Zitat von W-iedehopf im Beitrag #78Das Stilfser Joch wird meiner Meinung nach völlig überbewertet. Da gibts wahrhaftig schönere Pässe in den Alpen.
Ich finde, es ist einer der ätzendsten Pässe. Digital halt ... Ich mag die Pässe lieber analog! Rund statt eckig! Aber ich bin ihn erst einmal gefahren. Damals hatte ich meine XBR ganz frisch und noch mit Stummellenkern etc. Für einen guten Fahrer sind die Spitzkehren sicher eine Herausforderung.
Zitat von piko im Beitrag #81... jedenfalls immer wieder lustig anzusehen, wie dort im Schritt um die Ecken "gepaddelt" wird ...
Passiert mir auch heute noch dann und wann, dass ich zügig unter Ausnutzung der vollen Straßenbreite um die Kehre komme, weil ich um diese Uhrzeit (oftmals späte Abendstunde) einfach nicht mit Gegenverkehr gerechnet hatte und dann vor einem Wohnmobil stehe. Dann komme ich auch ins "Paddeln".
Aufbruchstimmung und Abschied am Morgen! iMac und Rayman haben ihre W’s schon früh auf den Hänger geladen, Dieter, Axel und ich beladen unsere Motorräder. Ein letztes, gemeinsames Frühstück, dann geht es los!
Ich hatte von Anbeginn dieser Reise einen Pass ganz besonders ins Auge gefasst.
Für mich irgendwie die „Mutter aller Pässe“ So viel hab ich drüber gehört, gelesen und natürlich auch gerätselt, da wollte ich unbedingt hin. Schon auf dem Hinweg, als wir vom Reschenpass kommend die Wegweiser zum Stilfser Joch sehen, fange ich an zu quengeln und möchte den direkten Weg dorthin nehmen. Aber Axel kennt kein Erbarmen, der Umweg würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen und so lassen wir meinen Traumpass links liegen.
Also beschließe ich, den Rückweg nach Bremen nicht auf Freitag und Samstag zu splitten und verabrede mich für Freitag zum Abendessen mit Serpel auf dem Stilfser Joch.
Ich gehe die Fahrt gemütlich an und zuckel entspannt vor mich hin Richtung Mendelpass.
Auf der Strecke dorthin begegnen mir viele Oldtimer, die sich auf der Passhöhe treffen.
Auf der Weiterfahrt Richtung Passo Tonale werde ich von drei Österreichern überholt und ich beschließe, meine Geschwindigkeit der ihren anzupassen und so trudeln wir gemeinsam auf der Passhöhe des Tonale ein.
Schön ist der Tonale nicht und nach einem kurzen Plausch mit den Ösies geht’s weiter zum Passo Gavia. Der Gavia beeindruckt mit seiner „wildromantischen“ Landschaft und seeehr schmalen Straßen mit mit noch seeeehr viel engeren Kehren. Puh, an manchen Stellen habe ich Blut und Wasser geschwitzt und langsam verstehe ich, warum die Strecke auf den Touren des Mondscheins als „schwierig“ eingestuft wird.
Das Passschild am Gavia ist völlig zugekleistert - wer macht denn so was?
Von dort komme ich her
und da geht es hin
Allein für diese tollen Landschaftsbilder hat sich die Fahrt gelohnt!
Und nun gilt es: die Anfahrt zum Stilfser Joch! 42 Kehren auf der Westrampe und 48 Kehren auf der Ostrampe! Ich komme von Westen und habe somit die schmalere Straße mit einigen Tunnels vor mir! Und es kommt, wie es kommen muss. In einem der engen Tunnel treffen zwei Lieferwagen aufeinander. Nichts geht mehr und das Kommando lautet: alle Mann zurück. Hahahaha, dass ausgerechnet mir das passiert war schon fast klar. Auf gehts, laaangsam, Stück für Stück die W zurückrollen lassen, Finger weg von der Handbremse und mit viel Gefühl Stück für Stück die Kehre rückwärts fahren, bis es eine kleine Einbuchtung gibt, in die ich ausweichen kann und die Lieferwagen an mir vorbei lasse. Hat alles erstaunlich gut geklappt () und ich genieße die Weiterfahrt bis zum ersten Fotostopp
Geschwungene Hügel:
mit Kühen auf der Wiese.
Dass das alles so dicht an der Schweiz liegt und der Umbrail hier „endet“, wusste ich bis dato auch nicht:
Auf der Passhöhe angekommen überlege ich, ob ich direkt wieder hinab fahren soll. 46 Kehren bis nach Trafoi. Serpel braucht von Trafoi auf die Passhöhe 12 Minuten. Runter sollte es doch eigentlich schneller gehen, oder? Es ist zumindest einen Versuch wert.
Die Kehren der Ostrampe
Die Abfahrt nach Trafoi ist irre und ich hab vergessen, auf die Uhr zu schauen. Aber ich bin mir sicher, es hat mindestens eine halbe Stunde gedauert! Auf der Strecke liegen in zwei der Kehren Motorräder, Autos blockieren die Straße, Radfahrer haben Probleme mit ihren Bremsen und ich mittenmang dabei!
Hochkonzentriert!
Unten angekommen überlege ich, ob ich die Kehren wieder hoch fahre oder ob ich mich, trotz ausstehender Buße, über die Schweizer Grenze traue und über den Umbrail zurück fahre. Da auf dem Stilfser Joch viel Verkehr herrscht entscheide ich mich für Letzteres. Die Grenzer diskutieren das letzte Fussballspiel der Grashopper Zürich und winken mich durch. Kurz hinter der Grenze ein kleiner Tankstopp. Die Spritpreise der Schweiz sind noch horrender als die der Italiener und haben schon fast was mit Buße zu tun. Und dann passiert das, wofür ich die Schweizer so liebe. Sie sind neugierig, freundlich, offen und herzlich - und dabei nicht aufdringlich! Ein älteres Ehepaar spricht mich an, woher ich komme, wohin ich wolle und natürlich darf der Spruch: „ganz allein, ganz schön mutig“, nicht fehlen!
Nach dem Plausch mache ich mich auf den Weg zum Umbrail. Die mir bis dato zumindest theoretisch bekannte Schotterstrecke ist erstaunlich kurz. Sieht so aus, als sei man dort am arbeiten, um auch das letzte Stück Schotter für die nächste Saison asphaltiert zu haben.
Die Landschaft des Umbrails ist der des Stilfser Jochs sehr ähnlich. Nach dem Schotterstück:
Das berühmte aber wohl schon lange nicht mehr besetzte Zollhaus:
Wieder auf dem Stilfser Joch erfülle ich mir einen kleinen Traum und nehme mir ein Zimmer im Hotel „Tibet“
Fast der Blick aus dem Fenster:
Hat für mich was von „über den Dächern dieser Welt“
Für 35 Euro pro Übernachtung mit Frühstück kann man nicht viel Luxus erwarten
umfallen kann man in diesen Zimmern jedenfalls nicht, die Toilette und das Badezimmer teilt man sich mit den anderen Hotelgästen auf dem Gang. Alles klein, aber sauber und saugemütlich!
Die urgemütliche Terrasse (für die es mir allerdings etwas zu frisch ist):
Mit dem Abendessen muss ich noch ein wenig warten und die Bratwurst bei Ricardo verkeife ich mich brav! Schon sehr außergewöhnlich: treffen sich ne Norddeutsche und ein Wahlschweizer zum Abendessen auf dem Stilfser Joch! Das Abendessen und die Unterhaltung runden den Tag sehr schön ab. Danke, Stephan!
Irgendwie bin ich ja drauf und dran, die 12 Minuten runter über die 46 Kehren nach Trafoi doch noch zu probieren. Abends sind die Straßen leer und mit einem anderen Töff sollte da doch was gehen
Ok, das Teil ist zu heiß für mich!
Ich fühle mich wie ein Affe aufm Schleifstein und tät den Soziasitz bevorzugen! Kurz noch lausche ich dem schönen Klang der davonbrausenden S1RR und dann muss ich schnell schlafen. Das Stilfser Joch ist am nächsten Morgen nämlich ab 08:00 Uhr wegen einer Fahrradveranstaltung gesperrt, da heißt es verdammt früh raus aus den Federn.
Der nächste Morgen bietet ein super Frühstück mit bestem Kaffee und eine schöne Stimmung
Aber auch eine kleine Überraschung – es ist saukalt und auf der Sitzbank ist Eis!
Na, da hast du ja noch einen richtig schönen Abschlusstag gehabt. Und ich dachte immer, eine Übernachtung da oben in dem Adlerhorst sei schier unbezahlbar. Muss ich doch auch mal machen.
ein schöner Bericht. Schaade, dass es so schnell vorbei war.
Wenn Axel mir die Koordinate zu meine Blidern zuordnen kann, werde ich noch kurz über die geführte Herrentour berichten. Andernfalls kann ich nicht viel zu den Bildern sagen, ich bin ja nur hinterher gefahren.
Allerdings muss ich mich ab Sonntag erst mal von dem ganzen Stress erholen, sprich, ich hab Urlaub.
Zitat Für einen guten Fahrer sind die Spitzkehren sicher eine Herausforderung.
Ich meine eher für die unerfahrenen ...
... jedenfalls immer wieder lustig anzusehen, wie dort im Schritt um die Ecken "gepaddelt" wird ...
Eyh, ich hab nicht gepaddelt! Dafür war viel zu viel los - entweder rollen oder anhalten, von "fahren" konnte da nicht wirklich die rede sein. Ich persönlich finde nicht, dass das Stilfser Joch überbewertet wird, es ist nur leider völlig übervölkert!
at Falcone: Ich habe in der Tat jeden einzelnen Kilometer genossen und auch die 1006 Kilometer des Samstags konnten mich nicht schrecken oder die wunderbaren Eindrücke dieser Tour trüben!
at Rayman: schönes Panorama-Foto! Es sprengt nur leider meinen Bildschirm völlig!
Klasse Bericht Monika! Da kommt richtig Freude auf beim Lesen. Verkehrsmäßig hatte ich beim Stelvio offensichtlich mehr Glück. Vielleicht geb ich ihm noch mal eine Chance. Inzwischen sollte ich in der Lage sein, Spitzkehren etwas flüssiger zu umrunden.
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) und ich genieße die Weiterfahrt bis zum ersten Fotostopp
