Und ich denke, die Hälfte des Abgasskandales beruht auf der Tatsache, daß es sich die Neoliberalen nicht nehmen lassen wollen, zu zeigen, daß ein Unternehmen mit Mitbestimmung einfach nicht erfolgreich sein darf.
"Es ist übrigens merkwürdig: Googelt man man Tarifverträgen der IG Metall, findet man jede Menge Propaganda, auch Manteltarifverträge, aber absolut keine Zahlen. Die sind nur für Mitglieder abrufbar. Schon da zeigt sich, wer hier was zu verbergen hat."
Dort war ich, konnte aber heute Mittag nicht alles öffnen.
Natürlich ist das auch nicht sehr übersichtlich, muß man sich doch hier erstmal die Einstufung der Arbeitsplätze filtern, dann Schichtzulagen usw berechnen.
Deswegen mal ganz einfach die Frage: Sind 22 Euro für einen durchschnittlichen festangestellten Bandarbeiter realistisch oder war das Propaganda?
Die 22 € sind wohl realistisch, aber nicht das Problem. Die FPK sind am Produkt vertretbar. Zu hoch sind die FGK, das sind kalkulatorische Zuschläge, die die Arbeitskosten locker verdoppeln und deren Inhalte sich zumindest mir nicht erschließen.
Der Punkt zu den 22€ ist, es gibt kaum noch klassische Bandarbeiter. An den Fertigungsanlagen sind fast ausschließlich Facharbeiter der Metall und Elektronikberufe beschäftigt. Die Anlagenkomplexität ist derart gestiegen und steigt noch weiter, daß man da keine Ungelernten oder Berufsfremde noch dranstellen kann. Bedienung und Störungsbeseitigung erfordern mechanische und elektronische Kenntnisse. SPS-Grundkenntnisse sind auch von Nöten. Dafür sind es je Fertigungslinie von Komponenten auch nicht mal mehr halb so viele Beschäftigte.
Einzige Ausnahme sind vielleicht noch die Fahrzeugendmontagen. Da gibt es noch viele "einfache" Handmontagen.
Zitat von woolf im Beitrag #383Die 22 sind wohl realistisch, aber nicht das Problem. Die FPK sind am Produkt vertretbar. Zu hoch sind die FGK, das sind kalkulatorische Zuschläge, die die Arbeitskosten locker verdoppeln und deren Inhalte sich zumindest mir nicht erschließen.
Daß die Gemeinkosten gerade bei den großen Firmen gigantisch sein müssen, kann man den laufenden Meldungen über Gehälter und Boni ja immer wieder entnehmen. Daß aber auch die Gewinne gigantisch sein müssen , wird klar, wenn man sieht, daß VW die Abgasunruhekosten quasi aus der Portokasse zahlt. Wenn also ein Konzern solch gigantische Summen hortet, wird er zum lohnenden Ziel für windige, juristische "Straf"aktionen.
Dennoch sind 22 Euro (oder sicher eben oftmals auch deutlich mehr wegen Facharbeitern) ungeheuer viel Geld. Ich nehme diese Zahl mal unkommentiert als Basis und als Bruttolohn. Die darauf anfallenden Lohnnebenkosten muß man bei Extremgeiz mit rund 35 % , zumeist aber deutlich darüber annehmen (gesetzlicher Urlaub 20 Tage, tariflich 30 usw, ohne hier zu sehr ins Detail gehen zu wollen). Die Nebenkosten dürften also locker bei 50 % liegen, Krankheitsfehlzeiten hier mit 10 Tagen durchschnittlich gerechnet. Vergünstigungen und Sozialleistungen wie Kantinen, Lehrgänge, Rehas, Kosten für Betriebsräte usw nicht gerechnet. Mit 50% PNK ist das nicht zu machen.
Aus einem Hilfsarbeiterlohn von 22 Euro werden damit für die Firma schnell Kosten zwischen 33 oder gar 40 (?) Euro pro geleisteter Stunde, beim Facharbeiter eben mehr.
Natürlich fühlt sich JEDER Mensch in seinem Job unterbezahlt, das ist menschlich. Dennoch kommt es hier zu einer Lohnschere, wenn man bedenkt, daß der Mindestlohn eben noch bei 8,50 Euro lag, also streng gerechnet bei etwa 11,50 mit Pers.nebenkosten. So ein Mindestlöhner soll nun den kommoden Lohn eines PKW-bauers mit seinem schmalen Lohn zahlen? Aber da gibt es ja zum Glück noch Dacia (4 Euro Mindestlohn), die Koreaner oder sonstige Asiaten.
Geht da einem der Großen die Luft aus, darf sich die Gewerkschaft da durchaus beteiligt sehen. Natürlich hat sie ihr Bestes gegeben, wenn auch mit Scheuklappen. Denn wenn wieder ein Betrieb ins Ausland geht, kann man mit den hübschesten Tarifvertrag das WC tapezieren, nachdem der notorische Trauersarg mit tränenreicher Symbolkraft durchs Werkstor getragen wurde.
Damit zurück zu Trump: Ich bin gespannt, wie weit er mit seinem Protektionismus kommt. Das könnte nämlich durchaus Signalkraft für Europa entfalten...
Zitat von woolf im Beitrag #388 Und genau der Mindestlöhner darf ja wohl nicht Maßstab sein. Gescheite Löhne zu zahlen wäre wohl die bessere Alternative.
Ein frommer Wunsch, leider unrealistisch. Mag das in der spezialisierter Autobranche noch durchsetzbar sein, ist es das in den meisten Branchen eben nicht und in der Autobranche auch nur begrenzt, wie Opel zeigt.
Ich finde es unverantwortlich, immer nur nach mehr zu rufen, genau wissend, daß dann Arbeit ins Ausland abwandert. Woher soll denn das Geld kommen, wenn ein deutsches Produkt deutlich teurer wird, als ein chinesisches? Wer zahlt denn freiwillig mehr nur dafür, daß ein Produkt in D gefertigt wurde?
Gesellschaftlich verantwortungsvoll fände ich da eher eine Mäßigung bei den Forderungen in Jobs, die hier eh schon gut bezahlt werden. Der Hinweis darauf, dann solle doch erstmal in schlecht bezahlten Jobs ordentlich nachgelegt werden, klingt gut, ist aber nichts als Schaumschlägerei.