Wir haben nicht so gut geschlafen. Die Pizza war einfach zu groß und der Nachbarhund hat dauernd gekläfft. In der Nacht hat es geregnet. Seit langen wieder mal gibt es ein gutes Frühstück mit Wurst. Käse, Marmelade, Obst Joghurt und Säften, dazu guter Kaffee. Aber viel Appetit haben wir nicht. Wir graben die Membranen aus der Gepäckrolle aus und knüpfen sie in die Jacken. Gegen neun Uhr fahren wir bei nur zwölf Grad los. Schon nach gut 10 Kilometern erreichen wir die slovenische Grenze. Es regnet leicht. Die schöne kurvenreiche Strecke setzt sich fort. Wir merken uns Slovenien vor – eine tolle Motorradgegend, die wir auch bald richtig nutzen können, denn die Sonne setzt sich schnell durch. Immer im Bereich zwischen 600 und 1000 Metern kurven wir durch die Bergwelt.
Grenze nach Slovenien
Noch dräuen die Wolken, aber bald wird …
… es immer freundlicher, die Berge …
… bieten schöne Straßen und tolle Aussichten.
Die Soča (dt. Sontig), hier bei Grgar, führt jadegrünes Wasser
In Kanal (dt. Kanalburg) halten wir an, die Sonne scheint und direkt neben der Kirche Mariä Himmelfahrt mit ihrem eigenartigen Turm finden wir ein Café, direkt am Neptun-Brunnen von 1815, dem bedeutendsten Marktbrunnen Sloweniens – warum auch immer. Blauer Himmel und ideale 25 Grad, wer hätte das am Morgen noch gedacht? Anfangs machte uns aber der Wind zu schaffen, der böenhaft kommt und unberechenbar ist.
Pause in Kanal
Hinter Kanal verpassen wir einen versteckten Abzweig zur Slowenischen Grenzkammstraße und fahren einen Moment auf der Hauptstraße, bis wir den Irrtum merken und umkehren. Zuerst geteert, später auch geschottert, windet sich die Grenzkammstraße erst mal fast ausschließlich durch Wald. Nur an wenigen Stellen lohnt es sich, mal anzuhalten und übers Land zu schauen. Dann jedoch kann man bis zur Adria blicken. Während des ersten Weltkriegs fand im Bereich des Soča-Tals ein zweieinhalb Jahre dauernder Stellungskrieg zwischen der italienischen und der Österreichisch-Deutschen Arme statt. Dabei wurde das gesamte Soča-Tal stark in Mitleidenschaft gezogen und weitgehend zerstört. Ein „Weg des Friedens“, ein Teil dessen auch die Slowenische Grenzkammstraße ist, soll daran erinnern.
Hinauf zur Grenzkammstraße
Schnee auf den Alpengipfeln – Ende Juli
Bienen-Wohnmobil
Grenzkammstraße, anfangs meist im Wald und …
… auch geschottert
Sogar eine Übernachtungsmöglichkeit gibt es
Vorbei an Felsen und …
… Bergbächlein hin zur …
… schönen Aussicht. Wir stehen direkt an der italienischen Grenze
Man kann im Dunst die Adria und Istrien (links) erkennen
Auf der Passhöhe (wobei die Grenzkammstraße eigentlich kein Pass ist)
Blick hinunter nach Slowenien ins Soča-Tal und …
… hinüber zu den Julischen Alpen
Blick ins Soča-Tal nach Kobarid
Und auch noch mal nach Italien zur Adria bei Monfalcone
Und nun geht es wieder hinab bei …
… bestem Reisewetter und …
… mit schönen Ausblicken.
Wir treffen kurz vor Kobarid wieder auf die Straße im Tal und fahren weiter nordwärts. Log pod Magartom (dt. Loch am Mangart) ist der letzte Ort vor der Grenze nach Italien in Richtung Tarvisio. Wir haben schon mal ins Auge gefasst, hier zu übernachten, wolle aber doch erst mal schauen, ob es Sinn macht, heute noch die mautpflichtige Mangartstraße zu fahren. Das Wetter ist aber nicht vom Besten, es haben sich im Talkessel Wolken zusammengebraut und es nieselte auch schon mal kurz. Als wir an der Mautstation ankommen, bestätigen und auch die zwei jungen Männer dort, dass es „oben“ sehr nebelig sei. Also brechen wir ab und fahren zurück nach Loch. Auf dem Rückweg fängt es an zu regnen. Das ist dann auch der Grund, warum wir gleich zu Ortsbeginn am ersten Hotel anhalten, dort auch ein Zimmer (schön groß, direkt unterm Dach, mit Aussicht) bekommen und einen Platz unter einem Vordach für die Motorräder, der schnell frei geräumt wird.
Eine halbe Stunde später klart es wieder auf, aber über der Mangartstraße hängen noch die Wolken.
Ich mache mich auf zu einem kleinen Spaziergang und erfahre dabei auch, dass es in der Nähe ein Bergwerk gibt, mit einem über fünf Kilometer langen Zugangsstollen, der um die letzte Jahrhundertwende gebaut wurde und bis nach Österreich reichte. Durch diesen Stollen transportierten die Österreicher ihre Soldaten an die Soča-Fraont, während oben drüber die Italien den Predil-Pass kontrollierten. In Log befand sich ein Lazarett, so dass der Ort nicht angegriffen wurde und unzerstört blieb. Das holte aber dann der zweite Weltkrieg nach, in dem die Deutschen aus Vergeltung wegen eines durch Partisanen ermordeten SS-Offiziers das ganze Dorf abbrannten und 16 Geiseln erschossen. Und im Jahr 2000 hat ein Erdrutsch den nördlichen Teil des Dorfes weggerissen, dessen Spuren man noch deutlich sieht. Entlang der Mure wandere ich ein wenig in die Berge und auch ins Dorf. Wo ich sehe, dass es auch noch einen alten Gasthof gibt, der einen viel gemütlicheren Eindruck macht als unserer.
Da oben in den Wolken ist irgendwo die Mangartstraße
Die Sonne kommt wieder raus und ich schaue mir Dorf und Umgegend an.
Blick zurück nach Loch
Brücke über die Soča, die …
… sehr klares Wasser führt
Hier standen vor wenigen Jahren noch Häuser des Dorfes. Die Brücke wurde nach dem Erdrutsch gebaut.
Unser Hotel - unser Zimmer hat das runde Fenster im Giebel
Hier wären wir sicher urtümlicher untergekommen
Nebenan die alte Schmiede
Das kleine Hotel wird ganz jungen Leuten geführt. Im Keller gibt es einen Speiseraum mit Terrasse und wir scheinen die einzigen Gäste zu sein. Im Preis von inzwischen schon 84 Euro ist das Drei-Gänge-Abendessen mit enthalten. Nach dem Essen gehen wir aber noch in den Gasthof und trinken in der gemütlichen alten Gaststube mit der niedrigen Decke ein schönes Bier. In der frischen Bergluft schlafen wir gut, nur manchmal glaube ich, Wölfe heulen zu hören. Dabei waren es doch nur drei Bier.
Die gute Laune hält von der Vorspeise über …
… über die Hauptspeise bis …
… zur Nachspeise an
Danach noch ein Bier beim Nachbarn.
Karte 20. Tag, 253 km
Grüße Falcone
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Tag 20 - Seite 335-381.pdf
Sehr schön - besonders gefreut hat mich der Bericht und die Bilder zur Grenzkammstraße. Gerade gestern Abend habe ich diese Gegend für meine 2013-er Tout geplant. Vermutlich werde ich die Grenzkammstraße nur teilweise fahren und dann auf der italienischen Seite in den Bergen in Richtung Stol weiter fahren.
dabbel-U Grüße Hans-Peter
SR-Junkie - 1 kick only heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?
...eigentlich schon vor Livek (so ca. ab Codromaz) in die Berge. Und ja: ich glaube, dass das ziemlich kleine Straßen werden ... (hast Du eigentlich noch das Gutachten für die Heidenaus?)
dabbel-U Grüße Hans-Peter
SR-Junkie - 1 kick only heizt Du noch, oder W-andeSRt Du schon?
Super Bericht, Martin. Habe mich an einigen Stellen an meine Rundreise erinnert.
Aber, hat deine Frau keinen W-Pulli?
Werner
Und aus dem Chaos sprach eine Stimme zu mir: "Lächle und sei froh, es könnte schlimmer kommen!" Und ich lächelte und war froh - und es kam schlimmer.“ ...
Klasse Fotos, schöner Bericht Martin. Hat mich an meine Zeit in Rumänien erinnert. Die Versorgung scheint etwas besser geworden zu sein, vieles sieht aber noch so aus wie vor 20 Jahren.
Zitat von TurtleAber, hat deine Frau keinen W-Pulli?
Stimmt ... zudem sticht dieses orange zum Ende jeden Tages gewaltig in den Augen ... aber wahrscheins soll das der "Running-(Pullover-)Gag" bzw. das unverwechselbare Markenzeichen(quasi mit orangenem Echtheitszertifikat) nebst dem schon obligatorischem 3-Gänge-Menü von "Falcones Reisen" sein ...
muss mal wieder ein paar Serpelpunkte sammeln. Immerhin sieht der Martin daran, dass ich seine Reiseberichte sehr ernst nehme.
Zitat von Falcone im Beitrag #76 Da oben in den Wolken ist irgendwo die Mangartstraße
Die Mangartstraße befindet sich erst im nächsten Seitental eins weiter links. Im Bild selbst der Jalovec, mit 2.645 m der vierthöchste Berg Sloweniens.
Brücke über die Soča, die …
Die Brücke führt natürlich nicht über die Soča, sondern über die Koritnica, die erst 10 km talabwärts in die Soča mündet.
… sehr klares Wasser führt
... und das ist weder die eine noch die andere, sondern der Predelica, der ungefähr auf Höhe des Hauses im Hintergrund in die Koritnica mündet.
So, das war’s schon. Hat auch gar nicht weh getan ...
Trau dich ruhig, ich hab da kein Problem mit. Besser korrigieren als was Falsches stehen lasen.
Ich war aber eben erst mal etwas irritiert. Zum einen sichert sich Serpel ja immer gut ab, aber zum anderen hatte ich den Weg zwischen Bild Brücke und Bild Bach etwas länger als nur 5 Minuten in Erinnerung, zumal ich noch einen Geröllhang runtergekraxelt bin. Aber es sind tatsächlich nur 132 Meter und ich bin jung und sportlich. Es stimmt also (natürlich), was Serpel schreibt.
Ich muss allerdings sagen, wenn ich den ganzen Reisebericht hätte derart akribisch nacharbeiten wollen, wäre ich nächstes Jahr noch nicht fertig. Andererseits sollten solche Angaben natürlich auch stimmen. Ich würde mich ja auch mokieren, wenn man die Zwester Ohm und die Ohm verwechselt
Julische Alpen, Mangart-Straße, Karnische Alpen, Gailtaler Alpen, Hohe Tauern
Als PDF unten im Anhang
Ich hatte doch nicht geträumt. Beim Packen der Motorräder hörte ich das Wolfsgeheuel erneut. Und tatsächlich hielt sich jemand in der Nähe Wölfe in einem Gehege. Nach einem Frühstücksbuffet am Morgen starten wir punkt 9 Uhr in Richtung Mangart-Straße. Die Straße ist kein Pass, aber mit 2055 die höchste Straße Sloweniens und führt über 17 Kehren und durch 5 Tunnel. Das Ende der Mangartstraße ist als Schleife ausgeführt. Von dort soll man einen schönen Blick auf die umliegenden Gipfel haben. Letzteres blieb uns aber verwehrt, denn die Lahnscharte versteckte sich in einer Wolken-Haube
Auf geht’s durch ein Tal, das noch vom Erdrutsch gezeichnet ist
Diese Art von Schildern weisen ja immer auf schöne Motorradstrecken hin
Schnell treiben die Wolken über den Himmel und werden entweder von den Gipfeln zerrissen oder stauen sich.
Gucken, ob wer kommt.
Blick zurück
Und weiter geht es bergauf
Eine wirklich schöne Straße mit …
… wechselndem Belag, die …
… aber bald in die Wolken eintaucht
Manchmal reißen sie kurz auf, dann kann man den Blick genießen
Wir halten uns aber nicht auf und fahren zurück, denn …
… es ist bitterkalt.
Aber wir werden noch mal wiederkommen.
Nach der Mangartstraße, die man wirklich empfehlen kann, dann aber bei hoffentlich Fernsicht und etwas höheren Temperaturen, fahren wir westwärts zum Predil-Pass (1165m) Die Grenzstation ist verwaist und schwupps sind wir drüber, machen nur noch kurz ein Foto vom See. Es ist immer noch recht frisch. In Tarvisio biegen wir nach Westen ab und halten dann bald an einer Bar um uns bei einem Kaffee etwas aufzuwärmen.
Verwaiste Grenze und …
… See am Predil-Pass
Halt bei Tarvisio
Durch das Tal des Rio Bartolo, früher Tervis, führt auch die Autobahn von Udine nach Klagenfurt und wir folgen ihm bis Pontebba und biegen dann nach Norden ab in die Karnischen Alpen, queren den Nassfeldpass (1530m) und sind in Österreich.
Brücke über die Pontebbana mit …
… Blick …
… ins recht trockene Flußtal
Auffahrt zum Nassfeldpass, an dem …
… auch wieder ein kleiner See liegt.
Schilder, die der Motorradfahrer gerne sieht.
Armes Jawa-Gespann
Auf der Italienischen Seite sieht der Pass noch sehr nett aus, leider hat die Restauration nicht geöffnet. Wir kommen dann über den Pass zum Skigebiet Sonnenalpe, halten aber nur kurz an und ich kaufe einen Aufkleber für meine Koffer (hier gibt es sie wieder), dann flüchten wir vor der seelenlosen Anlage und fahren wir weiter ins Gailtal, wo wir auf einer gut ausgebauten Straße westwärts bis Körtschach-Mauthen fahren. Auf halber Strecke übermannt uns die Müdigkeit und wir legen uns einfach auf einer duftenden, frisch gemähten Wiese in die Sonne.
Wasserfall bei Schlanitzen (Tröpolach)
Pause in der Sonne vor den Gailtaler Alpen
Da Hennys W mit mir schon mal am Großglockner war und dort einen Aufkleber verpasst bekommen hat, sie selbst aber noch nicht dort war, steht eine Großglocknerfahrt jetzt als Pflicht an. Gut ausgeruht erfreuen wir uns an der wunderbar zu fahrenden Südrampe und schrauben uns die Kurven hoch bis zur Franz-Josefs-Höhe. Obwohl Hochsaison halten sich sowohl Verkehrsaufkommen als auch Menschenmassen dort in erträglichen Grenzen.
An der Sturmalm
Die Pasterze, der größte Gletscher Österreichs
Was murmelt da im Gras?
Es gibt hier jetzt auch die weltweit höchstgelegene Motorrad- und Autoausstellung der Welt zu sehen, die wir uns angucken, wie auch die anderen Ausstellung. Wir haben Zeit, es ist nicht viel los und der Eintritt ist ohnehin mit der Maut schon bezahlt. Henny freut sich, weil das erste Fahrzeug in der Ausstellung gleich „ihr“ Motorrad ist.
Highlight der Ausstellung – meint Henny.
Die ist aber auch schön.
Auf der Weiterfahrt überholen wir eine kleine Gruppe mit alten Bullis, die den Berg hinaufschnaufen, dies aber wiederum dann doch so flott, das ich an den originalen 30 PS so meine Zweifel habe. Wir fahren weiter hinauf zum „Bikers Point“, der auch noch unter dem Namen Edelweißspitze (2571m) bekannt ist
Alte Bullis und noch ältere Schneefräse
Audi Testwagen auf der Edelweißspitze
Die Ws werden bewundert und die Bullis kommen auch.
Blick nach Süden, nach …
… Norden und …
… nach Westen.
Wir wollen nun nicht mehr weit fahren, haben noch Spaß an der Bergabfahrt und schauen dann in Bruck nach einer Übernachtung – es gefällt uns aber nichts. Wir kommen in Zell am See vorbei, wo nach dem Krieg Porsche seine ersten Sportwagen baute. Maishofen liegt rechts neben der Straße und wir biegen dort hin ab und finden auch einen netten Landgasthof. In der Abendsonne im Biergarten genießen wir bei Weizenbier einen Braten, ein Gulasch, jeweils mit Knödeln, und einen Kaiserschmarrn. Das erste Mal seit langem schalten wir auch mal einen Fernseher an, schauen nach dem Wetterbericht und bleiben bei einem französischen Spielfilm hängen, der von Schties und Blödbommeln erzählt.
Gasthof in Maishofen
Karte 21. Tag, 266 km
Grüße Falcone
Dateianlage:
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Tag 21 - Seite 348-362.pdf
Stimmt. An dem Tag hab ich am Abend überhaupt keine Aufnahme mehr gemacht. Und dabei gab es ein gutes Hirschgulasch und zum Nachtisch Kaiserschmarrn! Aber morgen gibt es wieder ein Abendessen-Foto.
Im Museum auf dem Glockner stehen etwa 20 Motorräder, angefangen von der Hildebrandt&Wolfmüller bis hin zu dieser neuen KTM.