Der Wankel scheint mir ein faszinierender Irrweg zu sein. Ende der 70er hatte ich mehrfach das Vergnügen, in einem RO 80 mitzufahren. Der Antritt und der Klang - einfach sagenhaft!
Mich hat eigentlich der Klang immer ein kleinwenig abgeschreckt. Wie eine Dose Nüsse haben wir früher immer gesagt. Aber ansonsten bin ich von Wankel-Modellen auch sehr angetan. Einfach technisch hochinteressant. Aber der Rotationskolben wird ja derzeit dann doch eher vom Rotor abgelöst.
So einen "irrsinnigen" Irrweg fuhr ich auch mal. Allerdings zweirädrig, verpackt in einen Kleinkraftrad/125er Rahmen von einem deutschen Hersteller, der ein Namensvetter mit der Milleniumszahl hintendran der W war. Das Beste an ihm war das Drehmoment des Drehkammermotors, munter durch zuviele Gänge des 6-Gang-Getriebes gesteppt.
Wie? Ein Wankel in einem Kleinkraftrad-Rahmen? Was war das denn? Du wirst doch nicht ernsthaft behaupten, das die W2000 irgendwas mit den Hercules Kleinkrafträdern gemein hatte?
Formuliere kurz um mit einem Zitat, denn meine Erinnnerung hat den Kleinkraftradvergleich falsch abgespeichert. Deine Bilderschau macht den Unterschied zudem offensichtlich.
"Dazu kam, dass die W2000 in einigen wenigen Details (Cockpit, Zündschlüssel) an die Kleinkrafträder aus dem Hause Hercules erinnerte."
Ich konnte sie seinerzeit öfters fahren. Der Durchzug war enorm und wurde mit Motorrädern wie CB750 und Z900 verglichen. Die Leistung war dennoch bei nur 27 PS. Ein bisschen mit heutigen E-Motorrädern vergleichbar - wobei der Verbrauch eher diametral entgegengesetzt war. Ein guter Freund, der eine hatte, meinte immer, dass der gute Ernst Harr den Elefantenboy nur deswegen geschaffen hat, weil unten ins Werkzeugfach genau ein Ersatzmotor der W2000 gepasst hat. Meiner Erinnerung nach ging der Motor aber zumindest bei dem Motorrad meines Freundes nie kaputt.
Stimmt es eigentlich, dass die Hercules-Leute damals von BMW die Kardan-Konstruktion kaufen wollten, diese ablehnten und daher der W 2000 die Kraftübertragung per Kette verpasst wurde?
Oder ist das nur eine Legende, die von dem Prototypen mit BMW-Kardan herrührte?
Dafür litt der Motor besonders in den Übergangsjahrzeiten sehr unter Vergaservereisung des freihängenden und oberhalb des Motors kaum durch dessen Abwärme erwärmten Vergasers, der leider nicht beizukommen war. Hercules wusste keine Lösung dagegen. Eine Vergaserheizung wie in der 1. W fiel ihnen vermutlich nicht ein, oder gab's noch nicht. Ein reger Schriftverkehr mit dem Hersteller hatte stattgefunden. Auch der Versuch, sie durch eine selbstgebastelte Verkleidung einzugrenzen, blieb recht erfolglos.
Dies und ein mir als Student zu hoher Zweitaktgemischverbrauch bewirkten letztlich die Trennung. Heute hätt' ich sie gerne für Ausfahrten, denn wenn sie nicht unrund lief, lief sie sehr überzeugend. Egal ob allein oder zu zweit. Sie zog einfach davon unbeeindruckt gut, nachhaltig und immer wie ein prima leerer Staubsauger.
Meines Wissens hätte der Kardan, egal ob Zukauf oder Eigenkonstruktion, schlicht und ergreifend den Kostenrahmen gesprengt. Von BMW war der, der in den Vorserienmodellen verbaut worden war, ja ohnehin nicht mehr verfügbar.
Im Gegentum. Das Experiment dürfte die Benzler ziemlich viel gekostet haben. Gegen BMW und VW mit einer dritten Marke antreten is halt Hochrisiko.
„Wenn eine Gesellschaft gegenüber offen intoleranten Menschen tolerant ist, geht das nicht gut für diese Gesellschaft aus.“ Sir Karl Popper, „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“