Zitat von Maggi im Beitrag #93...Also blieb ihnen nur noch übrig die Luft aus den Reifen zu lassen, auf die Idee sind sie aber auch erst nach einer ganzen Weile gekommen...
Das war für die Herrschaften doch keine Härte - die werden doch üblicherweise nach Stunden bezahlt
Alkoholfreies Bier... schmeckt richtig, ist aber falsch.
ZitatDas war für die Herrschaften doch keine Härte - die werden doch üblicherweise nach Stunden bezahlt
Ähm, nö, das waren Gerüstbauer, das Gerüst war pauschal veranschlagt und die Jungs fest angestellt, also die hatten sichtlich Streß, weil sie wohl noch woanders hin mußten, daß der Chef bei mir Kunde war habe ich ihnen aber nicht gesagt.
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martins hinweis auf den bauschadensbericht ist sicher interessant, allerdings sollte bei der interpretation berücksichtigt werden, dass die gestzlichen bestimmungen im hochbau in den letzten jahren sicherlich massiv umfangreicher geworden sind (stichworte wären dämmung, energetische sanierung etc). das bauen ist also sehr viel komplexer geworden und hat mit dem bauen "stein auf stein" von früher nicht mehr viel zu tun.
noch mal: es geht mir bei diesem thema eigentlich nicht (oder nur am rande) um die überbetonung eines gegensatzes zwischen "studierten" und handwerkern mit einseitiger überhöhung des handwerklichen.
ich erlebe in meiner täglichen praxis zwei gegenläufige trends: 1.) eine zuwendung zum handwerk, zum individuell gemachten, fast schon eine romantische beziehung zum handwerk / dem handwerker; 2.) eine entfremdung der gesellschaft dem handwerk gegenüber: unverständnis bzgl. dauer & kosten (i. s. v. keiner vorstellung darüber, dass "die materie" bearbeitet werden muss und dass dieser prozess "blut, schweiss & tränen" in anspruch nimmt), eine "entfremdung" bzgl. des bezahlens (immer weniger menschen führen bargeld mit sich, zahlung erst nach wochen / mehrmaligem mahnen), ein "verzerrtes" koordinatensystem bzgl. dessen, was ein "exponat" kosten darf / soll / muss (bedingt durch die globalisierung der warenströme und damit einhergehend werbliche kommunikation einseitig fokussiert auf rabatte).
wer sich als handwerker auf den erstgenannten trend einstellt, kann davon ganz gut leben. betrüblich ist der zweite trend, der meiner ansicht nach befeuert wird durch digitalisierung, globalisierung und akademisierung der berufswelt.
Ich denke, damit bringst du es sehr gut auf den Punkt.
Wenn ich das bei mir selbst betrachte, so ist da manches für mich auch sehr schwer verständlich. Ich denke da jetzt mal konkret an Möbel. Obwohl die von den großen Möbelhäusern sicherlich in Billigländern gefertigt werden, erscheint mir so ein Möbel doch recht wenig komplex. Wenn ich dann Preise für ein Sofa sehe, für die man auch gut eine gebrauchte W kaufen kann (analog zu teuren Markensofas eine neue W), dann frage ich mich schon, wie das zustande kommt. Der Aufwand, ein Sofa zu bauen ist doch ein ganz anderer, als der, ein Motorrad zu bauen. Ganz anders gelagert ist das bei Handwerkern. Wenn ich da die teilweise erstaunlich hohen Stundensätze sehe, weiß ich ganz schnell, wie der hohe Preis zustande kommt. Aber ich weiß auch, dass beim angestellten Handwerker davon nicht viel übrig bleibt und sein Chef auch nicht gerade einen Privatjet hat. Da sind es die Abgaben und Kosten, die allen Beteiligten das Leben nicht gerade leicht machen.
abgaben und bürokratische "lasten" sind sicherlich ein wesentlicher kostenfaktor. aber man muss als selbständiger auch die aspekte "unternehmerisches risiko" und alterssicherung im blick haben. und das sind enorme beträge.
wenn ich angestellte habe, habe ich als folge der vertraglichen verpflichtung monat für monat deren gehalt und die dazugehörigen sozialabgaben zu bezahlen. unabhängig davon, ob es regnet oder die sonne scheint, der oder die mitarbeiter arbeiten oder krank / im urlaub sind, aufträge da sind oder nur die werkstatt zu fegen ist etc. das geld muss ja erst mal verdient werden. und für die auftragsschwachen zeiten braucht es eigentlich einen gewissen puffer, um die leute nicht gleich vor die tür setzen zu müssen. ich erinnere mich immer wieder an die aussage eines kollegen vor einigen jahren, der seine lebensversicherung aufgelöst hatte, damit er seinem gesellen den lohn zahlen konnte.
bezüglich der alterssicherung sind die zahlen auch nicht ganz ohne. ob man das kapitalgedeckt macht, in immobilien investiert oder freiwillige beiträge in die gesetzliche rentenversicherung bezahlt, sei dahingestellt. aber auch hier gilt: damit das thema einigermaßen nachhaltig bespielt wird, sind jeden monat sehr deutlich dreistellige beträge zu entrichten. auch hier wieder (siehe oben): unabhängig vom wetter, dem eigenen oder dem gesundheitszustand der mitarbeiter etc. etc.
als handwerker hat man - wenn man sauber rechnet - jeden monat je nach betriebsgröße vertragliche verpflichtungen über einige tausend bis einige zehntausend euro zu bedienen. ohne dass auch nur ein euro in essen, kleidung, urlaub, kino etc. fließt.
wenn alles gut läuft, man ordentliche arbeit abliefert und die betriebswirtschaftliche seite seines ladens im griff hat, dann kann das sich nach einigen jahren durchaus auszahlen.
und hier bin ich dann bei einem wesentlichen punkt: diese o. g. verpflichtungen haben viele selbständige permanent vor augen. sie bestimmen denken und handeln und verändern sicherlich über die zeit auch charakter oder wesen oder persönlichkeit.
und dieser aspekt, der einfluss der beruflichen u. / o. ökonomischen lage auf die persönlichkeit, ist ein wesentlicher kern der diskussionen. als verbeamteter lehrer ohne direkte kontrolle durch vorgesetzte bzgl. der geleisteten arbeitszeit mit aussicht auf eine stattlich gesicherte pension lebt es sich vermutlich anders, ist die weltsicht anders etc. etc. (ich schreibe bewusst anders, nicht besser oder schlechter). als "wichtiger" projektleiter mit vielen auslandsreisen, betrieblicher kommunikation auf englisch bei einem weltmarktführer, einem guten gehalt und akademischer ausbildung, als "high potential" im betrieblichen programm der nachwuschführungskräfte, hoher arbeitsstundenlast, wenig zeit für hobbies u. / o. familie, lebt bzw. denkt es sich nochmal anders (auch hier: s. o.).
Zitatdamit das thema einigermaßen nachhaltig bespielt wird, sind jeden monat sehr deutlich dreistellige beträge zu entrichten.
Als Selbstständiger kommst du mit einem dreistelligen Betrag monatlich aber nicht aus. Den schöpft ja schon fast die Krankenversicherung aus, geschweige denn eine Altersvorsorge.
Zitatals verbeamteter lehrer ohne direkte kontrolle durch vorgesetzte bzgl. der geleisteten arbeitszeit mit aussicht auf eine stattlich gesicherte pension lebt es sich vermutlich anders
Na, so ein Blödsinn! Selbstverständlich werden Lehrer regelmäßig kontrolliert, zum einen von den Vorgesetzten, aber noch viel schlimmer: Von den Eltern! Die Arbeitszeit ist sehr genau festgelegt und Schulen, die Mittags dicht machen, gibt es kaum noch. Auch ein Lehrer hat eine 36-Stunden-Woche und inzwischen gibt es auch Anwesenheitspflichten in den Ferienzeiten. Und bei der Pension ist dir sicher ein Schreibfehler unterlaufen. Die ist zwar staatlich gesichert, aber ganz sicher nicht stattlich. Und ich weiß nicht, ob die tägliche Auseinandersetzung mit Jugendlichen, insbesondere in Städten, den Lehrerberuf noch als sonderlich erstrebenswert erscheinen lässt, vor allem wenn die besserwisserischen Kinder reicher Handwerker jedwede Bildungsaufnahme verweigern.
die kv kategorisiere ich nicht als beitrag zur alterssicherung. aber ich gebe dir recht, eigentlich müsste man vierstellig zurücklegen.
aber mit deinem "blödsinn" zeigst du die thematik der unterschiedlichen perspektiven doch sehr gut auf. ich habe neulich mit einer ehemaligen gemeindeangestellten gesprochen, die wohl lange wegen der kindererziehung keiner erwerbsarbeit nachgegangen ist. ihre derzeitige rente liegt irgendwo bei knapp 400 euro. aus dieser perspektive erscheint es durchaus passend, im zusammenhang mit der beamtenpension von "stattlich" zu sprechen. man könnte auch "ansehnlich" oder "gesichert" schreiben. (ich habe gerade mal gegoogelt nach lehrergehalt und beamtenpension. "fürstlich" würde ich für übertrieben halten, aber am hungertuch braucht man nicht zu nagen).
aber noch mal: es geht nicht um die frontenbildung oder auch die frage der angemessenheit (ich würde als lehrer nicht arbeiten wollen), sondern um die perspektive. wenn - wie im falle von lehrern - das thema "alterssicherung" geregelt ist, braucht man sich darüber nicht den kopf zu machen, vs. "nichts ist geregelt, du bist deines glückes schmied, also mach mal."
Das Thema Gesamtkosten ist für viele irgendwo fest Angestellte aber nicht greifbar. Dass von den 50 Euronen Stundenlohn die Pacht/Abtragung für Werkstatt/Lager/Geräte/Fahrzeuge, Gehälter, Lohnnebenkosten, Abgaben an diverse Kammern wie BG, IHK, HWK usw, GEZ, die eigene Krankenversicherung, sowie im idealfall ne Altersrücklage und die eigenen Lebenshaltungskosten bezahlt werden müssen, das wissen viele einfach nicht. Für die kassiert der Handwerker die 50 Euronen 1:1 ein.Vielleicht rechnen sie noch die 19% Mehrwertsteuer runter. Dass da ein dicker Kostenapparat hintendran hängt, das wissen die nicht. Oder blenden das total aus. Und dass davon noch Rücklagen für schlechtere Zeiten her müssen und die Materialien für die Aufträge vorgestreckt werden, das ist vielen wohl nicht bewusst. wenn man das jetzt mal so gegenrechnet, dann sind 50 Euronen/Stunde eigentlich gar nicht viel. Manchmal reicht ein dicker Auftrag, der dann nicht bezahlt wird, am besten noch mit hohem Materialeinsatz, um eine kleine Firma ins Schleudern zu bringen. Denn Reichtümer verdienen die Chefs nicht, solange sie noch selber anpacken müssen. Grad auf dem Bau geht das schnell. Denn, wenn die Materialien verbaut sind, dann wars das. Wir können noch das Fahrzeug als Druckmittel einsetzen. Der Fliesenleger ist erst mal das Geld UND das Material los. Dann geht es vor Gericht, es wird eine Einigung erzwungen, der Bauherr jubelt, weil er nur noch die Hälfte zahlen muss (und dann ist die Arbeit dann auf einmal auch ok), und es dem handwerker, dem gierigen, mal so richtig gezeigt hat. Der Handwerker hat den Verlust etwas verkleinert durch den Vergleich und kann zusehen, wenn das öfter passiert (und bei bestimmten Leuten passiert das ständig...), wie seine Finanzen den Bach runtergehen.
Das passiert einem fest Angestellten oder nem Beamten nicht. Der bekommt Monat für Monat sein Geld, egal, was er oder seine Kunden so treiben. Und auch egal, ob er wirklich rangeklotzt hat, oder nur so vor sich hinwurschtelt. Wenns doof läuft, bekommt er eine auf den Sack und die Kündigung. Aber bis dahin kann er mit seinem Geld super rechnen, weil er weiß, was jeden Monat reinkommt. Das ist bei nem Selbstständigen eher ne Schätzung. Mit Glück passt die Kalkulierung, mit Pech ist das Wunschdenken.