@Wisedrum , ich denke, dass Du es richtig machst. Für die paar Piepen Magengeschwüre und Prozessrisiko riskieren ... neee.
Nach meinen Erfahrungen (allerdings nicht mit KFZ) sind Prozesse mit Versicherungen - gerade, wenn schon Gutachter im Spiel sind - etwas für Chuck Norris. Einen etwas weltfremden oder unbeleckten Richter + die Versicherungen fahren i.d.R. Rechtsanwälte auf, die Deinen RA locker auskontern, usf. ist für mich Hochrisiko. Wenn Dein RA gut ist und die sich nicht einigen können, kann das Gericht noch einen Gutachter bestellen.
Oftmals schlägt das Gericht dann einen Vergleich vor, Du bekommst vielleicht die Hälfte Deiner Forderung - aber damit trägt dann jede Partei ihre eigenen Kosten. Und das können ganz schnell an die 1000 Öre oder mehr werden. Das ist der Haken: wenn die Sachlage nicht ganz eindeutig ist, ist Deine Chance, die Forderung und die Kosten (Anwalt, Gericht, Gutachter, evtl. weiterer Gutachter) zu bekommen, 1:3. Und die Versicherungen haben einen längeren Atem. Ich würde den strittigen Betrag auch abschreiben, mir ungefähr in der Preisklasse einen Top Single Malt und eine Cohiba kaufen und mich dann an einem schönen Sommerabend damit vor die Karre setzen, sie bewundern und mich freuen, dass sie nicht am Ende, sondern wieder "am Leben" ist.
Der Rechtsanwalt mit seiner Klage an die HUK kostet 177€. Prozesskosten bezifferte er mit geschätzt 1.800€. Bestellt der Richter einen Gutachter, war der unabhängige Sachverständige mit 'nur' 1.000€ des ersten Gutachtens nach dem Unfall noch günstig. Eine weitere Begutachtung wird ein Vielfaches kosten, meinte der Anwalt und nannte 4.000€.
Die Verhandlung würde in 2 bis 3 Monaten sein. Wird ein weiteres Gutachten als nötig erachtet, verzögert sich die ganze Angelegenheit um weitere Monate wohl bis in nächste Jahr.
Von all diesem nehme ich für 300€ zu 'gewinnendes' Geld, wenn's gut läuft, Abstand und schließe diesen offenen Tab von der To-Do-Liste. Halte ich besser für den Erhalt des Seelenfriedens in dieser Geschichte. Mir reicht nach vor Augen halten der überschaubaren Zahlen das vom Unfall übriggebliebene Geld locker. Soviel fetter wird der Kohl nicht durch die Restsumme, als dass ich sich in die Länge ziehend fighten möchte.
Solange du dabei nicht zu Schaden gekommen bist ist das OK. Bei meinem schweren Unfall hat das Ganze mehrere Jahre und viele Nerven gekostet. Das Durchhalten hat sich am Ende aber gelohnt.
Du machst das richtig. Für die paar Euronen mehr lohnt der ganze Ärger nicht.
In der Versicherungswirtschaft ist das zentrale magische Wort die "Combined Ratio".
Definition: "Die Combined Ratio, auch bekannt als Schaden-Kosten-Quote, ist eine wichtige Kennzahl in der Versicherungsbranche, die das Verhältnis von Aufwendungen für Versicherungsleistungen und Betriebskosten zu den verdienten Prämien darstellt. Sie gibt an, wie profitabel ein Versicherungsunternehmen arbeitet und wird berechnet, indem die Summe aus Schadenaufwendungen und Betriebskosten durch die verdienten Prämien dividiert wird. Ein Wert unter 100% deutet auf einen Gewinn hin, während ein Wert über 100% einen Verlust anzeigt."
Da man bei den Prämien-Einnahmen naturgemäß an Grenzen stößt (Mitbewerb, potenzielle Kunden etc.) gilt ein Hauptaugenmerk der Leistungsseite. Letztlich wird hier verdient. Oder um es platt auszudrücken, die Versicherung(en) leben davon, was sie nicht leisten müssen. Und da werden dann alle Register gezogen.
Ist aber normal in der Branche und kein spezifisches Kriterium der hier in Rede stehenden HUK24.