Die weit verbreitete Meinung, ein Langhuber habe mehr Drehmoment bei ungefähr gleicher Leistung u,Hubraum, weil er einen größeren Hebelarm an der Kurbelwelle hat usw, ist auch nur bedingt richtig. Die Meinung u, Tatsache stammt ja noch aus den Zeiten wo halt die Motorentechnik noch nicht so ausgeklügelt war wie heutzutags
Es gibt viele beispiele für kurzhubige Motoren mit viel Drehmoment.
zB: SUZUKI AN 650 Burgman aber 638 cm³ Bohrung x Hub 75,5 x 71,3 (56 PS) bei 7.000 u/min. Drehmoment 62 Nm bei 5.000 u/min.
KAWASAKI W650 676 ccm Bohrung x Hub 72 x 83 mm, (50 PS) bei 7000/min, Drehmoment 56 Nm bei 5500 u/min
Gruß W.
Es gibt keine perfekten Menschen auf dieser Welt. Nur perfekte Absichten. ... !
Zitat von manx minxetz hast mich total verloren. der langhuberkolben legt doch bei gleicher brennraumausdehnung einen weiteren weg zurueck als der kurzhuberkolben. das geht doch bei gleicher drehzahl bloss durch groessere beschleunigung, und die ist doch bloss durch groessere krafteinwirkung auf die oeberflaeche zu machen.
Hier bringst Du zwei grundsätzlich verschiede Dinge durcheinander:
1. Die rein mechanische Bewegung des Systems Kurbelwelle-Pleuel-Kolben, wo periodisch Rotationsenergie der KW in kinetische Energie der Kolben hin und zurückverwandelt wird. Zur Aufrechterhaltung dieser Bewegung müssen nur Reibungswiderstände überwunden werden, und auf Reibung zielst Du mit Deiner Argumentation ja offensichtlich nicht ab. Insbesondere liefert also die rotierende Kurbelwelle (inkl. Schwungmasse) durch leichtes Abbremsen die Energie (Kraft), die Kolben auf ihren Weg nach unten zu beschleunigen. Nicht zu vergessen haben die Kolben aber zuvor auf ihrem Weg zum oberen Totpunkt ihre Bewegungsenergie in die Kurbelwelle durch Beschleunigen derselben "eingespeist". Somit können wir diesen Teil der Argumentationskette getrost vergessen.
2. Die Energie, die durch die Explosion des Gemischs via Kolben und Pleuel auf die Kurbelwelle übertragen wird. Und hier ist es eben tatsächlich so, dass bei gleicher Verdichtung der gleiche Verbrennungsdruck erzielt wird, der sich beim Kurzhuber auf eine größere Fläche verteilt als beim Langhuber. Wegen F=p*A wird der größere Kolben des Kurzhubers somit mit einer größeren Kraft nach unten gedrückt als beim Langhuber.
Gruß Serpel
Edit: Ich hab's gerade nachgerechnet. Es ist unter idealisierten Voraussetzungen tatsächlich so, dass der größere Hebelarm des Langhubers nicht nur ungefähr, sondern prinzipiell genau durch die größere Kraft, die beim Kurzhuber am Hebelarm wirkt, ausgeglichen wird.
Zitat von FalconeIch glaube nicht, dass bei sonst gleichen Parametern eine Einspritzung im Vergleich zum Vergaser für mehr Drehmoment sorgt, oder? Grüße Falcone
Doch, da der Kraftstoff feiner zerstäubt und genauer dosiert wird als es mit einem Vergaser möglich ist. Dadurch hat die Einspritzung einen besseren Drehmomentverlauf und spezifischen Kraftstoffverbrauch.
In Antwort auf:Ich hab's gerade nachgerechnet. Es ist unter idealisierten Voraussetzungen tatsächlich so, dass der größere Hebelarm des Langhubers nicht nur ungefähr, sondern prinzipiell genau durch die größere Kraft, die beim Kurzhuber am Hebelarm wirkt, ausgeglichen wird.
Oh Mann,
was hab ich getan?
Die Hebelarmgesetze darf man für sowas getrost in der Schublade lassen. Die Arbeit des expandierenden Gases ist durch die Volumenzunahme und die Startbedingungen der Reaktion bestimmt. Den Gasmolekülen ist es dabei ziemlich egal, welcher Maschinenbauer darunter welche Hebelarmverhältnisse gebaut hat.
Der Langhuber hat durch sein Hubverhältnis auch eine etwas andere Brennraumform, als der Kurzhuber. Vollständig komprimiert ergibt sich ein trendmäßig kugelförmigerer (kann man das so sagen ) Brennraum, als beim Kurzhuber. Die Oberfläche zum Zeitpunkt der Zündung ist also kleiner, als beim Kurzhuber. Dieses hat einen Einflug auf die Verbrennung und wird daher auch bei den ganz großen Riesen (unter anderem) angestrebt.
Das Verhältnis der Ventilquerschnitte ist bei beiden gleich bzw. kann bei beiden gleich gestaltet werden. Der Kurzhuber mit seiner größeren Fläche hat de facto größere Ventile bei gleicher Zündkerzengröße, somit wäre er theoretisch im Vorteil. Aber längst nicht immer wird auch die gesamte, zur Verfügung stehende Fläche voll ausgenutzt. Dafür braucht der Kurzhuber eine längere Zeit, bis sich die Flammenfront von der Zündkerze komplett ausgebreitet hat.
Mechanisch sind die Unterschiede längst nicht so bedeutend, wie vielfach angenommen. Die Drehzahl, da sie in allen Formeln zum Quadrat eingeht, ist die bedeutend wichtigere. In vielen Fällen ändert sich allerdings durch den Langhub das Pleuelstangenverhältnis, weil der Konstrukteur das Pleuel nicht mitwachsen läßt, um die Bauhöhe nicht ins uferlose zu treiben. Dann allerdings vibiriert der Motor in der Tat stärker - was irrigerweise gerne dem langen Hub zugeschrieben wird.
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Flammenfront ist gegenüber der Kolbengeschwindigkeit so groß, daß allenfalls in Grenzbereichen daraus eine Relevanz wird (z.b. Schiebeplöppern). Mithin wird angenommen, daß das Klopfen eines Motors durch die niedrige Kolbengeschwindigkeit entsteht, wobei der Kolben nicht rasch genug der Flamme "ausweichen" kann. Das ist auch unzutreffend. Klopfen entsteht deshalb eher bei niedrigen Drehzahlen, weil dann die Füllung besser ist. Beim Hochleistungsmotor kann es (leider) auch bei hohen Drehzahlen vorkommen.
Hätten wir noch die Strömungsverhältnisse beim Einströmen des Gemisches in den Zylinder. Hier wirkt sich die Zylindergeometrie am stärksten aus. Ich kann aber allenfalls spekulativ sagen, welchen Einfluß das nun hat und warum es beim Langhuber zu mehr Drehmoment führt. Im Großmotorenbereich wird der Superlongstroke tatsächlich gebaut, um die Spülung an die effektive Gleichstromspülung anzunähern (Sulzer RTA: 2000 mm Hub und "nur" 800 mm Bohrung, ein Kölschglas) .
Also wieder am Anfang. Mein kleiner Daihatsu hat übrigens mit 84 mm noch einen längeren Hub, als die W. Er hat ein Drehmoment von 94 Nm, also umgerechnet auf zwei Zylinder 62,6 Nm bei 3600/min, was um einiges besser ist, als das der W. Liegt es wirklich an dem einen Millimeter mehr Hub und einem Millimeter weniger Bohrung? Ich bezweifele das.
Man müßte wirklich einen Motor bauen, der die Hubverhältnisse anders hat, als die W, aber ansonsten haargenau gleich ist. Und dann mal schauen. Normalerweise wird im Zuge des Tunings immer gleich mehreres geändert und dann für einzelne Maßnahmen Reklame gemacht, die ja nach Stimmungslage mal mehr, mal weniger gut ankommt.
Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als nie zuvor.
Hallo Leute Langhuber = Drehmoment Meine Persönlich Sicht: Eine langhubige Maschine kann nur mit einer großen Schwungmasse laufen. Mit Dampfmaschinen wurden zB.Förderkörbe im Bergbau bewegt.Lanz Bulldog ist auch ein gutes Beispiel. Oder im Motorrad die Einzylindrigen Moto Guzzi. Die Masse macht es.
Zitat von WännäOh Mann, was hab ich getan? Die Hebelarmgesetze darf man für sowas getrost in der Schublade lassen. Die Arbeit des expandierenden Gases ist durch die Volumenzunahme und die Startbedingungen der Reaktion bestimmt. Den Gasmolekülen ist es dabei ziemlich egal, welcher Maschinenbauer darunter welche Hebelarmverhältnisse gebaut hat.
Sic!
Du glaubst doch nicht etwa, ich hätte dabei die Hebelgesetze bemüht, Wännä?! Ich hab natürlich nur die beiden Wegintegrale über die Druckkraft der Kolben in den beiden Zylindern miteinander verglichen. Unter der idealisierten Voraussetzung, dass die Druckfunktionen der naheliegenden (und nicht ganz unrealistischen) linearen Transformation p1(s) = p2(h2/h1*s) gehorchen (h1, h2: Hübe der beiden Kolben), kommt das eben so raus. Und dass das (mittlere) Drehmoment bei Lang- und Kurzhuber dann gleich sein muss, ist eine unmittelbare Folge davon.
Ich hab sozusagen bewiesen, was Dir als intuitiv begabtem Physikus von vornherein klar war.
El Lobo, du begibst dich schon wieder aufs Glatteis! Und das auch noch in meinem ureigensten Spezialgebiet Nenn mir bitte eine einzige Serien-Guzzi mit liegend-einzylindrigem Langhub-Motor!