Hm, ich fahre inzwischen Sommer Solo und Winter Gespann. Und die ersten Fahrten mit dem anderen Fahrzeug sind dann immer erst einmal etwas komisch. Da kommt nach dem Winter erst mal das Fuß-Vergessen beim Anhalten und beim Umsteigen aufs Gespann stell ich den Fuß erst mal ab damit ich nicht umfalle....[clown. Aber ich hab Gespannfahren selber in England gelernt. Mit Rechtsboot im Linksverkehr, mich schockt da nix mehr. Ich kenne tatsächlich genügend nur-Gespannfahrer die mir ner Solo erledigt sind. Die kommen nicht vom Fleck. Abder die fahren auch mit dem Gespann maximale Hochgeschwindigkeits - 80... Da werd ich wahnsinnig dahinter mit meinem Hüpfer!
Zitat von 3-RadWenn du die erste Std. überstanden hast, wirst du dich an die Gefühle der ersten, schlimmen 5 Minuten nicht mehr erinnern können
Da dieses Thema hier gebetsmühlenartig immer wieder kommt, muss ich jetzt doch mal einhaken:
Was bitte soll am Gespannfahren so schwierig sein? Ich setz mich da ja nicht drauf in dem Bewusstsein, ein Motorrad zu steuern, sondern im Wesentlichen ein Auto. Mit Lenkstange halt. D. h. ich stelle mich auf erhöhte Lenkkräfte ein, aber ansonsten fährt das doch einfach wie ein Auto - nicht? Lenkt man nach rechts, fährt das Ding auch nach rechts, dito links. Gerade andersrum wie beim Motorrad, aber genau gleich wie beim Auto. Und Autofahren kann ja jeder hier?
Und so lange man nicht zu schnell unterwegs ist, braucht man nicht mal Balance zu halten. Das machen die drei Räder ja von selbst.
Gruß Serpel, der sich jetzt auf mächtig Ein-/Widerspruch von Seiten der Dreiradfraktion gefasst macht
Im Grunde siehst du das richtig, Serpel. Die Kiste fährt wie ein Auto. Das heißt, du musst auch wie bei einem Auto lenken. Deswegen haben Motorradanfänger auch kein Problem damit, ein Gespann zu lenken. Aber alte Fahrer lenken ihre Solomaschine halt genau andersrum (wie du schon erwähnst) und mit deutlich weniger Kraft. Und diese Umstellung ist erstmal verdammt schwer. Es ist nicht übertrieben, wenn gesagt wird, dass man erst mal auf einem großen Platz anfangen soll und wenn berichtet wird, das das Gespann irgendwohin fährt, nur erst mal nicht dahin, wohin es der Lenker gerne hätte. Das Problem sind die bei geübten Motorradfahrern vom Unterbewusstsein gesteuerten Handlungsabläufe und Reaktionen, die man erst mal umprogrammieren bzw um neue Programme erweitern muss.
Und das asymmetrische Fahrverhalten ist insofern später brandgefährlich, weil diese zu lernenden Reaktion sich noch nicht verinnerlicht haben und man falsch reagiert.
Wenn man also erst mal die ersten paar hundert Kilometergefahren hat, stellt sich eine trügerische Sicherheit ein, die dann ganz schnell ganz übel enden kann.
Mein Enfieldgespann habe ich vor vier Jahren mit Linksboot bauen lassen. Wegen des Kickstarters und wegen des traditionellen Aussehens. Leider hat das Ding auch noch eine auf dem Kopf stehende rechtsschaltung, also Linksbremse.
Kleine Fische, wo ich doch seit Jahrzehnten Solos, Gespanne aller Art usw usw. Erwischt hat es mich dann in einer Linkskurve auf einer unebenen Rundstraße, als mir eine Bodenwelle das wegen der Rundstraße ohnehin leichte Seitenwagenrad hochgekopft hat.
Vor mir der Baum, rechts die Böschung, ich voll auf dem Schalthebel bremsend (automatisches Notlaufprogramm eben). Zwischen Baum und Busch auf eine Wiese gehpost, nichts passiert. Aber gelernt, nie zu sicher zu sein.
Auf der Ennie trampele ich nun beim Bremsen immer beidfüssig, irgendwas wir schon treffen.
Und alle Renngespanne sind auf Rechtsbremsen umgerüstet, da muß jeder Reflex fruchten.
Übrigens hat sich Renngespannkollege T kürzlich auch ein F1 gekauft und ist bereits zwei Läufe IDM gefahren. Nur statt ganz vorne nun plötzlich ganz hinten. Der gute T hat sein Leben lang Rechtsboote gefahren. Die stellt LCR nicht her.
Ich habe erst ein einziges mal ein Gespann gefahren: das Estrellagespann vom Dirk (the Duck), 100m Nebenstraße 'rauf und wieder 'runter. Das Gespann war aber kaputt - es fuhr immer automatisch nach links in Richtung Graben. Trotzdem will ich irgendwann auch mal eins haben (eine Gewichtsklasse höher für mich, versteht sich).
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"Ich bin ein Workaholic - aber seit Jahren trocken."
Besonders fies ist es wenn du schönschön mutig geworden durch eine Rechtskurve eierst und auf einmal fährt das Ding geradeaus mit dem beiwagen hoch in der Luft... Das ist der Punkt an dem ich Panik bekam und erst einmal mit allem ankerte was ich finden konnte. Im Prinzip reagiert das Ding wie ein Auto, nur viel viel viel viel wackeliger. Wenn der Beiwagen dann auch noch nix wiegt ist ein Zusatzgewicht eine echt tolle Sache... Oder du stehst mal schnell auf dem Kopp.
Ich stand mal am "Sechziger Berg", wers kennt, ein Bergerl in München am 1860er Stadion, geht ne S-Kurve (3 spurig) rauf bis zur Ampel (ca. 400 Meter). nun, komplett Stau,datt dauert eeeewig, ich also ruff mit n Gespann aufn Radlweg (keine Angst der is breit genug!), den Berg ruff, oben zweigerlten die autos mal wieder von meiner geplanten Spur (rechtsabbieger) rüber auf die Linke Seite, sodaß ich quasi übern Bordstein "runterhüpfen" konnte in eine Lücke,
Mein lieber Herr Staatsanwalt war des Oaschknapp, um Haaresbreite am Rückspiegel eines Autos vorbeigesprungen, weil des Kaspann net so springen wollte wie ich!!!!!!!!!!!!!! :-))
Mit der W hab ich das schon zig mal gemacht, mitn Gespann fahr ich nextes mal wirklich bis zur Ampel und bieg dann seriös rechts ab (natürlich aufn Radlweg .-)))))
.. wo wir gerade dabei sind.. Mit meinem Uralgespann habe ich in den letzten Jahren knapp 15.000 km bewältigt und fühle mich auf 3 Rädern schon ziemlich sicher. Neulich zeigte sich, dass es eine trügerische Sicherheit war. Auf einer sehr kleinen ländlichen Nebenstrasse bin ich in eine leichte Rechtskurve mit knapp 80 kmh reingestochen (das Speedlimit dort ist deutlich niedriger, aber das gilt doch nicht für Helden ..). Das Bootrad kam hoch und ich bin spontan panisch geworden. Die Kurve kriege ich nicht mehr, das war klar. Zum Glück war kein Gegenverkehr da (sonst wäre ich auch langsamer gefahren), also bin ich geradeaus Richtung Straßengraben (Mein Gedanke war nur: Hoffentlich hält die Gabel das aus..). Ich also mit allem was geht, auf den Bremsen, bügel durch den Straßengraben, dahinter ein kleiner Wiesenabschnitt und dann liegen da zwei Rundbalken der Umzäunung der Weide in meiner Spur. Über die dann auch noch drüber und danach ist die Fuhre zum Stehen gekommen. Mir ging mächtig die Düse, eine erste Bestandsaufnahme hat aber keine Beschädigungen gezeigt. Ich hatte Glück, dass der Straßengraben nicht besonders tief war. Und die 19 Zoll Räder der Ural bügeln auch so einiges glatt. Vor Erleichterung und angesichts der skurrilen Vorstellung musste ich erst mal laut loslachen. Aber die Nummer hat mir deutlich gemacht, dass Übermut auf 3 Rädern auch nach jahrelanger Übung nicht wirklich angeraten ist.
Hi Martin, da hast aber mal wirklich richtig Glück ghabt. Bin froh, dass ich mir selber solche 'Stunts bisher erspart hab, von meinem Bordsteinsprung mal abgesehn. Übrigens, macht tierisch Spaß, auf abgemähten Wiesen rumzuackern mitn Gespann!!! Aber nur, wenn man nicht zwangsweise die Strasse dazu verlassen musste