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wastl Offline




Beiträge: 4.923

19.01.2007 18:02
#256 RE: Zufällig mal wieder drauf gestoßen Antworten

.

Falcone Offline




Beiträge: 113.818

24.01.2007 09:53
#257 RE: Zufällig mal wieder drauf gestoßen Antworten

Szene an der Tanke -
beschrieben von Uli Böckmann in Tourenfahrer 2-07

Die höhergelegte Tonne vor mir ist beinahe umwerfend, zumindest braucht es schon eine gewisse Körperspannung, um bei dem Odeur nicht aus en Stiefeln zu kippen. Sie steht vor mir an der Kasse und denkt gerade laut darüber nach, ob sie jetzt wirklich den „Supersnack Grilled Pute/Gouda“ nehmen soll oder doch lieber die Kornquarkstange mit Natrurell-Aufstrich und Gurkenrelish. Spätestens jetzt weiß der Eingeweihte: Wir befinden uns in einer blauen Tankstelle.
Während Molly Dick weiter kulinarisch mit sich hadert, diskutiert dessen ungeachtet ihr Begleiter – ein kettenrauchender Leptosom in Adiletten – in aller Ruhe mit der Thekenkraft darüber, ob der Latte denn auch wirklich „Matschejato“ ist oder am Ende doch nur ein milchiger Muckefuck. Es fällt mir dabei ungemein schwer, ihm nicht das Wort abzuschneiden, als Werkzeug würde mir ein florentinischer Dolch vorschweben. Doch zur allgemeinen Erleichterung – die Schlange ist bereits etwas länger – kommt die aufgepumpte Jacob-Sister dann doch noch, wenn auch nur zu der Erkenntnis, dass drei Schoko-Croissants auch eine Lösung ihres Problems sein könnten. Mein Gott … da will man nur am eben schnell seinen Sprit bezahlen und gerät statt dessen in diese olfaktorische Desaster. Denn der Mops auf Stöckeln ist gut verpackt und unter dem hochgeknöpften Kunstfaser-Pelzmante (mit passender Mütze und – wie bezeichnend – passendem Muff) quillt schwadenweise ein Aroma hervor, das jeden Kammerjäger um den Job bringen würde. Das Bouquet raubt den Atem, und das klingt nicht nu nach Delikt, das riecht auch so.. Und wird zusätzlich verschlimmert durch einen bereits ziemlich ausgefranzten Parfümteppich, der nur zwei Möglichkeiten seines Ursprungs lässt: Entweder hat sie noch die Mottenkugeln unterm Arm oder in einer ihrer Körperfalten hat sich ein Duftbäumchen verirrt.


Grüße
Falcone

Ton-Up Boys Hessia - und Schwarzfahrer!

W_Werner2 Offline



Beiträge: 4.992

24.01.2007 10:05
#258 RE: Zufällig mal wieder drauf gestoßen Antworten

Hier fehlt noch das anschließende Bezahlen mit Karte, wobei die n mal durchs Lesegerät gezogen wird und nach Aufforderung die Geheimzahl einzugeben der Zettel gesucht wird auf dem selbige....

Werner
Nenne Dich nicht arm, wenn Deine Träume nicht in Erfüllung gehen, nenne Dich arm, wenn Du nie geträumt hast.

bleibxund Offline




Beiträge: 12.273

01.03.2007 20:59
#259 RE: Zufällig mal wieder drauf gestoßen Antworten
Als wir den Tee getrunken haben, holt Hamid Zigarettenpapier aus einem Schlitz in der Längsnaht seines Kleides. Er klebt drei Blättchen längs aneinander, zwei quer darunter. Interessant, aber wie heißt noch mal diese chromatisch fallende Saxofonmelodie, die jetzt aus dem CD-Spieler plätschert? Aus zwei Zigaretten bröselt Hamid den Tabak auf die Papierfläche. Am Bug seines Bootes weht die blau-weiß-rote ägyptische Fahne. Er streut trockenes grünes Kraut über den Tabak. »Bango«, sagt Hamid, »from my country.« Aha, Bango. Am Heck des Bootes weht eine rot-gelb-grüne Fahne mit dem Antlitz Bob Marleys. Hamid appliziert weitere Blättchen, befeuchtet, dreht und rollt. Die hoch entwickelten Kulturtechniken im Land der Pharaonen sind immer wieder erstaunlich. Die Sonne senkt sich auf die Dünen. Drüben liegt die Stadt wie verklärt im milden Licht, und in die Entspannung schwebt von selbst der gesuchte Songtitel: Nuages, von Django Reinhardt. Passt alles wunderbar zusammen; auf dem Nilboot eines Nubiers scheint die Harmonisierung der Welt für einen Moment geglückt. Hamid, wofür ist der ausgestopfte Handschuh am Bug? – Zur Abwehr böser Geister.

-------

Wenn ich im Himmel nicht rauchen darf, gehe ich nicht hin.
(Mark Twain)

Ich trinke viel, ich schlafe wenig, und ich rauche eine Zigarre nach der anderen. Deshalb bin ich zweihundertprozentig in Form.
(Winston Churchill)

A woman is only a woman but a cigar is a smoke.
(Rudyard Kipling)

Der Tabak ruft den Trieb zur Ehre und Tugend in allen Menschen wach, die sich seiner bedienen.
(Molière)

Ich behandle das Leben als etwas Unangenehmes, über das man durch Rauchen hinwegkommen kann.
(Robert Musil)

Was für eine Frau das Parfüm, ist für den Mann der Zigarrenduft.
(Detlev von Liliencron)

Wenn ich esse, so freue ich mich wieder darauf, ja, ich kann sagen, dass ich eigentlich bloß esse, um rauchen zu können.
(Thomas Mann)

Ihr schlanker Körper spricht alle Sinne zugleich an. Sie vermag stressgeplagte Manager, exaltierte Filmstars, verwöhnte Ölscheichs und sogar gekrönte Häupter an die Kette ihres blauen Dunstes zu legen und ein Leben lang zu binden.
(Zino Davidoff über Zigarren)

Letztendlich ist die Liebe im Vergleich zum Esprit einer Tabakspfeife banal.
(Jules de Goncourt)

Willst du drei Tage glücklich sein, schlachte ein Schwein. Willst du acht Tage glücklich sein, heirate. Willst du den Rest deines Lebens glücklich sein, lerne zu rauchen und gib niemals die Pfeife auf.
(Altes französisches Sprichwort)

Mit Rauchern lässt sich reden!
Fürst Felix Lichnowsy (1814-1848)

Pfeifen sind gelegentlich von außergewöhnlichem Interesse. Nichts ist persönlicher, vielleicht mit Ausnahme von Uhren und Schnürsenkeln.
(Sherlock Holmes in: Das gelbe Gesicht, von A. Conan Doyle)

Die Zigarre ist für alle Sinne gemacht, für die Nase, den Gaumen, die Finger, die Augen, ja, sie wendet sich sogar an das Ohr. Eine edle Zigarre trägt die Verheißung vollkommener Wonne in sich. Jeder, der eine meiner Zigarren geraucht hat, ist ein Freund, da ja in dieser einen Zigarre die Erfahrung meines Lebens mit eingewickelt ist.
(Zino Davidoff)

Tabakrauch ist das einzige Element ..., das Männern erlaubt, schweigend und ohne Verlegenheit beisammen zu sitzen, und wo sich kein Mann genötigt sieht, auch nur eine Wort mehr zu sprechen, als er tatsächlich und wahrhaft zu sagen hat.
(Nach "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. (1688-1740), Begründer des Königlich-Preußischen Tabakskollegiums)

Eine Pfeife ohne Tabak ist wie ein Hirn ohne Ideen.
(E.T.A. Hoffmann)

Bevor man eine Frage beantwortet, sollte man immer erst seine Pfeife anzünden.
(Albert Einstein)

... in dem Augenblick, in dem ein Mann zur Pfeife greift, wird er zum Philosophen. Sie ist dem Armen ein Freund, sie beschwichtigt die Sinne, mildert das zornige Gemüt und lässt uns Widrigkeiten gelassen ins Auge blicken. Sie hat mehr treffliche Männer, gute Ehegatten, wohlwollende Dienstherren und langmütige Väter hervorgebracht, als jede andere Schöpfung auf dieser gesegneten Erde.
(Thomas Chandler Haliburton, 1836)

In seltsam geblasenen Rauchkringeln steigen Gesichter aus vergangenen Zeiten auf.
(Frank Newton Holman)

Gentlemen, Sie dürfen rauchen.
(König Edward VII. von England (1841-1910) bei seiner Thronbesteigung 1901; unter seiner Mutter Queen Victoria war das Zigarrenrauchen untersagt)

Es ist ein wirkliches Vergnügen, wenn man sich vor sein eigenes Herdfeuer setzt und die Ständer dicht um sich herum versammelt, wobei jede Bruyère-, Ton- oder Meerschaumpfeife das flackernde Licht auf ihre eigene Weise einfängt. Und man hat das Gefühl, etwas vollbracht zu haben, wenn man die Ständer einige Minuten später betrachtet, gefüllt mit sauberen, lieblich duftenden Pfeifen, jede bereit und darauf wartend, mit einer bevorzugten Tabakmischung gestopft zu werden.
(Mark Twain)

Tabak verwandelt Gedanken in Träume.
Victor Hugo (1802-1885)

Der wahre Raucher eifert nicht dem Vesuv nach.
Auguste Bartélemy

Wer Pfeife raucht, braucht nicht zu denken.
Arthur Schopenhauer (1788-1860)

Wer den Mund hält, obwohl er unrecht hat, ist ein Weiser. Wer den Mund hält, obwohl er recht hat, ist verheiratet - oder Pfeifenraucher.
George Bernard Shaw (1856-1950)

Die Pfeife ist für die gepeinigte Seele wie die Liebkosung einer Mutter für ihr leidendes Kind.
Indisches Sprichwort

Rauche, rauche, rauche. Nur durch die Pfeife unterscheidet sich der Mensch vom Tier.
Honoré Daumier (1808-1879)

Demjenigen, der sich von den Ungewißheiten und der Gewalt in der Welt bedroht fühlt, schenkt die Pfeife den Trost des In-sich-Gekehrtseins und des Traums; und demjenigen, der sich einsam und allein fühlt, schenkt sie durch die Zeremonie, die mit ihr verbunden ist und die er immer mit anderen teilen kann, den Trost geselligen Beisammenseins.
Alexis Liebaert/ Alain Maya: Die Welt der Pfeife, 3. Auflage München 1994

Beim Tabak wie überall kommt man mit Ruhe und Erfahrung am weitesten.
Jean Fernand Giono (1895-1970)

Ich mische nun schon seit fünfzig Jahren Tabake, um meine Idealmischung zu finden, doch gefunden habe ich sie noch immer nicht.
Eppe Ramazzotti

Die Welt des Rauchens fügt sich aus so vielen Wesenheiten zusammen, dass man sie nicht einem Gesetz unterwerfen kann.
Edgar Faure (1908-1988)

Eine Pfeife hat drei Dimensionen und noch eine vierte: die des Herzens. Das Beste bekommt man im Leben selten einfach und schnell. Deswegen muss man lernen zu warten.
Carlo Scotti (-1988), Begründer der italienischen Pfeifenmanufaktur Castello

Wie raucht man am besten? "Naja, man muss gleichzeitig mit der Pfeife einatmen. Das ist alles."
Sixten Ivarssohn (1911-2001), Altmeister der Freehand-Pfeifen (dänisches Design)

Zernagt, durchräuchert, stellt sie sozusagen das menschliche Leben dar, eine Chronik seiner vielfältigen Leidenschaften, denn in dem Holz, in dem Ton oder in dem Stein verbirgt sich die Spur des menschlichen Atems.
Ilja Ehrenburg (1891-1967), sowjetrussischer Schriftsteller, aus dem Vorwort zu seinem Erzählungsband "Pfeifen" (1922)

.. in a community of pipes is a community of hearts.
Herman Melville (1819-1891)

Sehet, wie Raucheswolken ziehen in die Lüfte kräuselnd dahin und verbreiten holde Düfte. Sanft betäubet, schlürft den Rauch mit den Lippen und wie im Hauch laßt uns süße Wonne nippen.
Aus: Georges Bizet (1838-1875): Carmen (1875) Chor der Zigarettenarbeiterinnen

Vive la Pipe le Diable emporte l’amour (Es lebe die Pfeife, der Teufel soll die Liebe holen)
Spruch auf dem Porzellankopf einer französischen Gesteckpfeife aus dem 19. Jh., Sammlung Deutsches Historisches Museum Berlin

Tabakrauch ist das einzige Element ..., das Männern erlaubt, schweigend und ohne Verlegenheit beisammen zu sitzen, und wo sich kein Mann genötigt sieht, auch nur eine Wort mehr zu sprechen, als er tatsächlich und wahrhaft zu sagen hat.
(Nach "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. (1688-1740), Begründer des Königlich-Preußischen Tabakskollegiums) Aus: Thomas Carlyle: Geschichte Friedrich II. der Große von Preußen, erschienen 1858-1865

Fast nur im vertrauten Kreise von Freunden und Bekannten war er zum Erzählen zu bringen, gewöhnlich nach dem Abendessen, nachdem sein kolossaler Meerschaumkopf mit kurzem Rohr in Rauch gesetzt war und ein dampfendes Glas Punsch vor ihm stand. Fing das Gespräch an, lebhafter zu werden, so wirbelten auch die Wolken aus seiner Pfeife immer dicker empor.
Zeitgenossen über Freiherrn Carl Friedrich von Münchhausen (1720-1797), Vorbild für diverse Autoren "Die ergötzlich Lügengeschichten des Barons Münchhausen" (Lügenbaron)

Fast alle Seeleute, welche aus Westindien zurückkommen, tragen im Munde kleine Trichter aus Palmblättern oder Stroh, in die sie zusammengerollte, trockene Tabakblätter stecken. Diese zünden sie an und atmen den Rauch ein, soviel sie können. Sie behaupten dies sei gut gegen Hunger und Durst, gebe neue Kraft und mache den Menschen fröhlich. Sie versichern auch, dass der Rauch das Gehirn mit angenehmer Trunkenheit zur Ruhe bringe. Mit gar wohlriechenden Dämpfen erfüllt es die Gehirngänge.
Anton Schneeberger, Leibarzt des polnischen Königs Bartory beschrieb so die neue Sitte des Rauchens in Europa 1579, a. A. Zitat von Botaniker Matthias de Lobel 1570, Namensgeber der Pflanze Lobelie (Indian tobacco)

Wir verbieten hiermit aus apostolischer Gewalt bei Strafe der Exkommunikation mit dem Befehl, wenn es nötig sein sollte, sogar den weltlichen Arm zu Hilfe zu rufen, allen und jeden, beiderlei Geschlechts, sowohl Weltlichen als Geistlichen, dass sie sich fernerhin nicht mehr unterstehen, in den Kirchen Tabak zu schnupfen, zu rauchen oder auf eine andere Art zu sich zu nehmen.
Päpstliche Bulle von Papst Urban VIII. (1625-1644) vom 30. Januar 1644

Einer besonderen Art des Tabakrauchens muss hier noch Erwähnung getan werden, nämlich der Cigarros: es sind dies Blätter, welche man zu fingerdicken, hohlen Cylindern zusammenrollt und die dann, an einem Ende angezündet, mit dem anderen in den Mund gesteckt werden. Diese Art, deren man sich statt der Pfeife im spanischen Amerika bedient, fängt an, auch in unseren Gegenden sehr gemein zu werden; ob dadurch den Rauchern veredelt oder verbessert werde, ist wohl nicht gut zu bestimmen.
Brockhaus-Conversationslexikon, Erstauflage Leipzig 1809

Ich nahm einen Zug, und das genügte: Der Rauch drang in einer einzigen großen Masse in den Magen, in die Lungen, selbst in die abgelegensten Teile des Leibes vor. Ich platzte mit einem gewaltigen Hustenstoß heraus, der so klang, als hätte der Vesuv losgelegt. Die nächsten fünf Minuten rauchte ich aus allen Poren wie ein Holzhaus, das im Inneren brennt. Nie wieder die Nargileh!.
Mark Twain (1835-1910): Die Arglosen im Ausland, 1869 (Zitat über die Wasserpfeife)

Man kann die Süße der Träume oder die Faszination der Ruhe nicht beschreiben, die uns der Zigarrenduft zaubert.
Julien Sandeau

Rauchen ist menschlich; Zigarren sind göttlich.
(Unbekannt)

Alle Zigarren enden im Rauch.
Brasilianisches Sprichwort

Oh, jetzt rauchen ... sehen, wie eine Havannazigarre zwei Fingerbreit vor meinen Lippen verbrennt, mich in holde Träume versinken läßt, sich in blauem Dunst auflöst - gleich der Liebe.
Honoré de Balzac (1799-1850)

Teils saufen sie den Tabak, andere fressen ihn, und von etlichen wird er geschnupft, also dass mich wundert, warum ich noch keinen gefunden, der ihn auch in die Ohren steckt. Ich habe ihn essen, trinken und schnupfen sehen durch alle Stände von Fürsten an bis auf die Bettler, vom Bischof bis auf den Bader beides eingeschlossen; und weiß ein jedweder es zu sagen, wovon es ihn gebrauche und wann er ihm wohl bekomme: dem einen erläutert es die Augen, dem anderen zeucht es die Fluss aus dem Hirn, dem dritten lindert es das Zahnwehe.
Johann Jacob Christoffel von Grimmelshausen (um 1622-1676): Satyrischer Pilgram (1667)

Tabak ist ein edles Kraut, ob man es raucht, schnupft oder kaut.
Spruch auf historischer Tabakspfeife

Die Erde hat noch nie ein so joviales Kraut hervorgebracht.
Baren Holiday über den Tabak (1618)

Die Indianer haben das Tabakrauchen erfunden, welches die größte aller Erfindungen ist und der einzige wirkliche Kulturfortschritt seit Anbeginn der Zeit.
Victor Auburtin

Zuerst schuf der liebe Gott den Mann, dann schuf er die Frau. Danach tat ihm der Mann leid und er gab ihm Tabak.

Ich habe es mir zur Regel gemacht, nie mehr als eine Zigarre gleichzeitig zu rauchen.

Was den Tabak betrifft, so herrscht viel Aberglaube. Der größte ist der, daß es bestimmte Normen gibt, obwohl dies überhaupt nicht zutrifft. Die Vorliebe jedes einzelnen ist die einzige Norm für ihn, die einzige, die er akzeptieren kann, die einzige, die ihn beim Kauf leitet. Ein Kongreß aller Tabakliebhaber auf der ganzen Welt könnte keine Norm auswählen, die für Sie oder mich bindend wäre oder uns überhaupt beeinflussen würde.
Mark Twain (1835-1910): Concerning Tobacco, 1893

Es gibt unter den Menschen nichts, was selbst für bei einem rechtschaffenden Manne rascher gerechten Zorn und Verachtung aufwallen läßt, als der Gebrauch einer armseligen Tabakmischung, mit de er anderen das Vergnüge vergällt und seinen eigenen Gaumen beleidigt ... In der Tat, die Wertschätzung eines guten Tabaks ist ein Prüfstein für die natürlichen Regungen eines wahren Gentleman. Ein Mann, der schlechten Tabak raucht, obgleich guter Tabak im Überfluß vorhanden ist, verfügt über einen unzureichend ausgebildeten oder abgestumpften Geruchs- und Geschmackssinn. Daraus folgt, dass er, wenn er sich schon in seinem Urteil über den Tabak irrt, mutmaßlich auch anderen bedeutsamen Dingen vom rechten Weg abweicht.
A. M. Jenkinson (1897)

Zu glauben, dass wir etwas tun, während wir nichts tun, ist die Hauptillusion des Tabaks.
Ralph Waldo Emerson (1803-1882)

Wer ohne Tabak lebt, ist nicht würdig zu leben.
Bertrand Russell (1872-1970)

Tabak ist wie eine Frau: Um ihn zu kennen, muss man ihn verstehen. Um ihn zu verstehen, muss man ihn lieben.
Hendrik Kelner

... Alle Schwierigkeiten des Lebens werden nichtig, das Leben ist leicht, der Verstand ist klar, die graue Atmosphäre des Denkens wird blau; aber welch seltsame Wirkung; der Vorhang vor dieser Oper fällt, sobald die Wasserpfeife, die Zigarre oder die Pfeife erlischt.
Honoré de Balzac (1799-1850)

Das, was allem Rauchen solchen Reiz verleiht ist, dass sich der Raucher, wo auch immer, mit einer vertrauten Atmosphäre umgeben kann.
Christian Morgenstern (1871-1914)

Wenn mein Pfeifchen dampft und glüht und der Rauch von Blättern sanft mir um die Nase zieht, oh, dann tausch ich nicht mit Göttern.
Unbekannt: Mein Pfeifchen (1799)

Die sechs Lebenssechstel des Pfeifenrauchers: Das erste braucht er, um sie zu stopfen; das zweite, Feuer anzuschlagen; drei Sechstel wird er brauchen, um seine Pfeife auszuklopfen.
Friedrich Haug (1761-1829)

Es gibt nichts auf der Welt, was den davon ziehenden Rauch und die Tabakskruste, welche die Pfeife ansetzt, aufwöge. Allerdings zerbricht sie eines Tages, aber sie läßt sich ersetzen, was mit Illusionen der Liebe nicht angeht.
Gustave Flaubert (1821-1880)

It must be useful. It must work dependably. It must be beautiful. It must last. It must be the best of its kind. (Eine Sache muß nützlich sein, zuverlässig, schön und dauerhaft. Es muss die beste ihrer Art sein.)
Alfred Dunhill, Firmengründung 1893, Pfeifenhersteller seit 1910

Die Zigarre haben die Götter erfunden, um sich selbst den besonderen Genuß am Tabakgeschmack zu schenken.
(Maya-Sprichwort)

Eine Zigarette ist wie ein rascher Flirt, eine Zigarre ist wie eine anspruchsvolle Geliebte, die Pfeife aber ist wie eine Ehefrau.
Michael Ende (1929-1995)

Die Welt ist eine Pulverfabrik, in der das Rauchen nicht verboten ist.
Friedrich Dürrenmatt (1921-1990)

Kuckucksrufe. Ich zähle mit. Aber so viele Jahre will ich nicht mehr, es sei denn, ohne Verbot, mit Pfeife.
Günter Grass, Pfeifenraucher des Jahres 2000

Der Raucher spricht: Fremdsprachen?
Reicht es nicht, wenn ich um taendstikker, matches, fósforos bitte?
Günter Grass in: Fundsachen für Nichtleser

Für mich muss eine Pfeife mindestens zwei grundlegende Qualitäten haben: Sie muss einen milden Rauch abgeben, was von der Qualität und dem Alter der Knolle abhängt. Und sie muss eine wirkliche Schönheit sein, wozu vollkommene Harmonie zwischen Kopf und Mundstück herrschen muss. Niemals darf das Mundstück nur als ein Serienprodukt angesehen werden, das man an einen schönen Kopf steckt. Der Kopf und das Mundstück tragen gleichermaßen zur Qualität und zur Schönheit der gesamten Pfeife bei.
Paul Bentley, Chef der Pfeifenmanufaktur Astleys, gegründet 1862

Ich bevorzuge die Pfeife, weil sie eine Kombination von Rauchgerät und Tabak bietet. Die verschiedenen Tabaksorten und Schnittbreiten, die unendlichen Möglichkeiten zu mixen, zu aromatisieren. Das zusammen mit einer schönen Bruyére-Pfeife ist für mich purer Tabakgenuß.
Poul Winsløw

Vermutlich ist es neben dem reinen Tabakgenuß gerade das scheinbar umständliche Drumherum, das zur Freude am Pfeiferauchen beiträgt. Allein die Auswahl der Pfeife erfordert gründliche Überlegung, den häufigen Besuch anheimelnder und bestens ausgestatteter Fachgeschäfte, erlaubt auch den Kauf interessanter Pfeifenliteratur, kurz, es ist ein ausgemachter Zeitvertreib, den manch einer fast zu einer Art Wissenschaft erhebt. Im Gegensatz zur echten Wissenschaft ist die von der Pfeife jedem zugänglich, wenn er nur über die Fähigkeit zum Tabakgenuß verfügt.
Bernhard Roetzel in: Der Gentleman, Köln 1999

Pfeiferauchen ist eine respektable Sache, aber man sollte sie nicht tierisch ernst nehmen. Ein angenehmer Zeitvertreib, keine religiöse Zeremonie. Die Pfeife soll Ihnen Freude bereiten und kein Mißbehagen.
Richard Carleton Hacker in: Das Handbuch des Pfeifenrauchers, München 2000

Die Kunst des Mischens besteht darin, verschiedene Qualitäten und Sorten von Tabakblättern so zu verbinden, dass die erwünschten Eigenschaften des Rauches entstehen, sei es ein sehr milder oder ein sehr starker Tabak. Wir müssen dazu auch den Schnitt und die Farbkombination des Tabaks berücksichtigen, damit die Mischung für das Auge gefällig ist. die Zusätze sind dazu da, den natürlichen Geschmack des Tabaks zu verstärken und ihm einen individuellen Charakter zu geben.
John Gawith, Gawith Hoggarths Tabakmanufaktur, Kendal/ England

Das Leben ist eine Suppe mit vier tröstlichen Markknochen: der Trunk, die Liebe, der Tabak und die Kunst.
Felix Timmermans, Maler

Die schönsten Bilder sind die, die man malt, wenn man nachts im Bett liegt und Pfeife raucht.
Vincent van Gogh (1853-1890)

Der im Dunkeln sitzt zündet sich einen Traum an.
Nelly Sachs

Pfeiferauchen ist grundsätzlich eine intellektuelle Übung.
Christopher Morley

Die Pfeife ist der Jagdhund der Denker.
Pietro Barbarani

Soll ein Liedchen mir erklingen, muss zuvor mein Pfeifchen glühn, und der Dampf in blauen Ringen hoch zur Stubendecke ziehn. Wolken bilden meinen Himmel, mich zum Jupiter zu weihen.
Karl Barries (18. Jahrhundert)

Mein Pfeifchen traut, mir ist dein Rauch, voll duftender Narkose, noch lieber als der süße Hauch, der aufgeblühten Rose. Und hält die Rose Streit mit dir, von beiden schöner welche, bist du die schönste Rose mir, mit deinem Rosenkelche.
Nicolaus Lenau (1802-1850)

Der Soldat stand schon oben auf der Leiter, aber als sie ihm den Strick um den Hals schlingen wollten, sagte er, man gestatte doch einem Sünder immer, bevor er seine Strafe erleide, dass ihm ein harmloser Wunsch erfüllt werde. Er wolle so gern eine Pfeife Tabak rauchen, es wäre doch die letzte Pfeife, die er in dieser Welt rauchen könne.
Hans Christian Andersen (1805-1875) in: Das Feuerzeug (1835)

Was sind die wahren Übel unseres Zeitalters? Atemlose Hektik, Aufregung, Getöse und allgemeine Hast, grelles Licht, starre Blicke und große Ambitionen. Aber die Pfeife beruhigt den Mann, besänftigt seine Unruhe, schläfert seine ungestüme Hast und Begierde ein, dämpft seinen Puls und macht ihn fähig, in seinem Lehnstuhl zu verweilen und eine Pfeife als einen der gemütlichsten Dinge im Leben zu genießen und der Welt ihren Lauf zu lassen. Der wahre Raucher besinnt sich bei seiner Pfeife. Das unterscheidet ihn von demjenigen, der nur so tut. Er nimmt sich für alles Zeit. Wenn man ihn nach seiner Meinung fragt, denkt er zweimal nach und zieht an seiner Pfeife. Die aufwärts schwebenden Ringe seines Rauches gemahnen ihn an himmlisches Sehnen und das Walten der Genialität oder das Aufsteigen der Seele zu ihrer göttlichen Heimat.
Adam Hornbrook in: The Family Feud

Die Pflanze, deren Rauch die Indianer einziehen, ist wie eine Art Stutzen oder Fackel in ein trockenes Blatt hineingestopft [...]. Die Indianer zünden es auf der einen Seite an und saugen oder schlurfen am anderen Ende, indem sie den Rauch beim Atmen innerlich einziehen, was ihren ganzen Körper in gewissem Sinne einschläfert und eine Art Trunkenheit hervorruft. Sie behaupten, dass sie dann keine Müdigkeit mehr empfänden. Diese mousquetons, diese Tabaccos, wie sie sie selbst nennen, sind auch schon bei den Ansiedlern in Gebrauch. Ich habe mehrere Spanier auf der Insel Hispaniola gesehen, die sich dieser Dinge bedienten und, als man sie wegen solch hässlicher Gewohnheit tadelte, antworteten, dass es ihnen nunmehr unmöglich sei, diese wieder abzulegen.
Bischof Fray Bartolomé de Las Casas (1527)

Für uns Indianer gibt es nur die Pfeife, den Erdboden, auf dem wir sitzen, und den offenen Himmel... Der Rauch aus der Pfeife steigt geradewegs nach oben zur Welt der Geister. Es ist ein Auf und Ab. Kraft fließt durch den Rauch, durch das Pfeifenrohr zu uns herab. Du spürst diese Kraft, wenn du die Pfeife hältst; sie bewegt sich von der Pfeife geradewegs in deinen Körper [...]. Diese Pfeife ist kein gewöhnlicher Gegenstand, sie lebt.
Lame Deer, Sioux Indianer (1979)

Eigentlich benutzen wir den Tabak, um mit dem Großen Geist in Verbindung zu treten. Wir fühlen, dass durch den Rauch, der zum Himmel steigt, die Botschaften zum Großen Geist getragen werden, der im Himmel ist und zu dem ich spreche.
Toni Little Cloud, Sioux Indianer (1988)

Wenn in irdner Pfeife, schlecht die Neige schmeckt, wie des Lebensreife, manchem Unlust weckt, ei, so sei kein Narre: Greife zur Zigarre!
Friedrich Rückert (1788-1877)

Sie müssen wissen, ich habe zeitlebens immer geraucht, außer im Bett, in der Haft und im Plenum.
Herbert Wehner (1906-1990)

Eine gute Havanna bereit das größte Vergnügen, das ich mir vorstellen kann. Als ich noch jung und arm war, rauchte ich nur Zigarren, die mir angeboten wurden. Damals schwor ich, mir jeden Tag nach dem Lunch und nach dem Dinner eine Zigarre zu Gemüte zu führen, sobald es meine finanzielle Möglichkeiten zulassen würden. Dieser Vorsatz war der einzige meiner Jugend, den ich wahr gemacht habe, und die einzige Leidenschaft, die keine Enttäuschung brachte.
Wenn du den letzten Zug getan hast ... die letzte Rauchwolke sich blau in der Luft verflüchtigen gesehen hast, ist es für eine sensible Natur unmöglich, nicht eine gewisse Melancholie zu empfinden.
W. Somerset Maugham (1874-1965)

Eine Cigarre kann manchmal auch einfach nur eine Cigarre sein.
Mein Junge, Rauchen ist eines der größten und billigsten Vergnügen im Leben, und wenn du dich dagegen entscheidest, tust du mir leid.
Sigmund Freud (1856-1939)

Wo man raucht, da kannst du ruhig harren, böse Menschen haben nie Zigarren.
(Parodie auf Seumes „Wo man singt, ...),
David Kalisch (1820-1872) im Kladderadatschkalender (1850)

Die Zigarre ist die duftende Gefährtin der Einsamkeit.
Die Zigarre war immer eine Quelle des Trostes für mich, eine Gefährtin. Sie weckte meine Lebensgeister und half mir Freundschaften zu besiegeln.
Die Pfeife zieht Weisheit aus den Lippen eines Philosophen - und verschließt den Mund eines Narren.
William Makepeace Thackeray (1811-1863)

Mit einer Zigarre in der Hand hält man das Leben im Zaume.
Sehen Sie, die Zigarre beruhigt und ist eine Ablenkung. Dieser blaue Rauch, der in Spiralen aufsteigt und dem man ganz unwillkürlich mit den Augen folgt, betört. Das Auge ist beschäftigt, die Hand zurückgehalten. Geruchs- und Geschmackssinn sind befriedigt. Man ist geneigt, sich gegenseitige Konzessionen zu machen und unser Geschäft als Diplomaten besteht aus gegenseitigen, unaufhörlichen Konzessionen.
Otto von Bismarck (1815-1898)

Betrübt Sie etwas in Ihrem Herzen? Die Zigarre wird Sie davon befreien. Verspüren Sie Leid oder Schmerz? Die Zigarre wird heilen und lindern. Fühlen Sie sich schwach vor Hunger? Eine Zigarre befriedigt Ihr Verlangen. Durchströmt Sie aber eine angenehme Erinnerung oder ein tröstlicher Gedanke, so wird die Zigarre dieses Gefühl verstärken.
Francois Alexandre

Die "Götterdämmerung" verdanke ich einer Kiste Havannas.
Richard Wagner (1813-1883)

Auch der sinnloseste und unglückseligste Tag scheint am Ende gut verbracht, wenn man durch den blauen, wohlriechenden Rauch einer Havanna auf ihn zurückschaut.
Evelyn Arthur Waugh (1903-1966)

Der Tag war schwer oder schön, voll Mühe oder Poesie. Der Mann hat gekämpft, geliebt, vielleicht gelitten. Das Gewicht all seiner Handlungen lastet auf ihm - und das Gewicht der Folgen seiner Handlungen, die er voraus bedacht hat oder nicht voraussehen kann. Zweifel erfüllt ihn, wenn nicht gar Angst. Was könnte ihn besser für einen Augenblick zu sich selbst finden lassen als die Vollkommenheit seiner Zigarre, der Duft ihres blauen Rauches, der sich in der Luft auflöst wie ein Symbol der Eitelkeit aller Unternehmungen, der Hinfälligkeit aller Dinge?
Robert T. Lewis, amerikanischer Schriftsteller?

Als ich die erste Havanna ansteckte, war das mein wahrer Geburtstag.
Lord Grade of Elstree

Sind meine Gedanken, was geschehen kann, manchmal trübe und verworren, bringt ihnen die Glut einer Zigarre Licht und mein Denken setzt seinen Weg fort.
Diego Garcia

Kreiere mir eine Zigarre, die so ist wie unser Land, die nach Kuba duftet und den ganzen Saft unseres fruchtbaren Bodens in sich trägt. Sie soll das verkörpern, dass für dieses wunderbare Fleckchen Erde spricht.
Fidel Castro an den seinen damaligen Industrieminister Ernesto Che Guevara über die Staatszigarre Cohiba, seit 1966 nur für Diplomaten und Funktionäre hergestellt, ab 1992 frei verkäuflich

Mein Vater war Zigarrenraucher und wußte eine gute Zigarre zu schätzen. Er rauchte kubanische Zigarren, trank spanischen Wein und lehrte mich beides.
Fidel Castro

Die Lebenskunst ist eine Kultur, die von Lebensart, von Respekt und von Toleranz genährt wird. Die Kunst, eine Zigarre zu genießen, ist dasselbe.
Die Zigarre war mein Leben. Ich verdanke ihr alles: meine Ekstasen und meine Qualen, die Freuden meiner Arbeit und meine Mußestunden, und wenn ich im Laufe der Jahre ein wenig mit Philosophie gewürzte Wissenschaft erworben habe, so verdanke ich auch dies der Zigarre.
Wir als Aficionados sollten uns selbst als verständige Menschen begreifen. Nur so ist es möglich, etwas an den Vorurteilen vieler Menschen zu ändern und dafür zu sorgen, dass die wachsende Zahl der Zigarrenfreunde positiv aufgenommen wird. Dieses Ziel vor Augen, lohnt es stets, auf Mitmenschen zuzugehen.
Zino Davidoff (1906-1994) in: Zigarren-Brevier (1967)

Ein wahrer Connaisseur liebt Zigarren in der gleichen Weise, wie Musik, Wein und das Leben.
Iß weniger, aber iß nur das Beste. Trink weniger, aber trink nur das Beste. Rauche weniger, aber rauche nur das Beste. Und rauche nur Davidoffs.
Ernst Schneider, Davidoff-Eigentümer

Eine Cigarre ist keine Gewohnheit, sondern ein Stil. Eine Cigarre ist das Ritual des Genießens, zelebrieren souveräner Kompetenz.
Eine Cigarre kommt aus fernen Welten und erschließt neue.
Eine Cigarre gibt Zeit, sich selbst zu gehören.
In einer Cigarre ist alles, was uns die Natur geben kann.
Noble Cigarren sind wie große Weine. Ihr Reichtum muß reifen.
Gerhard "Geraldo" Dannemann (1851-1921)

Betrachten Sie die Zigarre, als webe der aufsteigende Rauch - Lanze, Spirale, salomonisch weise Rauchsäule - Wolken über ihren Kopf, einen dampfenden Baldachin. Oder, wenn Sie Glück haben, ein prächtiges Firmament. Doch achten Sie auf das glimmende Ende, verfolgen Sie, wie aus eine lebenden Zigarre, eine teure Hingeschiedene wird, nur Asche und Andenken.
Guillerma Cabrera Infante in: Rauchzeichen (1990)

Die Zigarre verbrennt dir die Lippen, wie es früher einmal die Liebe tat.
Charles Bukowski (1920-1994)

Er brauchte etwa drei Stunden, um eine Zigarre zu rauchen - und wir mussten warten.
Plácido Domingo über den Pianisten Arthur Rubinstein (1887-1982)

Ich verstehe es nicht, wie jemand nicht rauchen kann, er bringt sich doch, sozusagen, um es Lebens besten Teil und jedenfalls um ein ganz eminentes Vergnügen!
Wenn ich esse, so freue ich mich wieder darauf, ja, ich kann sagen, dass ich eigentlich bloß esse, um rauchen zu können.
Aber ein Tag ohne Tabak, das wäre für mich der Gipfel der Schalheit, ein vollständig oder und reizloser Tag ...
Hat man eine gute Zigarre, dann ist man eigentlich geborgen, es kann einem buchstäblich nichts geschehen.
Thomas Mann (1875-1955) in: Der Zauberberg (1924)

Ich kletterte in einen Eisenbahnwagen, der bereits voll war von jenen Tabakschwaden, die dem Hals so schmeicheln und einen so gut wie immer mit einem gesunden Lungenflügel davonkommen lassen. Ich stopfte mir eine Pfeife, zündete sie an und trug meinen Teil zu dem allgemeinen Mief bei.

Ich schüttelte eine Zigarette aus einem Päckchen und versuchte, mit dem Daumen den Deckel meines Zippo-Feuerzeugs zurückzuklappen und das Zündrädchen zu betätigen. Man sollte das mit einer Hand können, und es geht auch, aber es ist ein ziemlich umständliches Verfahren.
Raymond Chandler (1888-1959) über den Privatdetektiv Philip Marlowe in: Payback (1958)

Er kehrte in sein Büro zurück. Es roch noch immer nach Tabak, obwohl das Fenster gegen den Quai des Orfèvres weit geöffnet war. Er legte die Akten in eine Ecke des Schreibtischs, klopfte seine noch warme Pfeife auf dem Fenstersims aus, ging zurück, setzte sich und tastete mechanisch nach einer andern Pfeife rechts von ihm, dort, wo sie hätte liegen sollen.
Sie war nicht dort. Es lagen zwar drei Pfeifen umher, eine davon, die Meerschaumpfeife, neben dem Aschenbecher; aber die richtige, die er suchte, auf die er immer zurückkam, die er ständig bei sich trug, eine große, leicht geschwungene Bruyèrepfeife, die ihm seine Frau vor zehn Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte und die er seine liebe alte Pfeife nannte, die war nicht da.
Georges Simenon (1903-1989) in: Maigrets Pfeife (1947)

Hamrén stand mit seiner Pfeife in der Hand da. "Ich gehe nach draußen und rauche", sagte er. "Das reinigt das Gehirn."
Henning Mankell in: Die fünfte Frau (1997)

Eine Pfeife ist mehr als nur ein Gebrauchsgegenstand. Pfeife zu rauchen ist die gepflegteste Art, Tabak zu genießen.
Otto Pollner Sr.

Würden Sie einem Bettler etwas geben? "Nein, ich stecke mir eine extra dicke Zigarre an, bestelle mir einen besonders teuren Whisky und führe ihm vor, wie gut es den Reichen geht. Das wird seinen Zorn wecken."
Heiner Müller (1929-1995), Dramatiker und bekannter Zyniker; in sein Grab auf dem Berliner Dorotheenstädtischen Friedhof wurde ihm eine Kiste seiner Lieblingszigarre Montecristo No.2 mitgegeben

Eine Zigarre ist erst dann wirklich eine Zigarre, wenn man sie in Gesellschaft raucht.
John Milleson

Wenn man seinen Text vergessen hat, muss man sich nur eine Zigarre in den Mund stecken und paffen, bis er einem wieder einfällt.

Sollte ich die Wahl haben zwischen einer Frau und einer Zigarre, werde ich immer die Zigarre wählen.

Eine Sache, die ich bei Frauen noch nie verstanden habe, ist dies, dass sie keinen Augenblick zögern, sich mit dem Duft eines Liters Parfüm zu umgeben, ein Pfund Talkumpulver sowie übel riechendes Lippenrouge aufzutragen, einen seltsamen Geruch verbreitendes Haaröl und ein halbes Dutzend unterschiedlicher Körperöle zu verwenden, um sich dann über den Duft einer guten Zigarre zu beklagen.

Mein Großvater Lafe erreichte das stolze Alter von 101 Jahren und drehte damit sämtlichen Gesetzen der Langlebigkeit eine lange Nase. Er rauchte täglich zehn schwarze Zigarren, die er sich eigenhändig aus den Abfällen einer Tabakfabrik rollte. In den Zigarrenpausen paffte er eine Pfeife, die duftete wie ein feuchter Keller, in dem gerade aussortierte wollene Unterwäsche verbrannt wird. Wollte Lafe ein Zimmer ganz für sich haben, brauchte er es bloß mit seiner Pfeife zu betreten. Der kleinste Hauch aus seinem Miniaturverbrennungsofen ließ alle Anwesenden aufspringen und an die frische Luft eilen. Von Großvaters Pfeife hätte jedes Stinktier im Lande einiges über beißende Gerüche lernen können. Wir versteckten sie häufig, aber Großvater stöberte sie jedesmal anhand des Geruches wieder auf.
Groucho Marx (1895-1977)

Es ist wie ein Abkommen mit dir selbst, dir Zeit zu nehmen, um auszuspannen und eine Zigarre zu rauchen. Das Rauchen von Zigarren vermittelt ein Gefühl von In-der-Welt-Sein. Und brauchst du Nachschub, so hast du ein Ziel, wohin du gehen kannst.
Lauren Hutton

Ich kann über manchen Fehler meines Mannes hinwegkommen, eines aber könnte ich ihm nicht verzeihen, nämlich, wenn er Nichtraucher wäre. Welche Möglichkeiten würden mir sonst genommen werden. Ist mein Mann übler Laune, reiche ich ihm die Pfeife. Ist er gut gestimmt, so gebe ich ihm eine Zigarette. Und will ich ihn zu etwas Besonderem verleiten, so bringe ich ihm eine Zigarre, eine gute natürlich... Mit einer Pfeife kann ich ihn beruhigen, mit einer Zigarette entzücken, mit einer Zigarre gefügig machen.
Königin Margherita von Italien

Du atmest einfach aus und läßt den Rauch ziehen, und schon verbreitet sich eine friedliche Stille.

Die Zigarre ist der einzige Kamerad, der deinen Gedanken lauscht.
Carlos Fuente jr.

Die Zigarre sei die Wonne der Grübler und das Glück der träumenden Architekten luftiger Bauten, sie solle den Müßiggänger unterhalten, Schmerzen vertreiben und einsame Gedanken begleiten.
José Martí (1853-1895)

Zigarren sind das beste Mittel, die Zeit totzuschlagen.
Alfred de Musset (1810-1857)

Beim Zigarrenrauchen kann man viel entdecken: Alles wird unwichtig, die Sorgen, die Probleme, die Gedanken.
Raul Julia

Wenn Leute sich in einer Sache wie dem Zigarrenrauchen zu echten Kennern entwickeln, dann muß da ein bißchen mehr dran sein als ein bloßer Reiz für Gaumen und Augen.
Francis Ford Coppola

Jeden Abend nach dem Essen spaziere ich in Begleitung meiner beiden Hunde die Park Avenue entlang und führe meine Zigarre aus.
Gay Talese

Der Genuß einer guten Zigarre läßt uns an Zeiten zurück erinnern, die es gar nicht gegeben hat.
Die Zigarette ist der vollendete Ausdruck eines vollkommenen Genusses. Sie ist exquisit und läßt uns unbefriedigt. Was kann man mehr verlangen?
Oscar Wilde (1854-1900)

Das Betäubende ist der süßeste Zauber der Zigarette, darum ist sie von ausschweifenden Genüssen fast unzertrennlich ...
Die Zigarette passt in unsere nervöse Zeit. Ein nervöses Vergnügen für Nervöse. Man raucht Zigaretten, weil man nervös ist; man ist nervös weil man raucht. Der ewige Zirkel. Aber gut.
Paul von Schönthan (1853-1909)

What the country really needs is a good five-Cent cigar.
US-Vizepräsident Thomas Riley Marshall (1854-1925), 1920

For thy sake, tobacco, I would do anything but die.
Charles Lamb

Nothing serves life and soundness of body so well, nor is so necessary as the smoke of the royal plant, tobacco.
Dr. Conelius Bontekoe, 1685

If I cannot smoke in heaven, I shall not go.
Mark Twain (1835-1910)

A woman is only a woman, but a good cigar is a smoke.
Rudyard Kipling (1865-1936) in: The Bethrothed (1885)

Happy mortal he who knows the pleisure that a pipe bestows.
Englisches Sprichwort

Put that in your pipe and smoke it.
Englische Redensart über eine endgültige Sache mit der man leben muß

Starker Toback!
Alte deutsche Redensart über eine beeindruckende Sache

Anno Toback
Deutsche Redensart über eine alte Sache

Dabei kann einem die Pfeife ausgehen.
Ältere deutsche Redensart für eine langweilige Sache

Ja, Pfeifendeckel!
Schwäbische Redensart für eine große Ablehnung oder Enttäuschung

Tabak ohne Kaffee ist wie ein Fürst ohne Pelz.
Ägyptisches Sprichwort

Wer nicht raucht und nicht trinkt, hat sich schon einem anderen Laster verdingt.
Spanisches Sprichwort

Zu viel Zigarrenrauch steigt zu Kopfe und macht trunken.
Bartolomé de Las Casas (1474-1566)

Menschen, die nicht rauchen, haben entweder keine große Trauer gekannt oder verweigern sich dem sanftesten Trost, der dem Trost des Himmels am nächsten kommt.
Edward George Bulwer-Lytton (1803-1873)

Goethe verwirft Rauchen und Schnupfen. Das Rauchen macht Dumm, es macht unfähig zum Denken und Dichten... Für solche faule Türken ist der liebevolle Verkehr mit den Pfeifen und der behagliche Anblick der Dampfwolken, die sie in die Luft blasen, eine geistvolle Unterhaltung, weil sie ihm über die Stunden hinweghilft ... man wird nach zwei oder drei Menschenaltern schon sehen, was diese Bierbäuche und Schmauchlümmel aus Deutschland gemacht haben. An der Geistlosigkeit, Verkrüppelung und Armseligkeit der Literatur wird man es zuerst bemerken.
Karl Ludwig von Knebel über die Ansichten des erklärten Tabakfeindes Johann Wolfgang Goethe (1749-1832); anders als sein Pfeife rauchender Dichterkollege Friedrich Schiller

Das gemeinste Mittel der Reizung von Sinnesempfindungen ist der Tabak, es sei ihn zu schnupfen oder durch Pfeifenrohre oder wie selbst das spanische Frauenzimmer in Lima, durch einen Cigarro zu rauchen.
Emmanuel Kant (1724-1804) in: Anthropologie (1798)

Alle Welt spricht immer über die Schädlichkeit des Rauchens. Ich finde, man sollte auch mal was über die Schädlichkeit des Nichtrauchens sagen ...
Wieland Herzfelde (1896-1988) über Bertolt Brecht, dem sein Zigarrenrauchen vor dem
"US-Senatsausschuß gegen unamerikanische Aktivitäten" wertvolle Zeit für seine Antworten gegeben hatte

Eine Pfeife ist nicht schädlicher als eine Tasse Tee; man kann sich vergiften, wenn man unmäßig Tee trinkt, und man kann sich umbringen, wenn man zuviel Beefsteaks ißt.
Thomas Henry Huxley (1825-1895)

Mit dem Rauchen aufzuhören ist die einfachste Sache, die ich jemals getan habe. Ich muss es wissen, da ich es tausendmal getan habe.
Mark Twain (1835-1910)

Ein leidenschaftlicher Raucher, der immer von der Gefahr des Rauchens für die Gesundheit liest, hört in den meisten Fällen auf - zu lesen.
Winston Spencer Churchill (1874-1965)

Man liest so viel über die Gefahren des Rauchens. Ich glaube, ich gebe jetzt das Lesen auf.
Robert Lembke (1913-1989)

Tabak rauchen verdirbt die Tapeten, Zeitung lesen den Charakter.
Gustav Freitag

Mögen sie sich doch zum Teufel scheren, jene Schwätzer mit den weisen Lehren, dass mich Nikotin und Koffein bedroht. Auf dergleichen braucht man nichts zu geben, denn zum Schluß ist unser ganzes Leben ungesund und führt uns in den Tod.
Auch Nichtraucher müssen sterben.
Friedrich Torberg (1908-1979)


[[Rauchen ist ein Stück Kultur - wer Rauchen verbietet, kastriert sie]]

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...we sing about beauty and we sing about truth at ten thousand dollars a show...

uli estrella Offline



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10.05.2007 20:58
#260  Antworten

wastl Offline




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05.06.2007 09:13
#261 RE: Schnippselwerk - Literaturcollage (spielt wer mit?) Antworten

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Elric Tengwar Offline




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05.06.2007 11:07
#262 RE: Zufällig mal wieder drauf gestoßen Antworten

Früher hat man noch mit Haltung getrunken, sich gepflegt unterhalten und mit Charme geflirtet -

heute wird nur noch gesoffen, gebölkt und gebaggert!

übrigens:

In Antwort auf:
Tabakrauch ist das einzige Element ..., das Männern erlaubt, schweigend und ohne Verlegenheit beisammen zu sitzen, und wo sich kein Mann genötigt sieht, auch nur eine Wort mehr zu sprechen, als er tatsächlich und wahrhaft zu sagen hat.
(Nach "Soldatenkönig" Friedrich Wilhelm I. (1688-1740), Begründer des Königlich-Preußischen Tabakskollegiums)


...der war doppelt! Lektorenmodus aus



Zigarren sind wie schöne Frauen: wenn man sich nicht um sie kümmert, gehen sie aus!

wastl Offline




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17.08.2007 11:59
#263 RE: Zufällig mal wieder drauf gestoßen Antworten

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Hobby Offline




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17.08.2007 12:38
#264 RE: Zufällig mal wieder drauf gestoßen Antworten

In Antwort auf:
doc snyder hält die welt in atem


mein Filmtipp wäre dieser hier:

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Gruß Hobby

Enttäuscht wird man nur, wenn man etwas erwartet
http://www.youtube.com/watch?v=0PzlTGbwRSY



wastl Offline




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17.08.2007 12:55
#265 RE: Zufällig mal wieder drauf gestoßen Antworten

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wastl Offline




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29.09.2007 15:11
#266 RE: Zufällig mal wieder drauf gestoßen Antworten

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bleibxund Offline




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30.01.2008 20:25
#267 RE: Zufällig mal wieder drauf gestoßen Antworten

Zitat von Jörgele
lese wem lesen gegeben : abtippen ist grundsätzlich erlaubt !!!

scanns von texten die älter als 40 Jahre sind übrigens auch


Nagutt, wenn das also soweit geklärt ist, grabma halt die alte Chose wieder mal raus.


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Ich habe eine Diät gemacht, Rauchen, feistem Essen und Alkohol abgeschworen - in zwei Wochen verlor ich 14 Tage.
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wastl Offline




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30.01.2008 20:40
#268 RE: Zufällig mal wieder drauf gestoßen Antworten

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bleibxund Offline




Beiträge: 12.273

30.01.2008 20:51
#269 RE: Zufällig mal wieder drauf gestoßen Antworten

Liegt seit meinem Umzug noch nicht wieder aufgehängt rum --- kommt aber noch.

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Ich habe eine Diät gemacht, Rauchen, feistem Essen und Alkohol abgeschworen - in zwei Wochen verlor ich 14 Tage.
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pelegrino Offline




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04.02.2008 13:00
#270 Joseph von Westphalen Antworten



Ja gut, ist vielleicht ein bischen viel geworden ... der Text ist gut 20 Jahre alt, aber immer noch klasse, finde ich. Es geht hauptsächlich um Autos und darum, das der Autor eigentlich nichts Neues mag. Kann man aber trotzdem und auch heute noch zum großen Teil auch auf's Motorrad übertragen, finde ich .

Autofahrer

Zur Frage der Fortbewegung. Erste Lektion


Die Rechnung war so hoch, dass ich niemandem den wahren Betrag verraten würde. Und das Auto sah genauso furchtbar aus wie zuvor: der Rost wucherte wie eh und je, die Antenne war nach wie vor abgebrochen, die Chromleisten hingen schlaff herab, die Fenster schlossen nicht. Aber die Bremsen gingen wieder. Und vor allem hatte der TÜV nach den tagelangen Schweißarbeiten am Rahmen nun nichts mehr auszusetzen gehabt.
Der Ingenieur des Technischen Überwachungsvereins kletterte aus seiner Grube, stocherte mit dem Schraubenzieher in einer Mischung aus Ekel und Mitleid noch etwas in den porösen Blechstellen meines Wagen herum und schüttelte den Kopf: seiner Meinung nach hätte sich die umfangreiche Reparatur nicht gelohnt. Heute dies, morgen das. “Davon verstehen Sie nichts“, sagte ich, während er eine frische Prüfplakette auf mein Nummernschild klebte, diesmal rostrot übrigens, wie in ironischer Abgestimmtheit zu meinem zurechtgeflickten Wrack von Auto.
Die nächsten zwei Jahre wären gesichert. Ein schönes Gefühl. Wie schon vor der Reparatur ließen sich bei kaltem Motor der erste und zweite Gang nicht einlegen, und ich musste im dritten anfahren. Kein Problem bei einem Sechszylinder, hatte mir der Türke gesagt, bei dem ich seinerzeit den Wagen gekauft hatte.
Es handelt sich nicht etwa um ein verhätscheltes Liebhabermodell, das ich hier für teures Geld wieder verkehrstüchtig hatte machen lassen. Kein Buckel-Volvo, kein schnuckeliger MG, kein gewaltiger Vorkriegs-Amischlitten, kein niedlicher Fiat-Topolino, nichts dergleichen. Mein Auto ist ein hässlicher, zwölf oder auch fünfzehn Jahre alter Ford, das Baujahr weiß ich so wenig wie die Anzahl PS oder irgendwelche technischen Daten. Interessiert mich alles nicht. Nur dass er sechs Zylinder hat, weiß ich. Denn ich sehe noch die sechs verarbeiteten Finger vor mir, die mir der Türke damals beschwörend entgegenhielt, als ich versuchte, den Preis zu drücken.
Es ist eine miese Kutsche, ein ausgelaufenes Modell, das durch seine Hässlichkeit und seinen verheerenden optischen Gesamteindruck das ursprüngliche Image seiner Marke gänzlich verloren hat. Solche Autos fahren nur noch alte Malermeister oder junge Schnösel auf dem Land, die mit Ralleystreifen oder mit riesigen Abziehbildern von irgendwelchen Flugmonstren die Motorhaube schmücken, auf Jahrmärkten zuviel Bier saufen und auf der nächtlichen Heimfahrt die grässlichsten Unfälle verursachen.
Ich mag mein Auto nicht, aber ich mag mein Auto auch nicht mögen. Daher versuche ich es zu erhalten. Gegen alle Regeln der Vernunft. Erstaunlich schnell ist der große tank mit dem verbleiten Superkraftstoff leer. Aber ich bringe es nicht fertig, was noch fährt und nebenbei in Afrika und Polen, in der Türkei uns der DDR noch ein Vermögen wert ist, auf den Schrottplatz zu fahren.
Immerhin bewahrt mich mein Auto davor, mich für ein anderes entscheiden zu müssen. Was für viele Menschen eine lustvolle oder gar die lustvollste Beschäftigung sein mag, wäre für mich die Hölle und das Ende meines Glaubens an mich selbst: das Aussuchen eines Traumwagens und das langsame Abstimmen mit dem Modell, dessen Anschaffung realistisch ist; das Blättern in Autofachzeitschriften und das unentwegte Lesen von Testberichten; das Umschleichen des gewünschten Autotyps auf der Straße, und mit der Spähhand über den Augen durch die Fenster ins Innere geblickt: die Schlaflosigkeit, weil man den Mut nicht hatte, um eine Probefahrt zu bitten, obwohl doch in der Tageszeitung wollüstig eine doppelseitige Anzeige mit schlagzeilengroßer Schrift dazu aufgefordert hatte: Probieren Sie mich in aller Ruhe aus. Geben Sie mir die Sporen!

Ein Neuwagen kommt nicht in Frage. Der geringste Grund ist der, dass ich das Geld nicht habe. Hätte ich es im Überfluß, ich würde kein neues Auto kaufen. Keinerlei wirtschaftliche Erwägungen und schon gar nicht der rapide Wertverfall sind Grund für meine Neuwagen-Abneigung. Ich mag generell nichts Neues und auch nicht die Gier danach. Auch neue Kleider, neue Häuser sind langweilig, steif, seelenlos; sie haben keine geschichte als die traurige ihrer Herstellung. Je wilder die Leute auf Neues sind, desto mehr lehne ich es ab. Denn hinter der Lust aufs Neue liegt nichts anderes als die infame Gier auf das Unberührte: etwas zu besitzen, das vorher noch nie einem gehörte – darauf sind die Deppen scharf. Am deutlichsten offenbart sich dieses widersprüchliche Bewusstsein in dem immer noch kursierenden Wunsch nach einer unberührten Frau.
Neben dieser Erstbesteigungsideologie, oder mit dieser verrührt, gibt es noch eine reihe von weiteren, allesamt höchst unerfreulichen Gründen, warum neuwagen gefahren werden; der blödeste ist das Prestigebedürfnis, der schlaueste die scheinbare Notwendigkeit, Steuern abzuschreiben. Die Steuerabschreiberei entschuldigt den Sechzigtausendmark-Flitzer, der nun mit um so besseren Gewissen gefahren werden kann. Dem Staat schenke ich nichts, lautet die hieb- und stichfeste Befreiungsformel, mit der linke und rechte Gutverdiener ins Lederpolster der neuen Limousine fallen lassen. Niemals begreifen sie, daß sie mit ihrer investitionsfreudigen Großmannssucht dem Staat das größte Geschenk gemacht haben. An dieser Stelle sei einer sehr guten und sehr gut verdienenden Schauspielerin ein Handkuß zugeworfen. Ihr Steuerberater flehte sie an, sie möge doch endlich ihren klapprigen R4 gegen einen funkelnden Achtzigtausend-Mark-Mercedes eintauschen. Doch sie ohrfeigte ihn mit den Worten: Was denken Sie von mir!
Es ist natürlich ein Unterschied, ob ein neuer Klein- oder Mittelklasse- oder Superwagen eingeweiht wird. Der neue Kleinwagen ist proper und enthält aufgeregte Insassen; der Mittelklassewagen ist oberspiessig, und ab 40000 Mark wird die Sache einfach nur noch protzig. Die Angst vor Schrammen und Beulen vereint aber alle Neuwagenbesitzer; sie werden kleinlich und hysterisch, übrigens nicht nur die bundesdeutschen. Auch die Italiener verstehen entgegen manchen romantischen Vorurteilen keinen Spaß, stoßen beim kleinsten Blechschaden verzweifelt die Arme in die Luft und dehen aus, wie einem Renaissancebild von der Beweinung Christi entsprungen. Selbst zur Großzügigkeit neigende Personen werden zu Verrätern, wenn ein anderes Fahrzeug das ihre berührt: Ihm macht der Kratzer natürlich nichts aus, sagt der noble Fahrer, aber der Wiederverkaufswert! Die Leute seien immer so kleinlich! Also muß die Tür neu gespritzt werden. Speziallackierung. 2500 mark.
Entgegen ihrem makellosen Glanz sind neue Autos also Produkte einer schäbigen Ideologie. Am schäbigsten von allem sind aber die Formen, die die Werbung als „kompromisslos“, als „konsequent“ anpreist. Es sind allesamt Zugeständnisse an den Windkanalfetischismus und an erfolgreiche Konkurrenzmodelle. Daher werden die Autos untereinander ähnlicher. Große Autos sehen immer mehr aus wie Raketen; die kleinen wirken abgesägt, wie Revolverprojektile. Die Modellbezeichnung „Colt“ einer japanischen Firma zeigt, dass diese Assoziation durchaus beabsichtigt ist. Durch die Mode der metallischen Lackierungen wird der Waffencharakter der Fahrzeuge noch verstärkt. Längst spricht die millionenfach verschlungene Fachpresse zärtlich von „Geschoß“, wenn sie ein rasantes Modell charakterisieren will. Um die Geschmacklosigkeit voll zu machen, müssten die Topmodelle nur noch Namen bekannter Marschflugkörper bekommen: der neue Pershing – enorm sparsam im Verbrauch. Vor dieser letzten Konsequenz schreckt man noch zurück.
All die missratenen Formen werden frech als avantgardistische Kreationen verkauft; und von Ästhetik hat der Käufer wenig Dunst, der sich seinen neuen Mercedes am liebsten gleich im Werk in Sindelfingen abholt, mit „nassen Augen vor Glück“, wie einem Leserbrief an eine Autofachzeitschrift zu entnehmen ist. Der fährt nun selig nach Hause und findet noch schön, was doch schon unanständig abscheulich ist: viele dieser neuen Autos schnüffeln mit ihren Schnauzen so hundsföttisch am Boden entlang und recken den kastigen Arsch unanständig in die Höhe. Bei Auffahrunfällen verkeilt, offenbart sich die latente Homosexualität ihres Schnitts. Sie passen allenfalls in schmuddelige Tiefgaragen oder in einen Autobahnstau, vor die Fassaden von Horten, Hilton oder der Penta-Hoels. Auf hübschen Landstraßen sind sie eine optische Beleidigung.
All diese häßlichen Formen brauchen von den Herstellern nicht verteidigt zu werden, weil kein Mensch auf die Idee kommt, die Automobilhersteller mit ästhetischen Argumenten zu traktieren. Auch ich tue es nicht, weil ich mir die törichte Antwort einer Branche ersparen will, die von Ausgereiftheit und kraftvollen Reserven faselt, von souveräner Straßenlage und intelligenten Bremsen, die ständig von Vernunft redet und dabei nichts anderes tut als die kindlichen Triebe ihrer Kunden mit neckischen Erfindungen zu befriedigen.
Vorläufiger Höhepunkt der Idiotie sind die Geländewagen, die sich in den letzten Jahren in deutlicher Reaktion auf die zunehmende Flutschigkeit der Autos verbreitet haben. Trotzig und paradox kurven sie vor allem dort herum, wo sie am wenigsten hingehören: in die Großstadt. Sie sind natürlich keine Alternative zur normalen Raketenlimousine oder zum marschflugkörperhaften Sportwagen, sondern nur die Kehrseite derselben martialischen Ideologie. Sie erinnern zwar nicht an Geschosse, dafür kann man sich aber auf ihrem Dach schon mit wenig Phantasie ein aufgepflanztes Maschinengewehr vorstellen. Wenn die neuen Autos gar so übel sind, laben uns dann womöglich die alten? Der Anblick einer schwungvollen Nachkriegskarosse, sei es ein BMW V8, ein Mercedes dieser Jahre, ein Opel oder gar ein englisches Gefährt wie Jaguar, Triumph oder auch nur dieser bescheidene kleine Morris, bei dem die Karosserie mit edlen Holzleisten zusammengehalten wird, ist durchaus erfreulich. Man könnte stockkonservativ werden und kulturpessimistisch obendrein. Ganz offenbar verstand man damals mehr von Formen, oder wie? Seltsamerweise erscheinen uns die Nachfolgemodelle der 60er Jahre mittlerweile auch schon als Kunstwerke. Wie einfallslos waren uns damals die streichholzschachtelförmigen Mercedesse und Opels erschienen; ein lächerlicher Aufguß der damals als noch viel lächerlicher empfundenen US-Straßenkreuzer. Heute wirken die damals als kunstlos empfundenen Schlitten dieser zeit durchaus als passabel; wie ein gut gearbeitetes Brett liegt ein Opel Kapitän von 1962 oder ein Heckflossenmercedes auf der Strecke. Kein schlechtes Bild. Daß man die elegante Linienführung damals nicht gesehen hatte? Möglicherweise werden die Mercesse von heute, die alle wie bösartige Tapire aussehen, und die Porsche, die auch bei hoher Geschwindigkeit immer an langsam kriechende Küchenschaben erinnern, in 25 Jahren auch ihren Reiz haben?
Diesen Gedanken verbietet sich der Verächter von neumodischer Einfallslosigkeit mit Nachdruck. Aber würde er sich denn, genügend Geld und eine erträgliche Ersatzteilversorgung vorausgestzt, ein 20 bis 50 Jahre altes Auto zulegen? Nicht ums Verrecken! Die gekaufte Patina, dies kennerhafte Wissen, was man da hat im Stall, dieser krampfhafte Anachronismus ist zwar erträglicher als die erbärmliche Pseudofortschrittlichkeit der Autosalonkunden, aber als Fahrer eines smarten Oldtimers würde man früher oder später zu einem provinziellen Sonderling werden, der sich Ostern mit anderen Fahrern dieses Typs in Orten mit vierstelligen Postleitzahlen zum gemütlichen Erfahrungsaustausch trifft. Vertretbar ist ein schönes altes Auto nur, wenn es von Besitzern gefahren wird, die mit ihrem Auto gemächlich alterten. Das ist ein würdiger Anblick: ein 75jähriges Ehepaar in einem Opel Kapitän, den es sich vor dreißig Jahren kaufte, weinrot, keine Kopfstützen, und man fährt noch aufmerksam in der alten Haltung, das Steuerrad unter dem Kinn. Aber schon ein 50jähriger in einem solchen Auto hätte einen angekauften Chic, besonders, wenn er mit Staubmütze in einem offenen Cabriolet daherkäme. Dieser Aufzug wird erst bei 90jährigen glaubwürdig. Aber letztlich ist niemandem zu trauen. In den USA kann man sich seinen neuen 1986 er Buick von Spezialfirmen zerlegen und in Ölpapier wickeln lassen. Dann wartet man ein Vierteljahrhundert und hat einen fabrikneuen Original-Oldtimer. Das ist der Unterschied zur UdSSR, wo man ein Vierteljahrhundert auf seinen bestellten Moskwa warten muß.
Ein Auto ist, ästhetisch gesehen, nichts Absolutes. Es kommt immer darauf an, wer es wo fährt. In England kann man ungeniert ältere Autos fahren, weil sie dort zum Straßenbild gehören. Und ein türkisfarbener Opel Rekord, eine cremefarbene Borgward Isabella, die in München oder Hamburg als letzter Schickeria-Schrei gälten, sind auf einer griechischen Insel ein wunderbares historisches Denkmal aus guten Gastarbeitertagen. Und auch ein fabrikneuer Oberklassenmercedes, der mit einem frisch rasierten Unternehmer drin wie ein obszöner Machtbeweis aussieht, bekommt plötzlich liebenswerte Züge, wenn vorn zwei elegant rauchende Zigeuner vier im Fond vor vergnügen kreischende Zigeunerinnen durch die Stadt spazierenfahren; die können sich sogar die irrsinnigsten Kavalierstarts leisten, das wirkt immer gut.
Neben der Neuwagen- und Oldtimeraffigkeit gibt es noch die Horde jener nun wirklich mit nichts mehr zu entschuldigenden bundesdeutschen Affen, die jährlich 50 Millionen Mark für Veredelungs-Zubehör ausgeben. Selbst Motorjournalisten, die pausenlos von reifenabrieb und Drehfreudigkeit zu faseln gewohnt sind, schütteln mit dem Kopf über diese Ausgeburten des sogenannten Tuning, dessen geheime Gründe sich einem fachfremden Auge womöglich schneller erschließen: Das Auto, das ohnehin Sexualfetisch ist und ideale Geliebte, die einen mütterlich birgt und die man dafür wahlweise und ohne Widerrede streicheln oder der man brutal die Sporen geben kann – das Auto wird von diesen Leuten zur Hochzeit gerichtet: Der pechschwarze Porsche mit verdunkelten Scheiben, mehr noch der schlohweiße Mercedes oder BMW mit aberwitzigen Spoilern und Heckflossen zeigen deutlich, dass hier in perverser Affenliebe schwarze oder weiße Bräute mit langen Schleppen ausstaffiert werden.
Die einen wollen es nagelneu oder nostalgisch, die anderen aufs Grässlichste veredelt. Dazwischen liegt das weite Feld jener Autofahrer, die immer behaupten, für sie sei das Auto nichts als ein reiner Gebrauchsgegenstand; bei denen aber ist es der einzige Gesprächsgegenstand. Sie reden über nichts als über Zuverlässigkeit und Spritverbrauch, über die enorme Preisgünstigkeit ihrer Gebrauchtwagen aus möglichst erster Hand. Sie fahren irgendwelche unauffälligen und durchschnittlichen Modelle von Audi, VW, Opel; Ford oder auch Mazda. Viele entschuldigen sich, nicht wenig spießig, für die Spießigkeit ihrer Autos, andere suchen der Spießigkeit zu entkommen, indem sie einen Typ wählen, den die Autoindustrie extra für Spießer ersonnen hat, die kein Spießerauto wollen: den Kombi.
Es ist einfach nicht egal, wer welches Auto fährt. Das Auto ist ein wesentlicher Bestandteil seines Besitzers. Das ist zwar albern, muß aber als Tatsache hingenommen werden. Neben der Ehehälfte, neben Beruf und Wohnung interessiert uns das Auto einer Person, die wir kennenlernen wollen. Das Auto sagt idiotischerweise etwas aus. Weder Fotoapparat noch Stereoanlage, geschweige denn Kühlschrank oder Bohrmaschinehaben dieses persönlichkeitsverräterische Gewicht. Der Freund der behüteten Tochter macht sich bei den möglichen Schwiegereltern mit einem popeligen Wagen ebenso verdächtig wie mit einem pompösen; und dem Lyriker, der zur Dichterlesung in einem seilbahnähnlichen Ford Sierra vorfährt, ist ebenfalls nicht zu trauen. Ob aber einer Porsche oder Passat, Toyota Jeep oder Citroen fährt, ob eine Frau fröhlich aus einer Ente steigt oder nüchtern aus einem neuen Golf oder stinkreich und tragisch aus einer schweren BMW- oder Mercedes-Limousine, macht einen Unterschied. Und nicht nur pfiffig ist die Heiratsannonce jener schlanken, dunklen, offenbar gutaussehenden Frau um die 30, die ihre Anzeige mit dem deutlichen Hinweis schloß: „Fahrer von BMW, Porsche und Mercedes zwecklos.“
Ekelhaft ist die Raserei auf der Autobahn, das Lichthupen, die verbiesterten Gesichter, die ausgestreckten Ralleyarme am kleinen Lenkrad; sie nehmen keine Tramper mit, weil sie in Ruhe furzen wollen. Ekelhaft die Baugenehmigungen für Teststrecken von Renommierfirmen und die ständige Verdichtung des Autobahnnetzes, das dann auch von seinen radikalsten Verächtern unverdrossen benutzt wird; und wehe, wenn ein Streckenabschnitt wegen Bauarbeiten schon im dritten Monat nur einspurig befahrbar ist.
Angesichts solcher alltäglichen Bilder wäre es ohne Zweifel am nobelsten, weder Auto noch Führerschein zu besitzen und sich zu weigern, Automarken zur Kenntnis zu nehmen, Aber dann entginge einem viel. Denn das Auto ist längst ein Mittel der Erkenntnis geworden. Was und wie einer fährt, sagt mehr über ihn aus, als welche Bücher er liest; denn er fährt mehr als er liest.
Wenig sinnvoll ist die pauschale Verdammung des Autos. Immerhin beschert es uns Glücksmomente, wenn es einen schnell und trocken zum ersehnten Ziel trägt und gar, wenn jemand zusteigt, dessen Anwesenheit einem lieb ist; und nicht immer ist es peinlich, beim Einlegen des vierten Gangs das Knie von nebenan zu streifen.
Autos sind Bestandteile der Wirklichkeit. Es wäre furchtbar, die Welt zu einer Fußgängerzone zu machen. Kein Roman, kaum ein Gedichtband und schon gar kein Film kommt ohne Auto aus, wie ehedem kein Stück Literatur ohne Pferd und Kutsche auskam. Autotüren schlagen satt oder klappernd, Motoren werden angelassen und abgestellt, Reifen quietschen oder knirschen auf Kies, und Liebste kommen und gehen; Ehebrecher und Gangster fliehen vor den Verfolgern.
Das Auto bestimmt unser Dasein. Nach Angaben der Automobil-Lobby ist so ziemlich jeder bundesdeutsche Arbeitsplatz direkt oder indirekt vom Auto abhängig. Liefernd, zuliefernd, schraubend, schreibend, schweißend, reklamemachend, benzinverbleiend, teerwalzend, autobahnraststättenautomatenfüllend, essokalenderlayoutend bastelt angeblich die Mehrzahl der Menschen in der westlichen Superwelt am Auto. Der Rest ist für die Rüstung tätig. Die Kulturschaffenden schlagen statistisch nicht zu Buch. Hier ließen sich die schönsten sozioökonomischen Überlegungen anstellen: Wie es nämlich mit einer Wirtschaft beschafen ist, die zu einem großen Teil auf etwas so Unwesentlichem wie dem Auto fußt!? Klar, dass alles zusammenbricht, wenn nicht schnell genug gefahren wird.

Satt liegt mein Ford auf der Autobahn München-Karlsruhe. Ruhig brummen die sechs Zylinder. 2 Jahre TÜV. 140 zeigt der Tacho. Plötzlich ein Knall. Erst dachte ich, der Auspuff sei wieder abgerissen, wie neulich schon einmal; eine Schwachstelle bei diesem Modell. Aber es knallte nicht nur, es rasselte fürchterlich. Dampf quoll aus den Fugen der Motorhaube, und es war nicht der vertraute Wasserdampf, der immer dann sich zeigte, wenn die Kühlerschläuche geplatzt waren. Die Ölkontrollampe leuchtete auf. Matt und mit furchtbaren Geräuschen reagierte der Motor auf mein Gasgeben. Dennoch sank die Geschwindigkeit ständig. Wie ein waidwunsed Tier schleppte sich der Wagen noch vier Kilometer zum nächsten Parkplatz.
Auch ohne viel technisches Wissen ist klar, dass die Stunde des Abschieds naht. Und obwohl kaputte Technik kaum Grund zur Trauer ist, stellen sich doch elegische Gedanken ein: O Ford, alter Schlitten, erinnere dich! Welche Frauen saßen nicht schon in dir; und vor allem: welche saßen nicht in dir, hatten sich niemals in deine früher unzerrissenen, doch immer abscheulichen Polster falen lassen, geschweige denn sich darin geräkelt. Fraglich, ob auf diesem Beifahrersitz jemals die ganz roße Traumfrau saß, korrigiere mich, Ford, wenn meine vermutung falsch ist, die Frau mit dem Wahnsinnskinn und dem traumhaft geformten Hals, die endlich unverhofft zugestiegene unbekannte Begleiterin, die dann tatsächlich nach kurzer Zeit dem Fahrer ihre ganz großen, ganz dicht und ganz echt bewimperten Augen zuwendet, dass diesem vor Liebe die Knie weich werden und er weder kuppeln noch Gas geben kann, sondern nur noch schwach vor Glück den wagen an den Straßenrand rollen lässt – und zwar grade in dem Augenblick, als die Beifahrerin leise und entschlossen sagt: Fahr mich ans Ende der Welt! Fraglich, fraglich, ob solche Worte je in dir fielen, Ford, eher wohl saßen hier Türkinnen, schweigend verhüllt, Gepäck auf dem Schoß, oder schnatternde Spanierinnen. Auch nicht schlecht. Oder fränkische Friseusen, verlobt mit Elektroinstallationsgesellen, maulfaule Vorwürfe hin und her, der Rock zu kurz, die Beine zu dick, der Freund nicht reich genug; dafür jahrelang jeden Freitag die dreihundert Meter zur Lottoannahmestelle mit dem Auto zurückgelegt – diese Art von Vergeblichkeit immerhin kommt der Wahrheit des Daseins schon ziemlich nahe.
„Den Motor hat’s glatt zerrissen“, sagt der Mann vom Abschleppdienst. - Reparatur? Er fing an zu lachen und fuhr mich und mein Auto in eine Werkstatt. – Schrott, sagt der Meister ohne Mitleid. – Was nun? Er führt mich zu seinen Gebrauchtwagen. Der wär was für mich, sagt er und deutet auf das grauenvollste der Autos, ein völlig charakterloses Modell, - „Opel?“ frage ich verzweifelt. – „Noi“, sagt er, „Peugeot.“ – „Ich hatte mal einen 404“, sagte ich; seit wann sahen die denn so aus? – „404“, sagte der Meister, „desch war no a Audo.“
Am widerlichsten war die Farbe, eine goldbronzene Lackierung. Metallische Scheiße. Was das kosten würde, wenn man ihn umspritzen ließe, frage ich. „Ha, der Lack isch doch des Besde“, sagte der Meister. Reifen wie neu. – Ich musste jetzt irgendwie weiter. Der Wagen war noch angemeldet, ich könnte ihn gleich mitnehmen, Dreitausend, weil’s ich sei. Es war das scheußlichste Auto, das ich je gesehen hatte. Würde es im Alter erträglicher werden? Innen war ein Radio mit Kassettenrekorder und hinten zwei gewaltige Lautsprecher. Geht das? Frage ich. Der Meister holt eine Kassette aus der Tankstelle. James Last. Das passte zu der Lackierung. Aber es funktionierte. „Bitte ausmachen“, sagte ich. Mit zwei Schecks war er zufrieden. O Anpassung! Ich räumte meinen Plunder vom guten alten, schönen, weißen Ford in die scheußliche Bronzekiste, fuhr lossund drückte die Blues-Kassette ein. „No more doggin’“, krächzte John Lee Hooker. Das war irgendwie tröstlich. Als der tachoüber 120 kletterte, fing es irgendwo an, unerträglich zu vibrieren.




Von Joseph von Westphalen
Erschienen 1986 unter dem Titel „Das Dilemma“ in der Sondernummer „Merian-Extra/100 Jahre Automobil“ bzw. 1989 in „Moderne Zeiten – Blätter zur Pflege der Urteilskraft“, 2. Folge 1989 Haffmans Verlag ISBN 3251010318

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"Some rob you with a sixgun,
- some with a fountain-pen."

(Woody Guthrie)

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