ich habe überhaupt nichts gegen ABS, aber ich wehre mich gegen Tendenzen, daß irgendwann ein Fahrzeug ohne ABS hingestellt wird, wie ein Fahrzeug ohne Bremsen. Ich will es nicht einbauen müssen, damit es dann - bei meiner Fahrweise - vor sich hingammelt und nur noch wieder ein Lämpchen mehr auf der Anzeigetafel sitzt etc.
Wer sein ABS nutzt und sich über die Dosierhilfe freut, der soll das tun und sich drüber freuen, aber zu sagen, es würde dem leichtsinnigen Fahren abhelfen, halte ich nicht für angebracht.
Ich staune immer wieder, wie viele noch nicht verstanden haben, wozu ein ABS da ist. In der Regel "nutzt" man es nicht wie ein Blinker oder eine Bremse oder ein Lenkrad. Wenn ich so was lese, entsteht der Eindruck, als wären bislang nur Blockadebremser unterwegs gewesen.
Zitat von Wännä im Beitrag #16...ich habe überhaupt nichts gegen ABS, aber ich wehre mich gegen Tendenzen...
Bin ich mit dabei. Ich wehre mich außerdem gegen Tendenzen, daß die Funktion eines derart unverzichtbaren Sicherheitssystems vom mängelfreien Funktionieren anderer Fahrzeugsysteme, wie z.B. des elektrischen Bordnetzes, abhängig ist. Ein ABS, ohne das der Betrieb des Fahrzeugs einer kriminellen Handlung gleichgesetzt wird, muß von ALLEN übrigen Systemen unabhängig funktionieren und als aller- allerletztes ausfallen. So lange das keine Selbstverständlichkeit ist, und das ABS nicht 99,99999% Verfügbarkeit vorweisen kann, verzichte ich drauf, und fahr mit Wännä einen Schlag besonnener.
Dieter (ja, ich bin fortschrittsfeindlich. Wenn ich den Fortschritt nicht als solchen erkennen kann)
Alkoholfreies Bier... schmeckt richtig, ist aber falsch.
Den vermeintlichen Widerspruch will ich Dir gerne erklären.
In wenigen Jahren wird das Kurven-ABS bei Motorrädern zum Standard gehören.
Der heutige Kaufpreis von € 399,00 wird damit Vergangenheit sein, dafür wird schon die allgemeine Wettbewerbs- situation sorgen.
Den heutigen Preis halte ich einerseits für recht hoch, meinetwegen auch zu hoch, kann aber nachvollziehen, dass die Fa. Bosch als technologischer Vorreiter zumindest einen kleinen Teil der Entwicklungskosten in absehbarer Zeit wieder hereinholen möchte. Das Gros dieser Kosten kann sich nur über entsprechende Stückzahlen amortisieren.
Sieht man aber als Motorradfahrer auch nur die Schäden eines Sturzes an der Maschine, so dürften diese den derzeit noch hohen Preis schnell übersteigen. Es rechnet sich also. Kommen aber noch Personen- schaden, Verdienstausfall etc. hinzu, nimmt sich der genannte Betrag geradezu gering aus.
Es kommt also immer auf die Sichtweise bzw. auf die (Eigen)verantwortung des Fahrers an.
... Wer sein ABS nutzt und sich über die Dosierhilfe freut, der soll das tun und sich drüber freuen, aber zu sagen, es würde dem leichtsinnigen Fahren abhelfen, halte ich nicht für angebracht.
Gruß, Wännä
Mon dieu, ich will das ABS nicht ,nutzen', sondern es im Notfall zur Verfügung haben und dies definitiv nur im Notfall und nicht, um vorsätzlich am Limit zu fahren.
In diversen PKWs habe bzw, hatte ich ABS seit rund zwanzig Jahren. Ich bin in dieser Zeit, also auf mehreren hunderttausend Kilometern zweimal in eine Situation geraten, in der das ABS angesprochen hat. Die eine hätte ich definitiv auch noch ohne ABS gerettet, die andere nicht.
Ein entgegenkommendes Taxi schnitt den zweiten Teil einer S-Kurve. Es regnete und Laub lag auf der Straße. Vollbremsung meinerseits bei gleichzeitigem Ausweichmanöver, wobei das ABS sofort ansprach. Den Fahrer hätte ich sehen mögen, der diese Situation noch gerettet hätte. Vielleicht ein gut trainierter Rallye-Pilot, aber nicht Otto-Normalfahrer.
Ausfallendes ABS wg. Defektes der elektrischen Anlage? Es hat in der Anfangszeit derartiges gegeben. BMW hatte da zeitweilig Probleme. Dort versagte aber auch die komplette Bremsanlage nach dem Ausfall der Bordbatterie. Dies heute noch als Argument anzuführen, halte ich für verfehlt.
Aber jeder, der sich für einen Suoerfahrer hält oder glaubt, jede Situation mit vorausschauender Fahrweise im Griff zu behalten, möge mit seiner Einstellung glücklich werden und immer mit heiler Haut davonkommen.
Zitat von Caboose im Beitrag #23 ... BMW hatte da zeitweilig Probleme. Dort versagte aber auch die komplette Bremsanlage nach dem Ausfall der Bordbatterie....
das ist definitiv nicht richtig, nicht das komplette Bremssystem/anlage hat versagt, sondern der Bremskraftverstärker. Das ist ein gewaltiger Unterschied, theoretisch. Die vom Gesetzgeber geforderte Verzögerung wurde/wird auf jeden Fall eingehalten, das ABS fiel aus. Da sind wir wieder bei Dieter: die heutigen ABS sind natürlich irgendwie in das Gesamtsystem eingebunden, nur merkst Du davon nix, es sei denn, Du kämst in den Regelbereich (hat Martin ja schon gschrieben, ist vielleicht einem Aibag ähnlich, also nur im Notfall). Dass heutzutage Lenkungen elektrisch verstärkt werden, Gaszüge durch by wire ersetzt sind, all davon bekommt der Fahrer nicht die Bohne mit, egal ob Pkw oder Zweirad. Wie sieht es bspw. mit Deinen Sekundärdrosselklappen aus, schon mal negativ bemerkt, dass die arbeiten?
Selbst der Technikfortschrittsverweigerer Wänna wird mir sicherlich zustimmen, dass eine heizbare Heckscheibe, eine Servolenkung, Bremskraftverstärkung, etc. nicht gerade Teufelszeug sind. Erst wenn irgendwas davon ausfällt, dann kommt Panik auf (Bremskraftverstärker), aber wann tut es das? Andererseits macht es halt Spass, ab und zu die Grenzen des ABS oder der TC auszuloten, dann aber bewußt.
Zitat von Axel J im Beitrag #24das ist definitiv nicht richtig, nicht das komplette Bremssystem/anlage hat versagt, sondern der Bremskraftverstärker. Das ist ein gewaltiger Unterschied, theoretisch. Die vom Gesetzgeber geforderte Verzögerung wurde/wird auf jeden Fall eingehalten, das ABS fiel aus.
Auch das ist in dieser Allgemeinheit (völlig) falsch. Du bist anscheinend auch Opfer der damaligen Massenhysterie unter den Motorradfahrern, ausgelöst durch einen persönlichen Rachefeldzug eines einzelnen Internet-Trolls namens hijag, Axel. Es gab nicht mehr Ausfälle als mit jedem anderen Bremssystem dieser Welt bei jedem anderen Motorradhersteller dieser Welt. Dein Dieter ist nicht repräsentativ. Ebensogut könnte ich anführen, dass ich auf 160'000 mit diesem Bremssystem nur allerbeste Erfahrungen gemacht habe - und keinen interessiert es.
(Und: Der Systemcheck beim Starten musste nicht abgewartet werden, sondern es konnte sofort losgefahren werden. Der Check wurde dann halt während der Fahrt nachgeholt. )
Zitat von Axel J im Beitrag #24... sondern der Bremskraftverstärker. Das ist ein gewaltiger Unterschied, theoretisch...
Auch das ist in dieser Allgemeinheit (völlig) falsch...
Natürlich nicht in allen auf dem Markt befindlichen Motorrädern. Wenn ich mich recht erinnere gab es zwei Ursachen:
1. zu wenig Saft in der Batterie, bedingt durch alle möglichen Ursachen
2. der Bremslichtschalter am Handbremshebel (wurde damals zumindest von MOTORRAD so berichtet).
Also eigentlich ganz einfach: das System an sich hatte selten, aber doch durchaus, auch reproduzierbar, Ausfälle, die allerdings auch immer per Leuchtsignal angezeigt wurden. Und wenn jemand ohne laufenden Motor bergab vor sein Garagentor donnert (weil der Verstärker eben nicht lief), dann liegt auch das sicherlich nicht am System an sich. Das passiert bei jedem Pkw genauso.
Axel
PS: bei Dieter war nix mit nachträglichem Booten, bei mindestens zwei Motorrädern
Serpel: Die 160'000 km sind ein starkes Argument. Aber: (natürlich aber, sonst hätt' ich nicht zu antworten brauchen) Du bist immer mit verhältnismäßig neuen Fahrzeugen unterwegs gewesen. Was macht das Zeug, wenn es mal 10 Jahre alt und älter ist, und keine Werkstatt die Systeme mehr kennt? So eine simple Hydraulik kann mit einfachen Mitteln geprüft und gewartet werden - ein Fahrzeugmanagement-Computernetz ist auch heute schon so komplex, daß selbst die Vertragswerkstätten gelegentlich passen müssen. Ich sag nur: FI-Leuchte
Ich arbeite seit gut 20 Jahren mit an der rechnergestützten Steuerung und Regelung eines Großexperiments, und kann den Entwicklungsaufwand ungefähr würdigen, der in Systeme wie ABS, TC, FI und ECS investiert werden muß, bevor sie vom Prototypen mit gutem Gewissen in die Serie übernommen werden dürfen. Wenn sich so was im Formelrennsport bewährt hat, sprechen wir von Verfügbarkeit im Bereich 99,99%, aber das bedeutet in einem 10000 Sekunden dauernden Rennen immerhin im Mittel einen Ausfall von 1 Sekunde. Das Risiko gehen die Rennställe einfach ein, wenn es die Chancen auf den Sieg verbessert.
Warum gibt's denn das elektronische Lenkrad noch nicht im Serienfahrzeug? Die Dinger funktionieren ja schon lange im Versuch. Aber erstens kriegen die Entwickler die um drei Größenordnungen höhere geforderte Ausfallsicherheit nicht hin, und zweitens hat sich offenbar noch niemand eine vernünftige Lösung für den Ausfall einfallen lassen. Bei einer elektromechanischen Bremse ist es ja noch simpel, die muß im ausgefallenen Zustand einfach bremsen. Na ja, wenn mir der Kabelbaum abbrennt (bzw. der CAN-Bus durch irgendeine Spannungsspitze das Spinnen anfängt), und ich muß eine unerwartete Vollbremsung aussegeln... Wer's mag. Und die hohe Ausfallsicherheit, die in der Luftfahrt hergestellt werden konnte, scheint für die Kraftfahrzeugtechnik noch nicht bezahlbar zu sein.
Ich hab gelernt: KEEP IT SIMPLE, STUPID!
Dieter
Alkoholfreies Bier... schmeckt richtig, ist aber falsch.
Ja Teufelszeug. Wenn die Sekundärdrosselklappen oder die Einspritzung ausfallen, löppt die Mühle wie 'n Sack Nüsse oder gar nicht, aber macht ansonsten keine Anstalten, mich im vollen Galopp totzuschlagen.
Dieter
Alkoholfreies Bier... schmeckt richtig, ist aber falsch.