Zitat von Serpel im Beitrag #976 Orstdurchfahrten im Sechsten bei 30 km/h noch interessanter macht...
Rede es dir nur schön, mein Serpel!
Ich finde Ortsdurchfahrten bei 30 km/h - egal in welchem Gang - immer öde!
Ich nehme das zurück und behaupte ab sofort das Gegenteil, irren ist schließlich menschlich, besonders, wenn man bis dato die Rennsemmel nicht mal selber gefahren ist.
Heute durfte ich sie dann endlich mal selber fahren. Mächtig ungewohnt und zwar in allen Bereichen. Beginnend bei der Sitzposition, wo ich den Eindruck hatte, ich muss meine Gräten komplett anders sortieren, um zumindest geschmeidig an den Schalthebel zu kommen (was sich im nachhinein als völlig überflüssig erwiesen hat). Erstmal gaaanz langsam los und schon mal kurz die Bremse getestet, bevor ich mich traue, etwas mehr Gas zu geben. Aber wehe, man dreht auch nur einen Hauch zu viel, da muss man sich schon fast am Lenker festhalten und die nächste Kurve kommt verdammt schnell. Die Gelegenheit, die Bremse zu testen. Wenn man von der W kommt, dann langt man erstmal kräftig rein und schon steht der Bock - ich trage sie fast um die Kurve. So richtig flüssig will das nicht werden - entweder ich gebe zu viel Gas oder ich lange zu heftig in die Bremse. Da braucht es ne Weile, bis sich das Gefühl dafür einstellt. Völlig ungewohnt ist der Lenker und die tief nach vorne gebeugte Sitzhaltung. Richtiges Kurvenfahren will mir damit nicht gelingen. Dafür tun sich irgendwann mal ein paar Geraden auf und ich traue mich, mal richtig zu beschleunigen. Der Tacho ist ruckzuck auf 180 und all die lahmen Autos lassen sich mit so einer geziehlt und wohldosierbaren Beschleunigung ganz wunderbar überholen. Bei der nächsten Ortseinfahrt läßt man das Motorrad einfach ausrollen und cruist im 6. Gang mit 30 Sachen gemütlich vor sich hin. Aber wehe, das Ortsausgangsschild kommt in Sicht! Irgendwie wäre mir eine Autobahn lieber gewesen und nicht die Anfahrt zum Mendelpass.
Der Umstieg zurück auf die W ist absolut krass. Ich habe plötzlich den Eindruck ich fahre hochhoch-Hochlenker und bei der ersten Bremsung hauts mich fasst raus, weil ich vergesse, wirklich rein zu langen. Hat Spaß gemacht, das Motorrad mal auszuprobieren und zeigt mir, dass es nicht so einfach ist, wie es aussieht.
Danke für das wohl nicht so selbstverständliche Vertrauen, Stephan!
Ist mir auch ehrlich gesagt nicht ganz leicht gefallen, weil ich wusste, dass du sie gleich auf 180 hochjagst (trotz anders lautender Beteuerungen). Aber die Verlockung, dafür im Gegenzug mal wieder W zu fahren, war einfach zu groß.
Wie du gesehen hast, sind Supersportler cruisen und Supersportler brausen zwei verschiedene Dinge. Das eine geht ganz leicht, das andere muss man sich hart erarbeiten, und dann stellt es erst noch jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung dar. Auf der W ist es jedenfalls viel, viel einfacher, in kurvigem Geläuf flott zu sein. Nur richtig schnell - das kann sie nicht.
Zitat von Serpel im Beitrag #992Auf der W ist es jedenfalls viel, viel einfacher, in kurvigem Geläuf flott zu sein. Nur richtig schnell - das kann sie nicht.
Genau!!! Und so ist das auch mit den Fahrern. Manche sind auf der Landstraße flott unterwegs. Nur richtig schnell können die nicht!
Man muss dazu aber auch sagen, dass das mit der W gar nicht nötig ist. Sie entspannt so wunderbar beim Fahren und bietet hauptsächlich durch ihren Motor einen derart großen Unterhaltungswert, dass auch mit 80 immer was los ist. Das Einzige, was mich wirklich gestört hat, sind das wabbelige Fahrverhalten und die Bremsen, die an einem modernen Motorrad so einfach nichts zu suchen haben. Allen Beteuerungen von Kawasaki - das sei ja "nur" ein 50 PS-Retrobike - zum Trotz. Das verdirbt leider viel von der Souveränität, die der Motor ausstrahlt und gibt ein permanent unsicheres Fahrgefühl.
Zwei Dinge sind mir noch aufgefallen, die ich vergessen habe zu erwähnen: 1, Jedes Motorrad hat, wie ich finde, einen sehr eigenen Geruch. Den der RR fand ich nichtg so prickelnd, eher etwas künstlich.
2. Der Sound der RR: inzwischen habe ich ihn ja beim Hinterherfahren oder als Sozia oft genug gehört und erkenne das Grollen schon aus ziemlicher Distanz. Wenn man aber selber drauf sitzt, dann klingt das ganz anders. Der Sound ist irgendwie mehr ein etwas nervöses Fauchen, das so was wie Ungeduld in sich trägt. Diese Klangmischung scheint dafür verantwortlich, dass andere Verkehrsteinehmer bereitwillig Platz machen, ohne Gegenwehr oder Bedenken. Wenn man mit der W dem Vordermann am Hinterrad klebt, dann gibt das eher Kampf und das liegt nicht unbedingt an der mangelnden Beschleunigung der W.
Ad 1. Vermutlich müssen die Lufis erst noch ein paar Mal Umgebungsfeuchtigkeit aufsammeln und langsam vor sich hin gammeln, ehe die Maschine ebenso fein duftet wie die W.
Ad 2. Nach meiner Erfahrung gibt der Vordermann den Kampf bereits geschlagen, wenn er die RR im Rückspiegel nur sieht - lange bevor er sie hört. Hängt man aber erst mal dahinter fest, braucht es entschlossenes Auftreten, um problemlos vorbeigelassen zu werden (Psychologie des Überholens). Mit 50 PS nicht so einfach, speziell im letzten Gang. Da beschleunigt die Kiste kaum noch.
Zitat von Serpel im Beitrag #995Man muss dazu aber auch sagen, dass das mit der W gar nicht nötig ist. Sie entspannt so wunderbar beim Fahren und bietet hauptsächlich durch ihren Motor einen derart großen Unterhaltungswert, dass auch mit 80 immer was los ist. Das Einzige, was mich wirklich gestört hat, sind das wabbelige Fahrverhalten und die Bremsen, die an einem modernen Motorrad so einfach nichts zu suchen haben. Allen Beteuerungen von Kawasaki - das sei ja "nur" ein 50 PS-Retrobike - zum Trotz. Das verdirbt leider viel von der Souveränität, die der Motor ausstrahlt und gibt ein permanent unsicheres Fahrgefühl.
Gruß Serpel
Und drum baun viele W Fahrer Ihre Kisten einfach um
Zitat von Brundi im Beitrag #996 Wenn man aber selber drauf sitzt, dann klingt das ganz anders. Der Sound ist irgendwie mehr ein etwas nervöses Fauchen, das so was wie Ungeduld in sich trägt.
Als Jungraser hatten wir dafür ein Wort : Gierig. Das Ding klang gierig, gierig nach Drehzahl, nach Beschleunigungsorgien, gierig nach MEHR.
Wie sagte doch Danone (als Gottvater aller "Joghurtbecherfahrer" Ende der 80er so schön: "Irgendwann kriegen wir Euch".
Zitat von Serpel im Beitrag #1002Ich weiß jetzt übrigens, warum Burundi die Kiste nicht um die Ecken kriegte: es war viel zu wenig Luft im Vorderreifen!
Wenn das man nicht Absicht war! Da hast du bestimmt beim Stopp an dem schönen Ausblick auf die Brentagruppe schnell Luft abgelassen, bevor ich endlich um die letzte Kehre gezuckelt kam!
Im nächsten Frühjahr wiederholen wir das "Experiment" einfach nochmal!
Zitat von Zephyr im Beitrag #1001....gierig nach Drehzahl, nach Beschleunigungsorgien, gierig nach MEHR.... Nun haben sie Brundi gekriegt.
Da hab ich noch ein Weilchen drüber nachgedacht und ich denke, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Die Beschleunigungs- und Geschwindigkeitsorgien der RR sind unglaublich faszinierend, wenn man so was mag. Und da ich als kleines Kind schon mein für den Jahrmarkt gespartes Geld am liebsten komplett in der Achterbahn verfahren habe, trifft das auf mich wohl absolut zu. Das ist es ja auch, was mir an den Soziafahrten auf der Nordschleife so gefällt, wobei es das Schräglagenfeeling immer als kleines Extra obendrauf gibt.
Aber selber so ein Motorrad auf Dauer fahren? Ganz klar: nein! Dafür bin ich nämlich nicht fit genug!
Mit der W kann ich mit wenig Kraft doch recht flott und bequem durch die Lande kommen. Die S1RR ist sicher, stabil, präzise und perfekt in allen Bereichen des Motorradfahrens und sie vermittelt sicher schnell so was wie Souveränität und Zuverlässigkeit. Aber mit der Leichtigkeit, mit der ich die W durch die Gegend fahre, kann ich sie höchstens auf langezogenen Geraden vorantreiben. Sie verlangt in engen, kurvigem Geläuf irgendwie einen anderen Kraftaufwand als die W und das macht es anstrengend. Ist zwar nett wenn Serpel meint, ich habe sie aufgrund des niedrigen Luftdrucks oder der abgeluschten Reifen nicht ums Eck gebracht. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus!
Mit dem neuen Hinterradreifen fährt sie nochmals ne Ecke leichter um die Kurven, wie ich heute festgestellt habe. Hätte nicht geglaubt, welchen Einfluss der hintere Reifen aufs Fahrverhalten hat. Unglaublich!