Nach langen Jahren und hunderttausenden von Kilometern ist es mir endlich eingefallen, das ultimative Kriterium, das den besten Motorradreifen auszeichnet.
Es ist weder die Handlichkeit noch die Haftung in Schräglage; auch nicht die Stabilität und erst recht nicht der Komfort. Es ist nicht der Verschleiß, und es sind nicht die Nässeeigenschaften. Es ist nicht dies und ist nicht das …
… aber was ist es dann?
Der beste Motorradreifen ist der, der ein möglichst spätes Einlenken in Kurven unterstützt.
So einfach, so simpel, aber genau das ist es. Danach habe ich so lange gesucht.
Zitat von Serpel im Beitrag #1So einfach, so simpel, aber genau das ist es. Danach habe ich so lange gesucht.
Kling etwas "kurz" gegriffen, so ohne weitere Erläuterungen. Denn alle von dir sonst genannten Punkte, sind für einen wirklich guten Reifen enorm wichtig - und zwar nicht "entweder - oder", sondern "sowohl als auch"!
Von daher klingt deine Erkenntnis eher nach einem weiteren, ergänzenden Kriterium für einen ausgesprochen guten Reifen.
Also um Reifen mache ich mir gar keine Gedanken. Hauptsache, sie kleben ordentlich auf der Straße, rennen nicht jeder Rille nach, verschleißen nicht zu schnell und sind nicht so teuer.
Ob ich nun 'n bißchen früher oder später einlenke, ab und zu muss man halt einlenken, fast wie im richtigen Leben, mal 'n bisschen mehr oder auch weniger.
Wieso - spielt das irgend eine Rolle?
Das Leben ist zu lang, um kurzatmige Motorräder zu fahren.
Gruß, Caboose .
. Es ist immer wieder faszinierend, über Dinge zu staunen, die anderen Menschen Freude bereiten.
Zitat von Caboose im Beitrag #7Ob ich nun 'n bißchen früher oder später einlenke, ab und zu muss man halt einlenken, fast wie im richtigen Leben, mal 'n bisschen mehr oder auch weniger.
Wieso - spielt das irgend eine Rolle?
Ja, das spielt eine sehr große Rolle.
Mit abgefahrenen Reifen an der Verschleißgrenze zum Beispiel ist es praktisch kaum mehr möglich, Kurven spät genug einzulenken. Damit kommt man in Linkskurven dem Mittelstrich meist gefährlich nahe und muss oftmals korrigieren. Rechtskurven entsprechend andersrum.
In viel höherem Maße wird Derartiges doch von der Rahmen- geometrie und vor allem von der Reifenbauart beeinflusst.
Als ich meiner R75/7 statt der althergebrachten Diagonal- reifen vor einigen Jahren Niederquerschnittsreifen (BT 45) spendierte, wurde aus der etwas s-teifen Mühle plötzlich eine sehr kurvengängige Maschine. Sie hat zwar nicht mehr diesen stoischen Geradeauslauf, aber freihändig kann ich damit immer noch fahren.
Nun bin ich nie im Rennstil unterwegs und bei knapp 2 mm fliegen die Dinger eh 'runter. Bin auch kein Kurventheoretiker, sondern folge nur möglichst der (angenäherten) Ideallinie. Bestimmt kann man das alles sehr schön berechnen. Da ich von höherer Mathematik fast keine Ahnung habe, fahre ich einfach nach G'fui. Auf der Rennstrecke zählen natürlich die Zehntel, beim ruhigen Genusskradeln ist es aber doch völlig egal, ob ich a bisserl früher oder später einlenke - welche Rolle spielt das für den Otto Normaltourenfahrer? Korrigieren in der Kurve muss ich - selten. Höchsten einmal, wenn ich eine unbekannte Zuzieherkurve nicht rechtzeitig als solche erkannt habe. Und in Linkskurven halte ich die Mühle schön im rechten Drittel der Fahrspur, da passiert nix.
Mir scheint, dass Du aufgrund Deines Fahrstils vollkommen andere Prioritäten setzt, einfach setzen musst.
Oder sehe ich das falsch?
Gruß, Caboose .
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Zitat von Pit aus Detmold im Beitrag #11Interessant ist doch eigentlich eher, ob ich heile aus der Kurve rauskomme.
Das ist die Grundvoraussetzung, um hinterher noch etwas im Forum schreiben zu können.
Zitat von Pit aus Detmold im Beitrag #11Ob ich stylisch reingekommen bin, tangiert mich höchstens peripher.
Aber ich lege schon einen leichten Ehrgeiz an den Tag, Kurven insgesamt sauber und harmonisch zu durchfahren. Das ist mir wichtiger als die Geschwindigkeit. Und wenn ich mal Ecken in die Kurve hineinfahre, gebe ich mir schon schlechte Haltungsnoten. Wobei ich andererseits die 6.0 auch eher selten erreiche ... .
Gruß, Caboose .
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Keine Ahnung was der Serpel uns hier verzählen will ... oder ob das nicht(wieder mal) eine "Verarsche" ist?!
Ob man mit einem Reifen wie spät einlenken kann oder eher nicht, ist doch einzig und allein davon abhängig ob und wie dieser haftet und wie handlich er dabei ist ... ma sog'n ...
Zitat von piko im Beitrag #13Ich verstehe ehrlich gesagt absolut nicht, was der Serpel uns hier verzählen will ... oder ob das nicht(wieder mal) eine "Verarsche" ist?! piko
Das würde Serpel doch nie nie nicht machen ...
Das ist .bestümmpt' höhere Rennmathematik. Denke nur noch am Serpels wilde Rechenformeln. Der große Meister möge uns arme Unwissende aufklären - aber bitte ohne Formeln.
Denn bevor ich das nachgerechnet habe, liege ich mit meiner Mühle in der Wiese!
Gruß, Caboose .
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Ganz bestimmt möchte ich hier niemanden auf den Arm nehmen - mir ist es mit diesem Thread so ernst wie sonst kaum einmal. Und ausnahmsweise kann ich hier keine Theorie anbieten, die das Phänomen einigermaßen treffsicher beschreiben und erklären könnte. Es ist einfach nur eine Beobachtung. Mir ist das letzthin bewusst geworden und ich hatte das Gefühl, den Stein der Weisen gefunden zu haben.
Und zwar bin ich auf eine Gruppe von Motorradtouristen am Ofenpass aufgelaufen, die natürlich prompt Gas gegeben haben. Je weiter ich nach vorn kam, umso schneller wurde das Tempo und desto deutlicher wurden deren Probleme beim Kurvenfahren. Mit Schräglagengrenze hatte das natürlich noch längst nichts zu tun (dazu waren wir viel zu langsam), sondern mit der Linienwahl in Kurven (obwohl das sicher keine Anfänger waren). Es war beim Hinterherfahren allzu offensichtlich, dass der jeweilige Vordermann Probleme hatte, den richtigen Einlenkpunkt zu finden. Und da ein zu Spät nicht möglich ist, wurde dieser Punkt von buchstäblich jedem Fahrer in jeder Kurve in Richtung zu früh verlegt. Bis ich den letzten überholt hatte, waren wir in einem Bereich, in dem die Verkehrssicherheit nicht mehr wirklich gewährleistet war.
Dabei wurde mir klar: Jeder Fahrer hat für jede Fahrbahnbreite und jeden Kurvenradius seinen individuellen Geschwindigkeitsbereich, in dem er sich wohl fühlt, weil er Kurven einigermaßen treffsicher einlenken und umrunden kann. Wird es schneller, funktioniert das nur noch unter teilweiser Ausnutzung der Gegenfahrbahn, also eigentlich im Tabubereich.
Und nun kommen wir zu den Reifen: Der Hauptunterschied zwischen neuen und abgefahrenen Reifen besteht darin, dass sich Kurven mit Neureifen viel, viel treffsicherer einlenken lassen. (Warum das so ist, komm ich schon noch irgendwann drauf.) Das macht Motorradfahren entweder viel entspannter, genussvoller und sicherer oder aber deutlich flotter, wenn man auf die neu hinzugewonnene Sicherheitsmarge verzichtet und in entsprechend höhere Geschwindigkeit umsetzt.
Und nicht nur zwischen Neu- und Altware gibt es diesen Unterschied, sondern auch zwischen den verschiedenen Reifentypen. So sind Sportreifen deutlich zielsicherer einzulenken als Tourenpneus, worin ich deren größten Vorteil sehe. Aber natürlich gibt es auch innerhalb ein und desselben Segments Unterschiede zwischen den einzelnen Produkten der verschiedenen Hersteller.
Für mich macht der Aspekt des korrekten, treffsicheren und mühelosen Einlenkens von Kurven den wesentlichen Teil des Genusses beim Erlebnis "Motorradfahren" aus. Reifen, die das nicht unterstützen, fliegen bei mir aus dem Wettbewerb.