Zitat von woolf im Beitrag #474
Danke Caboose, da ist ja sogar noch echtes Österreicherbashing drin. Cool. Sollte ich mir nur grade in Salzburg befindlich verkneifen.
Die österreichen Generäle forderten nach dem
Attentat von Sarajewo eine strenge Bestrafung
Serbiens, ohne im mindesten zu ahnen, welchen
Flächenbrand sie im Zeitalter der National-
staaten damit auslösen würden. Sie hatten an
einen begrenzten Konflikt geglaubt. Für einen
Krieg gegen Russland, das von Serbien zu Hilfe
gerufen wurde, war die k.u.k. Armee nicht gerüstet.
Teile der Truppen in diesem Vielvölkerstaat
sympathisierten mehr oder weniger offen mit den
Gegnern. Das alles schwächte die österreichische
Armee in hohem Maße. Hinzu kam, dass sich Italien
1915 auf die Seite der Entente schlug, wodurch
sich für Österreich, das damals bis Triest reichte,
eine zweite Front auftat, die sogenannte Isonzo-
Front.
Der Ausspruch v. Falkenhayns liest sich zwar bis
heute recht amüsant, wird aber den historischen
Gegebenheiten nicht gerecht. Dies nur zur
Klarstellung.
Zitat von woolf im Beitrag #474
Wenn man das so alles liest, scheint ja die komplette militärische Führung auf allen Seiten im Ersten entweder völlig verblödet oder zu unflexibel gewesen zu sein. Von den Engländern hört man ja ähnliches.
Nein - man muss sich folgendes vergegenwärtigen.
Man darf historische Personen und deren Handlungs-
weise nur vor dem damaligen zeitgeistigen,
politischen und Wissenshintergrund beurteilen,
sonst wird man der Geschichte nicht gerecht.
Beispielsweise hatten die damaligen Generalsstäbe
als jüngsten Krieg den deutsch/französischen
von 1870/71 vor Augen. Nach den
damaligenErfahrungen und politiischen Hintergründen
wurden die Strategien entwickelt. Eines hatte man
allerdings in gewisser Weise nicht genügend
berücksichtigt - die deutlich fortgeschrittene
industrielle Entwicklung. So hatte Deutschland
nur für ein Jahr Kriegsführung die notwendigen
Munitionsvorräte bzw. die Rohstoffe. Normalerweile
wäre im Jahre 1915 Schluss gewesen. Die damals
noch notwendigen Salpetervorräte, die hauptsächlich
aus Chile kamen, wären aufgebraucht gewesen. An
Nachschub war auf Grund der englischen Seeblockade
nicht zu denken.
Und warum konnte der Irrsinn weitergehen? Der
deutsche Chemieprofessor Fritz Haber hatte das
Verfahren der Stickstoffsynthese entwickelt -
und damit die weitere fast unbegrenzte Möglich-
keit zur Pulverherstellung geschaffen.
Es gibt noch weitere Gründe, auf welche damals
völlig unvorhersehbare Weise der Erste Weltkrieg
den Verantwortlichen vollkommen aus dem Ruder
gelaufen ist. Keine Seite hat dies so geplant,
keine Seite damit gerechnet bzw. rechnen können.
Dies spricht sie allerdings nicht von ihrer jeweiligen
Schuld frei.
Nicht ohne Grund wurde und wird dieser Erste
Weltkrieg die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts
genannt.