mal wieder ein ganz neuer und wiederum äußerst spannender Aspekt, den du da mit den Orientierungen der beiden Dreierkurbeln in die Runde wirfst!
Zitat von Wännä im Beitrag #419Interessant an dieser Stelle find ich, daß man den Reihensechser aus zwei Dreierkurbeln linksschraubig und rechtsschraubig zusammensetzen muß, damit es funktioniert (mit dem Massenausgleich) ...
Natürlich nicht nur wegen des Massenausgleichs alleine, sondern auch, damit es gleichzeitig mit dem gleichmäßigen 120°-Zündwinkel klappt.
Für den Massenausgleich alleine könnte man auch zwei gleichorientierte 120°-Dreierkurbeln mit einer relativen 180° Phasenverschiebung zueinander zusammenbauen. Dann würden sich die beiden Momente 1. Ordnung ebenfalls ausgleichen; nur wären dann beim "Umspringen" des Zündfunkens von der einen zur anderen Kurbel auf Grund des sechszackigen 60°-Kurbelsterns irgendwann ein 60°- und ein 180°-Zündwinkel im Spiel, und die schön gleichmäßige 120er-Reihe wäre dahin.
Der Trick bei der Umkehrung der Orientierung der zweiten Dreierkurbel liegt darin begründet, dass man dadurch eine 180°-Phasenverschiebung des Massenmoments (1. Ordnung) erreicht, ohne den dreizackigen 120°-Kurbelstern (und damit den gleichmäßigen 120°-Zündwinkel) aufzugeben.
Aber vermutlich ist dir das bewusst und du hast es nur nicht erwähnt.
Also wenn von Wännä dazu nichts mehr kommt, mach ich mit dem zweiten Teil weiter:
Zitat von Wännä im Beitrag #419... und daß bei den Nichtreihenmaschinen die Dreierpakete in gleicher Weise rechts- oder linksschraubig ausgeführt sein müssen.
Nochmals: Super Beobachtung, das mit der Orientierung der Pakete.
Aber auch beim V-Motor gibt es beide Typen: Müssen beim V6 mit 60° Zylinderbankwinkel und 60° Hubzapfenversatz beide Dreierpakete "gleichschraubig” ausgeführt sein, so ist es beim V6 mit 120° Zylinderwinkel wieder genau umgekehrt, damit sowohl der Massenausgleich als auch der Zündabstand funktioniert. Zumindest theoretisch, weil ein V-Motor mit so großem Zylinderwinkel für die Praxis keine Rolle spielt.
Aber eben: Fügt man zwei "gegenschraubige" 120°-Dreierpakete so zusammen, dass die ersten zwei Kröpfungen an einem Ende der Welle synchron nebeneinander her laufen, so gleichen sich neben den Massenkräften auch die Momente 1. Ordnung aus, und man erhält wegen des dreizackigen 120°-Kurbelsterns in Verbindung mit dem 120° Zylinderwinkel wieder durchgängig den gleichmäßigen 120°-Zündwinkel.
Zitat von Wännä im Beitrag #423Ich muß mir aber Deine Ausführungen nochmal verplastischen. Ich kriegs im Moment nicht auf die Reihe.
Moin Wännä,
dann nochmal kurz zurück zur "Verplastischung" des umlaufenden Massenmoments 1. Ordnung einer rechtsschraubigen 120°-Welle (bereits bekannt) und einer ebensolchen als Linksschraube. Die blauen Pfeile sind die Massenkräfte 1. Ordnung der einzelnen Zylinder (oberer Kolbentotpunkt jeweils oben), und der rote das resultierende Moment.
Sobald das verdaut ist, können wir weiter machen und die beiden Wellen miteinander zum V6 "verschmelzen".
Zur Zeit ziehe ich mit meiner Tochter rum, nach einem Praktikumsplatz zu suchen, ihr neues, noch nicht fertiges Zimmer einzurichten und dazwischen Termine beim Kinder- und Jugendpsych. (Sie hat ihre Schule jetzt endgültig hingeworfen) Eigentlich müßte ich schon seit zwei Tagen was arbeiten, hab aber noch nicht mal angefangen. Meiner Frau Mamas Lebenslicht flackert erheblich und es kann eigentlich jetzt jede Woche passieren.
Da ist es mit dem Massenausgleich zur Zeit schwieriger zu verstehen, als sonst.
Hier mal Momentaufnahmen von links- und rechtsschraubiger Welle. Der mittlere Kolben befindet sich jeweils im OT, die Momente, die die Welle um die (horizontale) Querachse kippen möchten, gleichen sich gegenseitig aus. Es bleiben nur die Anteile, die die Welle um die Hochachse drehen möchten. Dieses resultierende Moment wird im Bild dargestellt durch den roten Pfeil.
Bei der rechtsschraubigen Welle drehen die horizontalen Anteile der Massenkräfte (von oben betrachtet) gegen den Uhrzeigersinn, weswegen das resultierende Moment nach oben zeigt:
Bei der linksschraubigen drehen die horizontalen Anteile genau anders rum. Deswegen zeigt hier der rote Pfeil nach unten. Das resultierende Moment möchte die Welle (von oben betrachtet) im Uhrzeigersinn drehen:
Da die blauen Massenkräfte (bei 50% Überwuchtung) die Wellen in beiden Fällen spiegelbildlich zur Drehrichtung umlaufen, tun das auch die resultierenden Momente. Und mit dieser Reduktion auf das Wesentliche können wir nun aus zwei (gleich- oder gegensinnigen) Dreierwellen beliebige KW für V6-Motoren zusammenbauen und schauen, wie sich die Momente 1. Ordnung und die Zündwinkel der sechs Zylinder dabei verhalten.