Da sind wir doch ganz nah beisammen: Umgangsformen, Höflichkeit, Respekt, Lockerheit ... das sollte zwischen Menschen in einer Kunde-Dienstleister-Beziehung vorhanden sein. Da hat keiner was dagegen, sondern sollte sich drüber freuen, wenn das so läuft. Das lässt sich auch wunderbar koppeln mit einer individuellen Persönlichkeit. Dann spricht eben der eine etwas anders als die andere, der Begrüßungstext ist montags vielleicht ein anderer als am Mittwoch. Und - hey, es ist doch super, wenn man jemandem, den man womöglich über Jahre telefonisch kennt, mal merkt, dass der oder die verschnupft, verärgert oder sauer.
Für mich wird es dann zum ekelhaften Riesenärgernis, wenn genau diese persönliche Auseinandersetzung mit dem Gegenüber, die ja ein hohes Zeichen von Respekt und Achtung ist, durch eine normierte Formulierung mit freundlich klingender Absicht ersetzt wird, die irgend so ein dahergelaufener pseudo-professioneller Coach verbrochen hat.
Bevor ich zum auf Freundlichkeit getrimmten Pizza Hut gehen würde, wäre mir eine authentische Pizzeria lieber, wo der Wirt meinetwegen „grantelt“, aber der Laden ansonsten von Charme und Geschmack zeugt.
Noch lieber ist mir allerdings die Pizzeria in Lübeck, wo man reinkommt, sich wie in Italien fühlt, es herrlich ungezwungen läuft, die Pizza allerbest ist und der Opa abends Arien aus Verdi-Opern trällert.
Dummerweise wird dort das Publikum immer älter und weniger, weil die jungen Leute hier in D nicht mehr sooft aus dem Haus gehen, und wenn, sich bei McD, Burgers und Co die Wampe vollschlagen... iss billiger...
Dass es den einen oder anderen Kneipenwirt oder ähnliches gibt die durch ihr ungehobeltes Benehmen eine Art Schrulligkeitskultfaktor für sich verbuchen können hat nix damit zu tun, dass es im Alltag schlicht und einfach eine Selbstverständlichkeit sein sollte den Mitmenschen freundlich und höflich zu begegnen.
Das hat schlicht und ergreifend etwas mit gutem Benehmen und Respekt dem Anderen gegenüber zu tun.
Und genau das können Kinder z.B. noch nicht und Erwachsene sollten es gelernt haben. Ein nicht unerhebliches Unterscheidungsmerkmal zwischen den beiden Gruppen.
Wenn sich erwachsene Menschen so einem Verhaltenskodex beharrlich zu entziehen versuchen mit dem Hinweis auf eine vermeintliche Authentizität zeigt das letztendlich nur ein Verharren in unreifen Verhaltensmustern.
Der gemeine Berliner ist da exemplarisch Jeder der mal ne Zeitlang in der Hauptstadt gewohnt hat weiß, dass ich damit nicht die originelle Berliner Schnauze meine, sondern dieses unsäglich dämliche anblaffen dem man in häufigen Alltagssituationen ausgesetzt ist.
nette Story am Rand:
Die Berliner Verkehrbetriebe haben Ende der 80er Jahre (glaub ich) ihren Mitarbeitern mehr Höflichkeit verordnet. Unter anderem wurden die Bahnsteigmitarbeiter angewiesen beim Einfahren des Zuges nicht nur ein : " ZURÜCKTRETEN" in das Mikro zu schreien sondern eben in normalem Ton ein : " Bitte treten sie zurück, der Zug fährt ein" oder so ähnlich anzusagen. Da gab es regelrechte Aufstände , Proteste seitens der Mitarbeiter ("wo kommen wir den hin wenn....") und mußte letztlich knallhart per Dienstanweisung durchgesetzt werden.
Zitat von Maggi im Beitrag #42Mir ist ein ehrlicher Grantler hundertmal lieber als ein aufgesetzter Freundlicher.
Du mich auch!
... und wer einen Coach bemühen muß um Freundlichkeit in jedweder Situation vorzugaukeln... Bäääääääh! Was soll es, wenn man einen Verkäufer anblökt und dieser dann gute Miene zum bösen Spiel macht und sein zuckersüß geschultes und einstudiertes Lächeln aufsetzt? Ich aber weiß, daß er mich im tiefsten Inneren als allerletztes Arschloch sieht ? Da komme ich mir doch als Kunde verarscht vor!
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Zitat " ZURÜCKTRETEN" in das Mikro zu schreien sondern eben in normalem Ton ein : " Bitte treten sie zurück, der Zug fährt ein"
Bis der zweite Satz zuende gesprochen ist, ist der erste Wartende schon überfahren.
Es geht doch nicht darum ob jemand freundlich zu sein hat, das ist doch gar nicht die Frage, Es hat aber m.E. auch nix mit Freundlichkeit und Respekt zu tun, wenn ich mit einem auswendig gelernten Standardsatz abgefertigt werde.
Und was das Wirtsfaktotum anbelangt, man muß da nicht hingehen, wenn es einem nicht gefällt aber es scheint wohl Leute zu geben, die es schön finden angegrantelt zu werden und so hat doch jeder was er will.
Nisiboy hat es schön auf den Punkt gebracht, wie ich finde.
Das führt die Kriegsministerin bei der BW sicher auch ein. Statt " DECKUNG!" ein laues: " Liebe Soldatinnen und Soldaten, würden sie sich bitte in Deckung begeben."
In einer kleinen Rolle muß man ein großer Künstler sein, um gesehen zu werden.
Zitat von Duck Dunn im Beitrag #38Ich glaub schon, ich kanns ein bisserl beurteilen, wie es in den Wald hineinschallt so schallt es heraus, auch wenn man sich immer wieder zusammenreissen muss, um nicht ausfallend zu werden und dadurch seinen Job zu verlieren.
Ich hab' nie angenommen, dass du das nicht beurteilen kannst!
Zitat von Duck Dunn im Beitrag #38Momentan bin ich àrbeitsssuchend`und voll tiefenentspannt, grüße meinen Metzger im WW mit `Grüß Gott`, auch wenns einigen hier nicht passt und bin freundlich zu Müllmännern, Verkäuferinnen und DHL Ausfahrern.
Dann sind wir demnächst ja schon zwei (arbeitssuchend). Momentan bin ich arbeitsunfähig (seit nun 20 Monaten) und tiefenentspannt und deshalb der Liebling aller Dienstleister.
Viele Grüße Thomas
Dinge rund um's Moped, die ich nicht mehr missen möchte:
- Schuberth J1 - Rukka sturmhaube windstopper - BMW Winterhandschuhe - Daytona Trans open GTX - Hupe Stebel Nautilus - HKS Kettenfett - Saito Batterieladegerät ...
Zitat Was soll es, wenn man einen Verkäufer anblökt und dieser dann gute Miene zum bösen Spiel macht und sein zuckersüß geschultes und einstudiertes Lächeln aufsetzt? Ich aber weiß, daß er mich im tiefsten Inneren als allerletztes Arschloch sieht ? Da komme ich mir doch als Kunde verarscht vor!
ich hab mir mein studium unter anderem als portier im hotel verdient. erste regel: contenance wahren, unter allen umstaenden, auch wenn der kunde noch so ein arschloch ist. und das hiess nicht zuckersuesses auswendiges phrasendreschen, sondern - sich nicht auf das niveau des bruellers herabbegeben, - deeskalieren, - soweit angemessen, den wuenschen des bruellers entgegenkommen, - soweit nicht angemessen, die gruende erlaeutern, warum es nicht geht.
hat immer geklappt
kontrastprogramm 1990 in einem restaurant einer unwichtigen stadt. reingegangen, der bedienung einen guten abend gewuenscht und retour angeblafft worden "sie wern plaziert!". spaeter erdreistet zu fragen, ob meine frau zu der soljanka vielleicht ein brot bekommen koennte. einen blick geerntet, als haette ich die bedienung gerade zur oeffentlichen unzucht aufgefordert, und fuenf minuten spaeter eine scheibe ungetoasteten alditoast auf den tisch geschmissen bekommen. geschmissen, so richtig aus dem handgelenk geschlenzt. meine frau, ihres zeichens kanadierin, sass mit offenem mund da. die bediense hatte keinen schlechten tag, die hatte ein schlechtes leben, scheints.
mir ist der nordamerikanische stil, ein paar nette nichtssagende phrasen, die einfach bisschen freundlichkeit verstreuen, jedenfalls lieber als das "ich hab nen scheisstach heute und nu muss ich sie ooch noch bedien' hia" raushaengen lassen.
mir ist der nordamerikanische stil, ein paar nette nichtssagende phrasen, die einfach bisschen freundlichkeit verstreuen, jedenfalls lieber als das "ich hab nen scheisstach heute und nu muss ich sie ooch noch bedien' hia" raushaengen lassen.[/quote]
jep, mir auch!!
nebenbei, es kostet nüscht und bringt keinen um wenn man einfach freundlich ist. oder wenn man dieses "aufgesetzte", vom Chef übergedrückte Verhalten einfach mit einem Lächeln belohnt.
Ich komme damit sowas von wunderbar durch und mein Leben ist einiges entspannter geworden.
wenn Ihr die Freundlichkeit der Bedienung in USA-Restaurants so lobt, solltet Ihr berücksichtigen, dass die meisten Servierer/innen dort keinen Lohn kriegen, sondern nur den Tip. Als ich das noch nicht wusste und wie hierzulande üblich nur den Betrag aufgerundet habe, hat mich die amerikanische Serviererin gefragt, womit ich bei ihrem Service unzufrieden gewesen sei - allerdings ohne Motzen!
ich handle der Situation entsprechend. Im Grunde immer freundlich, zwar manchmal mit Spitzzüngigkeit, aber wenn mir so ein Mitmensch das Arbeitsleben extra schwer machen will, bspw. um mir zu zeigen was er doch für ein doller Kerl ist und der Dienstleister ein blöder Hund, dann setz ich auch schon mal einen solchen Gast auf die Strasse. Solcherart Leute lasse ich dann gerne die Servicewüste Deutschland spüren, damit sie dann im Freundeskeis etwas zu berichten haben. Erwartungen müssen erfüllt werden, dazu bin ich im Dienstleistungsgewerbe!
Kann Spuren von Ironie, Sarkasmus oder Zynismus enthalten. Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie Ihren Verstand oder nutzen die Ignorier-Funktion.
wenn Ihr die Freundlichkeit der Bedienung in USA-Restaurants so lobt, solltet Ihr berücksichtigen, dass die meisten Servierer/innen dort keinen Lohn kriegen, sondern nur den Tip. Als ich das noch nicht wusste und wie hierzulande üblich nur den Betrag aufgerundet habe, hat mich die amerikanische Serviererin gefragt, womit ich bei ihrem Service unzufrieden gewesen sei - allerdings ohne Motzen!
Gruss
Ka_Be
Bei manchen Bedienungen hierzulande wäre das ne super Idee.
Nebenbei, wärend meiner Kellnerzeit hatte ich immer traumhafte Trinkgelder. Und ich bekam oft genug gesagt, dass es mal ne Wohltat wäre, ein Bier mit nem Lächeln serviert zu bekommen. Wenn dann abends Kasse gemacht wurde waren die anderen immer grün vor Neid. Aber da ich die Getränke nur gegen einen Bon von der Theke bekommen habe, war betrügen schlicht nicht drin. Das haben mir die Gäste tatsächlich freiwillig gegeben.
Nichtsdestotrotz ist die Alltagsfreundlichkeit in angelsächsischen Ländern eben nicht zielgerichtet..
Anekdote
Wir stehen in Brisbane, Stadtplan in der Hand , suchend...eben die typische Tourisituation wenn man sich irgendwo nicht auskennt da fragt uns eine Frau wo wir hin wollen, erklärt uns dann aber dann nicht nur den Weg sondern latscht mit uns noch die ganze Strecke dorthin, unterhält sich ein bißchen und verabschiedet sich....sie meinte dann noch dass sie heute ihren Helping Day hätte
Sowas erlebt man bei uns nicht, oder zumindest sehr selten