazu, wo man das ja so wunderbar mit den Flageoletts nachvollziehen kann (das "Argument" wurde auch hier bereits mehrfach vorgetragen). Deswegen ist sich jeder Gitarrist ja so unendlich sicher, die Sache mit der Fourier-Analyse des Saitenklangs zu verstehen. Noch dazu, wo er es beim Spielen ja bis in den Bauch und sogar bis in die Zehenspitzen hinein spüren kann ...
Allein - diese Interpretation ist leider grottenfalsch, wie wir jetzt gesehen haben. Und es hat nicht mit Perfektionismus zu tun, sondern mit Grundlagen"forschung". Die Feinheiten, wie z. B. eben ein mitschwingender Steg, Reibungseinflüsse (Dämpfung), Biegesteifigkeit der Saite, ihre veränderliche "mitschwingende" Spannung - alles noch längst nicht mit drin im Modell ...
Zitat Es geht hier um ein fundamentales Missverständnis, das unter Musikern breit gestreut ist und von Generation zu Generation weitervererbt wird. Speziell Gitarristen, Bassisten und andere Spieler von Saiteninstrumenten sind davon betroffen, weil sich die Saite als solche ja geradezu aufdrängt, in Grund- und Oberschwingung zerlegt zu werden.
Na wie gut, daß die Rettung naht. Serpel erlöse uns !
ist das ganz gut erklärt, finde ich. Vor allem sind das Schwingungen und nicht solche eckigen Dinger.
@Serpel, dieses 3D-Modell ist coool ! Wenn Du da die Bauanleitung ausdrucken könntest, könnte man den NASA-Hypersonic-Scram-Jet als Papierflugzeug daraus bauen
Wenn dürfen wir Dich denn im Kreis der normal schwingenden Leute wieder begrüßen? Kriegst Du die Probleme auf die Reihe, die Dich momentan spalten? Ich finds allmählich ziemlich gruselig.
Bin ich froh, dass ich eine Posaune habe. Da ist alles glaskar. Nur die Luftsäule schwingt und wenn der Ton Scheisse klingt dann korrigiert man ein bischen und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Gruß Ludwig
Zitat von LLKawaBin ich froh, dass ich eine Posaune habe. Da ist alles glaskar. Nur die Luftsäule schwingt und wenn der Ton Scheisse klingt dann korrigiert man ein bischen und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Gruß Ludwig
Ähnliches kannst du auch bei ner Gitarre/ Bass erleben. Wie oft hab ich mich schon über meine Instrumente geärgert, weils nie so geklungen hat wie es sollte. Dann hat das gleiche Instrument jemand gespielt der das richtig gut konnte und mir ist die Kinnlade runtergefallen weil ich meinen Bass nicht wiedererkannte. Ein Großteil liegt schon am Spieler selbst - deswegen wird ne Stahlsaite aber trotzdem unrein klingen
........irgendwie denk ich dabei immer an ne Waschmittelwerbung....
Die Fourier-Sache gestaltete sich mühsamer als erwartet - aber jetzt!
Die beiden Bildchen sind nicht sehr spektakulär, aber erstens sieht man mal, wie so eine reale Schwingung überhaupt durch eine Überlagerung von harmonischen Schwingungen dargestellt werden kann, und zweitens kann man glaub ich schon erkennen, worauf es ankommt: das reale Signal (schwarz) wird beim Hals-PU deutlich schneller angenähert als beim Steg-PU:
(Steg-Pickup)
(Hals-Pickup)
Vielleicht weniger anschaulich, dafür aber weitaus prägnanter bringen es die Verhältniszahlen der zugehörigen Fourier-Koeffizienten (Amplituden) zum Ausdruck (bezogen auf die Amplitude der Grundschwingung in Prozent):
Während die Amplituden der Oberschwingungen beim Steg-PU kontinuierlich abfallen und bis hinauf zur doppelten Oktav über der Quint (mit 6 %) gut hörbar bleiben, tritt beim Hals-PU (außer der Grundschwingung) praktisch nur die 1. OS (Oktav) in Erscheinung (mit 35 %) und noch ein wenig die große Terz'' (auch mit 6 %).
Weiter geht ’s. Falls sich maln Mathematiker hier rein verirrt, muss ich Folgendes vorwegschicken:
Mit nicht unerheblichem Aufwand lässt sich zeigen, dass die (ortsabhängigen) Fourierkoeffizienten der Schwingungen, die die Saite an jedem ihrer Punkte produziert, gegeben sind durch die Summanden (nicht die Koeffizienten!) der Reihe, die man durch Fourier-Zerlegung der Saite in ihrem Anfangszustand nach der Ortsdimension erhält.
Für unsere Saite (Länge 10, Auslenkung mit Amplitude 1 an der Stelle 7) sieht das so aus:
Dargestellt von Blau nach Rot die ersten sechs Summanden der Fourier-Reihe und nochmals in Rot die Summe dieser Sechs, die schon recht gut die Saite in Schwarz (dick) annähert. Diese Zerlegung gestattet nun eine sehr viel allgemeinere (und einfachere) Interpretation im Vergleich zur doch relativ aufwändigen Vorgehensweise, die wir im vorigen Beitrag betrieben haben, da aus diesem Diagramm die Amplituden der Grund- und Oberschwingungen für jeden Punkt der Saite unmittelbar abgelesen werden können.
Beispielsweise sehen wir bestätigt, dass die Saite am Punkt des Anzupfens (bei 7) außer der Grundschwingung (blau) nur noch die Oktav (türkis) und ein wenig die Terz'' (orange) produziert. In der Nähe des Steges (bei 10) ist das Verhältnis sehr viel ausgewogener, aber auch das hatten wir bereits.
Interessant auch die Tatsache, dass die Saite an Orten mit Nulldurchgängen gewisser Fourier-Summanden den zugehörigen Oberton nicht produzieren kann. So kann beispielsweise bei 5 (am 12. Bund) die Oktav (türkis) nicht abgenommen werden, bei 3.33 und 6.67 (am 7. und 19. Bund) nicht die Quint' (türkis-grün), bei 2.5, 5 und 7.5 (am 5., 12. und 24. Bund) nicht die Oktav' (grün), bei 2, 4, 6 und 8 (am 4., 9., 16. und 28. Bund) nicht die Terz'' (orange), usw.
Und zwar völlig unabhängig davon, wie die Saite gezupft wird.
Ziemlich erstaunt hat mich, dass das Anzupfen bei 7 außer der Oktav generell wenige Obertöne aus der Saite hervorzaubert (eigentlich: Obertöne mit größerer Amplitude)!
Aber bei einer "echten" Gitarre zupft man meist ja auch deutlich näher am Steg, um den Klang etwas obertonreicher zu gestalten. Wie das theoretisch zu erklären ist, sehen wir hier:
Zupft man bei 9, so treten die Obertöne im Verhältnis zur Grundschwingung generell viel stärker in Erscheinung. Zwar nicht überall gleichermaßen (auch hier sind die Deadspots wie bereits erwähnt unverändert am selben Ort), aber im Mittel sind sie bis weit über die zweite Oktav hinauf hörbar.
Am deutlichsten kommt dieser Effekt natürlich auch hier erst dann zum Tragen, wenn der Ton nahe des Steges abgenommen wird. Bei 9 beispielsweise - was ungefähr der realen Position des Steg-Pickups entspricht - besitzt sogar der 5. Oberton (rot/doppelte Oktav über der Quint) noch etwa ein Viertel der Amplitude der Grundschwingung. Das gibt einen sehr obertonreichen Klang!
Trotzdem kann man auch bei dieser "harten" Anschlagstechnik ganz leicht Punkte finden, wo die Saite viele dieser Oberschwingungen nicht produziert und die daher auch nicht abgenommen werden können - eben durch die Deadspots. Der ausgeprägteste von ihnen ist stets genau in der Hälfte der Saite, denn dort gibt es weder Oktav, noch Oktav', noch Quint'' (auch keine weiteren Oktaven oder Quinten) - lediglich die Grundschwingung (mit maximaler Amplitude), Quint', Terz'' und ein paar weitere Oberschwingungen mit noch höherer Frequenz.
Nun interessiert mich natürlich noch das Klangspektrum der Saite, wenn sie am 12. Bund - also genau in der Mitte bei 5 - angezupft wird. Demnächst in diesem Theater ...
Zitat von uli estrellaHeute abend habe ich mal einen Konzertgitarristen befragt. Er hat oben Nylonsaiten, in der Mitte Carbon und unten umsponnene Saiten. Auf die Frage nach der Haltbarkeit auf den Bünden meinte er: ja klar, alle paar Wochen muss er die umsponnenen wechseln. that's it.
Student bei Lady Sonja, vermutlich (war mal richtig )! Gibt ’s die eigentlich noch an der Hochschule?
Viele nehmen heutzutage e und h Nylon, g Carbon. Die dünne Umwicklung der D-Saite ist starkem Verschleiß unterworfen, weswegen diese Saite am häufigsten gewechselt werden muss. Bei einer umsponnenen g-Saite find ich den Verschleiß bereits zu extrem.
Zitat von w-paoloSaitenwaise dahin-gequollene Verwissentschaftlichung !
Da kannst Du Schmeichel-Clowns dahinter machen, so viele Du willst, Paule.
Keule hatte nämlich recht: Du gehst bei Bedarf auch unter Niveau. Glücklicherweise befinden sich aber auf 10'000 Meter unter Normal Null nur noch ein paar Tiefseequappen und Laternenfischchen ...