Die Tage werden wieder länger, der Regen mehr und man sitzt gelangweilt zu Hause rum, Zeit für einen Reisebericht. Dann wünsche ich hoffentlich viel Spaß beim Lesen.
Der Urlaub war schon lange geplant, mit den Motorrädern in 5 Tagen an die Ardeche, eine Woche Aufenthalt und in 5 Tagen wieder zurück. Dann kam Corona, man wußte nicht, ob es überhaupt klappen würde, Lockdown und Grenzschließungen ließen das Ganze unsicher erscheinen. Sonst fahren wir ja immer los und suchen uns abends eine Unterkunft, diesmal erschien uns das coronabedingt zu unsicher und wir buchten alle Unterkünfte im voraus, mit der Möglichkeit noch vor Urlaubsantritt stornieren zu können. Dann gingen die Zahlen zurück, die Grenzen waren wieder offen und es sah gut aus. Einige Tage bevor wir starten wollten, gingen in Frankreich die Zahlen wieder hoch.:( Allerdings nur in Gebieten, die wir sowieso nicht besuchen wollten. Also stand der Entschluss fest, wir fahren.
Am Abend vor unserer Abreise wollten wir noch tanken, doch Ullas Triumph sprang nicht an, kein klacken, nichts, Spannung war aber da. Ich hatte vor ein paar Tagen einen neuen Kupplungshebel verbaut und eine Hülse vergessen, dadurch wurde der Sicherheitsschalter, der ein Starten des Motors verhindert, wenn die Kupplung nicht gezogen wird, nicht eingedrückt. Hat ein wenig gedauert bis ich dahinter gekommen bin. Da ich die Hauptsicherung testweise gezogen hatte, wurde das mit dem Leuchten der Motorkontrollleuchte bestraft, sie ging nicht wieder aus, nach Googlerecherche war das aber wohl kein Grund zur Besorgnis, nach drei Warmstartphasen sollte sie angeblich wieder ausgehen… Nach dem Tanken stellte ich fest, dass der Scheinwerfer an meiner W nicht brannte, nur Standlicht.:( Also die Bikinverkleidung abrödeln, Scheinwerfer auf und Lampe gewechselt, das fing ja alles gut an...
Der Regenradar hatte schon eine Regenfront gezeigt, aber da war eine kleine Lücke, die genau über unserer Route lag.:) Also los, erstmal durch bekannte Gefilde, sprich die Eifel, es herrschte wenig Verkehr und wir kamen über kleinste Straßen gut voran. Weiter durch Luxemburg, Belgien nach Frankreich, hin und wieder zeigte sich auch die Sonne, aber warm war irgendwie anders.
DSCF3802_30-08-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Die schwerbewachte Grenze nach Luxemburg...
DSCF3801_30-08-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Die Our
Gegen 17 Uhr kamen wir ohne Regen in Marville, einem mittelalterlichen Städtchen, an und meldeten uns in unserer gebuchten Auberge, die Motorkontrollleuchte war inzwischen tatsächlich aus.:-) Das Zimmer war aber in einem anderen Gebäude der Parallelstraße, also fuhren wir dorthin, parkten unsere Moppeds und rödelten ab, natürlich lag unser Zimmer im zweiten Stock und der Aufzug durfte wegen Corona nicht benutzt werden... Zumindest konnten wir von unserer 2qm großen Terrasse aus unsere Motorräder sehen. DSCF3806_31-08-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, gingen wir zum Essen. Problem für uns, die Speisekarte zu verstehen, unser Französisch ist doch extrem eingerostet. Und die Franzosen können immer noch kein Englisch. Das Essen war sehr gut, das Bier auch und so begaben wir uns gut gesättigt in unser Schlafgemach, auf dem Weg bekamen wir ein paar Tropfen ab...
IMG_3714_30-08-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Das hatten wir uns verdient
IMG_3719_31-08-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Marville City
...to be or not to be...äh.. continued...
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Angefügte Bilder:
Aufgrund eingeschränkter Benutzerrechte werden nur die Namen der Dateianhänge angezeigt Jetzt anmelden! DSCF3805_30-08-20.jpg IMG_3718_30-08-20.jpg
Wir hatten irgendwie nicht gut geschlafen, beim Blick aus dem Fenster drohten dunkle Wolken, es hatte nachts geregnet, die Straßen und die Moppeds waren nass. Wir marschierten wieder zum Restaurant um unser Frühstück einzunehmen, wegen Corona gab es nur ein eingeschränktes Frühstücksbuffet. Trotzdem konnten wir uns ordentlich stärken, ich bezahlte und wir traten den Rückweg an. Im Hotel angekommen stellte ich vor dem Zimmer fest, daß ich den Zimmerschlüssel auf dem Frühstückstisch liegen gelassen hatte, also wieder zurück, grummel... Wir packten unser Zeug auf und sahen immer noch dunkle Wolken ziehen, ein Blick in die Naviwetterkarte zeigte jedoch keinerlei Regen auf unserer Route an, also verzichteten wir auf die Regenpellen. Die heutige Route führte uns noch einige Zeit auf kleinsten Straßen durch den Grand Est. Wir durchquerten eine von Landwirtschaft geprägte Landschaft ohne Verkehr viel Verkehr. Auch wenn es oft geradeaus ging und die Landschaft teilweise sehr flach war, hatte sie durchaus ihren Reiz.
DSCF3808_31-08-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Weites Land
DSCF3817_31-08-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Blümelein am Wegesrand
Am späten Nachmittag erreichten wir wieder ohne einen Tropfen Regen La Rothiére, ein 100 Seelendorf in der Bourgogne am Rande des Foret D’Orient Natrureservats, aber mit Auberge, dort kehrten wir ein und Madame an der Rezeption konnte auch ein wenig Englisch, was recht angenehm war. Auch gut, es gab eine rümpelige Halle, die nachts verschlossen wurde, wo wir die Moppeds unterstellen konnten. Wir bezogen unser etwas müffeliges Zimmer, den Grund dafür kann man auf dem Foto erkennen. IMG_3720_31-08-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Nachdem wir ordentlich gelüftet hatten ging es einigermaßen.
Abends gab es wieder Essen, in der Auberge in Marville waren die Portionen eher übersichtlich, hier das genaue Gegenteil, riesige Portionen, die man kaum schaffen konnte. Das wussten wir aber nicht und bestellten üppig.:-) Als Vorspeise wählte ich einen Salat mit Hühnermägen, wenn man schonmal in Frankreich ist, sollte man halt auch mal experimentieren und ich muß sagen, die Dinger haben vorzüglich geschmeckt und eigentlich war ich satt, aber da gab es dann noch eine ordentliche Portion Kalbsgulasch, auch Ulla war etwas überfordert, mit ihren Gerichten.:-) Nach dem üppigen Essen mussten wir uns noch etwas bewegen und machten einen kleinen Spaziergang durch das verschlafene Dorf, schauten uns die kleine Kirche an und schlenderten zum, in fast jedem Ort zu findenden, Kriegerdenkmal, dann gingen wir zurück zur Auberge und gingen zeitig schlafen.
Nach einem, für französische Verhältnisse, üppigen Frühstück packten wir unsere Klamotten und starteten zur nächsten Etappe. Es war wieder recht frisch, aber das Wetter sah vielversprechend aus, die Sonne lugte verstohlen zwischen den Wolken hervor und wärmte uns schon ein wenig. Wir fuhren noch ein paar Kilometer durch den Forêt D’Orient und kamen danach wieder durch eine stark landwirtschaftlich geprägte Landschaft, mit sanften Hügeln, Feldern und Wiesen auf denen friedlich Charolais Kühe grasten. Die Strecke war noch recht anspruchslos, ein paar Kurven, aber meist ging es geradeaus. Wir erreichten die Champagne, wo wir nach ein paar Kilometern an einem Aussichtspunkt hielten mit Blick über die Weinberge der Champagne.
DSCF3822_01-09-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Ach da sind wir also...
DSCF3820_01-09-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Blick über die Weinberge
DSCF3818_01-09-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Eine alte Schäferschutzhütte
Wir fuhren weiter stilecht durch die Champagne... DSCF3823_01-09-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
...und erreichten kurze Zeit später die Bourgogne, auch hier spielte die Landwirtschaft eine große Rolle, gegen Mittag kamen wir an einem lauschigen Plätzchen vorbei und machten eine kleine Pause, beim Plätschern des kleinen Baches konnte ich sehr gut die Innenseiten meiner Augenlider begutachten.
Die Straßen waren immer noch hauptsächlich gerade und die Landschaft immer noch sanft und man sah auch hier, was der trockene Sommer angerichtet hatte, die Wiesen waren fast alle braun und verdörrt.
DSCF3828_01-09-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Trockenes Land
Das änderte sich dann aber als wir in den Morvan Naturpark einfuhren, dort erwartete uns ein wahres Kurvengewitter, es ging auf und ab, durch recht viel Wald, inzwischen waren die Temperaturen auch sehr angenehm und die Sonne ließ sich viel öfter sehen als die Tage zuvor. Einziger Wermutstropfen waren die vielen neu gemachten Straßen mit ordentlich „Gravillon“, wenn Franzosen eine Straße neu asphaltieren schmeissen sie danach tonnenweise Rollsplit drauf, was gerade auf kurvigen Strecken etwas nervig ist, hinzu kommt, daß manche Asphaltstücke aussehen als wären sie mit Rollsplit versehen, sind es aber nicht. Man muß schon sehr aufpassen, daß man sich nicht auf die Nase legt.
Wir kamen etwas zu früh in der Auberge de Fleuri an, wir hatten uns für 17 Uhr angemeldet, wir setzten uns vor die Auberge und genossen die Sonne.
DSCF3829_01-09-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Unsere kleine Auberge
Die Gastgeberin hatte uns aber bemerkt und wir gaben uns als die Übernachtungsgäste zu erkennen. Sie hieß uns auf deutsch willkommen und wir merkten an ihrem Akzent, dass sie keine Französin war, sie kam aus Holland. Wir plauderten ein wenig mit ihr und sie brachte uns einen Kaffee. Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, wir waren die einzigen Gäste, machten wir noch einen kleinen Spaziergang zum nahegelegenen Fluss Arroux und setzten uns ein wenig ans Ufer und genossen die Ruhe und den lauen Abend.
DSCF3837_01-09-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Wos a ruh' am Arroux
So langsam wurde es Zeit zum Abendessen zu gehen, wir bekamen ein leckeres Dreigangmenü aus regionalen Zutaten serviert, danach tranken wir noch ein Bier in der Abendsonne und entließen den Tag in die Nacht.
Fortsetzung gibt's bestimmt...
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Ich freue mich, dass du die "Forums-Tradition" der Reiseberichte in Tagesetappen fortsetzt. Ihr seid ja eine sehr ähnliche Route gefahren, wie wir vor ein paar Jahren. Bin schon gespannt, ob sich unsere Wege im Reisebericht mal kreuzen
Das Wetter sah gut aus, allerdings war es noch ein wenig frisch. Wir frühstückten und machten uns dann wieder auf den Weg, nun war es schon deutlich wärmer, die Gastgeberin sagte uns, dass für die nächsten Tage schon wieder sehr warmes Wetter vorausgesagt wurde und warnte uns auch vor den „Gravillons“, da sich da gerne Motorradfahrer drauf lang machen würden…
Wir fuhren wieder, wie die Tage zuvor, durch landwirtschaftlich geprägte Landschaft mit sanften Hügeln. Als wir den Livradois Forez Naturpark erreichten änderte sich das Landschaftsbild schlagartig. Es ging über viele Kurven auf kleinen Straßen immer wieder auf über tausend Meter hinauf. Die Temperaturen stiegen weiter an und es wurde nachmittags richtig warm. Wir schlängelten uns über kleinste Straßen, durch spärlich besiedelte, bewaldete Berge, andere Verkehrsteilnehmer begegneten uns sehr selten.
Am späten Nachmittag erreichten wir dann (endlich:)) unser Hotel in Chambon-Sur-Dolore, wir wunderten uns, daß es in diesem Kaff mit ca. 100 Einwohnern überhaupt ein Hotel gab, das auch noch recht groß war. Das Dorf bestand aus einer Kirche und ein paar Häusern, rund herum nur Landschaft und Natur, sehr schön und ruhig.
DSCF3852_02-09-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Wieder eins der vielen Häuser, die einer gewissen Marie gehören, scheint Geld zu haben die Dame...
IMG_3730_02-09-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Dorfbrunnen mit obligatorischem Kriegerdenkmal
Dazu mal eine Frage in die Runde, auf dem Kriegerdenkmal waren auch zwei französische Soldaten abgebildet, die 1940 in Emmerich gefallen sind. Kann mir mal jemand sagen, was französische Soldaten 1940 in Emmerich gemacht haben?
Nachdem wir unser sehr geräumiges Zimmer bezogen hatten tranken wir erstmal einen Kaffee und sahen uns danach noch die kleine Kirche an.
So langsam kamen auch immer mehr Gäste im Hotel an.
IMG_3736_02-09-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Unser Hotel
Abends nahmen wir dann in dem gemütlichen Restaurant ein sehr leckeres Essen zu uns, die freundliche Bedienung konnte mal wieder nur französisch und versuchte uns den Gruß aus der Küche zu erklären, mit dem Wort l’aneth konnten wir erstmal nix anfangen, ich ahnte aber beim Essen worum es sich handelte, man konnte es gut rausschmecken, es war Dill. Erstaunt waren wir auch über den riesigen Saal, der sich noch an das Restaurant anschloss, scheinbar wurden hier normalerweise ganze Busladungen abgefüttert.
Mal wieder gut gesättigt gingen wir zu Bett, schliefen schnell ein und träumten von Kurven.
IMG_3737_02-09-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Chambon-sur-Dolore bei Nacht
Geht bestimmt irgendwann weiter...
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Ihr habt ROANNE demnach umfahren, was ich sehr gut verstehen kann. Durch Roanne hindurch fahren zu müssen (2 mal selbst erlebt) ist eine absolute K-tastrophe !!!
Auch dieser Morgen zeigte sich schon wieder von seiner besten Seite, es war sonnig und auch schon recht angenehm. Nach einem ausgiebigen Frühstück, sattelten wir auf und fuhren weiter durch die kurvigen Wälder und Höhen des Livradois Fôrez Naturreservats und näherten uns langsam unserem Ziel.
IMG_3738_03-09-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Örks, was man so alles findet
irgendwo01_03-09-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Panorama, zum Vergrößern klicken
Die Landschaft wandelte sich langsam und bekam einen immer stärkeren mediterranen Charakter, am folgenden Aussichtspunkt tummelten sich jede Menge blau- und rotflügelige Ödlandschrecken, die bei jedem Schritt hochflogen, leider konnte ich keine dabei fotografieren.:(
irgendwo2_03-09-20.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Panorama, zum Vergrößern klicken
Nach dem überqueren einer Bergkuppe breitet sich vor uns, der wie ein Saphir in der Sonne schimmernde, Lac De Laussac aus, ein schöner Ort um eine kleine Rast einzulegen.
Wir fuhren am Lac De Laussac entlang, der sich als Stausee entpuppte, so langsam wurde die Landschaft etwas schroffer, die Berge waren höher und es gab einige Felsen, wir waren im Ardèchegebirge angekommen, die Temperaturen waren jetzt schon sehr mediterran, so langsam wurde es mir schon zu warm. Am frühen Abend erreichten wir unser Ziel, den Campingplatz Vignasse am Fluß Chassezac, ein netter kleiner Platz mit vielen Bäumen, die kühlen Schatten spendeten. Wir hatten ein sogenanntes Chalet gemietet, das sollte jetzt für ein Woche unser zu Hause sein. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, haben wir erstmal im Campingsupermarkt eingekauft. Auf dem Motorrad kann man ja schlecht Lebensmittel über fünf Tage bei den Temperaturen transportieren.;) Danach setzten wir uns auf unsere Terrasse und machten uns über Baguette, Fromage, Charcuterie und Pastis her, ein Fläschchen Wein durfte natürlich auch nicht fehlen, ein perfekter französischer Abend.:-D
Freitagmorgen ging’s uns nicht so gut, irgendwas muss an dem Fromage schlecht gewesen sein.;) Wir machten einen ruhigen Tag, schlenderten mal zum Chassezac und trafen uns mit unseren Freunden mit denen wir hier verabredet waren.