Warum soll Schotte nicht auch ein paar schöne Erinnerungen an eine insgesamt nicht so tolle Zeit haben? Meinst du, man kann einen Schalter im Hirn umlegen und 40 Jahre seines Lebens ausknipsen? Oder soll er sich entschuldigen, dass er in der DDR gelebt hat?
Seine persönlichen schönen Erinnerungen möchte ich ja auch nicht in Frage stellen oder gar als Vorwurf verstehen.
Um Himmels willen!!
Ich möchte nur einmal darauf hinweisen, daß es auch Menschen gibt, die das mit dem Anstehen für selbstverständliche Dinge und dem "Fünfer im Lotto für ne Tüte Flips" nicht kennen und den Eindruck gewinnen könnten, daß ja alles halb so wild war.
Diese Verniedlichungen der DDR-Alltagsproblematiken reagieren Menschen, die sehr unter dem Regime gelitten haben, recht allergisch.
Zitat Es gibt Leute, mein lieber Schotte, die haben überhaupt keinen Sinn für die tollen Erinnerungen an die Mangelwirtschaft.
Knorri
Ich sehe schon, für den feinen, zuweilen hintersinnigen Humor der damaligen DDR fehlt Dir anscheinend das Gespühr! Damals sagte man halt so einiges zwischen den Zeilen! Und jeder hats verstanden.
Zitat Warum soll Schotte nicht auch ein paar schöne Erinnerungen an eine insgesamt nicht so tolle Zeit haben?
Eben, dazu sehe ich echt keinen Grund. Außerdem wollte ich damit auch noch ganz nebenbei mal rüberbringen, das wir uns damals noch über Kleinigkeiten freuen konnten! (wie zum Beispiel auch einen Tagesausflug in den Magdeburger Zoo, den wir, also mein älterer Bruder und ich, damals jedes Jahr mit den Eltern machten.)
Die heutigen durch die Überflußgesellschaft verwöhnten oder wohl besser verdorbenen Menschen können das anscheinend nicht wirklich nachvollzehen. (merkt man ja auch hier, an der nachwachsenden Generation, die wohl den Hals nie mehr vollkriegt )
Und vorhin ist mir gerade durch den Kopf gegangen, das so ein langer, kalter Winter wohl in der DDR der Supergau gewesen wäre. Nicht nur, das da die Versorgung mit Elektroendergie immer ein Problem war, nein auch rein privat. Wir zum Beispiel hatte eine Zentralheizung mit einem eigendlich für Koks ausgelegten Kessel. Nur war blöderweise der Bezug desselben irgendwann in der zweiten Hälfte der siebziger mal begrenzt worden. Und zwar auf zunächst 40 und später 20 Zentner pro Jahr und Haushalt. Na, die wären jetzt wohl längst alle. Und mit Braunkohlenbriketts allein bekam man bei der Kälte die Bude nie über etwa 17 Grad ...
Zum Glück hatten wir geheime Reserven. Mein Vater hatte sich damals (da war der Einkauf noch frei, ohne Mengebegrenzung) mal einen ganzen W 50 Kipper mit Anhänger aufschwatzen lassen. Der kam mal an einem Samstag, als im Ort gerade das jährliche Heimatfest stattfand. Und der Fahrer somit kaum jemanden zu Hause antreffen konnte. Auf der anderen Seite wollte er natürlich den Koks so schnell wie möglich loswerden, weil er danach Feierabend hatte und ja selber aufs Fest wollte. Im Nachhinein ein riesen Glücksfall! .... ja, so war das halt, damals...
Schotte (der aber trotzdem seine Kindheit nie missen möchte!)
_______________________________________________________________ Lieber ne gesunde Verdorbenheit, wie ne verdorbene Gesundheit!
Zitat Diese Verniedlichungen der DDR-Alltagsproblematiken reagieren Menschen, die sehr unter dem Regime gelitten haben, recht allergisch.
Zu diesem Punkt könnte ich mehr beitragen, wie Du vielleicht vermutest. Aber zum Einen gehört das nicht an die Öffendlichkeit und zum Anderen will ich hier nicht das Opfer miemen. Da hätten Andere auf jeden Fall mehr Grund dazu!
Und gehört es nich auch zur Natur des Menschen, sich im Nachhinein hauptsächlich an die guten Dinge im Leben zu erinnern? Wenn ich heute auf Feiern mal nen Schwank aus der Armeezeit zum Besten gebe, dann ja auch meist die lustigen Begebenheiten und nicht die ekeligen, zuweilen echt schlimmen Situationen, die man damals so durchmachen mußte!
Schotte
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