Nein, die haben nichts damit zu tun, die sind seit vorgestern eh weg.
Hier war Verkehrschaos, weil einfach zu viele Helfer mit Autos angereist waren und die dicken LKWs mit Müll nicht mehr durchkamen. Für heute war halt schon wieder Starkregen vorhergesagt und aufgrund der vollgesaugten Böden und der verstopften Gullis hatte man halt Angst, daß die Ahr wieder über die Ufer tritt. Der Starkregen ist aber gottseidank ausgeblieben.
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Beim Durchsehen dieser Aufnahmen ist mir aufgefallen, daß ich in einem Punkt meine Ansicht ändern muß:
Habe ich bisher die Politikerbesuche nach solchen Ereignissen vor Ort in erster Linie für pure Selbstdarstellung gehalten, könnten sie aber auch positive Aspekte haben. Eine kleine Rundfahrt wir die hier bis zur Eisenbahnbrücke gezeigte könnte durchaus die Bereitschaft der Herrschaften beflügeln, sich für die aktive Hilfe des Bundes durch Einsatzkräfte, aber auch durch finanzielle Hilfen für Betroffene zu fördern, einzusetzen.
Diese Bilder sind unmittelbarer als die üblichen Hubschrauberbilder der Sendeanstalten. Ich hoffe, man hat die Politprominenz nicht nur bewirtet, sondern sie auch solche Eindrücken konfrontiert.
Hans war inzwischen auch unten und er konnte das ganze gar nicht in Worte fassen. Und er ist jetzt nicht so das Sensibelchen, den man schnell umhaut. Da er mich zu gut kennt, verhindert er grad, dass ich auch hinfahre, ich nehm mir sowieso jeden Scheiß viel zu sehr zu Herzen und trage das dann mit mir rum. Mein Job ist inzwischen, alles mögliche an Zeug zu besorgen und direkte Kanäle zu finden, wo der Kram punktgenau verteilt werden kann, das scheint immer noch etwas zu haken. Die Hilfen rollen zwar inzwischen irgendwie, kommen aber noch lange nicht überall an. Im Moment habe ich den ein oder anderen dabei, die so geschockt sind, dass sie noch nicht mal sagen können, was sie tatsächlich brauchen. Die laufen irgendwie auf Autopilot rum und versuchen zu erfassen, was ihnen passiert ist. Die ersten zwei zweirädrigen Flutopfer stehen auch schon hier. Es ist echt irre, wo dieser feinste Schlamm überall drin hängt, sogar an Stellen, wo man es nicht für möglich hält. Und die haben vielleicht gestunken!. Eigentlich sind die hinüber, aber das ist echt alles, was dem Mann geblieben ist.
Was mir persönlich auffällt: Die direkt betroffenen haben alle mehrere Dinge gemeinsam. Sie wurden komplett überrascht, die Geschwindigkeit, mit der das Wasser kam hatte nichts mit einer Überflutung, sondern eher mit einem Tsunami gemeinsam und sie haben bisher noch nicht mal ansatzweise wirklich begriffen, was da passiert ist und was das alles noch weiter für Auswirkungen hat. Es ist schon krass, wenn da einer ein Bild aus seinem Fenster macht, und die Brücke, die vorher sehr gut zu sehen war, ist schlicht weggespült worden. Da ist nix mehr von zu sehen.
Und dann machst du Nachrichten an, und es klingt, als wäre alles schon fast wieder normal. Die Ahrtäler sind ja noch im Fokus, aber da gibt es noch die Kyll, die Nette, ach, noch viel mehr so kleine Flüsse, die mal grad diverse Dörfer aufgeräumt haben. Da hört man überhaupt nichts von.
Wir sind so dicht dran, dass wir die Auswirkungen mitbekommen. Und die sind hässlich.
Schwierig, vermutlich wird das mit dem dauernd im Fokus stehen irgendwann nach lassen, ist ja fast immer so. Vielleicht nerven die ewigen Kamerateams, Politiker-Konvois und Interview-Anfrager auch auf die Dauer beim Helfen und beim wieder zu sich kommen. Andererseits kann es eben auch passieren, dass "aus den Augen aus dem Sinn" die Aufmerksamkeit in Form von Spenden, Hilfe, Zuwendung nachlässt mit allen Folgen.
Vermutlich werden die Hilfsorganisationen wie DRK und THW länger bleiben, die anderen weiter ziehen. Habe gestern einen Berciht gelsen, dass das DRK wohl eine Versorgungsstation für warmes Essen aufgebaut hat, die wolhl längere Zeit dort bleiben und helfen soll.
Zitat von tom_s im Beitrag #52615 Andererseits kann es eben auch passieren, dass "aus den Augen aus dem Sinn" die Aufmerksamkeit in Form von Spenden, Hilfe, Zuwendung nachlässt mit allen Folgen.
Dieses Mal ist es tatsächlich mal ein Segen, dass es die viel verteufelten sozialen Medien gibt, denn die machen das, was eigentlich Aufgabe der Öffentlichen wäre: sie berichten, organisieren, zeigen, ungeschönt, sehr oft live, und sammeln die Stimmen der direkt Betroffenen. Sogar Hilfe, Material, Versorgung, sehr viel läuft über das zum ersten Mal sinnvolle Gesichtsbuch. Und zwar ungebremst. Natürlich bekommen viele keinen extra Urlaub mehr, weil offiziell ja alles unter Kontrolle ist. Aber immer noch machen sich viele Helfer auf den Weg und im Umland werden viele Dinge aufbewahrt, die im Moment ausreichend da sind, was aber auch ständig verbraucht wird. (In unserer garage lagern, neben Futter für Tiere wieder alle möglichen Dinge, die wir nach und nach runter bringen, quasi auf Abruf. Denn die Lagerflächen sind auch begrenzt.)
Das war tatsächlich eine große Bitte aus den betroffenen Regionen, von einigen: teilt das, teilt alles, lasst nicht zu, dass da politisch in der Öffentlichkeit ein Deckel draufgemacht wird. Alleine das wegräumen wird Monate dauern. Vom Aufbau ganz zu schweigen.
Wahrscheinlich nicht, wenn ich sehe was hier schon alles weggeräumt wurde.
Das Thema ist ja jetzt schon aus dem Fokus, Corona hat wieder übernommen.
ZitatDieses Mal ist es tatsächlich mal ein Segen, dass es die viel verteufelten sozialen Medien gibt
Wie überall, jedes Ding hat zwei Seiten. Sicher, die sozialen Medien haben für viel Hilfe gesorgt, aber auch dazu beigetragen, daß sich die Nicht...äähhh...Querdenker hier breit gemacht haben.
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