Der Lockdown hier hats in sich, Kradieren ist verboten. Wir sind hier mehr oder weniger in Quarantäne. Nur zum nächsten Tante-Emma-Laden darf man gehen. Na ja, Radeln und die Hunderunde sind erlaubt. Also wird gestrampelt statt geknattert. Fast genauso schön, auch wenn ich fast immer dieselbe Runde drehe. Aber die ist sooo schön, dass es mich nicht stört. Tremosine ist 'Uno dei borghi piu belli d'Italia' eins der schönsten Dörfer Italiens - ganz offiziell. Am besten fährt man meine Runde mit dem Linienbus. Da muss man sich nicht aufs Fahren konzentrieren, sitzt schön hoch und kann die abwechslungsreiche Landschaft genießen. Wir haben jetzt seit etwa 5 Wochen - es können auch schon mehr sein - Sonne satt und einen wolkenlosen Himmel. Allerdings ist es auf dem Rad inzwischen schon etwas frisch, wenns bergab geht. Und es geht nur bergab oder bergauf. Da ich an der hiesigen Bergziege keinen Tacho montiert hab weiß ich nicht, wie lang die Strecke ist. Gute 15 Kilometer schätze ich. Angenehm ist, dass es gleich nach dem Ortsausgang von Vesio bergauf geht, damit man auf Betriebstemperatur kommt. Beim Rifiuti ( Wertstoffhof, wichtig für unsere Gartenabfälle!) kurvt man dann bergab in Richtung Alpe del Garda. Das ist eine Käserei, wo Touristen sich mit hiesigen Spezialitäten eindecken können und wo es zumindest während der Saison einen ganz feinen Joghurt aus dem Automaten gibt, untermalt von einem zünftigen Muuuuhhh aus einem Lautsprecher. Ich biege aber kurz vorher ab und strample rauf nach Sermerio.
Rechts unten sieht man die Käserei.
Ab Sermerio gehts dann ziemlich steil bergab, was im Sommer nicht stört, aber jetzt wirds richtig frisch auf dem Rad. Ich bremse dann mehr als nötig, um den Fahrtwind zu reduzieren. Verkehr gibts zum Glück kaum auf der kurvigen Gefällestrecke.
Schade, das Foto von Sermerio ist irgendwie verschwunden.
Kleine Herbstimpression vor Cadignano
Auf der Suche nach einem Häuschen hier - das muss jetzt 12 oder 13 Jahre her sein - war ich in Cadignano zuerst fündig geworden. Ein sehr malerisches Haus, hatte mir gut gefallen, aber es war eine Ruine, und ich hätte viel viel Geld in die Wiederbelebung stecken müssen.
Cadignano
Heute bin ich froh, dass das Projekt nicht realisiert wurde, denn Cadignano liegt schon sehr abgeschieden an der Strecke. Zwar malerisch, aber da dürfte wirklich der Hund begraben sein.
Weiter gehts bergab bis kurz vor Pregasio, dann gibts tatsächlich mal ein fast ebenes Stück, vielleicht 600 Meter. Nach diesem Ort bzw. zwischen Pregasio und Arias hat man einen herrlichen Blick auf den geliebten Lago und den Monte Baldo.
Auf der anderen Seeseite Malcesine mit Val di Sogno
Nun kommt ein weniger genüsslicher Abschnitt. Die Ortsdurchfahrt durch Arias ist eng und in schlechtem Zustand. Heute ganz besonders, denn da war der Asphalt aufgefräst für die neue Decke. Mal sehen, ob ich in dieser Woche noch in den Genuss des neuen Asphalts komme. Nach Arias gehts recht steil und mit vielen Kanaldeckeln runter nach Pieve-
Der Lockdown hier hats in sich, Kradieren ist verboten. Wir sind hier mehr oder weniger in Quarantäne.
Was ist denn das für ein Unsinn? Gerade das Kradieren ist doch in Corona-Zeiten eine ideale Freizeitbeschäftigung. Du bist allein und hast einen sturzfesten Mundschutz - was will man mehr?
Aber wie man sieht (liest) hast Du ja trotzdem Deinen Spaß gefunden. Bilder vom Gardasee sind immer wieder schön und wecken Erinnerungen.
Ja, natürlich ist es unsinnig, auch das Tragen von Masquerinas in freier Natur. Aber leider gehören wir zur Lombardei, und das ist Zona Rossa. 10 Kilometer nördlich fängt das Trentino an, da gehts entspannter zu. Ich könnte es riskieren und mich aufs Mopped setzen. Behaupten, ich sei auf dem Weg zum Zahnarzt und ein entsprechendes Formular ausfüllen. Das klappt natürlich nur auf dem Weg nach Riva, aber ich hab meine Moppeds inzwischen eingemottet, und Freitag gehts wieder gen Norden.
Weiter gehts. Runter nach Pieve, sehr eng und sehr steil. Im vorigen Jahr hatte ich dort unfreiwillig den Asphalt geküsst, als eine junge Italienerin plötzlich aus einem Dreiergrüppchen ausscherte. Leider ist man absolut lautlos auf dem Rad. Seltsamerweise verschwinden hier ständig Fotos. Sollte ich sie noch finden, dann werden sie nachgereicht. Vorbei gehts an 'unserer' Apotheke. Die wurde vor etwa sieben Jahren neu gebaut, und weil der Blick von dort auf den See unbeschreiblich ist läuft man beim Betreten erst mal gegen eine Glaswand und bewundert die Aussicht, bevor man links in die eigentliche Apotheke abbiegt. Klasse gemacht! Ab Pieve gehts nur noch bergauf, und das steilste Stück kommt ganz zum Schluss.
Im Vordergrund Priezzo, darüber die Dörfchen Musio, Secastello und Sompriezzo
Ganz oben liegt Vesio, dahinter der Tremalzo
Fast geschafft. Jetzt kommt nur noch der fieseste Anstieg.
Geschafft! Im Hintergrund das Dörfchen Voiandes, im Vordergrund Villa. Insgesamt sind es 18 Dörfer, die die Gemeinde Tremosine bilden.
Und heute wieder absolutes Kaiserwetter! Schade, dass ich den Tag mit Abreisevorbereitungen versaut hab. Aber wat mutt dat mutt ... Mal sehen, ob morgen noch mal eine Rund drin ist. Jedenfalls bin ich - gezwungenermaßen - noch in keinem Jahr so viel geradelt wie in diesem. Und - im Gegenzug - so wenig geknattert. Mal sehen, was das nächste Jahr bringt, wenn Corona dank Impfungen hoffentlich seinen Schrecken verliert.
Grüße aus dem Paradies Soulie der jetzt erst mal die fehlenden Fotos sucht.
Oh doch, Norbert, das ist mir bewusst. Umso schwerer fällt mir der Abschied immer. Im August - auf dem Weg zur Trendelburg - wollte ich am Brenner wieder umdrehen!
Nun hab ich die fehlenden Bilder gefunden. Inzwischen fotografiere ich mit dem Wischändi, weil das bessere Aufnahmen macht als die Kamera. Vielleicht sollte ich mich mal mit der Gebrauchsanweisung der Lumix beschäftigen.
Da ich die Bilder nicht mehr in meinen ersten Beitrag einpflegen kann gehts halt auf eine zweite Runde. Wieder gegen den Uhrzeigersinn.
Sermerio
Arias
An der Apotheke in Pieve (zzt. leider chiuso)
Blick von Pieve rauf nach Vesio (ganz oben)
Priezzo, im Hintergrund Voltino
Die drei Dörfchen Secastello, Musio und Sompriezzo
Geschafft!
Ein paar Meter muss ich noch schieben, denn vor'm Haus kann man für Paris - Roubaix trainieren. Auf dem Pflaster fliegt mir die Birne weg.
Das Surfboard stammt noch aus dem vorigen Jahrhundert, als es sich noch lohnte, selbst zu bauen. Das dürfte von 1994 sein. Das letzte aus meiner Schmiede. Inzwischen sind die Serienbretter so gut - und gebraucht auch erschwinglich - dass allein das Material fürs Bauen teurer ist als ein gutes gebrauchtes Brett. Ich freue mich schon auf die neue Saison!
Jetzt hab ich noch ein paar Tage dran gehängt. Und erneut meine Runde gedreht. Und wieder das Wisch-Händi dabei gehabt. Die Straßen waren im Schatten z.T. böse glatt. Bergauf ist das nicht so schlimm, da fällt man im Zweifel langsam. Bergab hab ich halt noch mehr gebremst.
Hier gehts los.
Sermerio
Cadignano
Auf das linke Huas mit dem Torbogen hatte ich ein Auge geworfen. Es stand aber nur das Erdgeschoss zur Verfügung.
Bausünden oberhalb von Pregasio
Solche Touristen-Ghettos gibts hier leider auch. Etliche. Auch in Vesio, aber um Pieve herum wurde ein Großteil des Berges in den letzten zwei Jahrzehnten bebaut. Die Häuser bzw. deren Bewohner haben einen phantastischen Blick, aber als Architekt sehe ich diese Zersiedelung kritisch. Dafür muss ich in unserem Häuschen auf einen solchen Blick verzichten. Man kann nicht alles haben. Umso mehr mach ich die Augen auf, wenn iuch unterwegs bin.
Arias
Friedhof von Pieve
Links im Hintergund das Hotel Paradiso (?) mit der Schauderterrasse. Da muss wohl jeder mal gewesen sein. Man hat eine Terrasse über den senkrecht abfallenden Fels gebaut, und es schaudert einen in der Tat, wenn man dort steht und nach unten schaut. Sie ist ein echter Publikumsmagnet, und ich werde gelegentlich unterwegs nach dem Weg dorthin gefragt.
Pieve
Im Hintergrund Voltino
Möglicherweise war dies die letzte Runde in diesem Jahr. Jetzt hat sich der Himmel zum ersten Mal seit fünf oder sechs Wochen bewölkt, und die nächsten Tage solls noch etwas frischer werden. Schaumerma. Vor 12:00 (mezzogiorno) darf ich nicht mehr starten, das war heute schon grenzwertig. Aber schööön!
Luganer? Lass ihn dir schmecken. Luganer wird auch hier am See angebaut. Den muss ich noch besorgen, bevor ich abreise. Mitbringsel. Ziemlich teuer, und gibts nur beim CONAD in Limone. Der war letztens bereits um 12:25 chiuso, obwohl offiziell bis 12:30 geöffnet. Äschälisch!
Da bist du anscheinend nicht allein. Da ich auf der Rückfahrt in Oberbayern Station machen kann, was ich sehr schätze, ist die Flasche Lugana ein ideales Mitbringsel. Die Flasche bei CONAD sieht allerdings anders aus. Der schmeckt schon fein, aber ich bin, wenn überhaupt, eher dem Rotwein zugetan. Momentan bin ich, was Allohol angeht, total enthaltsam. Einerseits wegen kritischer Leberwerte - die sich aber hoffentlich demnächst relativieren werden. Andererseits bin ich zurzeit auf'm Ayran-Trip. Der schmeckt mir, ordentlich mit Wasser verdünnt, richtig gut statt des abendlichen Biers zum Essen.
Da das unglaublich schöne Wetter ab morgen vorbei sein soll hab ich meine Bergziege heute noch mal bewegt. Aber diesmal bin ich von meiner bewährten Runde abgewichen, weil die fotografisch inzwischen 'ausgelutscht' ist. Die Streckenauswahl hier ist begrenzt. Entweder runter zum See - und anschließend wieder rauf! Oder rauf zum Hotel Balze und von dort über Voltino wieder zurück. Runter zum See scheidet aus, da friere ich mir den Allerwertesten ab. Und weil die Voltino Runde zu kurz ist hab ich noch meine Quälstrecke rangehängt. Also zurück in Vesio noch mal Richtung Tignale und wieder rauf. Das ist meine Mopped-Hausstrecke, aber mit der Bergziege sind diese Steigungen ein ziemliches Kaliber, obwohl ich ihr im vorigen Jahr ein größeres Ritzel mit 36 Zähnen spendiert hatte. Extra für diese Strecke, denn vorher hatte ich bei der fiesen Steigung Knieprobleme bekommen.
Voltino
Nervenkitzel, da oben zu wohnen.
Das Hotel Balze klebt ganz oben an der Felskante.
In der Mitte Priezzo, darüber - vermutlich - Sompriezzo.
Diese Strecke von Vesio nach Voltino ist ein absolutes Sahnestück mit'm Krad.
Vesio
Friedhof von Vesio
Die 12 % scheinen mir untertrieben.
Mit dem Motorrad macht diese Strecke richtig Spaß. Mit dem Rad ist es nur Arbeit, Quälerei. Kein Lichtblick, keine schöne Aussicht, einfach nur Treten fast im Grenzbereich. Für mich jedenfalls. Deshalb tu ich mir diese Strecke vielleicht einmal im Jahr an. Bin halt eher ein Lustradler als ein Kämpfer. Mir fehlt das Quälgen.
Blick auf Vesio. Hier kann man unser Häuschen erkennen. Mal sehen, ob ich mit Photoshop einen Pfeil zaubern kann.
Der Tremalzo darf natürlich nicht fehlen, wenn ich schon mal hier oben lang fahre. Immer eine Augenweide. Die Aufnahme hab ich etwas zu früh gemacht. Eine halbe Stunde später sieht er knackiger aus. Aber Gina wartet auf ihre Hunderunde. Seit wir hier leben war ich erst einmal oben, mit dem Motorrad, die sanfte Strecke rauf über San Michele. In den Siebzigern war ich mal als Beifahrer mit'm Scirocco hochgefahren. Das war abenteuerlich, und dem Fahrer war zeitweise recht mulmig zumute. Der Tremalzo ist wohl ein MUSS für jeden Mountain Biker. Die halbe Strecke hatte ich mir vor Jahren mal angetan, bis zum Passo Nota. Danach gehts erst richtig zur Sache. Ich war bei dieser Aktion total frustriert. Bergauf gings ja noch, das ist halt nur Arbeit ohne Lustgewinn. Bergab wars dann einfach nur ätzend. Bremsen, bremsen, bremsen, und nirgends einen Blick auf die Landschaft. Einmal hat mir gereicht.
Das wars fürs Corona-Jahr. Mal sehen, was das nächste Jahr bringt. Da möchte ich wieder mehr knattern - und mehr surfen!
So, nun ist aber wirklich Schluss! Schon wieder Sonne, aber morgen solls regnen, und übermorgen gehts zurück nach Amburgo. Das Thermometer zeigt zwar 10 Grad an, aber im Schatten ist es richtig frisch.
Hier wars grenzwertig. Beim wieder Losfahren drehte das Hinterrad durch. Ich musste erst ein trockenes Plätzchen suchen, damit die brachiale Gewalt meines Antritts nicht erneut zum Durchdrehen führt.
Momentan werden die Straßen repariert. Hier hatte man den Asphalt um einen Kanaldeckel herum weggefräst und leider kein Warnschild aufgestellt. Ist vermutlich nur für Rennräder kritisch. Auf der Bergabstrecke hatte ich wohl einen Moment nicht uffgebasst, normalerweise meide ich jeden Kanaldeckel. Aber schön, dass ich nicht im Schatten den Schlauch wechseln musste.
Die Zossenrasse ist hier sehr beliebt. Die haben die Ruhe weg und leisten mir Gesellschaft bei meinem Päuschen vor dem letzten Anstieg.
Und zum Radeln in Italien: Ich hatte mein Rennerle auch mal mit in Ligurien im Spätsommen/Herbst. Da ich eine Mountainbike-Schaltgruppe habe, war es zwar verhältnismäßig langsam und anstrengend, aber ok. Dummerweise entschädigten die Abfahrten nicht für die Bergan-Mühen, weil hinter jeder Kurve der Placken des Grauens vorzufinden war. In Form von runtergefallenen reifen Feigen. Ein Kuhfladen ist nix dagegeben.
Den Tremalzo habe ich mal völlig ahnungslos vor etwa 20 Jahren als Abkürzung nehmen wollen, um von Campione zum Idro-See zu kommen. Es war schon spätnachmittag und ich war mit einem Jeep unterwegs. Nach einer Weile wurde mir aber trotz Allrad etwas mulmig und als dann noch ein Fels in einem Tunnel lag, war Schluss. Bis zur nächsten kehre musste ich rückwärts zurück, wobei immer wieder die Räder blockierten und rutschten. Ich war heilfroh, als ich in einigen Zügen dann wenden konnte und endlich wieder weiter unten halbwegs stabile Wege unter den Rädern hatte - es war obendrein dunkel geworden. Vor einigen Jahren habe ich es dann noch mal mit der W versucht. Der Ehrgeiz hat mich getrieben, den Berg nicht gewinnen zu lassen. Aber die Steine auf dem Weg waren so groß, dass ich Angst um die Ölwanne bekam (verboten war das Befahren inzwischen ohnehin). Diesen Pass habe ich also nicht "besiegen" können.