Ich kann in den Selbstmörder nicht hineinblicken und kann auch seine Krankheit nicht beurteilen, geschweige denn die Umstände, die ihn letztendlich dazu getrieben haben. Warum ich überhaupt auf das Thema angesprungen bin, ist zum einen das spontane aufgekommene Mitgefühl mit dem Lokführer, der ja nun gar nichts damit zu tun hat, und später dann das auffällige Gewese, dass um die ganze Angelegenheit in Rundfunk, Fernsehen und Presse gemacht wird - die Betroffenheit gestern in der Tagesschau fand ich doch recht befremdlich. Auf einmal hat außer seiner Frau keiner was gewusst? Soll ich das glauben?
In Hannover und Umland kannte ihn zumindest jedes Kind. Und wie Pele schon darauf hingewiesen hat, waren Robert Enke und seine Frau äußerst engagiert im Tierschutz und der Jugendförderung. Er war beliebt wie kaum ein anderer in der Region. Daß er den "Freitod" auf diese Art und Weise gewählt hat, kann ich auch nicht nachvollziehen, aber wer wusste schon, wie es ihm wirklich ging. Kein außenstehender Mensch kann das Handeln eines Depressiven wirklich mitvollziehen. Wer so eine Krankheit nicht hat oder hatte, kann es nicht beurteilen (Danke Paul!).
Ich bin kein Hardcore-Fußballfan, wie mein Nickname vielleicht suggerieren mag, aber das musste ich hier mal loswerden, bevor nun das Andenken an Robert Enke beschmutzt wird.
Trauernde Grüße
Andreas, der gestern abend auf einer bewegenden Trauerveranstaltung mit 50.000 Menschen war.
Der Hype in den Medien ist nunmal eine logische Folge bei prominenten Menschen. Es hätte genauso einen anderen Musiker, Schauspieler, Politiker, Wirtschaftskapitän oder sonstwen treffen können. Ich hab' den Herrn Enke nicht persönlich gekannt, war aber doch betroffen über sein Schicksal, und ich finde zumindest gut, das dieses Thema nun etwas enttabuisiert wird, in der Öffentlichkeit.
pelegrino, der auch Erfahrungen damit in seinem Umfeld machen mußte. Es ist wirklich schlimm für alle Betroffenen und nicht so einfach, wie manche sich das vorstellen. Einige edit: ich will da keine Namen nennen bzw. bewerten haben das schon ganz gut hier beschrieben.
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"Es ist nicht wichtig, wie alt Du bist, sondern wie Du alt bist." Marie Dressler
Ich höre den Namen zum ersten Mal, bin Fußball-Legastheniker.
Mein Mitleid beschränkt sich in erster Linie auf die Frau, auf das Kind und den Lokomotivführer (es sind schon Lokomotivführer aufgrund solcher Vorfälle berufsunfähig geschrieben worden).
Die ganz große Trauer stellt sich bei mir gegenüber den Selbstmördern selbst nie ein. Mein Kenntnisstand ist der, dass die Selbstmordgefahr bei optimaler ärztlicher Hilfe auch bei starken Depressionen nicht sehr groß ist. Ohne starke Medikamte läuft da soweit ich weiss aber gar nichts.
Hinweise auf schöne Sonnenaufgänge, zwitschernde Vöglein und dergleichen sind auf jeden Fall völlig deplatziert und kontraproduktiv.
Wir sind in gewisser Weise alle Selbstmörder, selbst diejenigen, welche den schnellen Suizid aufs Schärfste ablehnen. Suizidale auf Raten sozusagen...
Gibt doch hier Motorradfahrer im Forum, oder?
Raucher, Säufer, Übergewichtige, Autofahrer, Fußgänger, Schweinsgrippengeimpfte( ich konnt es mir nicht verkneifen. Sorry) etc.pp
Ja, ich höre sie schon schreien "ich setz mich nicht aufs Mopped um mich umzubringen", "ich rauche aus Genuß", "ich saufe...", beliebig fortzusetzen...
Überlegt nun genau wer der unehrlichere Typ Mensch ist. Ist es der Selbstmörder, welcher sich sein Leben bewusst nimmt oder sind es die "normal Sterblichen", die sich unbewusst ständig einer Gefahr aussetzen, weil's die Gesellschaft als gegeben hinnimmt?
Selbstmörder sind halt konsequent, ich könnt es aus meiner Sicht der Dinge nicht, kann mich aber in die Denkschemata eines Suizidalen hineinversetzen. Bei einem qualvollen Dahinsiechen habe ich mir eine solche Suizid-Option offen gehalten. Was nun qualvolles Dahinsiechen für den Einzelnen bedeutet, dies steht auf einem andern Blatt.
Nur weil wir die dahinter stehende Motivation nicht verstehen ist es nicht falsch oder richtig!
Selbstmord ist der konsequentste Weg, es gibt kein zurück!
Dies macht den meisten doch Angst in "unserer Gesellschaft".
Gruß Monti
---------------------------------------------------- Nur Dilettanten überfallen eine Bank, wahre Kriminelle gründen eine!
Jeder der eine Psychische Erkrankung hat ist immer gefährdet. Bei vielen wartet man nur darauf weil die immer am jammern und heulen sind. Aber die die immer weiter funktionieren sind die wirklich gefährdeten. Denn die zerbrechen unter dem Druck unter den sie sich zusätzlich selbst setzen. Tabletten und Therapien sind für viele ein Allheilmittel um jemanden wieder zum Funktionieren zu bringen. Mehr ist das auch nicht. Wenn ein Depressiver nur mit Tabletten und Gefühlsblockern von einem Tag in den nächsten kommt ist das kein Leben. Da wird nur mit Chemie versucht denjenigen am funktionieren zu halten. Dann noch Vorwürfe machen von wegen denk an deine Lieben erzeugt noch mehr Druck. Und das jeden Tag. Jeden einzelnen verdammten Tag funktionieren müssen für andere. Und sobald die Tabletten abgesetzt werden der große Rückfall mit Ansage und mit dem Wissen was für eine Quälerei jede Minute sein wird, und wofür? Damit dieser Mist morgen wieder genauso ist und übermorgen und überübermorgen... Depression ist nicht vergleichbar mit ein wenig traurig sein. Depressionen sind wie ein alles verschlingendes schwarzes Loch dass einem jegliche Energie, Mut, freude und Lebenswille aussaugt bis man nur noch eine leere Hülle ist. Manchmal ist der Selbstmord nur noch der äußerliche Tod denn drinnen sind diese Menschen schon gestorben. Und etwas was keiner bedenkt: Die, die diesen leuten am nächsten stehen werden in diesen inneren Tot mitgezogen. Die Frau wusste vielleicht wie schlecht es ihm ging und wie gefährdet er war. Aber vielleicht hat er das auch gut genug verborgen. Viele vielleichts.
Ein gutes hat das aber: Jetzt wird wenn auch nur kurz und wie immer oberflächlich über Depressionen gesprochen. Bisher war das die Krankheit der Versager. Enke war kein Versager. Er war nur nicht stark genug für dieses Leben.
Ich erinnere mich vor einigen Jahren, als der junge Sebastian Deisler seine Depressionen öffentlich machte und dafür zum Teil fürchterlich zerrissen wurde, größtenteils auch von der Presse. Da wurde der junge Mann als Weichei dargestellt. Nun, das Weichei hat seine Depressionen wenigstens überwunden und sprang nicht vor einen Zug.
Im Gegensatz z.B. zu Ernest Hemmingway oder Kurt Cobain....
Es liegt an unserer "Leistungsgesellschaft", dass Depressionen nicht als Krankheit anerkannt werden. In Deutschland gibt es ca. 12 000 Selbstmorde, und fast immer sind Depressionen mit im Spiel. Jeder 8. Deutsche leidet mindestens einmal in seinem Leben an einer echten Depression.
Anbei sei noch bemerkt, dass ich vor 2 Jahren ein sehr schlimmes Erlebnis hatte, sehr depressiv wurde und von einigen Individuen aus meiner Arbeit ausgegrenzt wurde, und das nur wegen einer einzigen Woche Auszeit! Geholfen aber haben mir meine Freunde (auch hier im Forum) und zeitweise der Alkohol, letztlich eine glückliche Beziehung, um das Erlebte zu verarbeiten und zu überwinden.
Und wer mehr zu dem Thema Depressionen, Schizophrenie erfahren möchte, der spreche bitte mal mit meiner Freundin Anna, die arbeitet nämlich in der Geschlossenen, und Selbstmorde sind da leider fast an der Tagesordnung.....
R.I.P. Robert Enke, und viel Kraft seiner Frau und seiner Familie.
In Antwort auf:und wenn ich dann solche Stammtischparolen, wie die von Schotte lese, könnte ich nur kotzen.
Tschö
Maggi
Na dann pass mal auf, das Du Dich nicht dran verschluckst!!! Wo bitte schön habe ich dennStammtischparolen verbreitet??? Wenn dieser Mensch krank war, hätte er halt in Behandlung gehört. Das kann aber nix werden, wenn er selbst seinen Ärzten etwas vorlügt. (wie gestern im Frensehen zu hören war)
Außerdem habe ich eben für Selbstmörder keinerlei Verständis, was wohl zum Teil daran liegen mag, das so ein Fall im engeren Familienkreis für viel Leid gesorgt hat ....
Und sieh das Ganze mal von der anderen Seite: Wenn Dir so ein Selbstmörder ins Auto knallt, dann muß dessen Haftpflichtversicherung noch nicht mal für die Schäden aufkommen, da nur für Unglücksfälle zuständig!!! Und wenn Du dabei selber zum Pflegefall wirst, dann interessiert das keine Sau, wie Du dann Deine Familie ernährst!!! Bei so was könnte ich dann kotzten .....
Schotte (etwas angefressen!)
_______________________________________________________________ Lieber ne gesunde Verdorbenheit, wie ne verdorbene Gesundheit!
Mal zum Thema "Arschlochselbstmörder", die sich vor einen Zug werfen:
Ich arbeite ja bei der Frankfurter Verkehrsgesellschaft und bei uns kommt es immer mal wieder vor, dass sich einer vor die U-Bahn wirft.
Die Leute, die sich um die Fahrer kümmern, nach dem sie einen Menschen überfahren haben, sind weit davon entfernt, den Selbstmörder als Arschloch darzustellen!
In erster Linie wird den Fahrern dahin gehend geholfen, dass sie nicht das geringste dafür konnten, einen Menschen getötet zu haben.
Da spielt auch hinein, dass diese Leute versuchen, den Fahrern zu vermitteln, in welch verzweifelter Situation ein Mensch steckt, der so etwas tut. Und da diese Leute psychologisch geschult sind, wissen sie auch, was eine Kurzschlusshandlung ist...
Ich habe immer das Gefühl, dass solche Menschen herabgewürdigt werden, weil sie in unserer "Gesellschaft" nicht mehr funktionieren. Mir geht es oft so, dass ich mich frage, warum ich selbst in diesem Haufen von Verrückten überhaupt noch funktioniere und habe vollstes Verständnis, wenn Menschen in unserem Gesellschaftssystem verzweifeln.
Gruß Hans-Peter
Zwei Dinge sind unendlich: Das Universum und die menschliche Dummheit. Aber beim Universum bin ich mir noch nicht sicher... Albert Einstein
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