Zitat von SR-Junkie im Beitrag #31
Zitat von Brundi im Beitrag #30
... grauen Novembertagen...
könnten bald kommen - also fang' ich mal an und überlasse Falcone dann den Adventskalender-Tourenbericht...
Careterra de l‘any Der Plan Das Motorrad Bereits mit Abschluss meiner 2013-er-W-anderwoche war klar:
2014 geht’s in die Pyrenäen!
Da ich auf meinen Touren bisher immer zu einigen Stationen Erinnerungen in irgendeiner Art habe, waren auch schnell einige Eckpunkte zusammen:
Die Küstenstraßen am spanischen Mittelmeer und am Atlantik im Baskenland hatten meine Frau und ich unter anderem auf unserer Hochzeitsreise mit dem Wohnmobil befahren und als landschaftlich sehr schon befunden,
genau wie die südlich der Pyrenäen verlaufende Strecke vom Baskenland zum Mittelmeer,
einige der französischen Pyrenäenpasse hatte ich mit 19 Jahren schon mit meinem Käfer bezwungen,
durch das Ardeche-Tal sind wir mit der Familie mal auf dem Rückweg aus einem Urlaub gefahren,
Carcasonne als uneinnehmbare Festung des Mittelalters haben meine Frau und ich während eines Spanien-Urlaubs schon mal besichtigt, …
Und dann wollte ich gerne mal in die baskischen Nationalparks und die restlichen Pyrenäen-Pässe der Tour de France befahren.
Mit den Planungen habe ich bereits im November begonnen und schnell festgestellt, dass für die angedachte Strecke die üblichen 10 – 12 Tage wohl nicht ausreichen werden.
Als eine Möglichkeit zum Zeit sparen, habe ich schnell die Anreise von Neu-Isenburg nach Narbonne mit dem Autoreisezug erkannt.
Berichte dazu sprachen immer wieder von „möglichen Sonderangeboten“ – aber als für das von mir präferierte Wochenende 12.09.2014 nur noch ein freier Platz im Angebot war und ich noch kein Sonderangebot gefunden hatte, habe ich am 20.02.2014 abends mein Ticket gebucht.
Nach meiner Buchung gab es dann nur noch die Möglichkeit sich auf die Warteliste setzen zu lassen.
Wie in den letzten Jahren habe ich die Tour mit dem Finger auf der Landkarte geplant, diese Info in einen Tourenplaner übertragen und von da aus das Navi bestückt. Die Kontrolle der Tour auf dem Navi zeigte, dass das Navi an einigen Stellen die Verbindung zwischen zwei Wegepunkten nicht herstellen konnte. Auf der Karte und in der Tourenplanungssoftware des PC sah das anders aus. Ich notierte mir diese Stellen im Road-Book und fertigte ausgedruckte Papierkarten dazu an.
Den Wetterbericht für ausgewählte Orte der Tour habe ich in den letzten Tagen vor Abfahrt fortgeschrieben – und das sah mal gar nicht so schlecht aus:
rot = Regen, gelb = Gewitter und grün = Sonne bzw. Wolken, jedoch ohne Regen.
In unterschiedlichen Touren-Berichten hatte ich davon gelesen, dass einige Pensionen und auch Campingplätze mit Ende der Sommerferien Mitte September ihren Betrieb bis zum nächsten Jahr einstellen und schließen – ich habe mir für den Fall, dass ich abends irgendwo keine passende Pension finde, ein leichtes Zelt, einen extrem klein verpackbaren Schlafsack und eine leichte Isomatte besorgt.
Und wenn ich das Zelt dann schon mal dabei habe, werde ich auch mal versuchen, wie das mit dem Campen so ist.
Und auch mein Sitzfell „Manfred“ werde ich mitnehmen.
„Manfred“ erhöht auf langen Strecken den Sitzkomfort und könnte beim Zelten als zusätzliche Unterlage dienen.
Die letzten Vorbereitungen an der W traf ich am Wochenende bevor es losgehen sollte.
Sie hatte schon neue Heidenau K60 Reifen bekommen und da ich mir auf meiner vorletzten Tour mit den Packtaschen an den Hülsen der hinteren Stoßdämpfer den Lack abscheuerte, habe ich die Abstandshalter individuell angepasst.
Freitag, 12.09.2014Für die Anreise zum Autozug habe ich ordentlich Zeit eingeplant. Ich wollte noch bei meinen Eltern vorbeischauen und mich bei meiner Frau im Geschäft verabschieden.
Kurz nach 14:00 kam die Post und überraschenderweise wurde noch der U-Schutz von LSL für die W geliefert, den ich schon vor einigen Wochen bestellt hatte, dessen Lieferung aber eigentlich erst für die Folgewoche avisiert war.
Trotz des Risikos, dass im schlimmsten Fall irgendeine Schraube abreißt oder so was Blödes passiert, habe ich diesen noch schnell montiert und bin danach los.
Auf dem Weg zu meiner Frau hat es dann prompt angefangen zu regnen – in meiner Wetterübersicht war der heutige Tag ja schließlich auch rot markiert.
Ich habe unterwegs schon mal den Regenkombi angezogen, damit ich am Abend nicht mit nassen Klamotten in den Zug muss.
Bei meiner Frau ist mir dann eingefallen, dass ich die Medizin wegen meiner Hüftprobleme vergessen hatte – also bin ich doch noch mal nach Hause und dann halt über die Autobahn nach Neu-Isenburg.
Eigentlich wollte ich gemütlich über die Dörfer dorthin. Na, das fängt ja schon mal gut an ….
Auf dem Weg von zu Hause zum Bahnhof hatte ich dann auf der Autobahn schon sehr bald trockene Straßen. Der Regen hatte sich wohl auf meine Verabschiedungsrunde fokussiert.
Ich kam trotz des Umweges überpünktlich In Neu-Isenburg an. Andere Motorradfahrer mit den Zielen Narbonne bzw. Alessandria waren auch schon da. Erste Gespräche begannen und ich lernte eine nette Truppe Franken aus der Nähe von Würzburg kennen.
Einige der Motorradfahrer planten von Narbonne nach Alessandria oder umgekehrt zu fahren und dann den Autoreiszug auch wieder für die Rückreise zu benutzen.
Die Motorräder waren von den wirklich sehr netten Beladern ruck-zuck auf dem Wagon verladen und weitere Gespräche, natürlich über die geplanten und auch bereits gefahrene Touren, über Motorräder und das eine oder andere Bier und Apfelwein überbrückten die Wartezeit.
Unter den Reisenden war noch ein weiterer W-Fahrer, obwohl die Anzahl der BMW-Fahrer eindeutig überwog.
Es stellte sich heraus, dass dieser Zug der siebt-letzte war, der in Neu-Isenburg verladen wird. Ab nächstem Jahr gibt es die Verbindung in den Süden nur noch von Hamburg, bzw. von Düsseldorf aus.
Die Zugfahrt war sehr kurzweilig mit weiteren netten Gesprächen mit anderen Reisenden – u.a. auch „Nicht-Motorradfahrern“.
In meinem Abteil fuhr noch eine ältere Schwedin mit, die ihren überwiegenden Lebensmittelpunkt in Spanien hat, ein älteres Ehepaar, die in Spanien eine „Share-Ferienwohnung“ haben und ein jüngerer Hamburger Motorradfahrer, der auch ca. zwei Wochen unterwegs sein wollte, aber überwiegend die französischen Pyrenäenpässe befahren wollte.
Besonders die ältere Frau und das Ehepaar bedauern die Entscheidung der Bahn sehr, dass das Angebot „Autoreisezug“ spätestens in 2016 eingestellt werden soll.
Die 6-er Spar-Abteile werden von der Bahn mit max. 5 Personen belegt.
In der Nacht konnte ich besser als erwartet schlafen – nur das „Bett“ war eindeutig zu kurz.
Die Strecke des heutigen Tages:
Samstag, 13.09.2014Gegen 07:30 bin ich wach geworden – ok: in der Nacht war ich schon zwei Mal wach und bin aus meiner Koje gekrabbelt um mir die Beine ein wenig zu vertreten.
Die Liegefläche ist eindeutig zu kurz für mich.
Tolles Wetter hatte es und man konnte schon am Baustil erkennen, dass wir in Frankreich sind.
Die Bahnstrecke führte lange Zeit an entlang der Rhone. Ein majestätischer Fluss.
Um ca. 08:00 gab es dann Frühstück mit Croissant, Stückchen und Kaffee. Gar nicht mal schlecht.
In der Gegend von Sete hatten wir den ersten Sichtkontakt mit dem Mittelmeer und ich dachte oft, dass es schade ist, noch weitere fast zwei Stunden bei dem tollen Wetter im Zug zuzubringen. Viel lieber würde ich schon auf dem Motorrad sitzen.
Pünktlich um 11:00 liefen wir in Narbonne ein. Mit dem Bus sollten wir zu den Auto- bzw. Motorradanhängern gebracht werden. Die Wartezeit bei schon weit über 20 Grad war schon schlimm - trotz des sehr schönen Bahnhofs …
Wann kann ich endlich los?
edit: eigentlich sollte dieses Bild an dieser Stelle sein Und als wir dann endlich an den Transportanhängern waren, wurden erst die oben stehenden Autos entladen.
Auf einmal Hektik bei den Bahnbediensteten: eines der Autos wollte partout nicht anspringen. Akku-Packs wurden geholt, es wurde gestikuliert und endlich lief die Kiste wieder - sie hatte gelbe Nummernschilder….
Um 13:00 konnten dann auch die Motorräder entladen werden.
Mein erstes Ziel sollte die alte Römerstraße Via Domitia, 120 - 118 v. Chr. erbaut, werden. An ihr wurde Narbonne gegründet. Später wurde die Via Aquitania erbaut, die von Narbonne über Bordeaux zum Atlantik geht.
Ein Stück der Via Domitia ist in Narbonne am Rathaus freigelegt. Und da wollte ich hin.
Aber bis sich das Navi orientiert hatte, war ich schon aus der Stadt raus. Mist – ich hätte die Wartezeit der Entladung gut nutzen können, um diese Vorbereitung zu treffen.
Obwohl: die alten Steine in Narbonne sehen in Natura bestimmt nicht viel anders aus, als die, die ich im Hof meines Schwiegervaters vor Jahren ausgebuddelt habe, als wir den Hof neu gemacht haben …
Egal. Bei bestem Wetter bin ich weiter. Auf gut ausgebauten Straßen und entlang von Weinbergen ging meine Strecke.
Und auch durch kleine, typisch französische Ortschaften führte die Straße.
Die Strecke zu meinem nächsten – jetzt ersten – geplanten „Highlight“ wurde langsam immer kleiner und auch schöner – ein wahrer Fahr-Hochgenuss zu Beginn meiner W-anderwoche 2014.
Und auch ein erstes „Pässschen“ schlich sich völlig ungeplant ein – der Col de la Redoulade.
Obwohl nach meinen Unterlagen vorher schon der Col de Bedos mit 485 Meter auf der Strecke gelegen gaben müsste – ein Schild hatte ich aber nicht entdeckt.
Auf dem Weg zur Gorges de Galamus …
….führte mich eine toll kurvige Strecke ….
… zu dieser sehr schönen und engen Schlucht, in der ich auffallend viele Rafting-Abenteurer gesehen habe.
Im dem absolut klaren Wasser konnte man sogar von der Straße aus Fische schwimmen sehen.
Nach diesem schönen Tour-Auftakt, sollte mein Weg wieder in Richtung Mittelmeer gehen.
Grob in Richtung Perpignan, wo ich als Jugendlicher mit meiner damaligen Clique und später mit meiner jetzigen Frau schon mal Campingurlaube verbracht hatte.
Ich befuhr eine gut ausgebaute Straße mit Olivenbäumen am Straßenrand und freute mich über den schönen Tag – trotz der Navi-Panne in Narbonne.
Auf der Suche nach einem geeigneten Campingplatz, durfte ich eine zeitlang den Blick von der Küstenstraße auf das Mittelmeer genießen.
Nachdem ich einen Campingplatz ausgewählt und das Zelt aufgebaut hatte, habe ich den noch etwas feuchten Regenkombi vom Vortag auch gleich zum Trocknen aufgehängt und wollte mich dan bzgl. des Supermarktes bzw. eines Restaurants auf dem Campingplatz erkundigen.
Doch leider war schon „Nachsaison“ und alles war bereits geschlossen.
Gut, dass ich mir bereits während des Tages ein paar Sachen zum Essen und auch etwas zum Trinken besorgt hatte.
Nach dem Abendbrot und dem Schreiben meiner Tour-Notizen, bin ich noch zu einem kleinen Spaziergang über den Campingplatz aufgebrochen – und habe mich um Jahre zurück versetzt gefühlt.
Camping – wie in jungen Jahren eben ….
… warum eigentlich auch nicht?
Tour-Daten des heutigen Tages:
Start ca. 13:00
Ende ca. 17:00
Strecke 174 KM