Zitat von gerry im Beitrag #107
Zitat von thomasH im Beitrag #98
OK! Ich erklär's dir: Das Elsass gehört zu Frankreich. Nur von
1940 bis 1945 war es deutsch.
Nun ja - stimmt so nicht ganz.
Das Gebiet wechselte seit dem 17. Jahrhundert mehrmals die Zugehörigkeit zwischen Frankreich und Deutschland (Deutsches Reich).
Der Name Elsass kommt wahscheinlich aus dem "frühalthochdeutsch" und bedeutet "Bewohner des anderen Rheinufers".
Korinthenkackermodus aus:
Gruß Gerry
Du hast völlig Recht, Gerry! Ich wollte lediglich den Zeitraum beleuchten,
den Revenant erlebt haben könnte, wenn er denn so alt wäre und es damals
die W schon gegeben hätte.
Prägend für die Menschen waren wohl die Zeiträume
1. zwischen dem Deutsch-Französischen Krieg 1870-1871, nach dem das Elsass
eingedeutscht wurde und dem Ende des ersten Weltkrieges 1918. Dabei wurde
der Bevölkerung freigestellt, ob sie Franzosen bleiben möchten und damit
ihre Heimat verlassen wollten oder ob sie in Zukunft Deutsche sein wollten.
Zum grössten Teil wurde Deutsch Amts- und Schulsprache und der Grossteil der
Ortsnamen wurde eingedeutscht, was auf vielen alten Bahnhofsgebäuden noch
zu bestaunen ist, obwohl dort schon lange keine Züge mehr fahren.
Die Mutter eines Freundes von mir war Französin. Von Zeit zu Zeit haben wir
die besucht und ich wunderte mich immer, dass sie sehr gut Deutsch sprach.
Irgendwann hat sie offenbart, dass sie gar kein Französisch konnte. Sie hat
die Schule vor 1918 beendet und deshalb nie Französisch gelernt. Und das
war kein Einzelfall. Als deutschsprachige Eltern unterhielten sie sich
später auch mit ihren Kindern in dieser Sprache, die allerdings in der
Schule Französisch unterrichtet wurden, also zweisprachig aufwuchsen.
2. Zwischen 1918 und 1940 waren dann die Franzosen bemüht. alles Deutsche
zu tilgen. Die Bürger konnten wieder wählen, ob sie nach Deutschland ziehen
möchte oder hier bleiben wollten und viele Familien, die selbst oder deren
Vorfahren nach 1871 das Gebiet nach Frankreich verlassen hatten, kamen zurück.
Amts- und Schulsprache wurde Französisch und Deutsch wurde im offizielen Raum
nicht mehr verstanden, ja teilweise stand es unter Strafe.
3. Für viele Männer war der Zeitraum zwischen 1940 und 1945 der Schlimmste.
Zu Beginn des Krieges wurden sie von Frankreich rekrutiert und mussten gegen
die Deutschen kämpfen. Gerieten sie in Kriegsgefangenschaft, wurden sie als
Befreite angesehen, da man ja das Elsass (und auch Lothringen) nach dem
ersten Weltkrieg als zu Unrecht annektiert ansah. Also wurden die Männer, die
ja allesamt fliessend deutsch sprachen, in eine Landser-Uniform gesteckt und
gegen die Franzosen ins Feld geschickt. Und wehe, dort wurden sie wieder
gefangen genommen. Vor Jahrzehnten durfte ich einen in Metz wohnenden
Harley-Fahrer kennen lernen, der an einem ansonsten schönen Abend seine
Geschichte erzählte. Haarsträubend und zum Schluss hatte er Tränen in den
Augen.
Die Zeiten davor sind sicherlich ebenso prägend auf die Gesellschaft, haben
aber nur einen indirekten Einfluss auf die heute Lebenden.