vergangenen Samstag hab ich mir für 4 Std die BMW R18 ausgeliehen.
Nachdem ich mir sie ein paar Wochen zuvor ausgiebig live angeschaut habe war klar, dass ich das Teil mal fahren mußte um wieder ruhig schlafen zu können.
Nach 4 Std, 160 km, Serpentinen, kleinen und großen Kurven in Vorarlberg und am Bodensee hat sich zumindest für mich das Thema R18 erledigt. Allerdings mit etwas Wehmut. Zur Sache Die Sitzposition ist besser als gedacht (bin 180cm groß) - so unbequem wie das auf vielen Fotos aussah , so überrascht war ich wie normal man auf dem Teil sitzen kann. Das gilt aber nur wenn man nicht vorhat den ganzen Tag, bzw. viele Std am Stück unterwegs sein zu wollen. Ein/zwei Stunden ist alle ok - und dann fangen die Euter an zu stören, es ist halt schlicht und einfach nicht möglich die Füße irgendwo anders zu platzieren, dann zwickt es in den Knien und in der Leiste..
Das war aber nicht mein eigentliches Problem
Wirklich gestört hat mich das Fahrverhalten der R18
Fährt man Schritttempo und will einen Kreis fahren bewegt sich der Lenker sofort in den maximalen Anschlag. Wer jetzt nicht aufpasst und mit dem Körper ausgleicht kippelt aber sowas von schnell...
In engen und nicht zu langen Kurven bei mittleren Geschwindigkeiten will das Moped dagegen partout geradeaus.
Ich bin es von den meisten Motorrädern gewohnt den Lenker in Kurven relativ locker in den Händen zu haben, bei der R18 war ich entweder am Ziehen oder am Drücken um irgendwie vernünftig durch die Kurve zu kommen. Das Motorrad quasi mit dem Hintern zu fahren ist nicht möglich - im Grunde kämpft man sich durch jede Kurve. Man kann es im positiven Sinn als Herausforderung sehen, dass man sich mit dem Bock halt einfach auseinandersetzen muß - es kann aber auch nur nerven....
Lange Kurven mit entsprechender Geschwindigkeit fahren sich wie auf den sprichwörtlichen Schienen...
Die Schräglagenfreiheit ist für die Art von Motorrad durchaus in Ordnung. Wenn man es drauf anlegt ist man natürlich sofort mit den Fußrasten auf dem Boden - man kann aber auch enge Kurven einigermassen zügig durchfahren ohne dass es dauernd am Boden ratscht.
Der Motor und das Drehmoment sind beeindruckend. Das macht richtig Spass, je nach Drehzahl und Gang kann man sich ordentlich durchvibrieren lassen oder es schnurrt so vor sich hin.
mein Resumee Die 4 Std auf der R18 hatten etwas von einem ONS. Man geht voller Erwartungen an die Sache ran, gewinnt einiges an Erfahrung aber weiß hinterher, dass eine Wiederholung nicht zwingend ist.
Eigentlich schade, da es wirklich eines der schönsten Motorräder ist die ich kenne.....bis auf wenige Kleinigkeiten haben die BMW Leute was die Optik anbelangt, sehr viel richtig gemacht. Sie ist eines der Motorräder die man nach dem Fahren abstellt, sich davor hinsetzt und einfach nur anschaut weils so schön ist....
Es ist halt eine BMW. BMW wollte halt auch mal Retro, herausgekommen ist ein Gefährt mit dem ganzen modernen, schwülstigen Barock auf den reiche Chinesen heutzutage so stehen.
-- Blog Ich springe hoch, ich springe weit, warum auch nicht, ich hab' ja Zeit. Frei nach H.E.
Was die Ästhetik des Motorrades betrifft sind es eigentlich nur zwei Sachen die mich etwas stören Das sind diese dicken Rohre in den die Zylinder und die schiere Größe der Zylinder selbst. Da wäre von allem ein bisschen weniger mehr gewesen. Die Tendenz zum überdimensionieren sieht man ja auch im Autobau z.B. bei den SUVs……
Aber abgesehen davon ist sie mM nach gerade auch im historischen Vergleich sensationell schön geworden- wobei mir das ehrlich gesagt ziemlich Wurscht ist. Ich bin da in keinster Weise dogmatisch und der Gedanke dass früher vieles besser war kommt mir relativ selten in den Sinn…..
Ein faszinierendes Motorrad wenn man davorsteht und drauf sitzt, dass sich aber mit seinen Fahrwerksschwächen selbst im Weg steht
Zitat von seeräuber im Beitrag #51 Ein faszinierendes Motorrad wenn man davorsteht und drauf sitzt,....
Das empfand ich auch so. In der Classic Version mit Scheibe und Packtachen konnte ich die R18 begutachten.
Mir wäre der fette Brummer aber zu schwer, teuer und unhandlich. Bin froh, dass das schwerste meiner Motorräder mindestens 100kg leichter ist und das leichteste rund die Hälfte wiegt. Reicht. So viel Gigantomanie ist mir einfach zu zu viel des Guten.
Ich denke dass es auch nicht die Idee von BMW war mit der R18 im Bereich einer W650 oder den Triumphs zu wildern - sonst hätten sie sie wohl mit der Retrooptik mit 200kg auf den Markt gebracht.
Die R18 spielt in der Klasse einer Road King etc. und da gibts nun mal keinen Leichtbau. Deswegen hab ich auch mit der Gewichtsklasse überhaupt kein Problem - ganz im Gegenteil hat so eine Menge Motorrad schon auch was faszinierendes. Unabhängig vom Gewicht hätte man aber die von mir oben erwähnten Details etwas filigraner gestalten dürfen.
Viel interessanter fand ich aber wie sie sich im Vergleich zu den Konkurrenzmodellen der anderen Anbieter fährt!
Zitat von seeräuber im Beitrag #55 Die R18 spielt in der Klasse einer Road King etc. und da gibts nun mal keinen Leichtbau.
Schon klar. Die Road King modernerer Bauart fuhr ich sogar mal Probe. Fühlte mich, als der Vogel erstmal rollte, gleich zuhause und sehr wohl auf dem Ding. Wollte dann aber nicht weiter und tiefer in den Harley Film eintauchen. Mit der BMW werde ich nicht probefahren. Keine BMW, bitte, nicht für mich. Obwohl die alten Boxer noch am erträglichsten sind. Der größte und neueste ist immerhin auf alt gemacht. Überreißt dabei aber komplett.
Ich selbst kann über solche Leute nur innerlich schmunzeln, die sich freiwillig mit solchen Eisenschweinen belasten! In meinem Bekanntenkreis gibt's das auch, dass man partout nicht unter 1600 ccm fahren will. Ich kann sagen: der Grund ist NICHT der Fahrspaß, sondern das Image, welches derjenige gerne hätte... Aber ich denke mir dann auch "nur zu, jeder wie er mag". Und das ist nicht sarkastisch gemeint.
Zitat von seeräuber im Beitrag #51... Da wäre von allem ein bisschen weniger mehr gewesen.
In der Richtung wird man bei BMW mit der Ninet, auch als GS, besser bedient.
Eine GS Paris Dakkar und eine 1150 Roadster hatte ich schon mal und die NineT bin ich schon Probe gefahren.....
Ein bißchen Wehmut hab ich nur wenn ich an meine alte GS denke - die Roadster war für damalige Verhältnisse ziemlich perfekt, aber sterbenslangweilig die NineT macht auf retro, verleitet aber mit ihrem Charakter zum Rasen und Schnellfahren - da kenn ich mich inzwischen viel zu gut als dass ich dieser Versuchung widerstehen könnte
Ich suche ja was relaxtes mit dem man aber trotzdem noch richtig Motorradfahren kann...
Zitat von seeräuber im Beitrag #59Ich suche ja was relaxtes mit dem man aber trotzdem noch richtig Motorradfahren kann...
Ich komm grad von einer entspannten Runde mit der W. Passt doch!
So ein SUViges schweres überdimensioniertes Eisenschwein? Non grazie! Irgendwie kommts mir allmählich wie so eine Art Endzeitstimmung auf unserem Planeten vor. Den haben wir in den letzten Jahrzehnten fast platt gemacht, jedenfalls für die Spezies Mensch bald unbewohnbar. Aber jetzt erst recht! Wer sichs leisten kann, der zeigts und scheißt auf Klimaerwärmung.
edit: Sorry, die ersten drei Seiten hab ich noch nicht gelesen. Mach ich gleich ... Aber zum Thema Sitzposition: Auf meiner W sitze ich absolut perfekt. So was gibts aber nicht serienmäßig. Rastenposition verändert, anderer (noch flacherer) Lenker, Sitz weiter hinten und höher. So muss das!