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Falcone Offline




Beiträge: 113.817

04.02.2008 15:33
#271 RE: Joseph von Westphalen Antworten

Tja, solche Ergüsse von aneinandergereihten Plattitüden hat man damals gerne genommen ...

Grüße
falcone

There ain´t no bugs on me!

pelegrino Offline




Beiträge: 51.660

05.02.2008 07:55
#272 RE: Joseph von Westphalen Antworten

In Antwort auf:
...Ergüsse von aneinandergereihten Plattitüden...

Oh - ich sehe, Dir ist das Grinsen über die anderen Doofmänner (auch ) im Halse steckengeblieben, und Du hast Dich irgendwo wiedererkannt ...
In Antwort auf:
...damals gerne genommen...

Hmm - ich finde den Text nach wie vor einfach köstlich.Naja, muß aber nicht jeder so sehen ...

.


"Some rob you with a sixgun,
- some with a fountain-pen."

(Woody Guthrie)

Falcone Offline




Beiträge: 113.817

05.02.2008 08:17
#273 RE: Joseph von Westphalen Antworten
Ja, ja, Spießer sind immer die anderen.

In Antwort auf:
Du hast Dich irgendwo wiedererkannt ...

So allgemein, wie das geschrieben ist, findet sich da ja wohl jeder drin wieder.

Grüße
falcone, der gerne mal wissen möchte, was der tolle Schreiberling wohl heute fährt, wenn er morgens sein Reihenhäuschen verlässt.

There ain´t no bugs on me!

pelegrino Offline




Beiträge: 51.660

05.02.2008 08:19
#274 RE: Joseph von Westphalen Antworten

In Antwort auf:
...was der tolle Schreiberling wohl heute fährt...

...weiß ich auch nicht - ich hab' ihn zweimal auf einer Dichterlesung erlebt, und da ist er wohl mit der Bahn gekommen, glaube ich .

.


"Some rob you with a sixgun,
- some with a fountain-pen."

(Woody Guthrie)

uli estrella Offline



Beiträge: 7.547

16.02.2008 13:00
#275  Antworten

bleibxund Offline




Beiträge: 12.273

17.02.2008 21:20
#276 RE: Joseph von Westphalen Antworten
Zitat von Christian Dietrich Grabbes Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung
... Kreuz-Sapperment, nun bin ich in einer saubren Patsche! Daran dachte mein Herz nicht, daß ich schuldvoller wäre als wie ein Kodon! ...


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Ich habe eine Diät gemacht, Rauchen, feistem Essen und Alkohol abgeschworen - in zwei Wochen verlor ich 14 Tage.
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bleibxund Offline




Beiträge: 12.273

26.02.2008 19:54
#277 Herbert Rosendorfer Antworten
Die Schönschreibübungen des Gilbert Hastrubal Koch:

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Falcone Offline




Beiträge: 113.817

26.02.2008 20:54
#278 RE: Herbert Rosendorfer Antworten

Du warst im Oldtimer-Café?

Grüße
falcone

There ain´t no bugs on me!

pelegrino Offline




Beiträge: 51.660

27.02.2008 08:24
#279 RE: Herbert Rosendorfer Antworten

In Antwort auf:
...Du warst im Oldtimer-Café? ...


Erinnert mich auch irgendwie

...soweit durchgefault ist, das er hinunterbricht, dann suche ich an irgendeiner anderen Stelle der Gerüste einen Balken, der noch gut ist und dort entbehrlich, und setze ihn anstelle des verfaulten ein ...

an meine Arbeit hier ...

.


"Some rob you with a sixgun,
- some with a fountain-pen."

(Woody Guthrie)

uli estrella Offline



Beiträge: 7.547

08.03.2008 19:33
#280  Antworten

bleibxund Offline




Beiträge: 12.273

23.04.2008 23:07
#281 RE: Herbert Rosendorfer Antworten
Diesmal, sorry und leider, nur ein Link (was nicht Schule machen sollte, aber ich breche gerne auch mal meine eigenen Vorsätzen), aber anders gehts in diesem albernen Fall kaum - ist das sowas wie ein eBook? :

http://www.marmouzet.net/dieses_buch_web_shop






Man kann durchaus auch mal auf die Startseite klicken ... wenn mans lieber Französisch mag: http://marmouzet.twoday.net/

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wastl Offline




Beiträge: 4.923

24.04.2008 07:40
#282 RE: Herbert Rosendorfer Antworten

.

pelegrino Offline




Beiträge: 51.660

24.04.2008 08:21
#283 RE: Herbert Rosendorfer Antworten

Hat was !


... ich muß aber zuerst im Forum stöbern - werde später weiterlesen ...

.


"Wer Alkohol in Menschen tut,
verdünnt damit nicht nur das Blut!"

uli estrella Offline



Beiträge: 7.547

04.06.2008 21:05
#284  Antworten

phaedrus Offline




Beiträge: 4.501

02.07.2008 15:20
#285 Ein Treffen Antworten
Ein Treffen



Wenn man von Norden über den Kyffhäuser fährt, das Bauernkriegsdenkmal links liegen lässt, kommt man an eine Kreuzung an der rechts eine kleine Bäckerei ist. Ehe man zu der Bäckerei kommt, ist rechts ein Parkplatz. Man geht an einem Schaufenster entlang; der Eingang ist direkt in der Häuserecke, führt zwei Stufen hinauf. Rechts am Fenster im Verkaufsraum sind zwei Stehtische mit jeweils zwei hohen Hockern mit kleinen Rückenlehnen für Gäste, die sitzen wollen. Gegenüber ist die Verkaufstheke.

An diesem Juni Tag steht eine Verkäuferin hinter der Theke, sie hat sich eine Tasse frisch gemachten Kaffee eingeschenkt, steht über eine Zeitschrift gebeugt und liest. Diese Zeitschrift ist für Kunden ausgelegt und sie hat sie schon mehrfach gelesen. Sie macht sich wieder eine mentale Notiz, die Chefin doch zu bitten endlich neue Zeitschriften zu besorgen. Aber sie weiß, dass sie das doch nicht ansprechen wird.

Die Frau ist ungefähr fünfunddreißig, hat langes blondes Haar, das sie hochgesteckt hat; sie trägt ein Kleid und eine Schürze mit dem Namen der Bäckerei eingestickt; unter dem Namen der Bäckerei steckt ein Namensschild mit ihrem Vornamen: Bettina. Sie hat sich kein Stückchen zum Kaffee genommen; sie ist stolz, dass sie ihre Figur hat halten können.

Es ist ein sonniger Tag mit kaum Wolken am Himmel; schon ein wenig warm für die Jahreszeit. Die junge Frau sieht nicht aus dem Fenster, denn es gibt außer dem Verkehr nichts zu sehen. Leute sind um diese Tageszeit keine auf der Strasse.

Sie hört das Geräusch eines Motorrads: Zweizylinder V Motor. Das Motorrad hält vor dem Laden, wendet und fährt zurück. Sie hört wie der Fahrer den Motor ausmacht. Sie schließt die Zeitschrift und stellt die noch halbvolle Tasse hinter sich. Erwartungsvoll sieht sie auf die Tür.

Der Motorradfahrer kommt herein, Textilhose mit Lederbesatz, eine Textiljacke, blau und schwarz, um den Hals trägt er einen Seidenschal, blau, von der Art wie sich ein Mann ihn nicht selber kaufen würde; in der rechten Hand einen blauen Integralhelm. Er mag ca. fünfzig sei, vielleicht ein wenig darunter, vielleicht auch etwas darüber. Er hat volles aber angegrautes Haar, bis auf den leichten Schatten eines Drei-Tagebart ist er rasiert.

Kann ich hier eine Tasse Kaffee bekommen? Und ein Glas Wasser?
Ich habe gerade frischen Kaffee gemacht, ja und Wasser haben wir auch.
Einen Augenblick, ich hole nur meinen Tankrucksack. Er geht zu einem der Tische und stellt seinen Helm ab. Er geht hinaus seinen Tankrucksack zu holen.

Er kommt zurück, stellt den Tankrucksack auf den Boden, nimmt seinen Helm vom Tisch und stellt ihn dazu.

Möchten sie lieber einen Becher oder eine Tasse? Und wie trinken sie den Kaffee?
Eine Tasse bitte, weiß ohne Zucker, und falls möglich, lieber mit Milch.
Kein Problem. Mineralwasser, oder wollen sie lieber ein Glas Leitungswasser? Unser Leitungswasser ist nicht schlecht hier. Mineralwasser haben wir dort im Kühlschrank.

Mineralwasser, bitte. Er sieht sich die Auslage an. Machen sie auch belegte Brote?

Ja, was hätten sie gerne, Käse, Wurst, Schinken?
Käse bitte, ein Körnerbrötchen mit Käse.

Sie stellt ihm eine Tasse hin und ein Glas, füllt Kaffee in die Tasse und stellt eine Packung Milch dazu.

Er bedient sich von der Milch; nimmt die Tasse und das Glas und trägt sie zum ersten Tisch. Dann holt sich eine Halbliterflasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank

Er beugt sich zu seinem Tankrucksack und nimmt ein Buch heraus. Er fängt an zu lesen.

Reisende Männer, die vorbeikommen, erzählen häufig ihre Lebensgeschichte oder wie toll der Tag gelaufen ist, aber dafür ist es eigentlich noch zu früh, und dann kommen sie auch nicht auf dem Motorrad. Eine seltsame Art der Anmache. Der hier liest.

Sie bereitet das Brötchen zu und dabei beobachtet sie ihn. Er greift nach der Flasche und füllt sich Wasser in das Glas, ohne richtig hinzuschauen. Nimmt das Glas, trinkt ein Schluck, liest weiter-

Sie bringt ihm das Brötchen auf einem Teller. Er schaut hoch, direkt in ihre Augen, sie fühlt wie er sie ansieht und nicht die Verkäuferin. Er nimmt das Buch beiseite, damit sie den Teller hinstellen kann. Danke, sagt er, und er meint es.

Sind Sie von weit her gekommen?

Heute oder überhaupt? Ich komme aus der Gegend um Bremen. Ein wenig konnte sie es hören. Sein Blick immer noch auf sie gerichtet. Sie fühlt sich wohl in seinem Blick.

Was fahren Sie?
Eine Transalb.
Sie hatte richtig gehört, eine 2 Zylinder V-Motor. Ein wenig stolz darauf war sie schon.

Wir hatten auch mal ein Motorrad, früher war das, in der DDR, eine MZ. Wir sind bis an die Ostsee gefahren und bis zum Plattensee.

Sie hat Manfred in einer Milchbar kennen gelernt; sie war mit zwei Freundinnen dort und warteten auf den Freund von ... , wie hieß sie noch mal und der Freund? Als der Freund dann endlich kam, kam Manfred auch mit. Genaugenommen war es Manfred, der den Freund hinten auf seinem Motorrad mitgenommen hatte – auf seiner MZ. Ein Motorrad fand sie aufregend; er hätte fast jede haben können, aber sie beide wurden ein Paar.

Jedenfalls hatte Manfred den Freund gebracht: er hatte diese MZ das war schon was, sie fand es aufregend, er hätte fast jede haben können, aber sie beide wurden ein Paar.

Irgendwann haben sie geheiratet und sind zusammengezogen. Sie war technische Zeichnerin und er Bauschlosser. Er war viel unterwegs. In Berlin oder auch in Karl Marx Stadt. Sie hat dann auch den Führerschein gemacht, wenn er weg war und die Maschine nicht dabei hatte, ist sie dann gefahren.

Sie steht da in Gedanken verloren. Sein Blick noch immer auf sie gerichtet: An der Ostseeküste war ich mit dem Motorrad noch nicht, und in Ungarn auch nicht.

Es ist erst meine zweite Tour durch den Osten Deutschlands.

An den neunten November 1989 kann sie sich noch gut erinnern. Manfred war zuhause, sie guckten Fernsehen. Sie haben gefeiert, ein wenig zuviel getrunken und nicht aufgepasst. Anne wurde an dem Abend gezeugt. Wenn schon nicht ein Kind der Liebe, dann doch eins der Freiheit. Am nächsten Morgen wollte er 'rüber in den Westen, nach Bayern. Sie wollte nach Berlin, da war mehr los. Er nahm das Motorrad und sie blieb zuhause.

Zwei Wochen später wollte er sich im Westen eine Arbeit suche, ehe es alle machen. Da wussten sie noch nicht, dass sie schwanger war. Ich hole dich nach, hatte er gesagt. Er hat dann auch eine Arbeit gefunden und er ist auch noch zweimal nach Hause gekommen aber dann kam er nicht mehr. Im vereinigten Deutschland wurden sie geschieden. In den ganzen Jahren hatte er sie nicht ein einziges Mal so angesehen.

Sie blieb in dem Ort. Sie hatte eine Anstellung und dann kam ja das Kind. Die Mutter wohnte auch hier. Aber dann machte bald die Firma zu. Und es war schwer eine neue Anstellung zu finden. Mutter mit Kind, wohlmöglich noch Teilzeit. Und keine Berufserfahrung mit Rechentechnik – sie hat noch am Brett gezeichnet und kannte sich nicht aus mit Konstruieren mit Computer, CAD nennt man das wohl.

Sind sie über den Kyffhäuser gekommen?
Ja, ich komme vom Harz, ich war in Quedlinburg. Die Nordseite vom Kyffhäuser ist schon eine tolle Strecke.

Jeden Sonnabend, wenn das Wetter einigermaßen ist, treffen sich dort zahllose Motorradfahrer und zeigen, was sie können oder auch nicht können. An den Spitzkehren stehen sie dann und bewerten die anderen Fahrer. Sie ist auch öfter da gewesen mit der MZ, Manfred wollte sie nicht mehr haben; er hatte sich einen Dreier BMW gekauft.

Am Kyffhäuser hat sie auch Axel getroffen. Axel fuhr eine vier-zylinder Honda und es hat ihn maßlos gewurmt, dass andere schneller waren als er. Gerade diese 2 Zylinder Enduros haben ihn alt aussehen lassen. Dann hat er sich eine stärkere Maschine geholt und dann wieder; woher er das Geld hatte wusste sie nicht, denn er war arbeitslos. Sie wollte es ihm nicht sagen, dass es nicht an der Maschine lag, Man konnte es klar sehen, wenn man ihm zusah. Aber erzähl mal einem Biker, dass er nicht wirklich fahren kann - fast so schlimm als wenn man kein Alkohol verträgt. Irgendwann hat sie dann Schluss gemacht. Sie wollte nicht miterleben wie er sich tot fährt; außerdem hatte er auch keine Zeit für Anne. Was Axel jetzt macht? Sie weiß es nicht, falls er noch lebt, wird er wohl immer noch jedes Wochenende am Kyffhäuser verbringen.

Du liest? Sie haben ohne es sich bewusst zu sein auf das Du gewechselt, dass unter Motorradfahren üblich ist.

Ja, ich habe gerne etwas zu lesen dabei. Das Buch habe ich in Quedlinburg gekauft; das Buch, das ich mitgenommen hatte, hatte ich fertig gelesen. Alice Munro, kannte ich noch nicht, wahllos gegriffen, ganz gut, nur die Übersetzung könnte besser sei, ist ein wenig holprig

Kenne ich auch nicht. Woher kommt sie?
Kanada
Kanada, ja da wollte ich gerne hin Warst Du schon mal da?
Ja zweimal, es ist schön dort.
Mit dem Motorrad?
Nein, leider nicht, nur mit dem Auto

Sie holt die Kaffeekanne und für sich eine Tasse und gießt ihm nach.

Nein, sie war noch nicht viel gereist. Irgendwann hatte sie die MZ verkauft und sich ein kleines Auto angeschafft. Und mit dem ist sie dann mit Anne nach Holland an die Nordsee gefahren. Das war schön. Und dann einmal über die Alpen nach Südtirol, im Herbst. Dort sind sie dann gewandert.

Martin, ja sie hatte ein wenig gehofft, dass Martin sie hier 'raus holt. Martin war in den Osten gekommen, um hier eine Versicherungsagentur aufzubauen. Da arbeitete sie schon in der Bäckerei. Er kam jeden Tag seine Brötchen holen, sie kamen ins Gespräch und irgendwann hat er sie zum Essen eingeladen. In der Woche war er da, und am Wochenende fuhr er zurück nach Bamberg oder auch Bielefeld, ist ja auch egal. Nach zwei Jahren hat er sich einen Nachfolger angelernt und er stieg auf zum Regionalvertreter. Da ist er weg. Manchmal sieht sie ihn noch vorbeifahren, wenn er hier nach dem Rechten schaut; nur Brötchen kauft er hier nicht mehr.

Ich bin es, die die Lebensgeschichte erzählt. Später wird sie sich nicht erinnern können wie viel sie tatsächlich erzählt hatte.

Sie bemerkt, dass er keinen Ring trägt. Woran denkst du? Das heißt doch nichts. Nicht alle Männer tragen einen Ring. Sie selbst hatte nach der Scheidung den Ring angelassen, auch wegen des Gerede als Anne in den Kindergarten kam. Komisch nach der Wende wurden die Leute plötzlich viel moralischer. Frau ohne Mann mit Kind ...

Vermisst du das Motorradfahren?
Ja, etwas schon.

Nach England möchte sie auch mal. In Holland hat sie am Strand gestanden und gedacht, dort, irgendwo dahinter ist England, und dann Irland, und dann ganz weit dahinter Amerika.

Auf Anne ist sie stolz. Sie ist jetzt im Gymnasium und sie hält sich wacker. Ja, jetzt ist sie in einem Alter, in dem man etwas mit ihr anfangen kann. Sie ist sogar mit ihr zur letzten Dokumenta gefahren. Ist ja nicht wirklich so weit weg. Es hat Anne sogar gefallen.

Anne kommt noch jeden Tag nach der Schule vorbei „den Schlüssel holen“ wie sie es nennt, obwohl sie schon lange einen eigenen Schlüssel hat. Dann reden sie ein paar Worte, manchmal kann sie Brot vom Vortag mitnehmen, manchmal bittet sie Anne, noch etwas einzukaufen. Früher hat Anne in dem kleinen Raum hinten ihre Hausaufgaben gemacht.

Wohin fährst du?

Ich will weiter nach Ilmenau und dann den Rennsteig entlang, das Erzgebirge bis runter in das Zittauer Gebirge bis in den Zipfel von Sachsen. Danach weis ich noch nicht.

Er trinkt seine zweite Tasse Kaffe aus.

Ich glaube ich werd mal wieder. Er will aufbrechen. Er zieht sich seine Jacke an. Sie geht zur Kasse hinter die Theke. Er kommt zu ihr, trägt den Teller und die Tasse. Wohin? Sie zeigt auf die Theke. Wie viel macht’s. Er gibt ihr einen Zwanziger. Sie nimmt den Schein; er hält ein wenig zu lange fest, einen Bruchteil einer Sekunde nur. Er sieht sie an, sie sieht ihn an. Sie nimmt den Schein und wechselt ihn in der Kasse. Sie gibt ihm das Wechselgeld, dabei sieht sie ihn wieder an. Wieder hat er seinen Blick nicht abgewendet. Ihre Hand berührt ganz kurz seine. Da ist es, das Gefühl, dass sie so lange vermisst hatte. Wie ein Schock durchläuft es sie, doch sie zieht ihre Hand nicht zurück. Er steckt das Geld in seine Hosentasche. Er dreht sich um, nimmt seinen Helm und den Tankrucksack vom Boden. Sieht sie noch mal an. Tschüss, sagt er. Gute Fahrt, antwortet sie. Er geht hinaus, sie sieht ihm nach.

Warte, warte, will sei rufen, ich weis doch nichtmal deinen Namen. Sie bleibt aber stehen und sagt nichts. Sie sieht wie er am Fenster vorbei geht, den Blick nach vorne. Sie wartet auf das Geräusch des Motorrads, wie er es startet, sieht ihn noch einmal kurz vorbeifahren und hört wie das Geräusch verschwindet.

Er hat ihr kein Trinkgeld gegeben. Es wäre das auch falsch gewesen. Aber auf dem Tisch liegt das Buch, das Buch mit den Geschichten von Alice Munro. Aus Kanada, die Übersetzung könnte besser sein. Nein, in Kanada war ist sie noch nie.

Anne würde bald vorbeikommen und den Schlüssel abholen. Sie beiden brauchten Urlaub. Danach würden sie weiter sehen.

Photographiert wird auf Film, alles andere ist blos digital.
Mitglied VfDKV

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