He Leute, hab ein Video mit interessanten Kurvenfahr-Tipps gefunden, ist aber schon von 2009. Ist das so noch Aktuell, oder hat sich mittlerweile die Strategie geändert ?
Zitat von Zyklop im Beitrag #1He Leute, hab ein Video mit interessanten Kurvenfahr-Tipps gefunden, ist aber schon von 2009. Ist das so noch Aktuell, oder hat sich mittlerweile die Strategie geändert ?
Ich find’s tatsächlich nicht mehr aktuell, aber nicht, weil es von 2009 ist, sondern weil die Ansichten von 1924 sind. Der Film erweckt den Eindruck, dass eine Kurve nur als Ganzes "genommen" werden kann und dass der weitere Verlauf nur vom Einlenkpunkt abhängt, in diesem bereits festgelegt wird und dann nicht mehr korrigiert werden kann. Das ist Quatsch.
Kurven sollten - wie der ganze Rest auch - mit den Rädern stets in der Mitte der eigenen Fahrspur befahren werden. Und zwar nur so schnell, dass man stets dem Kurvenverlauf folgen kann und nach rechts oder links ausweichen kann, falls unerwartet ein Hindernis auftaucht. Links gibt es die Kurvenschneider, rechts Fahrräder und Ähnliches. Dass dort außerdem der Grip am besten ist, ist eine willkommene Dreingabe.
Heutzutage werden Kurven "hinterschnitten", da gehts mit Sicherheit voran: http://m.motorradonline.de/schraubertipp...g-fahren/446478 Aber dass wie 1924 (Serpel) auch heutzutage Schlaglöcher, Spurrillen, Asphaltübergänge (Fahrstreifenmitte!) bzw. Rollsplittreste (ebenfalls Fahrstreifenmitte!) jede Kurve gerne zieren und eine unbekannte, nicht täglich befahrene Strecke zum Abenteuer macht, wird wenig thematisiert.
Also ich finde den Film gut und richtig. Wer schaut sich so einen Film an? Jemand der sich mit dem Kurvenfahren noch nicht auskennt. Und der/diejenige lernt dann, wie man es a) vermeiden kann, zum Kurvenende im Gegenverkehr zu landen und b) wie man frühzeitig so weit wie möglich in die Kurve hineinsehen kann. Serpels Kritik empfinde ich daher in diesem Zusammenhang als "Quatsch", denn es darf vorausgesetzt werden, das bei dieser Fahrweise der Kurvenverlauf einsichtig ist und kein unerwartetes Hindernis auftaucht. Der Film thematisiert nicht das Fahren uneinsehbarer Kurven sondern vermittelt die optimale Kurvenlinie. Und insbesondere, wenn der Kurvenverlauf noch nicht einsichtig ist, ist es auch sinnvoll, sich dirch diese Fahrweise möglichst viel Überblick zu verschaffen, natürlich mit der Vorgabe, jederzeit korrekturbereit und -fähig zu sein. Insofern denke ich, dass bei einsichtigem Straßenverlauf schon die gesamte Fahrspur genutzt werden kann und sogar soll, um ein richtiges Gefühl für Kurven zu bekommen. Wohlgemerkt die Fahrspur und nicht die Fahrbahn. Insbesonder gefällt mir an dem Film, aufzuzeigen, dass es in Linkkurven eben nicht ratsam ist, mit den Rädern lediglich rechts von der Mittellinie zu bleiben und den Kopf dem Gegenverkehr hinzustrecken. Was man tagtäglich beobachten kann.
Zitat von Falcone im Beitrag #5Wer schaut sich so einen Film an? Jemand der sich mit dem Kurvenfahren noch nicht auskennt. ... Serpels Kritik empfinde ich daher in diesem Zusammenhang als "Quatsch", denn es darf vorausgesetzt werden, das bei dieser Fahrweise der Kurvenverlauf einsichtig ist und kein unerwartetes Hindernis auftaucht. Der Film thematisiert nicht das Fahren uneinsehbarer Kurven sondern vermittelt die optimale Kurvenlinie.
Die optimale Kurvenlinie ist was für die Rennstrecke, im öffentlichen Straßenverkehr gibt es so etwas nicht. Jedenfalls nicht, wenn ein Anfänger (und angeblich richtet sich der Film an solche) in ihm unbekanntem Terrain unterwegs ist. Das Hinterschneiden ist in Rechtskurven sau gefährlich, weil der Gegenverkehr oftmals viel schneller da ist, als der Anfänger glaubt (und dann erst noch schneidend daher kommt), in Linkskurven selbst für den Fortgeschrittenen kaum machbar, da die meisten schon froh sind, wenn sie die Links so spät einlenken, dass sie überhaupt auf der eigenen Fahrspur bleiben. Das hatte ich schon mal (vergeblich) thematisiert.
Als ich vor 18 Jahren mit dem Motorradfahren angefangen habe, habe ich das mit dem Hinterschneiden auch schon in MOTORRAD gelesen und den (nachhaltigen) Eindruck mitgenommen, dass Kurven "als Ganzes" gefahren werden müssen, dass also im Einlenkpunkt der weitere Verlauf bereits eindeutig und unausweichlich festgelegt werden müsse. Das ist nicht nur sehr gefährlich, sondern auch völlig unnötig.
Ich schreibe es daher nochmals, in der Hoffnung, dass ich diesmal (richtig) verstanden werde: Vom physikalischen Standpunkt aus ist die Fahrdynamik des Zweirads in Kurven keine andere als bei Geradeausfahrt. Lenker rechts drücken und das Rad fährt nach rechts, Lenker links drücken und es fährt nach links - in Kurven genauso wie auf der Geraden. Ich sehe nicht ein, warum Kurven "als Ganzes", also in einem Bogen gefahren werden sollten. Kurven können problemlos so gefahren werden, wie der Straßenverlauf vorgibt. Das ist nicht nur viel sicherer, sondern macht darüber hinaus auch noch viel mehr Spaß. Es geht ja nicht darum, einen Geschwindigkeitsrekord auf der Straße aufzustellen.
gähn, das Video ist leicht ermüdend. Grundsätzlich no na ned. In meiner, von Bergstraßen geprägten, Realität aber oft obsolet; da ist es alles andere als selbstverständlich, dass dir überhaupt die eigene Fahrspur übrig bleibt, wenn z.B. ein Bus um die Ecke schert. Teile da Serpels Einschätzung.
Ich denke, ich versteh jetzt, worauf du hinaus willst: Der ambitioniertere Motorradfahrer kommt leicht dazu, aufgrund solcher Hinweise die Landstraße mit den optimalen Verhältnissen einer Rennstrecke zu verwechseln. Ich betonte oben auch, dass es in erster Linie um einsichtige Straßenverhältnisse geht. Grundsätzlich bin ich auch der Meinung, dass man in der Mitte der Fahrspur bei unklaren Verhältnissen am besten aufgehoben ist. Genauso, wie man natürlich etwas sicherer bei weniger Tempo ist.
Und im Bett ist man sogar noch etwas sicherer. Meistens.
Kurven müssen sicherlich nicht als Ganzes durchfahren werden. Ich denke aber, es hilft ungemein, wenn man sie bei entsprechenden Voraussetzungen als Ganzes begreift und sie dann auch als solches durchfährt. Erst das macht doch den Reiz des Motorradfahrens aus und schafft den flüssigen Fahrstil. Mit tut es immer richtig weh, wenn ich hinter einem her fahre, der in einer Kurve mehrfach nachkorrigiert. Und das bleibt halt nicht aus, wenn man nicht den Weitblick anwendet, die Kurve bis zu Ende wahrnimmt und sie als Ganzes nimmt.
Zitat von Falcone im Beitrag #8Mit tut es immer richtig weh, wenn ich hinter einem her fahre, der in einer Kurve mehrfach nachkorrigiert. Und das bleibt halt nicht aus, wenn man nicht den Weitblick anwendet, die Kurve bis zu Ende wahrnimmt und sie als Ganzes nimmt.
Es ist ein Unterschied, ob man Kurven als Ganzes begreift und durchfährt oder ob man einfach dem Straßenverlauf folgt. Ich sehe nicht ein, warum zwischen der Linienwahl von Motorrad und Auto ein prinzipieller Unterschied bestehen sollte. Auch mit dem Motorrad kann man permanent lenken und muss nicht Kurven einlenken, halten und auslenken. Letzteres wird zwar sicher so empfunden bei Kurven, die Geradenstücke miteinander verbinden, wie beispielsweise in der norddeutschen Tiefebene; bei italienischen Gebirgsstraßen hingegen verwischt der Unterschied zwischen Einlenken, Halten und Auslenken. Dort reihen sich Kurven unterschiedlichster Radien nahtlos aneinander, wodurch eine "Ideallinie" im MOTORRADschen Sinne im Ansatz verunmöglicht wird. Wenn man nach dem modularen Ansatz fährt und es passt nicht, ist tatsächlich - meist mehrfaches - Nachkorrigieren nötig. Hat man aber gelernt, einfach der Straße lang zu fahren, fallen kleinere Kurskorrekturen nicht ins Gewicht, da man ja ohnehin ständig den Kurs ändert.
Seit einigen Jahren fahre ich nach dieser "schlanken" Methode und habe nur die besten Erfahrungen damit gemacht. Vor allem habe ich das Kurvenschneiden komplett aus dem Repertoire gestrichen, aber das ist ein anderes Thema ...
Ich vermisse die Serpel'schen Berechnungen mit mathematisch schlüssig geführtem Beweis!
Als mittelprächtig begabter Fahrer bewege ich mich auf einer angenäherten Ideallinie, mit der ich auf keinen Fall mit anderen Verkehrsteil- nehmern ins Gehakel komme - dabei gefühlte 15 - 20 % langsamer, als die Situation zulässt, um notfalls bei plötzlich auftretenden Gefahren, mit denen mal wieder kein Schwein gerechnet hat, noch ausweichen bzw. korrigieren zu können.
Natürlich, schnell geht anders - aber Hauptsache, man bleibt oben.
Gruß, Caboose
Es ist immer wieder faszinierend, über Dinge zu staunen, die anderen Menschen Freude bereiten.
Zitat von Falcone im Beitrag #12Dein Grund dafür würde mich jetzt aber schon mal interssieren.
Hatte ich kürzlich mal extra einen Fred dazu aufgemacht. Hat aber niemand wirklich interessiert. Ein Argument stand aber noch aus, glaube ich:
Durchs Schneiden kann man deutlich schneller fahren als man eigentlich kann, wenn man auf Linie gezwungen ist. Das kann große Schwierigkeiten geben, wenn unvermittelt Gegenverkehr auftaucht und man ins Glied zurücktreten muss. Weil man die Geschwindigkeit dann nicht mehr beherrscht.
Namd Männer, finde das Thema zwar interessant aber die Diskussion bis ins Detail zu erläutern überflüssig. Fakt ist, das wir alle der Strassenverkehrsordnung unterliegen,und nicht auf einer Rennstrecke sind. Somit haben wir ob wir wollen oder nicht immer mit Hindernissen o. Unwegbarkeiten zu rechnen.Das viele unserer Spezies sich oft darüber hinweg setzen (mich eingeschlossen) diese Tatsache zu ignorieren, ist mit dem Risiko des Nichtwissens was in ,o. nach der nächsten Kurve passiert behaftet. Es erübrigt sich fast weiter zu machen, denn wenn wir das machen würden was von uns auf der Strasse verlangt wird würde jeder von uns ob nun erfahrener Pilot o. Anfänger immer jede Kurve ohne Schwierigkeiten meistern. Es ist auch unbedingt davon abzuraten sich mit den Cräcks der Strasse zu messen o. u.U. sich von denen verleiten zu lassen, man stösst schneller an seine Grenzen als man glaubt. Ja ja, Volla du Moralapostel, ich höre es schon. Also mal losgelöst von der Leistung meines Motorrads, ich bin mit Sicherheit nicht der Langsamste, aber auch nicht der Schnellste auf Deutschlands Strassen. Bin gestern unterwegs gewesen, hatte 2x das Erlebnis der besonderen Art, insbesondere mit so Pseudo Häng Off typen. Viel zu schnell, in Rechtskurven überholt, knapp den entgegenkommenden Autos noch ausgewichen, alles im Überholverbot, und nicht einsichtigen Kurven. Ich brauche das nicht wirklich, schon garnicht mit mehr als 30 über Vorschrift.Habe 27 Jahre meinen Ar... im Grubenrettungswesen hingehalten und bin froh mit wenigen Verletzungen das überstanden zu haben.
Ja, an den Fred kann ich mich erinnern, Serpel. Für mich habe ich ein ganz anderes Argument gefunden, Kurven nicht zuschneiden, jedenfalls nicht derart zu schneiden, wie es allgemein als solches bezeichnet wird, nämlich insbesondere in Linkskurven den Radius zu vergrößern, indem man auf die Gegenfahrbahn wechselt. Der dadurch mögliche Geschwindigkeitszuwachs interessiert mich weniger, da ich ja nicht wie beim Rennen als erster ankommen will, also nicht auf Zeit fahre. Ich fahre aber gerne recht flott. Und ich finde, dass Kurven das Salz in der Suppe sind. Insofern bringe ich mich ja selbst um den Spaß des Kurvenfahrens und der Schräglage, wenn ich sie nicht auf meine Spur ausfahre. Das Anschneiden zum äußeren Rand, das dann schnelle Abkippen und das anschließende "Begradigen" der Kurve zur Mitte meiner Fahrspur hin, um besser zu beschleunigen, mache ich natürlich trotzdem.