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Dieses Thema hat 97 Antworten
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 Reiseberichte / Motorradgeschichten
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SR-Junkie Offline




Beiträge: 5.144

06.11.2014 21:50
#31 RE: W-anderwoche "Carretera de l'any" Antworten

.. ok - dann warten wir also auf die

Zitat von Brundi im Beitrag #30
... grauen Novembertagen...


Am Wochenende wird's vermutlich noch mal feines W-etter... - da wird ein Ausflug mit der W wohl die höhere Prio bekommen.

SR-Junkie - 1 kick only
heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?

SR-Junkie Offline




Beiträge: 5.144

09.11.2014 16:30
#32 RE: W-anderwoche "Carretera de l'any" Antworten

Zitat von SR-Junkie im Beitrag #31

Zitat von Brundi im Beitrag #30
... grauen Novembertagen...



könnten bald kommen - also fang' ich mal an und überlasse Falcone dann den Adventskalender-Tourenbericht...

Careterra de l‘any

Der Plan



Das Motorrad



Bereits mit Abschluss meiner 2013-er-W-anderwoche war klar:

2014 geht’s in die Pyrenäen!

Da ich auf meinen Touren bisher immer zu einigen Stationen Erinnerungen in irgendeiner Art habe, waren auch schnell einige Eckpunkte zusammen:

Die Küstenstraßen am spanischen Mittelmeer und am Atlantik im Baskenland hatten meine Frau und ich unter anderem auf unserer Hochzeitsreise mit dem Wohnmobil befahren und als landschaftlich sehr schon befunden,
genau wie die südlich der Pyrenäen verlaufende Strecke vom Baskenland zum Mittelmeer,
einige der französischen Pyrenäenpasse hatte ich mit 19 Jahren schon mit meinem Käfer bezwungen,
durch das Ardeche-Tal sind wir mit der Familie mal auf dem Rückweg aus einem Urlaub gefahren,
Carcasonne als uneinnehmbare Festung des Mittelalters haben meine Frau und ich während eines Spanien-Urlaubs schon mal besichtigt, …

Und dann wollte ich gerne mal in die baskischen Nationalparks und die restlichen Pyrenäen-Pässe der Tour de France befahren.

Mit den Planungen habe ich bereits im November begonnen und schnell festgestellt, dass für die angedachte Strecke die üblichen 10 – 12 Tage wohl nicht ausreichen werden.
Als eine Möglichkeit zum Zeit sparen, habe ich schnell die Anreise von Neu-Isenburg nach Narbonne mit dem Autoreisezug erkannt.
Berichte dazu sprachen immer wieder von „möglichen Sonderangeboten“ – aber als für das von mir präferierte Wochenende 12.09.2014 nur noch ein freier Platz im Angebot war und ich noch kein Sonderangebot gefunden hatte, habe ich am 20.02.2014 abends mein Ticket gebucht.

Nach meiner Buchung gab es dann nur noch die Möglichkeit sich auf die Warteliste setzen zu lassen.



Wie in den letzten Jahren habe ich die Tour mit dem Finger auf der Landkarte geplant, diese Info in einen Tourenplaner übertragen und von da aus das Navi bestückt. Die Kontrolle der Tour auf dem Navi zeigte, dass das Navi an einigen Stellen die Verbindung zwischen zwei Wegepunkten nicht herstellen konnte. Auf der Karte und in der Tourenplanungssoftware des PC sah das anders aus. Ich notierte mir diese Stellen im Road-Book und fertigte ausgedruckte Papierkarten dazu an.

Den Wetterbericht für ausgewählte Orte der Tour habe ich in den letzten Tagen vor Abfahrt fortgeschrieben – und das sah mal gar nicht so schlecht aus:
rot = Regen, gelb = Gewitter und grün = Sonne bzw. Wolken, jedoch ohne Regen.



In unterschiedlichen Touren-Berichten hatte ich davon gelesen, dass einige Pensionen und auch Campingplätze mit Ende der Sommerferien Mitte September ihren Betrieb bis zum nächsten Jahr einstellen und schließen – ich habe mir für den Fall, dass ich abends irgendwo keine passende Pension finde, ein leichtes Zelt, einen extrem klein verpackbaren Schlafsack und eine leichte Isomatte besorgt.
Und wenn ich das Zelt dann schon mal dabei habe, werde ich auch mal versuchen, wie das mit dem Campen so ist.

Und auch mein Sitzfell „Manfred“ werde ich mitnehmen.
„Manfred“ erhöht auf langen Strecken den Sitzkomfort und könnte beim Zelten als zusätzliche Unterlage dienen.

Die letzten Vorbereitungen an der W traf ich am Wochenende bevor es losgehen sollte.



Sie hatte schon neue Heidenau K60 Reifen bekommen und da ich mir auf meiner vorletzten Tour mit den Packtaschen an den Hülsen der hinteren Stoßdämpfer den Lack abscheuerte, habe ich die Abstandshalter individuell angepasst.



Freitag, 12.09.2014
Für die Anreise zum Autozug habe ich ordentlich Zeit eingeplant. Ich wollte noch bei meinen Eltern vorbeischauen und mich bei meiner Frau im Geschäft verabschieden.

Kurz nach 14:00 kam die Post und überraschenderweise wurde noch der U-Schutz von LSL für die W geliefert, den ich schon vor einigen Wochen bestellt hatte, dessen Lieferung aber eigentlich erst für die Folgewoche avisiert war.
Trotz des Risikos, dass im schlimmsten Fall irgendeine Schraube abreißt oder so was Blödes passiert, habe ich diesen noch schnell montiert und bin danach los.



Auf dem Weg zu meiner Frau hat es dann prompt angefangen zu regnen – in meiner Wetterübersicht war der heutige Tag ja schließlich auch rot markiert.
Ich habe unterwegs schon mal den Regenkombi angezogen, damit ich am Abend nicht mit nassen Klamotten in den Zug muss.
Bei meiner Frau ist mir dann eingefallen, dass ich die Medizin wegen meiner Hüftprobleme vergessen hatte – also bin ich doch noch mal nach Hause und dann halt über die Autobahn nach Neu-Isenburg.
Eigentlich wollte ich gemütlich über die Dörfer dorthin. Na, das fängt ja schon mal gut an ….
Auf dem Weg von zu Hause zum Bahnhof hatte ich dann auf der Autobahn schon sehr bald trockene Straßen. Der Regen hatte sich wohl auf meine Verabschiedungsrunde fokussiert.

Ich kam trotz des Umweges überpünktlich In Neu-Isenburg an. Andere Motorradfahrer mit den Zielen Narbonne bzw. Alessandria waren auch schon da. Erste Gespräche begannen und ich lernte eine nette Truppe Franken aus der Nähe von Würzburg kennen.
Einige der Motorradfahrer planten von Narbonne nach Alessandria oder umgekehrt zu fahren und dann den Autoreiszug auch wieder für die Rückreise zu benutzen.

Die Motorräder waren von den wirklich sehr netten Beladern ruck-zuck auf dem Wagon verladen und weitere Gespräche, natürlich über die geplanten und auch bereits gefahrene Touren, über Motorräder und das eine oder andere Bier und Apfelwein überbrückten die Wartezeit.
Unter den Reisenden war noch ein weiterer W-Fahrer, obwohl die Anzahl der BMW-Fahrer eindeutig überwog.

Es stellte sich heraus, dass dieser Zug der siebt-letzte war, der in Neu-Isenburg verladen wird. Ab nächstem Jahr gibt es die Verbindung in den Süden nur noch von Hamburg, bzw. von Düsseldorf aus.



Die Zugfahrt war sehr kurzweilig mit weiteren netten Gesprächen mit anderen Reisenden – u.a. auch „Nicht-Motorradfahrern“.
In meinem Abteil fuhr noch eine ältere Schwedin mit, die ihren überwiegenden Lebensmittelpunkt in Spanien hat, ein älteres Ehepaar, die in Spanien eine „Share-Ferienwohnung“ haben und ein jüngerer Hamburger Motorradfahrer, der auch ca. zwei Wochen unterwegs sein wollte, aber überwiegend die französischen Pyrenäenpässe befahren wollte.
Besonders die ältere Frau und das Ehepaar bedauern die Entscheidung der Bahn sehr, dass das Angebot „Autoreisezug“ spätestens in 2016 eingestellt werden soll.

Die 6-er Spar-Abteile werden von der Bahn mit max. 5 Personen belegt.
In der Nacht konnte ich besser als erwartet schlafen – nur das „Bett“ war eindeutig zu kurz.


Die Strecke des heutigen Tages:




Samstag, 13.09.2014
Gegen 07:30 bin ich wach geworden – ok: in der Nacht war ich schon zwei Mal wach und bin aus meiner Koje gekrabbelt um mir die Beine ein wenig zu vertreten.
Die Liegefläche ist eindeutig zu kurz für mich.

Tolles Wetter hatte es und man konnte schon am Baustil erkennen, dass wir in Frankreich sind.
Die Bahnstrecke führte lange Zeit an entlang der Rhone. Ein majestätischer Fluss.

Um ca. 08:00 gab es dann Frühstück mit Croissant, Stückchen und Kaffee. Gar nicht mal schlecht.
In der Gegend von Sete hatten wir den ersten Sichtkontakt mit dem Mittelmeer und ich dachte oft, dass es schade ist, noch weitere fast zwei Stunden bei dem tollen Wetter im Zug zuzubringen. Viel lieber würde ich schon auf dem Motorrad sitzen.



Pünktlich um 11:00 liefen wir in Narbonne ein. Mit dem Bus sollten wir zu den Auto- bzw. Motorradanhängern gebracht werden. Die Wartezeit bei schon weit über 20 Grad war schon schlimm - trotz des sehr schönen Bahnhofs …

Wann kann ich endlich los?



edit: eigentlich sollte dieses Bild an dieser Stelle sein



Und als wir dann endlich an den Transportanhängern waren, wurden erst die oben stehenden Autos entladen.
Auf einmal Hektik bei den Bahnbediensteten: eines der Autos wollte partout nicht anspringen. Akku-Packs wurden geholt, es wurde gestikuliert und endlich lief die Kiste wieder - sie hatte gelbe Nummernschilder….



Um 13:00 konnten dann auch die Motorräder entladen werden.



Mein erstes Ziel sollte die alte Römerstraße Via Domitia, 120 - 118 v. Chr. erbaut, werden. An ihr wurde Narbonne gegründet. Später wurde die Via Aquitania erbaut, die von Narbonne über Bordeaux zum Atlantik geht.

Ein Stück der Via Domitia ist in Narbonne am Rathaus freigelegt. Und da wollte ich hin.
Aber bis sich das Navi orientiert hatte, war ich schon aus der Stadt raus. Mist – ich hätte die Wartezeit der Entladung gut nutzen können, um diese Vorbereitung zu treffen.
Obwohl: die alten Steine in Narbonne sehen in Natura bestimmt nicht viel anders aus, als die, die ich im Hof meines Schwiegervaters vor Jahren ausgebuddelt habe, als wir den Hof neu gemacht haben …

Egal. Bei bestem Wetter bin ich weiter. Auf gut ausgebauten Straßen und entlang von Weinbergen ging meine Strecke.



Und auch durch kleine, typisch französische Ortschaften führte die Straße.



Die Strecke zu meinem nächsten – jetzt ersten – geplanten „Highlight“ wurde langsam immer kleiner und auch schöner – ein wahrer Fahr-Hochgenuss zu Beginn meiner W-anderwoche 2014.



Und auch ein erstes „Pässschen“ schlich sich völlig ungeplant ein – der Col de la Redoulade.



Obwohl nach meinen Unterlagen vorher schon der Col de Bedos mit 485 Meter auf der Strecke gelegen gaben müsste – ein Schild hatte ich aber nicht entdeckt.

Auf dem Weg zur Gorges de Galamus …



….führte mich eine toll kurvige Strecke ….



… zu dieser sehr schönen und engen Schlucht, in der ich auffallend viele Rafting-Abenteurer gesehen habe.



Im dem absolut klaren Wasser konnte man sogar von der Straße aus Fische schwimmen sehen.



Nach diesem schönen Tour-Auftakt, sollte mein Weg wieder in Richtung Mittelmeer gehen.

Grob in Richtung Perpignan, wo ich als Jugendlicher mit meiner damaligen Clique und später mit meiner jetzigen Frau schon mal Campingurlaube verbracht hatte.
Ich befuhr eine gut ausgebaute Straße mit Olivenbäumen am Straßenrand und freute mich über den schönen Tag – trotz der Navi-Panne in Narbonne.



Auf der Suche nach einem geeigneten Campingplatz, durfte ich eine zeitlang den Blick von der Küstenstraße auf das Mittelmeer genießen.



Nachdem ich einen Campingplatz ausgewählt und das Zelt aufgebaut hatte, habe ich den noch etwas feuchten Regenkombi vom Vortag auch gleich zum Trocknen aufgehängt und wollte mich dan bzgl. des Supermarktes bzw. eines Restaurants auf dem Campingplatz erkundigen.



Doch leider war schon „Nachsaison“ und alles war bereits geschlossen.



Gut, dass ich mir bereits während des Tages ein paar Sachen zum Essen und auch etwas zum Trinken besorgt hatte.
Nach dem Abendbrot und dem Schreiben meiner Tour-Notizen, bin ich noch zu einem kleinen Spaziergang über den Campingplatz aufgebrochen – und habe mich um Jahre zurück versetzt gefühlt.



Camping – wie in jungen Jahren eben ….


… warum eigentlich auch nicht?

Tour-Daten des heutigen Tages:

Start ca. 13:00
Ende ca. 17:00

Strecke 174 KM

SR-Junkie - 1 kick only
heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?

Brundi Offline



Beiträge: 33.312

09.11.2014 19:37
#33 RE: W-anderwoche "Carretera de l'any" Antworten

Zitat von SR-Junkie im Beitrag #32
.. also fang' ich mal an ...

Spitzenmäßig! Danke schön!!!!

Grüße
Brundi

Ray Lomas Offline




Beiträge: 1.542

09.11.2014 19:51
#34 RE: W-anderwoche "Carretera de l'any" Antworten

Sehr schön! Da kann man Dich richtig beneiden!

Aber sag mal, hast Du vor der Tour noch Nachbars Hund erlegt?

Zitat von SR-Junkie im Beitrag #32



Oder was liegt da auf Deiner Sitzbank?
Gruß Ray Lomas

Mattes-do Offline




Beiträge: 6.959

09.11.2014 21:53
#35 RE: W-anderwoche "Carretera de l'any" Antworten

Ja mein lieber Ray, lesen mußt scho.

Zitat: "Und auch mein Sitzfell „Manfred“ werde ich mitnehmen.
„Manfred“ erhöht auf langen Strecken den Sitzkomfort und könnte beim Zelten als zusätzliche Unterlage dienen."

Wenn Du dir nur die Fotos anschaust bekommst halt nur die Hälfte mit.

Gruß,
Mattes

Soulie Offline




Beiträge: 29.675

09.11.2014 23:18
#36 RE: W-anderwoche "Carretera de l'any" Antworten

Na endlich, Hans-Peter!
Das wurde aber auch allmählich mal Zeit ...

Nisiboy Offline




Beiträge: 5.695

10.11.2014 08:09
#37 RE: W-anderwoche "Carretera de l'any" Antworten

lässt sich aber gut an, ich bin gespannt...

Grüße aus dem Norden

Nisiboy

Falcone Offline




Beiträge: 113.813

10.11.2014 08:14
#38 RE: W-anderwoche "Carretera de l'any" Antworten

Zitat
also fang' ich mal an und überlasse Falcone dann den Adventskalender-Tourenbericht...



Setz mich nicht so unter Druck!

Aber ich freue mich sehr über den Bericht, denn ich denke, ich werde deine Tour mit Falconette in etwa zwei Jahren nachfahren. Und du ersparst mir viele Reisevorbereitungen. Das beste jedoch: Ich muss dann keinen Reisebericht schreiben, sondern kann auf deinen verweisen

Grüße
Falcone

Soulie Offline




Beiträge: 29.675

10.11.2014 12:05
#39 RE: W-anderwoche "Carretera de l'any" Antworten

Neenee, Martin, das gildet nich ...

PeWe Offline




Beiträge: 21.970

10.11.2014 14:24
#40 RE: W-anderwoche "Carretera de l'any" Antworten

Na, dass fängt ja schon sehr schön an....Gewohnt gute Qualität des Reiseberichtes mit tollen Fotos....

Weitermachen !!!!

LG
PeWe

"...Ich fahre so langsam, dass man mich nicht blitzen muss – mich kann man
malen!"

Soulie Offline




Beiträge: 29.675

10.11.2014 17:21
#41 RE: W-anderwoche "Carretera de l'any" Antworten

Vor allem das Rafting-Sträßchen gefällt mir!

SR-Junkie Offline




Beiträge: 5.144

10.11.2014 18:32
#42 RE: W-anderwoche "Carretera de l'any" Antworten

Sonntag, 14.09.2014
Gut geschlafen hab‘ ich im Zelt auf der Iso-Matte und dem Sitzfell. Jetzt kann ich es verstehen, warum Kleinkinder gerne auf diesen Baby-Fellen schlafen. Nur die parallel zur Küste verlaufende Eisenbahn habe ich zwei oder dreimal gehört.
So gegen 06:30 bin ich wach geworden und habe dann langsam angefangen zu frühstücken und die Sachen zu verpacken. Es war auch noch nicht wirklich hell.

Aber ich konnte wieder alles so verstauen, wie ich es zu Hause auch fertig gebracht hatte. Sogar Zelt, Schlafsack und Isomatte passten wieder in die Rolltasche.
Wohl auch, weil „Manfred“ heute auf die Sitzbank musste und so mehr Platz in der Rolltasche war.



Ca. 08:00 bin ich dann bei tollen Wetteraussichten gestartet. Ich freute mich schon ganz dolle auf die Fahrt entlang der Küste.

Kurz hinter dem Campingplatz bekam ich auf gut ausgebauter Straße das Meer dann auch gleich wieder zu sehen.



Die Straße verlief zwischen Meer, Strand und Weinbergen. Der Wein wächst auf Schieferstein.



Es boten sich immer wieder tolle an- und Ausblicke und öfter dachte ich, wie toll es wäre, wenn man eine solche Strecke seine „Hausstrecke“ nennen dürfte …



Die Straße verlief zwischen dem Meeresspiegel und ca. 200 Höhenmetern in den Bergen, es gab auf relativ gut ausgebauter Straße „Kurven ohne Ende“ und auch der Verkehr hielt sich am frühen Morgen noch in Grenzen.
„Blow-Ups“ im Asphalt schmälerten den Fahrgenuss leider etwas – die Dinger waren recht häufig, wurden nicht angekündigt und besonders hinter den Kurven nicht ungefährlich.

Die Straßenkaffees in den Ortschaften und Städten füllten sich zusehends und waren bald alle sehr gut besucht.



Faszinierend war die Wehrkirche Notre-Dames-de-Agnes am Strand von Collioure.



Und ebenfalls faszinierten mich die Häfen in den Städten immer wieder aufs Neue.



Ein Hobby, dem auch Arbeitskollegen und Freunde von mir frönen.

Tolle Aussichten gab es unterwegs auf den Küstenverlauf …



… und das Meer.



Der Top-Straßenverlauf und eine angepasste Geschwindigkeit ermöglichten immer wieder tolle An- und Aussichten und die Wendigkeit, die man mit dem Motorrad hat, auch viele Stopps zum Bildermachen.



Teilweise findet man in diesem Abschnitt eine richtige Steilküste vor …



… und dann gliedern sich wieder Dörfer und Kleinstädte in die Küstenlandschaft ein.



In Cerbere habe ich das mondäne Hotel Belvedere de Rayon Verte gesehen, dass leider verfällt.



Obwohl die Lage auf den Felsen in unmittelbarer Nähe zum Meer eigentlich super gut ist.



Direkt danach kam ich zur Französisch-Spanischen-Grenze am Pass Coll de Belitres. Die Grenzstation war natürlich verwaist – Europa lässt grüßen.



Und typisch für diesen Küstenabschnitt – sowohl auf französischer, als auch auf spanischer Seite:

Meer, Strand, Straße, Eisenbahn, Berge – genau in dieser Reihenfolge.



Und auch beidseitig der Grenze gab es eine für mich als Mittelhessen tolle Vegetation zu bewundern. Mir haben es besonders die großen Agaven angetan – teils größer als meine W.



In den Ortschaften abseits der Küste roch es fast überall nach frisch vergorenem Wein. Für die Ernte sah ich jedoch nur wenige automatische Vollernter – scheinbar wird an den Steilhängen noch viel von Hand gelesen.

Was jedoch auffallend oft zu sehen war, waren R4, R5, R16 und 2CV in guten Alltags-Zustand. Rost ist hier in der Region wohl nur ein kleines Thema …

Für Cerbere hatte ich mir in meinem Road-Book notiert, dass es Probleme mit der Streckenführung aus der Tourenplanungssoftware geben könnte und dass ich kurz nach dem Bahnhof in Portbou nicht in den Tunnel einfahren solle – einen anderen Weg habe ich aber dann in Wirklichkeit nicht gefunden und habe so doch den Tunnel genutzt.
Auf der anderen Seite des Tunnels habe ich die Schotterstrecke gefunden, von der ich hätte kommen wollen. Nach kurzem Überlegen bin ich nicht zurück, sondern einfach weiter.

Und immer wieder faszinierte mich der Wechsel von Küste und Bergland.



Mein Weg führte mich ein Stück ins Landesinnere, um von dort aus über kurvenreiche Strecke über Llanca nach El Porte de la Selva zu kommen.

In der großen Bucht pausierte ich an der Promenade mit einem leckeren Croissant und einem tollen Ausblick.



Und natürlich habe ich auch die „Statue of Salvadore Dali“ gesehen, …



… bevor ich zum „Museum Salvadore Dali“ weiter bin.



Auf dem Weg dorthin habe ich zum ersten Mal während meiner Tour blühende Kakteen gesehen – ein Anblick, der mich faszinierte, der aber später fast schon alltäglich wurde.



Und das, was jetzt folgte – das war einfach nur der Hammer.

Häfen, …



… Fahrten durch das bergige Hinterland mit Blick auf das Mittelmeer, …



… Aussichten auf bzw. in Buchten, …



…der Wechsel zwischen „Bergland“, Stadt und Strand …



… und letztlich auch Strandleben.



In Sant Feliu de Guixols habe ich meine nächste Pause gemacht und die W zu weiteren Motorrädern direkt vor einem Mehr-Sterne-Restaurant an der Promenade geparkt. Viele der Gäste haben neugierig nach mir geschaut – die Kellner eher … na ja: ärgerlich.



Hier in Sant Feliu de Guixols beginnt die Strecke, die meiner diesjährigen Tour ihren Namen gegeben hat:

Carretera de l'any

Übersetzt – „die Straße des Jahres“. Mit 365 Kurven. Für jeden Tag eine Kurve.



Und was auf dieser Strecke an Kurven, an Straßen und an An- und Aussichten zu bieten hat – das toppt das Vorherige noch mal um ein Vielfaches.
Küstenverlauf, …



… Steilküste, …



… Buchten ,…



… Schiffe, …



… noch mehr Buchten, …



… und noch mehr Schiffe.



Und auch wieder Städte mit Strand direkt an den Bergen.



Jedoch hat leider auch diese Strecke ein Ende. Von Sant Feliu de Guixols bis nach Tossa de Mar ist die Strecke wunderbar.
Von Tossa de Mar bis nach Llorret de Mar verliert sie langsam an Schönheit.
Am heutigen Samstag war – besonders in den Städten – natürlich auch sehr viel Verkehr.

Und mit ca. 30 Grad war es – auch besonders in den Städten – natürlich sehr warm. Es war dennoch sehr schön und ich möchte diese Strecke nicht missen.

Von Blanes aus ging es dann in den „Parc National del Montseny“. Die Straßen wurden langsam wieder kleiner, machten aber ob des geringeren Verkehrs auch richtig Spaß. Auch wenn ab und an und sogar leider auch hinter Kurven Geröll oder Felsabgang auf der Straße lag.

Es waren wahnsinnig viele Kurven auf dieser neu gebauten und im Navi noch nicht bekannten Strecke – und ich war überwiegend komplett alleine unterwegs.



Und auf den dann folgenden ganz kleinen Straßen, musste ich mich selber bremsen. Ich bin doch zum Motorrad-Wandern unterwegs und will ankommen und nicht auf Sieg fahren …



Als ich ca. 17:00 in Vic war, habe ich beschlossen noch keine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen, sondern noch bis Berga weiter zu fahren – auch wenn es in Vic scheinbar gerade geregnet hatte. Die Straßen waren nass.
In Berga musste ich dann auf ein Hotel ausweichen, dass sicher schon bessere Zeiten gesehen hat. Für die W gab es keine gesonderte Parkmöglichkeit. Sie musste vor dem Hotel stehen bleiben. Wenigstens war die Polizeistation in direkter Nachbarschaft.



Beim Abendspaziergang zogen dunkle Wolken auf. Wie das Wetter morgen wohl werden wird?




Tour-Daten des heutigen Tages:

Start ca. 08:00
Ende Ca. 18:45

Strecke 397 KM

SR-Junkie - 1 kick only
heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?

Falcone Offline




Beiträge: 113.813

10.11.2014 21:03
#43 RE: W-anderwoche "Carretera de l'any" Antworten

Wow, gleich am ersten Tag so eine Bilderflut! Alle Achtung! Toll!

Die vermeintlichen Kakteenblüten sind die roten Früchte von Opuntien, die Blüten sind viel farbenprächtiger.
Die Früchte kann man übrigens essen oder auch feine Marmelade draus machen, der weiße "Grint" auf den Blättern der Pflanze beherbergt übrigens Schildläuse, die Cochenille. Sie ergeben den Karminroten-Farbstoff, wie er z.B. zum Färben des Campari verwendet wird.
Wir haben die viel geerntet und Falconette besitzt immer noch kleine Tiegel voll zum Färben.

Grüße
Falcone

Ray Lomas Offline




Beiträge: 1.542

10.11.2014 21:08
#44 RE: W-anderwoche "Carretera de l'any" Antworten

Zitat
Wenn Du dir nur die Fotos anschaust bekommst halt nur die Hälfte mit.


Immerhin 50%, kann man aufrunden. Ich bin schließlich Optimist!

Zitat
"Und auch mein Sitzfell „Manfred“ werde ich mitnehmen.


Ok, dann weiss ich ja zumindest schon mal den Namen von Nachbars Hund.
Aber zu welcher Rasse gehört so ein Zottelfell?

Gruß Ray Lomas

PepPatty Offline




Beiträge: 8.738

10.11.2014 22:59
#45 RE: W-anderwoche "Carretera de l'any" Antworten


Wunderschöner Bericht!!
Es juckt derart in den Fingern....
Ich muß den GöGa noch ein bisschen bearbeiten....
Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht!!

Grüße PepPatty

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